Das äußere Leben

 

Der Sucher, der einen wahren Führer gefunden hat und beginnt, die rechte Art von Liebe und Vertrauen in ihn zu entwickeln, wird natürlich versuchen, sein Leben dem Willen des Satguru anzugleichen. Babaji hat mit großem Nachdruck erklärt, daß wir unser Leben umformen müssen.

Man braucht jedoch nicht die Welt zu verlassen, um den inneren Weg zu gehen. Entscheidend für den spirituellen Fortschritt ist die innere Loslösung. Wer sich seinem Guru vollständig übergeben hat, ist von allen weltlichen Bindungen frei. Einige seiner Schüler äußerten bisweilen den Wunsch nach völliger Entsagung, aber er hat solche Neigungen immer in Schranken gehalten:

 

Du sagst, daß du dein Heim und deinen Dienst aufgeben willst, um dich ausschließlich der

Meditation zu widmen. Sind Heim, Dienst und Besitz wirklich dein eigen? Denke gründlich

darüber nach. Es ist alles das Spiel eines Zauberers, und die Welt ist ein Traum. Warum sich

also den Kopf zerbrechen über ein Festhalten oder Aufgeben dieser Dinge?

 

Er hielt seinen Schülern immer das Ideal des königlichen Schwans vor Augen, der zwar im Wasser zu Hause ist, sich aber, ohne naß zu werden, frei und ungehindert daraus erhebt. Er wollte nicht, daß sie der Welt verhaftet waren, hieß es aber ebensowenig gut, wenn sie ihre weltlichen Pflichten vernach-

lässigten. Als Baba Sawan Singh einmal schrieb, daß er einen zehntätigen Urlaub nehmen und ihn in Beas verbringen wolle, schrieb Babaji zurück: 

 

Wenn du auf einen zehntätigen Urlaub kommst, solltest du in jedem Fall zuerst nach Hause gehen.

Auf dem Rückweg magst du dann am Samstag nachmittag gegen fünf Uhr zur Dera kommen, von

wo aus du am darauffolgenden Tag nach dem Sonntag-Satsang wieder zum Dienst gehen kannst.

Du mußt nach Hause, denn es sind dort viele Dinge, die seit den letzten zwei oder drei Jahren deine

Aufmerksamkeit erfordern. Gehe darum bitte gleich dorthin. Ich werde mich sehr freuen, wenn du

dies als erstes tust und dann hierher kommst.

 

Als bei anderer Gelegenheit sein geliebter Schüler keinen Urlaub erhielt, um ihn besuchen zu können, aber dennoch vor hatte zu kommen, war Babaji alles andere als erfreut darüber und verbot ihm streng, einen solchen Schritt zu tun, indem er zur Antwort gab: “Schreibe bitte nie wieder, daß du kommen wirst, ohne Urlaub zu haben”, und er fügte hinzu: “Die Arbeit, die du verrichtest, ist auch die Arbeit von Radhasoami, die Arbeit des Herrn.”

                   

Während man in der Welt lebt, muß man sich jedoch einer sehr strengen Disziplin unterziehen.

Der Weg zum Neuen Jerusalem ist eng und schwierig. “Eure Lebensweise”, sagte der Weise von Beas zu seinen Schülern muß sich von der anderer Menschen unterscheiden.” Und wie streng diese von ihm verlangte Disziplin war, macht einer seiner Briefe deutlich:

 

Du scheinst nicht zu verstehen, daß du dich mit niemandem unterhalten sollst, wenn deine dienstlichen

Pflichten vorüber sind. Am Abend zwischen sechs und acht solltest du dich so lange wie möglich zur

Meditation setzen, sei es eine halbe Stunde oder eine ganze, fünfzehn Minuten oder anderthalb Stunden,

und solltest mit deiner Aufmerksamkeit (Surat) auf den inneren Ebenen sein. Von acht bis zehn Uhr

halte Satsang. Dann magst du schlafen gehen oder noch etwas reden. Um 4.30 Uhr morgens setze dich

wieder zur Meditation bis 5.30 Uhr. Während des Tages hast du deinen dienstlichen Pflichten nachzu-

kommen und kannst, wenn du willst, in dieser Zeit reden. Aber sobald der Dienst beendet ist, vergeude

keine Zeit mit leerem Geschwätz oder in Gesellschaft von Nichtsatsangis. Lasse in deiner Küche niemals

Speisen von Nichtsatsangis bereiten, besonders wenn sie Fleisch und Alkohol zu sich nehmen. Wenn du

mit Nichtsatsangis zusammen bist, wirst du unter den Auswirkungen ihrer Gesellschaft zu leiden haben.

 

Enthaltsamkeit von nichtvegetarischer Nahrung und Berauschungsmitteln ist eine Vorbedingung für die Aufnahme des spirituellen Pfades. Ebenso betonte Babaji die Notwendigkeit eines ehrbaren Lebens. In demselben Brief, der oben angeführt wurde, schrieb er:

 

Wenn man dir etwas frei anbietet, nimm es niemals an, denn wie willst du es zurückgeben? Wenn du

nicht streng an dieser Regel festhälst, wirst du nie die höchste Spiritualität erlangen.

 

Man darf sich von der Welt nicht forttragen lassen, sondern muß bei allen Dingen die Unter-

scheidungskraft gebrauchen. “Die ganze Welt ist in den Banden der Liebe von Eltern, Kindern, Weib und irdischen Beziehungen gefesselt” , und man muß sich aus dieser Sklaverei befreien. Es hilft nicht, in die Wälder zu gehen. Die Loslösung muß eine innere sein, und sie kann nur durch die Liebe zu einem wahren Meister zustande kommen. Daher auch der große Wert des Satsang; denn nur durch die Verbindung mit dem Meister kann man sich die wahren Werte des Lebens zu eigen machen, die Täuschung von Maya kennenlernen und eine Liebe entwickeln, welche die Liebe der Welt ersetzt.

Liebe und Segen strahlen von der Persönlichkeit eines Heiligen aus, und wer immer in seinen Bann-

kreis kommt, wird von weltlichen Spannungen, ehrgeizigem Streben und Eifersüchteleien frei.

Er sieht sich mit allen Geschöpfen wesenseins und weiß, daß alle weltlichen Ziele vorüberziehende Schatten sind. Nur ein solcher Mensch kann die Netze von Maya zerreißen und in den Welten des Jenseits Einlaß finden.



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