Kirpal Singh Gespräche von Herz zu Herz 10. Dezember 1970 Morgen-Darshan/Rajpur
Antwort: Es gibt fünf Ebenen. Die Kraft ist dieselbe. Sie wirkt auf verschiedenen Ebenen und hat verschiedene Namen. Ihr beginnt auf der physischen, geht dann auf die astrale und kausale Ebene, dann weiter aufwärts, Schritt für Schritt. Die Kraft bleibt dieselbe, so wie der Strom aus einem Elektrizitätswerk einen Raum nach dem anderen beleuchten kann. Dieselbe Kraft geht durch die erste, die zweite, dritte, die vierte Ebene. Die Kraft ist dieselbe. Naam oder das Wort ist dasselbe, es ist eines. Gott hat hunderte und Tausende von Namen. Doch genau genommen gibt es fünf Ebenen, und die Namen entsprechen diesen Ebenen, einer nach der anderen. Das ist der Weg, auf dem der Mensch zu Gott finden kann. Er erfährt: ”Ich bin nicht der Körper - ich bin Licht.” Wenn ihr alle Ebenen überschreitet und die drei Gunas
hinter euch laßt, dann wißt ihr, ”Ich und mein Vater sind eins.” Dann sind wir eins, dann gibt es kein Zurückkommen mehr. Diese Namen entsprechen also jeweils einer
Ebene. Wir dürfen aber nicht an ihre Bedeutung denken. Der Meister kann im Prinzip jedes Wort geben, das er will - aber das ist etwas anderes. Alles, was er
übermittelt, wird euch durch seine Aufladung helfen. Versteht ihr? Wenn euch die gesamte Theorie vermittelt wurde und ihr dann meditiert, und der Meister meint: ”Sag Sat Naam”, dann gibt er euch damit einen Auftrieb. Die fünf Namen werden in
Entsprechung zu den Ebenen gegeben. Für die vierte Ebene sagt ihr ”So Hang”, was ”Ich und mein Vater” bedeutet - ihr wißt: ”Ich bin eins mit Ihm.” Auf dieser Ebene erkennt ihr, daß die zum Ausdruck kommende Gotteskraft die Ursache aller fünf Ebenen ist. Ihr sollt jedoch nicht an die Bedeutung denken; diese Erklärung dient nur eurem
intellektuellen Verständnis. Jedes Wort, das der Meister gibt, ist wirksam; das
entspricht den Naturgesetzen. Denkt ihr an die Bedeutung, dann arbeitet der Intellekt. Wenn die nach außen gehenden Kräfte nicht kontrolliert werden, das Gemüt nicht
beruhigt ist und der Intellekt nicht ebenfalls eine Zeitlang stillsteht, könnt ihr nicht in diese Ebenen gehen. Könnt ihr mir jetzt folgen? Frage: In manchen Satsangs wird nichts erklärt. Man meint, wir sollten einfach die Worte des Meisters lesen. Antwort: Was ich in Büchern schrieb, habe ich überdacht, in meine eigenen Worte gebracht und von allen Terminologien befreit. Es sind Tatsachen, die ihr schnell begreifen werdet. Ihr könnt auch Bücher von anderen Autoren lesen. Das schadet nicht, wenn sie dasselbe Thema behandeln und von Autoren geschrieben wurden, die davon eine Ahnung haben. Unlängst erhielt ich einen Brief von einem äußerst intellektuellen Menschen. Er liebt die Haarspalterei. Er bezog sich auf ein Buch mit dem Titel Antworten von Zoroaster. Ich schrieb ihm zurück, daß ich das Buch nicht kenne. Er schickte es mir. Er zitierte Seite 47, dort stünde dieses, und auf Seite 73 jenes und so weiter und meinte, die Lehren des Ruhani Satsang stimmten damit nicht überein. Ich erhielt das Buch und las es. Darauf schrieb ich ihm, die Worte seien auf natürliche Weise erklärt und bedeuteten dasselbe, nur die Sprache, die Art es auszudrücken, sei verschieden. Das Ziel ist dasselbe. Intellektuelle sind Haarspalter, sie kommen nicht zur Sache. Ich glaube nicht, daß viele wirklich nach innen gegangen sind, sie befaßten sich vielleicht mit ein, zwei oder drei Schritten in dieser Richtung, aber sie waren alle auf dem Weg. Sie konnten nur soviel, wie es ihrem Entwicklungsstand entsprach, weitergeben - gemäß ihrer eigenen Art und den Erfordernissen der jeweiligen Zeit. Ein anderer schrieb mir, der Prophet Mohammed habe sich auf die Huris in der anderen Welt bezogen. Ich erklärte ihm: ”Du kennst die Umstände nicht, unter denen er zu wirken hatte. Alle waren Heiden. Sie waren auf weltliche Freuden aus. Er sagte ihnen: ‘Geht nach oben und ihr werdet größere Freude finden. ‘” In gewisser Weise geschah dies nur, um ihnen einen Auftrieb zu geben, damit sie etwas tun. Wenn sie im Inneren aufstiegen, würden sie selbst sehen, was ist, und noch mehr. Auch diejenigen auf dem Weg, deren Charakter nicht einwandfrei war, versagten auf der Astralebene. Das hat seine Gründe, versteht ihr. Wir kennen das Für und Wider und die grundlegenden Dinge nicht. Frage: Wir lesen im Satsang nur aus deinen Büchern. Aber manchmal halte ich inne und erkläre etwas, ob nun nur Satsangis da sind oder nicht. Einige haben etwas dagegen. Manche finden, man sollte nur lesen, und andere meinen, man sollte auch Er-Klärungen dazu abgeben. Antwort: Nein, nein. Seht das nicht zu eng. Nehmt zum Beispiel eine Mandel. Sie ist von einer Schale umgeben. Wenn ihr sie aufbrecht, habt ihr einen Kern. Das wurde euch gegeben, der wahre Kern, ohne jede äußere Verkleidung, unmittelbare Tatsachen. Wer zum Intellektualisieren neigt, will wissen, warum das eine so ist oder warum das andere nicht nötig ist. Das war bei diesem Brief so. Ich mußte ihm sagen, daß er nicht zu sehr am einzelnen Wort auf Kosten der ganzen Bedeutung kleben und nicht den Mut verliere sollte. Was ich vermittle, ist für den durchschnittlichen Laien gedacht, der dem Sachverhalt folgen kann: Keine komplizierten Begriffe, keine umständliche Sprache, sondern eine direkte Art. So ist es leichter, etwas zu begreifen. Es gibt jedoch kein Verbot, daß man sich die Bücher anderer Autoren nicht anschauen darf. Deshalb stellte ich das Beste von dem, was ich intellektuell aus dem Studium anderer Schriften gelernt habe - wie wenig es auch sein mag - in dem Buch Naam oder das Wort zusammen. Ich schrieb auch eine vergleichende Studie über die verschiedenen Yoga-Arten. Jeder Yoga erhebt den Anspruch, zum höchsten Ziel zu führen. Nun - sie tun es nicht. Jeder Yoga hat seine eigene Reichweite. Die Krone des Lebens, eine vergleichende Studie über Yoga, ist das erste Buch dieser Art. Mit dem Vergleich wird gleichzeitig auch eine Erklärung gegeben. Hatha Yoga dient nur dazu, euren physischen Körper zu entwickeln. Prana Yoga kann euer Leben verlängern. Im Bhakti Yoga müßt ihr Hypothesen aufstellen. Als Beispiel bezog ich mich auf Ramakrishna. Er war ein Verehrer der großen Mutter Shakti. Er sah sie überall. Er ging zu Seinem Meister und sagte: ”Ich kann nicht in die Einheit eingehen.” Der Meister schlug ihm auf die Stirn, und er stieg auf. Er hatte ihm einen Auftrieb gegeben. Gyan Yoga ist für intellektuelle Größen und deshalb nicht jedermanns Sache. Er schließt außerdem Schlußfolgerungen mit ein. Durch diese Methoden ist es möglich, eine Ahnung von der Wahrheit bekommen. Was euch jedoch geschenkt wurde, der Surat Shabd Yoga, eine direkte Verbindung mit der zum Ausdruck kommenden Gottes-Kraft, mit Licht und Ton. Es wird keine Hypothese verlangt. Die zum Ausdruck kommende Gotteskraft hat zwei Aspekte, Licht und Ton, mit denen ihr eine Verbindung erhalten habt. Das ist nichts Neues. Was wir heute vermitteln - die Meister gaben es schon immer, aber nur an wenige Auserwählte. Früher gaben die Rishis fünf-, sieben- und neunjährigen Kindern die Verbindung mit dem Licht und dem Ton. Am 7. Dezember gab ich eine Initiation. Eine sehr intellektuelle Frau kam und sagte, sie würde gerne dabeisein. Vielleicht kennt ihr sie. Ich sagte: “Gut, kommen Sie herein, sehen Sie selbst.” Sie ging mit mir hinein. Als auch die, für die eine zweite Sitzung angesetzt worden waren, Licht sahen, war sie überzeugt. Tatsachen sind Tatsachen. Daß wir eine kostenlose Erfahrung aus erster Hand erhalten, ist eine seltene Gelegenheit, die wir der Gnade unseres Meisters verdanken. Ihr werdet das woanders sehr selten finden. Swami Shivananda z.B. wußte es, aber er begann bei sein Anhängern ganz unten und nahm sie dann Schritt für Schritt nach ob. Sie gehen durch die unteren Zentren und kommen letztendlich zum Augenbrennpunkt. Euch wurde es direkt gegeben, das ist der Unterschied. Ob ihr eine direkte Verbindung erhaltet, hängt jedoch von der Kompetenz dessen ab, der gibt. Das allein ist das Kriterium eines Heiligen oder Meisters. Ihr hört und seht dann etwas. Seine Größe könnt ihr nie beurteilen, aber ihr könnt sehen, daß etwas da ist. Am Anfang ist es sehr schwer, sich über das Körperbewußtsein zu erheben. Um das zu erreichen, müssen Yogis Kumbhak und vieles andere üben. Ihr hingegen bekommt schon am aller ersten Tag einen kleinen Einblick. Das ist ein großer Segen. Versteht ihr nun, weshalb die fünf Namen notwendig sind? Was ihr Sinn und Zweck ist? Die Meister könnten auch sagen: ”Wiederholt Blume oder Rose.” Die Namen werden nur aus dem Grund gegeben, den ich erklärt habe. Wird das nicht erklärt und kommen Neue, dann sagen sie ”Was soll das alles?” Sie wollen nichts nachplappern wie ein Papagei. Heute ist die Welt intellektuell entwickelt. Die Leute wollen nicht, daß man ihnen einfach sagt, was sie tun sollen - man muß es ihnen schon erklären. Es ist ein Glück, daß ihr mit der zum Ausdruck kommenden Gotteskraft in Verbindung gekommen seid, durch die ihr euer Ego verliert. Je mehr ihr euch in sie vertieft, desto mehr werdet ihr zum bewußten Mitarbeiter. Das beginnt, sobald ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt. Alle Meister betonen das. ”Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnt.” Zur Zeit des Todes zieht sich die Seele von außen zurück und steigt aufwärts bis hinauf hinter die Augen. Die Meister sagen, wenn man in der Meditation oder zum Zeitpunkt des Todes nach oben geht, erfährt man das Wirken einer Kraft - vorher jedoch nicht. Dann erkennt man auch, daß eine sehr starke Macht das gesamte Universum beherrscht. Wie begünstigt ihr seid. Durch die Gnade unseres Meisters habt ihr das alle heute schon. Es liegt also nun an euch, dies durch regelmäßige Übung und ein ethisches Leben zu entwickeln. Das Tagebuch ist dafür da. Es ist eine goldene Gelegenheit, die ihr bekommen habt. Ich bin nur ein Kanal, sonst nichts. Die Kraft ist da, sie wirkt. Kein Menschensohn kann es vollbringen. - Es ist die Christuskraft oder Gotteskraft, die niemals stirbt. Wenn ich bei meinem Meister war, bat er mich oft, eine Ansprache zu halten. Er trainierte mich wie ein Kind. Ich war es gewöhnt, mich an ihn zu wenden und mit ihm zu sprechen, und die Menschen freuten sich darüber. Einmal berichtete ich ihm meine Erfahrung, ein anderes Mal erzählte ich ihm, daß früher die Meister ihre Füße wuschen und den Anhängern dann das Wasser, das durch die Aufladung geheiligt war, zu trinken gaben. Später kam eine Zeit, in der die Schüler vor dem Meister sitzen und in seine Augen schauen mußten. Die Seele spricht durch die Augen, und sie wurden dadurch aufgeladen. Noch später kam die Zeit, in der der Meister etwas herstellte, aus Seide z.B., oder etwas ähnlichem, und es dann auflud und den Schülern gab. Es folgte eine Zeit, in der sich die Schüler verbeugten und die Füße des Meisters berührten. Unser Meister sagte immer: ”Was ist dort unten? Ich bin hier. Was suchst du? Ich bin hier, schau mir in die Augen.” Heute sage ich: ”Es genügt, die Hände zu falten.” Die Hände zu falten beinhaltet auch, in seine Augen zu schauen. Warum sich verbeugen? Warum nicht direkt schauen? Durch die Augen bekommt ihr die Aufladung unmittelbar. Versteht ihr warum? Die Aufladung hilft, nicht die Worte. Die Worte bieten nur entsprechend ihrem Ursprung eine Erklärung. Wer neu dazu kommt, will die Hintergründe und warum etwas erforderlich ist, intellektuell verstehen. Früher fragte niemand danach. Die Meister sagten: ”Macht weiter, macht einfach weiter.” Und die Aufladung half. Ob ihr das Warum und Weshalb der Dinge kennt oder nicht, die Aufladung hilft.
Was sehen die Kinder? Ich versetzte sie kürzlich in Meditation und sagte: ”Ihr sollt es haben, setzt euch und schaut einfach nach innen.” Was wurde ihnen erklärt? Nichts. Es ist die Aufladung, die hilft. Sie kommt aus der Seele, in welchem
Entwicklungszustand diese auch sein mag. Christus sagte seinen Jüngern: “Eßt mich und trinkt mich.” Wie kann man ihn essen? Nicht das Fleisch natürlich. Er ist das fleischgewordene Wort. Es das Wort, das ihr essen müßt. Und was müßt ihr trinken? Den Nektar des Wortes. Er ist in euch, und ihr habt innen eine Verbindung mit ihm bekommen. Das ist also die Erklärung der fünf geladenen Worte. |