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Erkenne dich selbst – du mußt dich über das Körperbewußtsein erheben

 

Was ist die wichtigste Aufgabe des Menschen? Sein Selbst zu erkennen, sich von außen, von den nach außen fließenden Energien zurückzuziehen, indem er sein Gemüt beruhigt und sich am Sitz der Seele im Körper hinter den Augen konzentriert. Dorthin zieht sich die Seele beim Tod zurück. Dort gelangt ihr zum Bewußtsein eures selbst, wenn ihr euch nach ober erhebt und den physischen Körper vergeßt. Wenn ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt, könnt ihr die kontrollierende Kraft in euch erkennen. Deshalb haben alle Meister betont, daß wir zuerst uns selbst erkennen müssen. Selbsterkenntnis kommt vor Gotterkenntnis. Wenn ihr in eurem Selbst gesammelt seid, wird der Surat oder die Aufmerksamkeit Wunder wirken, gleich wohin ihr sie richtet. Alles ist ein Werk der Aufmerksamkeit. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit erst in euch selbst sammelt, konzentriert, indem ihr euch von außen zurückzieht, werdet ihr euch über den physischen Körper erheben können und wenn ihr euch noch weiter erhebt, das kosmische Bewußtsein erlangen. Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos. Wir haben den physischen Körper erhalten und müssen uns über ihn erheben. Wir haben auch den astralen Körper erhalten, in dem wir im höheren Selbst wirken müssen. Und jenseits davon gibt es eine Ebene, wo wir unseren kausalen Körper gebrauchen müssen. Wenn ihr euch über den physischen Körper erhebt, erwacht ihr zu Bewußtheit eures selbst. Sobald ihr euch über den astralen und den kausalen Körper erhebt, erlangt ihr eure wahre Ichheit. Ihr seht dann, daß ‚Ich und der Vater eins sind.‘ Das ganze hängt von der Konzentration eurer Aufmerksamkeit in euch ab. Dann werdet ihr Wunder wirken, wohin ihr auch eure Aufmerksamkeit lenkt.

Wer sich über den Körper erhebt, der ist ein wahrer Hindu, ein wahrer Mohammedaner oder ein wahrer Christ. Es gibt viele Glaubensrichtungen, aber wie viele ihrer Anhänger haben dieses Ziel erreicht? Der Glaube, der solche Menschen hervorbringt, verdient euer Vertrauen. Bleibt also in eurer Gemeinschaft oder eurem glauben, aber haltet euch immer vor Augen, warum ihr euch dieser Richtung angeschlossen habt; um Gottbewußtheit zu erlangen. Doch ihr könnt nicht Gottes- bewußt werden, wenn ihr euch nicht erst eures Selbst bewußt werdet. Der beste Weg, sich von außen nach innen zu wenden ist, die praktische Erfahrung von einem zu erhalten, der die volle Aufmerksamkeit oder Surat besitzt, also vollkommen konzentriert ist. Durch einen kleinen Gedanken von ihm können sich viele Menschen niedersetzen und ihre Aufmerksamkeit von außen zurückziehen. Ihr müßt den physischen Körper eine Zeitlang verlassen und das innere Auge öffnen, um ihn zu sehen. Nur wenn ihr ihn seht, kann die wahre Liebe in euch entstehen. Wir freuen uns über ihn und deshalb können wir ihn wirklich lieben. Wir lieben die Welt, weil wir sie sehen. Wenn wir ihn nicht gesehen haben, wie können wir ihr wahrhaft lieben? Dafür müßt ihr bei einem sein, der euer inneres Auge öffnen kann, damit ihr das Licht seht, durch das sich Gott zum Ausdruck bringt. Er ist alle Liebe; und auch ihr seid ein tropfen aus dem Meer aller Liebe. Eure Liebe wird aufflammen. Wenn euer inneres Auge geöffnet ist, seht ihr das Licht Gottes in allen – in diesen Tempeln, die wir als Körper haben. Gott wohnt in jedem herzen – in dem auch ihr seid. Aber unsere Aufmerksamkeit ist auf äußere Dinge verteilt und wir haben uns mit ihnen so sehr identifiziert, daß wir uns selbst vergessen haben. Wir können uns nur dann zum Überselbst erheben, wenn wir uns unseres Selbst bewußt werden, indem wir uns von außen zurückziehen und uns über die nach außen fließenden Energien zum Sitz der Seele erheben. Deshalb haben alle Meister gesagt: „Erkenne dich selbst.“ Ohne das könnt ihr Gott nicht erkennen, denn wir können Gott nicht durch äußere Gebärden gewinnen. Das Reich Gottes ist in euch. Ihr müßt euch nach innen wenden, ‚innen anklopfen‘ wie Emerson sagte.

Gottbewußtheit ist das höchste Ziel. Die Glaubensgemeinschaften, die nur diesem Zweck dienten, wurden von solchen meistern geleitet, die diese Erfahrung in sich selbst machten und auch anderen einen Beweis davon gaben. Sie waren  kompetent, die Aufmerksamkeit anderer Menschen mit einem kleinen Gedanken von sich von außen zurückzuziehen, sie über das Körperbewußtsein zu erheben und ihr inneres Auge zu öffnen, um das Licht Gottes zu sehen. Wer das wirklich vermag, ist ein wahrer Guru, Sadh oder Sant, wie es die Heiligen sagen. Gott in ihm ist der wahre Guru. Wir verehren den Menschensohn, in dessen Körper sich Gott offenbart.

Bleibt, wo ihr seid – in irgendeiner Glaubensgemeinschaft. Jede von ihnen diente diesem Ziel. Wir müssen sehen, wie weit wir fortgeschritten sind – ob wir das Ziel erreicht haben, für das wir uns diesen Glaubensrichtungen angeschlossen haben. Wenn ja, dann habt ihr den besten Gebrauch von eurem menschlichen Körper gemacht. Wenn nicht, dann solltet ihr aufwachen – es ist schon spät! Ihr habt bereits euer halbes Leben vergeudet, bemüht euch daher, den Weg aufzunehmen. Es fängt damit an, daß ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt. Wo die weltlichen Philosophien enden, dort beginnt die wahre Religion. Diese Erfahrung, wie man sich über das Körperbewußtsein erhebt, kann man von einem erhalten, der kompetent ist. Vorher seid ihr sozusagen blind. Ihr seht nur Dunkelheit. Wenn ihr bei ihm sitzt, seht ihr das Licht. Wenn ihr ein kleines Guthaben dieses Lichtes erhalten habt, um damit zu beginnen, dann entwickelt es von Tag zu Tag. Das ist das Brot und das Wasser des Lebens. Das Leben von Gemüt und Körper hängt von der spirituellen Gesundheit ab. Diese Lehre haben fast alle früheren Meister verkündet und uns ihre goldenen Schätze zur Führung überlassen. Aber nur sehende Menschen können sie richtig auslegen. Andere legen sie auf der intellektuellen Ebene auf so viele Arten aus. Die Meister sehen und sind fähig, auch uns eine Erfahrung des Sehens zu geben und das innere Auge zu öffnen, damit wir das Licht Gottes erblicken.

 

 


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