Konzentration des Geistesstromes ist unerläßlich, bevor man in die höheren spirituellen Bereiche gelangen kann

 

Diese Zentren entsprechen denen des Makrokosmos in Brahmand und den spirituellen Regionen. Der Geistesstrom befähigt dazu, einen Blick in jene großen Aufteilungen zu tun. Darum ist die Entfaltung der elementaren Kräfte des Geistes besonders wichtig. Die Konzentration des Geistesstromes spielt bei diesem Bestreben die größte Rolle. Wendet man ihn auf den physischen Körper an, gewinnt man an Stärke, wenn auf den Intellekt, entwickelt man große mentale Kräfte. Wird andererseits der Geist zum Gegenstand der Konzentration gemacht, führt dies unweigerlich zu spirituellem Leben und höchster Glückseligkeit. Es gibt einen unsichtbaren Nerv, der alle diese Zentren miteinander verbindet und Sushumna Nari oder Shah-rug genannt wird. Durch diesen gelangt der Geistesstrom von der niedrigsten Ebene bis zur höchsten Region der Wahrheit.

 

Die Konzentration des Geistesstromes ist der Vorgang, mit dem das Fortschreiten des Geistes in die höheren Regionen beginnt. Solange man nicht alle nach außen gehenden Kräfte in sich gesammelt und konzentriert hat, erhält der Geist nicht ausreichend Kraft, um sich zu erheben. Es gibt zehn nach außen strebende Kräfte oder Indriyas: fünf grobe, wie Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut, durch welche die fünf anderen, subtilen Indriyas - nämlich Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen - den Menschen an die äußere Welt festgebunden halten. Es erscheint somit, daß es der stete Gedanke an diese Kräfte ist, der den Menschen veräußerlicht.

 

Durch die drei Hauptquellen denken wir beständig an die Welt. Zunächst durch die Augen, welche uns die äußere Erscheinungswelt sichtbar werden lassen und sie in unser mentales Blickfeld bringen. Durch sie nehmen wir nicht weniger als 83 Prozent unserer äußeren Eindrücke auf. Die zweite Quelle sind die Ohren, welche die Aufmerksamkeit auf die äußeren Laute ziehen und uns an die Dinge der objektiven Welt erinnern. Durch diese nehmen wir 14 Prozent der äußeren Eindrücke auf. Die dritte Quelle ist die Zunge (der Gaumen), welche durch Geschmack und Sprache die Erinnerung an die äußere Welt immer frischhält. Die übrigen 3 Prozent der äußeren Eindrücke werden zum Teil durch die Zunge und der Rest durch die Sinnesorgane aufgenommen. Durch diese Hauptfähigkeiten bleibt der Mensch in ständiger Verbindung mit der äußeren Welt und befaßt sich stets damit, entweder äußere Eindrücke aufzunehmen oder durch seine eigenen Gedanken andere Menschen zu beeindrucken. Auf diese Weise wird dem Gemüt Kraft entzogen, wird der Mensch kraftlos. Der Meister ermahnt uns, diese Kraft nicht zu verschwenden.

 

Wir müssen sie ansammeln und bewahren, auf daß wir imstande sind, die verschiedenen materiellen Hüllen, die unsere Seele umgeben, zu sprengen:

 

Der Geist oder die Seele ist wegen der objektiven Eindrücke, die ständig aufgenommen werden, an die äußere, objektive Welt gebunden. Solange die nach außen strebenden Kräfte nicht unter Kontrolle gehalten werden können und der Geist von den Gegebenheiten des Lebens nicht befreit ist, kann er sich nicht über das Körperbewußtsein erheben. Die drei Fähigkeiten der Sprache oder des Geschmacks, des Gesichts oder des Gehörs verursachen ein dauerndes Ausfließen von Kraft durch ihre jeweiligen Sinnesorgane. Um die Seele zu entpersonifizieren, ist es jedoch notwendig, daß wir unsere Energie einwärts und aufwärts lenken, und dies durch einen Prozeß der Umkehrung und Selbstanalyse.

 

Der Meister erklärt diesen Vorgang mit nachfolgenden Worten:

                       

Durch ständige Beschränkung der drei Organe

                        kann man die Anhad hören. O Nanak, in tiefer

                        Versunkenheit kennt man nicht Abend noch Morgen.

 

Boo Ali Qalandar, ein mohammedanischer Heiliger, sagt darüber:

 

                        Schließe deine Augen, Ohren und Mund; und wird dir dann

                        trotzdem das Geheimnis der Wahrheit nicht kund, magst

                        du mich verlachen.

 

Kabir beschreibt das gleiche auf seine eigene unnachahmliche Weise:

 

                        Der Meister hat mir die Kanäle gezeigt,

                        durch die der Gemütsstoff nach außen geht.

                        Wenn ich den nach außen strebenden Kräften

                        Einhalt gebiete, höre ich die Weisen des

                        Ewigen Gesangs.

                                                                                                          Sorath Kabir

Und Guru Arjan sagt:

 

                        Wer seine zehn Sinne unter Kontrolle hält,

                        wird das Licht Gottes im Innern aufdämmern sehen.

                                                                                                          Gauri Sukhmani M.3

 

Die Organe wie Zunge, Augen und Ohren usw. sind im physischen Körper am Werk, während man sich im Wachzustand befindet, und sie arbeiten ebenso in der Astralebene, wenn man im Traumzustand ist. Die Wirkungsweise dieser Organe wird erhöht und verstärkt, wenn ihr Ausströmen beschränkt wird. Auf diese Weise erlangt man Kraft, um die subjektive Welt zu ergründen; denn ohne den belebenden Impuls der Seele liegen sie ungenutzt.

 


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