15 Erkenne dich
selbst – du mußt dich über das Körperbewußtsein erheben
Was ist die wichtigste Aufgabe des Menschen? Sein
Selbst zu erkennen, sich von außen, von den nach außen fließenden Energien
zurückzuziehen, indem er sein Gemüt beruhigt und sich am Sitz der Seele im
Körper hinter den Augen konzentriert. Dorthin zieht sich die Seele beim Tod
zurück. Dort gelangt ihr zum Bewußtsein eures selbst, wenn ihr euch nach ober
erhebt und den physischen Körper vergeßt. Wenn ihr euch über das
Körperbewußtsein erhebt, könnt ihr die kontrollierende Kraft in euch erkennen.
Deshalb haben alle Meister betont, daß wir zuerst uns selbst erkennen müssen.
Selbsterkenntnis kommt vor Gotterkenntnis. Wenn ihr in eurem Selbst gesammelt
seid, wird der Surat oder die Aufmerksamkeit Wunder wirken, gleich wohin ihr
sie richtet. Alles ist ein Werk der Aufmerksamkeit. Wenn ihr eure
Aufmerksamkeit erst in euch selbst sammelt, konzentriert, indem ihr euch von
außen zurückzieht, werdet ihr euch über den physischen Körper erheben können
und wenn ihr euch noch weiter erhebt, das kosmische Bewußtsein erlangen. Der
Makrokosmos ist im Mikrokosmos. Wir haben den physischen Körper erhalten und
müssen uns über ihn erheben. Wir haben auch den astralen Körper erhalten, in
dem wir im höheren Selbst wirken müssen. Und jenseits davon gibt es eine Ebene,
wo wir unseren kausalen Körper gebrauchen müssen. Wenn ihr euch über den
physischen Körper erhebt, erwacht ihr zu Bewußtheit eures selbst. Sobald ihr
euch über den astralen und den kausalen Körper erhebt, erlangt ihr eure wahre
Ichheit. Ihr seht dann, daß ‚Ich und der Vater eins sind.‘ Das ganze hängt von
der Konzentration eurer Aufmerksamkeit in euch ab. Dann werdet ihr Wunder
wirken, wohin ihr auch eure Aufmerksamkeit lenkt. Wer sich über den Körper erhebt, der ist ein wahrer
Hindu, ein wahrer Mohammedaner oder ein wahrer Christ. Es gibt viele
Glaubensrichtungen, aber wie viele ihrer Anhänger haben dieses Ziel erreicht?
Der Glaube, der solche Menschen hervorbringt, verdient euer Vertrauen. Bleibt
also in eurer Gemeinschaft oder eurem glauben, aber haltet euch immer vor
Augen, warum ihr euch dieser Richtung angeschlossen habt; um Gottbewußtheit zu
erlangen. Doch ihr könnt nicht Gottes- bewußt werden, wenn ihr euch nicht erst
eures Selbst bewußt werdet. Der beste Weg, sich von außen nach innen zu wenden
ist, die praktische Erfahrung von einem zu erhalten, der die volle
Aufmerksamkeit oder Surat besitzt, also vollkommen konzentriert ist. Durch
einen kleinen Gedanken von ihm können sich viele Menschen niedersetzen und ihre
Aufmerksamkeit von außen zurückziehen. Ihr müßt den physischen Körper eine
Zeitlang verlassen und das innere Auge öffnen, um ihn zu sehen. Nur wenn ihr
ihn seht, kann die wahre Liebe in euch entstehen. Wir freuen uns über ihn und
deshalb können wir ihn wirklich lieben. Wir lieben die Welt, weil wir sie
sehen. Wenn wir ihn nicht gesehen haben, wie können wir ihr wahrhaft lieben?
Dafür müßt ihr bei einem sein, der euer inneres Auge öffnen kann, damit ihr das
Licht seht, durch das sich Gott zum Ausdruck bringt. Er ist alle Liebe; und
auch ihr seid ein tropfen aus dem Meer aller Liebe. Eure Liebe wird aufflammen.
Wenn euer inneres Auge geöffnet ist, seht ihr das Licht Gottes in allen – in
diesen Tempeln, die wir als Körper haben. Gott wohnt in jedem herzen – in dem
auch ihr seid. Aber unsere Aufmerksamkeit ist auf äußere Dinge verteilt und wir
haben uns mit ihnen so sehr identifiziert, daß wir uns selbst vergessen haben.
Wir können uns nur dann zum Überselbst erheben, wenn wir uns unseres Selbst bewußt
werden, indem wir uns von außen zurückziehen und uns über die nach außen
fließenden Energien zum Sitz der Seele erheben. Deshalb haben alle Meister
gesagt: „Erkenne dich selbst.“ Ohne das könnt ihr Gott nicht erkennen, denn wir
können Gott nicht durch äußere Gebärden gewinnen. Das Reich Gottes ist in euch.
Ihr müßt euch nach innen wenden, ‚innen anklopfen‘ wie Emerson sagte. Gottbewußtheit ist das höchste Ziel. Die
Glaubensgemeinschaften, die nur diesem Zweck dienten, wurden von solchen
meistern geleitet, die diese Erfahrung in sich selbst machten und auch anderen
einen Beweis davon gaben. Sie waren
kompetent, die Aufmerksamkeit anderer Menschen mit einem kleinen
Gedanken von sich von außen zurückzuziehen, sie über das Körperbewußtsein zu
erheben und ihr inneres Auge zu öffnen, um das Licht Gottes zu sehen. Wer das
wirklich vermag, ist ein wahrer Guru, Sadh oder Sant, wie es die Heiligen
sagen. Gott in ihm ist der wahre Guru. Wir verehren den Menschensohn, in dessen
Körper sich Gott offenbart. Bleibt, wo ihr seid – in irgendeiner
Glaubensgemeinschaft. Jede von ihnen diente diesem Ziel. Wir müssen sehen, wie
weit wir fortgeschritten sind – ob wir das Ziel erreicht haben, für das wir uns
diesen Glaubensrichtungen angeschlossen haben. Wenn ja, dann habt ihr den
besten Gebrauch von eurem menschlichen Körper gemacht. Wenn nicht, dann solltet
ihr aufwachen – es ist schon spät! Ihr habt bereits euer halbes Leben
vergeudet, bemüht euch daher, den Weg aufzunehmen. Es fängt damit an, daß ihr
euch über das Körperbewußtsein erhebt. Wo die weltlichen Philosophien enden,
dort beginnt die wahre Religion. Diese Erfahrung, wie man sich über das
Körperbewußtsein erhebt, kann man von einem erhalten, der kompetent ist. Vorher
seid ihr sozusagen blind. Ihr seht nur Dunkelheit. Wenn ihr bei ihm sitzt, seht
ihr das Licht. Wenn ihr ein kleines Guthaben dieses Lichtes erhalten habt, um
damit zu beginnen, dann entwickelt es von Tag zu Tag. Das ist das Brot und das
Wasser des Lebens. Das Leben von Gemüt und Körper hängt von der spirituellen
Gesundheit ab. Diese Lehre haben fast alle früheren Meister verkündet und uns
ihre goldenen Schätze zur Führung überlassen. Aber nur sehende Menschen können
sie richtig auslegen. Andere legen sie auf der intellektuellen Ebene auf so
viele Arten aus. Die Meister sehen und sind fähig, auch uns eine Erfahrung des
Sehens zu geben und das innere Auge zu öffnen, damit wir das Licht Gottes
erblicken. |