9. Kapitel

Andere Religionen

Frage: Zu der Erzählung von Mose und dem "Gelobten Land" im Alten Testament: Kann diese Geschichte so verstanden werden, dass der Herr Mose wegen seiner Nachsicht gegenüber den Israeliten bestrafte, indem er ihn nicht in die inneren Ebenen schauen ließ, sondern ihn daran hinderte, sie zu betreten.

Der Meister: Es ist für gottergebene Menschen eine Sache allgemeiner Erfahrung, dass ihnen die innere Schau beschränkt wird, ganz zu schweigen vom Betreten des Gelobten Landes, "darin Milch und Honig fließt", wenn sie auch nur für einen Augenblick vergessen, dass sie als Mittler Gottes beauftragt sind, für Ihn und in Seinem Namen zu wirken, und sich Ehre und Ruhm, die rechtmäßig Ihm gebühren, selbst zuschreiben.

Als Mose und sein Bruder Aaron zu Kades lagen, sündigten sie schwer. Gott hatte ihnen geboten, mit dem Fels zu reden, dass er ihnen sein Wasser gebe, doch er und sein Bruder sprachen zu der Gemeinde, als sie durch die Wüste Zin geführt wurde und kein Wasser hatte, ihren Durst zu löschen: "Höret, ihr Ungehorsamen, werden wir euch auch Wasser bringen aus diesem Fels?" (Num. 20)

Um dieser Sünde willen wurde ihnen das Vorrecht verweigert, ihr Volk in das Gelobte Land zu führen. Auch das ernste Gebet von Mose: "Herr, Herr, du hast angehoben, zu erzeigen ... deine starke Hand ... Lass mich hinübergehen und sehen das gute Land jenseits des Jordans", erwies sich als wirkungslos (Deut. 3, 24-27). So sind in der Tat die Folgen, wenn die Gebote Gottes auch nur um ein Jota übertreten werden, und es kann unerträglich langes Leiden bedeuten.

Frage: Die Bibel sagt: "Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein." Was bedeutet das?

Der Meister: Diese Worte sind aus Matth. 19, 30; sie erscheinen auch in Kap. 20, 16 (ebd.) und erneut in Mark. 9, 35 sowie Luk. 13, 30, und besagen, dass die Gnade des Gottmenschen, wie so viele Gaben Gottes: Luft, Licht und Wasser, frei und in Fülle allen zufließt, ganz gleich, ob einer früh oder spät in seinen "Weinberg" kommt. Da er im Zeitlosen lebt, sind die von uns geschaffenen Zeiteinteilungen für ihn ohne Bedeutung, und jeder erhält, was immer recht ist, ungeachtet dessen, wann er kommt, ob früh am Morgen, um die dritte Stunde, die sechste Stunde, die neunte oder elfte Stunde, da alle gleicherweise empfangen, vom letzten bis zum ersten, wie es durch das Gleichnis vom Himmelreich in Kapitel 20 des Matthäus-Evangeliums so wunderbar beschrieben wird; denn er ist der beste Richter, um seine spirituellen Schätze auf die Weise auszuteilen, wie er es für richtig hält.

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