Kirpal Singh

Gespräche von Herz zu Herz

20. Dezember 1970

Morgen-Darshan/Rajpur

Meister: Du reist morgen ab?

Frage: Ja.

Antwort: Übermittle allen meine Liebe. Meine Botschaft ist, wir arbeiten alle auf demselben Feld. Die Ernte ist reich; es werden Arbeiter gebraucht. Eigentlich ist alles eins, doch die negative Kraft mischt sich ein und versucht, die ganze Arbeit zu vereiteln.

Alle sollten wie Arbeiter auf dem Felde arbeiten, mit gleichen Rechten und von einem Arbeiter angeleitet werden, der euch ein wenig voraus ist, wenn ich so sagen darf. Meine einzige Botschaft ist zu lieben. Wenn einer arbeiten kann, dann laßt auch andere mit Hand ans Werk legen. Die Haltung ”meine Schultern sind stärker als deine” ist falsch. Darüber hinaus sollten wir, wenn etwas Gutes durch uns geschieht, uns dessen nicht bewußt sein, denn es ist Seine Gnade, die wirkt; jeder von uns ist nur wie ein Kanal.

Vor etwa vierzig Jahren kam unser Meister nach Lahore, wo ich regelmäßig Satsang hielt. Es versammelten sich sehr viele Menschen, zwischen fünf- und sechstausend. Er gab so vielen die Initiation und sagte dann zu mir: ”Sieh, ich habe die Keimlinge gepflanzt, bewässere du sie nun.” Ich entgegnete: ”Gut, Meister, das Wasser, das du gibst, wird verteilt.” Wir sind nur wie ein Rohr. Ein Rohr bleibt kalt, solange Wasser hindurchfließt. Doch wenn nicht, was ist dann ...?

Das trifft auf uns alle zu: Wenn etwas Gutes durch uns geschieht, ist es Seine Gnade, die wirkt. Denkt nicht einmal im Traum daran, daß wir selbst es tun. Wenn wir denken, wir sind die Handelnden, wird unser gesamter Fortschritt verzögert. Wenn aus einem kleinen Teich das Wasser abläuft, was wird dann zurückbleiben? - Schlamm. Das ist eine Lektion, die wir lernen müssen. Haben wir sie gelernt, herrscht Frieden. Wenn ich grabe und ihr grabt ebenfalls und wir graben alle zusammen weiter, ist die Arbeit im Nu erledigt! Man sollte sich nicht anders als die anderen fühlen. Das ist die letzte Schwäche, die sogar die sogenannten Heiligen noch haben. Die verantwortlichen Gruppenbeauftragten meinen, sie seien der Boß. Sie sollten nicht so denken. Gruppenbeauftragte sind nur Werkzeuge. Deshalb betone ich, ihr seid alle spirituell mit mir verbunden. Aufgabe der Gruppenbeauftragten ist die Verwaltung und die Organisation - sie sollen euch helfen, sie sollen euch alle zusammenführen, Hilfestellung geben, und manchmal mit tröstenden Worten Beistand leisten. Das ist alles.
Liebt Gott. Habt Achtung für alle. Wer bewußter Mitarbeiter ist, muß mit Hand ans Werk legen. Wenn zehn Männer einen Wagen ziehen, fällt das Ziehen leichter Das ist die einzige Botschaft, die ich euch geben kann. Doch ich muß Mitleid mit ihnen haben, weil nicht alle zu Heiligen geworden sind. Sie müssen überzeugt werden. Meine Aufgabe ist es, zu überzeugen, indem ich sie auf bestimmte Tatsachen aufmerksam mache und ihnen helfe, auf eigenen Füßen zu stehen.

Ihr könnt alle Botschafter werden. Gott erschuf alle Menschen mit den gleichen Rechten, keinen höher - und auch keinen tieferstehend. Einer hat seine Göttlichkeit wiedergewonnen und die anderen noch nicht, das ist alles. Ich benutze das Wort ”wiedergewonnen.” Ihr habt es vergessen. So überbringe meine Liebe jedem einzelnen. Du kannst ihnen genau diese Worte wiedergeben.

Ich schätze alle Gruppenbeauftragten, Repräsentanten und die anderen, die im Westen mitarbeiten. Sie sind alle auf dem Weg. Um euch gegenseitig zu helfen, müßt ihr dem Werk des Meisters helfen, nicht einem einzelnen Menschen. Es ist Gottes Werk. Das Werk des Meisters ist Gottes Werk, nicht sein persönliches. Die beste Art, dem Meister zu dienen, ist zu meditieren. Schreitet fort auf dem inneren Weg. Daraus ergibt sich alles andere. Meine besten Wünsche für jeden einzelnen von ihnen. Alle sind Seine Kinder und haben dieselben Rechte. Sie alle sind Teilhaber am Eigentum des Vaters. Sie alle sind mir teuer. Ein Vater empfindet Liebe für alle und legt Wert darauf, daß jeder, der zu ihm kommt, Fortschritte macht.

Es genügt, nach den Geboten des Meisters zu leben. Es geht nicht darum, es den anderen zu zeigen, sondern sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Gott ist in euch, der Meister ist in euch. Seid ihr ihm gegenüber wahrhaftig, ist Er der eure. Deshalb betone ich immer, seid wahr zu euch selbst. Gott in euch ist euch näher, als Gott im Meister. Er ist der Eine, der in allem ist: Er ist auch in euch, es ist dieselbe Schwingung am Werk. Wir müssen uns nur nach innen wenden, von außen zurückziehen, das ist alles. (Der Meister wirft liebevolle Blicke in den Kreis. Viele Schüler sind tief bewegt.)

Eltern lieben ihre Kinder, doch die Liebe des Meisters entspricht der Liebe von hunderttausenden von Vätern und Müttern zusammen. Liebe kann nicht mit Worten aus-gedrückt werden. (Es folgt eine lange Stille und man sieht, wie sich Meisters Augen mit Tränen füllen.)

Seid gewiß, daß ihr mir teuer seid: das ist alles, was ich sagen kann. Nun liegt es nur an euch, entsprechend zu leben. Überbringe meine Liebe auch deiner Frau. Ich wünsche euch beiden, eins in zweien zu werden, und zwei in einem - das ist in wenigen Worten alles. Gott hat euch beide vereint, und es ist eure erste Pflicht, Hand ans Werk zu legen, um Gott zu erreichen. Das ist wahre Kameradschaft. Gott hat dir einen Gefährten gegeben und nicht der Mensch. Schickt sie ihre Berichte, ihr Tagebuch zur Selbstüberprüfung? (Antwort: Ja.)

So übermittle ihr meine Liebe und nimm sie auch für dich. (Zu diesem Zeitpunkt hat jeder der Anwesenden Tränen in den Augen.) Manchmal fließen Tränen aus Liebe, liebevolle Tränen für euch alle. (Der Meister bezieht sich auf seine eigenen Tränen, die ganz offenkundig sind.)

Ihr wißt nicht, wieviel Liebe ich für euch empfinde - wenn ihr es wüßtet, würdet ihr vor Freude tanzen. Bitte gib meine Liebe an jeden einzelnen weiter. Sie sind mir nahe, nicht fern. Ich wünsche euch allen Fortschritt auf dem Weg. Alle sollten ehrlich, wahrhaftig und rein sein, damit jedermann sagen kann: ”0, er ist bei diesem Meister, er kann nicht lügen.” Das ist eine beachtliche Leistung, nicht wahr? Ihr sollt euch eurer Verbindung mit dem Satsang würdig erweisen. Wenn etwas Gutes durch euch geschieht, geschieht es durch die Gnade des Meisters. Alles Trennende sollte von den wogenden Wellen der Liebe hinweggeschwemmt werden.

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