Die Ansprache des Meisters an das indische  Parlament

1. August 1974

Mein lieber Dhillon Sahib und alle anderen hier anwesenden Brüder!

Seit meiner Geburt habe ich bemerkt, daß alle Menschen gleich sind - die gleichen zwei Augen, die gleichen zwei Nasenöffnungen, zwei Ohren, Mund usw. haben - der einzig vorhandene Unterschied liegt in der Kleidung. Da ich alle Religionen studierte, fand ich die gleichen Dinge vor: keine neuen Tatsachen offenbarten sich; wir haben sie nur vergessen. Ich war auf drei Weltreisen, und wohin ich ging, sagte ich, daß die Einheit bereits bestehe, wir sie aber vergessen haben. Alle sind auf die gleiche Weise geboren, mit dem gleichen äußeren und innneren Aufbau. Jeden Morgen beseitigt die Selbstverwaltung den Unrat eines jeden. So sind alle gleich.

Ein vergleichendes Studium der Religionen hat gezeigt, daß der Mensch als das Höchste in der ganzen Schöpfung betrachtet wird - alle Schriften sprechen sehr hoch über den menschlichen Körper. Ich brauche nicht ins einzelne zu gehen, aber verschiedene Schriften sagen, daß der Mensch Gott am nächsten ist, an einer Stelle, wo Brahm erkannt werden kann. Der Mensch ist also das Höchste in der ganzen Schöpfung. „Die ganze Schöpfung wurde gestaltet, dir zu dienen, o Mensch“ - dir und der ganzen Menschheit zu dienen.

Als Mensch sind wir also die Krone der ganzen Schöpfung. Alle Meister des Ostens sprachen vom Menschen als der goldenen Gelegenheit, in der wir das Mysterium des Lebens lösen, uns und Gott - die Kraft, die der Schöpfer ist, die alles durchdringt und überwacht - erkennen können. Darum wird der Mensch für das Höchste in der ganzen Schöpfung angesehen. Betrachtet nur den Mechanismus des menschlichen Körpers: er umfaßt den physischen Körper, den Verstand und die spirituelle Seite, die göttlicher Natur ist. Als Mensch sind wir bereits eins, mit den gleichen Vorrechten von Gott, zum Beispiel mit den gleichen geistigen Fähigkeiten. Als bewußte Wesen sind wir Tropfen vom Meer allen Bewußtseins. Wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott. Alle Rishis und Meister, die in der Vergangenheit gekommen sind, legten ihre Lehre auf die gleiche Art dar - sie wandten sich immer gleichermaßen an die ganze Menschheit. Sie sagten: „O Mensch!“, und sie sprachen zu der ganzen Welt, nicht zu den von Menschen erschaffenen Kennzeichen, die wir tragen. Guru Nanak sagte: „Alle Mensch lesen in derselben Klasse, um das Mysterium des Lebens zu erkennen.“ Als Mensch sind wir also eins, als Seelen sind wir alle eins, und die Kraft, die wir in der einen oder anderen Gestalt verehren, auf die man sich mit so vielen unterschiedlichen Namen bezieht, ist die gleiche.

Die Einheit besteht bereits; wir haben sie vergessen. Alle Meister, die kamen, gaben die gleiche Lehre unmittelbar an alle - es gibt nicht hoch noch niedrig. Sie sagten uns, daß wir den menschlichen Körper bekommen haben, welcher der höchste in der ganzen Schöpfung ist; er ist die goldene Gelegenheit, die wir jetzt haben - in ihm können wir Gott erkennen. Wir haben uns physisch entwickelt, wir wissen, wie dieser menschliche Körper arbeitet, wie man ihn schädigt, wie man ihn wieder in Ordnung bringen kann. So viele medizinische Systeme werden angewandt. Wir sind auch intellektuell wunderbar vorangekommen. Wir können innerhalb von Stunden um die Welt gelangen. Die Welt ist klein geworden, alle Länder sind Räume im Hause unseres Vaters geworden. Wir können nun den Mond erreichen, und es gibt noch andere, die es versuchen. Doch sind wir bei all diesem Fortschritt glücklich? Alle fürchten sich vor der Atombombe. Der Krieg kann jeden Augenblick beginnen, und diese Welt würde aufhören zu existieren. Was ist das Heilmittel für all dies? Die Meister geben uns das rechte Verstehen. Sie sagten allen Menschen: „O Mensch, du bist das Höchste in der ganzen Schöpfung. Du mußt deine dritte Seite, dein eigenes Selbst entwickeln. Schenke deinem eigenen Selbst mehr Aufmerksamkeit, was der wichtigste Teil deines Lebens ist. Dann werden die ganzen Schwierigkeiten gelöst.“

Wer sind wir? Wir sind bewußte Wesen. Wir sind die antreibende Kraft des menschlichen Körpers. Verstand, Gemüt und die nach außen gehenden Kräfte werden von uns gelenkt. Dies ist eine Maschinerei, die von uns in Gang gehalten wird - und sie wird auch von einer höheren Kraft kontrolliert, so lange wir in diesem physischen Körper wirken. Wo Gott wohnt, ist alles eine Offenbarung Gottes; aber er wohnt nicht in Tempeln, die aus Steinen gebaut sind. Als ich einmal eine Rede in England hielt und diese Worte sprach, stand ein Bischof auf und sagte: „Sie haben eine Atombombe auf unser ganzen Kirchentum geworfen, wenn dem so ist.“ Wann immer die Meister kamen, sagten sie uns: „Alle Menschen sind gleich. Wir sind alle Kinder Gottes und verehren denselben Gott über uns, der mit verschiedenen Namen benannt wird.“ Wenn Meister starben, kamen diese Gründungen ins Sein. Das Wort „Religion“ bedeutet: „re“ = zurück, „ligio“ = binden - uns selbst dem Überselbst zurückverbinden. Soziale Körperschaften wurden gebildet. Sie wurden zu dem edlen Zweck gegründet, es vielen Leuten zu ermöglichen, Vorteil aus dem menschlichen Körper zu ziehen. Im Prinzip sind alle Religionen gleich – Unterschiede rühren alle von klimatischen Bedingungen oder anderen Sitten her, die in jeder überwiegen.

Solange praktisch erfahrene Menschen lebten, hatten alle vollen Nutzen davon. Aber aus Mangel an solchen wurden die gleichen guten, alten Sitten verfälscht. Kabir und Guru Nanak erschienen zu einer Zeit, wo die Hindus und Moslems sehr mächtig waren, um sie zu vereinen. Guru Nanak sagte: „Ich bin weder Hindu noch Mohammedaner. Der Gott, den wir verehren, ist die gleiche Kraft.“ So fragten ihn die Leute: „Du trägst das Kennzeichen eines Hindu, wie kannst du sagen, daß du kein Hindu bist?“ Er sagte: „Natürlich trage ich das Kennzeichen eines Hindu, deren Religion gegründet wurde nach den Meistern, die in der Vergangenheit kamen, um ihre Lehre am Leben zu erhalten. Aber wer bin ich tatsächlich? Mein Körper ist aus fünf Elementen gemacht, und ich bin ein bewußtes Wesen, ein Tropfen aus dem Meer allen Bewußtseins.“ Zu jener Zeit gab es nur zwei Religionen in Indien - zwei äußere Körperschaften. Jetzt gibt es mehr als 700. Meister rühren nicht an äußeren Kennzeichen, wenn sie kommen, Die äußeren Kennzeichen bringen ihre eigenen Bräuche, ihre eigene Art zu leben mit sich, je nach den klimatischen Einflüssen. Ein erster Schritt ist gut, er stellt aber nur die Bereitung des Bodens dar. Der höhere Zweck ist, das Selbst zu erkennen und Gott zu erkennen.

Alle Meister, die im Osten oder Westen kamen, sagten uns: „Mensch, erkenne dich selbst.“ Die griechischen Philosophen sagten: „O Mensch, du mußt das Rätsel des Lebens lösen.“ Dafür mußt du dich selbst erkennen: „Gnothi Seauton.“ Die lateinischen Philosophen sagten das gleiche in ihrer lateinischen Sprache: „Nosce te ipsum.“ Die persischen Philosophen sagten auch das gleiche, in ihrer eigenen Sprache natürlich. Wir haben uns physisch und intellektuell entwickelt, wenn wir aber nicht uns selbst entwickelt haben, „sind wir töricht“; dies sind die Worte, die solche Philosophen gebrauchten. Guru Nanak sagte: „Wenn du dich nicht vom Körper und den nach außen gehenden Kräften trennst, kannst du das Rätsel des Lebens nicht lösen.“ Die Meister erschienen also, um uns zu lehren, uns selbst zu analysieren, indem wir uns über das Körperbewußtsein erheben. Sich selbst auf der Ebene von Empfindungen, Gefühlen oder durch Schlußfolgerungen zu erkennen, unterliegt dem Irrtum. Wenn ihr aber zu einem Meister kommt, einem praktisch erfahrenen Menschen, der sich täglich über das Körperbewußtsein erhebt, gibt er auch euch einen Beweis davon, wie man sich über das Körperbewußtsein erhebt. Das wahre „noscum“ (Wissen) keimt nur dann, wenn ihr bei einem praktisch erfahrenen Menschen sitzt, der euch einen Beweis davon gibt. Dann werdet ihr selbst sehen, daß ihr nicht der Körper seid, sondern die antreibende Kraft im Körper.

Ihr werdet erkennen, daß der Körper so lange arbeitet, als wir in ihm sind. Doch wie wunderbar ist dieser menschliche Körper! Er hat so viele Öffnungen - zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenöffnungen usw. - aber wir können nicht aus ihm hinaus. Eine Kraft kontrolliert uns in diesem menschlichen Körper - die gleiche Kraft, die das ganze Universum kontrolliert. Als Gott zum Ausdruck kam, wurde dieses Naam, Wort oder Kalma genannt, und das ist der Schöpfer, der die ganze Schöpfung durchdringt und kontrolliert. Diese gleiche Kraft kontrolliert uns im Körper und fährt damit fort, solange wir im Körper bleiben. Wenn diese Kraft sich zurückzieht, müssen wir den Körper verlassen. Dies ist der innere Weg, den die Meister offenbart haben, seit die Rishis und alle anderen den Schauplatz betraten. Ich habe Zitate aus den Originalschriften angeführt; ein vergleichendes Studium davon habe ich in dem Buch „Naam oder das Wort“ wiedergegeben. Ich habe eine vergleichende Studie aller Yoga-Arten (Die Krone des Lebens) und viele Bücher über das Thema der Spiritualität geschrieben. Sie berühren nicht die „Ismen“, sondern geben vielmehr die die reine Wahrheit wieder, die von allen Meistern, die in der Vergangenheit kamen, bekanntgegeben wurde. Die Notwendigkeit besteht jetzt, daß wir alle wissen sollten, daß wir bereits eins sind. Wir haben es jedoch vergessen. Dies ist die eine Sache, die uns veranlassen würde, Ehrfurcht für alles auf der Erde zu haben, wenn wir davon wüßten - für diejenigen um uns und diejenigen unter uns. Damit würden viele Schwierigkeiten gelöst.

Beim Besuch des letzten Kumbh bei Hardwar, das mein Freund bereits erwähnt hat, sagte ich den Sadhus, als sie versammelt waren (es war sehr schwierig, sie dazu zu bringen, beisammenzusitzen), daß wir alle eins sind als Mensch. Es gibt kein hoch, kein niedrig. Ich sagte ihnen, daß in früheren Zeiten alle zwölf Jahre Festlichkeiten abgehalten wurden, um über Brahma nachzudenken, über den Lebensweg und auch um alle Schwierigkeiten im Lande lösen zu helfen. Ich sagte ihnen, daß das auch ihre Aufgabe sei, weil die Welt in Flammen steht und sie das gleiche Verhängnis auch in Indien haben. Unser Haus brennt. Bei all unseren Schwierigkeiten jedoch tut unsere gesegnete Premierministerin und andere ihre Bestes, indem sie das Land gut leiten. Ich sagte den Sadhus, daß wir hier in Indien als Mensch gefehlt hätten, als Regierung unser Bestes versuchten, aber trotzdem - „O Gott, es liegt in Deinen Händen.“ Guru Nanak betete einmal. „O Gott, die ganze Welt steht in Flammen, rette sie unter irgendeinem Vorwand.“ Ich sagte ihnen: „Man sagt, daß Heilige Gott am nächsten stehen. Nun habe ich euch diese Botschaft zur Kenntnis gebracht, meine Arbeit ist getan.“ Sie bildeten einstimming einen Ausschuß, um zu helfen. Sie lobten auch die Art, wie wir leben und wie hier regiert wird.

Es ist sehr freundlich von ihnen, mich hierher einzuladen. Ich bin froh und dankbar für diesen ersten Schritt. In der Regierung werden diese spirituellen Themen gewöhnlich nicht erörtert. Dies war ein Theam, von dem auch Mahatma Gandhi sprach: daß Religion der Regierung nahegebracht werden sollte, um der praktischen Leitung willen.

Dies ist ein Erwachen, welches von der ganzen Welt gewürdigt wird. Auch hier sind Menschen bereit, und diese Ideen breiten sich wie ein Lauffeuer aus. Dies ist das Erfordernis der Zeit; wenn man ihm nachkommt, werden alle unsere Schwierigkeiten gelöst. Wir haben so viele Sorgen - Die Lebenshaltungskosten steigen. Was ist nun das Heilmittel? Einmal war ich Präsident der Bauernbewegung. Sie kamen zu mir mit folgender Darstellung: Der Bauer bekommt 1,60 Rupien pro Kilogramm für das, was er anbaut. Das gleiche wird für 7 Rupien pro Kilogramm auf dem Markt verkauft. Die Nahrungsmittel gehen durch mehrere Hände, und die Preise sind gestiegen. Die Regierung tut ihr Bestes, um dies in Ordnung zu bringen. In der Zwischenzeit sollten wir jedoch unsere Bedürfnisse auf ein Mindestmaß reduzieren, um den unangenehmen Auswirkungen der Nahrungsmittelkosten zu entgehen. Das ist ein Punkt, der uns vor der bedrückenden Auswirkung der steigenden Preise bewahren wir. Die Preise sollten kontrolliert werden. Wenn wir bedenken, daß alle eins und wir vom selben Land sind, dann müssen wir wahr zu unserem eigenen Land sein. Wir sind in diesem Land geboren, unsere Körper sind aus der Erde Indiens, und wir sollten unser Bestes tun, um dieses Land ideal für alle zu machen.

Während meiner letzten Weltreise wurde ich im Fernsehen gefragt, wie der Friede in der Welt gefestigt werden könnte. Ich antwortete, daß der Friede nur zustandegebracht werden kann, wenn die Leute sich über die „Ismen“ - über die Kennzeichen, die wir tragen - und Könige sich über das nationale Denken erheben. Mein Vorschlag ist also: wir sind alle aus diesem Land, wir haben diesen Frieden vor noch nicht allzuvielen Jahren erhalten. Wir sollten alle gemeinsam überlegen ,was die Regierung bereits tut, um es zu einem blühenden Garten zu machen und um andere dazu zu bringen, sich zu vereinen.

Es liegen also zwei Dinge vor uns: wir haben unseren Etiketten den Vorrang gegeben, wir sind aber zuerst Menschen. Wir sagen, daß wir zuerst Hindus oder Mohammedaner, dann Inder usw. seien. Ich würde sagen, daß wir zuerst Menschen sind, und dann kommen die Etiketten, die wir tragen. Dann kommt die Pflicht gegenüber dem Land: wir sollten das Vaterland lieben, das ist unsere Pflicht. Wir sollten alle gemeinsam überlegen, um der Gemeinschaft zu helfen, die Einheit der ganzen Menschheit zu verwirklichen. Das kann nur erreicht werden, wenn wir rundum rechtes Verstehen haben.

Mit Hochachtung gegenüber allen danke ich den Abgeordneten, besonders unserem lieben Freund Dhillon Sahib, der die Vorbereitungen für mich getroffen hat, zu ihnen zu kommen, um meine Gedanken darzulegen. Meine wirkliche Anteilnahme gilt dem Fortschritt dieses Landes, und ich bitte jeden von ihnen, wie ich die religiösen Häupter beim Kumbh Mela bat, gemeinsam zu überlegen.

Vielen Dank.