20.
Kapitel Wie
findet und erkennt man einen vollendeten Meister? Ein
vollendeter Meister zu finden ist nicht so leicht, wie es scheinen mag. Da wir
die ganze Zeit auf der Sinnesebene leben, haben wir nicht die Augen, um den
menschlichen Pol zu erkennen, durch den die Gotteskraft in der Welt wirkt. Doch
wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Alles, was von einem Sucher verlangt
wird, ist eine lautere Absicht und vor allem große Sehnsucht und brennendes
Verlangen nach dem Herrn. Wo Feuer ist, kommt Sauerstoff von selbst zu Hilfe.
Das Prinzip von Bedarf und Versorgung ist in allen Lebensbereichen, von den
physischen bis zu den spirituellen, gleichermaßen wirksam. Es gibt immer
Nahrung für die Hungrigen und Wasser für die Durstigen. Bittet, so wird euch
gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an,
so wird euch aufgetan. Matth.
7, 7 Niemand kann zwei
Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und
den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen
und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott
dienen und dem Mammon. Matth.
6, 24 ... ich, der Herr,
dein Gott, bin ein eifriger Gott ... 2.
Mose 20, 5 Ebenso
wie Gott fordert auch der Gottmensch von denen, die ihn lieben, eine
ausschließliche und unbegrenzte Liebe. Solange man nicht bereit ist, alles zu
opfern – Körper, Gemüt und Besitz - , bleibt der Weg zu ihm verschlossen, und
wir können uns nicht dem Gottmenschen nähern, der uns den Weg zeigt. „Wenn
der Chela (Schüler) bereit ist, erscheint der Guru“; ist das Gesetz des Herrn.
Wie kann man mit verbundenen Augen ohne Hilfe ans Ziel kommen? Es kann niemand zu
mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der
mich gesandt hat. Joh.
6, 44 Wem
es Gott bestimmt hat, wird von selbst zum Gottmenschen hingezogen, oder der
Gottmenschen findet ihn, wo immer er gerade ist. Ähnlich
ist es dem Menschen nicht gegeben, den Gottmenschen in seiner Fülle zu
erkennen. Wir können seine Größe nur soweit erfassen, als er es gewährt. Er
allein entscheidet über Zeit und Ausmaß jeden Fortschritts und enthüllt uns
nach seinem Ermessen allmählich und stufenweise soviel von seinem spirituellen
Reichtum, wie er uns davon zu verstehen, zu erfassen und sicher zu bewahren
möglich macht. Wenn man in seiner Gemeinschaft auf dem spirituellen Pfad
fortschreitet, erkennt man ihn mehr und mehr, indem man seine Kraft auf allen
inneren Ebenen, von einem Ende zum anderen, wirken sieht, bis er in der rein
spirituellen Region (Muqam-i-Haq oder Sach Khand) in seiner ursprünglichen Offenbarung
(Ek- Ankar) erscheint. Auf Erden ist er das fleischgewordene Wort, das im
Einklang mit den Gesetzen der irdischen Ebene unter uns wohnt und uns wie jeder
andere weltliche Lehrer belehrt; natürlich nicht hinsichtlich dieser Welt,
sondern über eine von ihr völlig verschiedene, eine Welt, die aus sich selbst
leuchtet und mit Sternen, Monden und Sonnen in unermeßlicher Zahl übersät ist.
Während er offensichtlich die Freuden und Leiden der Welt mit uns teilt, steht
er doch weit über allen Gegensätzen, gibt uns außen und innen unermüdlich seine
spirituellen Worten der Weisheit, entfacht in uns auf unendlich vielfältige Art
die Liebe zu Gott und hält uns an, ihn zu verherrlichen. Wie gütig der
Meister auch immer ist, hat doch niemand einen Anspruch
auf seine Gnade. Sie fließt allen auf gleiche
Weise zu, aber jeder erhält soviel, wie er es bestimmt. Der Satguru ist Sat
personifiziert und kennt alle. In allen gegenwärtig,
steht er dennoch über aller Gunst und Haß. |