Arten von Nahrung

Eine einfache Kost ist nahrhafter und bekömmlicher und für die spirituelle Entwicklung förderlicher als alle sogenannten Delikatessen, die die moderne kulinarische Kunst anbietet. Einfache Nahrung wird euch immer ein Gefühl des Wohlbefindens und der Heiterkeit des Gemütes geben und euch helfen, im Rahmen eurer Möglichkeiten zu leben, wie bescheiden diese auch immer sein mögen, ohne daß ihr eure Hand vor anderen auszustrecken braucht. Als ich nach meinem langen Dienst in der Regierung in den Ruhestand treten wollte, wurde ich von meinem Vorgesetzten gefragt, ob ich nicht länger bleiben wolle. Aber ich lehnte das Angebot höflich ab und sagte: “Ich will keine Verlängerung, da ich mein Leben dem begrenzten Betrag meiner Pension anpassen kann.“

Es gibt drei Arten von Nahrung:

  1. SATVIK - Reine Nahrungsmittel
    Milch, Butter, Käse, Reis, Hülsenfrüchte, Getreide, Gemüse, Früchte und Nüsse.
  2. RAJSIK - Stimulierende Nahrungsmittel
    Pfefferschoten, Gewürze, Pikantes, saure und bittere Dinge.
  3. TAMSIK - Schwächende Nahrungsmittel
    Verdorbene Speisen, Eier, Fleisch, Wurst, Fisch, Geflügel, Wein, usw.

Von diesen Nahrungsmitteln sollten wir immer „Satvik“ oder reine Nahrung vorziehen. Sie bewirkt viel Gutes. Aber auch davon sollten wir etwas weniger essen, als zur vollen Befriedigung des Appetits erforderlich ist. Wenn uns delikate Speisen vorgesetzt werden, kommen wir in Versuchung, mehr zu essen, als tatsächlich notwendig ist. Statt uns aber zusätzlich Gesundheit und Kraft zu geben, erweist sich das Übermaß an Nahrung als schädlich. Nahrung, die nicht richtig verdaut und in den Organismus aufgenommen wird, bewirkt kolikartige Schmerzen, in manchen Fällen sogar Cholera, und manchmal muß man sogar mit dem Leben bezahlen. „Überlade die Kraftquelle des Magens nicht, sonst fällst du der Übelkeit leicht zum Opfer.“ Selbst am Guten sollte man sich nicht übersättigen, da es sich dann oft als schädlich erweist. Mäßigung beim Essen hilft dem Wachstum der Lebenskräfte im Menschen. In den Puranas, den alten Hinduschriften, gibt es ein Gleichnis vom Gott der Nahrung, der sich bei Lord Vishnu, dem Erhalter des Universums, beklagt, die Menschen würden ihn sehr mißbrauchen.

Lord Vishnu erwiderte darauf humorvoll:

„Wer von dir zuviel ißt, den mußt du verzehren, das ist das einzige Heilmittel!“

Frische Luft ist der wichtigste teil unserer Nahrung. Man muß tief Atem holen, den Atem eine Weile innehalten und ihn dann wieder voll ausstoßen, um so alle Unreinheiten aus dem Körper zu vertreiben, Außerdem muß man viel reines Wasser und Fruchtsäfte trinken, um den Organismus durchzuspülen, damit man gereinigt wird. Meidet aber alle Arten erregender oder dämpfender Getränke, alkoholische Getränke und Rauschmittel, denn sie machen das Gemüt und den Intelekt krank. Getreide und Früchte sollten unsere Grundnahrungsmittel bilden.

Wie schon gesagt, muß der Mensch also seinen Lebensunterhalt auf anständige und ehrliche Weise verdienen. Ebenso ist es die moralische Pflicht der Hausfrau, diese Satvik Nahrung in liebevoller Erinnerung an Gott zuzubereiten. Ein Essen, das mit Gedanken, die die ständig beim Geliebten verweilen, zubereitet wird, wird zu Manna, das vom Himmel kommt, und erweist sich als Segen für alle, die es zu sich nehmen. Der große Meister Hazur Baba Sawan Singh Ji gab uns oft das Beispiel vom indischen Bauern, der mit seinen Händen den Pflug führt, und dabei zauberhafte Lieder singt für das Mädchen, das er liebt. So sollte auch unsere Haltung sein.

Im Jahre 1921 arbeitet ich als Rechnungsführer in der 36. Sikh Einheit. Im Feld erhielt ich einen Koch zugeteilt. Ich sagte ihm, daß mich seine Vergangenheit nicht kümmerte, wenn er nur während der Zubereitung des Essens die heiligen Namen Gottes wiederhole und niemandem erlaube, die Küche zu betreten, um unnützes Reden zu vermeiden. Der Koch versprach es. Zwei oder drei Tage ging alles gut, aber als ich am vierten Tag meditierte, fühlte ich, daß mein Gemüt nicht ruhig war. Mitten in der Nacht rief ich den Koch und fragte ihm, ob jemand mit ihm in der Küche gewesen sei, während er das Essen zubereitete. Zunächst leugnete er, aber schließlich gab er zu, daß jemand gekommen sei, ihn in ein Gespräch verwickelt und so von dem liebevollen Denken an Gott abgelenkt habe. Ich ermahnte ihn deshalb, und von da an folgte er meinen Anweisungen ganz gewissenhaft. Dies ist also der beste Prüfstein für den spirituellen Fortschritt und für die Reinheit der Nahrung, die man zu sich nimmt; Reinheit in der Hinsicht, wie das Essen erworben und wie es zubereitet wird.

Sheikh Saadi, ein großer mystischer Dichter aus Shiraz in Persien, lehrte immer, den Magen in vier Teile zu unterteilen: Zwei für eine begrenzte Menge einfacher Nahrung, einen für reines und klares Wasser, während einer für das Licht Gottes vorbehalten sein sollte. Es gibt einen Vorfall im Leben von Hazrat Mohammed, dem Propheten des Islam. Eines Tages kam ein Arzt zu ihm und bot ihm seine Dienste an für die Kranken und Leidenden im Umat, der Gefolgschaft des Propheten. Er blieb ungefähr sechs Monate dort, ohne Arbeit zu haben, da keiner der Schüler des Propheten krank wurde. So ging er zum Propheten und bat um die Erlaubnis, gehen zu dürfen, da keiner hier seiner Dienste bedürfe. Hazrat Mohammed verabschiedete den Arzt mit einem freundlichen Lächeln und sagte, solange die Leute die Anweisungen befolgen, wäre es unmöglich, daß einer von ihnen erkrankte, denn alle lebten nach einer gesunden Grundlage: „Immer etwas weniger essen, als man gerne möchte, um seinen Hunger zu stillen. Ein reines Leben mit ehrenhaften Einkommen führen.“

Baba Jaimal Singh Ji, ein großer Meister seiner Zeit, kaufte gewöhnlich einige Brote oder Chapatis (indische Fladenbrote), wickelte sie in ein Tuch und hängte sie am Ast eines Baumes auf. Er saß den ganzen Tag in Meditation, und wenn er sich dann aus seiner Versenkung erhob, nahm er ein Stück Brot, tauchte es in Wasser und aß davon, bevor er von neuem meditierte. Brot aus vollem Korn ist ein vollkommenes Nahrungsmittel in sich. Wir aber berauben es seiner Vitalstoffe, indem wir die Schale des Korns entfernen und es in maschinell angetriebenen Mühlen zu weißem Mehl mahlen. So zerstören wir das Phosphor und das Öl in den Körnern und machen eine degenerierte Speise daraus. Ich konnte mit eigenen Augen sehen, das Hazur Baba Sawan Singhs Nahrung immer sehr einfach war und nur aus wenigen bekömmlichen Dingen in sehr geringen Mengen bestand. Alle Heiligen leben von sehr einfacher Nahrung. So war es z.B. bei Shamaz-i-Tabrez, einen Moslem-Heiligen und Soami Shiv Dayal Singh Ji, die beide nach dem Grundsatz lebten: „Iß weniger und bleibe glücklich.“ Bei einem Leben mit einfacher Nahrung und edler Denkweise, verbunden mit hoher Moral und reiner Lebensweise, braucht man keines der Stärkungsmittel, die heutzutage den Markt überschwemmen. Üppiges Essen bringt nicht nur die Funktion des Magens in Unordnung, sondern führt zu ernsten Folgen, die sich manchmal als sehr gefährlich erweisen. Sehr häufig beklagen sich Menschen, daß sie anscheinend auf dem Pfad nicht vorankommen, merken aber selten, daß dies einer fehlerhaften Ernährung und falschen Lebensweise zuzuschreiben ist. Auch Prophet Mohammed lebte hauptsächlich von Gerstenbrot. Die Satvik-Nahrung hält Kopf und Herz von allen Unreinheiten frei. Jeden Tag lesen wir, daß Verbrechen und Korruption zunehmen, und die Polizei Spezialeinheiten bildet, um dieser wachsenden Bedrohung zu begegnen. „Eßt, trinkt und seid fröhlich“, lautet die Parole des Tages. Jeder möchte sich bei Reisen und Besuchen von Vergnügungsstätten, Filmen usw. gut unterhalten - und all dies geht über seine knappen Mittel hinaus. Aber wie kann man zu mehr Geld kommen? Außer Aladins Wunderlampe kann euch nichts dazu verhelfen. Ein ehrlicher Mensch kann kaum Körper und Seele zusammenhalten. Aber nur sehr wenige können den Verlockungen und Versuchungen dieser glitzernden Welt entkommen. Die meisten von uns leben ein lustbetontes Leben: Einige leiden unter der Lust der Augen, andere unter der Lust der Ohren und wieder andere unter den verschiedenen Begierden des Fleisches. Wir haben keine Achtung vor Frauen, Töchtern und Schwestern anderer und laufen ihnen blindlings nach. Die Welt befindet sich in einer schnell fortschreitenden Rückentwicklung. „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“ Wollt ihr wissen wie euer Kinder heranwachsen, dann achtet auf ihre Freunde; von ihnen könnt ihr leicht auf eure Kinder schließen. Wir alle sind von Gott erschaffen. Wir sind verkörperte Seelen. Die Seele ist vom selben Wesen wie Gott, und Gott ist in uns allen. Deshalb sollten wir einander lieben. Das ist es, was Paulus sein ganzes Leben lehrte. Im Koran heißt es: „Oh, ihr Menschen, tut Gutes, seid gut zu euren Eltern und Verwandten, zu Waisen, Bedürftigen und Armen, zu euren Nächsten und euren Mitgeschöpfen. Solch ein leben ist Allah wohlgefällig. Allah ist in jedem von uns. Um den Hochmütigen, der selbstsüchtig ist, kümmert Gott sich nicht.“

Weiter