Buddhismus

 

Buddhas Lehren stellen in vieler Hinsicht eine Reaktion auf die teils verzerrten religiösen Traditionen der Veden dar, und doch bestätigen sie viele der Grundlehren, die wir bereits untersucht haben. Buddhas Leben selbst wurde zur Legende, die auf lebendige und treffende Weise die Notwendigkeit des Menschen verkörpert, sich von der äußeren Erscheinungswelt abzuwenden, hin zu der westlichen inneren Welt. Daß Buddha trotz seiner königlichen Abstammung und ungeachtet dessen, was sein Leben zu Hause glücklich gemacht hätte, den Palast verließ und in die Wildnis ging, um als Bettelmönch nach der Wahrheit zu suchen, war ein beispielloses Opfer. Es war in der Tat ein heldenhaftes Unterfangen, sechs Jahre lang umherzuziehen und alle möglichen Härten und physischen Leiden zu erdulden, was ihn bis zum Skelett abmagern ließ; und dies zwingt zu tiefer und bleibender Bewunderung und Verehrung. Aber weder das luxuriöse Leben zu Hause noch die  >tapas< im Dschungel konnten ihm aus dem Elend, der Verzweiflung, aus Krankheit und Tod heraushelfen, das er als das allgemeine Schicksal des menschlichen Lebens in dieser physischen Welt erkannt hatte. Es war eine für sein Leben bedeutungsvolle Entscheidung, als er, wie vorher ein Leben in Luxus, nun auch das Leben der Askese aufgab.

 

Er saß unter dem Bodhi-Baum in Gaya in stiller Kontemplation und gab sich dem göttlichen Einfluß hin, der aus sich selbst und durch sich selbst wirkt, wenn man sein Selbst vollkommen diesem Heiligsten und Höchsten in der Natur überläßt, als vor seinem inneren Auge ganz plötzlich die so sehr gesuchte Lösung für das verwirrendste Problem des Lebens in einer aufgereihten Kette von Ursache und Wirkung aufblitzte: 1) die unleugbare Tatsache des Leidens, 2) die Ursache des Leidens, 3) die Möglichkeit, dem Leiden zu entgehen, und schließlich 4) der Pfad, der zur Befreiung vom Leiden führt.

 

Die war der Pfad der goldenen Mitte zwischen der Nachsicht gegen sich selbst und der Selbstkasteiung, die beide gleich schmerzhaft sind und in der Suche nach der Wahrheit keinen Vorteil bringen; und daher wurde ihm der Name  >mittlerer Weg< gegeben, der in der Rechtschaffenheit der achtfachen Aspekte des Lebens besteht, wie es bereits in einem vorangehenden Teil des Buches dargelegt wurde.

 

Dies war kurz der Inhalt der ersten Predigt des Meisters in Sarnath, die er an die ersten fünf >Bikkhus< richtete. Die einfachen und klaren Lehren, die von allen Verdrehungen des Priesterordens der Brahmanen, die Riten und Rituale als den Begriff der menschlichen Erlösung hingestellt hatten, frei waren, übten auf das ganze Volk einen gewaltigen Einfluß aus. Kein Wunder also, daß sich eine große Anzahl Menschen, angefangen bei den leitenden Persönlichkeiten bis hinunter zum Laien, zu dem neuen Glauben bekehrte und frohen Mutes das gelbe Gewand nahm.

 

Das ist der äußere Aspekt, wie in allen anderen Weltreligionen vor und nach Buddhas Zeit, und er hat sich innerhalb der Massen gut ausgewirkt, da er ihnen einen klaren Überblick gab über den Sinn und Verlauf des Lebens. Die verwickelten Probleme der Veden, das vedische Pantheon und die vedische Art der Gottesverehrung waren mit einem einzigen Schlag vorüber, und von den Menschen wurde verlangt, ihre Lebensweise moralisch zu entwickeln und zu veredeln; alles andere würde dann von selbst kommen. Dies war in gewisser Hinsicht die strikte Beachtung der >Yamas< und >Niyamas<, die zu >Sadachar< (rechtes Leben) beitragen - der–erste und wichtigste Schritt in der rechten Richtung.

 

Es bedeutet nicht, daß Buddha die Existenz Gottes oder die der Stufen verneinte, die über den spirituellen Pfad zu ihm führen. Wenn er etwas von höherem Wert und lebenswichtigem Interesse, das seiner Zeit weit voraus war und das anzunehmen der gemeine Mann weder vorbereitet noch willens war, nicht öffentlich bestätigte, bedeutet das nicht, daß er es ablehnte. Dies blieb natürlich wenigen Auserwählten vorbehalten und für die bewahrt, welche der mystischen Belehrung, die sich auf das transzendente Hören bezog, für wert befunden wurden. So können wir es in der Surangama Sutra lesen, worin die spirituellen Erfahrungen der höchsten Bodhisattvas und Mahasattvas und der großen Arhats wie Maha Kasyapa, Sariputra, Samantbhadra, Metaluniputra, Maudgalyana, Akshobya, Vejuria, Maitreya, Mahasthema-Prapta und anderer beschrieben sind. Sie alle bestätigen in ihren Berichten in der einen oder anderen Form den purpurgoldnen Glanz, die Unendlichkeit des reinen Geistwesens, die transzendentale Wahrnehmung, das transzendente innere Hören des Geistes, was zu dem unbeschreiblichen und geheimnisvollen Ton des Dharma führt, wie Löwengebrüll und Trommelschlag. Die durchdringende Kraft des Feuerelements macht die intuitive Einsicht leuchtend klar und einen fähig, alle Deva-Bereiche und schließlich das Buddha-Land der Unbeweglichkeit zu schauen, die offen im Innersten der ausgeglichenen und rhythmisch-ätherischen Vibrationen liegen. Sie sprechen auch von dem  >>höchsten, wunderbaren und vollkommenen Samadhi der Transzendenten Bewußtheit<<, der >>Diamantener Samadhi<< genannt und mit Hilfe des  >>Inneren Hörens<< erlangt wird, wenn der Geist, von allen mentalen Befleckungen befreit, sich in den  >>Göttlichen Strom< verliert.

 

Nachdem er die verschiedenen Wesenheiten gehört hatte, betonte Manjuri, der Prinz des Dharma, mit Nachdruck, daß die höchste Reinheit des Geistwesens und seine innere Klarheit, die von selbst mach allen Richtungen hin ausstrahlt, erworben werden müsse, und ermahnte die große Versammlung,  >>die äußere Wahrnehmung des Hörens einwärts zu lenken und im Innern den vollkommen vereinigten und wahren Ton des Geistwesens zu hören<<.

 

Danach faßte er das Thema in folgenden denkwürdigen Worten zusammen:

 

>>Dies ist der einzige Weh zum Nirvana, und alle Tathagatas der Vergangenheit sind ihn gegangen. Darüber hinaus hat er seine Gültigkeit für alle Bodhisattvas und Mahasattvas der Gegenwart und für alle in der Zukunft, so sie auf vollkommene Erleuchtung hoffen. Avalokiteshvara erlangte nicht nur in den vergangenen Zeitläufen auf diesem Goldenen Weg die Erleuchtung, sondern in der Gegenwart, und ich bin auch einer von ihnen ... Ich lege Zeugnis dafür ab, daß der von Avalokiteshvara anempfohlene Weg der gangbarste für alle ist 1.

 

Die Ergebenen wurden auch >Shravaks< genannt, was >Hörer< bedeutet, das heißt Hörer des inneren Tonprinzips. Aber nachdem Lord Buddha gegangen war, traten allmählich die geheimen Lehren, die er den wenigen Auserwählten übermittelt hatte, in den Hintergrund. Der Buddhismus hatte dem großen Bedürfnis der Stunde gedient und ist wie alle anderen Religionen nur eine Ansammlung von Dogmen und Bekenntnissen geblieben, die dem Sucher nach Wahrheit wenig Trost bietet. Dieser ist nur von einer Seele zu haben, die die Wahrheit verwirklicht hat, von einem wahren Heiligen mit spiritueller Erleuchtung und innerer Erfahrung von der Wirklichkeit.

 

1   Für Einzelheiten in diesem Zusammenhang sei auf des Buch >Naam oder das Wort< vom selben Autor verwiesen.

 

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