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Wie Hingabe an Gott Frucht trägt

 

Wie kann unsere Hingabe an Gott oder den Gott im Menschen Frucht tragen? Vor allem sollten wir unseren Lebensunterhalt ehrlich und im Schweiße unseres Angesichts verdienen. Wir sollten andere Menschen weder bewußt noch unbewußt ausbeuten. All unser Tun sollte offen und ehrlich sein und niemand sollte dabei ausgenützt werden. Ihr solltet euren Lebensunterhalt ehrlich verdienen, euch selbst und eure Familie erhalten und zugleich mit anderen teilen. einen Teil eures Einkommens müßt ihr zum Wohl anderer geben. Die Geschichte zeigt, daß die alten Christen, Hindus und andere ein Zehntel ihres Einkommen gaben. Warum? Weil ein Teil unseres Einkommens der zeit entsprechen könnte, in der wir unserer Pflicht nicht ganz ehrlich nachgekommen sind, wenn das auch nur eine halbe Stunde oder zehn Minuten waren. Nehmen wir zum Beispiel an, ihr werdet für die Arbeit von sechs Stunden bezahlt und habt nicht die ganzen sechs Stunden dafür gearbeitet, sondern eine halbe Stunde vertan. So gehört das, was euch für diese halbe Stunde bezahlt wurde, nicht euch. Ihr habt es euch nicht verdient. Das war Brauch bei allen Meistern.

Einst wurde Guru Nanak von einem Herrscher zu einem großen Fest eingeladen, wo alle Arten von Speisen aufgetragen wurden. Er ging nicht zu dem Fest, sondern besuchte einen armen Mann namens Lalo, einen Schreiner, der für seinen Unterhalt sehr schwer arbeiten mußte. Guru Nanak blieb bei ihm und aß sein Brot. Am nächsten Morgen erfuhr der Herrscher, daß Guru Nanak zwar angekommen war, aber nicht am Fest teilgenommen hatte. Er sandte nach ihm und sagte: „Nun, Nanak, warum warst du nicht auf meinem Fest?“ Guru Nanak erwiderte: „Ich bin zwar gekommen, war aber nicht auf deinem Fest, weil dafür andere Menschen bis aufs Blut ausgebeutet wurden. Ich konnte nicht anderen das Blut aussaugen – deshalb bin ich nicht erschienen.“ Der Herrscher war wütend. Die Meister fürchten nicht, die Wahrheit zu sagen, um uns klar zu machen, was wir tun. Der König verlangte von Guru Nanak einen beweis für die Wahrheit seiner Worte. „Gut“, sagte Guru Nanak, „bringe mit etwas von den Speisen, die auf dem Fest gereicht wurden.“ Der Herrscher ließ sie holen; und zur gleichen Zeit schickte Guru Nanak nach dem Brot, von dem er in Lalos Haus gegessen hatte. Er füllte seine linke Hand im Speisen, die auf dem Fest gereicht worden waren und die rechte mit dem Brot aus Lalos Heim. Dann preßte er beide fest zusammen. Aus Lalos Brot tropfte Milch und aus den Festspeisen Blut.

Wenn ihr also eure Hingabe zu Gott entwickeln wollt, dann verdient euren Lebensunterhalt stets ehrlich. Unser Meister besuchte oft einen gewissen Baba Kahan in Peshawar. Ich ging damals noch zur Schule und besuchte ihn auch öfters. Baba Kahan ging einmal in das Büro unseres Meisters und sagte: „was machst du?“ Der Meister sagte scherzend: „Nun, ich stelle gerade eine Rechnung aus.“ „Über wie viel?“ „Über 4000 Rupien.“ „Gib sie mir“, sagte Baba Kahan. „Wenn du willst, gebe ich dir 2000“, erwiderte der Meister. Wie es so geht, brach in dieser Gegend ein Krieg aus; und unser Meister wurde zum Einsatz abkommandiert. Nach ein paar Monaten hatte er ungefähr 2000 Rupien verdient. Der Meister beschloß daraufhin, Baba Kahan wieder zu besuchen. Vorher hatte er ihm gewöhnlich zehn Rupien gegeben, aber diesmal sagte Baba Kahan: „Heute möchte ich gerne zwanzig Rupien.“ Der Meister sagte zu ihm: „Was, wirst du etwa habsüchtig?“ „Nicht im geringsten“, entgegnete Baba Kahan. „Ich will den Extrabetrag nur, damit das Gift aus deinen Verdienst gezogen wird. Vorher hast du weniger verdient, und ich nahm zehn Rupien und gab sie den Armen. Ich will jetzt nur deshalb zwanzig Rupien, weil du mehr verdient hast. Teile es mit anderen.“

Versteht ihr mich? Als erstes muß die Quelle sauber sein, aus der eurer Einkommen stammt. Wie könnt ihr glauben, daß euer Gemüt rein ist, wenn euer Einkommen von einer Stelle stammt, wo andere ausgebeutet werden? Ihr müßt euer Geld ehrlich verdienen. Das zweite ist, daß der Liebe alles leicht ist. Hingabe an Gott erlaubt kein Zögern. Der Gottliebende arbeitet schwer als andere, denn Liebe kennt keine Last. Aus Liebe dient er allen. Er wird nicht müde. Gewöhnlich setzen sich die Leute nur zum Gebet, damit es auf andere Eindruck macht, und dann sagen sie sich: „Ach, ich bin so müde – ich werde mich hinlegen.“ Was hat das für einen Sinn? Das ist nur Angabe, versteht ihr? Selbst wenn euch jemand nur ein Glas Milch gibt, schickt er euch damit eine Lastschrift; und ihr geht schließlich bankrott, ob ihr Geld auf eurem Konto habt oder nicht. Achtet deshalb darauf, daß ihr andere nicht ausbeutet. Ihr solltet euren Lebensunterhalt im Schweiße eures Angesicht verdienen. Das ist das eine, wenn ihr eure Hingabe an Gott oder den Gott im Menschen erfolgreich entwickeln wollt. Weiterhin ist alles, was euch hilft, liebevoll an Gott zu denken, ein wahres Ritual, das ihr beachten sollt. Wenn ihr irgendwo hingehen wollt, wo ihr Gott vergeßt, dann solltet ihr diesen Ort besser meiden. Gebt euch nur mit solchen Menschen und Ritualen, die die Erinnerung an Gott vertiefen. Liebe kennt keine Großtuerei. Liebe kennt keine Last. Liebe kann niemand ausbeuten. Diese Stufe müßt ihr erreichen, um eure Hingabe an Gott mit Erfolg zu entwickeln. Gewöhnlich kümmern sich die Leute um diese Dinge. Als erstes müßt ihr tätig sein. Ihr müßt auf euren eigenen Füßen stehen. Verdient euren Lebensunterhalt ehrlich, versorgt euch und eure Familie und teilt auch mit anderen, die in Not, bloß oder hungrig sind. Es war allgemein Brauch bei allen Völkern, ein Zehntel des Verdienstes zu geben. Zweitens, wenn ihr Gott liebt, müßt ihr alle lieben, denn Gott wohnt in jedem Herzen. Alle sind Kinder Gottes. Diese beiden Dinge sind notwendig, um den Weg der Hingabe an Gott mit Erfolg zu beschreiten.

Wenn jemand anders für euch sorgt und euch dient, so geht das zu euren Lasten – ihr geht bankrott dabei. Wenn ihr Geld auf eurem Konto habt, ist es gut – andernfalls steht es schlecht um euch. Wenn ihr also Gott erfolgreich verehren wollt, dann müßt ihr als erstes euren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise und im Schweiße eures Angesichts verdienen. Dadurch sorgt ihr für euch und eure Angehörigen und teilt mit anderen, die in Not, hungrig und bloß sind. Zweitens müßt ihr tätig sein und zwar auf eine Weise, daß sich eure Liebe zu Gott vertieft. Alle Zeremonien, Rituale und alles andere, das eure Liebe zu Gott entwickelt oder aufflammen läßt ist gesegnet. Jede Handlung oder Beschäftigung, die euch Gott vergessen läßt, solltet ihr meiden.

Das also ist unser heutiges Thema. Jeden Tag lernt ihr etwas anderes. Das sind Hilfen für euer Fortkommen auf dem Weg zu Gott. Wenn ein ernsthafter Wahrheitssucher, der vom Verdienst anderer lebt, zu unserem Meister kam, wurde ihm geraten, drei Stunden für sich selbst und drei weiter für die zu meditieren, die ihn versorgten. Niemand dient euch, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Deshalb hat unser Meister jene, die von anderen versorgt wurden, doppelt so lange meditieren lassen, damit sie auf dem Weg zu Gott fortschreiten konnten.

Heute morgen kam ein Mann hierher (er war ein Tempelpriester) und fragte mich, wovon er leben solle. Ich fragte ihn: „Du bekommst doch Geld?“ „Ja“, entgegnet der Mann, „aber es ist nicht allzu viel.“ Ich sagte: „Gut, wenn du für jemanden etwas arbeitest, dann steht dir das Geld zu; aber lebe nicht von Spenden. Wenn jemand Gott oder einem Tempel etwas spendet, will er eine Gegenleistung. Wenn nun du von diesen Spenden lebst, geht das zu deinen Lasten.“

Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr lebt. Selbst wenn niemand sonst sieht, was ihr tut – Er sieht es. Ihr müßt für all eure Handlungen Rechenschaft ablegen. Wenn ihr befolgt, was euch heute erklärt wurde und euren spirituellen Übungen regelmäßig Zeit widmen, dann werdet ihr fortschreiten.

 

 

 


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