25 Rechtschaffenheit,
Losgelöstsein, Selbstbeherrschung Zoroaster
wurde einmal gefragt, wie man Gott erkennen können. Er sagte: „Durch
Rechtschaffenheit“. daraufhin wurde er gefragt „Was ist Rechtschaffenheit?“ Er
antwortete: „Gute Gedanken, gute Worte und gute Taten.“ Das Ganze hängt von
eurer Aufmerksamkeit oder dem Surat ab. Woran immer ihr eure Aufmerksamkeit
heftet oder bindet – die Gedanken daran werden ständig in euch widerhallen. Wir
sollen natürlich den besten Gebrauch von allen Dingen machen, aber wir dürfen
uns nicht an sie binden. Wenn sich unsere Seele nur an etwas Höheres in uns
binden könnte, wären wir gerettet. Was ist aber, wenn sich unsere
Aufmerksamkeit durch die nach außen fließenden Energien so sehr zerstreut, daß
sie sich mit den äußeren Dingen identifiziert? dann könnt ihr eure
Aufmerksamkeit nicht von ihnen zurückziehen. Es ist eine Frage der
Aufmerksamkeit oder des Surat, ob ihr sie mit den äußeren Dingen beschäftigt
oder nach innen wendet und an euer Überselbst bindet. Ihr
müßt also erkennen, wohin ihr durch die nach außen fließenden Energien des
Sehens, Hörens, Riechens, Schmeckens und Fühlens getrieben werden. Diese fünf
Energien fließen durch die fünf Öffnungen des Körpers nach draußen. Solange ihr
sie nicht von außen zurückzieht, werdet ihr nicht fähig sein, euer eigenes
Selbst zu erkennen oder euch mit dem höheren Selbst oder Gott in euch, dem
Licht und dem Tonstrom zu verbinden. Was
ist also Rechtschaffenheit? Sie bedeutet, sich nicht an das Äußere zu hängen.
Ihr braucht die Welt natürlich nicht zu verlassen, sondern sollt den besten
Gebrauch von den äußeren Dingen machen. Wenn ihr in einen Garten geht, erfreut
ihr euch an den Blumen und verschiedenen Pflanzen. Das könnt ihr den ganzen Tag
und niemand wird sich darum kümmern. Aber in dem Augenblick, wo ihr die Blumen
abschneidet, wird euch der verantwortliche Gärtner zur Rede stellen und
anzeigen. Wir sind also hier, um den besten Gebrauch von allen äußeren Dingen
zu machen, doch wir dürfen uns nicht an sie binden. Wir sollten sie als
Sprungbrett zum höheren Selbst gebrauchen. Wenn ihr äußeren Befriedigungen so
sehr verfallen seid oder euch so sehr mit ihnen identifiziert habt, daß ihr
euch nicht einmal von ihnen zurückziehen könnt – wie könnt ihr euch da nach
innen wenden und die Verbindung mit Gott in euch erlangen, die euch bei der
Initiation gegeben wird? Diese äußeren Energien sollten wir also beherrschen.
Wann immer wir wollen, sollten wir den besten Gebrauch von ihnen machen; aber
sie sollten uns nicht nach außen ziehen. Wenn ihr dem Meister buchstäblich
gehorcht, macht er euch zum Herrn in eurem Haus. Diese nach außen gehenden
Kräfte sollten eure Diener sein – nicht eure Herren. Im Augenblick ziehen sie
euch mit – ob ihr wollt oder nicht. Was
immer ihr tut, sei es für einen Tag, zwei oder zehn Tage, einen Monat oder
zwei, wird naturgemäß zur Gewohnheit. Eine Gewohnheit wird schließlich zur
Natur. Wenn ihr in die eine Richtung gehen wollt und woanders gebunden seid,
wird euer Gemüt in die eine und eure Füße werden in die andere Richtung gehen.
Wißt ihr jetzt, was zu tun ist? Gott ist in euch – aber wie könnt ihr euch mit
ihm verbinden, wenn ihr euch nicht von außen zurückzieht? Wenn ihr an äußeren
Dingen hängt, könnt ihr euch nicht von außen zurückziehen. Wenn ihr dieses Gebäude
verlaßt, bleibt ihr dieselbe. Wenn
ihr den Körper verlaßt, verändert ihr euch nicht. Ihr bleibt das, was ihr jetzt
seid. Nachdem ihr den Körper verlassen habt, könnt ihr kein Gelehrter mehr
werden. Wenn ihr an der Welt hängt, während ihr in ihr lebt, wird eure
Aufmerksamkeit noch in der Welt sein, selbst wenn ihr den Körper verlassen
habt. Wohin geht ihr also? Dorthin, wo ihr gebunden seid. Woran sollen wir uns
binden? Die Seele ist eine bewußte Wesenheit, sie sollte sich schon im Leben
mit der Überseele verbinden, die vollkommene Bewußtheit ist. Dann hängt ihr
nicht mehr an der Welt, obwohl ihr noch in ihr lebt. Ihr seid in der Welt und
doch nicht von ihr. Wenn ihr den Körper verlaßt, eilt ihr zu Füßen des Herrn. Wir
müssen also alle nach außen fließenden Energien beherrschen. Wir sollten fähig
sein, sie zu gebrauchen, wenn es nötig ist und uns nicht nach außen ziehen
lassen. Dafür sind die Tagebücher gedacht. Ihr müßt erkennen, woran ihr hängt.
Durch die Gnade Gottes erhaltet ihr eine innere Verbindung. Ihr seht das Licht
Gottes in euch und hört den Tonstrom. Wenn ihr ihm eure ganze Aufmerksamkeit
zuwendet, wird er euch magnetisch nach oben ziehen. Selbst wer eine innere
Verbindung mit dem Herrn erhalten hat, wird sie verlieren, wenn er nicht
Selbstbeherrschung übt. Nur wenn ihr euch selbst beherrscht, könnt ihr eure
Aufmerksamkeit lenken, wohin immer ihr wollt. Das
erste ist also, daß die Wahrheit über allem steht – aber ein wahres Leben steht
noch über der Wahrheit. ein ethisches Leben ist das Sprungbrett zur
Spiritualität. Bleibt, wo ihr jetzt seid. Ihr müßt selbst beurteilen, wo ihr
vorher wart und wo ihr jetzt steht. Ihr werdet finden, daß einige Initiierte,
die Fortschritte machten, aber ihre Tagebücher zur Selbstprüfung nicht führen,
ihre Übungen fallen lassen und sich an äußere Dinge binden. Sie machen keine
Fortschritte mehr, aber in den Augen anderer sind sie sehr fromm. Sie sind
weder zu sich selbst noch zu Gott in sich wahr. Was ergibt sich daraus? Ein
solcher Mensch weint innerlich, aber in den Augen anderer ist er ein sehr guter
Mensch. Doch Gott in uns sieht, was er ist. wir sollten ein Leben der
Selbstbeherrschung und des guten Charakters führen. Wir sollten Gott lieben und
um seine Liebe willen alle anderen lieben. Wenn ihr den Herrn vergeßt, dann
seid ihr gebunden. Ihr werdet dahin gehen, wo ihr gebunden seid. jetzt
seht ihr, wie wichtig es ist, sich selbst zu beherrschen. Gebraucht alles nach
Belieben. Im Augenblick werdet ihr noch unwiderstehlich von äußeren Dingen
angezogen. Ihr müßt ganz losgelöst in der Welt leben. Wenn ihr eine eurer
Kräfte gebrauchen wollt, dann tut es. Wenn nicht, dann laßt es. Jetzt seid ihr
noch nicht so weit. Daher erhaltet ihr eine Verbindung mit dem Licht und dem
Tonstrom in euch. Wenn ihr dort mehr Seligkeit erfahrt, werden eure äußeren
Bindungen durchtrennt. Dann lebt ihr anscheinend in der Welt, aber seid nicht
an sie gebunden. Ihr macht nur den besten Gebrauch von ihr, gerade wie ein
Mann, der in einen Garten geht: er erfreut sich daran und geht und kommt, wann er
will. Ähnlich ist es wichtig, daß ihr ein Herz habt, das an Gott und nicht an
die Welt gebunden ist. Wenn ihr Gift einnehmt, wird euch übel. Hört also damit
auf, um den Entgiftungsprozeß zu ermöglichen. Es hat keinen Sinn, zu jammern
und sich dabei weiter zu vergiften. was sollen wir also tun? Wir vergiften uns
durch die nach außen fließenden Energien. Durch die Augen, Ohren, Zunge, Nase
und Tastsinn nehmen wir äußere Eindrücke in uns auf. Deshalb müssen wir
Selbstbeherrschung üben. Nur ein solcher Mensch kann von Tag zu Tag
fortschreiten, durch Regelmäßigkeit und Selbstprüfung. Das ist sehr wichtig.
Gerade eure Seele, deren äußerer Ausdruck Aufmerksamkeit oder Surat ist, macht
es euch unmöglich, im Innern zu sehen, wenn sie am Äußeren hängt. Während ich hier
sitze, kann ich nicht sehen, was hinter mir vorgeht. Wenn ich den Meister vor
mir gerne anschaue, würde ich es nicht wagen, mich umzudrehen – es würde mir
nicht einmal einfallen. Wenn ich mein Gesicht nicht von dieser Seite abwende,
um auf die andere Seite zu schauen, kann ich nicht sehen, was dort vorgeht. Nur
wenn wir unsere Aufmerksamkeit nach innen wenden, können wir sehen. Er ist
schon dort und wartet auf uns. Wer
initiiert wird, erhält ein Anfangskapital. Er muß es durch regelmäßige Übungen,
Selbstprüfung und Selbstbeherrschung von Tag zu Tag immer weiter entwickeln.
Dann werdet ihr große Seligkeit erfahren, noch während ihr in der Welt seid –
aber nicht mehr an ihr hängen. Wir sollten also sehen, wo wir jetzt sind und wo
wir früher waren, wo wir vor zwei Jahren oder vor einem Jahr standen.
Gewöhnlich stellen wir fest, daß wir damals besser dastanden als jetzt. Warum?
Weil wir fortschreiten sollten. Deshalb müssen wir zu uns selbst wahr sein.
Gott ist in euch. Der Guru oder die Meisterkraft ist in euch. Er wartet auf
euch, aber ihr hängt am Äußeren fest. Das heißt nicht, daß ihr die Welt
verlassen und in den Himalaya gehen sollt. Wir müssen im Wasser schwimmen
lernen, nicht auf dem Trockenen und nicht nur durch intellektuelles Ringen. Es
ist ein Training, für das ihr etwas erhaltet, um damit in euch zu beginnen. Es
ist wie die Nadel eines Kompasses, die immer nach Norden weist. Ihr müßt das
tun, während ihr eure Aufgabe in der Welt erfüllt. Ein wahrer Meister rät euch
nicht, die Welt zu verlassen, sondern in ihr zu bleiben und doch nicht von ihr
zu sein. ein Boot bleibt im Wasser und ihr könnt in ihm rudern, aber gebt acht,
daß das Wasser nicht ins Boot dringt, sonst ertrinkt ihr. Wenn die äußeren
Eindrücke euch innen überfluten, werdet ihr im Wasser der Welt ertrinken und
immer wieder zurückkommen müssen. Aus
diesem Grund erhält der Initiierte etwas, mit dem er in sich beginnen kann.
Dort werdet ihr euch binden, wenn ihr regelmäßig übt. Ihr werdet in der Welt
und doch nicht von ihr sein. dafür müßt ihr zu euch selbst ehrlich sein. Das
müssen wir vor allem lernen. Wenn ihr auf diese Weise weitermacht, schreitet
ihr von Tag zu Tag fort. Sonst wird euch sogar das wieder genommen, was ihr
schon hattet, würde ich sagen. Unser Meister gab uns oft das Beispiel von dem
Vater, der seinen Kindern etwas schenkte, um ihnen damit eine Freude zu machen
und sie es auf beste Weise nutzen zu lassen. Einem
gab er zwanzig Rupien, dem zweiten zehn und dem dritten fünf. Das Kind mit den
zwanzig Rupien machte vierzig daraus, das zweite mit den zehn Rupien machte
daraus zwanzig, während das dritte Kind, dem er fünf gegeben hatte, sie einfach
behielt und nichts damit anfing. So gibt der Meister dem, der zu den
<Rupien, die er bekommen hat, noch zwanzig dazuverdient, noch etwas extra.
Wer vom Meister etwas erhalten hat und es nur behält, dem bleibt das, was er
bekommen hat, aber es wird auch nicht mehr. Und was tun wir gewöhnlich? Wir
erhalten ein Anfangskapital und verzetteln es, indem wir uns an die äußere Welt
hängen. Der Vater freut sich über das Kind, das den besten Gebrauch von seiner
Gabe macht. Wenn es zu einem guten und verläßlichen Menschen heranwächst, wird
es mehr und mehr erhalten. Manche Leute sagen: „Früher standen wir sehr gut da
– aber jetzt nicht.“ Und warum nicht? wir haben Bettler aus uns gemacht. Wir
müssen uns also in acht nehmen. Selbstprüfung ist äußerst notwendig. Wer sie
nicht einhält, dessen Kapital wird dahinschwinden. |