34 Wie können wir dem Meister
gefallen? Wen
ihr dem Meister oder dem Guru gefallt, könnt ihr sicher sein, daß auch Gott an
euch Gefallen findet, denn er ist in ihm offenbart. Wenn aber der Meister im
Grunde seines Herzens mit euch nicht zufrieden ist, wer kann sich dann für euch
bei ihm verwenden? Ist Gott mit euch unzufrieden, gibt es einen Weg, einen Ort,
wohin ihr euch wenden könnt. Das ist der Gott im Menschen, der Ort, an dem sich
Gott offenbart. Wenn aber der Gott im Menschen keinen Gefallen an euch findet,
dann könnt ihr euch nirgends mehr hinwenden. Woran können wir erkennen, ob wir
den Meister oder den Guru wirklich lieben? Selbst wenn der Meister mit uns
unzufrieden ist und uns beschimpft, sollte unsere Liebe zu ihm nicht wanken –
nicht im geringsten. Dann vermögen wir unsere Liebe zu erkennen. Selbst wenn er
euch tadelt oder beschimpft (was er natürlich nicht tun wird), liebt ihr ihn
dennoch und fühlt euch zu ihm hingezogen. Manchmal sagt ein Kind zu seiner
Mutter etwas Ungehöriges, aber auch dann nimmt es ihm die Mutter nicht übel. Nun
erhebt sich die Frage, wie können wir dem Meister gefallen? Es gibt zwei Wege
und der erste ist, all die Eigenschaften, die sich in seinem Leben zeigen, auf
unser eigenes Leben zu übertragen. Wir sollten ihm nacheifern und gemäß den
Eigenschaften leben, die wir in ihm sehen. Seine Eigenschaften sind die Gottes
in kleinem Maßstab. Gott verleiht sie allen, die er erschaffen hat, denn der
Schöpfer liebt natürlich seine Schöpfung. So liebt der Guru seine Schüler, denn
er hat ihnen auf dem inneren Weg zur Geburt verholfen. Wie er uns liebt, so
sollten wir alle lieben. Er läßt niemanden leiden und ihr solltet es auch
nicht. Ihr müßt mit anderen teilen. das sind einige der Eigenschaften des
Meisters, die auch die Eigenschaften Gottes sind, die sich im Meister
widerspiegeln. Der zweite Weg ist, einfach streng, wortwörtlich nach dem zu
leben, was er sagt. ich gab euch das Beispiel der fünf Pandava- Prinzen, die
man zur Ausbildung zu einem Guru schickte. Als erste Lektion sollten sie
lernen, immer die Wahrheit zu sagen. Er wies sie an, sich das einzuprägen. Sie
gingen weg und kamen bis auf einen am nächsten Tag wieder. Der Lehrer fragte
die vier Pandavas, wo denn der fünfte sei; und sie sagten, er sei noch dabei,
sich die ihm aufgetragene Lektion einzuprägen. Eine Woche verging, bevor er
auftauchte; und dann sagte er: „Guruji, ich habe jetzt gelernt, was du mir
aufgetragen hast, nämlich die Wahrheit zu sagen, immer ehrlich zu sein.“ Die
anderen verlachten ihn und sagten: „Guruji, wir haben diese wenigen Worte
sofort behalten, als du sie uns sagtest, während er eine Woche brauchte, um sie
sich einzuprägen.“ Der Guru erklärte dann die wahre Bedeutung dieser Lektion
und ließ die vier Pandavas versprechen, nicht zu lügen. Lebt also nach dem, was
der Meister auch immer sagt. Schreibt es in euer Leben ein. Ein
Pandit namens Guru Dutt war Schüler von Swami Dayanand, dem Gründer des Arya
Samaj. Jemand sagte zu ihm, er solle die Lebensgeschichte seines Guru
niederschreiben. „Gut“, sagte er, „ich werde sie schreiben.“ Zwei, drei Monate
vergingen; und sie fragten ihn, was er täte. Er sagte: „Ich schreibe.“ Es
vergingen sechs Monate, es verging ein Jahr, und sie wollten wissen, wie weit
er sei. Er antwortete: „Oh, ich schreibe ununterbrochen.“ Zwei weitere Jahre
vergingen und sie fragten ihn wieder, wieviel er geschrieben habe. Er sagte:
„Oh, ich schreibe ohne eine Pause.“ Wie schreibt man das Leben eines Meisters
nieder? In dem man die Tugenden des Meisters im eigenen Leben entwickelt. was
immer wir sagen – es muß liebevoll sein. Freundliche Worte voller
Bescheidenheit kosten nichts. wenn ihr das in eurem Leben verwirklicht, glaube
ich, daß sich neunzig Prozent eurer Schwierigkeiten vermeiden lassen. Wir
müssen also nach dem leben, was der Meister sagt – und zwar wortwörtlich. Das
ist ein Weg, um den Meister oder den Guru zu erfreuen. Der andere ist, seine
Tugenden auf euer Leben zu übertragen. Manchmal muß der Meister den Schüler
erziehen, um aus ihm einen Menschen zu machen. Manchmal muß er ihn ermuntern,
indem er sagt: „Gut, du warst seht tüchtig und hast dein Bestes getan – ich bin
zufrieden.“ Ein andermal muß er sagen, daß der Schüler etwas falsch gemacht hat
und dem Meister keine Aufmerksamkeit schenkt. Für einen, der den Meister liebt,
ist es schlimmer als der Tod, nicht auf das zu achten, was der Meister sagt.
Ein kleines Wort der Ermutigung vom Meister gibt seiner Seele großen inneren
Auftrieb. Der Meister hat verschiedene Methoden, um aus dem Schüler einen
Menschen zu machen, aber gewöhnlich verstehen ihn die Leute nicht. Ihr
solltet also versuchen, das Leben des Meisters in euer Leben zu übertragen und
seine guten Eigenschaften anzunehmen und auch nach dem zu leben, was er sagt.
Der beste Weg, ein Gefäß aller Tugenden zu werden ist, liebevoll mit
freundlichen Worten voller Bescheidenheit zu sprechen. Der Meister muß das Herz
des Schülers reinigen – das geht nicht an einem Tag, sondern braucht seine
Zeit. Nur gewaschene Kleider kommen in den Schrank – nicht die schmutzigen. Der
Meister liebt den Schüler wie die Mutter ihr Kind. Was tut die Mutter, wenn das
Kind schmutzig ist? Sie wäscht es liebevoll und drückt es dann an die Brust.
Liebt also den Sünder, aber haßt die Sünde. Bringt keinen Haß zum Ausdruck,
sondern redet mit liebevollen Worten voller Bescheidenheit. Damit können wir
die Zuneigung des Meisters gewinnen. Ihr solltet nach dem leben, was er sagt,
selbst wenn es euch das Leben kostet. Dieses Kriterium zeigt euch, wie ihr dem
Meister gefallen könnt. Wenn er zufrieden ist, ist Gott in ihm zufrieden und
Gott selbst ist es auch. Wahre
Liebe zum Meister läßt sich zuerst daran erkennen, daß sie niemals ins Wanken
gerät. Auch nicht, wenn er euch haßt und beschimpft – Gott behüte, er wird es
nie tun – aber selbst wenn es geschehen sollte, darf das eure Liebe zu ihm
nicht erschüttern. Es kann sein, daß er euch eine Zeitlang nicht erlaubt, ihm
nahezukommen – ich spreche aus eigener Erfahrung – wegen irgendeiner Propaganda
oder aus anderen Gründen – dann müßt ihr ihm trotzdem zugeneigt sein und ihn
lieben. Das ist das höchste Kennzeichen der Verwandlung eines Menschen, der nun
sagen kann: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“
Zum zweiten solltet ihr versuchen, all
seine Eigenschaften in euer eigenes Leben zu übertragen und nach ihnen zu
leben. Und drittens – lebt genau nach dem, was er euch sagt, wortwörtlich, ohne
Rücksicht darauf, was euer Gemüt sagt oder euer Herz verlangt. Einmal war es
meine Aufgabe, am Sonntag in Lahore Satsangs zu halten. dabei besuchte ich
meinen Meister, der in Beas lebte, und kam dort gegen zwölf Uhr nachts an. Ich
hatte das große Glück, daß ich meinen Meister zu jeder Zeit sehen durfte. Er
wohnte im zweiten Stock; und ich ging hinauf, um ihn zu sehen. Es wurde sehr
spät und ich überlegte schon, ob ich bei meinem Meister bleiben und jemand
anderen beauftragen könnte, den Satsang zu halten. Es wurde Zeit für mich, nach
Lahore aufzubrechen, und der Meister sagte: „Sollst du nicht Satsang in Lahore
halten?“ „Doch“, erwiderte ich. „Gut, dann geh‘!“ So nahm ich natürlich den Zug
nach Lahore und hielt Satsang. Ich habe euch nun auf drei Dinge hingewiesen,
die euch zeigen, ob ihr den Meister wirklich liebt. Er ist die Wohnstatt aller
guten Eigenschaften. Alle Eigenschaften Gottes widerspiegeln sich im Meister.
Lebt nach ihnen, übertragt sie in euer Leben und lebt genau und wortwörtlich
nach dem, was er sagt. Achtet seine Worte mehr als seinen Körper. Wenn ein
Vater vier oder fünf Kinder hat und eines davon handelt ganz nach seinem Willen
und zu seiner Freude und bittet ihn um nichts, während die anderen dies und
jenes wollen und ihm nicht gehorchen – wen wird der Vater wohl lieben? Also
bemüht euch, dem Meister zu gefallen, indem ihr so lebt, wie ich euch sagte.
Eignet euch die Eigenschaften an, die ihr in seinem Leben seht und schreibt sie
ein in euer Leben, nicht auf Papier. Ich
gab euch das Beispiel von Pandit Guru Dutt, einem Schüler von Swami Dayanand,
dem Gründer des Arya Samaj. Als ihn einige Leute aufforderten, die
Lebensgeschichte von Swami Dayanand niederzuschreiben, antwortete er, daß er es
tun wolle. Zwei, drei Monate vergingen, ein Jahr verging. Sie fragten, wie weit
er sei. „Nun, ich schreibe“, sagte er. Zwei oder drei Jahre vergingen und sie
fragten ihn, wie weit er damit gekommen sei. Er antwortete: „Ich schreibe
ununterbrochen.“ „Oh, was hast du denn eigentlich geschrieben?“ fragten sie
ihn. Die Lebensgeschichte des Meisters zu schreiben, bedeutet einfach, sein
Leben auf euer Leben zu übertragen. Ich schreibe in mein eigenes Leben. Solche
Schüler wirken Wunder, weil Gott in Ihm ist. Heute
habt ihr also drei Dinge erfahren: als erstes, wie ihr zu erkennen vermögt, ob
ihr den Meister wirklich liebt. Selbst wenn er euch beschimpft, werdet ihr von
ihm angezogen. Das zweite ist, jene Eigenschaften Gottes, die sich in ihm
widerspiegeln, in euer eigenes Leben zu übernehmen. Das sind Einfachheit und
freundliche Worte voller Bescheidenheit. Das dritte, genau nach dem zu leben,
was der Meister sagt – ohne Rücksicht auf das eigene Leben. Wenn ihr alles dem
Meister überlaßt, muß sich der Meister um sein Kind kümmern. Das sind die drei
Dinge, die ich euch heute erklärt habe. Diese Dinge werden in den Büchern nicht
einmal kurz erklärt und schon gar nicht so ausführlich wie bei diesen
morgendlichen Gesprächen. Wenn ihr die Zuneigung des Meisters gewinnen wollt,
dann lebt nach dem, was er sagt. Denkt daran, daß er euch nie verlassen wird!
Christus hat gesagt: „Ich werde euch nicht verlassen noch versäumen bis zum
Ende der Welt.“ Der Meister verläßt den Schüler nie. Wie könnte er es auch – er
ist ja Gott in ihm. Wir sind von ihm geschaffen. Ihr seid Gott in euch und
Mikrogötter. Der Meister versucht, den Gott, der in ihm ist, in euch zu
offenbaren, indem er euch dazu bewegt, genau nach dem zu leben, was er sagt, und
euch bittet, sein Leben nachzuleben. Das sind die wichtigsten Dinge, die wir
verstehen und nach denen wir leben müssen. |