Grundlegende Begriffe

 

Yoga setzt zwei Faktoren voraus, die der Schöpfung der Welt zugrunde liegen: 1. Ishvar oder Gott und 2. Avidya oder Maya. Während der erstere voll intelligent ist, fehlt dem letzteren jedwede Intelligenz.

 

Auch der Mensch ist eine Kombination dieser beiden Grundprinzipien. Jiva oder die individuelle Seele, obwohl wesensmäßig vom selben Geist wie Gott, ist in Gemüt und Materie gefangen. Die Seele, beschränkt wie sie ist in der Welt von Raum, Zeit und Kausalität, kann nur unvollkommen wahrnehmen und die Wirklichkeit  -  den Atman oder den göttlichen Urgrund, in dem sie ruht und von dem sie ihr Licht hat  -  nicht sehen. Während >Antahkaran< oder das Gemüt der Reflektor ist, ist Atman der Erleuchter, das Licht, das durch die Sinne reflektiert wird, die die Welt wahrnehmen. Somit ist die Welt eine Verbindung des >Sehers< und des >Gesehenen<. Die Zerstörung dieser Verbindung ist das Entkommen, und vollkommene Einsicht ist das Mittel, das zum Entkommen führt. Deshalb liegt Erlösung in der Absonderung des Sehers vom Gesehenen, der vollständigen Loslösung des Subjektiven von allem, was objektiv ist, sei es physisch, mental oder kausal, damit das >Selbst<, das der Seher ist, sich in seinem eigenen Glanz oder dem >Licht der Leere<, wie es genannt wird, sehen kann.

Um die individuelle Seele von den Fesseln des Gemüts und der Materie zu befreien, erfordert Yoga unabdingbar 1. Konzentration, 2. wirkliche Anstrengung oder Streben, was hingebungsvolle Übungen und mentale Schulung einschließt. Die höchste Form der Materie ist >chit<, der unergründliche See unbewußter Eindrücke; und Yoga strebt das Freiwerden des inneren Menschen oder des Geistes von diesen Fesseln an. Es ist erwiesenermaßen das feinste Prinzip in der Materie, das >chit< oder das kleine Selbst (Ego) im Menschen begründet. Obgleich in sich selbst unbewußt, ist es durch das Wirken der dreifältigen >Gunas< Veränderungen unterworfen. Es hat ebenso die Fähigkeit, sich zusammenzuziehen oder auszudehnen, wie es der Natur des Körpers, in dem es von Zeit zu Zeit weilt, entspricht oder den Umständen, in die es hineingestellt wird.

 

Dieses >chit< oder Gemüt, obgleich offenbar in jedem Menschen begrenzt, ist in Wirklichkeit ein Teil des Universalen Gemüts. Die Yogasysteme haben die Umformung des begrenzten und unbedingtes Universales Gemüt zum Ziel, indem man die >satva (reinen) gunas< entwickelt und die >rajas< (aktiven) sowie >tamas (dichten) gunas< unterwirft. In diesem Stadium erlangt der Yogi Allwissenheit und ist eins mit dem Universalen Gemüt (dem Brahmandi oder Nij manas). 

 

Chit ist der reflektierende Spiegel für die Seele und ist für >chaitanmaya< da oder die Materie, die durch die Seele belebt wird, die selbstleuchtend ist und in deren Licht alle Wahrnehmung stattfindet, einschließlich des Lichts der Erkenntnis, sei diese mental oder supermental. Die Eindrücke, die ins Unterbewußtsein gelangen, lassen Wünsche und Interessen wach werden, die wiederum Kräfte hervorrufen, und diese werden dann durch die entsprechende Person verkörpert und halten das Rad der Welt ständig in Bewegung. Wenn der Geist oder die Seele einmal von >chit<, >manas<, >buddhi< und >ahankar< befreit ist, kommt er zu sich, ist ohne Leidenschaften und entpersönlicht. Dies ist die große Befreiung, die der Yoga den Yogis verspricht. Durch diese Trennung von den vierfachen Fesseln des Gemüts wird die verkörperte Seele (jiva) zur befreiten Seele (atman), sie ist nicht mehr individualisiert, leuchtet aus sich selbst und erlangt als solche die Verwirklichung. Die Selbstverwirklichung ist das höchste Ziel des Yoga.

 

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