24. Kapitel

Die Einheit von Guru, Guru Dev, Satguru und Malik

(Die verschiedenen Formen der Wahrheit)

 

In den Schriften lesen wir, daß Gott formlos ist. Er sieht ohne Augen, tut sein Werk ohne Hände, geht ohne Füße und hört ohne Ohren.

Er durchdringt alles, ist aber unsichtbar. Er übersteigt alles Denken, Begreifen und alle Fassungskraft. Der Mensch mit seinem begrenzten Verstand und Erkenntnisvermögen kann ihn nicht erreichen. Wie können wir dann Gott sehen und ihn lieben? Liebe und Verlangen gibt es immer unter Geschöpfen derselben Gattung und auf gleicher Ebene. Die Vögel in der Luft fliegen in Scharen zusammen. Tiere lieben ihre Artgenossen und ziehen in Herden umher. Der Mensch ist von Natur aus gesellig und kann nur in Gemeinschaft mit seinen Mitmenschen leben.

Kontemplation bedeutet Konzentration der menschlichen Kräfte an einem Zentrum oder Brennpunkt. Wie aber ist Kontemplation überhaupt möglich, wenn das Zentrum und der Brennpunkt unsichtbar sind? Um dieses grundlegende Bedürfnis der Menschen überhaupt zu befriedigen, mußten Lord Rama und Lord Krishna (die Verkörperungen von Kal oder der negativen Kraft [Dieselbe Kraft offenbart sich auf mannigfaltige Weise, um das Leben auf den verschiedenen Ebenen zu erhalten; so wie die Elektrizität an einer Stelle Feuer und an einer anderen Eis hervorbringt.] in Menschengestalt kommen. Ebenso taten es die Meister- Heiligen, die Sat Purush – die positive Kraft oder Weisheit – offenbaren, die Grundlage alles Sichtbaren und Unsichtbaren, des ganzen Universums mit seinen gro0en Aufteilungen und Unterteilungen, angefangen von Sach Khand oder Muqam-i-Haq bis Kal Desh, der physische Welt, die Verfall und Tod unterworfen ist. Ein Moslem- Heiliger hat ihn wunderbar beschrieben:

 

                            Wenn er Khud-aa (der sich selbst bewegende Gott) ist,

                            mag er selbst kommen (uns zu lehren).

 

Er muß in der Tat auf die Ebene des Menschen herabkommen, denn nur dann kann der Mensch von ihm wissen.

In Gestalt eines Meister- Heiligen wirkt er nach seinem Willen, indem er die Seelen unterweist, die nach ihm Verlangen haben, ihn aber nicht erreichen können.

Er sagt ihnen, daß er nicht der physische Körper ist, und lehrt alle verkörperten Seelen, wie man sich über die Begrenzungen des physischen Körpers erhebt. Durch eine allmähliche Übertragung seiner Kraft nimmt er sie aus dem physischen Kleid heraus und wird ihr Freund und Führer.

So muß der Formlose eine Form, einen Pol, annehmen, um seine Gottheit der leidende und hilflosen Menschheit zu offenbaren. Er macht uns unseren eigentlichen Wert bewußt und sagt uns, wie wir das verlorene Paradies, den Garten Eden, wiedergewinnen können, aus dem wir seit dem Beginn der Zeiten vertrieben wurden.

Die Kraft Gottes wirkt in Fülle durch den Pol einer Meisterseele. Daher kann man diese zu Recht als polarisierten Gott bezeichnen, der mit froher Botschaft in die Welt gekommen ist, ihn und das Reich Gottes zu verkünden, die beide, wie er sagt, nahe sind und mit ein wenig Praxis in der rechten Richtung leicht erlangt werden können.

Wer die Wahrheit erkannt hat, ist ein Satguru. Der Satguru ist wirklich Sat oder das personifizierte Wahrheit. Das Wort wird tatsächlich Fleisch und wohnt unter uns. Durch seine Führung und Unterweisung nimmt er uns mit sich, bis wir, gleich ihm, das Wort werden, ein bewußtes Prinzip, das in Harmonie mit dem göttlichen Willen auf der Ebene des Höchsten wirkt.

 

 

 

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