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Wen wir lieben sollten

 

Gott ist Liebe. Unsere Seele ist vom gleichen Wesen wie Gott; deshalb ist uns die Liebe eingeboren und braucht einen, den sie lieben kann. Wir sind bewußte Wesen und müssen den vollkommen bewu0ßten Gott zu unserem Geliebten machen. Aber wir hängen an unseren Kindern, unseren Familien, unseren Mitmenschen, unserer Religion und an unserem Land.

Es gibt Menschen, die sind wie Nero. Als Rom brannte, spielte er Geige. In Indien hatten wir auch einen solchen König. Sein Name war Mohammed Shah Ramila. Die ganze Stadt Delhi brannte und die Menschen schickten ihm eine Bittschrift, sie zu retten. Er trank gerade Weis und war betrunken. „Schon gut“, sagte e, „werft das Gesuch in diesen Becher Weis.“ Solche Menschen gibt es überall. Sie stehen auf der niedrigsten Stufe. Sie sind an ihr Ich gekettet.

Wenn ihr nur eure Familie liebt, denkt ihr nur an ihr Wohl. Wenn jeder so denkt, daß nur seine Kinder gut zu essen haben, während andere ruhig hungern können, wird das zu Streit zwischen den Familien führen. Die Polizeireviere sind voll solcher Berichte. Eine solche Einstellung mag natürlich für die eigene Familie vorteilhaft sein, aber mit anderen Familien wird man in Streit geraten. Wenn wir nur unsere Gemeinschaft oder die Religion lieben, der wir angehören, werden wir die Leute aus unserer Gemeinschaft und Religion natürlich weit mehr als andere Menschen lieben. Schon bei Familienstreitigkeiten werden manchmal Leute verletzt – sie schlagen sich die Köpfe ein. Und was folgt, wenn wir nur unsere eigene Gemeinschaft oder Religion lieben? tausende werden getötet. Die Gründung Pakistans war dafür ein klares Beispiel – ich würde sagen, geradezu eine Demonstration. Mehr als 1,2 Millionen Menschen wurden auf beiden Seiten getötet, weil sie die äußeren Formen ihrer Religion liebten. Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden – aber darin zu sterben ist Sünde. tausende von Menschen verlieren dadurch ihr Leben. Wenn sich unsere Liebe weitet, lieben wir unser Land. Wir denken, daß ein Hund aus unserem Land besser als ein Mensch eines anderen Landes ist. schließlich kämpfen wir und Millionen Menschen werden getötet. Diese Ausweitung der Liebe, der Liebe zu unserem Ich, unserer Familie, unserer Gesellschaft und unserem Land ist voller Schwierigkeiten und Gefahren und kostet immer mehr Menschenleben. Wenn sich die Liebe unserer Seele nicht so weit ausdehnt, daß sie Gott umfaßt, der völlig bewußt und allesdurchdringend ist, kann es keinen Frieden geben.

Unser Ideal ist, daß Gott Liebe ist und die Liebe auch unserem Selbst innewohnt. Diese Liebe muß etwas haben, das sie lieben kann. Wen sollten wir lieben? Guru Nanak sagte: „Friede sei auf der ganzen Welt – nach Deinem Willen, O Gott.“ Gott wohnt in jedem Herzen und unsere Seele sind ihm wesensgleich. Wenn wir also Gott lieben, lieben wir natürlich einen jeden. Der zehnte Guru der Sikhs hat gesagt: „Ich sage euch die Wahrheit: nur wer liebt, kann Gott erkennen.“ Und Christus sagte: „Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht, denn Gott ist Liebe.“ deshalb ist die Liebe der weg zurück zu Gott. Wir reden von Liebe. Auf der Kanzel sprechen alle von Liebe. Aber wie viele lieben wirklich? Sie lieben ihre Familien, ihre Gemeinschaft und ihr Land. Um ihretwillen opfern sie Hunderte von Menschenleben. Es kann keinen Frieden in der Welt geben, bevor wir nicht Gott und Gott in allen lieben.

Gott wohnt in jedem Herzen; aber in wem er sich offenbart, dem sollten wir größere Achtung erweisen – dem Gott in ihm natürlich, nicht dem Menschensohn. Wir lieben und verehren ihn, weil sich Gott in ihm offenbart und er anderen hilft, Gott in sich zu offenbaren. Wen sollten wir also lieben? Und wie können wir voll Frieden und ruhe leben, von Seligkeit erfüllt? Das ist die frage. Das ist nur möglich, wenn wir Gott lieben. Er sollte unser Geliebter sein. Darum sagt Christus: „Liebe Gott, deinen Herrn, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft.“ Das ist das erste Gebot und das zweite ist nicht weniger wichtig: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Die Heiligen sagen: „Gott sagt, sieh mich in allen und alle n mir. Dann bist du ein wahrer Schüler und ich werde dich lieben.“ Das ist das höchste Ziel. Mit diesem Ideal vor uns ziehen wir den besten Gewinn aus unserem menschlichen Körper. Der menschliche Körper ist die höchste Stufe der Schöpfung. Nur in ihm und in keiner anderen form können wir unsere Aufmerksamkeit Gott zuwenden und unsere Seele mit ihm verbinden. wir sind gesegnet, den menschlichen Körper zu haben. Und wir müssen sehen, wie weit wir fortgeschritten sind. Bevor ihr nicht Gott und Gott in allen liebt, kann es keinen Frieden geben. Gott ist in euch. Ihr braucht nicht irgendwohin zu gehen – ihr braucht euch nur nach innen zu wenden. Er ist die überwachende Kraft in euch. unser Körper arbeitet, so lange wir im Körper sind und darin gehalten werden. Der Körper hat viele Öffnungen: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, den Mund und zwei untere Öffnungen, und doch können wir nicht aus ihm hinaus. Eine Kraft hält uns in ihm fest. Der Atem geht hinaus, aber eine Kraft stößt ihn zurück. Sobald diese Gotteskraft zurückgezogen wird, müssen wir den Körper verlassen. Dieselbe Kraft erhält das ganze Universum. Wenn sich diese Kraft aus dem Universum zurückzieht, tritt die Auflösung und die große Auflösung ein.

Was ist nun das höchste Ideal im menschlichen Körper? Wir sollten Gott lieben, weil wir bewußte Wesen sind. Wir können bewußter werden, wenn wir im vollkommenen Bewußtsein, im Gottbewußtsein aufgeben. Das ist unser Ziel. Christus sagte: „Nur der Sohn kennt den Vater und wem es der Sohn will offenbaren.“ Der Mensch, in dessen Körper sich Gott offenbart, hilft auch anderen, Gott, der bereits in ihnen ist, in sich zu offenbaren. Er braucht nichts von außen hineinzutun, es ist schon da. Deshalb ist der Körper der wahre Tempel Gottes. In ihm könnt ihr euer Inneres Auge öffnen, um Ihn zu sehen. In welcher Gestalt? Nicht in der absoluten Gestalt, sondern so, wie sich Gott zum Ausdruck bringt – als Licht- und Tonprinzip. Ihr könnt euer Inneres Auge, das Dritte Auge oder Einzelauge, öffnen lassen. ‚wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib voll Licht sein.‘ Um Ihn zu sehen, müßt ihr euch nach innen wenden, euch von außen und vom Körper zurückziehen und über das Körperbewußtsein erheben. er wartet auf euch. Ihr seid einfach vom rechten Weg abgekommen. Aus Liebe zur Welt habt ihr Gott vergessen.

Das heutige Thema ist also: „Wen sollen wir lieben?“ Wir sollten Gott lieben. bleibt bei der Religion oder dem Glauben, der euch liegt. Das höchste Ziel aller Religionen ist, Gott zu erkennen – und das könnt ihr nur im menschlichen Körper und nirgends sonst. Das ist eine Sache des Sehens und hat nichts mit Gefühlsregungen, Gefühlen oder Schlußfolgerungen zu tun, die alle dem Irrtum unterliegen. Sehen steht über allem. Dieses Ideal können wir nur im menschlichen Körper verwirklichen; wir sind gesegnet, den menschlichen Körper zu haben. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns den vielen Glaubensrichtungen angeschlossen – aber wo stehen wir? Das ist die Frage. Wir müssen also den menschlichen Körper, den wir durch die Gnade Gottes erhalten haben, auf beste Weise nutzen. Wenn ein Tier, dessen Haupt Gott erdenwärts gerichtet hat, sich stets der niederen Dinge erfreut, dann ist das richtig. Ihr aber seid schließlich Menschen – schaut nach oben!


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