Kirpal Singh

Gespräche von Herz zu Herz

15. September 1970

Abend-Darshan/Rajpur

Meister: Wenn jemand in Meditation versunken ist, bittet er: ”O Gott, verlängere die Stunden, laß sie nie zu Ende gehen, laß sie niemals aufhören. Er wünscht sich, daß die Zeiten der Trennung immer kürzer werden.

Frage: Möge die Zeit, wo auch ich so eine Aussage machen kann, schneller heranrücken. Meine Frau fragte sich aufgrund einer Bemerkung neulich abends, ob wir Karma in Träumen abtragen können? Würdest du das bitte näher erklären?

Antwort: Manchmal müßte ein Mensch noch einmal wiedergeboren werden. In speziellen Fällen kann der Meister dieses Leben jedoch in Träumen abwickeln. Du fühlst und siehst alles. Das geschieht jedoch selten.
Frage: Können wir dann dieses andere Leben in Träumen abgelten?

Antwort: Der Meister wickelt es ab, nicht du.

Frage: Das bedeutet also, in Träumen wird ein zusätzliches Leben abgegolten, für das wir sonst wiedergeboren werden müßten ...

Antwort: Nein, nein. Im allgemeinen sind Träume nur Rückwirkungen der vielen Gedanken, die uns im Laufe des Tages in den Sinn kommen und nicht zu Ende gedacht werden. Es gibt Träume und es gibt Visionen. Zwischen beiden ist ein gewaltiger Unterschied. Träume sind undeutlich; wenn ihr morgens aufwacht, meint ihr, etwas gesehen zu haben. Bei Visionen seid ihr dagegen hellwach; ihr könnt euch an sie erinnern, und selbst am nächsten Morgen sind sie euch noch völlig bewußt. Träume sind verschwommen, während des Träumens ist man nicht voll bewußt.

Frage: Würdest du bitte Träume näher erklären? Einige sagen, sie hätten ungewöhnliche Träume gehabt, seit sie hier sind. Jemand sprach heute abend davon.

Antwort: Wie waren sie? Die meisten Träume sind Rückwirkungen aus der Vergangenheit, die an die Oberfläche kommen. Manche Träume sind, wie gesagt, keine Träume, sondern Visionen. Man kann dem Meister begegnen, man kann Zukünftiges sehen, das sich erst ereignen wird. Das sind Visionen. Manchmal sieht man einen Ort, und Jahre später geschieht es, daß man dort hinkommt. Das sind Visionen. Hat jemand ungewöhnliche Gedanken, Träume? Erzählt sie mir.

Frage: Niemand will zugeben, daß er ungewöhnliche Träume hatte.

Antwort: Laßt uns einen oder zwei hören.

Frage: Ich kann mich nicht erinnern. Ich habe viel geträumt.

Antwort: Träume sind immer zusammenhanglos. Morgens habt ihr eine unklare Vorstellung von ihnen. Diese Träume sind also nicht ungewöhnlich. Einiges aus der Vergangenheit taucht auf, es ist jedoch nicht zuverlässig. Visionen sind zuverlässig.

Frage: Ist es der Anfang einer Vision, wenn man beim Einschlafen beginnt, den Körper zu verlassen und die Seele sich erhebt?

Antwort: Wenn du träumst, schläfst du. Bist du dann bewußt?

Frage: Nein - nicht, wenn man schläft. Man ist im Begriff einzuschlafen, und plötzlich wird einem bewußt, daß sich die Seele erhebt.

Antwort: Ja, die Seele zieht sich zurück, das ist richtig.

Frage: Was bedeutet das?

Antwort: Du bist entspannt. Du hast dich zurückgezogen. Es ist unsere Gewohnheit, im Schlaf den Körper zu verlassen; wir ziehen uns vom Körper, von außen, zurück. In einer Vision ist man hellwach, aber der Körper schläft. Je entspannter man ist, desto zurückgezogener fühlt man sich.

Frage: Aber es scheint so, als ginge die Seele nach oben.

Antwort: Laß sie gehen. Verlasse den Körper, sei ihm nicht verhaftet. Das ist Zurückziehen, das ist gut. Entspanne dich völlig, wie in der Meditation. Deshalb sage ich, setzt euch erst eine Weile hin, und erhebt euch dann im Innern. Geht einfach, geht nach oben. Meditation ist eine Frage der vollkommenen Entspannung. Ihr könnt sitzen, oder ihr könnt liegen. Beim Liegen besteht nur die Gefahr, daß ihr einschlaft. Es spielt sich jedoch derselbe Vorgang ab. Im Schlaf ziehen wir uns ebenfalls zurück. Jemand fragte einmal Prophet Mohammed, ob er schlafe. Er antwortete:

“Mein Körper schläft, ich schlafe nicht.” Die Seele schläft nicht, sie zieht sich zurück.

Frage: Neulich abends, als du uns in dein Schlafzimmer gebeten hattest war ich sehr unglücklich, denn das Tonband war abgelaufen, und gerade da gabst du mehrere Erläuterungen über Bewußtheit, die ich gerne aufgenommen hätte. Könntest du sie wiederholen?

Antwort: Was war das Thema? Wenn es sich ergibt, gehe ich darauf ein.

Frage: Ich fragte dich, ob du selbst jemals schläfst, und dann hast du eine Antwort gegeben, die ich nicht aufnehmen konnte ...

Antwort: Ich habe es gerade erklärt. Beim Schlaf und bei der Meditation geschieht anfänglich das gleiche. Die Seele zieht sich von außen und vom unteren Teil des Körpers hinter die Augen zurück, wie beim Sterben auch. Das ist der normale Vorgang. Beim Träumen sinkt die Seele bis zur Kehle hinunter, beim Tiefschlaf bis zum Nabel. Wenn ihr euch jedoch entwickelt, bleibt ihr bewußt, während der Körper schläft. Seid ihr erst einmal daran gewöhnt, verringert sich der Schlaf. Ihr schlaft gewöhnlich sieben Stunden, manche nur sechs, fünf, vier oder drei Stunden; viele sogar nur zwei Stunden. Der Prozeß beginnt im physischen Körper, aber dann geht ihr ganz aus ihm heraus. Er ruht, aber ihr seid hellwach.

Frage: Ich erinnere mich, als ich dich fragte, ob du selbst schläfst, fragtest du zurück: ”Machst du dir deswegen Sorgen?” Und meine Antwort war “ja.” Vielleicht sollte ich mir deswegen keine Sorgen machen, aber ich bin etwas beunruhigt. Schläfst du überhaupt jemals?

Antwort: Ja. Warum nicht?

Frage: Es geht das Gerücht um, du würdest nicht viel schlafen.

Antwort: Eine Stunde oder zwei. Ich entspanne mich manchmal, wenn ich müde bin. Man braucht nicht viel, wenn man sich weiterentwickelt.

Frage: In dieser einen Stunde kannst du dich für die nächsten 23 Stunden völlig regenerieren?

Antwort: Ja, man wird aufgeladen. Man regeneriert sich täglich. Beides, das Leben von Gemüt und Körper, hängt von der spirituellen Gesundheit ab. Das bedeutet aufladen. Wenn ihr sehr müde seid, dann ladet euch auf. Die Heilkraft liegt in der Seele. Arzneien helfen nur, einen Weg zu bahnen, das ist alles. Ich erinnere mich, als ich 1914 in der Apotheke eines Arztes saß, stellte dieser ein langes Rezept mit acht bis zehn Bestandteilen aus. Dann bat er seinen Helfer, die Medizin herzustellen. Ich beobachtete ihn. Er gab soviel wie nichts hinein und goß dann nur noch destilliertes Wasser dazu. Ich fragte ihn: ”Was machen Sie da?” ”Das ist nur, um die Leute zufriedenzustellen. Die eigentliche Arbeit bewirkt die Natur, bewirkt die Seele. Die Heilkraft ist bereits da. Ich nehme nur eine winzige Kleinigkeit, etwas lngwertinktur, kohlensaures Natrium usw. Das ist alles, aber es bringt den gewünschten Erfolg.”

Frage: Meister, du hast oft von Thoreau gesprochen, Henry David Thoreau. Du hast ihn einen westlichen Heiligen genannt. Gibt es heute im Westen noch jemanden von der Bedeutung eines Thoreau?

Antwort: Vielleicht. Was hilft dir das?

Frage: Wir geben ja zu, daß die spirituelle Führung heute aus Indien kommt. Unser Interesse daran, ob in Nordamerika vielleicht jemand lebt, der Thoreau nahe kommt, erscheint ein wenig kleinbürgerlich. Wir hätten dann jedoch wenigstens jemanden, der zu siebzig bis achtzig Prozent erleuchtet wäre, sowie Thoreau. Von ihm hast du das nämlich gesagt, glaube ich.

Antwort: Vielleicht, mehr oder weniger. Die Welt ist schließlich nicht ohne Erleuchtete. Es muß einige wenige geben, das kann man nicht leugnen. Vor allem war Indien das Zentrum, Zentralasien und Indien, wie die Geschichte zeigt. Der Westen hat jedoch genügend Fortschritt auf materiellem Gebiet erreicht. Was wollt ihr mehr?

Frage: Meister, ich habe bei dieser Frage überhaupt nicht an die Satsangis gedacht. Wir haben dich, wir brauchen keine anderen Meister.

Antwort: Ich bin nicht der Meister. Gott in mir ist der Meister Ich denke nie daran, der Meister zu sein. Ich sehe eine Kraft die anderen hilft. Aller Dank gebührt Ihm, nicht mir.

Frage: Du hast aber nichts dagegen, daß wir Meister zu dir sagen, oder?

Antwort: Das ist eine falsche Bezeichnung. Gott ist der Meister Es muß ein Wort dafür geben, vielleicht Meister, Lehrer, älterer Bruder oder Vater. Wenn ihr mich Bruder nennt, Freund, was ist der Unterschied?

Frage: Ich beobachtete neulich, wie dich jemand Maharaj nannte.

Antwort: Maharaj bedeutet ‘höchste Persönlichkeit‘, das ist alles. Es sind Worte, nur Worte. In Wirklichkeit ist Maharaj das, was sich in mir befindet, aber das ist auch in euch.

Frage: Ich denke, jemand dort hinten hat eine weitere Frage.

Antwort: Ja, heraus damit. Es mag die schlimmste Frage sein. Habt keine Angst, keine Vorbehalte. Ich antworte nach bestem Wissen. Wie die Tochter zur Mutter geht, wie der Sohn zum Vater, wie der Bruder zum Bruder kommt, so fragt mich. Weshalb Vorbehalte? An mir liegt es nicht. Schämt euch nicht.

Frage: Ich wundere mich, Meister, warum du den Moslems fünf andere geladene Namen gibst.

Antwort: Ja, was ist der Grund? Auch im Islam gab es Heilige. Sie haben dieselben Worte, ins Arabische übersetzt, mit derselben Bedeutung. Es ist jedoch allein die Aufladung, die hilft, nicht die Worte, bedenkt das. In allen Schriften steht, ihr müßt euch mit Hilfe eines Heiligen an Gott erinnern. Was ist der Grund? Es ist die Aufladung, die dahintersteht. Ich will euch ein Beispiel geben: Jemand wurde von einem Skorpion gestochen. Das verursacht Schmerz. Wer den passenden Zauberspruch kennt, haucht nur einige Worte und der Schmerz läßt nach. Wenn dieselben Worte ein anderer wiederholt, er mag den Doktor der Philosophie und noch viele andere Titel haben, werden sie nicht wirken. Der kompetente Meister kann selbst ein kleines Kind bitten, die Namen zu wiederholen. Seine Worte werden helfen, das heißt, die Aufladung, die Gedankenübertragung in den Worten. Die Namen stehen sogar in den Büchern. Jeder kann sie geben. Unser Meister sagte oft: ”Selbst das Mädchen am Spinnrad kann dir die fünf Namen geben.” Aber sie haben die Aufladung nicht und nur die Aufladung bringt die Erfahrung.

Frage: Worin besteht die Aufladung, die du in die Worte legst?

Antwort: Es ist Gedankenübertragung. Die Worte sind geladen, weil die Gedankenübertragung in ihnen steckt. Gedankenübertragung bringt die Erfahrung, könnt ihr folgen? Wenn euch ein kompetenter Meister die fünf Worte gibt, werdet ihr durch sie innen fortschreiten. Was sonst hundert Jahre dauern würde, könnt ihr, sagen wir, in drei Jahren zustande bringen. Das ist der Unterschied. Mehr noch, wenn die negative Kraft erscheint oder innen irgendwelche Täuschungen auftreten, verschwinden sie, sobald ihr die Namen wiederholt. Die Aufladung hilft euch.

Frage: Mit welcher Absicht wurde der Planet Erde innerhalb des Göttlichen Plans erschaffen?

Antwort: Wer hat ihn erschaffen? Du solltest zu Ihm gehen und Ihn fragen.

Mit welcher Absicht erbaue ich Manav Kendra? Es gibt einen Grund dafür: Ich wünsche es. Ich bin von allem inspiriert, was ich wünsche. Alle Menschen sollten sich hier ungeachtet ihrer gesellschaftlichen Stellung zusammenfinden, gleich welcher Religion sie angehören, denn sie sind vor allem Menschen. Es gibt natürlich eine Absicht. Gott wollte etwas erschaffen, und niemand kann ihn darüber befragen, denn wenn du zu Ihm gelangst, wirst du den Intellekt und alle Fragen zurückgelassen haben.

Frage: Kann man darauf eine Antwort erhalten, wenn man durch die mentale Ebene gegangen ist?

Antwort: Alle diese Fragen bestehen innerhalb der großen Täuschung. Solange du nicht über die astrale Ebene hinausgehst, kannst du nicht erkennen. Wenn einem Kind in der ersten Klasse eine Frage in Trigonometrie gestellt wird, kann es sie dann verstehen? Erst wenn es im Gymnasium ist, beginnt es zu begreifen.

Frage: Wo stehen wir spirituell, wenn wir das Schulsystem als Vergleich nehmen? Du sprachst vom Gymnasium und der Grundschule. Entsprechen die meisten von uns der Stufe des Kindergartens? Wann beginnt der Kindergarten, wann haben wir ihn hinter uns. Ist das hier der Kindergarten?

Antwort: Hier gibt es keinen Kindergarten. Ihr beginnt, wenn der Kindergarten zuende ist. Ihr erhebt euch über den Kindergarten des physischen Körpers. Ihr seid im physischen Körper, dessen Kräfte nach außen strömen, aber wahre Religion beginnt erst, wenn ihr euch über sie erhebt. Ihr erhebt euch täglich über sie und spürt natürlich, wie eure äußeren Verhaftungen nachlassen. Ihr werdet nie Angst vor dem Tod haben. Ihr werdet fröhlich und voller Freude sein. Guru Nanak sagte: ”Stirb hundert mal am Tag.”

Frage: 0 ja, nimm täglich dein Kreuz auf dich ...

Antwort: Ja, dies ist das Kreuz. (Der Meister zeigt das Kreuz als menschlichen Körper, mit ausgestreckten Armen.) Wir haben Symbole, doch haben wir vergessen, was sie bedeuten. In der Bibel steht, daß sie die Last des Kreuzes auf ihre Schultern nahmen und durch die Straßen von Jerusalem zogen. Das ist symbolisch gemeint. Das Licht ist innen. Da Kreuz auf sich zu nehmen, ist nur ein Symbol, es bedeutet in Wirklichkeit, sich über das Körperbewußtsein zu erheben.

Frage: Vor kurzem hast du Guru Nanak erwähnt. Es gibt einige, die behaupten, sie hätten dich innen zusammen mit Guru Nanak gesehen. Ich wundere mich, wie sie Guru Nanak erkennen konnten, denn sie haben ihn physisch nie gesehen.

Antwort: Dieses Wiedererkennen geschieht innen. Vergleicht man da später mit äußeren Abbildungen, so stimmen sie meist damit überein. Die Heiligen begegnen sich innen. Man erkennt sie aus einem inneren Sinn heraus, dem sechsten Sinn, nicht mit den fünf Sinnen. Es ist besser, ihr geht nach innen und seht es selbst.

Frage: Ich weiß, das ist deine ständige Botschaft.

Antwort: Wenn ihr nicht selbst erkennt, sind diese Dinge vielleicht eine Zeitlang interessant, aber wirkliches Interesse entsteht erst, wenn ihr innen seht. Ich wünsche, daß jeder von euch ein Botschafter werden möge. Heilige wünschen, daß jeder, der zu ihnen kommt, selbst ein Heiliger werden möge - ein wirklicher Heiliger, nicht ein geschäftsmäßiger Heiliger. Das einzige Kriterium für einen Heiligen liegt darin, ob er einen Auftrieb geben kann und das innere Auge öffnen kann, nicht in seiner Propaganda. Ein wahrer Meister wird euch zeigen, daß innen Licht ist und nicht sagen, ihr werdet es erhalten, wenn die Zeit dafür reif ist. Welches andere Kriterium kann es sonst noch geben, sagt es mir? Propaganda? - Nein. Mit Geld kann man alles kaufen. Propaganda kann man bezahlen. Was ist jedoch das Kriterium? Der Prüfstein ist, ob jemand das innere Auge öffnen und die Dunkelheit innen vertreiben kann. Dann werdet ihr sehen, daß Gott Licht ist.

Frage: Sind die sogenannten Meister nicht auch manchmal hilfreich?
Neulich am Abend hast du von einem gesprochen - wir erwähnten seinen Namen nicht. Er half mir und meiner Frau, wenn auch nur kurze Zeit. Wird er für immer verdammt, weil er ein bißchen Hilfe gab?

Antwort: Ihr könnt in der ersten Klasse etwas lernen. Dort habt ihr einen Lehrer. Seid ihm dankbar. Seid immer dankbar für alles, was euch jemand lehrt. Dann rückt ihr in die Mittelstufe auf. Wenn euch derselbe Lehrer dort auch noch etwas lehren kann, gut. Geht ihr in die Oberstufe und derselbe Lehrer kann euch den Lehrstoff immer noch vermitteln, gut und schön. Wenn nicht, achtet ihn für das, was ihr bei ihm gelernt habt, doch dann müßt ihr zu einem anderen gehen. Der große Lukmana war ein sehr weiser Mann. Alle fragten ihn: ”Woher hast du deine Weisheit?” Er erwiderte: ”Von den Narren.” Versteht ihr? Er wollte damit sagen, man kann die gleiche Sache auf verschiedene Art erlangen. Derselbe Schmerz kann auf vielerlei Art ausgedrückt werden. Als ich nach Amerika kam, hatte ich ein Erlebnis. Ich wurde um eine Fernsehsendung gebeten. Mein Name ging damals wie ein Lauffeuer durch die Vereinigten Staaten und einige führende Persönlichkeiten aus dem religiösen Leben schlossen sich zusammen, um mich zu besiegen. Ich ging zu dieser Sendung, ohne zu wissen, daß noch andere mit dabei sein würden. Als ich ankam, fand ich einen runden Tisch vor, und noch vier oder fünf Leute kamen dazu. Ich begrüßte sie: ”Guten Tag, ich freue mich, Sie zu sehen. Ich danke Ihnen. Setzen wir uns.” Einer war Jude, ein anderer Katholik, einer Protestant und einer hatte irgend eine andere Konfession. Noch ein anderer war der Chef einer Zeitung. ”Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen,” begann jemand von ihnen, ”wenn wir einige Fragen an sie richten.” ”Nein, es steht Ihnen frei, jede Frage zu stellen.” Die Sendung begann und sie stellten Fragen, alle fünf. Und ich antwortete. Gelegentlich fragte ich: ”Sonst noch etwas?” Dann stellten sie weitere Fragen, und ich beantwortete sie. Nach einer Weile beteiligten sich nur noch zwei oder drei. Sie stellten Fragen und ich antwortete. Wir saßen an einem runden Tisch, unter dem sie einander mit den Füßen Zeichen gaben, und so Botschaften, wie ”stell ihm noch weitere Fragen”, austauschten. Schließlich sagte einer: ”Wie können wir wissen, daß wir Gott erkennen können? Wie können wir wissen, daß es einen Gott gibt?” Ich fragte sie: ”Wenn Sie Magenschmerzen haben, wie wissen Sie das?” Sie nickten und meinten: ”Sie haben recht.” Auf diese Weise versuchten sie mich in den Augen der Vereinigten Staaten herabzusetzen.

Frage: Meinst du, Indien werde wahrscheinlich von der Massenvernichtung verschont bleiben, die andere Teile der Welt treffen könnte?

Antwort: Indien kann auch am schlechtesten dran sein.

Frage: Es kann auch am ärgsten betroffen sein?

Antwort: Es könnte ein Schlachtfeld werden. Die Zeiten sind schlechter geworden. China überfiel Indien, zog sich jedoch wieder zurück. Es dauerte nur einen Tag. Indien ist die Heimat der Heiligen, die Heimat der Spiritualität. Sie strahlte von hier und von Zentralasien aus. Pakistan ist abgetrennt worden. Orte draußen in der Natur sind nicht heilig, aber sie haben doch eine atmosphärische Kraft und sind im großen und ganzen weniger durch die Menschenmassen vergiftet, wie es in den Städten der Fall ist. Als ich 1954 hierher kam, war es völlig ruhig, niemand war zu sehen, nur hin und wieder kam einer vorbei. Alle Türen standen offen, nichts wurde gestohlen, es gab nichts dergleichen. Die Leute aus dem Dorf kamen zu mir und sagten: “Wir haben kein Einkommen, keinen Lebensunterhalt.” Es ist ein großer Unterschied zwischen damals und heute. Es ist heute vergleichsweise besser als damals. Inzwischen gibt es viele staatliche Ämter. Allerdings kommt nun auch Diebstahl vor. Früher dachten wir nicht einmal im Traum daran.

Frage: Ist auch in deinem Haushalt gestohlen worden?

Antwort: Hier nicht, hier ist Gott. Aber es gibt Diebstahl in diesem Gebiet. Das Gift der Städte kommt auch bis hierher.

Frage: Von uns aus könnten wir unsere Vorhängeschlösser wegwerfen.

Antwort: Ich will sagen, dieser Ort war vor einiger Zeit noch vollkommen ruhig und friedlich. Sogar jetzt ist es weiter hinten und oben im Gebirge noch immer ruhiger und friedlicher.
Seid ihr hinten gewesen?

Frage: Ja.

Antwort: Es ist dort sehr ruhig und friedlich, völlige Wildnis. Wenn ich hier in Rajpur bin, findet ihr mich am Morgen meistens dort. Ich komme manchmal für ein oder zwei Tage, dann gehe ich dorthin.

Frage: Hinten bei dem kleinen Flüßchen?

Antwort: Nein, das ist eine Zisterne. Es ist dort sehr ruhig, sehr stimmungsvoll. An einsamen Plätzen, bis zu denen das Gift der Städte noch nicht vorgedrungen ist, hört man den Tonstrom, wenn man still sitzt. Der beste Ort ist jedoch innen. Äußere Einsamkeit hilft nur bis zu einem gewissen Grad. Aber der Ort, an dem ihr am besten abgeschirmt seid, liegt in euch.

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