II . Hatha Yoga

 

Diese Yoga-Art befaßt sich mit der Kontrolle des Körpers und der körperlichen Betätigungen als Mittel, um das Gemüt zu beruhigen. Er zielt darauf ab, den menschlichen Körper stark zu machen, damit er fähig wird, unter härtesten und schwierigsten Bedingungen zu beharren und durchzuhalten, um gegenüber physischen Krankheiten und Leiden weitgehend gefeit zu sein. Aber über einen starken Körper und ein vielleicht hohes Alter hinaus – erreichbar durch die Praxis von  >pranayamas< oder >habs-i-dam<, wie es die Moslems nennen  (Kontrolle und Regulierung des Atems) – ist er allein von keiner großen Hilfe für die Selbstverwirklichung, aber er mag bis zu einem gewissen Grad den Boden bereiten für die höhere spirituelle Schulung, die dahin führt. Er ist gewissermaßen eine  >Leiter zum Raja Yoga<. Aber er kann nicht einmal dem Gemüt einen hohen Grad der Beherrschung bringen, wie es jedoch für gewöhnlich angenommen wird.

 

Wenn man  >Hatha Yoga< übt, kann man durch bestimmte  >asanas<,  >mudras< und  >bhandas< - physische Haltungen und Stellungen – und durch  >pranayama<-Übungen einige  >siddhis< oder psychische Kräfte erwerben. Dieses System schließt auch das Beachten einer Anzahl von Bußübungen und Härten ein, wie Fasten und Nachtwachen,  >maun< oder ein Schweigegelübde, das sich über Monate oder Jahre hin erstreckt,  >panch agni tapas< (das Sitzen inmitten von vier brennenden Feuern, auf jeder Seite eines, und die sengende Sonne von oben), das Stehen auf nur einem Bein, sich mit dem Kopf nach unten hängen usw. Einige christliche Heilige gingen zu großen Extremen über, indem sie nägelbesetzte Tuniken und Hemden aus Roßhaar trugen, sich geißelten und kasteiten, und dies alles in der Nachahmung der Leiden Christi. Auch bei den Moslem  >shias< finden wir Spuren der Selbstfolterung, als sie sich während der  >Muharram<-Tage mit an Eisenketten befestigten Messern Brust und Rücken schlugen, in Erinnerung an Hassan und Hussain, die Enkel des Propheten, die zusammen mit einer Handvoll ihrer Anhänger schreckliche Leiden erdulden mußten, als sie ihren Glauben gegen eine andere Gruppe ihrer Religion, unter Yazid, in der brennenden Ebene von Karbla zu verteidigen hatten. Aber alle diese schrecklichen Selbstkasteiungen, wie heroisch sie in sich auch sein mögen, bringen schwerlich irgendeinen spirituellen Nutzen ein. Was nützt es, den Körper zu quälen und zu züchtigen, wenn die Schlange des Gemüts weit unter der Oberfläche in Sicherheit verborgen liegt und weiterhin ganz unversehrt wächst und gedeiht?

 

Von diesen Formen der Selbstfolterung abgesehen, strebt der eigentliche  >Hatha Yoga< danach, den Körper als ein Werkzeug für höhere Yoga-Arten zu vervollkommnen, und mag von daher einigen Wert haben, indem er den Körper gegen Beanspruchung und Anstrengung, die damit verbunden sind, widerstandsfähig macht. Aber selbst die tägliche Praxis der  >Hatha Yoga Kriyas< ist eine zu schwere Übung. Oft führt sie zu inneren Komplikationen, die sich zeitweise als von ernster und unheilbarer Art erweisen und das Leben gefährden. Diese  >kriyas< haben den Zweck, die Arterien und andere Kanäle des Körpers von angehäuften mineralischen Ablagerungen, wie Kreide, Kalk und Salze usw., zu reinigen, da sie das System belasten und eine Grundursache von Krankheit und Verfall sind.

 

Der Prozeß der Entgiftung und Verjüngung wird mittels reinigender Übungen bewirkt, die unter der Bezeichnung  >shat karma< bekannt sind.

 

Es handelt sich um:

 

1)  >Neti karma<  (Reinigung der Nase): Ein Stück aus dünnem Musselin von etwa 70 cm Länge wird zu einer Schnur zusammengedreht und diese mit Wachs überzogen. Sie wird abwechselnd durch jedes der Nasenlöcher geführt, und nachdem man ein wenig gerieben hat, um die Nase vom Schleim usw. zu reinigen, durch den Mund herausgenommen. Dies hilft bei der Heilung von Nasen- und Halskrankheiten. Es hält den Kopf kühl und verbessert die Sicht. Menschen, die unter Nasen- und Augenkrankheiten oder an Säurebildung leiden, können stattdessen  >jala neti< üben: Säuberung mit reinem Wasser.

2)  >Dhoti karma<  (Magenspülung):  Ein etwa 6 1/2 m langes und etwa 7 1/2 cm breites Stück Stoff wird mit lauwarmen Wasser getränkt und leicht ausgewrungen. So ist es stückchenweise mit Hilfe von warmen Wasser zu schlucken, bis noch etwa 60 cm zurückbleiben. Nachdem man es einige Minuten im Magen gelassen und den Leib geschüttelt hat, wird es ganz langsam wieder herausgezogen. Dies befreit den Verdauungskanal von Unreinheiten wie Schleim, Galle und anderen Rückständen und heilt erweiterte Milz und Husten usw. Diese Übung erfordert äußerste Sorgfalt und Aufmerksamkeit, damit sich der Stoff nicht mit den Eingeweiden verwickelt und Komplikationen ernster Art nach sich zieht, die sich als verhängnisvoll erweisen. Sie sollte nicht durchgeführt werden, wenn man an Halsentzündung, Krankheiten der Bronchien, Magenreizung usw. leidet oder Husten hat.

3)  >Basti karma<  (Reinigung der Eingeweide): Es ist eine Art Klistierspritze, mit der den unteren Eingeweiden durch den Mastdarm Wasser zugeführt wird. Nachdem es einige Zeit eingehalten wurde, wird es seitwärts geschüttelt und wieder herausgelassen. Dies beseitigt Verstopfung und löst innerlich verhärtete Abfallstoffe, die gewöhnlich zurückbleiben. Wenn man dem lauwarmen Wasser etwas Glyzerin beifügt, ist es vorteilhafter. Es wird bei Leiden angewandt, die mit dem männlichen Organ und dem After in Verbindung stehen, und heilt Blähungsstörungen, Galle, Lymphe und Krankheiten der Milz und der Leber. Wer täglich  >basti< übt, schwächt die zarten Eingeweide und kann eine innerliche Entzündung hervorrufen. Daher ist eine sorgfältige Anleitung notwendig. Man kann sie, wenn nötig, durch Reinigung mit Luft ersetzen, indem man statt Wasser Luft einzieht und anschließend wieder herausläßt.

 

4)  >Gaja karni< oder  >Kunj karma<: Diese Übung ist auch unter  >Sankha pashala< bekannt. Sie besteht darin, daß man den Magen mit Wasser anfüllt, ihn durch die Muskeltätigkeit durchspült und das Wasser durch den Mund wieder herausläßt, wie es der  >Gaja< oder Elefant mit dem Rüssel macht. Auf diese Weise werden zwei oder drei Liter warmes Wasser getrunken und, nachdem man das innere System durch kreisförmiges Bewegen der Muskeln gespült hat, wieder ausgebrochen.

Diese Übung hilft besonders jenen, die unter Gallenkrankheiten oder Säurebildung leiden.

 

5)  >Niyoli karma<  (Schütteln des Leibes): Diese Übung wird ausgeführt, wenn man im  >sidha< oder >padma asana< sitzt und die Hände auf die Knie gelegt hat. Der obere Körperteil mit den Eingeweiden wird in rascher Folge von rechts nach links geschüttelt, um so alle Unreinheiten, die dem Körper innen anhaften, zu entfernen. Diese Übung hilft bei Unterleibsleiden gastrischer oder blähender Art, da sie das System von Verdauungsausscheidungen befreit. Sie ist auch bei der Muskelzusammenziehung von Nutzen, was wiederum bei der Yoga-Atmung oder  >pranayama< hilfreich ist.

 

6)  >Tratak karma<  (Festhalten des Blickes): Dies ist ein  >drishti sadhan<: er besteht darin, daß der Blick zunächst auf ein äußeres Zentrum geheftet wird und dann allmählich auf innere Zentren zu verlegen ist, wie auf den vorangegangenen Seiten unter  >Yog Vidya< und  >Yog Sadhna<, Abschnitt  >>Pranayama<<, ausführlich erläutert wurde. Durch diese Übung wird das Schauen stetig, und wenn es nach innen gekehrt ist, beginnt man die Wunder der inneren Welt von  >Trikuti< wahrzunehmen, dem höchsten Himmel solcher Yogis 1.

 

1 Baba Garib Das sagt uns, daß die Yogis  >Til< als  >Kshar<,  >Sahasdal Kamal< oder  >Sahasrar< als  >Akshar< und >Trikuti< als  >Nehakshar< betrachten. Die Yogishwars gehen einen Schritt weiter und beginnen von  >Sahasrar< aus, um dann in  >Daswan Dwar< einzudringen. Nach der Heiligen-Terminologie wird  >Kshar< als  >Trikuti<,  >Akshar< als  >Daswan Dwar< und  >Nehakshar< als  >Bhanwar Gupha< bezeichnet, und jenseits davon folgt  >Sat Lok<.

 

In den Schriften wird  >Akshar< das schöpferische Lebensprinzip genannt, und es heißt, daß einer, der sein Wesen erkennt und erfaßt, die Befähigung für den Pfad gottwärts hat.  >Akshar Purush< ist mit Hilfe von  >Anhad< oder dem immerwährenden Tonprinzip für die Erschaffung der astralen und physischen Ebenen unterhalb  >Trikuti< verantwortlich. Dies alles ist der Auflösung unterworfen und ist als  >Kshar< bekannt, im Gegensatz zu  >Akshar<, dem unzerstörbaren  >Kutastha< und  >Avyakt<  (was über dem Verfall und der Auflösung liegt). Jenseits von  >Kshar< und  >Akshar< ist  >Purshothan< oder  >Param Atma<  (die Überseele – Gott). Vergl. Bhagavad Gita Kap. 12: 3-4 und Kap.15: 16-17. Die spirituellen Regionen, die über >trikuti< liegen, existieren durch  >Sat Shabd<  (>sphota< oder die Essenz des Wortes), und Herr dieser Aufteilungen ist  >Nehakshar<; aber auch er kann die große Auflösung nicht überdauern. >Sat Lok< oder  >Mukam-i-Haq< ist der erste große Bereich, der jenseits der Grenze der großen Auflösung liegt und auf ewig derselbe bleibt (Nehakshar Para), und dies ist wahrlich die Heimstatt der Heiligen und ihr Geburtsland.

 

Außer den oben genannten gibt es noch zwei weitere Übungen:

 

1)     >Kapal dhoti< (rasches Ein- und Ausatmen) zur Reinigung der Lunge. Diese Übung kann leicht den Platz von  >neti< einnehmen, sollte jedoch in der Regenzeit und bei Krankheit gemieden werden.

Die Atmung sollt rasch, aber nicht hastig vor sich gehen, damit es nicht die Lunge oder das Atmungssystem angreift.

 

2)     >Shankh pashali<: Diese Übung besteht darin, daß man durch den Mund etwas Wasser aufnimmt und es unmittelbar darauf durch den Mastdarm abführt, nachdem man den Leib ein wenig geschüttelt hat. Dies reinigt das ganze Verdauungssystem, indem es alle Rückstände daraus entfernt.

 

Wenn diese Übungen insgesamt nicht unter Anleitung, Führung und Kontrolle eines Adepten in den Yoga-Sadhans ausgeführt werden, erweisen sie sich öfter als schädlich denn als nützlich und hilfreich. Man muß auch zugeben, daß sie etwas Gekünsteltes und Unnatürliches an sich haben, und es wurde über Vorfälle berichtet, worin sogar Adepten an den Folgen dieser Übungen zu leiden hatten.

Darum ist es besser, zu den natürlichen Mitteln der einfachen, gesunden und frischen vegetarischen Ernährung in ihrer natürlichen Form Zuflucht zu nehmen: Milch und Butter, frisches Wasser, regelmäßige, jedoch nicht ermüdende Übungen, tiefes Atmen usw., was alles frei von den Gefahren ist, die durch  >Hatha Yoga-Übungen< hervorgerufen werden können.

 

So sehen wir, daß man im >Hatha Yoga< zunächst den physischen Körper in Ordnung bringen muß und daß dies durch  >Shat karmas< oder die sechs einleitenden Praktiken erfolgt, wie sie oben beschrieben wurden. Danach hat man, um diese Yoga-Art erfolgreich durchzuführen und darin etwas zu erreichen, an folgende Übungen heranzugehen:

 

a)     Gewissenhaftes Beherzigen der  >yamas< und  >niyamas<;

b)    Beachten von  >sanyam< oder Mäßigkeit und Zucht auf allen Gebieten des Lebens und besonders in Gedanken, Worten und Taten;

c)     Körperliche Haltung:  >asanas<,  >mudras< und  >bandhas<;

d)    >Pranayama< oder Kontrolle und Regulierung des Atmungssystems, was alles unter  >Ashtang Yoga< erläutert wurde.

 

Nun wollen wir sehen, was einige Schriftsteller über den Platz, den der  >Hatha Yoga< auf dem spirituellen Pfad einnimmt, zu sagen haben: Shri Yogindra spricht in der Einführung zu seinem  >>(Vereinfachten) Hatha Yoga<< wie folgt darüber:

 

Man muß dieses Yogasystem in der weit zurückliegenden Vergangenheit für notwendig gehalten haben, als die Erziehung und Heranbildung des Physischen zu einer wesentlichen Form der Schulung und Beherrschung des Mentalen, Moralischen und Psychischen wurde.

 

In diesem Zusammenhang wird und sollte  >Hatha Yoga< als methodische Annäherung an das Höchste im Yoga betrachtet werden. Und da er sich vor allem mit dem Physischen, dem menschlichen Körper, in Verbindung mit dem Mentalen befaßt, wird er demgemäß auch als physiologischer Yoga oder >Ghatasya Yoga< bezeichnet.

 

Der Autor Alain Danielou in seinem Buch  Die Methode der Reintegration das Verfahren des >Hatha Yoga< als Wiederherstellung durch Kraft und Stärke, weil >>das Selbst nicht in Reichweite des Schwachen liegt<<, und indem er auf das Thema und die Methode eingeht, sagt er:

 

>>Hatha Yoga ist der Name, welcher der Technik und den Übungen gegeben wurde, durch die der Körper und die Lebensenergien unter Kontrolle gebracht werden können.Obwohl nur eines der Mittel des Yoga, dient er als erste Vorbereitung auf dem Weg zur Wiedervollkommnung und ist für weitere Erkenntnis wesentlich...<<

 

Alle Abhandlungen über Yoga betonen, daß es der alleinige Zweck der Körperübungen des >Hatha Yoga< sei, das physische Hindernis auf dem spirituellen oder königlichen Pfad der Wiedervervollständigung - >Raja Yoga< - zu übersteigen.

 

>Hatha< bedeutet wörtlich  >Willenskraft< oder der unbezähmbare Wille, etwas zu tun oder etwas zu erreichen, wie ungewöhnlich es auch immer schein mag. Die Bedeutung des Wortes >Hatha< erklärt Danielou aus dem Goraksha Samhita:

 

Die Silbe >Ha< repräsentiert die Sonne und die Silbe >Tha< den Mond. Die Verbindung (Yoga)  von Sonne und Mond ist darum  >Hatha Yoga<.

 

Die Kosmischen Prinzipien, die sich in der planetarischen Welt als Sonne und Mond offenbaren, kann man in jedem lebenden Wesen vorfinden. Im Menschen erscheinen sie hauptsächlich in zwei Formen; die eine im feinstofflichen Körper und die andere im grobstofflichen. Im feinstofflichen Körper treten sie als zwei Kanäle zutage, die sich zusammen mit unserem Wahrnehmungsvermögen zwischen dem feinstofflichen Zentrum am Ende des Rückgrats und dem Stirnzentrum bewegen. Sie werden >Ida< und >Pingala< genannt. Der eine entspricht dem kalten Aspekt des Mondes und der andere dem warmen der Sonne.

 

Im grobstofflichen Körper entsprechen das lunare und das solare Prinzip den kühlen Lebensenergien der Atmung und den warmen der Verdauung und werden  >prana< und  >apana< genannt. Durch Gleichschaltung dieser beiden wirksamsten Lebensimpulse erreicht der Yogi sein Ziel. Im Hinblick auf die Atmung wird die kalte Luft, die man einatmet, <prana vaya< genannt, während die warme, die man ausatmet, als >apana vaya< bezeichnet wird.

 

Der >Hatha Yoga< hat gewisse, nicht zu leugnende Vorteile, von denen viele bereits in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben wurden und als  >asanas<,  >pranayama< oder  >pratyahara< zur Sprache kamen. Er stellt die Grundlage eines gesunden Lebens dar und setzt einen in die Lage, durch das Ausscheiden der sich im Körper befindlichen giftigen und unreinen Stoffe vielen physischen Anforderungen standzuhalten. Zu einem Yogi kommt der Tod nicht als das qualvolle Ende eines langen Verfallsprozesses, sondern so wie das Blatt oder die reife Frucht vom herbstlichen Baum fällt – eine Trennung, die auf natürliche Weise durch die innere Reife bewirkt wird. Das Erlangen der Kontrolle über verschiedene physische Funktionen bringt auch eine gewisse geistige Kontrolle mit sich, denn eine strenge Körperzucht ist nicht möglich ohne gleichzeitige Willensschulung; die Entwicklung des einen führt auch die des anderen herbei. Nichtsdestoweniger sind auch die physischen und psychischen Kräfte, die der  >Hatha Yoga< dem erfolgreichen  >Sadhak< sichert, nicht ohne Fallstricke und Gefahren.

 

Anstatt sie für den weiteren spirituellen Fortschritt strikt verborgen zu halten, oder sie nur für höchst humanitäre Zwecke zu gebrauchen, werden sie nicht selten dazu mißbraucht, um öffentlichen Beifall und Reichtum zu erlangen. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß der gewöhnliche Mensch diesen Yoga mit Personen in Verbindung bringt, die auf glühenden Kohlen gehen, Glasscherben und Metall schlucken, Schlangenköpfe und Nagetiere essen, fahrende Autos anhalten oder sich von einem Lastwagen überfahren und von Elefanten überrennen lassen. Der ernstgemeinte Yogaschüler, der einen solchen Mißbrauch der Kräfte beobachtet, wird seine Übungen ausschließlich als Sprungbrett zum  >Raja Yoga< gebrauchen oder sie gänzlich unterlassen als nur eine weitere Ablenkung vom Ziel, als ein anderes Mittel, um das Ego aufzublähen, das eigentlich bezwungen werden sollte. Huston Smith hat dieses Thema in  Die Religionen des Menschen zusammengefaßt:

 

>> Manche Menschen sind hauptsächlich an der Ausrichtung und Auswertung ihres Körpers interessiert. Unnötig zu sagen, daß es in Indien das gleiche gibt – Menschen, deren Hauptinteresse der Bemeisterung ihres Körpers gilt. Wo der Westen Stärke und Schönheit gesucht hat, war Indien an der Genauigkeit und Beherrschung interessiert, einer idealen und vollkommenen Beherrschung des Körpers und jeder seiner Funktionen ... Julian Huxley hat vorsichtig zu sagen gewagt, daß Indien einiges von dem entdeckt zu haben scheint, wozu der Körper gebraucht werden kann  und wovon der Westen überhaupt keine Ahnung hat. Dieses umfassende Lehrsystem schließt einen authentischen Yoga ein, den  >Hatha Yoga<. Ursprünglich wurde er als Einleitung für den spirituellen Yoga ausgeübt. Aber da er in diesem Zusammenhang heute größtenteils eingebüßt hat, brauchen wir uns an dieser Stelle nicht damit zu befassen. Das Urteil der Hindu-Weisen darüber mag auch das unsere sein: Unglaubliches kann mit dem Körper vollbracht werden, falls du interessiert und willens bist, dein Leben daran zu setzen. Aber diese Dinge haben kaum etwas mit Erleuchtung zu tun. In Wirklichkeit nähren sie den Wunsch, sich zu brüsten. Ihre Beherrschung trägt zum Stolz bei und ist darum für den spirituellen Fortschritt von Nachteil.<<

 

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