2. Kapitel

Meditation

Frage: Was lässt einen von dieser großartigen, goldenen Hauptstraße der Spiritualität abirren, nachdem man den wahren Gottmenschen gefunden und die heilige Initiation von ihm erhalten hat?

Der Meister: Es ist das Ego in den Menschen, das sie an ihrer spirituellen Erleuchtung hindert. Es kann nur durch strenge geistige Disziplin und regelmäßige heilige Meditationen, zusammen mit tiefer, ehrfurchtsvoller Demut, ausgemerzt werden. Manchmal wirkt sich eine andersgesinnte Umwelt nachteilig auf den spirituellen Fortschritt der lieben Initiierten aus, die daher immer um rechtes Verstehen und die göttliche Gnade bitten sollten.

Frage: In der Meditationszeit höre ich ohne Daumen in den Ohren. Mein Gemüt neigt dazu, sich auf die Daumen zu konzentrieren. Aber wenn ich diese nicht in den Ohren habe, höre ich Tonwellen.

Der Meister: Es hängt von deiner Empfänglichkeit ab, ob es dir besser ohne und schwieriger mit Daumen vorkommt. Du scheinst dir der Daumen bewusst zu bleiben, während du auf den Tonstrom hörst, was zeigt, dass deine Aufmerksamkeit geteilt ist. Bitte sei dessen gewiss, dass der innere Tonstrom nicht das Ergebnis unserer eigenen Wahrnehmung ist, sondern der göttlichen Gnade des Meisters, die man durch liebende Hingabe und Demut erfahren kann. Du solltest versuchen, nur eine Übung zur selben Zeit, doch diese ganz und ausschließlich zu praktizieren. Wenn du das Tonprinzip hörst, während du in Meditation sitzt, sollst du dem Ton keinerlei Aufmerksamkeit schenken, da sie sonst geteilt ist. Ebenso sollte, wenn das Licht erscheint, während du dem Tonstrom lauschst, deine Aufmerksamkeit nicht darauf gerichtet sein. Wird der Ton jedoch tagsüber hörbar, so nimmt dies deine Aufmerksamkeit sicherlich gefangen und bewahrt sie davor, sich in anderen Dingen zu verzetteln. Du solltest aber auf den Ton hören, der von der rechten Seite kommt, indem du deine Ohren schließt, denn so wird der Ton näher kommen, stärker werden und zuletzt von oben ausgehen, um deine Seele ins Jenseits emporzuziehen.

Frage: Dunkles Purpurrot wird mit einer Unterteilung der Astralebene gleichgesetzt. Lässt sich nun, wenn man diese Farbe in der Meditation sieht, annehmen, dass man diese Ebene während der Übung erreicht hat?

Der Meister: Die Offenbarung des heiligen Lichts innen in verschiedenen Schattierungen bedeutet nicht unbedingt, dass man eine bestimmte Ebene erreicht hat, da es lediglich eine Widerspiegelung jener Regionen ist, die auf der Anfangsstufe enthüllt werden. Es mag bestenfalls den inneren geistigen Hintergrund des Strebenden anzeigen, der ihm folgt "wie dahinziehende Wolken der Herrlichkeit Gottes, die unsere Heimat ist".

Frage: Wie können wir passiv werden und innerlich absolute Ruhe und Stille erreichen, die es uns möglich machen, die Seligkeit des Lichts aller Lichter zu erlangen?

Der Meister: Es gibt keine Abkürzungswege auf dem geistigen Pfad. Man muss für die spirituelle Glückseligkeit arbeiten. Das Gemüt ist, wie das Feuer, ein guter Diener, aber ein schlechter Herr. Solange wir in Meditation sitzen, müssen wir das Gemüt von allen Gedanken und den Verstand von allem Denken freihalten. Das kann durch eine geistige Umwandlung bewirkt werden. Was auf der Welt ist letztlich unser? Nichts, nicht einmal der Körper noch das mentale Werkzeug oder der Reichtum, den man besitzen mag. Dies wurde uns allein zum rechtmäßigen Gebrauch bewilligt. Es gehört dem Geber. Warum es dann nicht zu den heiligen Füßen des Gottmenschen niederlegen, wenn wir uns der Aufgabe zuwenden, die uns von ihm gestellt wurde, nämlich am Augenbrennpunkt zu sitzen und liebevoll nach innen zu schauen, mit ergebener, ungeteilter Aufmerksamkeit, während man in Gedanken die geladenen Worte sehr, sehr langsam wiederholt, mag sein in Abständen, um das Schauen nicht zu stören. Durch Übung wird es dir allmählich zur Gewohnheit und zur zweiten Natur; die Meisterkraft oben wird dich in ihre Obhut nehmen, und ohne irgendeine Anstrengung deinerseits wirst du erfahren, wie du dich über das Körperbewusstsein in eine Bewusstheit höherer Ordnung erhebst. Liebe, Sehnsucht und Hingabe sind die Schlüssel auf dem Pfad zu Gott.

Frage: In der Meditation höre ich den Ton von Grillen und Geräusche, die man gedanklich mit draußen verbindet. Was geschieht da?

Der Meister: Der Ton von Grillen ist der niedrigste, und dass du äußere Geräusche hörst, zeigt, dass es dir nicht gelingt, dich auf den Tonstrom abzustimmen. Du brauchst nicht zu befürchten, dass irgend etwas Widriges vor sich geht, da es nur die Verwicklungen deines eigenen Gemüts sind, die solche Gedanken aufkommen lassen, um deine Aufmerksamkeit von innen abzulenken.

Frage: Welches ist die wahre Bedeutung des Wortes?

Der Meister: Gott ist wortlos, und wenn es sich zum Ausdruck bringt, wird es in der Terminologie des Sant Mat Wort oder Naam genannt. Es ist die zum Ausdruck kommende Gotteskraft, die, wenn sie in Erscheinung tritt, das Licht Gottes und den heiligen Tonstrom offenbart, mit welchen der Meister den Initiierten die bewusste Verbindung gewährt. Für eine ausführliche Erläuterung studiere bitte das Buch "Naam oder das Wort".

Frage: Was sind die fünf Shabds? Sind das die geladenen Namen?

Der Meister: Die fünf Shabds sind die unterschiedlichen Arten von Tönen, die man innen hört und welche die verschiedenen geistigen Ebenen bis Sach Khand kennzeichnen. In Wirklichkeit gibt es nur einen Tonstrom, aber er verändert sich je nach der Dichte der inneren Reiche. In Sach Khand ist alles Bewusstsein. Auf der zweiten Ebene ist mehr Bewusstsein als Maya. Auf der dritten Ebene sind Maya und Bewusstsein zu gleichen Teilen. Auf der vierten Ebene ist mehr Maya als Bewusstsein, und auf der fünften Ebene überwiegt Maya das Bewusstsein noch mehr. Die fünf geladenen Namen kennzeichnen diese Stufen.

Frage: Warum ist es so schwierig, Shabd zu hören?

Der Meister: Shabd erklingt in allen sichtbaren und unsichtbaren Universen. Die menschliche Seele und der heilige Shabd sind gleichen göttlichen Wesens. Wer durch regelmäßige, gläubige und genaue Meditationen innere Bewusstheit entwickelt, kann auf diese himmlische Musik jederzeit hören, wenn er es will. Solche, die neu hinzugekommen sind, finden es schwierig, ihre Aufmerksamkeit am Augenbrennpunkt zu sammeln und ihre Vibrationen und Gedanken sorgfältig zu kontrollieren. Im übrigen können jene, die viel reden und ihre kostbare Kraft mit eitlem und müßigem Geschwätz vergeuden, dieser himmlischen Musik nicht lauschen. Nur die innere zielgerichtete Hingabe und Aufmerksamkeit ermöglicht dieses beseligende Hören. Beharrliche und standhafte Praxis ruft die göttliche Gnade herab, und der Initiierte kann den heiligen Shabd Dhun wahrnehmen.

Frage: Warum schiebt man es auf, Shabd zu üben, wenn es für den spirituellen Fortschritt so sehr notwendig ist?

Der Meister: Das menschliche Gemüt ist durch die Vorsehung so geschaffen, dass es Schweigen und Stille an seinem Sitz hinter und zwischen den beiden Augen übelnimmt. Es ist das Werkzeug der negativen Kraft, das jeder menschlichen Seele anhaftet und das an allem Äußeren Gefallen findet. Es hat keine Lust, sich nach innen zu wenden. Außerdem liebt es sinnliche Freuden, denen man sich nicht so leicht entziehen kann. Nur durch den gnädigen Schutz des lebenden Meisters wird die bewusste Verbindung mit dieser himmlischen Musik gewährt; doch die Satsangis schenken dieser wichtigsten Seite der spirituellen Schulung nicht die rechte Beachtung. Es mag noch hinzugefügt werden, dass die Lieben, die ganz davon in Anspruch genommen sind, groben fleischlichen und materiellen Freuden nachzugehen, selten den heiligen Pfad aufnehmen; und falls es sich ergibt, dass einige von ihnen, infolge einer früheren karmischen Entwicklung, zufällig zum Meister geführt werden und die heilige Initiation erhalten, behagt ihnen die spirituelle Disziplin nicht.
Der menschliche Körper ist genau wie ein Radiogerät, in dem diese göttlichen Melodien von allen Lebenden empfangen werden. Der lebende Meister ist derjenige, welcher unsere schadhaften Geräte wieder instandsetzt. Er gibt uns den Knopf und die Wellenlänge, auf der diese himmlische Weise gehört werden kann. Regelmäßigkeit und Beständigkeit, verbunden mit unermüdlichem, selbstlosem Dienen in einem Geist der Hingabe sind die Haupthilfen bei der Ausübung dieser geistigen Schulung.

Das Gemüt hat eine ganze Reihe verschiedener Tricks, mit denen es den Initiierten bedrängt, um ihn vom Hören dieser Musik abzuhalten. Zuweilen gibt es sich als Freund, wo es den Schüler durch angebliche familiäre Pflichten überreden will, und er hängt in der Schlinge des Verhaftetseins fest. Ein anderes Mal erhebt es sich in hartem Kampf wie ein furchtbarer Feind. Darüber hinaus lassen die Versuchungen weltlicher Freuden das Gemüt ständig wanken und schwanken. Der einzige Punkt, wo es Ruhe finden kann, ist das Augenzentrum, der Sitz der Seele. Die Praxis des Shabd aufzuschieben ist eine uralte Krankheit des menschlichen Gemüts, gegen welche die göttliche Gnade des Meisters ganz unentbehrlich ist.

Frage: Die Menschen sagen, sie würden nach der "Wahrheit" suchen oder hätten die "Wahrheit" gefunden. Was bedeutet dieses Wort "Wahrheit" in den Lehren der Meister?

Der Meister: In den Lehren der Meister ist die Wahrheit eine fest umrissene Wissenschaft. Sie wird das Wort oder Naam genannt. Sie hat einen praktischen Aspekt. Sie ist universal und für die ganze Menschheit gedacht. Sie ist der "natürliche Weg zurück zu Gott", was während der Lebenszeit verwirklicht werden kann. Es ist ein Vorgang der Selbstanalyse und Selbstprüfung, bei dem vom Meister zur Zeit der Initiation, einzeln oder in einer Gruppe, eine Ersthand-Erfahrung gegeben wird, indem er die innere Schau für das Licht im Innern öffnet, welches das "Licht Gottes" genannt wird, und eine Verbindung mit dem Ton, dem hörbaren Lebensstrom oder der "Stimme Gottes", gibt - mehr oder weniger - gemäß der Empfänglichkeit und dem Hintergrund jedes Menschen. Der Schüler muss dies dann weiterentwickeln, indem er jeden Tag regelmäßig mit Liebe und Hingabe Zeit dafür einsetzt.

Frage: Auf Seite 34 von "My Submission" heißt es, dass "der Surat Shabd Yoga leicht sei". Ich finde es sehr schwer, die Aufmerksamkeit völlig auf Shabd gerichtet zu halten; andere haben dieselbe Mühe. Gibt es eine Methode, durch die man diese Schwierigkeit überwinden kann?

Der Meister: Wenn wir sagen, dass der Surat Shabd Yoga leicht sei, dann ist das relativ gemeint. Er ist leichter im Vergleich mit anderen Yoga-Arten, zum Beispiel Karma Yoga, Jnana Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga, Hatha Yoga, dem traditionellen Ashtang Yoga, die alle strenge und harte äußere Übungen verlangen, für die der geschäftige Mensch in der Alltagswelt von heute trotz allem gesunden Urteilsvermögen weder die Geduld noch Zeit, Kraft und Muße hat. Der Surat Shabd Yoga hingegen kann von jedem, ob Mann oder Frau, jung oder alt, gleichermaßen leicht und mühelos geübt werden. Wegen seiner Natürlichkeit und Einfachheit wird er häufig als Sahaj Yoga bezeichnet. Durch eine unmittelbare Erfahrung des inneren Sehens und Hörens, wie sie von einem kompetenten Meister gegeben wird, kann man mit liebender Hingabe unter der äußeren und inneren Anleitung der Meisterkraft, die gleich einem unfehlbaren Freund und nie irrenden Führer auf dem spirituellen Pfad wirkt, stetig auf ihm fortschreiten.

Frage: Wenn der Schüler eines lebenden Meisters die Anweisungen in bezug auf die Ernährung befolgt, aber den Tonstrom in diesem Leben nicht erreicht, muss er dann für drei weitere Lebensläufe zurückkommen, um zur Selbstverwirklichung zu gelangen?

Der Meister: Nein, es ist für einen Initiierten, der sich nicht auf den heiligen Tonstrom abstimmen kann, nicht notwendig, zurückzukommen. Der heilige Tonstrom ist fürwahr das belebende Prinzip und in jedem Menschen gegenwärtig. Dies ist eine grundlegende Wahrheit, welche nicht übersehen werden darf. Wenn ihn jedoch jemand selbst nach den Meditationssitzungen, die der lebende Meister bei der Initiation gewährt, nicht hören kann, muss ein Fehler im Bemühen vorliegen. Die Möglichkeit künftiger Wiederverkörperungen kann durch das allmähliche Entwickeln liebevoller Hingabe an die Meisterkraft und Abneigung gegenüber weltlichem Besitz ausgeschlossen werden.

Frage: Ist die unterschiedliche Stärke des Tonstroms vom Grad der Ergebung und Aufmerksamkeit des Initiierten abhängig?

Der Meister: Die Verschiedenheit in der Stärke des Tonstroms ist auf keinen dieser beiden Gesichtspunkte zurückzuführen, sondern hängt von deiner Empfänglichkeit ab. Der heilige Shabd erklingt im ganzen Universum, aber man kann ihn nicht ohne die Führung und Gnade des Meisters hören. Obwohl die ehrliche Ergebenheit und innere Aufmerksamkeit dabei hilfreich sind, kann niemand diese göttliche Seligkeit seinen eigenen Anstrengungen zuschreiben, wie groß diese auch immer nach außen hin scheinen mögen. Der Ton sollte am Sitz der Seele hinter den Augen gehört werden; er wird näher kommen, stärker werden und zuletzt von oben erklingen. Wenn du dem Ton zu der Stelle folgst, von der er ausgeht, wird er schwächer und schließlich ganz vergehen.

Frage: Was verursacht die Leere nach etwa dreißig Minuten Konzentration, und wie kann man sie überwinden?

Der Meister: Der Gedanke ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Umkehr mit Hilfe der Wiederholung der geladenen Namen dient dem inneren Zurückziehen der Sinnesströme vom Körper unten zum Augenbrennpunkt; dann beginnt die zweite Phase, Dhyan oder Kontemplation. Dahin kann man kommen, wenn man seine Aufmerksamkeit in das innere göttliche Licht vertieft, und zwar so sehr, dass man sich selbst gänzlich vergisst. Die Leere, die du nach etwa dreißig Minuten empfindest, ist auf den Mangel ausdauernder Übung und innerer Vertiefung zurückzuführen. Nur durch hartes Mühen und strenge spirituelle Disziplin wird der menschliche Körper von den Unreinheiten des Gemüts frei und kann somit auf das heilige Naam am Augenbrennpunkt abgestimmt bleiben.

Frage: Wird das formlose, sonnenähnliche Licht auch als Gestalt des Meisters angesehen?

Der Meister: Ja, es ist die Astralform der Meisterkraft, und wenn man in diesem Prinzip erfahren wird, dann offenbart sich zu gegebener Zeit die innere strahlende Form des Meisters von selbst.

Frage: Stimmt es, dass ein Schüler vor mindestens fünf Jahren keinerlei Fortschritte in der Meditation haben kann?

Der Meister: Es ist falsch, anzunehmen, dass man spirituelle Fortschritte nicht vor mindestens fünf Jahren haben kann. Jene, die noch nicht bereit sind, werden weder zu dem gütigen lebenden Meister gewiesen noch in die Geheimnisse des Jenseits eingeführt. Wer initiiert wird, erhält eine Erfahrung von Licht und Ton, um damit zu beginnen. Der Fortschritt ist aber entsprechend dem jeweiligen Hintergrund verschieden; und daher werden einige schnell vorankommen und manche zurückbleiben. Doch bestimmt gibt es für jeden Hoffnung. Es ist ein einfacher, aber mühseliger Arbeitsplan, der mit der Gnade des Meisters sehr erleichtert wird.

Frage: Wenn eine Seele ihren Sitz im Augenbrennpunkt eingenommen hat, ist es dann nicht der Meister, der dort seinen Sitz nimmt?

Der Meister: Nein, wenn die Seele sich vollständig zum Augenbrennpunkt zurückgezogen hat, kann sie mit dem heiligen Shabd Dhun in Berührung kommen. Die Seele und der Shabd Dhun sind gleichen göttlichen Wesens. Die strahlende Gestalt des Meisters offenbart sich bisweilen, um den Initiierten zu versichern, dass er bei ihnen ist.

Frage: Wie kann der Mensch seinen Körper von allem Negativen befreien und Vollkommenheit erlangen oder ihr nahekommen?

Der Meister: Der Mensch kann seinen Körper von aller Negation befreien und Vollkommenheit erlangen, wenn er sich unter der Führung eines vollendeten Meisters einer sehr strengen Disziplin und Selbstkontrolle und regelmäßigen gläubigen Meditationen zuwendet.

Frage: Was ist "Yoga-Schlaf"?

Der Meister: Es ist ein Schlaf, bei dem die Seele in die niederen Chakras hinuntergeht, in tiefen Schlaf fällt und manchmal Träume hat. Er tritt ein, wenn man über eine feste Vorstellung meditiert. Die Meister sind nicht dafür und ermutigen nicht dazu.

Frage: Bei mehreren Gelegenheiten war ich eingeschlafen und wurde durch ein ungeheuer schrilles Geschrei auf der rechten Seite und durch Lichtblitze aufgerüttelt. Ich konnte den Körper nicht bewegen. Was ist das?

Der Meister: Mit Hilfe des heiligen Naam werden die Sinnesströme vom Körper unten zum Augenbrennpunkt zurückgezogen. Das Nachlassen der inneren Schau am Augenbrennpunkt führt zu Schlaf, wie du es erlebst. Während dieser Zeit gleitet der Surat oder die Aufmerksamkeit hinunter zum Kehlzentrum, anstatt sich innen zu erheben. Die göttlichen Offenbarungen des heiligen Lichts und Tonstroms wecken dich auf, und du fühlst die Taubheit und Steifheit des Körpers unten.

Frage: Wie kann ich verhindern, während der Meditationen einzuschlafen? Manchmal scheine ich in eine Art Traum zu geraten, aber nicht wirklich zu schlafen. Mitunter fällt es mir, auch mit dem allerbesten Willen zu meditieren, eben wegen dieser Art Traumzustand, der mich überkommt, schwer, mir dessen bewusst zu bleiben, dass ich meditiere.

Der Meister: Schlaf während der Meditationen kann man vermeiden, indem man den inneren Blick ständig in die Mitte dessen heftet, was man innen sieht und im Geiste die geladenen heiligen Namen wiederholt, was sehr, sehr langsam, gegebenenfalls in Abständen, erfolgen soll, so dass die innere Schau nicht gestört wird. Schlaf oder wandernde Gedanken kommen nur dann auf, wenn das innere Schauen oder die Aufmerksamkeit nachlässt, und es erfordert viel zähe Bemühung, sich zur Gewohnheit zu machen, während der Meditationen immer hellwach und ganz bewusst zu sein. Die Tatsache bleibt, dass sich die Seele, wenn man einschläft oder wirklich meditiert, an ihrem Sitz hinter den Augen sammelt, jedoch im vorher genannten Zustand beim Träumen zum Kehlzentrum absinkt, und im tiefen Schlaf zum Solarplexus. Im letzteren Falle schläft zwar der Körper, aber die Seele bleibt bewusst, erhebt sich in die höheren Bereiche und erfreut sich ihrer Flüge in bewusstem Zustand. Das eine wird "Traum", das andere "Schau" genannt. Beim Traum hat man nur eine verschwommene Vorstellung dessen, was man in ihm gesehen oder nicht gesehen hat. Als der Prophet Mohammed über den Schlaf befragt wurde, erklärte er: "Mein Körper schläft, doch nicht meine Seele." Guru Nanak sagt, dass eine solche Seele immer wach bleibt und nie schläft.

Frage: Sieht der Schüler Gott in seiner Meditation?

Der Meister: Niemand kann je den absoluten Gott sehen. Der sich zum Ausdruck bringende Gott, das Wort oder Naam genannt, offenbart sich in Form des Licht? und Tonprinzips und kann durch die Hilfe und Gnade eines kompetenten Meisters mit den inneren Augen gesehen und den inneren Ohren gehört werden. Er hat eine zweifache Wirkungsweise: einmal als Kal und zum anderen als Dayal. Die Mohammedaner bezeichnen dies mit den Worten Shaitan und Rahman, während die Anhänger Zoroasters die Bezeichnungen Aharman und Harmuzd verwenden. Man kann es die negative und die positive Kraft nennen, beides Aspekte des einen großen und ungeteilten Gottes. Die negative Kraft - Kal, Shaitan, Aharman - stellt die Kraft dar, welche sich zum Ausdruck bringt und die gesamte Schöpfung hervorruft. Die andere, Dayal, Rahman und Harmuzd (positive Kraft), ist die Kraft, welche sich einwärts wendet und die Seele zu ihrem Ursprung zurückführt. Es sind also die Zentrifugal- und Zentripetalkräfte, die in der ganzen Schöpfung am Werk sind. Das Gemüt ist ein Vertreter der negativen Kraft und zieht einen ständig in die äußere Welt. Andererseits führt die Verbindung mit dem göttlichen Wort im Innern die Seele zurück zu Gott, der wortlos und absolut ist. Zwar wird das Gemüt von der Seele belebt, doch hat es die Herrschaft über sie gewonnen. Es selbst wird wiederum von den Sinnen oder den nach außen gehenden Kräften regiert, die uns ihrerseits in den Bereich sinnlicher Freuden drängen, was durch unsere Versklavung an die Sinnesobjekte hervorgerufen wird. Der Meister sagt uns, wie wir den Seelenstrom durch Sammlung am Mittelpunkt unseres Seins zurückziehen können, und gewährt uns eine Verbindung mit dem göttlichen Wort, das im Innern liegt und der Weg zu Gott ist. Die negative Kraft kontrolliert die zum Ausdruck gelangte oder offenbarte Schöpfung. Doch wenn die Seele einmal mit dem göttlichen Wort in Verbindung kommt, wird sie durch die Hilfe und das Wohlwollen des Meisters aus der Knechtschaft von Gemüt und Materie und den Fängen der negativen Kraft befreit.

Frage: Warum vergisst das Gemüt die Seligkeit?

Der Meister: Vergesslichkeit ist die Haupteigenschaft des menschlichen Gemüts. Es ist auf die grobe Maya oder den Materialismus zurückzuführen, dass wir die innere Seligkeit vergessen und von den sinnlichen Trieben überwältigt werden. Wenn das innere Bewusstsein allmählich zunimmt, vergisst das Gemüt seine niederen Neigungen und erfreut sich durch die Güte des Meisters beständiger innerer Wonne.

Frage: Wenn der Schmerz in den Beinen in beiden Asanas nach sagen wir vierzig bis sechzig Minuten unerträglich wird, das heißt gerade dann, wenn sich die Dinge innen tatsächlich zu öffnen beginnen, wie kann er dann überwunden werden, damit ich mich vollständig zurückziehen kann?

Der Meister: Du solltest in irgendeiner Haltung ganz entspannt, aber aufrecht sitzen. Habe keine Spannung im Körper, und ändere auch deine Haltung nicht. Schenke dem Körper unten keinerlei Aufmerksamkeit, und denke auch nicht daran, dass du dich zum Augenzentrum erhebst. überlasse alles der Meisterkraft, die oben wirkt. Halte nur deine Aufmerksamkeit unentwegt auf das Augenzentrum gerichtet, während du gedanklich die geladenen Namen in Abständen wiederholst, so dass der innere Blick nicht gestört wird. Auf diese Weise wirst du keinen Schmerz empfinden, und das innere Licht wird hervorbrechen. Übung macht den Menschen vollkommen. Die heilige Meditation sollte nicht mechanische Routine werden, bei der man sich lediglich für eine gewisse Zeit hinsetzt, sondern voll liebender Hingabe und ehrerbietiger Demut sein, mit der man als Bettler an der Tür des Herrn steht. Die inneren Offenbarungen, die du, wie du sagst, erst nach etwa vierzig bis sechzig Minuten Meditation erhältst, würden dir viel eher zuteil, wenn du dich Seinem Willen ergibst.

Frage: Manchmal kann ich den Ton hören, auch wenn ich nicht gerade meditiere.

Der Meister: Es ist ein günstiges Zeichen und lässt deine zunehmende Empfänglichkeit erkennen. Der heilige Tonstrom wird bei regelmäßigen, gläubigen und gewissenhaften Meditationen hörbar, ohne dass man die Ohren schließt. Dies hält die Aufmerksamkeit des Initiierten beschäftigt; doch für gewöhnlich sollte dem Ton bei geschlossenen Ohren gelauscht werden, wobei er näher kommt, stärker wird und schließlich von oben ausgeht, um dich ins Jenseits zu erheben.

Frage: Ist es richtig, wenn ich innerlich einen Lichtschein wahrnehme, während ich im Bhajan sitze?

Der Meister: Man sollte eine Sache zu einer Zeit tun. Du solltest versuchen, deine volle Aufmerksamkeit entweder in das göttliche Licht zu vertiefen, indem du in seine Mitte schaust, oder mit gespannter Aufmerksamkeit dem heiligen Tonstrom von der rechten Seite lauschen. Wenn man beide Übungen zusammen ausführt, wird die Aufmerksamkeit geteilt.

Frage: Warum bleibt die Offenbarung der strahlenden Form des Meisters nie da, und warum bringen auch viele Versuche in dieser Richtung keine Ergebnisse? Vielleicht ist meine Haltung undankbar. Warum löst sich das Gesicht oder die Gestalt des Meisters auf, wenn ich seine Züge zu erkennen suche?

Der Meister: Es liegt an deiner mangelnden Empfänglichkeit, die sich durch längere Meditationen und viel liebender Hingabe entwickeln würde. Halte nur deinen Blick beständig fest, während du eindringlich und ganz genau in die Mitte dessen schaust, was du vor dir siehst. Deine sogenannten Versuche laufen letztlich darauf hinaus, dass du das eine oder andere haben willst, was vermieden werden sollte, indem du es ganz seinem Willen und Wohlgefallen überlässt, dich mit dem zu segnen, was für deinen spirituellen Fortschritt als das Beste erachtet wird. Wenn sich die Gestalt des Meisters bei deinem Versuch, ihre Gesichtszüge zu erkennen, auflöst, so deshalb, weil dein Verstand dazwischenkommt, der beruhigt und zum Schweigen gebracht werden muss.

Frage: Als ich einmal im Bhajan saß, sah ich Eure strahlende Gestalt, die sich in die zahlloser anderer Meister und wieder zurück verwandelte. Ergebene scharten sich um den Meister. Alles schien nah und doch weit entfernt zu sein. Ich konnte, was ich auch wünschte, mich aus dieser Gebundenheit befreien, um mich dieser heiligen Gemeinschaft anzuschließen. Ich empfand Trauer und innere Seligkeit zugleich.

Der Meister: Solche seltenen Gesichte zeigen seine gnadenvolle Liebe zu dir und seinen Schutz, den er dir gewährt. Darüber hinaus lassen sie erkennen, dass die Meisterkraft, die durch den menschlichen Pol des lebenden Meisters wirkt, ebenso über den Pol anderer ihr Werk getan hat. Er ist der eine in allen, und alle sind eins in ihm. Es wird dir angeraten, bei solchen Enthüllungen die geladenen Namen zu wiederholen, so dass die inneren Offenbarungen mit der Gnade des Meisters stetiger werden. Die heitere Glückseligkeit, die du aus dieser göttlichen Erfahrung empfangen hast, ist verheißungsvoll und sollte dankbar aufgenommen werden.

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