III. Laya Yoga

 

Es ist der Yoga der Vertiefung oder der Verschmelzung.  >Laya< bedeutet wörtlich, sich an eine überwältigende Idee oder eine vorherrschende Leidenschaft zu verlieren. Durch tiefe anhaltende Versenkung mittels Konzentration kommt man allmählich in ein Stadium, in dem man alles andere vergißt, einschließlich des körperlichen Ichs, und man hat nur noch einen vorherrschenden Gedanken in sich – das Ziel der Verwirklichung, das vor einem liegt. Diese Besessenheit gibt es für alle möglichen Dinge – für weltlichen Gewinn, Macht und Geld, Name und Ruhm oder auch, um  >riddhis< und  >siddhis< zu erwerben, vor allem aber, um die letzte Wirklichkeit, die wir Gott nennen, zu erreichen. Dies sind verschiedenen Formen und Stufen des  >Laya Yoga<, und die höchsten sind natürlich Versenkung und Kontemplation über Gott. Die Vorstellung der Yogis in dieser Hinsicht ist das Astrallicht, das sie mittels der  >mudras< oder geschlossenen Haltungen erreichen, von denen viele in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben wurden; denn  >Laya Yoga< stimmt direkt mit Patanjalis Ansicht über  >Dhyan< überein. Die höchste Form der Kontemplation im  >Laya Yoga< bringt einen über das Körperbewußtsein und führt zum göttlichen Grund der menschlichen Seele, zu  >Sahasrar<, der Zentralstelle der feinstofflichen Region im tausenblättrigen Lotos, die in pyramiden förmiger Anordnung voller Lichter ist. Alles zu vergessen außer dem Gegenstand fortgesetzter Meditation ist der Schlüssel zum Erfolg bei dieser Yoga-Art. Es ist das natürliche Resultat von >pratyahara< und  >dharna<, die zu  >dhyan< führen und in Verbindung miteinander die Grundlage für den  >Laya Yoga< bilden.     

 

Die Yogis glauben an die doppelten Prinzipien von  >purush< und  >prakriti<, das positive Männliche und das negative Weibliche im Menschen wie auch in der Natur. Im Menschen liegt diese Naturkraft zusammengerollt im  >Wurzelzentrum<  des Körpers, und um sie zu aktivieren, werden  >asanas< und >pranayamas< ausgeübt, wodurch sie zum Hauptkanal - >sukhman< - geleitet wird, bis sie das höchste Zentrum – den  >purush< in  >sahasrar< - erreicht und mit ihm eins wird. Daher wird diese Übung  >Yoga der Verschmelzung< genannt. Um im  >Laya Yoga< Erfolg zu haben, muß man auf das Licht der verschiedenen Elemente bauen, die in den  >chakras< oder Zentren in  >pind< oder dem physischen Körper vorherrschen. Da diese Reise zur Verschmelzung des Geistes in >chid akash< nicht ohne Gefahren ist, wird es als notwendig erachtet, sie unter strenger Führung eines Adepten auf dem Gebiet zu unternehmen.

 

Der  >Laya Yoga< unterscheidet sich von den anderen Yoga-Arten wesentlich, da sich diese in der Hauptsache, durch Konzentration und Kontemplation, positiv einem festgelegten Ziel nähern.

 

Beim  >Laya Yoga< ist diese Annäherung negativer Art. Statt das Gemüt zu beherrschen, wie es die Yogasysteme gemeinhin machen, konzentriert sich dieses System auf die Kontrolle der Lebensenergie >Kundalini<, welche latent im Verborgenen liegt; und vielleicht wird er darum als  >Laya Yoga< bezeichnet, weil er sich mit Verborgenem befaßt.

 

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