Kirpal Singh

Gespräche von Herz zu Herz

22. Dezember 1970

Morgen-Darshan/Rajpur


Meister: Es ist kalt draußen, nicht wahr? Fühlt ihr es? Ein wenig? Gut. Nun? Werdet ihr besser, jeder von euch? Kommt ihr mit euren Meditationen zurecht?

Wenn ein Mensch im Inneren gesammelt ist, fühlt er keine Kälte. Nur wenn er an den Körper und an anderes denkt, spürt er die Kälte. Deshalb ist es besser sich zu konzentrieren, als in einem klimatisierten Raum zu sein. Konzentriert euer Bewusst-Sein, dann werdet ihr die Kälte nicht spüren.

Einmal beauftragte mich mein Meister in der heißen Jahreszeit, eine Ansprache zu halten. Die Veranstaltung war in einem großen Raum, doch es war trotzdem sehr heiß. Beide Ventilatoren fielen aus und alle schwitzten. Ich sagte: “Sammelt eure Aufmerksamkeit hier und ihr werdet die Hitze nicht spüren.” (Der Meister zeigt auf die Stelle zwischen den Augenbrauen.) So lauschten sie der Ansprache eine Stunde lang und spürten die Hitze nicht mehr. Wir spüren sie, weil wir uns mit dem Körper und den äußeren Dingen identifizieren. Wenn ihr im Augenbrennpunkt gesammelt seid, werdet ihr nichts spüren. Es geht also darum, die Aufmerksamkeit zu kontrollieren. Ihr seid Aufmerksamkeit und ihr gebt dem Körper Kraft. Euer ganzer Mechanismus funktioniert nur durch euch. Ihr seid diejenigen, die dahinter wirken. Wenn ihr zu eurem Selbst findet, kommt der gesamte Mechanismus zum Stillstand. Das ist es, was ihr lernen müßt.

Es ist alles ein Spiel eures bewußten Selbstes. Wir haben noch keine Selbsterkenntnis erlangt. Was wir derzeit von uns selbst wissen, ist das Ergebnis von Schlußfolgerungen oder Gefühlen, nicht aber der Selbstanalyse. Eine Fabrik wird vom Kraftwerk aus betrieben. Schalter stellen die Verbindung mit jeder Abteilung der Fabrik her. Schaltet man einen der Schalter aus, stellt die entsprechende Abteilung die Arbeit ein. Schaltet man aber den Hauptschalter aus, dann steht das ganze Werk still. ES liegt an euch, ob ihr hört und ob ihr seht. Es liegt daran, daß ihr nicht wißt, wie ihr euch von außen zurückziehen könnt. Das ist alles.

Es ist eure Aufmerksamkeit, die allen äußeren Dingen Leben gibt. Ihr schenkt diesen Dingen Aufmerksamkeit und werdet von ihnen nach außen gezogen. Das ist beschämend, würde ich sagen. Alles ist verdreht. Ihr verleiht dem Gemüt und den nach außen gehenden Kräften Stärke. Und was geschieht dann? Die äußeren Dinge ziehen eure nach außen gehenden Kräfte an, die nach außen gehenden Kräfte beherrschen euer Gemüt, das Gemüt kontrolliert den Intellekt, und der arme Kerl wird hin- und hergezogen. Findet zu eurem eigenen Selbst - das ist alles, was ich sagen kann. Wißt ihr, wer ihr seid? Jetzt versteht ihr. Ihr solltet alle äußeren Dinge, alles Äußere vergessen. Der Meister sagt euch nichts Neues, er bietet euch nur die Gelegenheit, zu eurem eigenen Selbst zu finden. Ihr lernt es vielleicht in einem Tag, in zehn Tagen, zehn Jahren, zehn Geburten - warum denn nicht gleich? Das ist wirklich eure eigene persönliche Angelegenheit. Jede andere Angelegenheit ist eine Frage von Geben und Nehmen. Erledigt das also, wickelt es ab.

Spürt ihr jetzt die Kälte?

Der Mensch sucht. Er tut einiges und ist damit doch nicht zufrieden. Wenn ihr über Brot sprecht, wird euer Hunger nicht gestillt, der Hunger vergeht erst, wenn ihr eßt und verdaut. Jeder ist beschäftigt und tut etwas auf seine eigene Art - doch er ist damit nicht zufrieden.

Wenn der Tod kommt, dann ist er ein Schreckgespenst? Ein Mensch, der über diese Dinge nur gesprochen und nicht danach gelebt hat, fürchtet sich. Aber euch wurde ein Weg gezeigt, praktische Selbstanalyse und sich über das Körperbewußtsein zu erheben. Wenn ihr ihm täglich begegnen wollt, dann erhebt euch nach oben. Ihr werdet dort Freude finden. Versucht also, euch mehr Zeit für eure Meditationen zu nehmen und die Zeit, die ihr hier seid, bestens zu nutzen. Das ist alles, was ich euch sagen kann. Auch wenn ihr nach Hause geht, bleibt die Gotteskraft in euch und bei euch und führt euch, und auch gerade dann, wenn ihr Schwierigkeiten habt.
Wenn ihr euch nach innen zurückgezogen habt, könnt ihr davon berichten.

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