Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Param Sant Kirpal Singhs

 

 

 

INSTRUKTION

FÜR

WAHRHEITSUCHER

 

 

 

 

 

„Laß Güte und Mitgefühl dein Herz regieren

Oh Mensch, warum solltest du denn mitleidlos

und hart werden, wenn doch alle Geschöpfe,

von der kleinen Ameise bis zum mächtigen Elefanten,

Gott gehören.“

Kabir

 

 

 

Bevor der Meister – ein Adept in der Wissenschaft des Tonstroms oder des WORTES – die Initiation erteilt, wünscht Er von jedem vorgesehenen Initiaten, sich an folgende Instruktionen zu halten:

 

A Die fünf Haupttugenden, die die Grundlage der Spiritualität sind, zu kultivieren und zu entwickeln. Diese sind:

 

1.     AHIMSA – Gewaltlosigkeit oder Nicht- Verletzen allen lebenden Geschöpfen und mehr noch den Mitmenschen gegenüber, in Gedanken, Worten und Taten. Das ausdrückliche Gebot ist Verletze kein menschliches Herz, den es ist der Sitz Gottes. Wir müssen Achtung vor den Gefühlen anderer haben und Toleranz gegenüber anderen Ansichten.

 

2.     SATAYAM – Wahrhaftigkeit. Da Gott die Wahrheit ist, müssen wir die Wahrheit in all unserem Tun praktizieren. Wenn die Wahrheit im Herzen eines jeden lebt, muß sie sich auch im Leben und Wirken offenbaren. Sei wahr zu dir Selbst, und daraus folgt so wie die Nacht den Tage, du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen. Wir müssen daher die Falschheit um jeden Preis vermeiden. Sie schließt glatte Lügen, Heuchelei, Unehrlichkeit, Unterdrückung der Wahrheit und das Suggerieren von falschen Begriffen ein.

 

3.     BRAHMACHARYA – Reines Leben. Es schließt Enthaltsamkeit in Gedanken, Worten und Taten ein. Wir sollen nicht lüsterne Blicke nach anderen werfen, noch innerlich unreine Gedanken aufrechthalten, denn Keuschheit ist Leben und Sexualität ist Tod. Wenn wir den Pfad des Ewigen Lebens beschreiten wollen, müssen wir äußerlich und innerlich rein und sauber sein.

 

4.     PREM – Liebe für alle lebenden Geschöpfe und mehr noch für alle menschlichen Wesen. Haßt niemanden! Die ganze Schöpfung ist die Offenbarung Gottes, und sie muß daher geliebt und geachtet werden. Wer die Liebe nicht kennt, kann Gott nicht kennen.

 

5.     NISHKAM SEVA – Selbstloser Dienst an allen lebenden Geschöpfen in Leid und Bedrängnis. Wenn ein Körperteil leidet, so werden auch die anderen Glieder keine Ruhe finden. Dienen vor dem eigenen Selbst, sollte deshalb unser Leitspruch im Leben sein.

 

 

B Die drei Reinheitsgebote in Ernährungsweise, Lebensunterhalt und Lebensweise sind zu praktizieren:

 

1.     AHAR – Ernährungsweise. Was wir essen, baut den Körper und das Gemüt auf. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper ist eine wohlbekannte Redewendung. Bei ungesunder Nahrung können wir weder das eine noch das andere haben. Eine streng vegetarische Ernährungsweise, bestehend aus Gemüsen und Früchten – frisch und getrocknet – Getreide, Molkereiprodukten wie Milch, Rahm, Butter, Käse, Yoghurt etc., ist alle Aspiranten der Wahrheit wesentlich. Wir müssen deshalb Fleisch, Wurst, Fisch, Geflügel, befruchtete und unbefruchtete Eier vermeiden. Ebenso alles was diese Bestandteile in irgend einer Form enthält, sei es auch in einem noch so geringen Maße. Jede Handlung hat ihre Rückwirkung; das Fleischessen zieht neues Karma nach sich und hilft somit, das unerbittliche karmische Rad in Bewegung zu halten, denn wir müssen das ernten, was wir gesät haben. Wir können keine Rosen erhalten, wenn wir Disteln säen.

 

Die oben angeführten Verbote gelten ebenso für alle Arten von Alkohol, berauschenden Getränke, Opiaten und Drogen, das sie dazu neigen, unser Bewußtsein abzustumpfen und uns krank zu machen. Der Körper ist der Tempel des Lebendigen Gottes, und er muß äußerst rein gehalten werden.

 

Jeder für die Initiation vorgesehene Bewerber sollte deshalb vorher für wenigstens 3 – 6 Monate die vegetarische Ernährungsweise einhalten, um sicherzustellen, daß er daran festhalten kann, wenn er auf den Pfad gestellt ist.

 

2.     VIHAR – Lebensunterhalt. Mit der Ernährungsweise eng verbunden sind die Mittel zum Lebensunterhalt. Es gibt keine Abkürzungswege in der Spiritualität. Der Zweck rechtfertigt nicht die Mittel, auch wenn es anderswo so gehandhabt wird. Unedle Mittel, um den Lebensunterhalt zu verdienen, verunreinigen die Nahrung, die wahrlich die Quelle des Lebens ist. Ein rechtschaffener Lebensunterhalt im Schweiße des Angesichts verdient, ist wesentlich in dieser Hinsicht. Die Lebenspflanze muß darum mit reinem Wasser genährt werden, damit sie stark und gesund wird, ein geeignetes Instrument für das Erblühen der Spiritualität.

 

3.     ACHAR – Lebensweise. Die oben angeführten Bemerkungen gelten ebenso für die rechte Lenensweise. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat, ob gut oder schlecht, hinterlassen einen unauslöschlichen Eindruck im Gemüt, worüber Rechenschaft abgelegt werden muß. Darum die Notwendigkeit rechter Gedanken, rechten Trachtens und rechter Lebensweise. All das bildet die Hecke um die zarte Pflanze der Spiritualität.

 

 

 

C Satsang – Das Zusammenkommen in der Wahrheit

 

Die Führung des Meisters ist von höchster Wichtigkeit. Ein Meister ist in der Tat ein Meister – ein Meister in allen drei Phasen des Lebens: ein Guru oder Meister auf der physischen Ebene, der unseren Freuden und Leiden teilt, jeden einzelnen von uns liebevoll in seinen weltlichen Angelegenheiten führt und vor allem spirituelle Anweisungen gibt. Ein Guru- Dev oder die Strahlende Form des Meisters in den Astral- und Kausalregionen hilft den Geist in der Meditation auf jeder Ebene. Und der Satguru oder Meister der Wahrheit, oder die Wahrheit selbst im Jenseits.

Die Wichtigkeit, den Satsang oder die spirituelle Zusammenkunft zu besuchen, kann nicht ausdrücklich genug betont werden. Die Theorie geht immer der Praxis voraus. Es ist äußerst notwendig, die Lehren des Meisters in jeder Hinsicht klar zu verstehen, bevor man mit der spirituellen Praxis beginnt. Der Meister ist das ein und alles auf dem spirituellen Pfad. Doch er verlangt keinen blinden Glauben, wenn auch ein anfänglicher Glaube notwendig ist, um zu beginnen. Er betont nachträglich: Glaube nicht den Worten des Meisters, bevor du nicht selbst die Wirklichkeit siehst, oder zumindest eine Erfahrung von ihr erhältst.

 

D Spiritualität

 

Es ist ein Pfad der Liebe, der Disziplin und der Selbstkontrolle. Nach der anfänglichen spirituellen Erfahrung, die zur Zeit der Initiation gegeben wird, liegt das übrige an der unermüdlichen, regelmäßigen Praxis, wie sie durch den Meister empfohlen wird. Die tägliche Praxis, in liebevollem Vertrauen und aller Aufrichtigkeit und Demut, ist der Prüfstein, an dem kein Schüler vorbeigehen kann, wenn er Fortschritte auf dem Pfad machen will. Liebe zum Meister bedeutet: Unbedingten Gehorsam gegenüber Seinen Geboten.

 

E Vermeiden aller Symbolik und Rituale

 

Religiöse Praktiken, Riten und Rituale, Fasten und strenge Nachtwachen, Pilgerfahrten etc. und Atemübungen gehören nur zu den Grundstufen, die in einem den Wunsch erzeugen, Gott näher zu kommen oder Ihn zu finden. Man hat bereits den besten Gebrauch davon gemacht, wenn man auf dem Weg zurück zu Gott gestellt wurde, der die Wissenschaft vom WORT und dem TONSTROM ist, und der einer ist für die ganze Menschheit. Ein Ergebener, der dieser Wissenschaft folgt, braucht die Anfangsstufe nicht mehr. Kurzum, alle Handlungen, die physische Anstrengungen in sich schließen, gehören in den Bereich der physischen Welt, während wir uns aber über den Körper und das Körperbewußtsein erheben müssen, um den Kontakt mit den ursprünglichen Offenbarungen der Gottheit zu erlangen: Mit dem LICHT und dem TON. Ihr könnt Gott nicht mit Händen anbeten. Gott ist Geist, und er kann nur im Geiste angebeten werden.

 

F Aufzeichnungen der Lebensweise und des Fortschritts

 

Jedem Wahrheitssucher wird aufgetragen, genaue, objektive Aufzeichnungen seines täglichen Verhaltens zu machen, damit er seine Schwächen herausfindet und versucht, eine nach der anderen auszurotten und seinen Fortschritt auf dem Pfad und die verschiedenen Schwierigkeiten und Unzugänglichkeiten auf dem Weg notiert.

 

G Gesuch um Initiation

 

Jeder aufrichtige Aspirant für die spirituelle Wissenschaft, der an dem oben Gesagten unter Beachtung der vegetarischen Ernährungsweise für etwa 3 – 6 Monate festhält, kann die Bitte um Initiation auf dem für diesen Zweck vorgesehenen Formular mit kurzem Lebensbericht, Alter, ehelichen Stand und dergleichen zusammen mit einem Foto einsenden. Gesuche um Initiation sind an hinten angeführte Adressen zu richten.

 

 

 

H Der Weg des Licht- und Tonstroms

 

Der Pfad des Lichts- und Tonstroms ist die älteste und vollkommenste Wissenschaft, die die Welt jemals gesehen hat. Sie ist die natürlichste und ist am leichtesten zu verfolgen. Menschen jeden Alters können sie praktizieren. Eheliches Leben, Beruf, Stand und Glauben, soziale und religiöse Zugehörigkeit, Armut und Unwissenheit sind kein Hindernis. Es ist eine innere Wissenschaft der Seele, die darin besteht, die Seele mit der Überseele zu verbinden. Das geschieht durch die Hilfe und Führung des spirituellen Adepten. Denn er ist in der Theorie und in der Praxis der Paravidya oder der Wissenschaft des Jenseits erfahren und fähig, bei der allerersten Meditations- Sitzung eine Ersthanderfahrung zu geben. Nichts muß auf Vertrauen angenommen werden oder um des Glaubens willen. Wunder, geistige Heilungen, physische Phänomene, Zukunftsvoraussagen, Akash- Aufzeichnungen und weltliche Wünsche – all das ist beiseite zu lassen, denn dies sind unbedingte Hindernisse auf dem Pfad. Die ganze Energie muß für den inneren Fortschritt bewahrt werden.

 

Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes

so werden euch alle Dinge von selbst zufallen.

 

Dies ist die höchste Wahrheit, die seit grauer Vorzeit von Weisen und Sehern gelehrt wurde – seit den Tagen der Schöpfung. Sie ist unveränderlich und wird es auch immer bleiben. Gott, der Gottespfad und der Gottmensch können keinem Wandel unterzogen werden – sie werden ewig bestehen bleiben.

 

 

 

 

Die ganze Schöpfung ist der Tempel Gottes.

Es gibt keinen Ort, wo er nicht ist.

In den Mineralien schläft das Leben,

in den Pflanzen träumt das Leben,

in den Vögeln und jeglichem Getier erwacht das Leben,

und im Menschen ist das Leben bereits wach.

Somit sind wir Brüder aller Geschöpfe,

der Pflanzen, Vögel und anderen Tiere.

Die Blumen und Bäume, Sperlinge und Tauben

Sind wie Mitglieder unserer eigenen Art.

Wie einfach, rein, liebevoll und schön sie sind!

Wir sollten von ihnen lernen, ein Leben der Reinheit,

heiliger Einfachkeit und göttlicher Liebe zu führen.

 

                                     Kirpal Singh

 

 

 

Übersicht