17 Was die
Hindernisse auf dem Weg sind
Zuallererst sollten Frauen und Männer nicht immer an
das andere Geschlecht denken oder Geschichten lesen – „Liebeskummergeschichten“
würde ich sagen – die begehrliche Gedanken erwecken. Die Frauen sollten also
nicht an die Männer und die Männer nicht an die Frauen denken, noch Bücher über
sie lesen. Das erweckt begehrliche Gedanken in uns. Wenn wir zu einem Meister gehen, sollten wir das um
seinetwillen tun und vergessen, ob wir Mann oder Frau sind. Als Menschen sind
wir einander gleich und sollten unser Geschlecht vergessen. Wenn euch jemand
vom Meister erzählt, so entsteht in euch Hingabe und eine natürliche Bindung an
ihn. Wenn ihr nicht immer an ihn denkt, werdet ihr ihn allmählich vergessen und
der andere, an den ihr denkt, ob Mann oder Frau, schiebt sich dazwischen. Was
ist die Folge? Euer innerer Fortschritt ist behindert, weil ihr jemand anderen
ergeben seid. Frauen und Männer sollten also keine Bücher mit Liebesgeschichten
lesen. Die Frauen sollten nicht an die Männer denken und die Männer nicht an
die Frauen. Das ist das erste Hindernis auf dem Weg. Das heißt nicht, daß wir
niemand lieben sollten. Um des Meisters oder Gottes willen sollten wir alle
lieben, die zu ihm gehen. Ich sprach eben von einem gewissen Majnu, der seine
Geliebte Laila über alles liebte. Eines Tages sah er einen Hund und begann,
dessen Pfoten zu küssen. Als die Leute ihn fragten, warum er das tue,
antwortete er, daß er diesen Hund zuweilen sah, wie er in die Straße seiner
Geliebten lief. Ihr mögt voller Hingabe lieben – aber es sollte um des Meisters
willen sein. Sonst ist das eines der stärksten Hindernisse, das die Menschen
wegzieht und ihre Aufmerksamkeit von einer höheren Ebene auf eine niedrigere
lenkt. Das ist das eine. Das andere ist, wenn ihr immer an Geld denkt und lest,
daß dieser oder jener Millionär geworden ist, oder Gespräche über solche Dinge
hört, dann entwickelt sich Habgier in euch. Als drittes erkennt man einen
Menschen an seinem Umgang. Meidet die Gesellschaft von jenen, die diesen beiden
Dingen verfallen sind, denn dann werdet auch ihr so. Diese Gedanken werden euch
ständig verfolgen. Das vierte Hindernis ist, daß ihr zuweilen an einen Feind
denkt oder daß jemand gegen euch ist. Das geht euch nicht aus dem Sinn, ihr denkt
immer wieder an ihn und das erzeugte Haß in euch. Manchmal denken wir nur an Ansehen und Ruhm und
sehen, wie der und der in der Welt Erfolg hat und bekannt wird; und ihr möchtet
wissen, warum ihr das nicht schafft. Ein Mensch, der so ist, mag anfangs ergeben
sein. Doch nach und nach treten uns die Dinge, die ich genannt habe, in den
Weg, und unsere Hingabe trägt keine Frucht mehr. Sie wird geringer und unser
Fortschritt kommt zum Stillstand. Ihr solltet daher allem aus dem Wege gehen,
was begehrliche Vorstellungen in euch erweckt – sei es euer Umgang oder die
Geschichten, die ihr lest. Meidet solche Bücher oder Gesellschaft, worin die
Menschen den Frauen und dem Geld verfallen sind. Ihre Gesellschaft wird die
gleichen Vorstellungen in euch wecken. Des weiteren: wenn einer etwas gegen
euch hat oder euch Unrecht getan hat, ist es besser zu vergeben und zu
vergessen, sonst entstehen Feindschaft und Haß in euch. Manchmal wiederum
stehen euch der Wunsch nach Ruhm und Ehre oder Verstellung und Angeberei im
Weg. Ein weiteres Hindernis ist, wenn euch jemand ergeben
ist. Ich will euch ein Beispiel nennen. Nehmen wir an, ihr habt 100 Rupien oder
100 Dollar auf euerer Bank. Wer auch immer hingebungsvoll an euch denkt oder
euch anschaut, schickt euch damit eine Lastschrift. Wer ergeben ist, will für
diese Hingabe eine Gegenleistung, ob ihr nun das Geld auf der Bank habt oder
nicht. Ihr werdet bankrott gehen, bedenkt das! Wer etwas gibt, erwartet eine
Gegenleistung. Niemand kann euch auch nur ein Glas Wasser ohne Absicht geben.
Wenn euch jemand Süßigkeiten oder sonst etwas gibt, erwartet er eine
Gegenleistung dafür. (Der Meister ist eine Ausnahme – er ist ein selbstloser
Arbeiter.) Ob ihr sie ihm dann geben wollt oder nicht – euer Konto wird damit
belastet. Versteht ihr mich jetzt? Deshalb sagen alle Meister: „Verdient euer
eigenes Geld, lebt von eurem eigenen Einkommen und teilt mit anderen.“ Es
sollte ein Geben und Nehmen sein. Selbstlose Arbeit für das Werk des Meisters
ist etwas anderes. Dafür solltet ihr keine Gegenleistung verlangen. Nur dann
ist es selbstlos – anders nicht. Wenn ihr etwas erledigt haben wollt, gebt ihr
etwas dafür. Für eine gute Arbeit wollt ihr etwas haben. Doch wenn ihr etwas
teilt oder spendet, so erwartet nichts dafür – dann seid ihr gerettet. Es sind also besonders zwei Dinge, die Lust in euch
erwecken: wenn Frauen an Männer und Männer an Frauen denken und wenn man Dinge
erfährt oder liest, die damit zusammenhängen. Wer das tut, bindet sich hier
stärker als dort, wo es vorher gebunden war. Das sind die Dinge, die uns im Weg
stehen. Dann tragen unsere Liebe und Hingabe nicht länger Frucht. Um unseres Ansehen willen entwickeln wir manchmal
Konkurrenzdenken – eigentlich denken wir immer so. Das erzeugt Haß in uns.
Manchmal schauspielern wir und werden dann so. In Wirklichkeit seid ihr das gar
nicht, ihr täuscht zuerst euch selbst – den Gott in euch – und dann täuscht ihr
andere. Wie lange soll das so weitergehen? Die Katze muß schließlich aus dem
Sack. Deshalb solltet ihr nicht an das andere Geschlecht denken, ob ihr nun
Mann oder Frau seid. Wenn ihr immer nur an den Körper denkt, denkt ihr
natürlich an das andere Geschlecht. Christus sagte, daß die Männer ihre Frauen
lieben sollten, wie er jene liebte, die ihm nachfolgten. Auch Ehegatten sollten
nicht als Mann und Frau voneinander denken. Eine ihrer Pflichten mag es sein,
Kinder zu zeugen, aber das ist nicht alles. Sie sollten vor allem
Lebensgefährten sein und einander helfen, Gott zu erreichen. Als erstes sollten deshalb die Männer nicht immer an
die Frauen denken und die Frauen sollten sich nicht zu sehr an die Männer
hängen. Wenn es euch bestimmt ist, einander zu lieben, liebt um des Meisters
willen und vergeßt dabei euer Geschlecht. Zweitens, wenn ihr ständig bei einem
Menschen seid, der sehr viel Geld hat, dann wollt ihr schließlich das gleiche
wie er. Ihr werdet habgierig. Das Dritte ist, daß man einen an seinen Umgang
erkennt. Dieser Umgang prägt uns sehr schnell auf seine Weise – ganz gleich,
von welcher Art er ist. Das vierte Hindernis ist, daß wir uns aufspielen und
unser Handeln von Ruhmsucht und Konkurrenzdenken bestimmt wird. Das sind Dinge,
die eurer Hingabe im Wege stehen. Wenn ihr einen Menschen denkt, der mehr Geld hat als
ihr, dann werdet ihr habsüchtig. Einer, der schon 100 Dollar hat, will 200.
Einer, der 200 hat, will 1000. Und einer, der 1000 Dollar hat, will nicht mehr
Geld. Die Leute denken immer an Lust, Frauen oder Geld. Wenn ihr einmal still
zuhört, werdet ihr feststellen, daß die meisten Menschen über Frauen oder Geld
reden. Wenn ihr einen guten Gefährten habt – um so besser; sonst bleibt lieber
ganz allein – mit dem Meister oder Gott in euch. Wenn ihr so lebt, wird euch
eure Hingabe oder Bhakti, wenn auch nur kurze Zeit ausgeübt, mehr, hundertmal
mehr einbringen, als euch möglich ist. Wenn ihr nicht so lebt, wird eure
Hingabe schwinden. Ein weiteres Hindernis ist, daß andere, die nicht an Gott
glauben, natürlich auch in euch Zweifel aufkommen lassen. Meidet also all das.
Wenn ihr in guter Gesellschaft sein könnt, in der ihr Liebe zum Meister
entwickeln könnt, dann ist es gut – wenn nicht dann bleibt für euch. Es gibt
noch etwas, das uns im Weg steht, was alle betrifft, ob sie Repräsentanten,
Gruppenbeauftragte oder sonst jemand sind. Das ist, wenn sie sagen: „Ich bin
mehr als der andere.“ Sie spielen sich auf, sie möchten der Boß sein – und das
erzeugt natürlich Haß und verhindert den Fortschritt. Dieses Verlangen führt
mit der Zeit zu kirchenähnlichen Zuständen und Zwang. Aber Sant Mat, die Lehren
der Meister, sind ganz und gar von Bescheidenheit, Einfachheit und Liebe
durchdrungen. Gestern sprach ich über das, was eure Hingabe mehr
Frucht tragen läßt, wenn ihr es beherzigt. Heute sprach ich über Hindernisse
auf dem Weg zur Hingabe. Diese Dinge wurden euch erklärt und ihr müßt danach
handeln. Je mehr ihr sie beachtet, um so größer wird euer Fortschritt sein.
Manchmal schreitet ihr fort und dann fühlt ihr euch auf einmal behindert.
Warum? Weil irgend etwas anderes störend dazwischengetreten ist. Wir müssen
also sehr vorsichtig sein. Denkt bei allem, was ihr tut, an Gott oder den Gott
im Menschen. Laßt eure Kompaßnadel immer nach Norden weisen – dann seid ihr
sicher. Liebt einander um des Meisters willen. Wenn ihr jemanden um
seinetwillen liebt, wird dies eurer Liebe zum Meister im Weg stehen. Wenn ihr
den Meister liebt, dann haltet seine Gebote. Diese Dinge werden euch in allen
Einzelheiten erklärt, damit euch eure Hingabe wirklichen Gewinn einbringt. Wenn
ihr nur kurze Zeit auf diese Weise verbringt, werdet ihr bessere Ergebnisse erzielen.
Wenn da und dort Hindernisse auftreten, kommt euer Fortschritt zum Stillstand.
Diese praktische Regeln werden jenen erklärt, die auf dem Weg voranschreiten
wollen. Die normalen Gespräche sind nur allgemein und ungefähr. Diese
Morgengespräche sind sehr detailliert und geben praktische Hinweise, die euch
auf dem Weg helfen. |