Ändert eure Gewohnheiten

 

Oh Mensch, es ist jetzt Zeit, deine üblen alten Gewohnheiten aufzugeben und sie durch andere zu ersetzen. Gewohnheiten entstehen dadurch, daß man dieselben Dinge immer wieder tut. So sollten wir als erstes alles, was wir falsch machen, untersuchen: Lügen, Heuchelei, Betrug, Kritik an anderen, Feindseligkeit, Geiz, Boshaftigkeit, Verleumdung und anderes mehr. Was nützt es, wenn ihr zum Satsang geht, aber gar nicht vorhabt, euch zu ändern? Eure Schritte lenkt ihr vorwärts, aber euer Gemüt wandert zurück. Der Satsang kann etwas ganz Wunderbares aus euch machen, aber das wird nicht geschehen, wenn ihr nur Gottes Namen wiederholt. Ändert jetzt eure Gewohnheiten und formt sie in gute um, denn Gewohnheiten werden mit der Zeit zur Natur. Beseitigt alle negativen Gedanken und ersetzt sie durch positive. Wenn jemand etwas falsch gemacht hat, vergebt ihm – und ebenso sollte er euch eure Fehler vergeben.

 

Im Koran steht, daß nicht einmal Gott einen Gedanken für den hat, der sich nicht ändern will. Wie können wir von anderen erwarten, daß sie ein perfektes Beispiel sind? Würden wir uns selbst ändern, so würde die ganze Welt sich mit uns ändern. Das ist eine Botschaft für uns alle.

 

Eine der schlechtesten Gewohnheiten ist, andere zu kritisieren. Alle Tugenden, die die rechte Lebensweise einschließen, sind gut, die höchste aber ist ‘Ahimsa- Parmo- Dharam’ (Nichtverletzen in Gedanken). Sie kann uns zur täglichen Gewohnheit werden, denn sie liegt verborgen in uns allen. Auch wenn wir noch andere Gedanken haben, wirkt sie doch bereits bewußt oder unbewußt und wird eines Tages sichtbar hervortreten. Deshalb hört ihr im Satsang oft „Vergangenheit ist Vergangenheit” – vergebt und vergeßt und schafft keine Grundlage für schlechte Gedanken, sonst treten unausweichlich Rückwirkungen ein. Ihr seid der Verlierer dabei, denn ihr müßt in diesem Fall wieder in den Zyklus von Geburt und Tod zurück. So ermutigen die Meister ihre Kinder mit Liebe, ihre Gewohnheiten zu ändern, solange noch Zeit dazu ist.

 

Ihr solltet es als Tatsache akzeptieren, daß ihr in jeder Hinsicht göttlich seid und Herr über euer Schicksal, das voll höherer Möglichkeiten ist. Ihr müßt euch einfach bemühen, euch zum Besseren zu ändern, und müßt an euren Entschlüssen festhalten. Alles andere kommt von selbst, da die gnädige Meisterkraft euch zur Seite steht und euch alle nur mögliche Hilfe, Gnade und Schutz gibt.

 

Je mehr man sich bemüht, alle Unvollkommenheiten durch tägliche Selbstprüfung zu beseitigen, desto mehr Gnade und Segen wird einem von oben zuteil. Geduld und Selbstlosigkeit sind edle Tugenden, und rechtes Verstehen ist die Basis allen Glücks. Wegen vergangener oder neuer Karmas solltet ihr euch keine Sorgen machen. Wenn ihr euer Verhalten jeden Augenblick bewußt beobachtet, dann wird in bestimmten Situationen des Lebens, in denen man die Wahl hat, einen Verhaltensfehler zu begehen oder zu vermeiden, besonnene Überlegung an Stelle von blindem impulsivem Handeln treten.

 

Man sollte sich vor den fünf Todsünden: Wunsch, Ärger, Gier, blinder Leidenschaft und Stolz hüten und an ihrer Stelle die Tugenden der Wahrhaftigkeit, der Reinheit, des Nichtverletzens, der universalen Liebe und des selbstlosen Dienens entwickeln.

 

Der Weg zu weltlichem Reichtum und der Weg zurück zu Gott liegen weit auseinander. Man kann nur einen von beiden wählen – diese Wahl liegt bei jedem einzelnen. Das Gemüt verbindet auf der einen Seite Körper und Seele miteinander, auf der anderen den Körper mit der Welt und all ihren Schätzen. So muß man notwendigerweise zwischen den beiden Möglichkeiten wählen. Wenn die Würfel einmal gefallen sind, muß man sich beharrlich dafür einsetzen, das Ziel zu erreichen, welches es auch sei.

 

Kurzum, der aufrichtige und gewissenhafte Wahrheitssucher wird seine ganze Lebensweise neu orientieren – Essen, Trinken, Denken, Handeln, Fühlen usw. Er wird nach und nach alle unwichtigen und ungesunden Wünsche aus seinem Gemüt beseitigen, bis er den Zustand der Reinheit und Einfachheit erreicht, der das Kind kennzeichnet.

 

Laßt eine Welle der Empfänglichkeit von Herz zu Herz gehen – so verwirklicht ihr den Herrn. Werdet ihr auch nur ein bißchen empfänglich, so kann der Meister euch innen zurückhalten, wenn ihr Gefahr lauft, etwas Falsches zu tun. Im Interesse ihres spirituellen Fortschritts sollten die Lieben ein diszipliniertes und genau geregeltes Leben führen – eine Sache zu einer Zeit – und auch das mit ungeteilter Aufmerksamkeit und voller Hingabe! Das bedeutet, das Haus in Ordnung zu halten.

 

Ein liebevoller Gedanke wird alles Gute aus dem Universum anziehen, während ein übler Gedanke einen Teufelskreis schafft, der alles Böse aus der Atmosphäre anzieht. Ein Mangosame zieht alles Süße aus dem Boden an, sät man dagegen dicht daneben einen Pfeffersamen, so zieht er alles Bittere an. Beide Pflanzen werden mit unterschiedlichen Elementen der Mutter Natur, jedoch auf demselben Boden, zum Blühen gebracht; die eine ist voller Süße, die andere voller Bitternis. Das ist das ewige Gesetz. Das menschliche Herz ist der Boden, und gute und schlechte Gedanken sind die Saaten darin, die, wenn sie sorgsam ausgesät werden, durch richtige und sorgfältige Pflege mit Sicherheit wachsen. Ihr müßt euch die besten Tugenden wählen und sie in eurem Leben kultivieren, dann könnt ihr zur gegebenen Zeit eine reiche Ernte erwarten. Innerhalb gewisser Grenzen seid ihr frei, und durch harte Arbeit, rechte Lebensweise und Disziplin könnt ihr von dieser Freiheit profitieren. Lernt einfach, edle Gedanken in euer Unterbewußtsein einzupflanzen und sie mit dem Wasser des Selbstvertrauens, der Entschiedenheit, des Fleißes und der Anpassungsfähigkeit zu nähren. Gebt nicht auf, beugt euch niemals (vor eurem Gemüt), nie und nimmer! Steht fest zu euren hohen Prinzipien des Lebens, die in den Stunden der Not euer Halt sein werden.

 

Die Mystiker aller Traditionen haben unermüdlich die Notwendigkeit absoluter Selbsthingabe betont. Dieses Kreuz meinte Christus – das Selbst oder Ego zu opfern – als er seine Schüler dazu aufforderte, das Kreuz täglich auf sich zu nehmen. In jeder kleinen Handlung, bei jedem Wort oder Gedanken versucht das Ego, uns zu beherrschen, und wenn der Wahrheitssucher darüber triumphieren will, muß er bereit sein, es jeden Augenblick zu opfern. In Sünde zu fallen ist menschlich, aber darin zu bleiben ist teuflisch. Sicher, man fällt oft, aber man wird erst nach vielen Stürzen ein guter Reiter. Bleibt nicht dort liegen, wo ihr hingefallen seid, das ist schlecht! Im Koran steht: „Gott wird niemanden ändern, der sich nicht ändern will.” Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Habt euer Ziel beständig vor Augen und arbeitet dafür – dann ist euch der Erfolg gewiß.

 

In der Spiritualität erfolgreich zu sein ist nicht so schwierig, wie manche glauben oder es darstellen. Aber es verlangt geduldige Selbstreinigung, eine wache Selbstbeobachtung, sorgfältiges Beseitigen aller unerwünschten Elemente und das Beschneiden aller sich ausbreitenden Verzweigungen. Darüber hinaus muß der zarte, junge Baum der Spiritualität rechtzeitig genährt und gepflegt werden, da er auf dem Boden des menschlichen Gemüts wächst.

 

Diese Aufgabe liegt auf den Schultern eines jeden von euch, und ich bin sicher, daß ihr euch hierin eurer Verantwortung und Verpflichtungen voll bewußt seid. So lange bis man lieben, gehorchen und sein Leben umwandeln kann, bleibt das Geschenk des Meisters wie eine Saat, die in ein stählernes Gewölbe eingeschlossen wurde und nicht aufgehen und Frucht bringen kann.

 

 

 

 

„Der Meister ist der Töpfer,

der Schüler der Ton.

Formend und formend beseitigt

Er jeden Fehler und Makel.

Von innen hält Er ihn mit Liebe,

von außen formt Er ihn Schlag für Schlag.”

 

Kabir

 

 

 


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