Die Technik des Mantra Yoga

 

Der  >Mantra Yoga< befaßt sich mit der rhythmischen Wiederholung von streng versiegelten – heiligen und geheimen – Formeln, die durch die uralten  >Mantrakaras< (Adepten in der Phonetik und in der Kraft der Töne, einschließlich der des Ultraschalls oder der Töne, die jenseits des menschlichen Fassungsbereichs liegen) zusammengestellt wurden. Jede dieser Formeln war dazu gedacht, eine bestimmte Gottheit, die die eine oder andere Naturkraft repräsentiert, für sich zu gewinnen. Man kann den  >Mantra Yoga< mit oder ohne Hilfe eines Rosenkranzes aus  >rudraksha< oder  >tulsi<-Perlen üben, wie es die Shivaiten beziehungsweise die Vishnuiten tun.

 

>Mantras< stellen Vibrationen dar. Das heiligste  <mantra< der Veden ist das  >gayatri<. Es ist das >mool mantra< der Veden und wird daher als das bedeutendste angesehen. Man sagt, daß seine Wirksamkeit groß sei, und sein  >japa< oder die Wiederholung wurde allen Hindus von frühester Jugend an eingeschärft. Die leichteste und wirksamste jedoch ist die heilige Silbe Aum, die das schöpferische Lebensprinzip symbolisiert; und daher beginnen die meisten  >mantras< mit dieser heiligen Silbe. Die Advaitisten, die die Kraft Gottes allen Formen innewohnen und alles durchdringen sehen, glauben an das  >mantra< der Identifikation des  >Atman< mit  >Paratman<: >Aham Brahm Asmi< (Ich bin Brahman) und >Ayam Atma Brahman< (Ich bin Du); sie sind oft verkürzt zu  >Soham< oder  >Sohang< und  >Hansa< oder  >Aham-sah<, was  >Ich bin Er< oder  >Er ist ich< bedeutet.

 

 

Die Vedanisten wiederholen  >Om Tat Sat< (Aum ist die Wahrheit und die Wirklichkeit) und die Buddhisten >Om Mani Padme Hum<: Als nächste in der Reihe der  >mantras< folgen solche, die der einen oder anderen Gottheit geweiht sind, an die man sich verehrend und lobpreisend wendet, um sie zu versöhnen und ihre Segnungen zu erbitten.

 

Die Wirksamkeit eines  >mantras< hängt von der richtigen Aussprache und der rechten Würdigung seiner Bedeutung ab, die oft sehr tiefgründig ist; zudem von der richtigen Einstellung desjenigen, der  >mantras< übt, und nicht zuletzt von der Kompetenz des Lehrers oder Gurus, der nicht nur die Technik beherrscht, sondern auch die im Innersten des  >mantras< verborgene Kraft erfolgreich offenbart hat und sie sozusagen als  >parshad< oder Gnadengeschenk an seine Schüler weitergeben kann.

 

Manche  >mantras< zeigen rasche Resultate, andere tragen zu ihrer Zeit Frucht, und bei weiteren hängt dies vom Verdienst des Übenden ab. Einige jedoch sind verboten und daher von übler Art, und sie erweisen sich nicht selten als schädlich.

 

Wiederum hängt die Wirkung des  >mantras< davon ab, wie  >japa< ausgeübt wird. Geschieht es im Flüsterton, wird dies für verdienstlicher gehalten, als wenn man es laut wiederholt; leise gemurmelt, ist es noch besser; am wertvollsten aber ist die geistige Wiederholung, die Wiederholung mit der Zunge des Gedankens.

 

Es gibt vielerlei Arten von  >japas<, entsprechend dem jeweiligen Anlaß, der Jahreszeit sowie der Absicht des Ausübenden. Die  >nitya japas< zum Beispiel sind jeden Tag ganz routinemäßig zu üben.

 

>Namittika< sind für gewisse zeremonielle Gelegenheiten gedacht.  >Prayashchitta< wird zur Buße geübt, um irgendwelche Fehltritte auf dem Pfad der Rechtschaffenheit zu sühnen. Weiter gibt es >chala< und  >achala japas<, die zu jeder Zeit, bei allen Anlässen und in jeder Lage geübt werden können. Andere dagegen erfordern besondere Bedingungen hinsichtlich  >asanas<, Ort, Zeit und Ausrichtung, die mit einem regelrechten und komplizierten Ritual verbunden sind, wie Opfern von Blumen, Weihrauch, Wohlgeruch, Lichtschwenken und Glockengeläut,  >havan< und  >tarpan< (Rituale mit Feuer und Wasser) und mit Reinigungshandlungen.

 

Um im  >Mantra Yoga< Erfolg zu haben, ist es notwendig, daß der  >Sadhak< die innere und äußere Reinheit beachtet und gläubige Hingabe, einen beispielhaften Charakter und ein mustergültiges Betragen hat, bevor er irgendeinen Grad der Konzentration und Kontemplation erlangt.

 

Ähnliche Praktiken gibt es bei den Moslem-Ergebenen, die  >vird< üben, eine Wiederholung heiliger Worte wie  >Hu<,  >Haq<,  >Analhaq<, und zu diesem Zweck ein  >Tasbih< (Rosenkranz) gebrauchen.

 

Auch die christlichen Mönche beten den Rosenkranz und singen Hymnen und Psalmen.

 

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