2.  Das Christentum

 

Jesus Christus war seinem Wesen nach ein Mensch des Ostens, und seine Lehren waren von  orientalischer Mystik geprägt. Es wird sogar, worüber die Evangelisten schweigen, angenommen, daß er viele Jahre seines früheren Lebens in Indien, dem Land der Weisen aus dem Morgenlande, wie sie damals genannt wurden, zugebracht hat und auf seinen Wanderungen von Ort zu Ort eine Menge von den Yogis und den buddhistischen Mönchen gelernt hat. Mag sein, daß er sogar seine Lehrtätigkeit direkt in Indien begonnen hat und dort einen Vorgeschmack von den Verfolgungen seitens des Brahmanen-Ordens und der sogenannten ersten Gesellschaftskreise wegen seiner umfassenden Einsichten bekam; denn er hielt nichts von Standesbarrieren und predigte die Gleichheit der Menschen1.

 

Sein Beitrag zum religiösen Gedankengut der Welt kann daran ersehen werden, mit welchem Nachdruck er die universale Liebe verkündet hat und betonte, daß das Reich Gottes im Innern des Menschen liege. Beides sind Hauptgrundsätze, die die Alten lange vorher gekannt haben, die aber in der Praxis vergessen und übersehen worden sind.

 

Ihr sollt nicht erwähnen, daß ich kommen bin,

das Gesetz oder die Propheten aufzulösen;

ich bin nicht kommen, aufzulösen, sondern

zu erfüllen.

                                                           Matth. 5,17

 

Wir wollen einige Aussprüche untersuchen, die erkennen lassen, daß Jesus mit dem alten religiösen Gedankengut vertraut war und den Pfad der Meister des Hörbaren Lebensstromes praktisch verfolgte, was oftmals übersehen oder durch jene, die heute seine Lehren studieren, falsch ausgelegt wird.

 

Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge                                                

einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein;

ist aber dein Auge ein Schalk, so wird dein ganzer

Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir

ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein.

Matth. 6, 22-23

 

Dieses >>Auge<< bezieht sich ganz unverkennbar auf das  >>Einzelauge<<, und die Worte: >>Wenn dein Auge einfältig ist ...<< bedeuten eine konzentrierte Bewußtheit im Innern des Zentrums hinter und zwischen den beiden Augen. Wiederum beziehen sich die Worte:  >>Ist aber dein Auge ein Schalk ...<< auf einen Zustand geistiger Zerstreutheit im Äußeren, im Gegensatz zur Konzentration im Innern, und die Folge davon ist ohne Zweifel die  >>Finsternis<< - eine Finsternis, die aus der Unkenntnis über die wahren und wirklichen Werte des Lebens herrührt, denn sie ist das größte Übel der Seele.

 

Lukas warnt, wenn er sagt:

 

So schaue darauf, daß nicht das Licht in dir

Finsternis sei.

                                                             11, 35

 

Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht;

und was ihr höret in das Ohr, das predigt auf den Dächern.

Matth. 10,  27

 

Hier nun Worte des Ratschlags, die Jesus seinen wenigen Auserwählten gab, nämlich den Menschen öffentlich (im Licht) die Bedeutung dessen klarzumachen, was sie >>in der Finsternis<<, das heißt in der geheimen Meditation, gehört hatten, und von der göttlichen Musik zu künden, die sie durch das transzendente Hören in ihrem Ohr vernahmen.

 

Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht

verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen

und werdet es nicht  wahrnehmen.

                                                                 Matth. 13,  14

 

Der übermittelte Gedanke ist, daß esoterisches und spirituelles Wissen in den Tiefen der Seele selbst, im menschlichen Laboratorium, erfahren wird und nicht auf intellektueller Ebene oder dem Sinnesplan verstanden werden kann.

Im Matthäus-Evangelium wird weiter erklärt:

 

Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte

haben begehrt, zu sehen, was ihr sehet, und haben’s

nicht gesehen, und zu hören, was ihr höret, und

haben’s nicht gehöret.

                                                                   Matth. 13,  17

                                                                 Lukas   10,  24

 

Hier ist in klaren und unzweideutigen Worten ein Hinweis auf die innere spirituelle Erfahrung gegeben, auf die Verwirklichung des Reiches des Lichts und der Harmonie, das ein wirklicher Meister wie Jesus seinen Schülern offenbaren konnte.

 

Genau wie andere Seher hat Jesus seinen aufrichtigen Jüngern eine mystische Erfahrung vom Reich Gottes gegeben. Zur Menge hat er nur immer in Gleichnissen gesprochen, wie vom Senfkorn, vom Feigenbaum, von den zehn Jungfrauen usw., die in den Evangelien in Fülle zu finden sind.

 

In einem bildhaften Gleichnis erklärt er das Säen des Wortes in die Herzen der Menschen und sagt, daß das Wort, das am Wegrand gesät ist, gewöhnlich von Satan aus dem Herzen gestohlen wird; das Wort, das auf steinigen Boden fällt, schlägt keine Wurzeln. Es hält für eine Weile, doch wird weggespült, wenn sich Trübsal und Verfolgung um des Wortes willen erheben. Das Wort, welches zwischen Dornen gesät wurde, erstickt und bleibt ohne Frucht, wenn die Sorgen dieser Welt, der trügerische Reichtum und viele andere Lüste hinzukommen. Und schließlich bringt das Wort, das auf guten Grund gefallen ist, Frucht ..., sie hören das Wort und nehmen es an. (Markus 4,  14-20)

 

Der Pfad Jesu ist der der Selbstverleugnung und des Erhebens über das Körperbewußtsein, was der Erfahrung des Todes im Leben gleichkommt.

 

Und Jesus sprach zu seinen Jüngern: Will mir jemand

nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz

auf sich und folge mir.

Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren;

wer aber sein Leben verlieret um meinetwillen, der wird’s

finden.

Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne

und nehme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann

der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?

Matth. 16,  24-26

 

Das bedeutet, daß man den aus Fleisch und sinnlichem Gemüt bestehenden äußeren Menschen um des inneren Menschen oder der Seele willen opfern muß. Mit anderen Worten, man muß das Sinnesleben zugunsten des Lebens des Geistes aufgeben.

 

Wiederum muß die Gottesliebe in unserem Leben vorherrschend sein:

 

Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen,

von ganzer Seele und von ganzem Gemüte.

Matth. 22,  37

 

Markus geht weiter und fügt hinzu: >> von all deinen Kräften<<.

 

Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere

aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben

wie dich selbst.

In diesen beiden Geboten handelt das ganze Gesetz

und die Propheten.

 Matth. 22,  37-40

Mark. 12,  30-31

Luk.  10, 27

 

Das Prinzip der Liebe ist noch weiter ausgedehnt in:

 

Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen;

tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die,

so euch beleidigen und verfolgen.

                                                             Matth.  5,  44

 

Und wozu dient dies alles? – Um vollkommen zu werden gleich Gott:

                      

Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im

Himmel vollkommen ist.

Matth.  5,  48

 

Im Lukas-Evangelium lesen wir, daß das >>Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in die Wüste gekommen ist<< und der letztere der sich wundernden Menge die Taufe durch Buße zur Vergebung der Sünden predigte und sagte: >>Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber ein stärkerer nach mir ... der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen<< (3, 2-3 und 16)

Wir müssen uns die Worte  >>Taufe mit dem heiligen Geist und Feuer<< gut merken, denn das eine bezieht sich auf die himmlische Musik (das heilige Wort) und das andere symbolisiert das himmlische Licht, daß zweifache Prinzip von Ton und Licht, daß die ersten Offenbarungen der Gottheit oder der Gotteskraft sind, die hinter der ganzen Schöpfung steht.

 

Der Weg zum Reich Gottes kann demjenigen geöffnet werden, der weiß, wie er darum >>bitten<< muß, wie er >>suchen<< und wie er  >>anklopfen<< muß. Mit diesen drei einfachen Worten ist in Matthäus 7 und Lukas 11 zusammengefaßt, was der Sucher zu tun hat. Doch unseligerweise wissen wir immer noch nicht, wo die Pforte liegt, an der es anzuklopfen gilt.

 

Guru Nanak erklärt nachdrücklich:

 

O ihr Blinden, ihr kennt die Türe nicht.

 

Und bei Matthäus lesen wir darüber:

 

Gehet ein durch die enge Pforte . . . Und die Pforte ist eng,

und der Weg ist schmal, der zum Leben führet; und wenige

sind ihrer, die ihn finden.

7,  13-14

 

Im Grunde genommen ist es ein Pfad der Umkehrung, denn keiner kann in das Reich Gottes kommen, es sei denn, daß er sich umkehret und wie ein Kind wird (Matth. 18, 3) das heißt, daß er seine Eitelkeiten aufgibt und sanftmütig wird, rein, einfach und unwissend wie ein kleines Kind. Lukas beschreibt dieses Thema in Kap. 18, 15-17, als die Jünger denen, die ihre Kinder mitbrachten, Vorhaltungen machten und Jesus diese zu sich rief mit den Worten:  >>Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret es ihnen nicht; denn solcher (die gleichen Sinnes sind), ist das Reich Gottes.

 

Wahrlich, ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes nimmt als ein Kind, der wird nicht hineinkommen.<<

 

Im Johannes-Evangelium lesen wir eine Erklärung der Lehren Christi. Es beginnt mit den denk-

würdigen Worten, um deren wahre Bedeutung sich nur wenige gekümmert haben:

 

Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott,

und Gott war das Wort.

Dasselbige war im Anfang bei Gott.

Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne

dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist.

In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der

Menschen.

Und das Licht scheinet in der Finsternis,

und die Finsternis hat’s nicht begriffen.

Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen

Erleuchtet, die in diese Welt kommen.

Es war in der Welt, und die Welt ist durch

dasselbige gemacht; und die Welt kannte es nicht.

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns . . .

1, 1-5, 9-10, 14

 

In der obigen Darlegung von Johannes kann es keinerlei Zweifel hinsichtlich der Natur des Wortes geben. Es ist in aller Klarheit das Licht und Leben der Welt, das schöpferische Lebensprinzip, in dem wir leben, uns bewegen und unser Sein haben. Es ist der Geist Gottes, die Substanz der Seele, die sich in dem gewaltigen Trubel der Welt und allem, was weltlich ist, verloren hat. Nur die Verbindung mit dem Geist zeigt den Weg zurück zu Gott und damit zur wahren Religion. Diese Verbindung wird verschiedentlich als zweite Geburt, Auferstehung oder das Von-neuem-geboren-werden genannt. Sich an Nikodemus, einen Pharisäer und Führer der Juden, wendend, sagte Jesus:

 

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand

von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes

nicht sehen. (Man beachte das Wort  >>sehen<<) . . .

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand

geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das

Reich Gottes kommen. (Man beachte: >>in das Reich Gottes

kommen<<).

Laß dich’s nicht wundern, daß ich dir gesagt habe:

Ihr müsset von neuem geboren werden.

 

Jesus vergleicht den aus dem Geist Geborenen mit dem  >>Wind, der bläset, wo er will, und du hörest sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt<< (Joh. 3, 8).

 

An anderer Stelle spricht er  vom heiligen Wort als dem  >>lebendigen Wasser<<; dem Wasser,  >>das in das ewige Leben quillet<< (Joh. 4, 14).

 

Von sich selbst sprach Jesus als vom  >>Brot des Lebens<<, dem  >>lebendigen Brot<<, das vom Himmel kommt; und er forderte seine Jünger auf, >>das Fleisch des Menschensohnes zu essen und sein Blut zu trinken<<, denn ohne dies  >>habt ihr kein Leben in euch<< (Joh. 6, 53).

 

Dies sind kurz die wesentlichen Lehren Christi, des Meister-Christen, aber nicht der des institutionellen Christentums.

 

Die meisten der christlichen Lehrsätze wurden nicht von Jesus, sondern von Paulus formuliert, der Christus in das Opferlamm verwandelte, das für die Sünden der Welt zu büßen hatte; und um diesen zentralen Gedanken, der dem Judentum und den religiösen Bräuchen rings um das Mittelländische Meer entliehen war, haben sich eine Menge Rituale und Zeremonien gebildet.

 

Die Lehren von Christus sind weiterhin ausgezeichnete moralische Vorschriften und zeigen zweifellos den Weg zur inneren Verwirklichung, reichen aber allein nicht aus, um den Sucher auf den Pfad der Verwirklichung stellen zu können, denn ihnen fehlt jetzt der lebendige Impuls, die lebendige Verbindung mit dem Verfasser, der die Aufgabe, die ihm in seiner Zeit übertragen war, erfüllt hat, der aber nicht in unserer Zeit die Menschen initiieren, führen und ihnen die Wahrheit vor Augen halten kann, indem er sie der Wirklichkeit von Angesicht zu Angesicht gegenüberstellt. Von all den mystischen Lehren Christi finden wir heute nur noch die symbolischen Kerzenlichter in den Kirchen und das zeremonielle Glockengeläut zur Zeit des Gottesdienstes. Nur wenige, wenn überhaupt jemand, kennen die wirkliche Bedeutung, die hinter dem Ritual steht, nämlich die sichtbare Darstellung der beiden Prinzipien von Licht und Ton, den allerersten Offenbarungen der Gottheit, die für alles, was im Universum existiert, das Sichtbare wie das Unsichtbare, verantwortlich sind. Wenn man einige der großen kirchlichen Würdenträger danach fragt, sagen sie, daß die Glocken lediglich deshalb geläutet werden, um die Menschen zum Gebet zu rufen; und von Gott als dem Vater des Lichts zu sprechen (Jakobus 1,  17) sei nur eine bildliche Darstellung, um der Welt seine größte Gabe (des Lichts der Vernunft und des Verstandes) aufzuzeigen. Mit kaum irgendeiner Erfahrung der inneren Wahrheiten, nehmen sie die Worte buchstäblich und versuchen, die Dinge theoretisch zu erklären.

 

Jesus selbst sagte in unzweideutigen Worten:

 

Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolget,

der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern

wird das Licht des Lebens haben.

                                                                    Joh. 8, 12

 

Wenn einer von sich selbst als dem  >>Licht des Lebens<< spricht, kann das nicht ein Hinweis auf das Licht der Sonne sein, selbst wenn sie in der physischen Welt eine Quelle lebensspendender Kraft ist.

 

In Matthäuse 13, 14 fährt Jesus fort, die Sachlage zu klären, und warnt vor der buchstäblichen Auslegung seiner Worte, wenn er zwischen  >>hören<< und  >verstehen<< unterscheidet und zwischen >>sehen<< und  >>wahrnehmen<<. Es sind nur die erwachten Seelen, die Meister der Wahrheit, die in lebendiger Verbindung mit der Wirklichkeit sind, welche den Schlüssel zum Reich Gottes in Händen haben und einen Menschen, der völlig im Sinnesleben verloren ist, emporziehen und für ihn das große Erbe allen Lebens und allen Lichts wiederentdecken können. Denn es heißt: >>Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan und der Tauben Ohren geöffnet; alsdann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und der Stummen Zunge wird Lob sagen. Denn es werden Wasser in der Wüste hin und wieder fließen und Ströme im dürren Lande<< (Jesaja 35, 5-6).

 

Wie wenige von uns verstehen und würdigen die innere Bedeutung der Worte Jesu. Wir begnügen uns allein mit der ethischen Seite seiner Lehren, die natürlich eine notwendige Ergänzung der spirituellen Seite war. Die ethischen Grundsätze sind weit verbreitet und wurden sogar sehr lebendig erhalten, denn sie weisen in der Tat seit Moses einen großen Fortschritt in der moralischen Skala der menschlichen Werte auf. Aus ihnen erklären sich jedoch nicht Aussagen wie jene über  >>das Jüngste Gericht<< oder:

 

>>Tut Buße, das Himmelreich ist nahe<< und:  >>Gott ist Geist und die, welche ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.<<  

 

Wenn solche Aussprüche im buchstäblichen Sinne genommen werden, verlieren sie ihre Bedeutung.

 

Der  >>Tag des Gerichts<< ist nicht gekommen, obwohl sein Nahen prophezeit war; so hat entweder Jesus in Unwissenheit gesprochen, oder wir haben die wirkliche Bedeutung von dem, was er meinte, nicht erfaßt. Es steht immer eine innere Bedeutung hinter dem, was er sagte; eine Bedeutung, die jenen klar ist, welche dieselben mystischen Erfahrungen gemacht haben, die aber solche verwirrt, die den Versuch machen, diese Dinge in Begriffen des Verstandes oder gar der Intuition zu erklären.

 

Ohne die direkte innere Wahrnehmung (die nicht mit philosophischen Spekulationen oder intuitiver Einsicht zu verwechseln ist) zu haben, versuchen wir, die Bedeutung der Lehren auszulegen, die uns in Begriffen unserer eigenen begrenzten Erfahrung überliefert wurden. Was bildlich gedacht war, nehmen wir buchstäblich, und die übersinnlichen Beschreibungen würdigen wir zu bloßen Bildern herab.

 

Wir vergessen einfach, das Jesus, wenn er sagte, er sei  >>das Licht der Welt<<,  >>der Sohn Gottes<< und einer, der seine Jünger sogar  >>bis ans Ende der Welt<< weder verlassen noch versäumen werde, nicht in seiner sterblichen Eigenschaft sprach, sondern, wie alle anderen großen Meister, als einer, der mit dem Wort Verschmolzen und eins mit ihm geworden war. Und indem wir das vergessen, mach wir ihn, anstatt den spirituellen Pfad zu verfolgen, den er gezeigt hat, zu einem Sündenbock, der unsere Sünden trägt, damit wir so der inneren spirituellen Aufforderung entgehen.

 

1 Verg. Nicolas Notovitch, >>The Unknown Life of Christ<<, Indo-American Book Co. (Chicago) 1894.  

 

Weiter