Weihnachtsbotschaft 1964

Meine Lieben,

die ganze Schöpfung kam durch das "Wort" oder "Naam" - die sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft - ins Sein.

Die ganze Schöpfung ist der Tempel Gottes. Es gibt keinen Ort, wo Er nicht ist. In den Mineralien schläft das Leben, in den Pflanzen träumt das Leben, in den Vögeln und jeglichem Getier erwacht das Leben, und im Menschen ist das Leben wach. 

Somit sind wir Brüder aller Geschöpfe, der Pflanzen, Vögel und anderen Tiere. Die Blumen und Bäume, Sperlinge und Tauben sind wie Glieder unserer eigenen Art. Wie einfach, rein, liebevoll und schön sind sie! Wir sollten von ihnen lernen, ein Leben der Reinheit, heiliger Einfachheit und göttlicher Liebe zu führen.

Wir sollten alle lieben, auch die Sünder und Räuber. Wir sollten nicht den ganzen Baum abschlagen, sondern ihm eine Möglichkeit geben, wieder zu wachsen. Wir atmen die gleiche Luft, trinken das gleiche Wasser, wärmen uns in derselben Sonne und leben auf derselben Mutter Erde. Tag und Nacht sind die beiden Diener, welche uns aufziehen.

Der Mensch ist das Höchste in der ganzen Schöpfung. Wer Gott liebt, sollte alle lieben. Er wohnt in jeder Form. Es sind Predigten in den Steinen und Bücher in den Bächen. Wir sollten in Gemeinsamkeit leben mit allem Geschaffenen, mit allem Leben. Die Schöpfung ist eine Familie in Gott. Alle Rishis und Heiligen hatten die Vision der kosmischen Einheit und liebten die Natur. "Die ganze Schöpfung ist das Haus Gottes, und Er wohnt darin" (Nanak). Die Rishis sangen: "Ishavasyam Idam Sarvam" (Alles, was ist, ist ein Kleid des Herrn). Die Natur ist wunderbar, wenn sie nicht durch Menschenhand entstellt wird.

Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen und muss in einer Gemeinschaft leben. Mengen deuten nicht auf Weisheit, und die heiligen Stätten der Verehrung sind von ihnen überfüllt. Uns wäre nötig, dass sie die reinsten und weisesten Menschen der Welt sind. Die Gemeinschaft sollte nach dem Gesetz der Liebe leben, von Hütern der Moral regiert werden und ein einfaches, genügsames Leben führen. Ich bin nicht darauf aus, eine enge Gemeinschaft zu gründen, sondern die Ergebenen des Lebens der Reinheit, Einfachheit und der liebevollen Hingabe an Gott in allen und alle in Gott zu vereinen. Es ist nicht gut, der Welt zu entsagen und sich in den Wald zurückzuziehen, noch ist es notwendig, die eine oder andere Religion aufzugeben; man sollte die innere Loslösung erlangen wie Franziskus oder andere Heilige, die allem von Herzen entsagten, aber von Christus oder Gott besessen waren.

Mit diesen Worten sende ich euch allen meine besten Wünsche an diesem Weihnachtstag, damit ihr euer Leben entsprechend wandelt.

Kirpal Singh

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