Eine uralte Wissenschaft

 

Baba Jaimal Singh verkündete seine spirituelle Botschaft nicht als etwas Neues, sondern als eine uralte Wissenschaft. Ihre Spuren finden sich im Schrifttum aller Glaubensrichtungen, aber zu voller Blüte kam sie in der uns bekannten Geschichte erst durch Kabir und Guru Nanak. Die von ihm verfaßten Schriften lassen eindeutig erkennen, daß sie die innere Wissenschaft in der ganzen Reichweite verwirklicht haben. Die große Tradition, die diese Meisterseelen begründet haben, wurde von den Nachfolgern Guru Nanaks fortgesetzt und, wie wir schon an früherer Stelle dieser Untersuchung sahen, an Tulsi Sahib von Hathras und von ihm an Soamiji aus Agra weitergegeben, ehe sie mit Baba Jaimal Singh zum Punjab zurückkam.

Der Surat Shabd Yoga ist nicht einfach ein Glaube, sondern eine Wissenschaft. Er war über die Grenzen Indiens hinaus auch bei den größten Sufis bekannt, und historische Zeugnisse deuten darauf hin, daß sich beide Bewegungen in Indien und dem Mittleren Osten vielfach berührt und miteinander verbunden haben. Es war ein Pfad, der allen Menschen offenstand und für unsere Zeit am besten geeignet ist. Als Soamiji seine Botschaft verkündete, lehrte er nichts Neues.

 

 

Er tat dasselbe, was seine großen Vorgänger getan hatten: er erfüllte die alten Wahrheiten wieder mit Leben und erklärte sie neu für seine Zeit. Babaji widersprach strikt allen Vermutungen, sein Meister habe einen völlig neuen Pfad entdeckt, wie es einige Leute später wissen wollten. Hatte er nach

Darlegung seiner Lehre im Sar Bachan nicht selbst erklärt:

 

Jo mun maen pateet na dekhe

To Kabir, Gur Bani Pekhe,

Tulsi Sahib ka mat Joi,

Paltu, Jagjivan kahen soi.

In santan ka daeon parmana

In ki Bani sakh bakhana.

 

Wer diese Tatsache nicht erkennen kann,

möge die Lehren Kabirs und der Sikh-Gurus studieren.

Auch Tulsi Sahib hat diese Wahrheiten bekundet;

Ebenso wurden sie von Paltu und Jagjiwan aufgezeigt. Ich weise die Skeptiker

auf die Zeugnisse solcher Mystiker hin, denn ihre Lehren stimmen mit dem

überein, was ich sage. 21)

 

Und hat er seinen Ansprachen nicht häufig die Schriften Kabirs, Tulsi Sahibs, Bhikhas und besonders Guru Nanaks zugrunde gelegt?

Jede Annahme, daß Soamiji, während er in den Fußstapfen seiner Vorgänger begonnen hatte, nach 1858-61 plötzlich zu irgendwelchen höheren Bereichen aufgestiegen sei, die keiner vor ihm gekannt habe, könnte bestenfalls nur eine falsche Vorstellung von ihm geben. Seine Verse waren die Frucht der letzten Lebensjahre, und in ihnen hat er, verbunden mit der Feststellung, daß der Satguru und Sat Purush dasselbe sind, erklärt:

 

                  Sewa kar puja kar un ki,

                 Unhi ko Guru Nanak jan,

                 Vohi Kabir Vohi Satnama

                  Sab santan ko vohi pahchan.

                  Tera kaj unhi se hoga,

                  Mat bhatke zu taj abhiman.

 

                     Diene dem Guru und verehre ihn,

                  denn er ist Nanak, Kabir ist auch

                  in ihm und ebenso Sat Naam.

                  Fürwahr, jeder Heilige ist die verkörperte

                  Form des Formlosen.

                  Deine Befreiung wird durch ihn

                  und ihn allein bewirkt.

 

Wie konnte man im Lichte dieser aufgezeichneten Darlegungen – nicht zu sprechen von dem, was Soamiji seien Schülern direkt sagte – so fehlgehen zu behaupten, er habe eine neue Entdeckung gemacht?

Wie Babaji betonte, hat der Heilige von Agra entgegen dem, was später (ungefähr zehn Jahre nach seinem Tod) verbreitet wurde, seine Schüler immer in den Simran des Panch Shabd initiiert. Dies war in der Tat der Hauptgrund für die Meinungsverschiedenheit, deretwegen Babaji im Jahre 1902 nicht bereit war, dem Zentralrat Soamibagh beizutreten.

Er erklärte, daß die größten Heiligen der Vergangenheit ihre Schüler auf  den Pfad des Panch Shabd gestellt hätten, was eindeutig aus ihren Schriften hervorgeht:

 

 

                     Kabir ist durch die Mittlerschaft der fünf Wort nun für

                immer mit dem Schweigen des Formlosen vereint:

                                                                                                     Kabir

 

 

                      Erkenne ihn als den wahren Meister,

                der in dir den Weg zurück zu Gott

                offenbaren kann und dich mit dem

                lauten Ruf der fünf Töne

                auf dem spirituellen Pfad leitet.

                                                                          Guru Nanak,  War  M.  1

 

 

                       Ohne den Satguru kann man das Geheimnis von Naam

                 nicht finden. Süß ist das Elixier von Shabd, das durch den

                 Simran der fünf Worte strömt.

                                                                  Guru Amar Das,  Maru  M.  3

 

                        Wahrlich gesegnet ist, wer durch die Gnade des Meisters die

                 ewige Melodie der fünf Töne entfaltet.

                                                               Guru Arjan, Ramkali  M.  5

 

 

Ebenso bezieht sich Tulsi Sahib in seine Schriften ausdrücklich darauf.

Soamiji achtete und verehrte sie und beschritt den gleichen Pfad. Im Sar Bachan brachte er an einer Stelle klar zum Ausdruck:

 

 

                        Panch Shabd ka Simran karo

                   Siam set main surat dharo.

 

                        Wiederhole unaufhörlich die fünf heiligen Worte und kon-

                    zentriere dich auf die dunkle Stelle im Innern.

 

 

Als Soamiji den Begriff Radhasoami zu verwenden begann, den sein ergebener und geliebter Schüler Rai Saligram eingeführt hatte, begründete er deswegen keinen neuen Glauben oder ein neues Bekenntnis, wie Babaji versicherte. Er ließ diese Worte als einen weiteren Namen für den Unnennbaren Unendlichen gelten und erklärte, daß er auf der äußeren Ebene den Schüler (Radha) und den Guru (Soami) bedeute und auf der inneren Ebene den Seelenstrom (Radha) und seinen Ursprung (Soami). Als es Baba Sawan Singh Ji 1894 in Murree ablehnte, dieses neue Wort zu gebrauchen, nahm Babaji, wie wir bereits wissen, den Sar Bachan zur Hand und las daraus die Verse:

 

                    Radha aad Surat naam

                    Soami aad Shabd nij dham.

 

                    Radha ist der Name des ursprünglichen Seelenstroms (Suart);

                    Soami ist der Name des Ursprungs von Shabd oder dem Wort.

 

Er legte dar, daß der Absolute in Seiner höchsten Form formlos und unbeschreiblich sei; doch hätten ihm die Heiligen, in dem Bestreben, ihre Schüler auf Ihn hinzuweisen, zahllose Namen gegeben.

Hatten nicht die Verfasser des Vishnu Sahasranama und des Jap Sahib Hunderte Namen für den Allbarmherzigen Schöpfer geprägt? Weshalb sollte man gegen die Bezeichnung “Radhasoami” etwas einzuwenden haben?

 

Auf die Wirklichkeit, die Soamiji durch den Begriff “Radhasoami” zu benennen suchte, deuteten seine Vorgänger mit andern Namen hin, wie Khasam oder Soami (Höchster Herr). Maha Dayal (alle Gnade), Nirale (der Geheimnisvolle), Nirankar (der Formlose) und Anami (der Namenlose),

So sagte Kabir einmal:

 

                           Kal Akal Khasam ka keena

                        Eh parpanch badhawan.

 

                            Das Zeichen und das Zeitlose haben dieselbe Quelle und

                         sind für seine Offenbarung wesentlich.

 

 

Guru Nanak sagte:

 

                            Kot Brahmand ka thakur Soami

                          Sarabh jian ka data reh.

 

                             Soami ist der Herr der ganzen Schöpfung und der Meister

                           aller Seelen.

 

 

Tulsi Sahib sprach auf ähnliche Weise:

 

 

                              Sab ki aad kahun main Soami.

 

                              Ich nenne den Schöpfer alles Seienden “Soami”.   

 

 

Soamiji selbst hat wie sein Meister die höchste Wirklichkeit als “Soami” öfter noch als “Sahib Soami” und “Satguru Soami” angerufen. Er benutzte diese Begriffe häufig in seinen Reden und Briefen, mehr als das Wort “Radhasoami”. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie auch in seiner ursprünglichen Versdichtung vorkamen, aber um der Einheitlichkeit willen durch die Bezeichnung “Radhasoami” ersetzt wurden, als diese Gedichte etwa sechs Jahre nach seinem Tode mit vielen anderen von Hazur Maharaj Rai Saligram in dem mit Sar Bachan betitelten Sammelband (Versfassung) erschienen, worin das Wort “Radhasoami” entweder für das höchste Ziel – Soami oder Anami – oder für den Guru verwendet wird. Soweit war Babaji einverstanden, jedoch nicht darüber hinaus. Er achtete den Begriff “Radhasoami” wie jeden anderen Versuch, den Namenlosen zu benennen, konnte aber die besondere mystische Bedeutung, die ihm nach Soamijis Tod allmählich gegeben wurde, nicht anerkennen. Hatte doch der Heilige aus Agra selbst im Bachan 115, Teil II des Sar Bachan (Prosafassung) gesagt:

 

                               Naam ist von zweierlei Art: Varanatmak und Dhunatmak.

                               Zahllos sind die Vorteile von Dhunatmak Naam und kaum

                               nennenswert die von Varanatmak Naam.  22)

 

Alle Namen, die man sprachlich ausdrücken kann, sind Varanatmak und darum äußerlich, der Veränderung von Mensch zu Mensch und von Volk zu Volk unterworfen. Der innere Shabd ist zu allen Zeiten und für alle Menschen derselbe.        

 

Er ist ganz melodischer Natur, nicht durch Worte auszudrücken oder zu beschreiben. Er ist der Ursprung aller Schöpfung und daher der einzige Gegenstand für die Meditation des Suchers.

Jedes Wort, das sich dem menschlichen Denken eingeprägt hat, scheint in diesem Tonprinzip widerzuklingen. Babaji, der dem Geist eines großen Meister treu blieb, erklärte unbeirrt:

“Jedes Wort, das sich aussprechen und schreiben läßt, kann kein innerer spiritueller Ton sein, der das ungesprochene und ungeschriebene Gesetz und die Ordnung der ganzen Schöpfung ist.” Wie sollte also das Wort “Radhasoami” Dhunatmak sein, wenn es sprachlich zum Ausdruck kommt; und wie kann man von ihm sagen, daß es in der höchsten spirituellen Ebene “erklingt”, wo es gar keine Form gibt und selbst Shabd noch nicht offenbart ist?

Sein Meister, so erklärte Babaji, habe immer vertreten, daß seine Lehren dieselben wie die von Kabir und Guru Nanak seien, und nie den Anspruch erhoben, in Bereiche gelangt zu sein, die vor ihm noch keiner in der menschlichen Geschichte gekannt habe. Hatten nicht die größten Mystiker der Vergangenheit klar bezeugt, daß ihnen alle acht der inneren Ebenen zugänglich waren? Und konnte man nicht bei Nanak lesen:

 

Sat Lok  ke oopar dhave

Alakh, Agam ki tab gat pave

Tis ke oopar Santan dham

Nanak das kio bisram.

 

Nur wer Sat Lok überschreitet, kennt das Wesen von Agam

und Alakh.

Die Heiligen haben ihre Stätte jenseits davon, und auch der    geringe Nanak weilt dort.

 

 

Soamijis letzte Worte ließen nicht den geringsten Zweifel daran, daß er an dem traditionellen Pfad festgehalten hat. Er machte deutlich, daß er nichts mit dem Kult entwickelten “Radhasoami” zu tun hatte. Sein Pfad war der von Sat Naam und Anami, und wenn er die Bezeichnung “Radhasoami” gelten ließ, so nur als einen weiteren Varanatmak-Namen für den Unnennbaren Einen.

Alle Namen, wie Sat Naam, Onkar usw., die als Simran gegeben wurden, sind gleicherweise Varanatmak. Ihr einziger Zweck ist: a) beim Zustandekommen von Dhyan oder der zielbewußten Konzentration zu helfen und  b) als Paßworte zu dienen, mit denen man von einer Ebene zur anderen gelangen kann. Die Aufgabe der Seele (und des Satguru) ist, die fünfte Ebene, Sat Lok, zu erreichen, und dazu sind diese fünf Paßworte, eines für jeden Bereich, notwendig. Wenn sich die Seele einmal in die Region des reinen Geistes erhoben hat, sind keine Paßworte mehr erforderlich. So wie sie den Sat Purush, die Gottheit von Sat Lok oder Sach Khand erblickt, die erste Offenbarung des Formlosen und Namenlosen in Naam und Form, erkennt sie, daß Er (der Sat Purush) und der Satguru nicht verschieden, sondern ein und derselbe sind und daß auch sie mit ihnen wesenseins ist. Ihre Suche nach dem Absoluten ist nunmehr zu Ende, und sie beginnt mit ihm eins zu werden. Indem sie immer tiefer von der Form ins Formlose eindringt, gelangt sie durch Alakh (das Unbeschreibliche) und Agam (das Unfaßbare), bis sie sich schließlich selbst verliert im Meer der Glückseligkeit und des Bewußtseins, daß die höchste Wirklichkeit jenseits von Name und Form ist, unaussprechlich, makellos, unbe-

schreiblich und unermeßlich. Sie ist, was sie ist; mehr kann über sie nicht gesagt werden. Als einziges bleibe zu beschreiben, was sie nicht ist. Sie ist weder Licht noch Dunkel, weder Laut noch Stille. Man kann nicht einmal sagen, daß Shabd dort erklingt, da Shabd noch nicht offenbart wurde; und zu erklären, man könne dort die melodischen Vibrationen von “Radhasoami” hören, ist ein Wider-

spruch in sich selbst.

Alle früheren Adepten des Surat Shabd Yoga haben es so gelehrt. Wer immer ihre Schriften aufmerksam studiert, kann feststellen, daß sie alle den Zugang zur fünften Ebene als das Ziel betrachten, das der Schüler wie auch der Guru erreichen müssen. Um dorthin zu kommen, ist der

 

Simran der fünf heiligen Namen unerläßlich; und wenn sich die Seele bis Sat Lok erhoben hat, bleibt es die Aufgabe des Sat Purush, sie mit sich zu vereinen und zu gewähren, daß sie immer weiter im Formlosen und Namenlosen aufgeht. Es sind diese beiden Entwicklungsstufen, die Soamiji hervorhob, wenn er sagte:” Mein Pfad ist der Pfad von Sat Naam und Anami Naam”. Am Ende von Bachan 26 des Sar Bachan (Versfassung), worin er die Ankunft der Seele in Sat Lok und ihre weitere Reise beschreibt, hat er den ganzen Weg sehr klar und über jeden Zweifel erhaben dargelegt:

 

                 Pushap madh sae uthi avaza

                 Kau tum hoe kaho kaja

                 Satgur milae bhed sub dina

                 Tis ki kripa daras hum lina

                 Darshan kar ut kar magnani

                 Sat Purush tub bola bani

                 Alakh lok ka bhed sunaya

                 Bal upna dae surat pathaya

                 Alakh Purush ka roop anoopa

                 Agam Purush nirkha kul bhoopa

                 Dekh acharaj kaha na jaya

                 Kaya kaya sobha varan paye

 

   

                    Vom Lotos erhob sich eine Stimme:

                 “Sprich, wer bist du, und was bringt dich hierher?”

                 “Mein Satguru gab mir den Schlüssel

                 zu diesem Reich, und durch seine Gnade

                 bin ich mit deinem Darshan gesegnet.”

                 Den Herrn schauend, ward sie entrückt.

                 Sodann sprach der Sat Purush und gab ihr

                 die Geheimnisse von Alakh Lokh preis;

                 Durch Seine Kraft erhob sie sich weiter.

                 Die Form von Alakh Purush ist unbeschreiblich.

                 Der wunderbare Anblick von Agam Purush,

                 des Herrn aller Schöpfungen, läßt sich nicht

                 schildern, und Seine Herrlichkeit nicht

                 in Worte fassen.

 

 

Babaji hielt streng an den ursprünglichen Lehren seines Meisters fest und versicherte seinen Schülern, sie würden, wenn sie nach seinen Weisungen lebten, ganz sicher “Sach Khand erreichen und über Alakh, Agam und Anami Radhasoami hinaus mit der Wunderbaren Region eins werden.” In der Vergangenheit waren die Heiligen mit Hilfe der fünf Namen zur höchsten Stufe gelangt, warum sollte man sie also nun ändern? Wozu Soamijis Botschaft entstellen, um lediglich einen neuen Kult einzuführen? Der Surat Shabd Yoga war eine uralte Wissenschaft und hatte sich nicht über Nacht verändert. Am Tag vor seinem Weggang rief Babaji alle seine Schüler, die damals in Beas waren, zusammen und erklärte: “Es ist der Wille von Din Dayal Soami Ji Maharaj, daß ich die Tore des spirituellen Schatzhauses noch weiter öffne als bisher. Mein Meister wünscht, daß ich euch ausführlicher als je zuvor einen Bericht über die inneren Bereiche gebe, von den ersten fünf und den letzten drei, damit ihr nicht in Zweifel geratet und sagt, daß einer, der in Soamijis Gunst stand, schweigend gegangen sei.” Er sprach dann ausführlich über die Herrlichkeit der inneren Welten und endete mit den Worten, die wir bereits am Schluß der Biographie zitiert haben:

“Mein ganzes Leben suchte ich nur, meinem Meister zu dienen und nun ist alle Arbeit, die er durch diesen armseligen physischen Körper zu vollbringen hatte, getan.” Es ist unmöglich die äußeren Lehren eines großen Menschen als bloße Worte zu betrachten.

 

Die Aufgabe wird doppelt schwierig bei einem Heiligen vom Rang Baba Jaimal Singh Jis.

Solche Geistwesen sprechen aus einer Weisheit, die wir nicht verstehen könen; sie handeln nicht als begrenzte Menschen, sondern als Mittler des Herrn.

 

                Jaisi maen aavae Khasam ki bani

              Taisra kari gian wey Lalo.

 

                  Was mein Herr in mir spricht,

               o Lalo, das allein sage ich.

                                                                            Guru Nanak,

                                                                            Tilang M.1, 722

 

 

Ihre Botschaft lebt in jedem kleinen Wort, das sie aussprechen, und in jeder kleinen Geste.

Die abstrakte Darstellung ihrerPhilosophie ist nur das Knochengerüst und die Knorpel, denen das Fleisch und das Blut der unmittelbaren Einwirkung auf ihre Schüler gänzlich fehlt. Wer kann sich heute jene Worte der Weisheit, des Friedens, des Trostes, der Beruhigung und liebevollen Zurechtweisung vergegenwärtigen, die Babaji sprach, als er unter seinen Schülern weilte?

Und wer kann nun von den kleinen Werken selbstloser Güte und übermenschlicher Liebe berichten, durch die jene, die ihn umgaben, unbewußt von der Wahrheit dessen, was der Geist lehrte, völlig überzeugt wurden? Wenn je ein Problem aufkam, das nicht gelöst werden konnte, saß er in Meditation versunken. Und kehrte er dann von den inneren Ebenen zurück, brachte er die Antwort mit. Doch all das ist, mit Ausnahme ein paar kurzer, niedergeschriebener Briefe, für immer verloren; der ausgesprochene Sinn und der unausgesprochene, der sich durch die Augen mitteilte, die beratenden Worte an den nie endenden Strom von Schülern und Suchern in jeder nur denkbaren Angelegenheit sind unwiderruflich dahin. Wir können nur das Äußere, das Gerippe, geben und überlassen das übrige dem Leser. Um sie besser und leichter in die Erinnerung zurückzurufen, fassen wir hier einige Grundzüge seiner Botschaft zusammen, welche die älteste und doch in seinen wie in den Händen jedes großen Heiligen die neueste und lebendigste ist.



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