3. Kapitel

 

Brief des Meisters über Karma von

S. H. Satguru Sardar Kirpal Singh Ji Maharaj

 

Der Höchste Schöpfer und der individuelle Geist in der Schöpfung sind durch den Ton- Strom miteinander verbunden. KAL – auch die Schöpfung des Höchsten Wesens, trennte durch ihr Dazwischenkommen als Gemüt und Formen, da Individuum vom Tonstrom.

Seitdem fühlt sich das Individuum abgesondert, jedoch nicht so der Schöpfer. Es gibt drei Gemütsarten und gleichlaufend mit diesen, drei Arten von Formen. In TRIKUTI bedecken NIJMAN (der innerste Umhüllung) oder BRAHM und das universale Gemüt den Geist. Die Formen hier bestehen aus sehr reiner MAYA oder einem sehr reinen Gemüt. Es ist so rein, daß die Mehrzahl der Sucher verfehlt, hier den Geist, abgesehen von MAYA oder dem Gemüt zu sehen und deshalb wurde BRAHM für allesdurchdringend etc. gehalten. Weiter unten, in SAHASDAL KAMAL, haben die Formen von TRIKUTI eine andere Art der Umhüllung. Gemüt und Formen sind gröber als die oben genannten, und die Astralform wird hier durch ANDIMAN beherrscht.

 

In dieser Zone gibt es Himmel und Höllen und zahlreiche andere LOKAS (Regionen). Die Neigungen des Gemüts sind einwärts gerichtet und erhebend. Dieses Gemüt ist ähnlich einem weisen Gegner; es sucht uns hier zu halten. Weiter unten in PIND (die Region unterhalb der Augen) bekommt die Astralform eine andere Umhüllung groben Stoffes, mit welcher wir alle vertraut sind.

 

Das Gemüt, welches diese Form beherrscht, wird PIN DIMAN genannt. Die Neigung sind hier nach außen gerichtet, zerstreuen sich und sind sehr schwer zu kontrollieren. Nun, ein Körper, der durch das Gemüt und den Geist in Gang gebracht wird, kann nicht umhin, Karma zu schaffen, und das karmische Gesetz „wie du säst, so wirst du ernten“ wirkt weiter und die Rechnung wird mit der Zeit kompliziert. Je mehr einer bewirkt, desto mehr und größer ist die Verwicklung und er gleicht einem Vogel, der in den Maschen eines Netzes zappelt.

 

KAL hat die Fallstricke der Formen und Gemüter so listig errichtet, daß es beinahe unmöglich ist, ihrem Wirken in diesen Körper und Gemütern zu entkommen. Es hat dabei nichts zu sagen, wie tüchtig und gottesfürchtig wir sind, sie will uns aus diesen Regionen nicht herauslassen. Lord Krishna sagt: „Gute Taten sind genau so bindend wie böse Taten; gute Taten können mit ‚Fesseln aus Gold‘ und üble Taten mit solchen aus Eisen verglichen werden, doch beide sind gleich ausreichend, um uns gefesselt zu halten.“ Ein Entkommen ist nur durch den Ton- Strom möglich, welcher das Substrat am Grunde dieser Gemütsarten ist. Nur wenn die Aufmerksamkeit den Strom vernimmt und ihm folgt, wird das Gemüt ruhig und ist außer Tätigkeit. Zu allen anderen Zeiten, in denen sie vom Strom entfernt ist, bekommt das Gemüt wieder die Oberhand. Durch die lange, unbegrenzte Zeit, seit der sich der Geist von einem Ozean getrennt und sich mit den Gemütern und Körpern verbunden hat, wurde nicht nur der nach oben gehende Verbindungsgang blockiert, sondern der Geist wurde so verwirrt, verwickelt und geschwächt, daß er jede Erinnerung an seine wahre Heimat verloren hat und nun damit zufrieden ist, ein elendes Leben auf dieser erbärmlichen materiellen Welt zu führen.

 

Es gibt zwei Arten des Schauens auf diese Schöpfung – den Gesichtspunkt des Schöpfers; oder mit anderen Worten, vom oberen Ende und vom unteren Ende aus. Vom oberen Ende scheint es, daß der Schöpfer alles in allem ist. ER ist der einzige Handelnde und das Individuum scheint gleich einer Marionette durch den Drahtzieher nach rechts und nach links gezogen werden. Es scheint kein freier Wille im Menschen zu sein und deshalb auch keine Verantwortlichkeit.

Es ist SEIN Spiel. DA gibt es kein Warum und Wofür. All die Meister- Heiligen, die vom „Gipfel“ herunterschauen, beschreiben die Schöpfung als SEINE Manifestation. Sie sehen IHN überall wirkend. – Schauen wir nun auf die Dinge, von unten aus, oder vom individuellen Gesichtspunkt aus. Hier stoßen wir auf Mannigfaltigkeit entgegengesetzt zur Einheit.

 

Jeder scheint durch einen Willen zu wirken, wird durch andere beeinflußt und beeinflußt selbst andere, mit denen er in Berührung kommt. Das Individuum ist der Handelnde und deshalb für seine Taten und ihre Folgen verantwortlich. Alle Handlungen sind in seinem Gemüt und in seiner Erinnerung aufgezeichnet und verursachen Zuneigungen und Abneigungen, welche ihn in den materiellen, astralen und mentalen Sphären entsprechend seinen Handlungen in einem früheren Leben, im Zyklus der Seelenwanderung festhalten. In diesen Regionen kann das Individuum nicht anders, als irgendwelche Handlungen zu bewirken, und hat es solche bewirkt, kann es ihrem Einfluß nicht entkommen. Der Mensch ist also der Handelnde und trägt deshalb die Verantwortung für sein Tun.

Wie oben dargelegt, weichen die Beobachtungen wegen der Verschiedenheit des Gesichtpunktes voneinander ab. Aber beide sind richtig. Der Mensch ist mit der grobstofflichen Form bekleidet und sieht deshalb nur die äußeren stofflichen Formen. Sein Blick geht nicht tiefer. Wenn er sich erheben würde, so könnte er von SAHASDAL KAMAL aus sehen, wie das Gemüt alle Formen in Bewegung setzt. Die Form als solche ist hier nur untergeordnet und das Gemüt ist die Triebkraft von allem. Derselbe Mensch wird von DASHWAN DWAR aus den Geist- Strom überall wirken sehen und er wird sehen, wie das Gemüt die Kraft vom Geist erhält.

 

Von SACH KHAND aus sieht er die ganze Schöpfung sich gleich Seifenblasen bildend und wieder verschwindend in einem spirituellen Ozean. Der Mensch ist mit Intelligenz ausgestattet und vollbringt jede Handlung wissentlich. Deshalb obliegt es ihm, einen Weg zu finden, um dieser Verwicklung zu entkommen. Um seinen Geist zu erheben, muß er gegen sein Gemüt kämpfen, denn er lebt durch kämpfen. „Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.“ Er kann nicht sagen, daß dies nicht ein Teil seiner Pflicht ist.

 

Die Karmas sind in drei Gruppen eingeteilt:

1.     KRIYMAN oder neue Taten

2.     PRADLABDHA oder Schicksal

3.     SANCHIT oder Vorrat

 

Nehmen wir den Fall eines Landwirtes an. Er bereitet sein Land für die Saat vor. Er hat nun die Wahl zu säen, was immer er will. Nehmen wir an, er entscheidet sich für Weizen und sät ihn. Das Getreide ist reif und er bringt es ein. Einiges behält er für seinen Bedarf während des kommenden Jahres zurück und das Übrige gibt er in einen Getreidespeicher. Im nächsten Jahr wird er also von Weizen leben, denn er hat sonst nichts für sich.

Wenn er nun irgend etwas anderes wünscht, sagen wir Korn, so kann er es beim nächsten Mal säen. Nehmen wir an, er sät nun Korn und erntet es am Ende des Jahres. Wie bei seiner Weizenernte behält er einen Teil zu seinem Gebrauch und den Überschuß gibt er wieder in den Speicher. Jahr für Jahr lebt er von der vorhergegangenen Ernte  und vermehrt seinen Vorrat an Speicher, um sich diesen in Zeiten der Knappheit und der Not zunutze zu machen.

 

Wir sehen, er lebt und hofft von dem zu leben, was er selbst säte und wieder erntete. Gleich diesem, was auch immer wir in diesem Leben tun, wird das Schicksal in unserem nächsten Leben sein, und einiges davon wird durch KAL als Vorrat zurückbehalten, um es uns dann zu geben, wenn wir durch irgendeinen Glücksfall (natürlich sind diese Chancen so gut wie nichts) mit unserem Karma zu Ende kommen würden. Ohne Karma kann KAL den Geist nicht im Körper unten halten, und ohne einen Körper kann kein Karma geschaffen werden.

 

Es steht KAL frei, von dem vorrätigen Karma zum Schicksal hinzuzufügen oder Karma vom Schicksal abzuziehen, um es als Vorrat zu behalten. Ähnlich wie der Bauer, der sein Land für die kommende Saison bereitet und von dem, Wasser in der letzten Saison geerntet hat, mit Vertrauen auf seinen Vorrat lebt, so bereiten auch wir unser Schicksal und haben weiter keine Wahl. Doch wir haben die Wahl für unser künftiges Wohl ein Neues zu schaffen, so, wie es uns gefällt. Und wir haben einen Überschuß, welcher unser Vorrat aus vorhergehenden Leben ist, von dem wir jetzt aber keine Kenntnis haben.

Aus diesem Grund üben wir gegenwärtig eine zweifache Funktion aus.

a) In Hinsicht auf das Schicksal sind wir hilflos, aber

b) bei neuen Handlungen können wir frei entscheiden, um für die Zukunft zu säen. Allein mit dem Verstand zwischen diesen beiden Arten zu unterscheiden, ist nicht leicht für den Menschen, doch eine ungefähre Regel kann hier niedergelegt werden, nämlich das, was trotz unserer Anstrengungen und unvermittelt kommt, ist gebührend unserem Schicksal. Diejenigen aber, deren Aufmerksamkeit konzentriert ist und die Zugang nach Innen haben, können ihr Schicksal leicht lesen. Es ist ein offenes Buch.

Im physischen Körper werden die Handlungen vom Herz- Zentrum aus bewirkt. Solange das Gemüt hier zentralisiert ist (beim gewöhnlichen Menschen ist das Herz der Sitz der Gemütstätigkeit), wird dieses durch  die Tätigkeit des Gemüts beeinflußt. Die Empfindungen von Freude und Leid werden gefühlt, da der Körper von diesem Zentrum aus geleitet wird. Wenn das Gemüt durch Konzentration zum Augenbrennpunkt erhoben wird, oder mit anderen Worten, wenn das Gemüt seinen Sitz oder sein Zentrum vom Herz zu dem Punkt hinter den Augen verlagert hat, dann wird das Gefühl welches durch äußere Einflüsse verursacht auf dem physischen Körper wirkt, nur unmerklich empfunden.

Die Freuden der Welt werden einen solchen Menschen nicht erheben und deren Sorgen werden ihn nicht niederdrücken. Die Wirkung des Schicksals sind im acht- blättrigen Lotos aufgespeichert – in ANDA über dem Augenbrennpunkt. Ihr Einfluß wird stark gefühlt, solange dieses Zentrum nicht überquert ist. Sobald dieses jedoch überschritten ist und die Astral- Form des Meisters gesehen wurde (diese Form hat ihren Sitz hier), wird der Einfluß der Schicksals- Wirkung nur noch als dem Namen nach vorhanden angesehen. Das Gemüt ist stark geworden und hat die Kraft, Freuden und Sorgen ohne jede Anstrengung zu ertragen.

Aber das Schicksal kann nicht ausgelöscht oder abgeändert werden; es will ertragen sein. Ein Pfeil muß, nachdem er abgeschossen wurde, sein Ziel finden. Die zurückgestellten Auswirkungen sind in TRIKUTI aufgespeichert, und nur wenn der Geist das dritte Gemüt oder TRIKUTI überschritten hat, kann man sagen, daß er von allem Karma frei ist. Unterhalb dieser leidet er durch die Wirkung des Karma.

Alle Handlungen werden aus irgendeinem Beweggrund ausgeführt und dieser ist bindend. Es ist nicht leicht, sich eine Handlung vorzustellen, die ohne ein Motiv ausgeführt wird. Das Gemüt ist bewußt oder unterbewußt aktiv und es ist lächerlich von einer Wirkung zu sprechen, ohne an eine Gegenwirkung zu denken.

Es gibt kein Entkommen vom Gegenkarma. Wenn wir handeln, so gut es auch sei, gibt es kein Entrinnen. Nächstenliebe, Geschenke oder Pilgerfahrten müssen belohnt werden, und die Seele, die diese Dinge ausführt, muß diese Belohnung in der einen oder anderen Inkarnation erhalten.

 

Das Loskommen vom Karma liegt in der Protektion, die durch die Meister- Heiligen gewährt wird. Sie selbst sind ohne Karma. Ihre Handlungen sind nicht bindend, denn Ihr Geist wirkt von DASWAN DWAR aus, einem Zentrum über den drei Sphären des Gemüts und der Formen, wie oben dargelegt wurde. Sie zeigen uns den weg heraus.

Sie sagen: „Vollbringt neue Handlungen im Namen des Meisters; der Mensch wirkt dann nur in der Eigenschaft eines Vertreters.“ Die neuen Handlungen in diesem Geist ausgeführt, sind nicht bindend. Die Schicksalswirkung werden zu der Zeit, zu der das Leben zu Ende geht abgetragen sein. Die zurückgestellten Auswirkungen nehmen die Meister zum Teil auf Sich und zum anderen Teil werden sie durch die Schüler ertragen, so, wie es die Meister für gut halten.

Sie verbinden den Menschen mit dem Ton- Strom, dem Substrat, und indem der Geist diesen ergreift und aufsteigt und sich der Einflüsse des Gemüts und der Materie entzieht, wird der Ton immer stärker. Je mehr der Mensch in dieser Richtung arbeitet, desto leichter ist der Pfad für ihn. Wenn es sich andererseits zu lange hinzieht, sind die Meister- Heiligen doch verpflichtet, ihn durchzubringen, nachdem Sie die Seele initiiert haben. Die Praxis des Ton- Stromes schneidet Wurzeln des Karmas ab.

Der Strom wirkt auf den Geist wie ein Magnet. Er zieht ihn zu sich, und wenn dieser nicht durch den Rost des Gemüts und der Materie bedeckt wäre, würde er aufsteigen wie eine Himmelsrakete. Die Fesseln der verschiedenen Eindrücke und des Verhaftetseins werden durch die Wiederholung beseitigt. Das Wiederholen der inneren Reise in Gedanken, ersetzt unsere gewöhnlichen täglichen Gedanken und das Gemüt beginnt anstatt äußerlich zu wandern, Ruhe und Frieden im Innern zu erlangen, und wenn es nach Innen kommt, kommt der Geist mit ihm, und wenn der Geist innen ist, zieht ihn der Ton- Strom empor, und wenn TRIKUTI überschritten wurde (dies wird nur sein, wenn alle karmischen Rechnungen beglichen sind), geht die Seele nie mehr zurück zur Seelenwanderung. Sie wird hinaufsteigen, um sich mit ihrem Urquell zu verschmelzen.

 



Einleitung