Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Param Sant Kirpal Singhs

Sant Kirpal Singh

DIE BOTSCHAFT

DES GROSSEN MEISTERS

UND

SEIN ASHRAM

 

Vorwort

So schaue darauf, dass das Licht in Dir nicht Finsternis sei.

Luk. 11,35

Der Mensch ist eine unendlich kleine Einheit in der gewaltigen Organisation der Schöpfung Gottes, aber er nimmt in der Evolution der Gattungen die Spitze ein. Durch die Meisterhand des Schöpfers erschaffen und von Seinem Lebensodem unaufhörlich durchwogt, ist er wahrlich gesegnet.

Doch wie die Dinge stehen, ist unglücklicherweise kaum eine Spur des Heiligen Geistes im Wirken und im Handeln des Menschen zu erkennen. Bei allem Fortschritt in der äußeren materiellen Welt tappt er noch im Dunkel, soweit es das innere Leben betrifft. Er besiegt die Kräfte der Natur, doch sein Wissen und seine Kenntnisse haben ihn nicht dazu gebracht, wenigstens einen Blick in die innere Welt des Geistes oder der Seele zu tun, in das Licht und Leben, das ihn tatsächlich erhält. Er ist zu sehr von seiner weltlichen Beschäftigung in Anspruch genommen.

Obwohl die spirituelle Seite des Menschen höchst wichtig ist, wurde sie stark vernachlässigt und ignoriert. Diese Apathie des Menschen kommt zum Teil von seiner eigenen Gleichgültigkeit und Selbstzufriedenheit, hauptsächlich aber durch die Seltenheit der in der Wissenschaft des Geistes erfahrenen Meister. Das spirituelle Leben ist gänzlich Sache der Meister-Heiligen, welche die Wahrheit oder die Realität durch praktische Selbstanalyse gesehen haben und kompetent sind, anderen dieselbe Erfahrung zu vermitteln. Es ist eine rein subjektive Sache, und nur ein wirklicher Adept in der Theorie wie auch in der Praxis kann einem auf diesem Pfad helfen, indem er den Geist befähigt, sich über den Sinnesplan zu erheben, wodurch er eine tatsächliche Erfahrung des „Lichtes“ und der „Stimme“ Gottes erhält.

Die Wissenschaft der Meister ist in der Tat die älteste, die natürlichste und die genaueste die die Menschheit je gekannt hat, da sie durch die unveränderlichen Gesetze des Geistes regiert wird, über die wir jedoch hoffnungslos wenig wissen. Immer wieder kommen Meister-Heilige auf die Erde, um das oft in Vergessenheit geratene Para-Vidya (das Wissen vom Jenseits) wiederzubeleben und seine überaus wichtige Bedeutung den Menschen wieder einzuprägen.

Erst vor ein paar Jahren war ein lebender Gottmensch unter uns, in der Gestalt von Baba Sawan Singh Ji, der während seines irdischen Aufenthaltes nahezu 200 000 Menschen in die esoterischen Lehren der Meister in Theorie und Praxis einführte.
Die Lebensmission des großen Meisters, Baba Sawan Singh Ji, wird nun von seinem geliebten Schüler Sant Kirpal Singh Ji im Sawan Ashram, Delhi, weitergeführt.

Der Meister und der Ashram sind nicht zwei getrennte Wesenheiten, denn der Meister ist das Leben und die Seele des Ashrams oder besser, der Meister ist der Ashram, denn Er allein ist die Zufluchtsstätte und der Notanker der Ashramiten. Spirituelle Aspiranten und tausende anderer kommen dorthin, um Seine erleuchtenden Worte zu hören oder Ihn um Rat zu fragen und Seine Weisungen in all den vielgestaltigen Angelegenheiten des Lebens zu suchen. Die Botschaft des Großen Meisters und Sein Ashram haben somit dieselben Ziele, nämlich:
Die Befreiung des Geistes vom äußeren Menschen nach Belieben, um innerlich Zeuge der Glorie Gottes zu werden.

Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden;
...das Reich Gottes ist inwendig in euch.

Luk. 17,20-21
Bhadra Sena

Die Botschaft des Großen Meisters


Gott schuf den Menschen und der Mensch konnte als Gemeinschaftswesen nicht umhin, soziale Ordnungen zu entwickeln, die für das Wohlergehen dieser Gemeinschaft so sehr notwendig waren. Als Glied dieser Gesellschaft trug er sein Teil bei zur Förderung der sozialen, moralischen und materiellen Wohlfahrt dieser Körperschaft, zu der er gehörte. Da ein jeder die Tage seines Lebensaufenthaltes in der einen oder anderen Gesellschaftsordnung zu verbringen hat, ist es nur richtig, wenn er bestrebt ist, seinen Mitmenschen zu helfen und so seine Tage zufrieden und als guter Weltbürger zu verbringen.

Es sind überall zwei Seiten, die eine ist die objektive und die andere die subjektive Seite. Die objektive Seite befasst sich mit dem äußeren Menschen und seiner Beziehung zur äußeren Umgebung. Auf der subjektiven Seite ist er ein geistiges Wesen und kann auch ein beseelter Körper oder verkörperter Geist genannt werden. Als solcher ist er eine bewusste Wesenheit, ein Tropfen vom Ozean der All-Bewusstheit, der von demselben Geist wie Gott ist. Sein Gott-Wesen ist jedoch eingeschlossen und umgeben vom äußeren Menschen, der aus Gemüt, Materie, den Lebensenergien (pranas) und den nach außen strebenden Kräften besteht.

Der Mensch ist also mit Körper, Gemüt, Intellekt und dem inneren Selbst oder der Seele begabt. Der äußere Mensch hat bereits große Fortschritte gemacht, was die physischen, sozialen, politischen, moralischen und intellektuellen Lebensgebiete betrifft. Er hat Zeit und Raum aufgehoben und strebt nun danach, die Schranken der Natur zu überschreiten. Seine Aktivität umfasst den ganzen Globus und er versucht jetzt, interplanetarische Kontakte mit dem Mars, dem Mond und der Sonne herzustellen. Jedoch ist es eine bedauerliche Sache, dass der Mensch Kontrolle über die Kräfte der Natur erzielt, bevor er seine eigene wahre Natur erkannt hat - den inneren Menschen oder die Seele. Die Folge davon war, dass er sein Wissen für die Schaffung wirksamer Mittel zur Massen-Vernichtung anwendete. Er erfand tödliche Waffen, wie Ferngeschosse, Raketen, Fliegende Untertassen und Bomben aller Art (Atom, Hydrogen, Kobalt, Nitrogen etc.) und außerdem viele andere fürchterliche Maschinen, die für die Massen-Vernichtung geeignet sind. Dieses fortdauernde Leben des Streites, des Kampfes und des Sturmes hat von der Menschheit bereits einen schweren Tribut gefordert. Alles, was der Mensch bisher in dieser Hinsicht erreicht, geht auf Kosten des inneren Menschen. Im Blendwerk der Welt verloren, hat er sich nur auf die Außenwelt eingestellt, und es ist, als ob er in Stahlketten festgehalten würde, während der innere Mensch ausgehungert und eingeschrumpft im dunklen Kerker des Gemüts und der Materie liegt, aus Mangel an richtiger Pflege. Ist das nicht die Seele verkaufen für ein Linsengericht? 

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne
und nehme an seiner Seele schaden?

Mark. 8,36

Der Grund für diesen traurigen Zustand liegt darin, dass der Mensch verfehlte, die Bedeutung des inneren Menschen oder der Seele zu erkennen, die im Hintergrund liegt du dem Körper wie auch dem Gemüt Leben und Kraft gibt. Er weiß sehr wenig oder nichts über den inneren Menschen oder die Seele, und sein Wissen in dieser Hinsicht ist nur auf das beschränkt, was durch die heiligen Schriften bekannt wurde, aber er hat keine praktische Erfahrung davon.

Wir wissen theoretisch, dass der innere Mensch weder der Körper noch der Intellekt ist, auch nicht die Lebensenergien (pranas) oder die nach außen strebenden Kräfte, da dies in den religiösen Büchern und heiligen Schriften niedergelegt ist. Die Theorie geht ohne Zweifel immer der Praxis voraus, aber das wirkliche Ziel des Lebens endet nicht dort, weil die Theorie nur das Mittel zum Ziel ist und nicht das Ziel selbst. Das wirkliche und höchste Ziel des Lebens ist, den inneren Menschen von der Knechtschaft des Gemütes, der Materie, der Lebensenergien und den nach außen strebenden Kräften tatsächlich zu befreien und die wirkliche und eigentliche Natur des Höheren Selbstes in seiner eigenen befreiten Form zu erkennen. Dies wird Selbst-Erkenntnis genannt (Khud Shanasi oder Atam Darshan) und wird durch einen regulären Prozess der Umkehrung oder Selbstanalyse erreicht.

O Nanak! Bis sich der Mensch nicht selbst analysiert hat, führt er ein
verblendetes, oberflächliches Leben und kennt das wahre innere Selbst nicht.

„Erkenne dich selbst!“ war immer das Leitwort der Weisen durch alle Zeitalter hindurch. "Gnothi seauton“ war Glaubenssache bei den alten griechischen Philosophen, wie "Nosce te ipsum“ bei den Lateinern. Beides besagt das gleiche, nämlich, Selbsterkenntnis. Dies ist tatsächlich die Wahrheit, wie sie durch die heiligen Schriften bekanntgegeben wird. Selbsterkenntnis oder sein eigenes Selbst zu erkennen geht der Gotterkenntnis oder dem erkennen des Überselbst voraus. Offen gesagt, kann ein Mensch, der sich nicht tatsächlich selbst erkennt, nicht ein Theist im wahren Sinne des Wortes genannt werden, da es die Seele oder das innere Selbst ist - und zwar getrennt vom Körper und den körperlichen Attributen - das Gott erkennen muss. Die Mehrzahl der Prediger, einschließlich der sogenannten Lehrer, von denen es auf der Welt mehr als genug gibt, können sich also nicht zu den Theisten zählen.

Es ist eine Sache allgemeinen Wissens und der Erfahrung, dass Licht von Licht und Leben von Leben kommt. Von Gott, der großen immanenten Kraft wird gesagt, dass ER Licht und Leben ist. ER ist die immerwährende Quelle von beiden und alle Lebewesen leben in IHM und erhalten ihr Licht von IHM - jedes seiner eigenen geistigen Konstitution entsprechend.

Jedes Individuum ist mit begrenzten Fähigkeiten ausgestattet. In dieser Welt der Relativität gibt es Begrenzungen durch Zeit, Raum und Kausalität und außerdem die des Körpers und des Intellektes. Wir leben ein Leben relativen Bewusstseins und aus diesem Grunde ist all unser Wissen relativ. Wir wissen fast gar nichts über das Unterbewusstsein, das Überbewusstsein und die absolute und alles-durchdringende Wirklichkeit. Das Wenige, das wir vom bewussten Zustand wissen, ist weder alles noch absolut, sondern nur das, was möglicherweise vom Ego durch die verschiedenen physischen Organe und die nach außen strebenden Kräfte erfasst wird; doch das Wissen eines Menschen ist nicht das des anderen denn jeder denkt und handelt auf seine ihm eigene Art und Weise.

Bei all unserem Fortschritt in Wissenschaft und Literatur, Kunst und Religion, moralischem und materiellem Wohlergehen und den hinzugekommenen Bequemlichkeiten des Lebens, die sich daraus ergeben, fühlen wir uns doch zufriedener als je zuvor. Krankheit und Leiden, Armut und Kraftlosigkeit, Gebrechlichkeit und Altersschwäche sind das allgemeine Schicksal von reich und arm, von Gebildeten und Ungebildeten, von Tugendhaften und Lasterhaften. Der Tod, der letzte Feind aller lebenden Geschöpfe, legt seine eisigen Hände an alle. Er kommt, sobald die Zeit reif ist, und da gibt es kein Entrinnen.

Andererseits berichten uns alle biblischen Texte, dass der Mensch das Ebenbild Gottes ist. Er ist der Gipfel und die Krone der Schöpfung und Gott hat selbst den Engeln befohlen, sich vor ihm zu beugen.

Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie, einen Mann und ein Weib.
Und Gott segnete sie...

Gen. 1,27-28

Mensch, du bis ein Bild aus Licht... Alle anderen Wesen sind zu deinem Dienst. Du bist der Herr dieser Erde.

Nanak

Aber was finden wir wirklich? Mit einem Dorn im Fleisch geboren, leben wir in einer Welt, die vor Sünde und Leid berstet. Seit Adams Sündenfall, seinem ersten Ungehorsam gegen Gott, wie im Testament gesagt ist, finden wir denselben Krebsschaden in uns - den Krebs des Ego - der in jedem von uns schwärt und das Licht Gottes in uns überschattet. Wir haben uns selbst weit von der Gottheit abgetrennt. Die Dinge der Welt halten uns so fest in ihrem tödlichen Griff, dass wird den Blick für alles Edle in der Welt verloren haben. Mit auseinandergerissenen Ankern treiben wir steuerlos im Meer des Lebens umher, eine dauernde Beute für Wind und Wellen, ungeachtet der unzähligen schadhaften Stellen, die unser Boot aufweist. Wohl oder übel halten wir unsre Augen der Wirklichkeit gegenüber geschlossen und so marschieren wir weiter - wohin? - wir wissen es nicht.

Gibt es denn kein Hilfsmittel für diese traurige und erbärmliche Lage? Die Weisen und Seher sagen uns einstimmig, dass es ein wirksames und unfehlbares Mittel für all die Leiden der Welt gibt.

Das Ego ist eine tief wurzelnde Krankheit, aber es gibt dafür auch ein Mittel.
Wem Gott seine Gnade verleiht und dieser dann das Wort des Gurus in die Praxis umsetzt, jener Weise, o Nanak, befreit sich selbst davon.

Nanak

Da wir uns selbst krank gemacht haben, können wir uns auch selbst wieder heilen, denn es gibt kein Übel ohne ein Heilmittel dafür. Das Heilen des Übels liegt in der Wiederherstellung oder Berichtigung der Dinge, der Umwertung und der richtigen Auffassung des Lebens und seiner Ziele; was wir waren, was wir sind und was wir werden können. Aus der Meisterhand des Schöpfers hervorgegangen und mit dem „göttlichen Band im Innern“, nun aber im gewaltigen Wirbel der Welt verloren, könnte der Mensch doch Halt bekommen an der „Rettungsschnur“, wenn er sie nur sehen und ergreifen würde.

Alle Religionen waren ursprünglich für diesen Zweck bestimmt, wie auch die Etymologie (Lehre vom Ursprung der Wörter) vom Wort „Religion“ anzeigt. Es bedeutet: das, was dich zurückbindet zur inneren „Lebens-Schnur“. Aber leider haben wir die Religionen unbarmherzig auf die Ebene eines sozialen Sittenkodex heruntergezogen, mit dem Resultat, dass eine Erstarrung die Stelle der elastischen, lebendigen und lebensspendenden Verbindung mit ihren Gründern eingenommen hat. Statt des lindernden Balsams bekommen wir von den sogenannten Meistern nur Riten und Rituale, Härten und Bußen, Zeremonien, Förmlichkeiten und Lehrbücher, welche, wie nützlich sie auch immer sein mögen, um den Boden zu bereiten, nicht durch sich selbst zur Erlösung führen. Infolge des Mangels an praktisch erfahrenen Meistern, die allein uns den aller Symbolik zugrundeliegenden Sinn bekanntgeben können, ist uns ihre wirkliche Bedeutung verloren gegangen.

Die Folge davon ist, dass die Lebensquellen des Wassers der Unsterblichkeit, welche bei den lebenden Meistern in Überfülle zu finden sind und an die Bedürftigen verschwenderisch verteilt werden, nun unter den Trümmern der Zeit vergraben liegen und dem Blick unter der drückenden Last der Wortmacherei verloren gingen. Natürlich blieben uns die Lehren in Form der Schriften, und diese sind tatsächlich wertvolle Aufzeichnungen über ihre inneren, persönlichen geistigen Erfahrungen. Aber wie können wir sie wirklich verstehen und ihre Erfahrung zu der unsrigen machen - das ist das grundlegende Problem; denn die esoterischen Lehren können am besten nur von einem Adepten in der Wissenschaft des Geistes ausgelegt werden. Man braucht jedoch nicht zu verzweifeln. Solange Gott (die Wirkende Kraft Gottes) währt, wird es immer einen Weg zu Gott und einen Gott-Menschen geben, der den Weg zeigt und dem menschlichen Geist in seiner Suche nach IHM ein Führer ist.

Die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben vom Heiligen Geist.

2. Petr. 1,21

Ich tue nichts aus mir selbst, sondern wie mein Vater mir gelehrt hat,
so rede ich.

Joh. 8,22

Der arme Nanak öffnet seinen Mund nur, wenn ihm geheißen wird, dies zu tun.

Nanak

O Lalo! Ich berichte das göttliche Wort, wie es von meinem Geliebten zu mir kommt.

Nanak

Seine Worte sind die Worte Allahs, obwohl sie anscheinend von Menschen kommen.

Koran

In der Natur herrscht ein unveränderliches Gesetz von Bedarf und Versorgung, das lautlos in allen Lebensbereichen wirkt. Es ist Nahrung für die Hungrigen und Wasser für die Durstigen da.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit;
denn sie sollen satt werden.

Matth. 5,6

Die Mitleid erregenden Schreie der weltmüden Seelen können nicht vergebens sein, denn in der Natur geht nichts verloren. Zu allen Zeiten und in allen Himmelsgegenden erscheinen Gottmenschen mit einer Botschaft von Gott - der Botschaft der Hoffnung, der Erlösung und der Erfüllung. Sie sind immer im Einklang mit dem Unendlichen und haben die Macht und die Befugnis, die nach Gott verlangenden Seelen mit Ihm zu vereinen. Zu dieser hohen Stufe gehören all die großen Weisen und Seher, die von den ältesten Zeiten bis zum gegenwärtigen Zeitalter kamen. Sie sind Kinder des Lichts und kommen, um das himmlische Licht in die Welt zu bringen.

Hunderte von Monden und tausende Sonnen können das menschliche Herz nicht erleuchten. Wenn der Meister nicht wäre, würde für immer tiefe Finsternis sein.

Nanak

Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Christus, Joh. 8,12

Sie wenden sich nicht an die eine oder andere bestimmte Religionsgemeinschaft oder einen Orden, sondern an die Menschheit im allgemeinen.

Eine Meisterseele ist für ihre Universalität bekannt, Menschen aller Arten in ihre Herde einzubeziehen.

Nanak

Sie kommen nicht, um irgendwelche sozialen oder moralischen Gesetze aufzustellen oder aufzuheben, sondern ihre Mission ist es, das Göttliche Gesetz - das Gesetz des Geistes oder der Seele - zu erfüllen.

Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen. 

Christus, Matth. 5,17

Da  jede Seele von der allmächtigen Überseele getrennt ist, findet sie keine Ruhe, bis sie sich wieder mit dem Herrn - Gott - vermählt hat.

...und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet ihn Dir.

Augustinus

Aber das Wunder der Wunder ist:

Obwohl wir im gleichen Haus wohnen, kennt einer den anderen nicht.

Nanak

Religionszugehörigkeit, eheliches Leben, gesellschaftliche Stellung, Beruf, Gelehrsamkeit oder auch Mangel an Wissen und dergleichen, sind keine Hindernisse auf dem Pfad der Meister. Alle sind dem Meister gleicherweise willkommen, denn sein Ruf an den jedem Menschen innewohnenden Geist ist universal und von den Verstrickungen des Fleisches und allen weltlichen Erwägungen gelöst. Dies war auch die Botschaft von Hazoor Baba Sawan Singh Ji Maharaj aus Beas im Punjab/Indien, der die Lehren aller Heiligen, die in der Vergangenheit gekommen waren, wiederbelebte. Mit allen Attributen eines vollendeten Meisters ausgestattet, war sein Leben eine lebendige Verkörperung seiner Lehren. Aufgrund seiner grenzenlosen Liebe für die leidende Menschheit wünschte Hazoor immer, einen allgemeinen Boden, ein gemeinsames Forum zu bilden, wo Menschen der verschiedensten Rassen und Glaubensrichtungen und mit verschiedenen religiösen Ansichten, wie solche, die den unterschiedlichsten Sekten und Orden angehören, zusammenkommen könnten, um spirituelle Praktiken und Disziplin unter der Leitung einer Meister-Seele zu üben und somit Frieden und Erlösung zu finden. Es ist tatsächlich Sache des Glaubens bei einer Meister-Seele (Sant Sat-Guru), die Menschen aller Glaubensrichungen auf eine gemeinsame Plattform zu bringen wie Brüder, nur mit dem einen Bestreben, dem Studium der spirituellen Wissenschaft oder Ilm-i-laduni oder Para Vidya, wie sie genannt wird, d.h. das Göttliche Wissen oder das Wissen vom Jenseits.

Wahrhaftig, der allein ist ein Meister der Wahrheit, der alle auf einer Ebene vereinigen kann.

Nanak

Mit dieser Arbeit betraute Hazoor Baba Singh Ji seinen geliebten Schüler Sant Kirpal Singh Ji, der sie bereits während der Lebenszeit von Hazoor ausführte und sie seit dem Hinscheiden des Großen Meisters weiterleitet. Am 11. Juni 1951 wurde im liebenden Gedanken an Baba Sawan Singh Ji ein Ashram gegründet und nach ihm „Sawan Ashram“ benannt. Er ist eine lebendige Verkörperung der Lehren und Ideale jener Meister-Seele und soll immer ein Zentrum für die Verbreitung seiner Ansichten über das wichtigste Ziel, nämlich die Befreiung des Geistes, bleiben.


Sawan Ashram


Die Errichtung dieses Ashrams ist in sich selbst ein großes Wunder. Er wurde in der Zeit von knapp ein und einem halben Monat, durch gänzlich ungeübte Hände auf sehr geschickte Weise errichtet. Reich und arm, jung und alt, wie auch der Meister selbst, haben Tag und Nacht an diesem hohen Werk gearbeitet. Von Männern, die alles andere als Maurer waren, gebaut und von ihren Frauen unterstützt, zeigt dies die inspirierende Kraft des Meisters.

Ohne den Herrn, der das Haus baut, arbeiten vergebens, die es errichten.

Ps. 127

Der Ashram steht in ruhiger, gesunder Umgebung weitab vom geschäftigen Leben der Metropole Delhi. Er ist nicht nur eine Anhäufung von Mörtel und Steinen, sondern eine Verkörperung von Leben und aktiven Prinzipien, auf denen allein das Leben des Geistes gedeihen und Frucht tragen kann. Er erstreckt sich über mehr als 41 ar Land. Auf der einen Seite befinden sich eine Reihe Quartiere für die spirituellen Aspiranten oder Sadhaks. Einige von ihnen leben hier im Geiste selbstlosen Dienens für die Bruderschaft (Sangat) und für die Arbeit in der Großen Sache des Meisters, während andere kommen und vorübergehend bleiben, um von der kraftgeladenen Atmosphäre dieses Ortes erfüllt zu werden, was dabei hilft, sich die veredelnden Gefühle und Empfindungen zu eigen zu machen und das innere Leben unter der persönlichen Führung des Meisters zu entwickeln.

Der Ashram hat nicht eine besondere Färbung der einen oder anderen Religion. Man ist einfach betroffen von dem gänzlichen Mangel an Ritual und Zeremonie. Es gibt dort nichts von der Form eines Tempels oder einer Kirche. Der Grund dafür ist, dass der Mensch ja selbst ein wirklicher und lebendiger Tempel Gottes, welcher allem innewohnt, ist.

Wisset Ihr nicht, dass Ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in Euch wohnt?

1. Kor. 3,16

Gott ist Geist und die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Joh. 4,24

In der Tat ist die ganze Welt eine Manifestation des Höchsten Wesens, und liebevolle Ergebenheit heiligt den Ort, an dem man in Demut kniet.

Diese Welt ist die Wohnung des Wahren Einen, und dieser Eine wohnt wahrhaftig in ihr.

Nanak

Für Tausende von Versammelten, die auf dem grünen Rasen sitzen, finden im Freien unter dem klaren, blauen Himmel Satsangs oder Gespräche über das Göttliche statt. Als Schutz gegen Witterungseinflüsse - Hitze oder Regen - ist seitwärts ein rechteckiger Platz mit einem einfachen vorspringenden Dach abgedeckt.

Die wöchentlichen Satsangs werden vom Meister am Sonntag für etwa 2 bis 3 Stunden gehalten, wo Er in erläuternden Worten die Theorie der inneren praktischen Wissenschaft aus der einen oder anderen heiligen Schrift erklärt. Er benötigt an sich keine Auskünfte aus den schriftlich niedergelegten Lehren, doch sie kommen Ihm als Hilfe gelegen, um die Mehrzahl der Menschen, die der einen oder anderen Religionsgemeinschaft angehören, zu überzeugen. Der Meister nimmt seinen Text aufs Geratewohl aus einer dieser Schriften, um jedem auf dem Weg des geringsten Widerstandes beizukommen und bekräftigt ihn durch geeignete Zitate aus dem Koran, der Bibel, der Gita, den Upanishads, den Veden, dem Granth Sahib oder aus irgendwelchen anderen heiligen Büchern. Dadurch bietet Er einen zusammenfassenden Überblick über das Thema und dies von verschiedenen Gesichtspunkten aus. Die Lehren der Meister stimmen in den hervorstechenden Hauptzügen der spirituellen Wissenschaft alle überein. Trotz anscheinender Unterschiede ruht alles auf der Grundlage der Spiritualität. Wiederum hat der Meister eine unnachahmliche Art, die Aufmerksamkeit der riesigen Versammlung zu fesseln. Während all seiner Reden herrscht eine atemlose Stille und man vergisst tatsächlich die Zeit. Dies ist wirklich dem magnetischen Einfluss seiner gedankenbefruchtenden Reden zuzuschreiben, die so natürlich von selbst zu Ihm aus dem mächtigen und grenzenlosen Reservoir in Seinem Innern kommen.

Außer den wöchentlichen Satsangs werden vor jeder Initiation in die praktischen Lektionen der Spiritualität, die gewöhnlich am ersten Sonntag des Monats stattfindet, besondere monatliche Satsangs abgehalten. Diese Vorträge sind im allgemeinen sehr sorgfältig ausgearbeitet, um dem Laien die rein begrifflichen Wahrheiten klarzumachen und am Tag darauf werden diejenigen, die wirklich nach Wahrheit suchen, auf den Weg gestellt und ihnen Erst-Hand Erfahrung gegeben, wie wenig es auch immer sein mag, um damit beginnen zu können.

Dreimal im Jahr werden Gedenkfeiern oder Bhandaras abgehalten und dies anlässlich des Geburtstages des Großen Meisters Sawan Singh Ji und des Tages, an dem Er Sich von dieser Welt zurückgezogen hat sowie am Geburtstag des gegenwärtig lebenden Meisters. Bei solchen Gelegenheiten werden die Programme sorgsam zusammengestellt und die spirituellen Themen werden von allen Seiten beleuchtet; das Leben der Großen Meister wird gestreift und ihre Lehren werden zum Nutzen der riesigen Zuhörerschaft, die sich auf mehrer Tausende beläuft, ausführlich erklärt.

Die Besucher strömen Tag und Nacht zum Meister; von nah und fern kommen sie mit ihren weltlichen und spirituellen Sorgen. Für alle, die kommen, um den spirituellen Zusammenkünften beizuwohnen und für solche, die sich vorübergehend im Ashram aufhalten, wird eine Gemeinschaftsküche betrieben, die zu festgesetzten Zeiten an jeden gleicherweise ein einfaches vegetarisches Mahl ausgibt. Ein Brunnen, der von einem persischen Rad angetrieben wird, sorgt für kaltes, erfrischendes Trinkwasser sowie für Wasser zu Badezwecken. Es wurde ein Motor eingebaut, der das Wasser nach oben in eine kleine, eingemauerte Zisterne leitet, die für die richtige und einfache Verteilung sorgt.



Das Leben im Ashram


Das Leben im Ashram ist ein wahres Glück und wirklich beseligend. Der geliebte Meister ist das Zentrum strahlender Liebe und Güte. Sein heiter lächelndes Gesicht, das in himmlischem Licht erstrahlt, ist eine Quelle der Ermutigung für alle, die sich mühen und schwer beladen sind, denn in Ihm finden sie Trost und Ruhe.

Die Sadhakas - jene, die sich in spiritueller Disziplin üben, müssen ein paar Stunden vor der Dämmerung mit ihren spirituellen Praktiken beginnen, wie es vom Meister angeordnet ist. Während der frühen Morgenstunden kommen diejenigen zum Meister, die irgendwelche besonderen Schwierigkeiten haben, um Ihm diese zu erklären und von ihm entsprechende Instruktionen entgegenzunehmen. Die Asprianten sitzen dann zusammen unter der persönlichen Aufsicht des Meisters und gewinnen so eine Menge durch Seinen Einfluss. Der Meister legt immer großen Nachdruck auf die praktische Erfahrung, da Gott nicht durch Bücher und ethisches Leben allein erreicht werden kann, sondern durch die Praxis des Surat Shabd Yoga oder den Yoga des Ton-Stromes, der auch Sahaj Yoga (Sahaj bedeutet einfach; daher ist Sahaj Yoga der natürlichste und einfachste Yoga) bekannt ist. Alle Schüler erhalten praktische Erfahrung wie in der Zeit von Hazoor Baba Sawan Singh Ji Maharaj. Abends wird die spirituelle Übung (Sashan) wiederholt und der Tag endet mit einem innigen Gebet der Ashramiten und aller anderen dort, das ungefähr eine halbe Stunde dauert. Zum Schluss spricht der Meister einige Worte der Weisheit, welche die Anwesenden eindringlich ermahnen, den spirituellen Praktiken vor allem anderen höchste Bedeutung zuzumessen.



Ruhani Satsang


Ein paar Worte über das, was mit „Ruhani Satsang“ bezeichnet wird, sollen hier nicht fehlen. Im Sawan Ashram, diesem Ort spiritueller Belehrung und Übung, werden nur über die Wissenschaft des Geistes Reden und Vorträge gehalten; d.h. über das Höhere Selbst im Menschen (das unter der gebieterischen Last der weltlichen Dinge begraben liegt) und wie es nach Belieben befreit und von den physischen Organen und den nach außen gehenden Kräften, durch welche es die äußere Welt erlebt, zurückgezogen werden kann. Der Prozess des Einwärtswendens schließt die verschiedenen spirituellen Ebenen, die überschritten werden können, sowie die Notwendigkeit für ein reines, einfaches und ehrenhaftes Leben der Keuschheit und anderes mehr mit ein. Außer der theoretischen Darstellung und dem Hinweis auf den ethischen Aspekt des Lebens wird jedem Initianten, ungeachtet des Standes, der Rasse und der Glaubensrichtung, zu der er sich bekennt, bei der Initiation wirkliche Erfahrung des Lichtes und der Stimme Gottes (des Ton-Prinzips) gegeben, so wie er auch das Zurückziehen des Geistes von der Sinnesebene erfährt. Diese Erfahrung wird in den schweigenden Tiefen des Geistes gemacht, wenn er von den Verwicklungen des Körpers befreit und in seinem eigentlichen Zentrum hinter und zwischen den beiden Augenbrauen konzentriert ist. Der Kontakt mit dem Licht und dem immerwährenden Ton-Prinzip, welcher mit dem untersten Ende des Göttlichen Stromes bei der allerersten Sitzung gegeben wird, kann durch tägliche Übung weiterentwickelt werden. Nach und nach wird die Seele entpersonifiziert, indem die Mauern der begrenzten Existenz durchbrochen werden, was den Sieg über den Tod bringt und wodurch man glücklich das Höchste im Leben erreicht und somit den eigentlichen Zweck der menschlichen Geburt erfüllt. Die Erfahrung des Zurückziehens des Geistes vom Körper und der innerliche Kontakt mit dem „Wort“ oder „Naam“ wird den Wahrheitssuchern frei gewährt, wie irgendeine andere Gabe der Natur - das Licht, die Luft, das Wasser etc.




Ziel und Zweck


Die Ziele und Zwecke des Ruhani Satsang sind nach verschiedenen Hauptpunkten zusammengefasst, kurz folgende:

I. Vorbedingungen

Dem Menschen einzuprägen:

1. Die wahren Lebenswerte - das bedeutet, die Vergänglichkeit der sich ewig wandelnden äußeren Erscheinungswelt und des Gemüts, und die Unsterblichkeit der Seele, die volle Glückseligkeit erfahren kann, wenn sie mit der Überseele verbunden wird. Bei genauer Bewertung aller Dinge erfährt man:

Das Leben ist mehr, denn die Nahrung und der Leib ist mehr, denn die Kleidung.

Luk. 12,23

Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne,
und nehme doch Schaden an seiner Seele?

Matth. 16,26

2. Die Größe Gottes und die Notwendigkeit zur Demut, die zu einem reinen und ehrbaren Leben führt, denn ethisches Leben ist der erste Schritt zur Spiritualität. Christus stellte das ethische Leben immer allem anderen voran, wie wir in den zehn Seligpreisungen des Matthäus-Evangeliums finden, z.B.:
Selig sind, die geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr.
Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdenreich besitzen.

Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.

Matth. 5,3-8

Und wieder:

Es sei denn, dass ihr euch umkehret und werdet wie die Kinder,
so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

Matth. 18,3

Nehmet das Wort an in Sanftmut, das in euch eingepflanzt ist.

Jak. 1,21

Vor Jesus bekam auch Moses inmitten von Donner und Feuer einen regelrechten Sittenkodex in Form des Dekalogs oder der Zehn Gebote zum Nutzen seiner Anhänger, die den Kern des mosaischen Gesetzes bilden - wie:

Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht ehebrechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht begehren.

Ähnlich schreibt der Sittenkodex der Jaina für die Vervollkommnung des rechten Verhaltens vor, fünf große Gelübde abzulegen:

1. Ahimsa oder keine Gewaltanwendung; 
2. Satya oder Wahrhaftigkeit; 
3. A-steya oder nicht stehlen; 
4. Brahmacharya oder Keuschheit, und 
5. A-parigrah oder Enthaltsamkeit von Gier. 

Auch Buddha (der Erleuchtete) verkündete seinen „Mittel-Weg“ zwischen Sinnlichkeit und Asketentum, welcher der „Achtfache Pfad der Rechtschaffenheit“ genannt wird:

Rechtes Glauben;
Rechtes Denken;
Rechtes Reden;
Rechtes Handeln;
Rechtes Leben;
Rechtes Streben;
Rechtes Gedenken;
Rechtes Sichversenken für jene, die das gelbe Gewand anlegen

Die Sufis oder Moslem-Mystiker bestimmen für die Reisenden auf dem Pfad, vom Tod bis zur Unsterblichkeit für die Beherrschung des Gemüts:
die Einhaltung der religiösen Gebote (Shariat);

Buße (Tauba);
Entsagung (Faqr);
Unterwerfung der Sinne (Tazkiya-i-Nafs);
Glauben an Gott (Twakkal);
Einigkeit (Tawhid);
spirituelle Disziplin (Zikar);
Meditation (Maraqba); und endet mit
Erleuchtung, Ekstase und beseligender Schau.


Guru Nanak trat nachdrücklich für das Ausüben der wesentlichen Tugenden ein:

Keuschheit;
Geduld;
Verstehen;
Erkenntnis;
Gottesfurcht;
Härten;
Liebe und Mitgefühl.

Er stellte eine rechtschaffene Lebensweise über alles andere, sogar über die Wahrheit selbst -

Die Wahrheit ist höher als alles andere, aber noch höher ist die wahre Lebensweise.

Nanak (Sri Rag)

In der Tat haben alle großen Lehrer besonderes Gewicht auf die hohen sittlichen Werte gelegt, welche die Grundlagen ihrer Lehren bilden. Auch die Meister bestehen auf gewissenhafter Führung eines Tagebuches, das alle Verfehlungen (in Gedanken, Worten und Taten) in Nichtschädigen, Wahrhaftigkeit, Keuschheit, allumfassender Liebe und selbstlosem Dienen aufzeigt, welches die fünf Haupttugenden sind, die den Weg zur Spiritualität bahnen. Nur durch das Erkennen der eigenen Fehler kann man diese ausrotten und somit nach der rechten Richtung streben.

3. Die Liebe zu seinen Mitgeschöpfen als Kinder des einen Gottes; dies macht den Menschen nicht nur wahr und aufrichtig sich selbst gegenüber, sondern auch gegen seine Umwelt, sein Volk und sein Land und zuletzt gegen die Menschheit im ganzen. Dies führt zu einer Ausdehnung des Selbsts und man wird wahrhaftig ein Weltbürger mit kosmopolitischem Ausblick im Leben.
Liebe ist die Essenz der Lehren Christi. Sein erstes großes Gebot ist:

Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt...

Das andere aber ist ihm gleich:

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
An diesen zwei Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten.

Matth. 22,37-40

Und wieder ist gesagt:

Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen; und bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen.

Matth. 5,44

Wer nicht liebet, der kennt Gott nicht: denn Gott ist Liebe.

1. Joh. 4,8


Wahrlich ich sag euch, hört aufmerksam zu: Jene, die zu lieben wissen, werden Gott erreichen.

Gurbani

II. Voraussetzungen (Theorie)


Die ewigen Wahrheiten des Lebens durch genaue Interpretation aller Schriften zu klären, welche die grundlegende Einheit aller Religionen enthüllen; denn das rechte Wissen bahnt den Weg für praktische Erfahrung.

Die Wahrheit ist eine, doch die Weisen haben sie verschiedenartig beschrieben.

Rig Veda

Die wahre Bedeutung dieses Upanishaden-Textes kann am besten durch einen Meister-Heiligen erklärt werden. Er hat nicht nur die Wahrheit von Angesicht zu Angesicht gesehen, sondern ist tatsächlich verwurzelt in der Wahrheit, von welcher die Schriften sprechen, kann ihre verschiedenen Widerspieglungen überzeugend vor Augen führen und aus den sich scheinbar widersprechenden Ansichten in den biblischen Texten herausführen, indem er ihre wahre Bedeutung kundtut.

Dies ist eine Frage des Erlangens der Selbsterkenntnis durch praktische Selbstanalyse, vor der wir seit Anbeginn der Welt standen. Die alten Rishis und Heiligen, die das Selbst und das Überselbst tatsächlich erfahren haben, gaben uns ihre Erlebnisse in den wertvollen Aufzeichnungen, die sie uns in verschiedenen Sprachen und Ausdrucksweisen hinterließen, bekannt. Irren ist menschlich, und wir haben sie vergessen. Andere Heilige und Lehrer kamen von Zeit zu Zeit , um diese uralte Wissenschaft, die in den heiligen Schriften bekanntgegeben wurde, wiederzubeleben, wie aus den Berichten dieser wertvollen spirituellen Erfahrungen all derer, die bisher gekommen waren, zu ersehen ist.

Frei von allem intellektuellem Gezänk gibt Er uns das rechte Wissen, das für die praktische spirituelle Disziplin so sehr nötig ist.
Hört auf die wahren Zeugnisse der Sants, denn sie sagen, was sie tatsächlich mit ihren eigenen Augen sehen.

Gurbani

III. Praxis


Das „Göttliche Bindeglied“, das im Menschen und in allen Geschöpfen bereits existiert, tatsächlich durch eine Meisterseele zu offenbaren. Er ist das immerwährende Ton-Prinzip, das auf verschiedene Weise beschrieben wurde, wie:

„Sruti“ in den Veden;
„Udgit“ in den Upanishaden;
„Akash Bani“ oder „Nad“ in den Hinduschriften;
„Sarosha“ im Zend Avesta von Zoroaster;
„Das Wort“ oder „Der Heilige Geist“ in den Evangelien;
„Kalma“ oder „Kalam-i-Qudim“ im Koran;
„Shabd“ oder „Naam“ bei den Meistern.

Es wird durch wirkliche Erfahrung des „Lichtes Gottes“ und der „Stimme Gottes“ offenbar und ohne dies sind gute Moral und Wissen über die esoterischen Lehren, wie groß es auch immer sein mag, durch sich selbst nicht von großem Nutzen.


Dies ist der Grund, warum Christus immer betonte:

Seid aber ‘Täter des Wortes’ und nicht Hörer allein, dadurch ihr euch selbst betrüget.

Jak. 1,22

 

IV. Erfahrung des Todes im Leben und die Neue Geburt

Die Seele zu befreien, indem man sie willentlich von der Gebundenheit des Körpers, des Gemüts, der Lebensenergien (pranas) und den nach außen strebenden Kräften in ihren verschiedenen Dichtigkeitsstufen zurückzieht, sie befähigt, sich selbst zu erkennen, um schließlich teilzunehmen am Göttlichen Leben und ein bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Planes zu werden. Wenn ein Mensch die Wahrheit von Angesicht zu Angesicht sieht, wird er ein Theist im wahren Sinne des Wortes. Dieses Aufblühen des Mikrokosmos in den Makrokosmos bedeutet wirklich eine neue Geburt - die Geburt aus dem Geist, wie sie genannt wird.

Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. 

Joh. 3,3

Es sei denn, dass jemand geboren werde aus wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.

Joh. 3,5

Fleisch und Blut können nicht das Reich Gottes erben.

1. Kor. 15,50

Danach richtet sich ein Mensch nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist.

Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.
Denn wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren,
wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten.

Luk. 9,23-24

Lerne zu sterben, so dass du zu leben beginnen kannst.

Thomas a Kempis

Selig ist der, welcher sich täglich zu sterben bereitet...

und dem Fleisch entsagt des Geistes wegen.

Paulus sagt, dass der letzte Feind, den es zu besiegen gilt, der Tod ist. Wenn man den Lehren der Meister folgt, übersteigt man den Körper nach Belieben und so verliert der Tod seinen Stachel.

Kabir, ein großer indischer Heiliger sagte:

Die Menschen der Welt fürchten den Tod, aber wenn ich davon höre, bin ich von Frieden und Freude erfüllt.

Der Weg zurück zu Gott liegt wahrlich im Wissen, wie zu sterben während des Lebens.

Durch die Gnade des Meisters überquert man glücklich das Meer des Lebens.
Dadu Ji, ein anderer Heiliger, sagt darüber:

O Dadu, lerne zu sterben vor dem Tod, denn am Ende müssen alle sterben.

Ähnlich sagt Maulana Rumi, ein Moslem-Heiliger:

Solange ein Mensch nicht den Sinnesplan überschreitet, bleibt er dem inneren Leben fremd.

Lerne zu sterben, Freund, bevor du stirbst, wenn du das ewige Leben gewinnen willst.

In den denkwürdigen Versen des großen Dichters Shelley ist gesagt:
Das Eine bleibt: das Viele wandelt sich und schwindet.

Earl R. Wassermann sagt uns:

Lerne unerschrocken in den Abgrund des Todes zu gehen,
...denn wo das irdische Dasein endet, beginnt das 
geistige Leben. Beim Tod erhebt sich die auferstandene 
Seele aus den Schatten der Nacht und wird wiedervereinigt 
mit dem Unwandelbaren Einen.

Wenn ein Mensch lernt, ins Jenseits zu gehen, erscheint der Meister in seiner Strahlenden Gestalt, um der Seele zu ihrer wahren Heimat weiter zu helfen; führt sie im Leben und danach - in dieser Welt und in der anderen. Auf diese Weise wird die höchste Mission des Lebens erreicht. Dies ist eine Sache der Fühlungsnahme mit dem höheren Selbst durch praktische Selbstanalyse und kann unter rechter Führung und mit Hilfe eines kompetenten Meisters von allen Wahrheitssuchern ungeachtet des Standes, des Glaubens oder der Rasse erlangt werden.

V. Das Königreich Gottes



Damit der Mensch das Königreich Gottes erlange: Durch die Gnade des Meisters kommt die Seele nun in ihre eigene wahre Heimat, gewinnt das verlorene Paradies zurück, welches verschiedentlich als Garten Eden, das Neue Jerusalem, die Heilige Stadt, Muqam-i-Haq oder Sach Khand beschrieben wurde, wo es keine Sorgen, keine Abschätzung und keinen Ärger gibt - nur vollkommenes Leben und Glückseligkeit.


VI. Die Suche nach dem wahren Meister


Die Notwendigkeit eines lebenden Meisters zu erklären und wie man einen solchen findet.

Da der Pfad im wesentlichen einen praktischen Aspekt hat, kann die Notwendigkeit eines lebenden Meisters nicht nachdrücklich genug betont werden. Alle Heiligen und alle heiligen Schriften legen die gleiche Betonung auf die Kompetenz eines Meisters - eines Adepten in der praktischen Selbstanalyse, der imstande ist, uns eine innere Erst-Hand-Erfahrung bei der allerersten Sitzung zum Zweck der Meditation zu geben, wie gering sie auch immer sein mag.

Wiederum ist es nur der Meister, der uns zum richtigen Verstehen der Schriften und Lehren der Heiligen bringen kann, weil er das, was sie beschreiben, selbst erfahren hat. Die alten Rishis, die die Erfahrung des Selbsts und des Überselbsts tatsächlich machten, haben uns ihr Wissen darüber in Sprachen, die heute nicht mehr gebräuchlich sind und die wegen ihrer besonderen Abweichungen etc. nicht so leicht verständlich sind, hinterlassen. In diesem 20. Jahrhundert haben wir den Vorteil, einen Bericht über die spirituellen Erfahrungen all jener zu besitzen, die in der Vergangenheit gekommen waren. Natürlich können wir diese alten Schriften lesen, aber ihre wahre Bedeutung kann nicht erkannt werden, bis wir sie von einem erfahren, der, wie die Alten, selbst eine Erst-Hand-Erfahrung, der praktischen Selbstanalyse erhalten und das Jenseits betreten hat. Die intellektuellen Riesen können nicht hoffen, dieses Problem allein beurteilen zu können.

Es ist ein fundamentales Gesetz Gottes, dass IHN sich keiner auch nur erdenken kann, ohne die Hilfe eines Wahren Meisters.

Nanak

Es heißt:

Millionen von Taten, die auf dem Ego begründet sind, sind vergebens und tragen außer Mühsal keine Frucht.

Nanak

Natürlich gibt es viele Weg, um die Seele oder den inneren Menschen zu befreien. Einige davon sind schwierig, mühsam und zeitraubend, wie z.B. Pranayama, das Atemschulung und -kontrolle einbezieht. In der gegenwärtigen Zeit ist die Mehrzahl von uns physisch und ihrer Veranlagung nach nicht geeignet, solche Übungen zu praktizieren. Die natürlichen Wege sind leichter und schneller. Die Heiligen haben sich der natürlichsten Weise der Konzentration zugewandt, indem sie die Pranayamas aus ihrem System entfernten. Dieses nun wird „Surat Shabd Yoga“ oder „Yoga des Ton-Stromes“ genannt, denn darin wird der Kontakt oder die Vereinigung des Geistes mit dem immerwährenden Ton-Strom durch einen regelrechten Prozess der Einwärtswendung hergestellt.

Dieses System ist auch bekannt als „Sahaj Yoga“, da es von jedem, ungeachtet des Alters oder des Geschlechts, mit gleicher Leichtigkeit ausgeübt werden kann. Seine Praxis kann wie die irgendeines anderen Yoga, unter persönlicher Anleitung und Führung eines lebenden Meisters sehr fruchtbringend ausgeführt werden. Ohne den Meister war noch niemals einer imstande, das Höhere Selbst oder den inneren Menschen von seiner äußeren Umgebung zu befreien und Kontakt mit dem Ton-Strom und dem Licht Gottes zu finden, welches der Weg zurück zu Gott ist.

Das Selbst so wie es ist zu bezeugen, ist Höchstes Wissen und Wahre Wahrheit. Um dieses Wissen und diese Wahrheit zu erlangen,
muss man auf die Suche nach einem kompetenten Lehrer gehen, der nicht nur gelehrt ist, sondern der reiche praktische Erfahrung (vom Zurückziehen der Seele, nach Belieben) besitzt.

Upanishads


Und wieder:

Gesegnet sei der vollkommene Lehrer, der nachdem Er Sein Ich zerstörte, durch Seine Lehren die ganze Welt erneuert.

Nanak


Wir haben große Achtung vor allen heiligen Schriften und vor allen Heiligen, Rishis und Meisterseelen, die in früherer Zeit kamen; wir sind ihnen zu Dank verpflichtet für die wertvollen Berichte über ihre Erfahrungen und unser Achtung gilt auch dem Lebenden Meister, der praktisches Wissen über das Selbst und das Überselbst hat und uns davon Erst-Hand-Erfahrung geben kann. Ihr mögt Ihn nennen wir ihr wollt - den Gott-Menschen, Murshid-i-Kamil, Sant Satguru oder die Meisterseele.

Alle Meister verdienen Verehrung, denn jeder hat seinen eigenen Wert, doch ein Adept des Ton-Stromes ist unserer höchsten Verehrung würdig.

Kabir

Es gibt viel Lug und Trug in der Welt und die falschen Propheten überwiegen. Christus warnte uns: „Sehet euch vor vor den falschen Propheten...“ und
vergleicht sie mit reißenden Wölfen in Schafskleidung. (
Matth. 7,15)


Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun; das verführt werden in den Irrtum,
wo es möglich wäre, auch die Auserwählten.

Matth. 24,24

Wir dürfen jedoch nicht verzweifeln, müssen aber in unserer Suche nach einem wahren Meister, Vorsicht und Unterscheidung walten lassen. Wir müssen wie die Weisen der Upanishaden um eine Vollendung des rechten Vorbildes beten lernen.

Führe mich vom Wahn zur Wirklichkeit!
Führ aus dem Dunkel mich zum Licht!
Führ aus Tod mich zur Unsterblichkeit!

Brihadaranyaka Upanishad

In unserer Anstrengung, dies zu erreichen, müssen wir schwer darum ringen und nicht aufhören, bis das Ziel erlangt ist. Veranlasst durch ein Gebet, das aus den Tiefen des Herzens kommt, leitet diese unbegrenzte Kraft den Sucher auf ihre eigene unnachahmliche Weise zu einem menschlichen Pol, von dem aus diese Kraft in der Welt wirkt; denn nur ein Mensch kann Lehrer des Menschen sein. Der Guru (Meister) erscheint, wenn der Chela (Schüler) bereit ist; dies ist eine unumstößliche Wahrheit.

Der universale Aufruf des Meisters lautet:

Lasst alles andere zurück und folgt mir.

Bhagavad Gita XVIII,65-66


Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.

Matt. 11,28

Bleibt in mir, und ich in euch. Gleich wie die Rebe keine Frucht aus sich selbst bringen kann, sie bliebe denn am Weinstock, so auch ihr
nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, und ich in ihr, der bringt viele Frucht,
denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Joh. 15,4-5

Und sein Versprechen ist:

Und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.

Joh. 6,37


Ich werde für ewig bei dir bleiben, auch wenn du deinen irdischen Aufenthalt beendet hast.

Shamas Tabriz

Einer, der zu Seinen Füßen kommt, wird erhöht denn dies ist das Versprechen des Höchsten.

Nanak

Von da an nimmt sich der Meister der Seele an und leitet sie direkt und indirekt, sichtbar und unsichtbar, auf der Erde und im Jenseits, im Leben und nach dem Leben und ruht nicht, bis die letzte Vollendung erreicht ist.

Nun erfährt man die Wahrheit des Ausspruches:

Ich werde immer mit euch sein bis zum Ende der Welt; ich werde euch nie verlassen noch vergessen.

Ich will mit dir gehen und dein Führer sein in der größten Not will ich dir zur Seite stehen.

„Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal

Eine Meisterseele zu treffen ist tatsächlich der größte Segen Gottes. Er besitzt den Schlüssel zum Königreich des Himmels und leitet die Weltmüden zurück in ihres Vaters Heim. Im geheimen Gemach seines inneren Selbsts offenbart er dem Menschen Gott wieder. Daher die große Notwendigkeit für einen lebenden Meister, denn ohne Ihn irren wir immer im Dunkel einher.

Farid, ein Moslem-Heiliger, sagte:

O Farid! Erhebe dich und eile in der Suche nach einem Gott-Menschen, oben und unten, rechts und links in allen vier Enden der Welt. Ein solcher allein kann dir die Rettungsschnur geben.
Ohne einen Wahren Meister kann IHN keiner erreichen, nicht einmal mit Millionen guter Werke.

Nanak

 

 

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