30 Wie man Empfänglichkeit
entwickelt – II Wenn
ihr eine Ausbildung wollt, müßt ihr in jedem Fall auf eine Schule oder
Universität gehen. Wenn ihr Medikamente braucht, geht ihr zum Arzt. Ähnlich
geht ihr in ein Bekleidungsgeschäft, wenn ihr Kleidung wollt. Und wenn ihr Gott
finden wollt, müßt ihr zu einem wahren Heiligen oder Meister gehen. Was ist ein
Meister? Er ist das fleischgewordene Wort, das unter uns wohnt. Gott ist
überall, aber im Meister ist er offenbart. Die Gemeinschaft mit Sat wird
Satsang genannt. Sat ist unwandelbare Dauer. Es ist ewig seiend. Wenn sich
unsere Seele durch den Prozeß der Selbstanalyse von Gemüt, Materie und den
Sinnen befreit, erkennt sie die kontrollierende Kraft, die bereits in uns ist
und uns im Körper überwacht. Diese beherrschende Kraft oder Gott ist in jedem
von uns. Aber unsere Seelen haben sich mit Gemüt und Sinnen so sehr
identifiziert, daß wir uns selbst und die Überseele oder Gott vergessen haben.
Doch eine Seele, die sich durch Selbstanalyse und Erheben über das Körperbewußtsein
selbst erkannt hat, sieht Gott, so wie ich euch sehe und ihr mich. Solch ein
Mensch wird Meister oder Heiliger genannt.
Wo immer er sitzt, da ist eine Ausstrahlung. Sie dringt aus jeder Pore
seines Körpers, aber offenbart sich besonders durch seine Augen. Die Augen sind
die Fenster der Seele. Seine Seele ist von der Liebe zu Gott berauscht und wenn
ihr in seine Augen schaut, nehmt ihr diese Ausstrahlung auf. Wenn
ihr die Gemeinschaft mit einem Heiligen wirklich nutzen wollt, müßt ihr rein sein.
Wenn ihr zu einem Meister geht, solltet ihr alles vergessen. Vergeßt, was um
euch ist und wer neben euch sitzt. Richtet eure ganze Aufmerksamkeit auf die
Augen des Meisters, in denen seine Seele strahlt. Ihr müßt empfänglich werden,
wenn ihr den vollen Nutzen aus der Gemeinschaft mit einem Heiligen ziehen
wollt. Jene, die dem Meister nahe kommen und ihre Gedanken von einem zum
anderen schweifen und fortwährend kleine Wellen auf dem See ihres Gemüts
entstehen lassen, können keine Empfänglichkeit entwickeln. Sie können nicht den
vollen Segen von der Ausstrahlung des Meisters haben, die von seinem ganzen
Körper und besonders von den Augen ausgeht. Selbst Tausende von Kilometern
entfernt könnt ihr diesen Segen erhalten. Im Radio hört ihr über weite Entfernung,
was jemand sagt. Durch das Fernsehen seht ihr auch, wer spricht. Das Wort ist
überall. Wort oder Naam oder Shabd – das ist ein und dasselbe. Die Schwingung
eines Menschen, in dem sich das Wort offenbart, breitet sich über die ganze
Welt aus. Wer Gemüt und Intellekt zur Ruhe bringt, wird empfänglich und ist
wirklich gesegnet. Kabir sagt: „Wenn der Meister Tausende von Kilometern
jenseits des Meeres lebt und der Schüler diesseits, so braucht er nur seine Aufmerksamkeit auf den Meister zu
richten.“ Das Wort ist überall, ihr braucht nur empfänglich zu werden. Wenn ihr
empfänglich werdet, wird euch der volle Segen des Satsangs zuteil. Wenn ihr
also Gott finden wollt, dann geht zu einem Meister. Laßt nichts zwischen euch
und dem Meister stehen, nicht einmal seinen Körper. Wenn ihr euch mit eurer
ganzen Aufmerksamkeit in die Augen des Meisters vertieft, werdet ihr seine
ganze Ausstrahlung aufnehmen und beseligende Berauschung erfahren. das ist der
einfachste und schnellste Weg, den besten Nutzen aus der Gemeinschaft mit einem
Heiligen zu ziehen. Wenn ihr empfänglich werdet, erhaltet ihr eine höhere
Berauschung. Ihr werdet die Welt vergessen. Wenn ihr empfänglich werdet, gibt
euch das Jenseits eine weitaus größere Freude und Seligkeit als die äußeren
Dinge. Wir sind bewußte Wesen und sollten für das Wort oder Naam, das sich als
Licht und Ton offenbart, empfänglich werden oder uns damit verbinden. Je mehr
ihr euch mit dem Wort oder Naam verbindet, desto mehr Seligkeit und Berauschung
werdet ihr, verglichen mit irgend etwas Äußerem, erfahren. das Gemüt wird
ruhig. Die
Upanishaden sagen: „Was ist das, durch dessen Erhalt du nichts anderes mehr
brauchst?“ Es ist die Verbindung mit dem Licht und dem Tonstrom des
fleischgewordenes Wortes. Die Gemeinschaft mit einem, der das fleischgewordene
Wort ist, wird also Satsang genannt. Dort könnt ihr die Ausstrahlung Gottes
erfahren – selbst über Tausende von Kilometern hinweg, wenn ihr empfänglich
werdet. Deshalb sagt Maulana Rumi: „Auch wenn ihr nur zwanzig Minuten bei einem
Heiligen sein könnt, so gibt euch diese kurze Zeit weitaus mehr als
Jahrtausende ehrlicher Bußübungen.“ Wenn das Feuer brennt, setzt euch dazu.
Wenn das Feuer auflodert, wird alles verbrannt (das heißt, es ist weit
wirksamer und einfacher, unsere Sünden durch die Gemeinschaft mit dem Meister
wegbrennen zu lassen als durch Bußübungen). Wenn sich das Wort irgendwo
offenbart und ihr dafür empfänglich werdet, kommt euer Gemüt zur Ruhe. Dann
könnt ihr euch selbst und auch Gott in ihm widerspiegeln. Das einzige, was
zwischen Gott und euch selbst, ist das Gemüt. Ihr braucht nichts äußeres in
euch aufzunehmen. er ist bereits in euch. Wenn die stürmische wogen des Gemüts
geglättet sind, könnt ihr euer wahres Gesicht darin sehen. versteht ihr nun,
wie ihr den vollen Nutzen aus der Gemeinschaft mit dem Meister ziehen könnt? Gott
findet man weder in Büchern, da sie nur von ihm berichten, noch in den
steinernen Tempeln von Menschenhand. Dort versammeln wir uns nur, um zu Gott zu
beten oder ihm für alles zu danken, was er uns gegeben hat. Er wohnt in euch.
Der Körper ist der wahre Tempel Gottes. Wenn ihr das verstanden habt, wo sucht
ihr Ihn dann wohl? Zuerst in euch selbst. Zieht euch von außen zurück und
erhebt euch zum Sitz der Seele hinter den Augen. Wenn ihr euch dort konzentriert,
wird euer inneres Auge geöffnet und ihr seht Gott in euch. Aber ihr könnt seine
Ausstrahlung auch dort erhalten, wo er bereits offenbart ist. wenn ihr nur
kurze Zeit bei einem menschlichen Körper seid, in dem sich Gott offenbart,
werdet ihr schneller fortschreiten. Deshalb wird in allen heiligen Schriften
mit so großer Hochachtung vom Satsang oder der Gemeinschaft mit einem Heiligen
gesprochen. Durch diese Ausstrahlung wird eure Entwicklung beschleunigt. Die
gleiche Gotteskraft ist in euch, aber sie schläft noch. Sie wird bei der
Initiation erweckt und erhält dann durch die Ausstrahlung des Meisters weiteren
Auftrieb. Deshalb heißt es: „Wenn ein gefühlvoller Blick eines Heiligen in eure
Seele strahlt, erhebt er euch zu eurem Selbst, und ihr seht das Licht Gottes in
euch.“ ein einziger gnadeverströmender Blick des Meisters genügt. Er gibt uns
Auftrieb. Das ist gemeint, wenn es heißt: „Je mehr ihr in der Gemeinschaft
eines Heiligen seid, um so besser für euch.“ Je empfänglicher ihr werdet, indem
ihr ihm nahe seid, um so gesegneter werdet ihr sein. Nur zu kommen und wieder
zu gehen ist nicht genug. Erst die Empfänglichkeit gibt euch wesentlichen
Gewinn. Je mehr Zeit in der Gemeinschaft eines Heiligen verbringt, desto besser ist es. Selbst wenn
ihr nicht direkt bei ihm seid, könnt ihr, wenn ihr Empfänglichkeit entwickelt,
auch sehr weit weg in eurer Wohnung, durch ihn gesegnet sein. Diese
Empfänglichkeit entsteht nur, wenn sich nichts mehr zwischen euch und dem
Meister befindet, auch wenn ihr Tausende von Kilometern entfernt seid. Nichts
sollte zwischen euch und dem Meister stehen, weder weltliche Dinge noch euer
Körper oder Gemüt. Setzt euch in liebevollem Gedenken nieder, und ihr werdet
Empfänglichkeit entwickeln. Natürlich darf man den Wert der direkten
Gemeinschaft mit dem Meister nicht unterschätzen. Je empfänglicher ihr ihm
gegenüber werdet, desto mehr werdet ihr von ihm haben; und diese
Empfänglichkeit könnt ihr auch entwickeln, wenn ihr von ihm weit entfernt seid.
Nur wenn ihr sie entwickelt habt, könnt ihr auch aus der Ferne Nutzen ziehen.
Wenn ihr ihn von Angesicht zu Angesicht seht, nehmt ihr die Ausstrahlung direkt
auf und das gibt euch natürlich Kraft. Wenn ihr Empfänglichkeit entwickelt,
dann könnt ihr sie auch Tausende von Kilometern hinweg erhalten. Wenn
jemand um Initiation bittet, gebe ich einfach die Erlaubnis und weise den
Repräsentanten an: „Gut, laß ihn meditieren.“ wem diese Meditation gewährt
wird, der erhält die gleiche Erfahrung wie in direktem Kontakt. das bewirkt
Shabd oder das Wort, das überall ist. Ich denke nun, daß ihr euch darüber im
klaren seid, daß ihr größeren Nutzen haben könnt, wenn ihr empfänglich werdet.
Je mehr Zeit ihr direkt mit ihm verbunden seid, desto besser. Wenn nicht – weil
das nicht vierundzwanzig Stunden am Tag möglich ist – entwickelt
Empfänglichkeit durch Meditation bei euch zu Hause. Wenn sie entwickelt ist, dann erfreut ihr euch an ihm, wohin ihr
auch geht. Das Wort durchdringt alles. Es vibriert im ganzen Universum und ist
besonders im fleischgewordenen Wort konzentriert. Eine Schwingung, die von ihm
ausgeht, setzt sich durch das ganze Universum fort. Ihr müßt nur dafür
empfänglich werden – das ist alles. Dann spielt es auch keine Rolle, ob jemand
hier sitzt oder weit entfernt ist. Es ist nur eine Sache der Aufmerksamkeit
oder Empfänglichkeit für das Wort oder Shabd, das alles durchdringt. Wo es sich
offenbart, von dort strahlt es aus, und diese Schwingung durchdringt die ganze
Welt. Wißt ihr jetzt, was der Meister wirklich ist? Von solchen Meistern sprechen
alle Schriften. |