Vorteile der Asanas

 

Sie sind nicht nur eine Hilfe bei der Kontrolle des Gemüts. Der stetige Asana bringt viele Vorteile mit sich, die wie folgt klassifiziert werden können:

 

1.     Physische Vorteile:

 

a)     Die Muskulatur und das Arteriensystem kommen in Ordnung.

b)    Der ganze Körper wird mit Gesundheit, Stärke und strahlender Vitalität geladen.

c)     Das Nabelzentrum des Körpers wird erhitzt, was der Verdauung zuträglich ist.

d)    Die Pranas oder Lebensenergien im Körper funktionieren regelmäßig und rhythmisch.

e)     Furchtlosigkeit, Standhaftigkeit und Willenskraft kommen von selbst.

f)      Man erwirbt Kontrolle über den Körper und ist nie ermüdet, deprimiert oder niedergeschlagen.

g)     Man empfindet eine innere Freude und geistige Spannkraft und das Gesicht strahlt

aus.

 

1.     Mentale Vorteile:

 

a)       Das Gemüt wird stetig und wohlausgerichtet; man erwirbt die Gewohnheit, mit konzentrierter Aufmerksamkeit zu arbeiten.

b)      Geistige Frische.

c)       Rasches Verstehen und Klarsicht.

d)      Entfaltung der Vorstellungskraft und Hilfe beim Konzentrieren der Aufmerksamkeit oder >dhyan<.

e)       Die Gewohnheit tiefen und konzentrierten Denkens über sonst schwerverständliche spirituelle Probleme.

 

1.     Spirituelle Vorteile:

 

a)         Durch das Zurücktreten des physischen Bewußtseins infolge der körperlichen Stabilität  kann man sich über die Gegensätzlichkeit oder das Stadium der Dualität erheben, das heißt über Hunger und Durst, Hitze und Kälte, Verhaftetsein und Loslösung usw.

b)        Man kann >tamogun< (Trägheit) und >rajogun< (Ruhelosigkeit) leicht überwinden und erwirbt >satogun< (Frieden und Ausgeglichenheit).

c)         Man schreitet in seinem  >sadhan<  oder der spirituellen Übung ohne viel Mühe ständig fort.

 

Gewöhnlich werden einige Vorsichtsmaßregeln anempfohlen, um den >sadhak< (Übenden) vor   möglichen üblen Auswirkungen oder Behinderungen zu schützen. Er soll die Asanas alleine üben, damit sie für ihn nie zu einem Mittel werden, seine Geschicklichkeit zur Schau zu stellen, um den Beifall anderer zu erhalten. Es ist ebenso ratsam, die Nähe eines Feuers, die Gesellschaft von Frauen, unerwünschten Freunden und dergleichen zu meiden, um seinen Körper oder sein mentales Gleichgewicht nicht einer Gefahr auszusetzen. Er muß ein Zuviel an Speise und Trank genauso vermeiden wie das Fasten, denn das eine belastet den Körper und zieht ihm Kraft ab, wohingegen das andere die Lebenskraft untergräbt. 

 

Aus diesem Grunde hat Buddha seinen Schülern den Mittelweg gelehrt, denn wie er in seiner ersten Predigt sagte:

 

Sinnlichkeit schwächt; ein Mensch, der hierin Nachsicht mit sich übt,ist ein Sklave seiner Leidenschaften; und vergnügungssüchtig zu sein ist erniedrigend und gewöhnlich. 

 

Und:                                          

  

Wenn er leidet, ruft der abgezehrte Schüler Verwirrung und krankhafte Gedanken in seinem Gemüt hervor, Kasteiung trägt nicht einmal zu weltlichen Wissen bei, um wieviel weniger zum Sieg über die Sinne!

 

Die Regel von der goldenen Mitte, die sich auf alles anwenden läßt, paßt auch für die Übung als solche: Der vernünftige Sadhak wird niemals seine Kräfte in zu anstrengenden Übungen wie Gewichtheben, Wettlaufen, Hoch- und Weitspringen verschwenden, noch wird er sie durch Trägheit schwächen.

 

Kurzum, Mäßigkeit und Einfachheit müssen die Losungsworte seines Lebens sein.

 

Diejenigen, die sich in >Hatha Yoga< oder >Prana Yoga< spezialisieren, schaffen für ihr Alltagsleben folgende Bedingungen:

 

a)     einen einsamen, etwas erhöhten Platz,

b)    eine mit Stroh bedeckte Hütte inmitten der grünen Natur, vorzugsweise in viereckiger Form.

c)     Sie soll mit einem erhöhten Sockel aus Ziegeln oder Holz ausgestattet sein (Takhat), auf den man sich setzen kann.

d)    Der Sitz soll mit Palmblättern oder trockenem Gras, einer wollenen Decke oder Rehhaut bedeckt sein.

e)     Die Lage soll so gewählt werden, daß Temperatur und auch Klima das ganze Jahr hindurch gleichmäßig sind.

 

All diese Dinge müssen in Erwägung gezogen werden, wenn man selbst nur eine Höhle (auf dem Berg oder unterirdisch) für die spirituelle Übung auswählt.

 

f)      Man muß unbedingte Mäßigkeit in Speisen und Getränken beachten; am besten ist eine Portion Haferbrei pro Tag.

g)     Keinem Andersdenkenden sollte erlaubt werden, das Heiligtum zu betreten.

 

Gheranda-Samhita, eine bekannte Abhandlung über Hatha Yoga, gibt einen ausführlichen Bericht über Asanas und Praktiken, die mit ihnen verwandt sind, wie zum Beispiel >Mudras< und >Bandhas<.

 

Während es sich bei den Mudras um ineinandergreifende Haltungen handelt, sind Bandhas genau festgelegt. Die ersteren sind psychologischer Natur und werden oftmals als >Gesten< bezeichnet, und die letzteren sind rein physischer Natur und lediglich >Muskelzusammenziehungen<, die angewandt werden, um die Pranas an bestimmten Stellen zu halten. Während es von den Mudras eine ganze Anzahl gibt, werden von den Bandhas nur wenige genannt. Die bekannten Mudras oder Gesten sind: 1) >Maha-Mudra< (die große Geste), 2) >Maha Bandha<, 3) >Maha Vetha<, 4) >Urgyan<, 5 )>Khechari< (Bewegung im leeren Raum), 6) >Vajroli<, 7) >Jalandhar<, 8) >Mulvanto<, 9) >Viprit karna< (sauwang), 10) >Shakti Shalana< - oder >Prithvi<, >Ambhavi<, >Vaishvanavi<, >Vayavi< und >Akashi<, die den fünf Elementen entsprechen: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther.

 

Es gibt noch andere wie >Nabho Mudra<, >Yoni<, >Manduki<, >Kaki<, >Mantangi<, >Bhujangini<, >Ashvini usw. 

 

Ungezählte andere sind als Abwandlungen der genannten zu betrachten.

 

Wir wollen auf einige der oben angeführten kurz eingehen:

 

1)            >Ashvini Mudar<: Wie der Name andeutet, besteht dieser in der äußeren Ausdehnung und der  inneren Zusammenziehung der Mastdarm-Muskeln, abgewechselt mit tiefem Ein- und Ausatmen, so wie es >asvini< oder ein Pferd macht, wenn es sich der Exkremente entledigt hat. Es hilft beim Reinigen der Eingeweide, des Dickdarms einschließlich der Darm-Wände, und vertreibt die giftigen Gase.

2)            >Vajroli Mudra<:   Er besteht im inneren Reinigen der Genitalien, indem man die Hauptkanäle zuerst mit einem Sauerstoff- oder Luftbad mittels eines Katheders (Harnröhrensonde) und dann mit Wasser spült, dem ein mildes antiseptisches Mittel beigegeben ist. Sie wird durch >nauli< oder mit Hilfe eines Zerstäubers oder eines Irrigators ausgeführt. In ihrer höchsten Technik muß man das Ausscheiden der Geschlechtsabsonderung zurückhalten und sie dem System wieder zuführen.

3)            >Kechari Mudra< (Bewegung im leeren Raum): Er besteht darin, daß man die Zunge zurückbiegt und sie tief in die Kehle drückt. Dem Übenden wird die Zunge in Form einer Gabel gespalten, so wie es bei den Schlangen ist. Diese gespaltene Zunge wird dann mit einer Mischung von Milch, geklärter Butter und Asche gewaschen, und bei der Prana-Übung schließt oder verstopft er die beiden Nasenöffnungen mit je einem Ende der gegabelten Zunge und bleibt endlose Tage in diesen Zustand vertieft. Gleich einer Schlange oder einer Schildkröte kann er in einem unbewußten Zustand solange verbleiben, daß er aus sich heraus das Bewußtsein nicht wiedererlangt, ohne die äußere Hilfe von anderen. Der ganze Prozeß ist sehr kompliziert und kann von einem Laien, ohne die Hilfe eines vollkommenen Yogi, nicht ungestraft ausgeführt werden. Wie der Name anzeigt, bleibt der menschliche Geist in >Khe< oder in die Leere vertieft, und die Zunge bleibt in der Leere des Schädels.

 

Aber dieser >samadhi< ist kein wirklicher; man erwacht dabei nicht in die kosmische Ordnung oder in einen überbewußten Zustand. Er ist eine Art Trance, in der man das Bewußtsein gänzlich verliert, was nicht das Ziel des wahren Yogas ist, der auf >Chaitanya Samadhi< hinzielt und sich vom >Jar Samadhi< unterscheidet. Ein Hatha Yogi kann, während er seine Pranas in >Sahasrar< zusammenzieht, sich sogar in eine Kiste einschließen lassen, die monatelang vergraben werden kann. Dieser >Jar Samadhi< bringt kein übersinnliches Wissen, keine Weisheit und Erkenntnis ein, die den Chaitanya Samadhi kennzeichnen, in dem man völlig bewußt ist und den man erreicht, wenn die Bewußtseinskraft in ihrer wahren Natur begründet wird. Dieser Samadhi kann nach Belieben beendet werden.

 

Es ist >Kaivalya< oder ein Zustand vollständigen Einklangs mit dem kosmischen und überkosmischen Leben, der sich sehr stark von einem Zustand steinschwerer Trägheit unterscheidet.

 

Um die Konzentration zu entwickeln, kann man folgende Übungen ausführen:

 

1)     >Agochari Mudra< (die unmerkliche Geste): Hier sitzt man in seinem Asana und heftet die Konzentration auf die Nasenspitze.

2)     >Bhochari Mudra< (Geste der Leere): Hier heftet man die Aufmerksamkeit auf die Leere, vier Finger breit unterhalb der Nase, bis wohin der Atem reicht.

3)     >Chacheri Mudra<: Er wird die Geste der schwarzen Fliege genannt, denn in ihr ist die Aufmerksamkeit auf die dunkle Stelle hinter den Augen zu heften.

 

Während man sich mit der Atemkontrolle oder Pranayama befaßt, kann man >Unmadi Mudra< oder >Kevalya Kumbhak< üben. Das eine ist ein Zustand betäubender Berauschung und das andere einer der friedvollen Ruhe.

 

Wiederum muß man beim Ausführen gewisser Asanas einige Muskelzusammenziehungen oder -verbindungen üben, um die Lebensenergien unter Kontrolle zu bringen. Diese Zusammenziehungen oder Verbindungen werden in der Fachsprache >Bandhas< genannt. Sie sind besonders notwendig während der Pranayama-Übungen. Die bedeutendsten sind:

 

a)     >Mula Bandha<: Durch das Zusammenziehen des Basis-Plexus wird >Apana Vayu< oder die Ausscheidungsenergie im Körper gehalten und ein- und aufwärts in den Bereich des Prana gezogen. Dies bewirkt eine Verbindung des Prana mit Apana, der Atmungs- mit der Ausscheidungsenergie. Es wird ausgeführt, indem man die Ferse auf den Mastdarm (Rektum) drückt und dabei den Atem stark einzieht.

b)    >Jalandhara Bandha<: Zusammenziehen des Nacken-Plexus, wo alle Arterien zusammentreffen.

Man führt ihn aus, indem man das Kinn gegen die Höhlung des Schlüsselbeins in der Brust drückt. Dies verhindert, daß der Nektar, der von >Sahasrar< kommt, vom Feuer des Nabelzentrums aufgezehrt wird.

c)     >Uddiyana Bandha<: Hier werden die Nabelmuskeln hochgezogen, um während des Ein- und Ausatmens die Lunge und den Magen zu stützen. Es läßt den Atem durch den subtilen Kanal aufwärts fließen und ist daher auch unter dem Namen fliegende Zusammenzieheung bekannt. 

Weiter