5 Was der Meister
für den Schüler tut
Der Meister gewährt jenen, die ihm nachfolgen, Hilfe
und Schutz – genau wie eine Mutter, die sich um das Wohl ihres Kindes kümmert.
Sie wäscht seinen Körper, der voll Schmutz ist. Sie füttert es und achtet
darauf, da0 es weder unter Kälte noch unter Hitze zu leiden hat. Sie opfert
ihre eigene Bequemlichkeit, um es aufzuziehen. Und doch weiß das Kind nicht,
was die Mutter für es tut. Schon während der Schwangerschaft achtet sie darauf,
daß ihm nichts zustößt. Ähnlich umsorgt wie ein Kind werden jene, die der
Meister unter seine Obhut nimmt. Der Schüler läßt sich nicht träumen, wieviel
der Meister für ihn tut – aber der Meister zeigt das nicht. Er sorgt für ihn
auf jede Weise – für sein Wohlergehen, seine Nahrung und seine Entwicklung. Er
sorgt auch für das äußere Wohl seiner Kinder; sie erhalten jede Hilfe. Sogar um
die Auswirkungen früherer Handlungen kümmert er sich: ein Nadelstich für den
Galgen – so groß sind die Zugeständnisse. Es ist also ein großer Segen, einen lebenden
Meister zu haben. Wie eine Mutter alle Bequemlichkeit für ihr Kind opfert, so
opfert der Meister alles für seine Kinder. Selbst wenn das Kind größer wird und
ungezogen ist, läßt es die Mutter nicht hungern. So wird jedem, der zum Meister
kommt, großer Segen zuteil. Auch wenn der Schüler falsche Wege geht, hört der
Meister nicht auf, für ihn zu sorgen, genau wie der verlorene Sohn nie vom
Vater vergessen wurde. Der Schüler mag den Meister verlassen, doch der Meister
verläßt ihn niemals. Er erfüllt jene, die ihm nachfolgen, mit seinem eigenen
Denken, mit seinem eigenen Leben. Wenn also das Kind an ihn denkt, so ist es
doch der Meister, der uns erst liebt und zuerst an uns denkt. Wenn wir an ihn
denken, denkt er an uns mit ganzem Herzen und ganzer Seele. Er sorgt immer für
das Wohl derer, die ihm nachfolgen. Er ist nicht der Körper. Er ist das
personifizierte Wort, das Wort, das Fleisch geworden ist. Er ist überall. Wir
müssen uns nur nach innen wenden und sehen, was er für uns tut. Selbst wenn wir
nicht nach innen gehen können, sorgt er für uns. Die weltlichen Menschen bleiben nur solange bei uns,
wie es ihren Zwecken dient. Wenn sie ihr Ziel erreicht haben, verlassen sie
uns. Geraten wir in Not, sind krank oder mittellos geworden, lassen uns die
Menschen manchmal im Stich; nur der Meister verläßt uns nicht. Wer seinen
Eltern sehr ergeben ist, wird sich um ihr Wohlergehen kümmern, aber in der
Todesstunde kann er ihnen mehr helfen. Dann können wir nur noch beten, daß Gott
sich ihrer Seele annehmen möge. Aber der Meister verläßt uns nicht. Sogar an
diesem Tag geht er mit uns. Deshalb solltet ihr euch zu Füßen eines solchen
Meisters begeben, der mit dem Hier und dem danach vertraut ist und euch hier
und im Jenseits helfen kann. Ich dachte gerade an einen Mann, der hier im Dorf
wohnt. Er ist Landwirt, ein Bauer. Er hatte Melonen angebaut, die nun reif
waren, und wollte sie gerade ernten und für den Markt fertig machen; doch da es
schon dunkel wurde, entschloß er sich, diese Arbeit auf den nächsten Tag zu
verschieben. Er sagte sich: „Dies gehört alles dem Meister – ich brauche mir
keine Sorgen zu machen.“ In dieser Nacht kamen fünf oder sechs Diebe. Sie
schnitten die Früchte ab und trugen sie an einen Platz konnten sie aber nicht
mehr abtransportieren. Was geschah? Fünf oder sechs Gestalten erschienen mit
Stöcken in der Hand und verprügelten sie nacheinander, bis alle davonliefen. Am
nächsten Morgen sah der Besitzer des Feldes, daß die Melonen zum Abtransport
bereit lagen und wunderte sich darüber. Nach vier oder fünf Tagen kamen diese
Diebe, die bis dahin mit Fieber im Bett gelegen hatten, zu dem Bauern und
wollten wissen, warum ihre Untat mißlungen war. Sie sagten: „Verzeih uns bitte,
wir sind die Diebe.“ Der Bauer aber sagte: „Ich habe nichts zu verzeihen, das ist
Sache meines Meisters.“ Der Meister sorgt auf jede Weise für das Wohl derer,
die ihm nachfolgen – außen und innen. Ein wahrer Schüler wird die strahlende
Form des Meisters sehen, die euch auf den höheren Ebenen leiten wird. Wenn
irgend etwas zur Begleichung auf uns zukommt, sagt er: „Gut, ich kümmere mich
darum.“ Der Schüler wird von dem Tag an, da er zu Füßen des Meisters gelangt,
all seine taten begleichen. Daher ist es ein großer Segen, einen lebenden
Meister zu haben. Wer einen Meister hat, ist besser dran als die , die keinen
Meister haben. Ameisen können Eisen nicht fressen, auch wenn es rostig ist,
wohl aber gewöhnliches Holz. So brauchen solche Menschen, die zum Meister
gekommen sind, nicht in die Hölle zu gehen. Das ist gar nicht möglich. Es kann sein,
daß sie als Mensch zurückkommen werden, weil die in sie gesäte Saat nur in
einem menschlichen Körper aufgehen kann; auf eine niedrigere Stufe müssen sie
aber nicht zurück. Aber warum sollte einer überhaupt wiedergeboren werden, wenn
er in diesem Leben dafür sorgt, das die Saat aufgeht? Deshalb ist es ein großer
Segen, einen lebenden Meister zu haben. Er leitet euch hier und im Jenseits. Er
wickelt die Folgen vergangenen Karmas ab, und deswegen müßt ihr zu einem
Meister gehen. Die Meister sind sehr offen. Sie sagen: „Welchen Sinn soll es
haben, zu einem Meister zu gehen, wenn man doch alle Auswirkungen der
Vergangenheit zu erdulden hat!“ Aber wenn man sich zu Füßen eines Löwen begibt,
ist man dann nicht in Sicherheit, wenn die Schakale kommen und heulen? Deshalb
lautet unser Thema heute: „Der Meister sorgt für seine Schüler – hier und auch
im Jenseits.“ Er weicht nicht, bis er die Seele zu den Füßen des Sat Purush
gebracht hat. Der Schüler mag ihn verlassen, aber er wird den Schüler niemals
verlassen. In einigen Briefen an meinen Meister stand: „Wir wollen Dich jetzt
verlassen.“ Der Meister sagte: „Ihr mögt mich verlassen, aber ich kann euch
nicht verlassen.“ Ich bekam auch ein oder zwei derartige Briefe. Ich schrieb
zurück: „Du magst mich verlassen – meine Gemeinschaft mit dir wird weiter
bestehen.“ Ihr seht also, welch großer Segen es ist, zu den
Füßen eines lebenden Meisters zu kommen – zu Gott in ihm natürlich. Wie
begünstigt ihr seid! Durch eure Meditation entwickelt ihr eure Liebe zu ihm,
die schon in euch ist – selbstverständlich durch seine Gnade. Er liebt uns
zuerst – unsere Liebe ist nur die Erwiderung. Dann braucht ihr nicht mehr in
die Welt zurückkehren. Warum auch? Wofür? Wenn ihr lernt, ins Jenseits
hinüberzugehen, sorgt er dort für euch, bis er euch zu den Füßen des Sat Purush
gebracht hat. Das steht auch in Büchern. Maulana Rumi sagte: Begebt euch zu den
Füßen eines Meisters, der das Hier und das Jenseits kennt, der euch Hilfe und
Schutz in der physischen Welt gibt und auch, wenn ihr ins Jenseits geht. Alle
anderen werden euch verlassen, aber er wird euch nicht verlassen.“ was ist nun unsere Pflicht? Haltet einfach seine
Gebote – wenn ihr ihn liebt. Nun, er liebt euch gewiß. Eure Liebe ist die
Erwiderung. Er wird euch mehr lieben, wenn ihr
seine Gebote befolgt. Er möchte, daß ihr rein seid. Begleicht eure
Rechnungen, indem ihr das Pralabdh- Karma auf euch nehmt. Er rührt dieses Karma
nicht an. Sonst würde ein Mensch unmittelbar bei der Initiation sterben.
Spirituelle Taten stecken den Bereich ab, in dem ihr wirken sollt und machen
euch zu bewußten Mitarbeitern am göttlichen Plan. Wenn ihr erkennt, daß er es
ist, der handelt – wer trägt dann die Frucht jeglicher Folgen der
Vergangenheit? Deshalb werdet ihr erkennen, daß es ein großer Segen ist, einen
lebenden Meister zu haben – hier wie im Jenseits. Wir müssen nur an dem
festhalten, was er sagt. Wenn ihr in einem Boot sitzt, dann bleibt darin sitzen
und springt nicht hinaus. Ihr werdet zur anderen Seite des Flusses übergesetzt
werden. Und selbst wenn ihr hinaus fallt, wird alles getan, um euch vor dem
Ertrinken zu retten. Die nicht an dem festhalten, was er sagt, verläßt er auch
dann nicht. Wenn er einmal den Samen von Naam gesät hat, muß dieser aufgehen. So bekommt ihr jeden Tag etwas Neues. es ist nicht
wirklich neu, es ist schon da. Ihr braucht Gott nur für den schon vorhandenen
Segen zu danken. Alle werden euch verlassen; aber in eurem letzten Augenblick
wird er zu euch sagen: „Bitte komm, ich bin bei dir.“ Auch wenn ihr den Körper
jetzt schon verlaßt, ist er bei euch. |