Kirpal Singh

Gespräche von Herz zu Herz 

9. September 1970

Abend-Darshan/Sawan Ashram Delhi

Frage: Die Meister, die dir vorangingen, Soamiji, Baba Jaimal Singh und dein eigener Meister Baba Sawan Singh hinterließen alle Schriften, Berichte oder Aufzeichnungen. Wie exakt und unverfälscht sind diese Aufzeichnungen heutzutage?

Antwort: Genau genommen kann die Meisterkraft nicht durch Schriftstücke weitergegeben werden, wie es z.B. bei Grundstücken oder ähnlichem, die durch Verbriefung übertragen werden, der Fall ist. Sie wird durch die Augen weitergegeben. Die Meister können sie also nicht niederschreiben, sie haben es nie getan.

Frage:
Nun, ich meine die Schriften, die sie hinterlassen haben. Wie genau sind sie?

Antwort:
Warum sollte uns dies belasten?

Frage:
Sar Bachan, zum Beispiel, und einige andere Bücher?

Antwort:
Diese Bücher gibt es selbstverständlich. Das Sar Bachan besteht aus zwei Teilen, einer Gedichtsammlung und einem Prosateil. Einen Teil der Dichtung schrieb Soamiji selbst. Der andere Teil, die Prosa, stammt von Rai Saligram. Beide zusammen sind als Sar Bachan bekannt. Der Prosateil ist keine direkte Aussage Soamijis. Jemand, der am Satsang teilnahm, hatte den Auftrag, seinen Inhalt weiterzugeben - eine dritte Person also, die Soamijis Gespräche an Rai Saligram weitergab. Dies betrifft den Prosateil

Frage:
War Rai Saligram ein Heiliger?

Antwort:
Ja sicher, er war fortgeschritten. Es gab drei Schüler von Soamiji. Einer war Baba Jaimal Singh, der in der Meditation sehr fortgeschritten war. Er erreichte die höchsten Höhen. Rai Saligram war ein sehr liebevoller und ergebener Schüler. Der dritte war ein Sadhu namens Garib Das; er initiierte nur Sadhus. Rai Saligram und Soamijis Frau blieben in Agra. Baba Jaimal Singh wurde beauftragt, in den Punjab zu gehen und Soamijis Werk fortzusetzen. Daher geht die Linie von Baba Jaimal Singh über Baba Sawan Singh und setzt sich weiter fort. So lebt heute in jeder initiierten Seele Soamiji weiter. Trotz gebührender Ehrerbietung: Das einzige Kriterium ist, was man bekommt. Bekommt jemand etwas, ist das beachtlich. Aber es bleibt den Menschen überlassen, zu sehen und zu urteilen, niemandem sonst. Im all-gemeinen wird also die Meisterkraft durch die Augen übertragen, nicht durch Schriften. Es geht nicht darum, Land oder Häuser oder sonst irgend etwas weiterzugeben, die natürlich durch Dokumente übertragen werden. In unserem Fall handelt es sich um ein Geschenk von Seele zu Seele. Der Mensch wird ein Leben lang geschult und ist im Werden. Alles ist im Werden. Ein Heiliger entsteht nicht in einem Tag.

Frage:
Hat es also nicht viel Sinn, die Schriften zu lesen?

Antwort:
Manchmal stellt sich heraus, daß es nichts bringt. Ich achte jeden. Es ist den Menschen überlassen, zu beurteilen, ob sie etwas davon haben. Bekommen sie dasselbe, kann es zu keiner Meinungsverschiedenheit zwischen den Verfassern kommen. Vielleicht gibt es hundert Verfasser, zehn oder fünf. Ich empfinde Liebe für sie alle. Gibt jemand etwas weiter, gut, ich empfinde Liebe für ihn. Auch wenn er gar nichts vermittelt, liegt es an den Menschen, selbst zu entscheiden. Warum sollte ich mir darüber Gedanken machen? Ich respektiere alle.

Frage:
Was meinst du genau, wenn du wie neulich von ‘zwei Seelen in einem Körper‘ sprichst?

Antwort:
Sind zwei Seelen in der Ehe vereint, sollten sie sich eins fühlen, wenn auch in zwei Körpern. Das ist alles, was ich meinte. Ich meinte keine fixe Idee. Ehe bedeutet, einen Menschen als Lebensgefährten zu nehmen. Beide Partner sollten einen Gedanken haben, ein Wort, ein Ideal, dem sie folgen. Es sollte keine Disharmonie geben. Beide sollten füreinander empfänglich sein, das ist es, was ich meinte: eine Seele, die in zwei Körpern wirkt. Es ist Gott, der vereint. Der eine wird hier geboren, der andere dort. Es ist Gottes Ratschluß, der sie zusammenführt. Wenn Gott sie vereint hat, sollten sie zusammenarbeiten. ”Was Gott verbindet, soll der Mensch nicht trennen.” Ehepaare müssen also wie eine Seele in zwei Körpern wirken. Führt ein vorbildliches Leben und helft anderen ebenfalls. Ein Tier sorgt nur für sich selbst. Das Besondere am Menschen ist jedoch, daß er anderen ebenso helfen kann, wie sich selbst.

Frage:
Deine Aussage war also ‘eine Seele in zwei Körpern‘ und nicht ‘zwei Seelen in einem Körper‘?

Antwort:
Nein, letzteres nicht, das würde zur Besessenheit. Wen Gott verbunden hat, der soll zusammenbleiben, in Wohl und Weh. Beide Partner sollten sich bemühen, Gott zu erkennen. Es mag unsere Pflicht sein, Kinder zu zeugen. Das ist jedoch nicht alles. Die Ehe ist keine Vergnügungsmaschinerie, sie ist eine heilige Pflicht, ein Sakrament.

Frage:
Ist dies wirklich eine Art Seelenvereinigung? Eine Seelenhälfte verbindet sich mit der anderen wahren Hälfte?

Antwort:
Zwei Menschen werden entsprechend den karmischen Rückwirkungen ihrer Vergangenheit zusammengeführt, um ihr Geben und Nehmen auszugleichen; die einen als Ehepartner, die anderen als Söhne und Töchter usw. Das geschieht, um Geben und Nehmen abzuwickeln.

Frage:
Dann ist dies eigentlich nur eine Redensart?

Antwort:
Ja, eine Redewendung, um verständlich zu machen, daß Paare zusammenbleiben und nicht getrennte Wege gehen sollen. So entsteht mehr Liebe, als auf die andere Art. Gott hat sie vereint. Was ist die Ehe? Zwei an verschiedenen Orten geborene Seelen werden zusammengeführt. Sie kennen sich nicht, doch sie kommen zusammen und werden vereint. Von diesem Tag an ist ihre Gemeinschaft geheiligt, damit sie nicht zerbricht. Weil Gott beide vereint hat, sollten sie mehr Liebe füreinander empfinden und bemüht sein, sich aneinander anzupassen. Sie müssen einander und auch anderen helfen. Unser höchstes Ideal ist, Gott zu erkennen, solange wir im menschlichen Körper sind.

Frage: Geschieht es oft, daß Menschen, die in diesem Leben verheiratet sind, dies schon in früheren Leben waren?

Antwort: Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es gibt eine Wiedergeburt, da besteht kein Zweifel. Manche sagen allerdings, es sei nicht so. Ich kenne Menschen, die sich an ihre vergangenen Leben erinnerten. Sie gaben Einzelheiten darüber an, die bewiesen werden konnten.

Frage: Dies alles kann man am Ende der dritten Ebene erkennen?

Antwort: Ja, vorher nicht. Bis dahin, fürchte ich, würdest du den anderen nicht mehr sehen wollen, wenn du wüßtest, wer er ist oder du würdest vielleicht noch mehr verhaftet sein. Unser Verhaftetsein brachte uns ja hierher auf die Erde. Deshalb ist es besser, das nicht zu wissen. Ebne deinen Weg zurück zu Gott, das ist alles.

Frage: Begegnen wir Menschen aus früheren Leben? Wenn wir sie treffen, werden wir wieder mit ihnen zusammenkommen? Gibt es ein Schema, das uns die ganze Zeit über immer mit denselben Menschen zusammenbringt?

Antwort: Nicht unbedingt, aber einigen begegnen wir. Wir müssen unser Geben und Nehmen in einem neuen Kleid beenden. Manchmal willst du irgendeinem Menschen nicht bezahlen, was du schuldest, bis er dich dazu zwingt. Aber schließlich mußt zu zahlen, ob du willst oder nicht. Manchmal willst du jemandem helfen, aber trotz aller Güte gelingt es dir nicht. Manchmal liebst du jemanden, aber trotz allem, was du für ihn tust, liebt er dich nicht. Diese Umstände sind Rückwirkungen aus der Vergangenheit.

Frage: Wo wird die Entscheidung gefällt, welche Rolle wir im Leben spielen werden? Auf der Astralebene oder lenkt dies der Meister von Sach Khand aus?

Antwort: Werden z.B. Vater und Sohn verbunden, ist diese Verbindung nur eine Folge der Vergangenheit. Sie sollten dies annehmen, denn Gott hat sie verbunden. Durch Gottes Ratschluß werden wir vereint. Was gemäß den Rückwirkungen unserer Vergangenheit geschieht, hebt diese auf. Unser Ideal sollte immer sein, Gott zu erkennen. Bezahlt alle früheren Saaten und sät keine neuen, die wieder keimen. Das kann man jedoch erst, wenn man ein bewußter Mitarbeiter am göttlichen Plan geworden ist, denn sonst hält man sich selbst für den Handelnden. Solange du dich als Handelnden siehst, wird alles, was du tust, Rückwirkungen haben. Wie ihr sät, so erntet ihr - Wenn ihr ein bewußter Mitarbeiter am göttlichen Plan geworden seid, gibt es niemanden mehr, der ernten könnte.

Frage: Madame Blavatsky gebrauchte den Ausdruck ‘die Herren des Karma‘. Ist diese Ausdrucksweise zutreffend?

Antwort: Mit ‘Herren des Karma‘ ist die negative Kraft gemeint. Ursache und Wirkung werden von der negativen Kraft kontrolliert. Eure Saat trägt natürlich Früchte. Wir sollten also sehr vorsichtig sein und keine neuen Saaten säen, da wir sonst die Auswirkungen tragen müssen.

Frage: Was geschieht, wenn wir trotzdem neue Saaten säen?

Antwort: Das ist jetzt nicht absehbar.

Frage: Bedeutet das, daß wir nochmals zurückkommen müssen?

Antwort: Das habe ich damit gemeint. Es ist besser, wir wissen nicht, was die Auswirkung der Vergangenheit und was Ergebnis unserer jetzigen Handlungen ist. Wir wissen nichts davon, bis wir die dritte Ebene erreichen. Was sollen wir tun? Wir sollten erkennen, daß Gott uns verbunden hat, sollten liebevoll unsere Schuld zurückzahlen, uns anpassen und nicht schlecht von anderen denken. Schlecht von anderen zu denken, bedeutet neue Saat, auch wenn es nur Gedanken sind. Genauso ist es, wenn wir lügen, wenn wir etwas anderes sagen, als wir meinen. Ihr solltet Gott lieben und ebenso die ganze Menschheit, dann werdet ihr keine neuen Saaten säen. Was dann geschieht, ist die Auswirkung der Vergangenheit, ihr seid hilflos, ihr müßt es tun, aber ihr wißt es nicht. Seid ihr ein bewußter Mitarbeiter am göttlichen Plan, haben selbst neue Saaten keine Wirkung. Sie gehen nicht auf, weil es keine Handelnden gibt.

Frage: Angenommen, wir erreichen diese erhabene Stufe nicht, ein bewußter Mitarbeiter am göttlichen Plan zu sein, und denken schlecht über jemanden. Wie müßten wir das in einem zukünftigen Leben zurückzahlen? Indem die anderen schlecht von uns denken, oder indem sie uns etwas Böses antun?

Antwort: Ist ein Mensch ein bewußter Mitarbeiter am göttlichen Plan, denkt er nie schlecht von anderen. Wenn er Ihn wirken sieht, wie könnte er Schlechtes denken? Er sieht in allen Götter, Mikro-Götter. Wenn man das richtige Verständnis hat, erkennt man, daß die ganze Menschheit eins ist, daß alle Seelen bewußte Wesenheiten der gleichen kontrollierenden Kraft sind. Rechtes Verstehen führt zu rechtem Denken, rechten Gedanken folgen rechte Worte und rechte Worte führen zu rechtem Handeln. Anders geht es nicht. Deshalb ist es immer gut, vom Meister geführt zu werden. Er sagt: ”Passe dich an, arbeite nach bestem Wissen und Gewissen und überlasse alles andere Gott.” Seine Führung zu haben, hilft. Alles läuft auf Hingabe hinaus. Das ist allerdings sehr schwierig. Sich ganz hinzugeben, ist wirklich sehr schwer. Es ist leichter, sein Bestes zu geben und alles andere Gott zu überlassen. Habt ihr rechtes Verstehen entwickelt, dann fällt alles von euch ab und bindet euch nicht. In dem Buch Karma könnt ihr mehr darüber finden.

Frage: Ja, ich habe es gelesen. Es wäre aber gut, es noch einmal zu lesen.

Antwort: Verdaut besser, was ihr lest. Die Lehren der Meister sind manchmal sehr direkt. Sie achten nicht auf Rang und Namen. Viele Menschen fragen: ”Meister, was nützt es, zu dir zu kommen, wenn wir an den Kreislauf von Geburt und Tod gebunden bleiben?” Sie meinen damit, was nützt es zu einem Löwen zu gehen und sich vor Schakalen zu fürchten? Es ist Sache des Meisters, das Karma auf seine eigene Art abzuwickeln. Alle Rückwirkungen, die nicht aufgehoben werden können, kommen zur Wirkung. Auch der kleinste Gedanke muß Frucht tragen und ausgeglichen werden. Das letzte Ziel ist, dem Menschen den göttlichen Plan bewußt zu machen. Wenn man z.B. an einen großen Holzhaufen nur einen einzigen Funken Feuer legt, wird dieser eine Funken alles zu Asche brennen. So habt ihr eine unendliche Zahl schlimmer Vergehen angesammelt, die ihr in euren früheren Leben begangen habt. Wenn ihr nur einen Funken Licht von einem Meister erhaltet, verbrennt dieser eine Funken alle diese Untaten. Das bedeutet, ihr werdet bewußte Mitarbeiter. Ihr seid gerade dabei, dies zu entwickeln. Ihr seid noch nicht am Ende angelangt. Sobald ihr das Licht seht, entwickelt ihr rechtes Verstehen. Dann seid ihr in gehobener Stimmung und möchtet vor Begeisterung singen. Wenn ein Mensch sich entwickelt, fühlt er sich so. Er wird dann zum Sprachrohr Gottes.

Gebildete und Ungebildete sind gleichermaßen sündig. Der Mensch bindet sich sogar, wenn er gute Handlungen begeht, die Ketten sind nur in einen Fall aus Eisen, im anderen aus Gold. Aber das spielt schließlich keine Rolle, denn beide binden. Der einzige Weg, ein bewußter Mitarbeiter am göttlichen Plan zu werden, ist, zu erkennen, daß Er es ist, der handelt, nicht ihr. Ihr müßt zu einem Sprachrohr Gottes werden. Die Meister geben weiter, was Gott ihnen eingibt und so müssen wir alle werden. Da gibt es auch nichts, wovor man sich fürchten müßte. Jeder Heilige wünscht, daß seine Schüler sich zu Heiligen entwickeln. Deshalb sage ich euch, ihr müßt Botschafter werden. Habe ich nicht meinen Teil getan? Das Weitere liegt nun an euch. Ihr seid die Hoffnung der kommenden Generationen.

Frage: Gestern abend hast du erwähnt, daß bei der Initiation gut ein Drittel der Initiierten den Meister innen sahen. Bedeutet das, daß sie in diesem Augenblick be-wußte Mitarbeiter Gottes wurden und es auch weiterhin bleiben?

Antwort: Dies geschieht nur, um zu zeigen, daß die göttliche Kraft in euch ist - ob ihr sie seht oder nicht - und jede eurer Handlungen beobachtet. Ihr müßt euch selbst ein Urteil bilden. Sprecht bewußt mit Ihm, und die göttliche Kraft, der Meister, spricht innen zu euch. Neulich fragte ich nach der lnitiation, ob der Meister mit jemandem gesprochen habe. Jemand antwortete mit ”ja.” Das geschah nur, um zu zeigen, daß da etwas ist. Die Menschen glauben nicht, daß es innen etwas gibt, aber Gott sei Dank erhalten sie einen Beweis dafür! Schaut euch um, manche Gurus sagen einfach: “Macht weiter so, eines Tages werdet ihr es dann erhalten.” Ein wahrer Meister hingegen gibt euch den Beweis, daß es etwas gibt, und ihr könnt selbst bezeugen, daß ihr es gesehen habt. Habt ihr es selbst gesehen, braucht ihr keinen Beweis von anderen. Jeder hat seine eigene Entwicklung, doch jeder bekommt etwas, damit er überzeugt ist, selbst innen sehen zu können. Das ist das wichtigste Kriterium. Glaubt den Worten des Meisters nicht, bis ihr euch selbst überzeugt habt. Ihr seht tatsächlich, der eine vielleicht etwas weniger, der andere mehr. Aber das muß sich schließlich erst entwickeln.

Frage: Wenn man den Worten des Meisters nicht glaubt, bevor man eine Erfahrung hat, ist es dann sehr mühsam, eine Erfahrung zu bekommen?

Antwort: Nein. Es gibt Bücher. Gebildete und Ungebildete haben beide dieselbe Aufgabe. Ein ungebildeter Mensch verlangt keine Regeln und Beweise von früheren Meistern, er kümmert sich nicht darum. Ein gebildeter Mensch dagegen möchte wissen, ob eine Sache wahr ist, ob sie ein anderer ebenfalls bezeugt. Er wird dann sehr umsichtig belehrt. Kinder sehen Licht. Sie wollen keine Theorien oder Abhandlungen und was dieser oder jener Meister sagte, interessiert sie nicht. Sie setzen sich einfach hin und sehen Licht. Diesen Auftrieb gibt der Meister. Das einzige Kriterium, um sich ein Urteil zu bilden, ist, ob ein Meister wirklich etwas geben kann. Die Menschen haben dies jedoch vergessen. Sie verbringen ihre Zeit mit Singen, Kerzenanzünden und ähnlichem. Das ist gut, es bereitet den Boden vor, es sind gute Taten, aber man bleibt der Handelnde.

Seht also zuerst und redet dann. Der Unterschied zwischen einem Heiligen und anderen Menschen liegt darin, daß er erst erkennt und dann spricht. Die anderen erkennen nicht, sie lesen bloß und sprechen darüber. Jeder kann sagen: ”Gott ist Licht, Gott ist reines Licht. Einer, der sieht, sagt: ”Gott ist Licht - ich habe gesehen, daß Er Licht ist.” Ein Mensch, der von Geburt an blind ist, hat nie die Sonne gesehen. Wer nur gelesen hat, daß Gott Licht ist, gleicht einem Blinden, der sagt, er sahe die Sonne. Alle Rituale helfen nur, den Boden zu bereiten. Das ist ihre Wirkung, eine gute Wirkung. Der Mensch wird jedoch erst bei der Einweihung durch einen Heiligen wirklich befreit. Das einzige Kriterium für einen Heiligen ist, daß er für den Anfang etwas geben muß. Manche Gurus verwenden Hypnose oder Mesmerismus oder ihre Ausstrahlung, andere sagen einfach: ”Macht weiter so, und ihr werdet mehr bekommen, seid zuversichtlich, eure Erlösung ist sicher.” Das gilt aber nicht. Es ist wie ein Kredit, wir müssen jedoch Bargeld bekommen.

Frage: Haben Erfahrungen, die durch Drogen wie LSD entstehen, einen Wert?

Antwort: Nein, es sind Sinnestäuschungen. Jede Gedankenschwingung vervielfältigt sich hundertfach. Merkt euch das. Wir müssen jeden Rausch streng vermeiden, weil wir bewußte Wesen sind. Der Gebrauch von Drogen macht das Unbewußte krank. Wir dürfen sie nicht nehmen. Er bedeutet den Tod der Seele. Könnt ihr mir folgen?

Frage: Führen Drogen zum Tod der Seele?

Antwort: Ja, sie führen zum Tod der Seele. Das Bewußtsein nimmt ab. Wer Drogen nimmt, muß zwangsläufig in die niederen Ebenen absteigen. Das ist eine Folge des Rauschzustandes. Was bewirkt also, LSD zu nehmen? Es bedeutet den Tod der Seele.

Frage: Es gibt die Meinung, LSD sei die Grundlage einer Religion der Zukunft oder zumindest ein Fortschritt gegenüber der Art von Religion, die jetzt besteht.

Antwort: Nein, das ist Entartung! Es bedeutet eindeutig einen Abstieg ins Tierische. Eure Bewußtheit wird zerstört. Tiere sind auch bewußt, sogar eine Schlange ist bewußt. Es gibt jedoch verschiedene Bewußtheitsgrade. Das Bewußtsein des Menschen ist höher entwickelt. Wenn ihr Drogen verwendet, wird euer Bewußtsein in Mitleidenschaft gezogen. Seid ihr berauscht, leidet eure Bewußtheit darunter. Ihr müßt zu den niederen Ebenen absteigen.

Frage: Hat jemand einen eindeutigen Nachteil, wenn er mit dem Hintergrund von Drogenerfahrung zu dir kommt?
Antwort Sicherlich. Manchmal wird ihm bei der Einweihung eine zweite Sitzung gegeben. Früher wurden die Menschen sorgfältig auf die Einweihung vorbereitet. Wer zu einem Meister kam, mußte zunächst monatelang bei ihm leben. Erst wenn er bereit war, gab ihm der Meister etwas. Die Zeiten haben sich geändert. Heute wird sofort zu Beginn eine Erfahrung gegeben, die dann durch Erstbeobachtung erhalten werden sollte. Es ist natürlich wunderbar, daß wir das am aller ersten Tag erhalten können. Alle bekommen etwas, einige mehr, andere weniger, das ist eine andere Sache, aber jeder erhält etwas. Es ist ein besonderes Geschenk Gottes. Das Eiserne Zeitalter ist das schlimmste aller Zeiten, doch gleichzeitig ist auch die Gnade Gottes größer, um möglichst viele reifen zu können.

Frage: Es ist offensichtlich, daß jeder eine Erfahrung erhält, wenn du hier initiierst. Ich meine, man kann es sehen, man kann es zählen. Ich weiß aber nicht, ob das ebenso eindeutig ist, wenn deine Beauftragten an anderen Orten initiieren.

Antwort: Wenn sie ihr eigenes Ego einsetzen, haben sie keinen Erfolg. Sind sie jedoch reiner Kanal, erhalten alle, die sich initiieren lassen, eine Erfahrung. Ich bekomme alle Initiationsberichte. Die meisten haben eine Erfahrung, einige nicht. Ich sage den Gruppenbeauftragten, daß sie diesen eine zweite Sitzung geben sollen, wenn sie frisch und guter Stimmung sind. Sie kommen manchmal unter Zeitdruck und in Hetze, und dann läßt man sie meditieren. Wie können sie da eine Erfahrung haben? Die Einweihung sollte stattfinden, wenn die Anwärter ruhig und gelassen sind und wenn der, der als Kanal dient, mühelos zum Kanal wird. All dies kann sonst im Wege stehen. Mein Meister initiierte einmal in Lahore, meinem damaligen Wohnort, einige Menschen. ”Ich habe die Saat gesät, gib du ihnen Wasser”, sagte er zu mir. Ich antwortete: “Meister, ich bin nur ein Rohr. Das Wasser, das du senden wirst, werde ich ihnen geben.” Versteht ihr? Rohre sind nur dazu da, damit das Wasser hindurchfließt. Schaut auf das Ziel, nicht auf die Person. Wenn ich jemanden anweise, eine Initiation abzuhalten, bedeutet das nicht, daß der Beauftragte die Initiation gibt. Je stärker er zum Kanal wird, desto mehr Erfahrung wird möglich. Manchmal sind die Betreffenden jedoch nicht bereit, oder sie überlassen sich nicht der Meisterkraft innen. Das steht dem Erfolg dann im Weg. Andere erhalten erstaunliche Erfahrungen. Natürlich gibt es immer welche, die keine Erfahrung haben. In diesem Fall wird eine zweite Sitzung gegeben. Manchmal liegt es an Ungenauigkeiten in der Meditation, manchmal werden die Anweisungen zu schnell gegeben, manchmal fühlt sich der Kanal als Boß. Dann entstehen Schwierigkeiten.

Frage: Würdest du empfehlen, daß man sich vor der lnitiation vorbereitet, z.B. einige Stunden lang meditiert oder ähnliches?

Antwort: Man kann Konzentration nur erreichen, wenn man etwas hat, worauf man sich konzentrieren kann. Schließt ihr eure Augen und seht nichts, habt nichts, woran ihr euch halten könnt dann findet ihr nur Dunkelheit vor euch. Dann seid ihr wie ein Kind, das bei verschlossener Tür in einen finsteren Raum gesperrt ist. Es wird die Türe aufbrechen und weinen. Sieht es jedoch etwas Verlockendes, etwas Wunderbares, wird es nicht weinen. Man braucht etwas, an das man sich halten kann. Die meisten der sogenannten Meister – entschuldigt, daß ich sie so nenne - sagen ihren Anhängern: ”Stellt euch mein Gesicht vor.” Das empfehle ich nie. Warum? Wenn ihr euch jemanden vorstellt - Gott bewahre, daß er unvollkommen ist - werdet ihr zu dem, was er ist. Das ist sehr gefährlich. Gott kommt von sich aus. Die Gestalt, die von selbst in der Ruhe und Stille des Herzens erscheint, kommt von Gott. Ihr dürft euch nichts vorstellen. Ich fordere nie dazu auf, sich etwas vorzustellen. Ihr solltet beten und stillsitzen. Wenn ihr euch jemanden vorstellt, der auf einer höheren Ebene ist als ihr, wird er sich nicht vollständig zeigen. An einem Tag seht ihr seinen Turban, an einem anderen Tag seine Hand. Und dann meint ihr, ihr habt ihn gesehen und das Gemüt dreht durch. Stellt ihr euch jemanden vor, der auf eurer Ebene oder darunter ist, dann seht ihr sein Gesicht. Heute fordern die meisten religiösen Führer - ich habe sie alle kennen gelernt - ihre Anhänger auf, sich ihre Gestalt vorzustellen. Sie geben ihnen ein Foto, aber ein Foto dient nur der Erinnerung, es ist wie ein Freund. Nur was von selbst innen erscheint und sich offenbart, ist wahr. Das ist der Unterschied. Deshalb ist mein Weg anders.

Licht ist also das einzige, woran man sich halten kann. Doch welches Licht? Nicht das physikalische Licht, sondern das innere Licht. Es ist die zum Ausdruck kommende Gotteskraft. Manche zünden eine Kerze an und stellen sich das Kerzenlicht vor. Denkt ihr an die Kuh, wird die Kuh zu eurer Schwester, ist es nicht so? Deshalb denkt an den Meister, das ist in Ordnung. Er hat ein sehr gütiges Gesicht, einen sehr schönen Turban. Er ist ein feiner und vornehmer Mann und was er tut, ist gut. Was er jedoch wirklich ist, könnt ihr allein durch die Initiation prüfen. Das ist ein gewaltiger Unterschied, versteht ihr. Richtet euch nicht nach dem Gerede. Propaganda macht jemand, der Befürchtungen hegt, weil er nicht kompetent ist. So jemanden sucht nicht auf. Ich erlaube jedem zu gehen. Ich sage ihm: “Wenn du etwas Besseres findest, gut, dann nimm mich mit. Ich werde dir dafür dankbar sein.”

Frage: Hat dir jemals jemand angeboten, dich zu etwas Besserem zu führen?

Antwort: Bis jetzt noch nicht. Wenn es etwas Besseres gibt, werde ich mitgehen. Durch das vergleichende Studium der Religionen und Schriften und dadurch, daß ich zu Füßen meines Meisters sitzen durfte - verschiedene, anscheinend fortgeschrittene Meister saßen zu Füßen meines eigenen Meisters - erkenne ich, daß das, was ich gesehen habe, wahr ist: Es wird von allen Meistern bestätigt, die in der Vergangenheit lebten. Warum sollte ich daran zweifeln? Ich sage das alles nur, um die Menschen davor zu bewahren, vom rechten Weg abzukommen. Ich habe Menschen erlebt, die initiiert worden waren, Erfahrungen hatten und Fortschritte machten. Kommt jedoch jemand und meint, dort ist etwas Höheres, dann gehen sie hin. Sie verlieren, was sie schon besitzen und bekommen nichts Neues. Wein sie sich wieder besinnen, kommen sie zurück, und sie sind immer willkommen. Selbst der verlorene Sohn wird wieder angenommen.

Frage: Geschieht es gelegentlich, daß ein Schüler meint, er wäre in hohe Bereiche aufgestiegen und sich als Lehrer ausgibt, tatsächlich aber in der Astralebene verloren ging?

Antwort: Sicherlich. Niemand kann sich rühmen, alles zu wissen. Selbst wenn wir alles erkennen, die ganze Schöpfung, was wäre das schon? Es wäre nur ein Gedankenstrahl. Der Mensch kann nicht alles wissen. Zumindest aber kann euch der, in dem sich dieser Strahl offenbart eine Verbindung geben mit dem Strahl in euch selbst. Das ist auch alles. Kein Meister sagt jemals, er sei der Handelnde. Er sagt vielmehr: ”Gott, der Vater, wirkt durch mich.” Wenn er eine höhere Macht am Wirken sieht, wie kann er sagen: ”Ich bin der Wirkende, ich bin der Meister”? Wer so spricht, ist kein Meister. Er ist etwas fortgeschritten und versucht nur, seine Anhänger zu hypnotisieren. So jemand steckt fest, sein eigener Fortschritt ist aufgehalten und er fällt zurück. Das ist ein sehr gefährlicher Weg.

Frage: Einige deiner Initiierten haben versucht, diese Kräfte zu gebrauchen, und sie sind ihnen weggenommen worden, nicht wahr?

Antwort: Nur ihr Fortschritt wird verzögert. Was einmal zu Füßen des Meisters gegeben wurde, nimmt dieser nicht mehr weg. Er hält es nur zurück. Was er spirituell gegeben hat, muß weder angezweifelt noch überprüft werden. Im erwähnten Fall wird jedoch der weitere Fortschritt aufgehalten. Das Wenige, das der Betroffene gehabt hat, geht ihm verloren und er bereut es innen tief. Er kann jedoch niemandem sein Schicksal mitteilen.

Ich lese die Tagebuchblätter der Gruppenbeauftragten, die im Westen initiieren. An ihrer Stelle würde ich mich sehr schämen. Sie werden zum Boß - sie werden Generäle. Darin liegt die Schwierigkeit. Wenn man sie für das Ein und Alles hält, wird ihr Fortschritt natürlich aufgehalten, und der Fortschritt der Initiierten ist auch verwirkt. Wenn euch nur ein kleiner Wasserbehälter zur Verfügung steht, wie lange könnt ihr ihn dann benützen? Verbindet euch mit einem, der über eine unversiegbare Quelle verfügt, eine Quelle, die sich nie erschöpft, auch wenn Hunderte daraus trinken.

Frage: Aber du hast doch Berufserfahrung bei der indischen Armee. Wenn du auf Generäle stößt, die die Vollmachten des Oberbefehlshabers mißbrauchen, warum setzt du sie nicht einfach ab und ersetzt sie?

Antwort: Diese Frage ist mir oft gestellt worden. Aber wir müssen mit ihnen weiterarbeiten, auch wenn sie unvollkommene Menschen sind. Man darf nicht fragen, ob sie immatrikuliert oder graduiert sind. Man macht mit ihnen weiter, weil sie zu reinen Kanälen geformt werden müssen. Das ist der einzige Grund. Um das Werk weiterzuführen, muß das so sein. Aber sie werden in ihrem Fortschritt aufgehalten. Geht hin und fragt sie. Seht euch ihre Tagebuchblätter an. Ich wünsche, daß jeder Tagebuch führt. Auch die Repräsentanten sollten ihre Tagebuchblätter einsenden. Sie führen sie nicht. Sie meinen, vollkommen zu sein, doch sie sind es nicht. Aber trotzdem muß das Werk fortgesetzt werden. Wer hingegen zum Kanal wird, entwickelt sich weiter.

Einst ging ein Dieb zu einem Meister. Dieser gab ihm den Ratschlag, vier Dinge zu beachten: ”Erstens lüge nicht, zweitens bestiehl niemanden, von dem du Nahrung erhalten hast, drittens stiehl nicht von den Armen und viertens, wenn du siehst, daß andere deinetwegen gequält werden, tritt selbst dafür ein.” Eines Tages brauchte der Dieb Geld. Also dachte er: ”Ich gehe zu einem Reichen.” Er machte sich auf, um den Herrscher jener Gegend aufzusuchen. Zu diesem Zweck kleidete er sich sehr gut, denn man muß selbstverständlich gut angezogen sein, wenn man zum Herrscher geht. Um Mitternacht erreichte er den Palast. Die Nachtwächter fragten ihn: ”Wer bist du?” Er antwortete: ”Ich bin ein Dieb”, denn er dachte, ”ich darf nicht lügen.” Sie überlegten: ”Es ist schon nach Mitternacht, wie könnte ein so wohlgekleideter Herr ein Dieb sein? Er muß ein naher Verwandter oder Freund des Herrschers sein.” Er wurde eingelassen. Da sammelte er alles Geld ein und legte es auf einen Haufen. Aber plötzlich sah er Speisen und aß sie. Doch wie konnte er nun das Geld mitnehmen? Er hatte ja den Befehl, niemanden zu bestehlen, bei dem er gegessen hatte. So ließ er alles liegen und ging wieder. Die Wache dachte sich: ”Er hat seinen Freund getroffen und geht wieder.” Am nächsten Morgen erwachte der Herr. In seinem Palast war alles in Unordnung und er fragte: ”Was bedeutet das?” Der Dieb hatte alles zusammengetragen und dann liegengelassen. Der Herrscher fragte die Nachtwächter: ”Wer kam letzte Nacht?” Sie antworteten: ”Ein Mann kam nach Mitternacht und sagte: ‘Ich bin ein Dieb‘. Dann ging er weg. Gott allein weiß, was geschah.” Am nächsten Morgen wurden alle der Regierung bekannten Diebe zusammengetrieben. Sie wurden vernommen und geschlagen. Als der Dieb erfuhr, daß sie um seinetwillen gequält wurden, stellte er sich und sagte: ”Ich bin der gesuchte Dieb.” Der Herrscher wollte wissen, was vor sich gegangen war Der Dieb erklärte: ”Ich ging zu meinem Meister und er gab mir Anweisungen, die ich zu befolgen hatte. Als erstes durfte ich nicht lügen. Als ich gefragt wurde, wer ich sei, antwortete ich deshalb: ‘Ich bin ein Dieb‘. Trotzdem ließen sie mich ein. Ich trug alles zusammen, aber fand dann etwas, das ich aß und. konnte deshalb nichts mehr mitnehmen, denn mein Meister hatte gesagt: ‘Nimm nichts von jemandem, bei dem du gegessen hast.‘ Und weil jetzt andere wegen meiner Sünden geschlagen wurden, habe ich mich gestellt.” Da fragte ihn der Herrscher: ”Wer ist dein Meister? Ich möchte auch zu ihm gehen.” Ihr werdet also gerettet, wenn ihr aufs Wort gehorcht.

Habt ihr das Rundschreiben über die Tagebuchblätter gelesen? Worin liegt der Nutzen, ein Tagebuch zu führen? Erstens erzieht ihr euch zur Regelmäßigkeit und zweitens schreibt ihr eure Fehler auf und bekennt und erinnert euch so an den Meister und an Gott. Im Christentum beichtet man einem Priester einmal in der Woche oder im Monat. Wenn ihr das Tagebuch führt, beichtet ihr mehrmals am Tag und denkt dabei jedesmal an den Meister: ”Ich habe etwas vergessen, ich habe etwas Falsches getan.” Denkt jede Minute an den Meister. Wenn ihr während des Tages viele Fehler begeht und sie jedesmal bekennt, denkt ihr dadurch oft an den Meister Das Bekenntnis wäscht die Sünden hinweg.

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