Die Natur der Schöpfung

 

Die Schöpfung an sich besteht nicht aus sich selbst heraus. Das Tatsächliche und das Wirkliche sind immer dasselbe und nicht der Veränderung unterworfen. Das Unbedingte kann nicht bedingt sein, so wie das Unendliche nicht begrenzt sein kann. Alles, was besteht, ist  >Brahman<, und es gibt nichts, das von der absoluten Einheit getrennt sein könnte. Sie spiegelt sich in mannigfaltigen Formen wider, die ein Ausdruck ihrer Kraft sind. Wenn wir sie auch in Begriffen der Vielheit oder der Zweiheit und Begrenzung wahrnehmen, so heißt das nicht, daß diese Eigenschaften auch dem Absoluten anhaften; vielmehr daß unsere eigene Wahrnehmung durch das enge menschliche Alltagsbewußtsein begrenzt ist. Wer von  >avidya< zu  >vidya<, vom Nichtwissen zum Wissen gelangt ist, erkennt die Welt des Relativen als eine einzige Täuschung oder >maya< und sieht das Absolute in allem; so wie jemand, der die wahre Natur des Eises erkennt, dieses nur als eine andere Form des Wassers sieht. Die Kraft des Absoluten, die gewöhnlich als  >Ishvar< bekannt ist und der Schöpfer genannt wird, ist die Grundursache allen Bewußtseins. Die Welt der Vielheit oder der Zweiheit ist lediglich  >maya< (ein Werkzeug, um die Dinge auf der Verstandesebene zu bemessen), wohingegen der wahre Eine nicht zweifach und darum ohne Maß und zugleich unmeßbar ist. Um das bekannte Gleichnis zu gebrauchen: >> Die Vielheit liegt im  >Atman< wie die Schlange im Seil oder der Geist im Baumstumpf.<< Wie ein erfahrungsmäßiges Erlebnis weder mit dem  >Atman< identisch noch aber getrennt und unabhängig von ihm ist, so ist auch die Welt weder eins mit dem  >Atman< noch verschieden von ihm.

 

Es gibt nur einen  >Atman<, der allumfassend ist, unbedingt und grenzenlos wie der Raum; aber wenn er durch Gemüt und Materie bedingt ist, gleicht er dem  >ghat akash< oder dem Raum, der in einem Krug eingefangen ist. Er wird jedoch eins mit dem universalen Raum, sobald der Krug bricht. Alle Unterschiede bestehen nur dem Namen, dem Fassungsvermögen und der Form nach. 

 

>Jiva< und  >Atman< sind ein und desselben Wesens. Kabir sagt in diesem Zusammenhang, daß der Geist ein wesensmäßiger Teil von  >ram< oder der alles durchdringenden Kraft Gottes ist.

 

Die Moslem-Heiligen beschreiben es (rooh) als  >Amar-i-Rabbi< oder den Befehl (den Willen) Gottes. Während der  >Jiva< durch das begrenzende physische, mentale und kausale Beiwerk bedingt und beschränkt ist, ist der  >Atman< oder entkörperte  >Jiva< von all diesen beschränkenden Dingen frei und somit grenzenlos und unbedingt.

 

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