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Was die Hindernisse auf dem Weg sind

 

Zuallererst sollten Frauen und Männer nicht immer an das andere Geschlecht denken oder Geschichten lesen – „Liebeskummergeschichten“ würde ich sagen – die begehrliche Gedanken erwecken. Die Frauen sollten also nicht an die Männer und die Männer nicht an die Frauen denken, noch Bücher über sie lesen. Das erweckt begehrliche Gedanken in uns.

Wenn wir zu einem Meister gehen, sollten wir das um seinetwillen tun und vergessen, ob wir Mann oder Frau sind. Als Menschen sind wir einander gleich und sollten unser Geschlecht vergessen. Wenn euch jemand vom Meister erzählt, so entsteht in euch Hingabe und eine natürliche Bindung an ihn. Wenn ihr nicht immer an ihn denkt, werdet ihr ihn allmählich vergessen und der andere, an den ihr denkt, ob Mann oder Frau, schiebt sich dazwischen. Was ist die Folge? Euer innerer Fortschritt ist behindert, weil ihr jemand anderen ergeben seid. Frauen und Männer sollten also keine Bücher mit Liebesgeschichten lesen. Die Frauen sollten nicht an die Männer denken und die Männer nicht an die Frauen. Das ist das erste Hindernis auf dem Weg. Das heißt nicht, daß wir niemand lieben sollten. Um des Meisters oder Gottes willen sollten wir alle lieben, die zu ihm gehen.

Ich sprach eben von einem gewissen Majnu, der seine Geliebte Laila über alles liebte. Eines Tages sah er einen Hund und begann, dessen Pfoten zu küssen. Als die Leute ihn fragten, warum er das tue, antwortete er, daß er diesen Hund zuweilen sah, wie er in die Straße seiner Geliebten lief. Ihr mögt voller Hingabe lieben – aber es sollte um des Meisters willen sein. Sonst ist das eines der stärksten Hindernisse, das die Menschen wegzieht und ihre Aufmerksamkeit von einer höheren Ebene auf eine niedrigere lenkt. Das ist das eine. Das andere ist, wenn ihr immer an Geld denkt und lest, daß dieser oder jener Millionär geworden ist, oder Gespräche über solche Dinge hört, dann entwickelt sich Habgier in euch. Als drittes erkennt man einen Menschen an seinem Umgang. Meidet die Gesellschaft von jenen, die diesen beiden Dingen verfallen sind, denn dann werdet auch ihr so. Diese Gedanken werden euch ständig verfolgen. Das vierte Hindernis ist, daß ihr zuweilen an einen Feind denkt oder daß jemand gegen euch ist. Das geht euch nicht aus dem Sinn, ihr denkt immer wieder an ihn und das erzeugte Haß in euch.

Manchmal denken wir nur an Ansehen und Ruhm und sehen, wie der und der in der Welt Erfolg hat und bekannt wird; und ihr möchtet wissen, warum ihr das nicht schafft. Ein Mensch, der so ist, mag anfangs ergeben sein. Doch nach und nach treten uns die Dinge, die ich genannt habe, in den Weg, und unsere Hingabe trägt keine Frucht mehr. Sie wird geringer und unser Fortschritt kommt zum Stillstand. Ihr solltet daher allem aus dem Wege gehen, was begehrliche Vorstellungen in euch erweckt – sei es euer Umgang oder die Geschichten, die ihr lest. Meidet solche Bücher oder Gesellschaft, worin die Menschen den Frauen und dem Geld verfallen sind. Ihre Gesellschaft wird die gleichen Vorstellungen in euch wecken. Des weiteren: wenn einer etwas gegen euch hat oder euch Unrecht getan hat, ist es besser zu vergeben und zu vergessen, sonst entstehen Feindschaft und Haß in euch. Manchmal wiederum stehen euch der Wunsch nach Ruhm und Ehre oder Verstellung und Angeberei im Weg.

Ein weiteres Hindernis ist, wenn euch jemand ergeben ist. Ich will euch ein Beispiel nennen. Nehmen wir an, ihr habt 100 Rupien oder 100 Dollar auf euerer Bank. Wer auch immer hingebungsvoll an euch denkt oder euch anschaut, schickt euch damit eine Lastschrift. Wer ergeben ist, will für diese Hingabe eine Gegenleistung, ob ihr nun das Geld auf der Bank habt oder nicht. Ihr werdet bankrott gehen, bedenkt das! Wer etwas gibt, erwartet eine Gegenleistung. Niemand kann euch auch nur ein Glas Wasser ohne Absicht geben. Wenn euch jemand Süßigkeiten oder sonst etwas gibt, erwartet er eine Gegenleistung dafür. (Der Meister ist eine Ausnahme – er ist ein selbstloser Arbeiter.) Ob ihr sie ihm dann geben wollt oder nicht – euer Konto wird damit belastet. Versteht ihr mich jetzt? Deshalb sagen alle Meister: „Verdient euer eigenes Geld, lebt von eurem eigenen Einkommen und teilt mit anderen.“ Es sollte ein Geben und Nehmen sein. Selbstlose Arbeit für das Werk des Meisters ist etwas anderes. Dafür solltet ihr keine Gegenleistung verlangen. Nur dann ist es selbstlos – anders nicht. Wenn ihr etwas erledigt haben wollt, gebt ihr etwas dafür. Für eine gute Arbeit wollt ihr etwas haben. Doch wenn ihr etwas teilt oder spendet, so erwartet nichts dafür – dann seid ihr gerettet.

Es sind also besonders zwei Dinge, die Lust in euch erwecken: wenn Frauen an Männer und Männer an Frauen denken und wenn man Dinge erfährt oder liest, die damit zusammenhängen. Wer das tut, bindet sich hier stärker als dort, wo es vorher gebunden war. Das sind die Dinge, die uns im Weg stehen. Dann tragen unsere Liebe und Hingabe nicht länger Frucht.

Um unseres Ansehen willen entwickeln wir manchmal Konkurrenzdenken – eigentlich denken wir immer so. Das erzeugt Haß in uns. Manchmal schauspielern wir und werden dann so. In Wirklichkeit seid ihr das gar nicht, ihr täuscht zuerst euch selbst – den Gott in euch – und dann täuscht ihr andere. Wie lange soll das so weitergehen? Die Katze muß schließlich aus dem Sack. Deshalb solltet ihr nicht an das andere Geschlecht denken, ob ihr nun Mann oder Frau seid. Wenn ihr immer nur an den Körper denkt, denkt ihr natürlich an das andere Geschlecht. Christus sagte, daß die Männer ihre Frauen lieben sollten, wie er jene liebte, die ihm nachfolgten. Auch Ehegatten sollten nicht als Mann und Frau voneinander denken. Eine ihrer Pflichten mag es sein, Kinder zu zeugen, aber das ist nicht alles. Sie sollten vor allem Lebensgefährten sein und einander helfen, Gott zu erreichen.

Als erstes sollten deshalb die Männer nicht immer an die Frauen denken und die Frauen sollten sich nicht zu sehr an die Männer hängen. Wenn es euch bestimmt ist, einander zu lieben, liebt um des Meisters willen und vergeßt dabei euer Geschlecht. Zweitens, wenn ihr ständig bei einem Menschen seid, der sehr viel Geld hat, dann wollt ihr schließlich das gleiche wie er. Ihr werdet habgierig. Das Dritte ist, daß man einen an seinen Umgang erkennt. Dieser Umgang prägt uns sehr schnell auf seine Weise – ganz gleich, von welcher Art er ist. Das vierte Hindernis ist, daß wir uns aufspielen und unser Handeln von Ruhmsucht und Konkurrenzdenken bestimmt wird. Das sind Dinge, die eurer Hingabe im Wege stehen.

Wenn ihr einen Menschen denkt, der mehr Geld hat als ihr, dann werdet ihr habsüchtig. Einer, der schon 100 Dollar hat, will 200. Einer, der 200 hat, will 1000. Und einer, der 1000 Dollar hat, will nicht mehr Geld. Die Leute denken immer an Lust, Frauen oder Geld. Wenn ihr einmal still zuhört, werdet ihr feststellen, daß die meisten Menschen über Frauen oder Geld reden. Wenn ihr einen guten Gefährten habt – um so besser; sonst bleibt lieber ganz allein – mit dem Meister oder Gott in euch. Wenn ihr so lebt, wird euch eure Hingabe oder Bhakti, wenn auch nur kurze Zeit ausgeübt, mehr, hundertmal mehr einbringen, als euch möglich ist. Wenn ihr nicht so lebt, wird eure Hingabe schwinden. Ein weiteres Hindernis ist, daß andere, die nicht an Gott glauben, natürlich auch in euch Zweifel aufkommen lassen. Meidet also all das. Wenn ihr in guter Gesellschaft sein könnt, in der ihr Liebe zum Meister entwickeln könnt, dann ist es gut – wenn nicht dann bleibt für euch. Es gibt noch etwas, das uns im Weg steht, was alle betrifft, ob sie Repräsentanten, Gruppenbeauftragte oder sonst jemand sind. Das ist, wenn sie sagen: „Ich bin mehr als der andere.“ Sie spielen sich auf, sie möchten der Boß sein – und das erzeugt natürlich Haß und verhindert den Fortschritt. Dieses Verlangen führt mit der Zeit zu kirchenähnlichen Zuständen und Zwang. Aber Sant Mat, die Lehren der Meister, sind ganz und gar von Bescheidenheit, Einfachheit und Liebe durchdrungen.

Gestern sprach ich über das, was eure Hingabe mehr Frucht tragen läßt, wenn ihr es beherzigt. Heute sprach ich über Hindernisse auf dem Weg zur Hingabe. Diese Dinge wurden euch erklärt und ihr müßt danach handeln. Je mehr ihr sie beachtet, um so größer wird euer Fortschritt sein. Manchmal schreitet ihr fort und dann fühlt ihr euch auf einmal behindert. Warum? Weil irgend etwas anderes störend dazwischengetreten ist. Wir müssen also sehr vorsichtig sein. Denkt bei allem, was ihr tut, an Gott oder den Gott im Menschen. Laßt eure Kompaßnadel immer nach Norden weisen – dann seid ihr sicher. Liebt einander um des Meisters willen. Wenn ihr jemanden um seinetwillen liebt, wird dies eurer Liebe zum Meister im Weg stehen. Wenn ihr den Meister liebt, dann haltet seine Gebote. Diese Dinge werden euch in allen Einzelheiten erklärt, damit euch eure Hingabe wirklichen Gewinn einbringt. Wenn ihr nur kurze Zeit auf diese Weise verbringt, werdet ihr bessere Ergebnisse erzielen. Wenn da und dort Hindernisse auftreten, kommt euer Fortschritt zum Stillstand. Diese praktische Regeln werden jenen erklärt, die auf dem Weg voranschreiten wollen. Die normalen Gespräche sind nur allgemein und ungefähr. Diese Morgengespräche sind sehr detailliert und geben praktische Hinweise, die euch auf dem Weg helfen.

 


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