Der Gott-Mensch ist der einzige wahre Freund

 

Alle menschlichen Verbindungen hören beim Tod auf. Alle Freunde und Verwandten, Frau und Kinder müssen sich trennen. Wer ist nun da, um mit dir in die andere Welt zu gehen? Nicht einer! Aber das Wort - das im Gott-Menschen personifizierte Wort - geht mit dir. Es hilft dir bei allen Unternehmungen hier und im Jenseits. In der Todesstunde, wenn ihn alle anderen im Stich lassen, empfängt der Gottmensch den Initiierten. Wie ein nie versagender Freund streckt er dir in Wohl und Weh immer seine helfende Hand entgegen.

 

Der Meister sagt:

 

                        O Nanak! Löse alle Verbindungen, die vergänglicher Natur

                        sind, und suche die feste Freundschaft eines Heiligen;

                        denn alle anderen verlassen dich schon bei Lebzeiten,

                        während er bis zuletzt und noch darüber hinaus

                        unerschütterlich zu dir steht.

                                                                                                          Maru War M.5

 

                        Wer auch immer die Geburts- und Todesqualen fürchtet,

                        sollte nach einem Heiligen suchen.

                                                                                                          Gauri Sukh M.5

 

Wer sich selbst dem Willen des Meisters ergibt, stellt sich unter die beschützende Kraft des Meisters, der sich beeilt, die Gottheit in ihm zu erwecken. Der Meister verläßt den Schüler, den er einmal angenommen hat, niemals, bis dieser Gott erreicht, dessen Urbild der Meister auf Erden ist. Er spricht mit seinem Ergebenen von Angesicht zu Angesicht und gibt ihm in Zeiten der Not seinen Rat. Er formt den Schüler Gott ähnlich und macht ihn zum lebendigen Tempel göttlichen Bewußtseins.

                       

Der mich nicht in Wohl noch in Weh verläßt, nicht am

                        Anfang, jetzt, noch am Ende, nach einem solchen Freund

                        verlangt mein Herz.

                                                                                                          Gauri M.5

 

                        Ergreife den Saum des Kleides dessen, o mutige Seele,

                        der das Geheimnis aller Ebenen kennt; der oberen und

                        der unteren; und der hier und in alle Ewigkeit bei dir ist.

 

                                                                                                          Maulana Rumi

 

Es gibt drei Dinge, die von einem Sikh oder Schüler in Bezug auf seinen Meister verlangt werden und die ihn befähigen, eine Empfänglichkeit für des Meisters Gunst zu schaffen. Er muß Körper, Gemüt und alles, was ihm gehört, opfern - nein, sein bloßes Leben sollte er dem Meister zu Füßen legen. Es ist nicht deswegen, weil der Meister irgendeinen Dank von dem Schüler erwarten würde, sondern damit der Schüler ihm alles, was ihm in diesem Leben teuer ist, opfert. Der Meister nimmt nicht das Geringste davon, sondern gibt es unberührt als eine Opfergabe zurück. Er weist den Schüler an, sich nicht zu beschmutzen, indem er seinen Besitz mißbraucht, sondern den bestmöglichen Gebrauch davon zu machen zum Wohle seiner Brüder, der Armen und Bedürftigen, der Kranken und Schwachen, um so zu der harmonischen Entwicklung von allem, was um ihn ist, beizutragen.

 

Mag der Schüler vor seinem Meister stehen und ihm alles zu Füßen legen, so würde der Meister doch nichts davon nehmen. Aber er hätte auf diese Weise alles aufgegeben, bereit, die Gnade des Meisters zu empfangen und einen Teil der Verwirklichung. Er muß sich selbst zum Werkzeug des Meisters machen, so wie eine Violine oder eine Leier, die gespielt wird und liebliche Symphonien des heiligen Naam hervorbringt. Alle gesellschaftlichen Verbindungen, alles Haften an weltlichen Besitz, alles Festhalten an Name und Ruhm, aller physische Komfort und alle üblen Gedanken, die sich im Gemüt erheben, sollten vor den Meister gelegt werden, auf daß er seinen Willen durch ihn wirken läßt.

 

Wahre Schülerschaft besteht in nicht nachlassender Hingabe und Unterwerfung unter den Willen des Meisters. Sie besteht jedoch nicht darin, daß man des Meisters Gestalt sieht, vielmehr darin, daß man sich auf seinen göttlichen Willen abstimmt. Bei völliger Hingabe wird das mentale Geschwätz über Bord geworfen, und es gibt kein Begehren und kein Verlangen mehr. Der ungestüme Trubel des Sinnenlebens wird durch Ruhe und gesammelter Heiterkeit ersetzt, welche aus der Unterwerfung und wahren Entsagung geboren ist. In diesen stillen Stunden beginnt das spirituelle Bewußtsein aufzudämmern.

Die Bande der Beziehung zwischen Meister und Schüler sind die stärksten der Welt. Selbst der Tod vermag sie nicht zu lösen, denn sie sind durch den Heiligen und allmächtigen Willen Gottes geknüpft.

 

                        O Herr, es ist allein durch Deine Gnade, daß wir zum

                        Satguru geführt werden.

                                                                                                          Suhi Asptpadian M.4

 

Der Meister ist immer mit dem Ergebenen, wo dieser auch sein mag. Entfernung und Tod sind in der Beziehung zwischen Meister und Schüler unwesentlich. Er ist immer an seiner Seite, sei es hier oder im Jenseits.

 

Der Meister wirkt als Leitstern in allen spirituellen Bestrebungen. Er gewährt dem Schüler alle nur mögliche Hilfe durch seine äußeren und inneren Ermahnungen; er hält ihn stets auf dem rechten Weg und bringt ihn zurück, sollte er einmal in falscher Richtung gegangen sein. Örtliche Entfernung ist dabei kein Hindernis. Des Meisters helfende Hand streckt sich dem Ergebenen  immer entgegen, sei er nah oder fern, im brennenden Wüstensand, auf schneebedeckten Bergeshöhen oder selbst in einer öden Wildnis. Er übt einen gesunden und verbessernden Einfluß auf die spirituellen Aspiranten aus, indem er Kräfte innerhalb seines Einflußbereiches frei macht, so wie ein mächtiger Leitstern, der innerhalb seines magnetischen Feldes eine erstaunliche Anziehungskraft ausübt.

 

                        Der wahre Meister nährt die Ergebenen mit seinem

                        eigenen Lebensblut. Der dem Meister nachfolgt,

                        ist stets in einem Zustand anhaltender Glückseligkeit.

 

                                                                                                          Gauri Sukhmani M.5

Maulana Rumi wiederholt dasselbe:

 

Die Hand des Meisters ist die Hand des Herrn. Weit-und hochreichend durchdringt sie die sieben Himmel.

 

Der Meister spricht mit seinen Ergebenen auf allen Ebenen von Angesicht zu Angesicht und gibt seinen weisen rat immer, wenn sie dessen bedürfen.

 

Guru Nanak sagt:

                       

Der Meister ist immer mit mir und so auch der Herr.

                        Alle meine Arbeit verrichte ich in ständiger Erinnerung an ihn.

 

                                                                                                          Asa M.2

                        Der Meister schaut nach mir an allen Orten,

                        welche Furcht sollte ich dann unterhalten?

                                                                                                          Majh M.5

 


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