V. Pratyahara oder Sinneskontrolle

 

(Zurückziehung und Loslösung)

 

Es bedeutet das Zurückziehen der Sinne von den Sinnesgegenständen. Das Gemüt wird durch die Praxis von >Yama<, >Niyama< und >Pranayama< rein, und >Pratyahara< bewirkt überlegene Meisterschaft über die Sinne. Die Beherrschung der Sinne ist daher der erste Faktor in der Yoga-Wissenschaft.

 

Solange die Sinnespferde in ihrem tollen Lauf auf dem Gebiet des Vergnügens und des Genießens nicht beherrscht und kontrolliert sind, kann das Gemüt unmöglich zur Ruhe kommen. Die Sinne müssen darum von der Sinnesebene zurückgezogen und davor bewahrt werden, alle von außen kommenden Eindrücke und Einflüsse aufzunehmen. Die visuelle Wahrnehmung und das Gehör sind die beiden Hauptzugänge, von denen wir nicht weniger als 88 bis 95 Prozent unserer Eindrücke ableiten, und der Rest von etwa 5 Prozent stammt von den anderen Sinnen. Somit ist es von ungeheurer Bedeutung, die Schleusentore der Augen und Ohren herunterzulassen, um zu verhüten, daß die äußeren Flutwasser eindringen und den See des Gemüts überschwemmen. 

 

Um das Gemüt nachhaltig gegen die Angriffe von seiten der Sinne zu schützen, ist es für den Yoga-Schüler notwendig, daß er sich täglich eine Zeit in die >klösterliche Zelle< des Herzens zurückzieht; denn es ist eine Sache allgemeiner Erfahrung, daß sich schmutziges Wasser von selbst klärt, wenn man es einige Zeit ruhig stehen läßt.

 

Man kann >Pratyahara< (Kontrolle der Sinne als Voraussetzung, um einen Zustand des Träumens oder der Zurückziehung der Sinne zu erreichen) durch Unterscheidung und Einsicht üben. Mit dem Wissen um die wahren Werte des Lebens kommen wir dahin, daß wir die ungesunde und wertlose Nahrung, welche die Sinne sonst erfreute, mißachten und dadurch lernen, den Gemütsstoff zu beherrschen.

 

Es bedeutet soviel wie die Betriebsamkeit der Sinne in der Welt zu verlagern, indem man die Gebiete der illusorischen Freuden mit der Sprengkraft der Unterscheidung zerstört. Pratyahara ist sehr wichtig, um im Yoga Erfolg zu haben. Mit nach innen gekehrten Sinnen kann ein Yogi für das Bewußte in sich arbeiten. Durch diese Praxis wird das Gemüt gereinigt; es wird in der Selbstsicherheit gestärkt und fähig, sich einer strengen Lebensweise zu unterziehen.

 

In der Bhagavad Gita lesen wir:

 

>Die Sinne bändigend sitze er in Andacht mir zugewandt.

Wer Herr der eigenen Sinne ist, bei dem nur ist die

Weisheit dauernd.<

 

Die obigen fünf Punkte: >yama<, >niyama<, >asana<, >pranayama< und >pratyahara<  -  bilden die Vorbereitung für den Fortschritt auf dem Yogaweg. Sie sind jedoch nur die begleitenden Dinge und nicht die Hauptsache im Yogasystem. Sie helfen dem Körper, die Pranas, das Gemüt und die >Indriyas< zu reinigen.

 

Nun kommen wir zu den direkten inneren Hilfen des Yogas. Es sind drei an der Zahl, nämlich >Dharna<,  >Dhyana< und >Samadhi<, und sie bilden den >Antarang Sadhan< oder die innere Schulung.

 

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