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Was der Meister für den Schüler tut

 

Der Meister gewährt jenen, die ihm nachfolgen, Hilfe und Schutz – genau wie eine Mutter, die sich um das Wohl ihres Kindes kümmert. Sie wäscht seinen Körper, der voll Schmutz ist. Sie füttert es und achtet darauf, da0 es weder unter Kälte noch unter Hitze zu leiden hat. Sie opfert ihre eigene Bequemlichkeit, um es aufzuziehen. Und doch weiß das Kind nicht, was die Mutter für es tut. Schon während der Schwangerschaft achtet sie darauf, daß ihm nichts zustößt. Ähnlich umsorgt wie ein Kind werden jene, die der Meister unter seine Obhut nimmt. Der Schüler läßt sich nicht träumen, wieviel der Meister für ihn tut – aber der Meister zeigt das nicht. Er sorgt für ihn auf jede Weise – für sein Wohlergehen, seine Nahrung und seine Entwicklung. Er sorgt auch für das äußere Wohl seiner Kinder; sie erhalten jede Hilfe. Sogar um die Auswirkungen früherer Handlungen kümmert er sich: ein Nadelstich für den Galgen – so groß sind die Zugeständnisse. Es ist also ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Wie eine Mutter alle Bequemlichkeit für ihr Kind opfert, so opfert der Meister alles für seine Kinder. Selbst wenn das Kind größer wird und ungezogen ist, läßt es die Mutter nicht hungern. So wird jedem, der zum Meister kommt, großer Segen zuteil. Auch wenn der Schüler falsche Wege geht, hört der Meister nicht auf, für ihn zu sorgen, genau wie der verlorene Sohn nie vom Vater vergessen wurde. Der Schüler mag den Meister verlassen, doch der Meister verläßt ihn niemals. Er erfüllt jene, die ihm nachfolgen, mit seinem eigenen Denken, mit seinem eigenen Leben. Wenn also das Kind an ihn denkt, so ist es doch der Meister, der uns erst liebt und zuerst an uns denkt. Wenn wir an ihn denken, denkt er an uns mit ganzem Herzen und ganzer Seele. Er sorgt immer für das Wohl derer, die ihm nachfolgen. Er ist nicht der Körper. Er ist das personifizierte Wort, das Wort, das Fleisch geworden ist. Er ist überall. Wir müssen uns nur nach innen wenden und sehen, was er für uns tut. Selbst wenn wir nicht nach innen gehen können, sorgt er für uns.

Die weltlichen Menschen bleiben nur solange bei uns, wie es ihren Zwecken dient. Wenn sie ihr Ziel erreicht haben, verlassen sie uns. Geraten wir in Not, sind krank oder mittellos geworden, lassen uns die Menschen manchmal im Stich; nur der Meister verläßt uns nicht. Wer seinen Eltern sehr ergeben ist, wird sich um ihr Wohlergehen kümmern, aber in der Todesstunde kann er ihnen mehr helfen. Dann können wir nur noch beten, daß Gott sich ihrer Seele annehmen möge. Aber der Meister verläßt uns nicht. Sogar an diesem Tag geht er mit uns. Deshalb solltet ihr euch zu Füßen eines solchen Meisters begeben, der mit dem Hier und dem danach vertraut ist und euch hier und im Jenseits helfen kann.

Ich dachte gerade an einen Mann, der hier im Dorf wohnt. Er ist Landwirt, ein Bauer. Er hatte Melonen angebaut, die nun reif waren, und wollte sie gerade ernten und für den Markt fertig machen; doch da es schon dunkel wurde, entschloß er sich, diese Arbeit auf den nächsten Tag zu verschieben. Er sagte sich: „Dies gehört alles dem Meister – ich brauche mir keine Sorgen zu machen.“ In dieser Nacht kamen fünf oder sechs Diebe. Sie schnitten die Früchte ab und trugen sie an einen Platz konnten sie aber nicht mehr abtransportieren. Was geschah? Fünf oder sechs Gestalten erschienen mit Stöcken in der Hand und verprügelten sie nacheinander, bis alle davonliefen. Am nächsten Morgen sah der Besitzer des Feldes, daß die Melonen zum Abtransport bereit lagen und wunderte sich darüber. Nach vier oder fünf Tagen kamen diese Diebe, die bis dahin mit Fieber im Bett gelegen hatten, zu dem Bauern und wollten wissen, warum ihre Untat mißlungen war. Sie sagten: „Verzeih uns bitte, wir sind die Diebe.“ Der Bauer aber sagte: „Ich habe nichts zu verzeihen, das ist Sache meines Meisters.“

Der Meister sorgt auf jede Weise für das Wohl derer, die ihm nachfolgen – außen und innen. Ein wahrer Schüler wird die strahlende Form des Meisters sehen, die euch auf den höheren Ebenen leiten wird. Wenn irgend etwas zur Begleichung auf uns zukommt, sagt er: „Gut, ich kümmere mich darum.“ Der Schüler wird von dem Tag an, da er zu Füßen des Meisters gelangt, all seine taten begleichen. Daher ist es ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Wer einen Meister hat, ist besser dran als die , die keinen Meister haben. Ameisen können Eisen nicht fressen, auch wenn es rostig ist, wohl aber gewöhnliches Holz. So brauchen solche Menschen, die zum Meister gekommen sind, nicht in die Hölle zu gehen. Das ist gar nicht möglich. Es kann sein, daß sie als Mensch zurückkommen werden, weil die in sie gesäte Saat nur in einem menschlichen Körper aufgehen kann; auf eine niedrigere Stufe müssen sie aber nicht zurück. Aber warum sollte einer überhaupt wiedergeboren werden, wenn er in diesem Leben dafür sorgt, das die Saat aufgeht? Deshalb ist es ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Er leitet euch hier und im Jenseits. Er wickelt die Folgen vergangenen Karmas ab, und deswegen müßt ihr zu einem Meister gehen. Die Meister sind sehr offen. Sie sagen: „Welchen Sinn soll es haben, zu einem Meister zu gehen, wenn man doch alle Auswirkungen der Vergangenheit zu erdulden hat!“ Aber wenn man sich zu Füßen eines Löwen begibt, ist man dann nicht in Sicherheit, wenn die Schakale kommen und heulen? Deshalb lautet unser Thema heute: „Der Meister sorgt für seine Schüler – hier und auch im Jenseits.“ Er weicht nicht, bis er die Seele zu den Füßen des Sat Purush gebracht hat. Der Schüler mag ihn verlassen, aber er wird den Schüler niemals verlassen. In einigen Briefen an meinen Meister stand: „Wir wollen Dich jetzt verlassen.“ Der Meister sagte: „Ihr mögt mich verlassen, aber ich kann euch nicht verlassen.“ Ich bekam auch ein oder zwei derartige Briefe. Ich schrieb zurück: „Du magst mich verlassen – meine Gemeinschaft mit dir wird weiter bestehen.“

Ihr seht also, welch großer Segen es ist, zu den Füßen eines lebenden Meisters zu kommen – zu Gott in ihm natürlich. Wie begünstigt ihr seid! Durch eure Meditation entwickelt ihr eure Liebe zu ihm, die schon in euch ist – selbstverständlich durch seine Gnade. Er liebt uns zuerst – unsere Liebe ist nur die Erwiderung. Dann braucht ihr nicht mehr in die Welt zurückkehren. Warum auch? Wofür? Wenn ihr lernt, ins Jenseits hinüberzugehen, sorgt er dort für euch, bis er euch zu den Füßen des Sat Purush gebracht hat. Das steht auch in Büchern. Maulana Rumi sagte: Begebt euch zu den Füßen eines Meisters, der das Hier und das Jenseits kennt, der euch Hilfe und Schutz in der physischen Welt gibt und auch, wenn ihr ins Jenseits geht. Alle anderen werden euch verlassen, aber er wird euch nicht verlassen.“

was ist nun unsere Pflicht? Haltet einfach seine Gebote – wenn ihr ihn liebt. Nun, er liebt euch gewiß. Eure Liebe ist die Erwiderung. Er wird euch mehr lieben, wenn ihr  seine Gebote befolgt. Er möchte, daß ihr rein seid. Begleicht eure Rechnungen, indem ihr das Pralabdh- Karma auf euch nehmt. Er rührt dieses Karma nicht an. Sonst würde ein Mensch unmittelbar bei der Initiation sterben. Spirituelle Taten stecken den Bereich ab, in dem ihr wirken sollt und machen euch zu bewußten Mitarbeitern am göttlichen Plan. Wenn ihr erkennt, daß er es ist, der handelt – wer trägt dann die Frucht jeglicher Folgen der Vergangenheit? Deshalb werdet ihr erkennen, daß es ein großer Segen ist, einen lebenden Meister zu haben – hier wie im Jenseits. Wir müssen nur an dem festhalten, was er sagt. Wenn ihr in einem Boot sitzt, dann bleibt darin sitzen und springt nicht hinaus. Ihr werdet zur anderen Seite des Flusses übergesetzt werden. Und selbst wenn ihr hinaus fallt, wird alles getan, um euch vor dem Ertrinken zu retten. Die nicht an dem festhalten, was er sagt, verläßt er auch dann nicht. Wenn er einmal den Samen von Naam gesät hat, muß dieser aufgehen.

So bekommt ihr jeden Tag etwas Neues. es ist nicht wirklich neu, es ist schon da. Ihr braucht Gott nur für den schon vorhandenen Segen zu danken. Alle werden euch verlassen; aber in eurem letzten Augenblick wird er zu euch sagen: „Bitte komm, ich bin bei dir.“ Auch wenn ihr den Körper jetzt schon verlaßt, ist er bei euch.

 


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