Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Param Sant Kirpal Singhs

 

DIE MORGENGESPRÄCHE

 

 

 

Einführung

 

Sant Kirpal Singh war ein vollendeter Mensch und Meister des Surat- Shabd- Yoga oder der ‚Wissenschaft der Seele‘, die sich mit der Selbsterkenntnis oder Gotterkenntnis befaßt. Seine Botschaft war eine der Hoffnung, der Erfüllung und Erlösung für jene, die auf der Suche nach dem Göttlichen im Menschen sind. Er wollte nicht, daß wir unsere Religion aufgeben, sondern wies uns einen Weg, wahre Christen, wahre Sikhs (Schüler), wahre Mohammedaner oder wahre Buddhisten etc. zu werden. Denn alle Religionen sagen, daß sich Gott als Licht in uns offenbart; wie auch Christus seinen Jüngern ins Gedächtnis rief, daß sie ja das sehen, was ‚selbst die Propheten und Könige zu sehen begehrten, doch nicht gesehen haben‘ und sie das hören, ‚was die Propheten und Könige zu hören begehrten und doch nicht gehört haben.‘ Der Meister nun hat die Macht und Kraft, dieses Licht und den Ton Gottes in uns zu offenbaren, die in ihm in vollem Glanz erstrahlen und in aller Schönheit erklingen.

Doch wenn diese innere Verbindung mit Gott einmal zustande gekommen ist, muß der Schüler seinen Teil tun, darauf schauen‚ daß das Licht in ihm nicht Dunkelheit sei‘, wie es die Evangelien betonen. Wir müssen ein rein christliches, meisterliches Leben führen und die grundlegende Tugenden des Ahimsa (nichtverletzens), der Wahrhaftigkeit und der Liebe in uns entwickeln. Wir müssen Keuschheit beachten und unseren Lebensunterhalt im schweiße des Angesichts verdienen. darüber hinaus sollten wir anderen voll Selbstlosigkeit dienen, was unser Herz ausdehnen wird, bis es die ganze Schöpfung umfaßt. Und wir müssen auch eine gewisse Zeit allein mit Gott verbringen, uns auf das Licht und den himmlischen Ton in uns abstimmen, was uns erst die Kraft verleiht, ein Leben ‚gemäß des göttlichen Wortes‘ zu führen.

Der spirituelle Pfad ist schwierig und verlangt eine strenge Selbstdisziplin, aber die Hilfe des Meisters ist stets gegenwärtig – wir brauchen uns nur ihm zuzuwenden! Doch solange wir uns in der Meditation noch nicht erhoben und mit dem Meister im Innern von Angesicht zu Angesicht sprechen und seinen Rat direkt empfangen können, brauchen wir seinen äußeren Rat, mündlich oder in Form seiner Bücher und Rundschreiben, die wir immer wieder lesen sollten, wie es der Meister mit großem Nachdruck betonte. Als besondere Hilfe und Ermutigung auf dem Weg gab uns der Meister seine ‚Morgengespräche‘, von denen er schrieb: „Dieses Buch, das die meisten Aspekte der Spiritualität behandelt, ist ein von Gott gegebenes spirituelles Textbuch, auf das alle Initiierten immer wieder zurückgreifen sollten, um zu sehen, wie weit sie in ihrer Entwicklung zum Menschen an das für den Erfolg erforderliche Maß heranreichen. Ich kann nicht genug die Wirklichkeit betonen, dieses Buch zu lesen, seinen Inhalt zu überdenken und dann nach dem zu leben, seinen Inhalt zu überdenken und dann nach dem zu leben, was es enthält.“ (Delhi, den 27. Jan. 1970). Wenn wir das tun, werden wir beginnen, ein erfülltes leben voll Glück und spiritueller Seligkeit zu führen.

 

 

 

Dem Allmächtigen Gott gewidmet,

der durch alle Meister wirkt, die gekommen sind,

und Baba Sawan Singh Ji Maharaj,

zu dessen Lotosfüßen der Autor

das Heilige Naam – das Wort –

aufnahm.

 

 

1

 

Nächstenliebe

 

Wenn reich zu sein etwas Gutes ist, sollten wir auch andere reich machen, und das können wir nur, wenn wir von dem, was uns gehört, etwas abgeben. Unser Meister Baba Sawan Singh gab zunächst ein Zehntel, aber nach einiger Zeit sandte er seinem Meister Baba Jaimal Singh alles. Baba Jaimal Singh gab dann immer etwas für den Lebensunterhalt von Baba Sawan Singh und seiner Familie zurück. Baba Sawan Singh legte seinem Meister einfach alles zu Füßen, und der Meister gab ihm dann etwas für ihren Lebensunterhalt zurück. Deswegen sagte unser Meister immer, ihr sollt ein Zehntel geben; und wenn ihr dann am Jahresende nachrechnet, werdet ihr sehen, daß ihr euch dadurch andere Ausgaben sparen konntet, zum Beispiel für Krankheiten und ähnliches. Wenn ihr nachprüft, werdet ihr feststellen, daß es stimmt. Also verliert ihr nichts, wenn ihr gebt. Je mehr ihr geben könnt, desto mehr wird euch zufließen. Wenn die Meister kommen, geben sie alles für ihren Meister hin. Was hat Christus gesagt? „Wenn ihr in das reich Gottes eingehen wollt, dann verkauft alles, was ihr habt.“ das ist die höchste Form, dem Meister alles zu geben. Jeder Mensch muß also zunächst lernen, wie er seinen Lebensunterhalt ehrlich verdient und dann sollte er mit anderen teilen. Er sollte nicht alles behalten. Wenn ihr behaltet, werdet ihr fühlen, wie ihr innerlich hart werdet. Eure Hände werden schwarz, wenn ihr Gold oder Silber zu lange darin haltet. glaubt ihr etwa, daß ein herz, das an diesen Dingen hängt, dabei rein wird? Zuallererst solltet ihr also, wenn ihr euch auf eurem spirituellen Weg einen Dienst erweisen wollt, euren Lebensunterhalt ehrlich verdienen und mit anderen teilen. fangt an mit ganz wenig – was euch eben möglich ist – und gebt dann immer mehr, bis ihr schließlich alles für Gott hingebt. Seit Abrahams Zeiten gab jeder Zehnten seiner Hingabe – wie es Brauch war von Anbeginn.

Selbstloser Dienst ist auf zweifache Weise möglich. Die erste Art ist körperlicher Dienst. Wenn jemand krank ist, geht hin und pflegt ihn. Soll ich tatenlos zusehen, wenn einer in Not ist, hungrig, arm und bloß? Die Meister haben sich immer um die Armen gekümmert, sie getröstet und auf die Ebene der anderen Menschen erhoben. Würden wir so handeln, würde jeder mit anderen teilen – es gäbe keine Armen auf der Welt. Warum gibt es so viele notleidende und hungernde Menschen? weil wir nicht teilen. Wenn wir also mit anderen teilen, dehnt sich unser Selbst aus. Im Augenblick des Gebens fühlt ihr im Innern einen Funken Freude. Das ist der direkte Ausgleich dabei. Wenn ihr gebt, so gebt jedoch nie mit der Hoffnung auf Gegenleistung. Gebt um des Teilens mit anderen willen. Manchmal geben wir wegen der Belohnung, die wir dafür im Himmel erwarten. das ist nicht richtig – es muß selbstloses Geben sein. Das ist eine der Voraussetzungen für den, der auf dem spirituellen Weg fortschreiten möchte. Der ist demnach ein Mensch, der für andere lebt und mit anderen, den Bedürftigen  und Hungrigen teilt – mit jenen, die armselig dahinleben und ihre Lage nicht aus eigener Kraft verändern können. und was tun wir? wir füttern unsere Kinder reichlich, während die Kinder unserer Nachbarn vor Hunger sterben. So sollten wir nicht handeln. 

Eine mohammedanische Heilige bereitete sich einst auf eine Pilgerreise nach Mekka vor. Mekka ist ein Wallfahrtsort für Mohammedaner und liegt in Arabien. Sie hatte etwas Geld für die Reise und sah beim Aufbruch einen armen Hungernden in der Nähe. Sie gab ihm all ihr Geld und konnte so nicht zu dem Wallfahrtsort reisen. Was geschah daraufhin? Ein Engel erschien ihr und sagte, daß ihre Wallfahrt angenommen worden sei.

Versteht ihr, was gemeint ist? Nur wer von seinem eigenen Einkommen lebt, das er im schweiße seines Angesichts ehrlich verdient hat und mit anderen teilt, kann auf dem spirituellen Weg fortschreiten. Gebt nicht um eines Ausgleichs oder einer Gegengabe willen. Gebt, weil ihr mit anderen teilen wollt. Das ist eure Pflicht gegenüber euren Brüdern und Schwestern.

Einmal war Christus in einer Versammlung, als seine Mutter hereinkam und sich dazu setzte. Jemand sagte zu Christus, daß seine Mutter da sei, und er antwortete ihm: „Dies sind meine Brüder und Schwestern – und auch die meiner Mutter.“ Alle Meister verhalten sich so.

wenn unser Meister zu Hause war, kamen die Armen zu ihm; und er half ihnen nach besten Kräften. Ein Mensch läßt sich erst daran wirklich erkennen, ob er anderen dient und für andere lebt. Wir sind alle Tiere in Menschengestalt.

Das heutige Thema heißt also: Verdient zuallererst euren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise und teilt dann mit anderen, so gut ihr könnt. Fangt an mit ganz wenig – was euch eben möglich ist – vielleicht ein Zehntel, vielleicht ein Vierzigstel, aber etwas müßt ihr geben.

Hier im Ashram wird darüber Buch geführt, abgerechnet und das wird überprüft. Wir haben eine ordnungsgemäße Buchhaltung, die von einem vereidigten Buchprüfer kontrolliert wird. damit habe ich nichts zu tun. Ich habe mein eigenes Einkommen, meine Pension. Einmal stellte sich bei einer solchen Buchprüfung heraus, daß eine sehr arme Frau eine ‚paisa‘ (einen Pfennig) gegeben hatte. Der Buchprüfer sagte: „Ja, einige geben 100 Rupien und andere geben 50 Rupien, aber diese Gabe ist die wertvollste von allen.“ Ein Pfennig ist sehr wertvoll, wenn ein armer Mensch sein ehrlich verdientes Einkommen teilt, obwohl es sehr mager ist. Denn wenn er sogar von diesem geringen Einkommen einen Pfennig gibt, ist das wertvoller, als wenn ein Reicher hundert oder tausend Rupien gibt. Ich habe dafür eine Regel eingeführt, daß jene, die mehr als dreißig oder vierzig Rupien geben, zu mir kommen müssen. Ich muß sehen, ob sie in der Lage sind, zu geben oder nicht. Manchmal wollen wir aus lauter Ergebenheit alles hergeben – selbst auf Kosten unserer eigenen Kinder. Die wenig geben, sind sehr willkommen. Ihre gaben werden mit großer Freude angenommen. Sie werden nicht zurückgewiesen. Aber manchmal stelle ich fest, daß gerade diejenigen ihr Geld ohne Namensnennung einsenden, die es sich nicht leisten können, zu geben. Einmal hatte ich einen solchen fall hier. manchmal lehne ich das Geld ab, manchmal nehme ich die Hälfte an. Ich will nur sehen, ob nicht jemand aus Hingabe seine eigene Familie vernachlässigt. Darum muß ich mich kümmern. Es ist auch meine Pflicht, zu eurem Besten zu wirken. Der Mann zum Beispiel, den ich eben erwählte, gab regelmäßig 150 Rupien im Monat. Sein gesamtes Monatseinkommen betrug aber nicht  mehr als 200 Rupien. Wie konnte er es sich leisten, von 200 Rupien 150 herzugeben? So ging ich der Sache nach und stellte fest, daß er seinen Namen nicht angeben hatte. Ich bat den Mann, während des Satsangs nach vorne zu kommen, da ich das Geld für ihn aufbewahrt und nichts davon genommen hatte.

Es ist Aufgabe des Schülers, alles zu geben, und Aufgabe des Meisters, nichts für sich selbst anzunehmen. Der Schüler mag etwas zur Förderung der Arbeit des Meisters geben, sollte aber gleichzeitig wissen, wieviel er wirklich geben kann. Wenn er sich nicht um das Wohl seiner eigenen Kinder kümmert, ist das auch nicht richtig. Deswegen unsere Regel: wer mehr als einen bestimmten Betrag gibt, der kommt zu mir. Dalip Singh (der Kassenführer) muß sich genauestens danach richten. Er kann zehn, zwanzig oder dreißig Rupien annehmen, aber wer mehr geben will, muß zu mir kommen. Manchmal nehme ich es an, manchmal nicht. Manchmal gebe ich alles zurück, manchmal gebe ich die Hälfte zurück. Man sollte also lernen, mit anderen zu teilen – Schritt für schritt. man mag mit ganz wenig anfangen, vielleicht mit einem Vierzigstel oder einem Zwanzigstel. Ein Zehntel war das Übliche. Wer es sich nicht leisten kann, ein Zehntel zu geben, der soll ein Zwanzigstel oder ein Vierzigstel geben – es kann auch ein einziger Pfennig sein, den man mit anderen teilt. Also – wer auf dem spirituellen Pfad fortschreiten will, muß zuallererst seinen Lebensunterhalt ehrlich verdienen und dann mit anderen teilen.

Wißt ihr, warum ich kein Geld von denen annehme, die nicht initiiert sind? wer weiß, wie sie das Geld verdient haben! Wenn jemand initiiert ist, kümmert sich der Meister um ihn. Um das Geld derer, die nicht initiiert sind, kümmert sich niemand. Was immer sie geben – es muß zurückgezahlt werden. Ihr müßt Mitleid haben, ihr müßt mit anderen teilen. Gebt nichts mit der Hoffnung auf Gegenleistung oder auf etwas, das ihr im Jenseits erwartet. So sollten wir nicht handeln. Gebt einfach und ganz – teilt mit anderen. Sie sind eure Brüder und Schwestern in Gott. Versteht ihr jetzt, was Nächstenliebe heißt? Diese Dinge stehen nicht in Büchern. Nehmt nichts für euch persönlich an. Die Hauptregel ist also: Verdient zuerst euren Lebensunterhalt ehrlich und teilt dann mit anderen – sei es auch ganz wenig. Je mehr ihr geben könnt – ohne eure Familie zu vernachlässigen – desto besser. dann werdet ihr zuguterletzt alles für Gott geben. Wir sollten ohne die geringste Hoffnung auf Gegenleistung geben – aus selbstlosem Dienst. wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott.

es war einmal ein Heiliger namens Baba Kahan, dem Baba Sawan Singh jedesmal zehn Rupien gab, wenn er ihn in Peshawar besuchte. Einmal war Baba Sawan Singh im Feldeinsatz und verdiente ziemlich viel – etwa eintausend oder zweitausend Rupien. Er besuchte wie gewöhnlich Baba Kahan. weil ich zu der Zeit in Peshawar war, besuchte ich ihn auch. Baba Kahan sagte zu Baba Sawan Singh: „Schau, diesmal möchte ich zwanzig Rupien.“ Der Meister antwortete: „Was – wirst du etwa habgierig?“ „Überhaupt nicht“, erwiderte Baba Kahan, „möchte diesen Extrabetrag nur, um das Gift aus all dem Geld, das du verdient hast, herauszuziehen. Früher hast du weniger verdient und ich nahm zehn Rupien und gab sie den Armen. Jetzt möchte ich nur deswegen zwanzig Rupien haben, weil du mehr Geld hast. Teile es mit anderen.“ Er nahm nichts für sich selbst an. Das ist mit Geben gemeint.

Wenn wir etwas geben und eine Gegenleistung dafür wollen, so ist das kein selbstloser Dienst. dafür habt ihr in euren Tagebüchblättern eine Spalte. Sie bedeutet etwas – sie ist zu eurem Besten dort. Versteht ihr, was der Sinn der Nächstenliebe ist? wenn ihr Gegenleistungen erwartet, tritt das Gesetz von Ursache und Wirkung in Kraft. Dagegen wird sich eine Mutter, deren Kinder hungern, jeden Bissen vom Munde absparen, um ihn den Kindern zu geben. Sie erwartet keine Gegenleistung. Helft also anderen aus dieser Einstellung heraus und in diesem Geiste.

manchmal geben wir nur, damit es auf andere wirkt. Das ist nur für unser Ansehen gut. Diese Nächstenliebe ist keine. Christus hat gesagt: „Wenn du aber Almosen gibst, so laß diene linke Hand nicht wissen, was die rechte tut.“ wenn die eine Hand etwas gibt, laß die andere nichts davon wissen. genau das ist mit Nächstenliebe gemeint.

 

 

2

Nächstenliebe und schwerverdientes Geld

 

Ich habe euch gestern erklärt, daß es Frucht trägt, wenn ihr selbstlos und aus Nächstenliebe gebt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Gebt einfach denen, die wirklich in Not, arm oder bloß sind, denen keiner hilft, den Waisen und Witwen und denen, die sich scheuen, zu betteln und sich manchmal selbst umbringen, weil sie nichts zum Leben haben. Solchen Menschen sollte man helfen. Gewöhnlich gibt man an bestimmte Institution, wo das Feld lediglich zu Tausenden und Millionen gesammelt wird. Aber dieses Geld hilft keinem – es wird einfach gesammelt. Warum sollten wir dieses Geld noch vermehren helfen? Laßt uns unser Geld mit jenen teilen, die wirklich in Not und bloß sind und denen keiner hilft. Solche Menschen scheuen sich, betteln zu gehen. Zu einem spirituellen Menschen aber gehen sie. Deshalb ist es besser, ihm zu geben, damit er es die richtigen Leute verteilt.

Geld aus Nächstenliebe geben ist Geld für sich selbst anzuhäufen. Der zehnte Guru der Sikhs sagte: „Ich freue mich, wenn ich anderen zu essen geben kann. Ihr Mund ist mein Mund. Ihr Magen ist mein Magen. Nur solchen Dienst schätze ich – sonst keinen.“

Wo viel Geld ist, ist auch immer viel Streit –zum Beispiel, wenn eine Institution über Millionen von Dollars aus Gaben verfügt. Beim Teilen beginnen die Schwierigkeiten. Dann leben einige nur auf Kosten anderer Leute, die ihr Geld ehrlich verdient haben und es aus Nächstenliebe geben. Was folgt daraus? das ehrliche Geld anderer wird zum Gift – verzuckerten Gift – für jene, die ohne guten Grund nur von der Barmherzigkeit anderer leben. Genauso wirkt sich das auf solche Menschen aus. Sie müssen weitaus mehr Zeit für ihre Meditationen verwenden, da sie sonst leiden müssen. Stellt euch vor, daß euch jemand ein Glas Wasser oder ein Glas Milch gibt. Er verfolgt einen Zweck dabei, er möchte etwas zum Ausgleich dafür. Ihr mögt gerade kein Geld auf der Bank haben und trotzdem wird dies zu euren Lasten gebucht. Es ist immer besser, den Lebensunterhalt im Schweiße des Angesichts ehrlich zu verdienen und mit anderen zu teilen. Zu teilen -–nicht für Gegenleistungen, sondern aus dem Gedanken heraus, daß wir alle Brüder und Schwestern in Gott sind. Alle Seelen sind die Kinder Gottes. Gott wohnt in jedem Herzen. Aus dieser Sicht sollt ihr mit anderen teilen, die wirklich in Not sind. Was für einen Sinn hat es dann, wenn wir unser Geld Institutionen geben, die bereits Millionen besitzen? Nächstenliebe trägt nur dann wirklich Frucht, wenn wir mit anderen  teilen, die in Not, arm und bloß sind. Das haben alle Meister gesagt und das ist auch der Gesichtspunkt wirklich spiritueller Menschen.

Gewöhnlich spenden wir einfach, aber erfahren nicht, wie das Geld verwendet wird. Wird es lediglich für den Unterhalt von ein oder zwei Menschen, also für einen einzelnen verwandt – dann wird er eben dafür zahlen müssen. Gott schont ihn nicht. Lebt einfach von eurem eigenen Verdienst und teilt mit anderen. Nur solche Menschen können auf dem spirituellen Weg fortschreiten. Das Selbst weitet sich dadurch. Wenn ihr gebt, fühlt ihr im Innern einen Funken Freude. Das ist natürlich und der wichtigste Ausgleich hier und später. Ganz allgemein sollten alle Menschen teilen mit anderen, die in Not, bloß und arm, hilflose Waisen und Witwen sind und mit denen, um die sich niemand kümmert. Oder man sollte geben für den edlen Zweck, daß sie zusammensitzen und den Weg zurück zu Gott finden können. Diese Nächstenliebe wird also von allen Heiligen befürwortet. Zuallererst sollten wir unseren Lebensunterhalt ehrlich verdienen, dann mit anderen teilen und sei es auch ganz wenig.

Gestern habe ich euch erklärt, daß die alten Weisen seit der Zeit Abrahams allgemein den zehnten vorschrieben. Wenn es euch möglich ist, ein Zehntel zu geben, dann geht ein Zwanzigstel, ein Dreißigstel, ein Vierzigstel, vielleicht nur einen Pfennig, aber tut es aus der Einstellung heraus, mit anderen zu teilen. Sagen wir, einer verdient einen Dollar im Monat und gibt den Zahnten, so ist das wertvoller, als wenn einer Tausende von Dollar verdient und nur fünf Dollar gibt. Die Meister sagen nie etwas, auch wenn sie nur einen einzigen Pfennig bekommen. Sie weisen nichts zurück und führen darüber ordnungsgemäß Buch, das überprüft wird. Der Meister lebt von seinem eigenen Verdienst.

Manche Leute machen das zum Geschäft. Damit läßt sich viel Geld einnehmen, kann ich euch sagen! Ohne jede Arbeit bekommt man Hunderte und Tausende. Aber wer so handelt, muß die Folgen seines Tuns tragen und dann wird er jammern. Daher gilt allgemein: verdient euren Lebensunterhalt ehrlich, ohne jemanden auszubeuten oder euch etwas anzueignen, das euch nicht gehört. Gott sieht, was ihr tut. Zum anderen gilt, daß ihr eure Einkünfte für euren Lebensunterhalt verwenden und auch mit anderen teilen sollt.

wenn ihr zum Beispiel in einem Boot rudert und es hat ein Leck, durch das Wasser eindringt, und das Boot läuft voll – was macht ihr da? Ihr schöpft das Wasser mit den Händen aus, sonst ertrinkt ihr. Wenn ihr mehr Geld habt, als ihr wirklich für euren eigenen Unterhalt braucht, dann teilt einfach mit anderen, sonst seid ihr verloren. Ihr verliert also nichts, wenn ihr gebt. Am Ende des Jahres werdet ihr sehen, daß ihr das Geld auf andere Weise gespart habt, durch Freisein von Krankheit oder anderem Leid, das sich gewöhnlich ergibt und Ausgaben erfordert.

Unser Meister sagte oft: „Gut, gib den Zehnten und rechne am Ende des Jahres einfach nach. Genau den Betrag den du gegeben hast, konntest du sparen, weil du nicht krank wurdest.“ Versteht ihr das? Als allererstes müßt ihr euren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise verdienen. Deshalb nehme ich nichts von denen, die nicht initiiert sind, denn wer weiß, wie sie ihr Geld verdient haben! Auch wenn die Initiierten auf unehrliche Weise Geld verdienen, hat das seine Folgen. Aber da wirkt jedenfalls die Meisterkraft oben und steht dafür ein. Als erstes müßt ihr euer Geld auf ehrliche Weise verdienen und dann zum Nutzen anderer, soweit ihr könnt, mit ihnen teilen. Euer Selbst wird sich dadurch weiten. Beginnt einfach mit dem Minimum, dann gebt mehr und mehr, bis ihr auch euch selbst gebt. Baba Sawan Singh gab immer den Zehnten, später aber sandte er den ganzen Verdienst an seinen Meister, der dann etwas für den Lebensunterhalt von Baba Sawan Singhs Familie zurückschickte. Das ist das höchste Ziel. Wir müssen unseren Körper, unseren Intellekt, unsere Seele, alles, was wir sind und haben, hingeben. Je mehr ihr euch von all dem trennt, desto freier seid ihr, desto näher seid ihr Gott.

Beispiel aus dem Leben der Heiligen zeigen das. Christus hat gesagt: „Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Reicher in das Himmelreich kommt.“ er sagte auch: „Gebt erst alles den Armen und dann kommt und folgt mir nach.“ So müssen wir langsam geben – mehr und mehr – bis wir Gott alles geben.

Die Meister geben uns Lehren für alle Lebenslagen. Lebt zuerst ein ethisches Leben, teilt mit anderen – und dann nehmt euch Zeit, eure Seele mit der alles durchdringenden Kraft in euch zu verbinden und helft auch anderen. Nur der wird ein Mensch genannt, der auch für andere da ist. Selbst Tiere sorgen für die eigenen Jungen. Wenn ihr ebenso handelt wie sie, wo ist dann der Unterschied zwischen Mensch und Tier? Diese Dinge müssen beachtet und befolgt werden. Dann seht ihr, wie ihr euch ändert.

Im Orient fragen die Leute an jedem ersten Tag des Monats, was er ihnen bringen kann. Die Meister sagen dann, sie sollen einfach den rechten Weg einschlagen. Die besondere Botschaft für diesen Monat lautet: „Wie du Säst, so wirst du ernten.“ wenn Schwierigkeiten auftauchen, so sind das Folgen früherer Handlungen. Schlagt jetzt den richtigen weg ein. Euer Leid ist das Ergebnis eurer eigenen Handlungen. Ihr müßt eure Handlungsweise ändern und an Gott denken. Das ist die Lehre. Meister hängen nie an Äußerlichkeiten, zum Beispiel welcher Monat beginnt oder welcher Monat enden. Sie sagen: verbindet eure Seele mit Gott oder denkt immer liebevoll an ihn – und achtet auch darauf, wie ihr euren Lebensunterhalt verdient. all euer Leid ist die Folge früherer Handlungen. Sie sagen: „Gut, ihr müßt für das leiden, was ihr getan habt; aber in Zukunft müßt ihr euer Leben ändern.“ Die Lehren werden den Menschen also auf die Weise vermittelt, die ihnen am besten gefällt. Die Lehre für diesen Monat lautet also: was du gesät hast, wirst du ernten. Wenn ihr eine bessere Zukunft wollt, dann sät anders. Jene, die geben, werden empfangen. Wie können jene empfangen, die nicht geben? Was man der Natur gibt, gibt sie in anderer Form wieder zurück – das ist alles. Das andere ist: fangt noch heute an und denkt einfach an Gott. Der Monat, in dem ihr das tut, wird euch eine gute Ernte bringen. Die Menschen hängen sich an bloße Äußerlichkeiten. Sie verstehen nicht, was uns die Lehren oder Botschaften sagen wollen, die vom Sinn des Lebens sprechen und für unser zukünftiges physisches und spirituelles Wohlergehen gedacht sind.

 

 

3

Denkt nie schlechtes von anderen

 

Verletze nie jemand. Wir verletzen andere, indem wir schlecht von ihnen denken. Wir denken schlecht von anderen – wir wollen ihnen nichts Gutes. Das ist falsch, da Gedanken sehr mächtig sind. Wenn ihr schlecht von anderen denkt, wirkt das wie ein Telegramm auf sie. Ihr braucht keinem etwas zu sagen – wenn ihr an ihn denkt, ist schon die entsprechende Ausstrahlung da.

Ein Minister erklärte einst Akbar, einem großen Herrscher Indiens, daß Gedanken sehr mächtig seien und daß wir sehr darauf achten sollten, wie wir über andere denken. Akbar fragte seinen Minister, wie er das meine. Der Minister sagte: „Gur, ich werde es Euch an einem lebendigen Beispiel klarmachen. Gehen wir hinaus.“ Also gingen beide nach draußen und sie sahen einen Mann, der in einer Entfernung von ein paar hundert Metern auf sie zukam. Gebt acht“, sagte der Minister zum König: „denkt Euch nun einfach etwas über diesen Mann, und wenn er herankommt, könnte Ihr ihn fragen, was ihm in diesem Anblick durch den Sinn ging. Ihr braucht nur schauen und denken.“ Der König dachte bei sich, daß dieser Mann erschossen werden sollte. Der Mann kam näher und der König fragte ihn: „was ging dir durch den Kopf, als du mich sahst?“ Der Mann sagte: „Verzeiht mir, Majestät, aber ich dachte, daß ich Euch verprügeln und den Schädel einschlagen sollte.“

Gedanken sind also sehr mächtig. Wenn ihr schlecht von anderen denkt, werden die darauf reagieren. Ihr solltet darauf achten, wie ihr mit Leuten sprecht. wenn ihr jemanden beschimpft und ‚Du bist verrückt‘ oder ähnliches zu Ihm sagt oder wenn euch jemand beschimpft und ihr entsprechend reagiert – was wird die Folge sein? es gibt Streit. Jemand beschimpft euch ein-, zweimal und der Streit ist da. Das geschieht durch Worte, deren Wurzeln die Gedanken sind. Der Mensch spricht aus der Fülle seines Herzens. Was auch immer darin ist, nimmt die Form von Worten an, und die Worte führen dann zum Streit. Verletze also nicht die Gefühle anderer durch Gedanken, Worte oder Taten. Sogar wenn an heiligen Orten ein Dutzend Leute zusammen arbeiten, beginnen sie, schlecht von einander zu denken – mit dem Ergebnis, daß die Gedanken ausstrahlen und im Gemüt der anderen die entsprechende Rückwirkung hervorrufen. Versteht ihr, was ich meine?

Das Herz ist der Thron Gottes. Der Körper ist der Tempel Gottes. Wenn ihr den Thron Gottes entweiht, wer wird dann dort sitzen? – Gesegnet sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Reinheit zeigt sich vor allem darin, daß man nicht schlecht von anderen denkt, ihnen nichts Böses will, weder in Gedanken, noch mit Worten und Taten. Es gibt auch noch andere Faktoren, aber das ist die Hauptsache. Wo ihr auch sitzet, sogar in einem Ashram – wenn jemand schlecht über einen anderen denkt, so macht es sofort die Runde. Das ist genau wie eine Seuche, eine Anstrengung. Eine von einer Seuche befallene Ratte läuft herum und steckt alle an. Das ist also eine sehr strenge Forderung: „Spielt euch nicht als unbezahlte Kriminalpolizei Gottes auf. Nehmt das Gesetz nicht in die eigene Hand.“ Wenn ihr Gutes von anderen denkt, werdet ihr Gutes ausstrahlen. Wenn ihr eure Gedanken reinigt, reinigt ihr damit die der anderen. Wenn wir schlecht von anderen denken, verunreinigen wir zuerst unseren eigenen Tempel Gottes und dann sie. Äußerlich sind wir ordentlich und recht sauber, aber unsere Herzen sind nicht rein. Wir sind nicht rein, wenn wir schlecht von anderen denken. Wir alle sind Teile der gleichen Maschine. Wenn auch nur ein Teil nicht in Ordnung ist, bleibt sie stehen. Darum heißt es: „Reformer gesucht – die nicht andere, sondern sich selbst umformen.“ Nächstenliebe beginnt in unseren vier Wänden. Zuerst sollten wir uns selbst reformieren. Vorbild ist besser als Vorschrift.

Deswegen heißt das heutige Thema: „Denkt nicht schlecht von anderen – weder bei euren Worten und Taten, noch in Gedanken.“ Wenn ihr an andere denkt, dann denkt immer gut von ihnen. Warum? Weil sie eure Brüder und Schwestern in Gott sind. Gott wirkt in jedem Herzen. Unsere Körper sind die Tempel Gottes. Wenn wir Schlechtes denken, verunreinigen wir zuerst unsere Tempel und dann andere. Statt dessen sollten wir denken: „Friede sei auf der ganzen Welt, nach Deinem Willen, O Gott!“ So hat Guru Nanak gebetet. Laßt die ganze Welt glücklich sein. Doch wie kann sie glücklich sein, wenn ihr jeden verunreinigt! Deshalb ist das Wichtigste, daß ihr nichts Schlechtes über andere denkt, sprecht oder anhört. Wenn ihr so etwas erfahrt, dann behaltet es einfach für euch und versucht, es den anderen in ihrem Interesse privat zu sagen. Wir sollten uns nicht gegenseitig bessern wollen. Wir sollten zuerst uns selbst bessern. Wenn wir jemanden mögen, sollten wir ihm unter vier Augen sagen, was er nach unserer Meinung falsch macht. Dann wird der andere bereitwillig zuhören. Wenn ihr einen Blinden seht und sagt: „Hallo, Blinder!“ wird er verletzt sein. wenn wir aber sagen: „Mein Freund, wann hast du dein Augenlicht verloren?“, dann ist6 ihm damit geholfen. Es gibt Mittel und Wege, sich auszudrücken. Man kann also sagen, Sprechen ist keine Kunst. Die gleichen Worte, die liebevoll und friedlich wirken, können auch Feuer entfachen. Das ist es, wovor wir uns hüten müssen. Deshalb sollten wir in unserem Herzen andere nicht verletzen – nicht in Gedanken, nicht mit Worten oder Taten.

es ist nicht schwer, Gott zu finden, aber es ist schwer, Mensch zu sein. Der Mensch entwickelt sich noch immer. Gott sucht nach dem Menschen, der schon Mensch ist. Wenn ihr bereit seid, wird Gott kommen und euch auch eine Aufgabe zuweisen.

Ich denke daran, wie ich auf meiner ersten Weltreise nach London kam. Zwei Kinder von ungefähr sieben oder acht Jahren erhielten dort die Initiation für das Hören. Ich fragte sie: „was wünschte ihr euch?“ „wir möchten Meister werden“, sagten sie. „Nun gut“, sagte ich, „ihr seid auf den Weg gestellt, bessert euch, schreitet fort auf dem Weg, und dann mögt ihr zu Meistern erwählt werden.“ Gott sucht ständig nach dem Menschen, der schon Mensch ist, damit Sein Werk fortgeführt wird. Wir brauchen nicht darum zu beten. Gott wählt den, der sich für die Aufgabe eignet. Es ist sinnlos, danach zu verlangen oder sich darum zu bewerben – denn die Entscheidung liegt nicht in menschlicher Hand. es ist eine von Gott übertragene Aufgabe. Ich sage zu den Kindern: „Ihr könnt Meister werden, das ist in Ordnung. Ihr seid auf den Weg gestellt, geht ihn weiter und ihr mögt als Meister erwählt werden.“ Jeder erlangt schließlich Vollkommenheit. Das zu wollen ist keine Sünde. Jeder Heilige hat seine Vergangenheit und jeder Sünder seine Zukunft. Wo können wir anfangen? Bei uns selbst. Zuallererst sollten wir nicht schlecht denken. Man spricht aus, was man im Herzen trägt. Wenn also Übles in eurem Gemüt ist, strahlt es durch Gedanken und Worte aus. Das ist die wichtigste Lehre der Meister. Wir müssen uns selbst prüfen und sehen, wie und wo wir stehen. Wie können wir daran denken, Meister zu werden, wenn diese Dinge in uns sind! Reinheit des Gemüts ist also wesentlich. Verunreinigt es nicht, indem ihr schlecht denkt.

Ihr solltet um Vergebung bitten. Und auch ihr sollltet vergeben und vergessen. Für gewöhnlich vergessen wir nichts. Wir sagen: „Oh, das macht nichts“, aber das Gift frißt weiter in unseren Gedanken. Früher oder später wirkt sich das aus. Vergebt deshalb immer, wenn jemand eure Gefühle durch Worte oder Taten verletzt hat. Vergebung ist das einzige liebliche Wasser, das allen Schmutz wegwaschen kann. Gerechtigkeit kann es nicht, denkt daran! Wenn ihr euer Recht verlangt, wird das neue Folgen nach sich ziehen. Vergebung allein wäscht allen Schmutz fort. Vergebt und vergeßt – das ist der Weg zur Spiritualität.

Einmal ging ein Mann zu Lord Buddha und fing an, ihn wild zu beschimpfen. Er schimpfte eine, zwei, drei Stunden lang, bis es dunkel wurde. Als die Nacht hereinbrach, wollte er gehen. Da sagte Lord Buddha: „Nun, lieber Freund, sag mir doch eins.“ Der Mann fragte, was Buddha wissen wollte. Buddha antwortete: „Wenn einer einem anderen ein Geschenk bringt und dieser es nicht annimmt, bei wem verbleibt es dann?“ Der Mann antwortete: „Bei dem, der es gebracht hat.“ „Gur“, sagte Buddha, „ich nehme das Geschenk, das du gebracht hast, nicht an.“ Wir müssen also diese Dinge in uns entwickeln und danach leben.

Wenn ihr danach lebt, werden sich eure Gedanken und eure Ausstrahlung ändern. Wir können nicht so tun, als ob, denke ich, wir müssen es leben. Die Meister sagten immer: „Ich bin der Diener jener, die nach meinen Worten leben, und sie sind meine Herren. Ich werde ihnen nach besten Vermögen dienen.“ Natürlich liebt der Vater den Sohn am meisten, der alles tut, was er verlangt und seinem Vater gehorcht. Bloße äußere Zustimmung oder so tun, als ob, nützt nichts, denn das Gemüt strahlt aus. Der Meister sieht auf das Gemüt und nicht aufs Äußere.

Solche Dinge werden in den allgemeinen Vorträgen nicht erklärt, doch wir reden darüber in diesen Gesprächen von Herz zu Herz. Haltet euer Gemüt rein – das ist das Geheimnis des Erfolges.

 

 

4

Natürliche Ernährung

 

Natürliche Nahrung besteht aus frischen Früchten, Gemüsen, Nüssen, Getreide und erlaubten Molkereiprodukten. Tierische Nahrung, wie Fleisch, Fisch, Geflügel, Eier und deren Nebenprodukten, sowie Gewürze und Berauschungsmittel sollten streng gemieden werden. Wir sollten uns rein vegetarisch ernähren. Auch sollte der Magen teilweise leer bleiben. Füllt ihn zur Hälfte mit Essen und zu einem Viertel mit Wasser – und laßt ein Viertel leer, damit die Verdauung nicht erschwert wird. Je unbelasteter euer Magen ist, desto besser könnt ihr euch konzentrieren. Wenn euer Magen verstimmt ist, könnt ihr natürlich nicht meditieren oder euch konzentrieren. Ein ruhiger Magen hilft euch bei der Meditation. Gebt euch nicht der Völlerei hin. Eßt euch, wenn ihr wirklich Hunger habt und stopft nicht dauernd irgendwas in euch hinein. Zwei Mahlzeiten am Tag reichen aus – und dazu noch ein kleines Frühstück am Morgen. Die Meister sagen gelegentlich, daß jene, die schneller fortschreiten möchten, nur einmal am Tag essen sollten.

Laßt den Magen teilweise leer. Wenn ihr mehr eßt, als ihr verdauen könnt, werden euch die unverdauen könnt. Gönnt eurem armen Magen etwas Ruhe. Man braucht mindestens vier bis fünf Stunden, um etwas zu verdauen. Wen ihr zu oft zu viel eßt, wird euer Magen aufbegehren. Nehmt nur einfach vegetarische Nahrung zu euch, und eßt nur soviel, wie ihr wirklich braucht. Ein Diener, der 24 Stunden arbeiten soll, wird aufbegehren. Er muß sich tagsüber und nachts etwas ausruhen können. So sollte auch der Magen ruhen – und das kann er erst vier oder fünf Stunden nach dem Essen. Wenn ihr um 8.00, dann um 12.00, um 16.00 und wieder um 20.00 eßt, bleibt euer Magen keine Zeit, auszuruhen. Also brauchen wir einfache Nahrung, ein einfaches Leben und eine edle Denkweise. Je mehr ihr eßt, desto mehr bleibt unverdaut und desto mehr Krankheiten werden euch befallen. Laßt daher euren Magen etwas ausruhen. Menschen sterben nicht nur vor Hunger, sondern auch an zuviel Essen. Das macht krank. Deshalb eßt nur das, was ihr braucht, wenn ihr wirklich Hunger habt. Und macht nicht nur um der Form willen den Vorschlag: „Jetzt könnten wir etwas essen.“ So geht es nämlich immer wieder – Kindern wie Erwachsenen.

Je geordneter unser Leben ist, um so gesünder werden wir sein. Alle Lebensbereiche werden vom Meister berührt, um den Menschen zu helfen. Wenn ihr einfacher Nahrung lebt und nur so viel eßt, wie ihr verdauen könnt, werdet ihr gesund sein. Wenn ihr mehr eßt, als ihr verdauen könnt, werdet ihr weder meditieren, noch klar denken, noch euren Meditationen Zeit widmen können, weil ihr träge seid. Deshalb brauchen wir ein einfaches Leben, eine einfache Nahrung und eine edle Denkweise. Ihr solltet nur soviel essen, wie ihr wirklich benötigt. Eßt wenig. Zuviel essen macht faul und träge. Man schiebt dann immer alles auf. Ihr sagt dann: „Nein, nicht jetzt – laßt mir meine Ruhe.“ Das kommt daher, weil der Magen nicht in Ordnung ist.

Einmal schloß sich ein Arzt dem Propheten Mohammed und seinen vierzig Schülern an, um sie mit Medizin zu versorgen, wenn einer krank werden sollte. Sechs Monate blieb er bei ihnen, aber niemand wurde krank. Das ging er zu dem Propheten und sagte: „nun, da niemand krank geworden ist, hat mein Bleiben wohl keinen Sinn.“

Der Prophet Mohammed erklärte ihm: „Schau, solange sie meinen Geboten folgen, werden sie nicht krank. Ich rate ihnen, einen Bissen weniger zu essen, als sie eigentlich möchten, sich nicht satt zu essen, sondern etwas weniger zu sich zu nehmen, so daß sie noch ein wenig hungrig vom Tisch aufstehen. Ich rate ihnen, zweimal am Tag zu essen und während des Tages hart zu arbeiten. Außerdem sollen sie regelmäßig meditieren. Solange sie diese Gebote befolgen, wird keiner krank werden.“

Das sind sehr kleine Dinge, aber sie haben eine große Wirkung. Deshalb sollte man sich an eine einfache, rein vegetarische Nahrung ohne Gewürze halten. Eßt nur soviel, wie ihr braucht und steht noch ein wenig hungrig vom Tisch auf. Nehmt diese Dinge ernst und befolgt sie; und ihr werdet alles besser in den Griff bekommen – sei es die Meditation, körperliche Arbeit oder sonst etwas.

 

 

 

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Was der Meister für den Schüler tut

 

Der Meister gewährt jenen, die ihm nachfolgen, Hilfe und Schutz – genau wie eine Mutter, die sich um das Wohl ihres Kindes kümmert. Sie wäscht seinen Körper, der voll Schmutz ist. Sie füttert es und achtet darauf, da0 es weder unter Kälte noch unter Hitze zu leiden hat. Sie opfert ihre eigene Bequemlichkeit, um es aufzuziehen. Und doch weiß das Kind nicht, was die Mutter für es tut. Schon während der Schwangerschaft achtet sie darauf, daß ihm nichts zustößt. Ähnlich umsorgt wie ein Kind werden jene, die der Meister unter seine Obhut nimmt. Der Schüler läßt sich nicht träumen, wieviel der Meister für ihn tut – aber der Meister zeigt das nicht. Er sorgt für ihn auf jede Weise – für sein Wohlergehen, seine Nahrung und seine Entwicklung. Er sorgt auch für das äußere Wohl seiner Kinder; sie erhalten jede Hilfe. Sogar um die Auswirkungen früherer Handlungen kümmert er sich: ein Nadelstich für den Galgen – so groß sind die Zugeständnisse. Es ist also ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Wie eine Mutter alle Bequemlichkeit für ihr Kind opfert, so opfert der Meister alles für seine Kinder. Selbst wenn das Kind größer wird und ungezogen ist, läßt es die Mutter nicht hungern. So wird jedem, der zum Meister kommt, großer Segen zuteil. Auch wenn der Schüler falsche Wege geht, hört der Meister nicht auf, für ihn zu sorgen, genau wie der verlorene Sohn nie vom Vater vergessen wurde. Der Schüler mag den Meister verlassen, doch der Meister verläßt ihn niemals. Er erfüllt jene, die ihm nachfolgen, mit seinem eigenen Denken, mit seinem eigenen Leben. Wenn also das Kind an ihn denkt, so ist es doch der Meister, der uns erst liebt und zuerst an uns denkt. Wenn wir an ihn denken, denkt er an uns mit ganzem Herzen und ganzer Seele. Er sorgt immer für das Wohl derer, die ihm nachfolgen. Er ist nicht der Körper. Er ist das personifizierte Wort, das Wort, das Fleisch geworden ist. Er ist überall. Wir müssen uns nur nach innen wenden und sehen, was er für uns tut. Selbst wenn wir nicht nach innen gehen können, sorgt er für uns.

Die weltlichen Menschen bleiben nur solange bei uns, wie es ihren Zwecken dient. Wenn sie ihr Ziel erreicht haben, verlassen sie uns. Geraten wir in Not, sind krank oder mittellos geworden, lassen uns die Menschen manchmal im Stich; nur der Meister verläßt uns nicht. Wer seinen Eltern sehr ergeben ist, wird sich um ihr Wohlergehen kümmern, aber in der Todesstunde kann er ihnen mehr helfen. Dann können wir nur noch beten, daß Gott sich ihrer Seele annehmen möge. Aber der Meister verläßt uns nicht. Sogar an diesem Tag geht er mit uns. Deshalb solltet ihr euch zu Füßen eines solchen Meisters begeben, der mit dem Hier und dem danach vertraut ist und euch hier und im Jenseits helfen kann.

Ich dachte gerade an einen Mann, der hier im Dorf wohnt. Er ist Landwirt, ein Bauer. Er hatte Melonen angebaut, die nun reif waren, und wollte sie gerade ernten und für den Markt fertig machen; doch da es schon dunkel wurde, entschloß er sich, diese Arbeit auf den nächsten Tag zu verschieben. Er sagte sich: „Dies gehört alles dem Meister – ich brauche mir keine Sorgen zu machen.“ In dieser Nacht kamen fünf oder sechs Diebe. Sie schnitten die Früchte ab und trugen sie an einen Platz konnten sie aber nicht mehr abtransportieren. Was geschah? Fünf oder sechs Gestalten erschienen mit Stöcken in der Hand und verprügelten sie nacheinander, bis alle davonliefen. Am nächsten Morgen sah der Besitzer des Feldes, daß die Melonen zum Abtransport bereit lagen und wunderte sich darüber. Nach vier oder fünf Tagen kamen diese Diebe, die bis dahin mit Fieber im Bett gelegen hatten, zu dem Bauern und wollten wissen, warum ihre Untat mißlungen war. Sie sagten: „Verzeih uns bitte, wir sind die Diebe.“ Der Bauer aber sagte: „Ich habe nichts zu verzeihen, das ist Sache meines Meisters.“

Der Meister sorgt auf jede Weise für das Wohl derer, die ihm nachfolgen – außen und innen. Ein wahrer Schüler wird die strahlende Form des Meisters sehen, die euch auf den höheren Ebenen leiten wird. Wenn irgend etwas zur Begleichung auf uns zukommt, sagt er: „Gut, ich kümmere mich darum.“ Der Schüler wird von dem Tag an, da er zu Füßen des Meisters gelangt, all seine taten begleichen. Daher ist es ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Wer einen Meister hat, ist besser dran als die , die keinen Meister haben. Ameisen können Eisen nicht fressen, auch wenn es rostig ist, wohl aber gewöhnliches Holz. So brauchen solche Menschen, die zum Meister gekommen sind, nicht in die Hölle zu gehen. Das ist gar nicht möglich. Es kann sein, daß sie als Mensch zurückkommen werden, weil die in sie gesäte Saat nur in einem menschlichen Körper aufgehen kann; auf eine niedrigere Stufe müssen sie aber nicht zurück. Aber warum sollte einer überhaupt wiedergeboren werden, wenn er in diesem Leben dafür sorgt, das die Saat aufgeht? Deshalb ist es ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Er leitet euch hier und im Jenseits. Er wickelt die Folgen vergangenen Karmas ab, und deswegen müßt ihr zu einem Meister gehen. Die Meister sind sehr offen. Sie sagen: „Welchen Sinn soll es haben, zu einem Meister zu gehen, wenn man doch alle Auswirkungen der Vergangenheit zu erdulden hat!“ Aber wenn man sich zu Füßen eines Löwen begibt, ist man dann nicht in Sicherheit, wenn die Schakale kommen und heulen? Deshalb lautet unser Thema heute: „Der Meister sorgt für seine Schüler – hier und auch im Jenseits.“ Er weicht nicht, bis er die Seele zu den Füßen des Sat Purush gebracht hat. Der Schüler mag ihn verlassen, aber er wird den Schüler niemals verlassen. In einigen Briefen an meinen Meister stand: „Wir wollen Dich jetzt verlassen.“ Der Meister sagte: „Ihr mögt mich verlassen, aber ich kann euch nicht verlassen.“ Ich bekam auch ein oder zwei derartige Briefe. Ich schrieb zurück: „Du magst mich verlassen – meine Gemeinschaft mit dir wird weiter bestehen.“

Ihr seht also, welch großer Segen es ist, zu den Füßen eines lebenden Meisters zu kommen – zu Gott in ihm natürlich. Wie begünstigt ihr seid! Durch eure Meditation entwickelt ihr eure Liebe zu ihm, die schon in euch ist – selbstverständlich durch seine Gnade. Er liebt uns zuerst – unsere Liebe ist nur die Erwiderung. Dann braucht ihr nicht mehr in die Welt zurückkehren. Warum auch? Wofür? Wenn ihr lernt, ins Jenseits hinüberzugehen, sorgt er dort für euch, bis er euch zu den Füßen des Sat Purush gebracht hat. Das steht auch in Büchern. Maulana Rumi sagte: Begebt euch zu den Füßen eines Meisters, der das Hier und das Jenseits kennt, der euch Hilfe und Schutz in der physischen Welt gibt und auch, wenn ihr ins Jenseits geht. Alle anderen werden euch verlassen, aber er wird euch nicht verlassen.“

was ist nun unsere Pflicht? Haltet einfach seine Gebote – wenn ihr ihn liebt. Nun, er liebt euch gewiß. Eure Liebe ist die Erwiderung. Er wird euch mehr lieben, wenn ihr  seine Gebote befolgt. Er möchte, daß ihr rein seid. Begleicht eure Rechnungen, indem ihr das Pralabdh- Karma auf euch nehmt. Er rührt dieses Karma nicht an. Sonst würde ein Mensch unmittelbar bei der Initiation sterben. Spirituelle Taten stecken den Bereich ab, in dem ihr wirken sollt und machen euch zu bewußten Mitarbeitern am göttlichen Plan. Wenn ihr erkennt, daß er es ist, der handelt – wer trägt dann die Frucht jeglicher Folgen der Vergangenheit? Deshalb werdet ihr erkennen, daß es ein großer Segen ist, einen lebenden Meister zu haben – hier wie im Jenseits. Wir müssen nur an dem festhalten, was er sagt. Wenn ihr in einem Boot sitzt, dann bleibt darin sitzen und springt nicht hinaus. Ihr werdet zur anderen Seite des Flusses übergesetzt werden. Und selbst wenn ihr hinaus fallt, wird alles getan, um euch vor dem Ertrinken zu retten. Die nicht an dem festhalten, was er sagt, verläßt er auch dann nicht. Wenn er einmal den Samen von Naam gesät hat, muß dieser aufgehen.

So bekommt ihr jeden Tag etwas Neues. es ist nicht wirklich neu, es ist schon da. Ihr braucht Gott nur für den schon vorhandenen Segen zu danken. Alle werden euch verlassen; aber in eurem letzten Augenblick wird er zu euch sagen: „Bitte komm, ich bin bei dir.“ Auch wenn ihr den Körper jetzt schon verlaßt, ist er bei euch.

 

 

 

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Wie man Liebe zu Gott entwickelt

 

Wir möchten einem begegnen, der uns etwas über den berichten kann, den wir gerne kennenlernen würden. Wenn wir seine Worte dann hören, wird unsere Aufmerksamkeit in jene Richtung gelenkt. Selbst wenn wir nur an ihn denken, von dem wir gehört haben, wird in uns natürlich der immer stärker werdende Wunsch entstehen, zu ihm zu gehen. Ihr möchtet gern in dem Land sein, in dem er lebt. Wenn ihr in dieses Land kommt, möchtet ihr in die Stadt gehen, in der er wohnt. Kommt ihr in diese Stadt, so werdet ihr nirgendwo stehenbleiben, sondern direkt zu seinem Haus gehen. Das ist natürlich.

Der menschliche Körper ist für alle, die ihn erhalten haben, die günstige Gelegenheit, um darin zu ihrem Vater zurückzukehren, aber erst einmal müssen wir etwas über den Vater wissen. In den Schriften lesen wir von den Heiligen, die den Meister gefunden und den Meister gesehen haben, in dem das Wort Fleisch ward und unter uns wohnte. Er wird euch von seinen eigenen Ersthanderfahrungen mit Gott erzählen. Das läßt eure Sehnsucht natürlich so sehr anwachsen, daß auch ihr ihn sehen und die gleiche Gotteserfahrung wie der Meister machen möchtet. Wenn wir also die Schriften über jene Meister lesen, die selbst eine unmittelbare Gotteserfahrung hatten, wird unsere Aufmerksamkeit in die gleiche Richtung gelenkt. Was sollen nun all unsere verschiedenen Übungen, wie das Lesen der Schriften und das Beten um dieses und jenes bezwecken? Daß sich unser Herzen mit liebevollem Denken an ihn erfüllen. Gott ist Liebe. Unsere Seele ist vom gleichen Wesen wie Gott – sie ist auch Liebe. Liebe kennt Bindung. Wir sind bewußte Wesen und unsere Liebe sollte einem vollkommen bewußten Wesen gelten. Statt dessen hat sie sich an den grobstofflichen Körper und die Außenwelt gehängt und wird daher Verhaftetsein genannt. Wir erden immer wieder in die Welt kommen, wo wir gebunden sind.

Der menschliche Körper, den wir bekamen, ist die günstige Gelegenheit, um unsere Liebe zur Welt zu Gott umzuwandeln. Kabir sagt, wenn wir das unser ganzes Leben vernachlässigt haben, dann sollten wir jetzt aufwachen und unsere Aufmerksamkeit weg von der Welt und zu Gott hin lenken. Wie können wir das erreichen? Als erstes lesen wir die heiligen Schriften, in denen frühere Meister über Gott sprechen. Wir hören von Gott, wir erfahren etwas über ihn von früheren Meistern, die durch ihre Bücher zu uns sprechen. Das bringt ein Verlangen nach ihm bevor, das immer stärker wird, bis wir die Trennung empfinden. Das liebevolle Denken an ihn rührt unser Herz natürlich, bis wir schließlich Tränen vergießen.

Was allein sollen nun all die äußeren Übungen, wie das Lesen der Schriften, bewirken? daß sich die Sehnsucht nach Gott und die Liebe zu ihm in euch entwickelt. Was ist das Kennzeichen der Liebe zu Gott? Wen ihr liebt, den tragt ihr immer im Herzen. Ihr vergeßt ihn nie. Was müßt ihr also tun, wenn ihr Gott lieben wollt? Ihr solltet jeden Augenblick eures Lebens an ihn denken und ihn nie vergessen. Wenn ihr jemanden liebt, ist euer Herz natürlich von ständigen Denken an ihn erfüllt. Ihr wollt diesen Menschen lieben; und wenn ihr ständig an ihn denkt und ihn in eurem Herzen bewahrt, wird sich ganz natürlich Liebe daraus entwickeln.

In diesem menschlichen Körper könnt ihr sehen, was ihr  tut und wie weit ihr euch entwickelt habt. Es ist gut, etwas über Gott zu hören, die heiligen Schriften zu lesen oder einem zu begegnen, in dessen Gesellschaft sich das liebevolle Denken an Gott vertieft. am besten jedoch – sogar noch besser als Schriften zu lesen – ist es, euch einfach in die Gemeinschaft von einem zu begeben, der von Liebe zu Gott überfließt. Durch seine Ausstrahlung wird sie auf euch übertragen. Wenn ihr zu jemandem geht, der Parfüm verkauft, wird euch, auch wenn er euch nichts verkauft, durch die Atmosphäre der Duft anhaften. Und wenn er euch ein Fläschchen Duftwasser gibt...? Ihr habt den menschlichen Körper erhalten: er ist der Ort, von dem aus ihr zum Vater zurückkehren könnt. Doch ihr könnt erst zurückkehren, wenn ihr das liebevolle Denken an Gott entwickelt. Dies vermögt ihr, wie ich euch schon sagte, einmal dadurch, daß ihr die heiligen Schriften lest und bestimmte Rituale durchführt. Aber vollen Erfolg werdet ihr erst dann haben, wenn ihr zudem einen findet, der von Liebe und Ergebenheit zu Gott überfließt. Die Gemeinschaft mit einem solchen Menschen wird Satsang genannt. Er ist das Sprachrohr Gottes. Er kann euer inneres Auge öffnen, damit ihr das Licht Gottes seht. Wahre Liebe entsteht erst, wenn ihr ihn seht. Bis ihr ihn selbst seht, müßt ihr in der Gemeinschaft von einem sein, der das fleischgewordene Wort ist. Das kommt zuerst und geht Gott voran. Der beste Weg, die Liebe zu entwickeln, ist also, sich mit einem zu verbinden, dessen Liebe zu Gott überfließt.

Die Meister sagen, daß ihr den menschlichen Körper erhalten habt, der die höchste Stufe der ganzen Schöpfung ist und in dem ihr eure Liebe von der Welt weg und Gott zuwenden könnt. Wir müssen prüfen, wie weit wir uns entwickelt haben. Lieben wir Gott wirklich? Wenn ja, wird er euch ganz sicher begegnen. Wenn aber das Innerste eures Herzens von Liebe zur Welt erfüllt ist, was man Verhaftetsein nennt, werdet ihr immer hierher zurückkehren – das ist alles. Wir müssen Liebe zu Gott entwickeln. Da bleibt nur die eine Frage: wo sind wir augenblicklich gebunden? Wenn wir am physischen Körper und unserer Umwelt hängen, werden wir immer wieder zurückkommen. Wenn wir aber wirklich Liebe für Gott entwickeln – wohin werden wir dann gehen? Zu Gott natürlich. Wir können nicht einfach für einen Liebe empfinden, aber wir können liebevoll an ihn denken; und das können wir entwickeln. Wir können nicht wahre Liebe zu Gott empfinden, solange wir ihn nicht sehen. Um Gott zu sehen, brauchen wir einen, der unser inneres Auge öffnen kann, damit wir das Licht Gottes sehen und der das innere Ohr öffnet, damit wir die Stimme Gottes hören. Der menschliche Körper ist die einzige Gelegenheit, um das zu tun; und wir leben glücklicherweise so viele Jahre in ihm. Wir haben uns irgendeiner Glaubensrichtung angeschlossen und auch einiges getan, aber wie weit haben wir uns entwickelt? Dem Regen gehen Wolken voraus. Ohne Wolken gibt es keinen Regen. Wenn ein Obstbaum blüht, erhoffen wir Früchte. Ohne Blüten können wir keine Früchte erhoffen. Blüten und Regenwolken sind die Verboten von Frucht und regen. Ähnlich wird euer Herz voll, wenn ihr die Trennung von Gott empfindet und nach ihm weint. Eure Tränen werden unaufhörlich fließen. Das ist ein Zeichen, daß ihr Gott näher kommt. Gott kommt zu euch.

Ein mohammedanischer Heiliger wurde gefragt, ob er zuerst Gott sähe und dann bete oder ob Gott nach seinen Gebeten komme. Er sagte: „Gott kommt zuerst, dann bete ich.“ Man fragte ihn, wie er wüßte, ob Gott da sei. Er sagte: „Wenn mein Herz voll wird, beginnen meine Augen Tränen zu vergießen. Ich denke dann, daß er gekommen ist und mich von innen her zu sich zieht – und dann bete ich.“

Das ist also der Verbote vom Kommen Gottes. Und jetzt schaut euch euer Leben daraufhin an und seht, wo ihr steht. Denkt ihr stets liebevoll an Gott? Das Verlangen nach ihm sollte euch so schmerzen, wie die Verletzung durch einen Dolch schmerzt. Wenn wir das nicht entwickelt haben, stehen wir nirgends. Wir vergeuden unser menschliches Leben. Bleibt in der Gemeinschaft, in der ihr gerade seid – das macht keinen Unterschied. Wir sind dorthin gestellt. Nur aus Liebe zu Gott habt ihr euch den verschiedenen Glaubensrichtungen angeschlossen. Wenn ihr Gott von Herzen liebt, haben all euer Lesen der Schriften und eure äußeren Übungen Frucht getragen. Wenn ihr alles gelesen und auswendig gelernt habt und doch kein funken Liebe zu Gott in eurem Herzen ist, dann war es umsonst. Vergeßt dann besser alles wieder!

Die Hauptsache ist also, Gott zu lieben. Das Kennzeichen der Liebe zu Gott ist das liebevolle Denken an ihn. Ihr vergeßt ihn nie mehr – ganz gleich, ob ihr eßt, schläft, kommt oder geht. Wenn ihr das entwickelt habt, werdet ihr natürlich zu Gott gelangen. Forscht daher tief in eurem Herzen und seht, wo ihr steht. Liebe läßt sich durch Lesen von Schriften und äußere Übungen entwickeln. am besten aber ist es, einen zu finden, dessen Liebe zu Gott überfließt. In der Gemeinschaft mit ihm erlangt ihr diese Liebe durch seine Ausstrahlung. Ich nannte euch als Beispiel den Parfümverkäufer. Auch wenn er euch nichts gibt, erfreut ihr euch an dem süßen Duft des Parfüms. Doch wenn er euch ein Fläschchen Duftwasser gibt, dann...? Ihr könnt dies sogar erhalten, wenn ihr Tausende von Kilometern entfernt sitzt – ihr braucht nur eure Aufmerksamkeit auf den Meister zu richten. Kabir sagt: „Wenn euer Meister jenseits des Meeres lebt und ihr diesseits, wendet ihm einfach eure Aufmerksamkeit zu.“ Durch Radio und Fernsehen könnt ihr jemandes Stimme hören und sein Gesicht sehen. Ähnlich könnt ihr den Meister, der das Fleisch gewordene Wort ist, über Tausende von Kilometern hinweg sehen und hören. Das ist das Kennzeichen; entscheidet nun, wo ihr steht. Denkt ihr immer an Gott – vergeßt ihr ihn niemals? Spürt ihr einen Schmerz in eurem Herzen? Ist euer Herz übervoll und fließen die Tränen? das sind die Zeichen, die zeigen, daß ihr Gott liebt. ein Mensch, der solche Liebe in sich hat, kann nicht sprechen. Die Sprache der Liebe kennt keine Worte. Nur die Tränen in seinen Augen zeigen uns diese Liebe. Das also müssen wir in unserem Leben entwickeln. Wir haben diesen menschlichen Körper schon so viele Jahre lang. Der größte teil unseres Lebens ist schon vorbei. In der kurzen Zeit, die uns noch verbleibt, sollten wir uns beeilen und diese Liebe so bald wie möglich entwickeln, so daß diese Leidenschaft für Gott in uns vorherrscht. Dann brauchen wir natürlich nicht mehr in die Welt zurückkehren. Werden wir dann in die Welt gesandt, so nicht als Gefangene, sondern als Ärzte.

Das heutige Thema ist also ganz klar: wir müssen Liebe zu Gott entwickeln. Alles, was ihr tut, sollte ihm gewidmet sein. Die Gemeinschaft mit jenen, deren Liebe zu Gott überfließt, und das liebevolle Denken an sie geben uns dabei einen Auftrieb. Alles Lesen von Schriften und alle Rituale oder äußeren Übungen tragen nur dann Frucht, wenn sich euer Herz mit liebevollem Denken an Gott erfüllt und die Tränen zu fließen beginnen. Ich denke, ihr könnt jetzt besser beurteilen, wo ihr steht. Jeden Tag erhaltet ihr etwas. Wir sollten es in unserem Herzen bewahren und sehen, wo wir stehen. Wenn wir diese Liebe haben, schön und gut – wir sollten Gott dafür danken. Wenn nicht, dann beeilt euch. Betet zu Gott, daß er diese Liebe zu ihm in euch entwickeln möge. Oder sucht die Gemeinschaft jener, die euch helfen, sie in euch zu entwickeln.

 

 

 

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Was wahre Liebe ist – I

 

Die Liebe, die aus unseren äußeren Freuden, den physischen Freuden entsteht, ist keine Liebe. Jeder beteuert, daß er Gott liebt, daß er jemanden liebt – aber wie viele wissen wirklich, was Liebe ist? Liebe ist, wenn sich das Herz zu etwas hingezogen fühlt. Sie ist Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Wenn das Herz etwas wünscht, entsteht eine Schwingung, die auf das einwirkt, worauf die Gedanken gerichtet sind. Liebe ist also, wie ich euch sagte, eine Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Jeder, der liebt, ist mit Dienen und Opfern vertraut. Da gibt es keine Frage von hoch oder niedrig, von Herrscher oder Untertan. Die Liebe zwingt selbst König zu Boden. Liebe kann alles hingeben, selbst Leib und Seele. Sie macht, daß man sich dem Willen dessen ergibt, an dem das Herz hängt.

Die Liebe ist unseren Seelen angeboren. Gott ist Liebe, und unsere Seelen sind Tropfen aus dem Meer aller Liebe, das auch die verkörperte Liebe ist. Aber Lieb bedeutet auch Bindung. Die Liebe der Seele, die der Überseele oder Gott gelten sollte, hat sich an irdische Dinge und äußere Freuden gehängt. So hat sich diese Liebe in Verhaftetsein gewandelt. Wohin geht ihr also? Dorthin, wo ihr gebunden seid. Was in eurem Gemüt ist, daran hängt ihr, das liebt ihr in eurem Herzen. Ist es Liebe zu weltlichen Dingen, werdet ihr natürlich immer wieder in die Welt zurückkehren. Wohin geht ihr dagegen, wenn ihr Gott oder Gott im Menschen liebt? Wo er hingeht – und wenn er nicht dem Rad der Wiederverkörperung unterworfen ist, wie könnt ihr es dann sein? Er kommt vom Vater und er kehrt zum Vater zurück. Er kommt mit dem Auftrag, die Seelen zu Gott zurückzubringen.

Liebe ist also erst Liebe, wenn sie sich Gott zuwendet – sonst ist sie Verhaftetsein. Wir müssen uns nur in unserem tiefsten Inneren fragen, wen wir wirklich lieben. Bedenkt, daß wirkliche Liebe kein Geschäft ist. Sie bedeutet, daß wir auf alles verzichten und ihm übergeben. Wie können wir wirkliche Liebe entwickeln? Wenn ihr jemanden liebt, werdet ihr natürlich immer mit liebevollem Herzen an ihn denken. Wenn ihr also die Liebe in euch entwickeln wollt, dann denkt nur Tag und Nacht liebevoll an Gott. Am wirksamsten aber ist es, bei einem zu sein, der von Gott Liebe und Berauschung überfließt. Seine Seele ist durch die Liebe zu Gott berauscht. Welchen Umgang ihr auch habt, er wird auf euch ausstrahlen. Seid ihr bei einem Ringer, so wird sich in euch wirkliche Liebe für Stärke entwickeln. Seid ihr bei einem Gelehrten, wird eure Liebe zur Literatur wachsen und seid ihr bei einem, dessen Liebe zu Gott überfließt, so werdet ihr natürlich durch seine Ausstrahlung die gleiche Liebe in euch fühlen. Der Koran der Mohammedaner sagt: „Jeder Liebende braucht einen Geliebten.“ wir sind Seelen, bewußte Wesen. Unser Geliebter sollte die Überseele sein, die alle Bewußtheit ist, die Gott ist. Wir aber haben die Welt zu unserer Geliebten gemacht und kehren natürlich immer wieder in sie zurück. Unsere Liebe sollte also Gott gehören. Sie sollte sich entwickeln – das aber kann sie nur, wenn ihr euch in die liebende Gegenwart des Gott- im- Menschen begebt, der von Göttlichkeit überfließt. dann wird seine Ausstrahlung natürlich Liebe in euch erwecken. Sie wird eurer Seele eingeflößt. Liebe dient und opfert und will nichts für sich.

Ich erzählte euch gerade die Geschichte eines Königs, der vier Frauen hatte. Er wollte in ein fremdes Land reisen und fragte seine Frauen, was er ihnen als Geschenk mitbringen solle. Jede hatte einen anderen Wunsch. Aber die jüngste, die den König am meisten liebte, schrieb ihm: „Ich will nur Euch- sonst nichts. Kommt wieder.“ Als der König zurückkehrte, sandte er den anderen Frauen die Geschenke – zur jüngsten ging er natürlich selbst.

Das soll nur zeigen, daß ihr bekommt, was ihr wirklich wollt. Die Meister sagen, daß Gott versprochen hat, dem Menschen alles zu gewähren, was er sich wünscht – was seine Seele wirklich begehrt. Wir sagen so leicht: „O Gott, wir wollen Dich“, aber im Grunde wünschen wir uns weltlichen Dinge. Wenn ihr Gott in eurem Herzen wirklich liebt, wird er zu euch kommen und sich euch offenbaren. Aber meistens wollen wir nur weltliche Dinge, hier und im Jenseits. Doch wer sich nach der Liebe zu Gott sehnt, der verlangt weder irdische Dinge, noch die Schätze anderer Welten. Ihm geht es nicht einmal um Erlösung. er will nur eines: nicht Himmel oder Irdisches, keine Erlösung, sondern nur bei Gott sein – das ist alles. Wenn wir dieses Verlangen wirklich in unserem Herzen haben, dann werden wir Gott natürlich finden. Gott wird zu uns kommen. wenn wir nur einen Schritt in diese Richtung tun, wird er hundert Schritte vorwärtsgehen, um uns zu empfangen. Wir müssen entscheiden, was wir im Innersten wollen. Leben wir hier nur wegen weltlicher Dinge? Oder etwa nur für die Ehre und den Ruhm dieser Welt? Leben wir hier nur, um die Gaben der anderen Welt oder den Himmel zu erlangen? Streben wir tatsächlich nach der Erlösung von Geburt und Tod? Ein wirklich Liebender will nichts von alledem. Er will Gott und nur Gott allein. Das ist das höchste Ideal, das wir ausschließlich im menschlichen Körper verwirklichen können. Also prüft euch aufrichtigen Herzens und entscheidet dann, was ihr wollt. Wenn ihr Gott wollt, wird er ohne Zweifel zu euch kommen. Wenn ihr etwas anderes wollt, so werdet ihr es bekommen – das ist alles. Was ihr auch wollt – daran wird es euch nie ermangeln. Warum aber wollt ihr gewöhnliche Kiesel und Steine von einem König? So sollten wir Tag für Tag prüfen, wie es um uns steht. Das Maß der Liebe in eurem tiefsten Herzen bestimmt, wieviel euch das Schriftenlesen, Buße tun, diese oder jene rituelle Handlung oder Wallfahrt einbringen. Wenn ihr Liebe zu Gott entwickelt habt – schön und gut. Wenn nicht, was dann...? Dann unterliegt ihr eben weiterhin der Seelenwanderung. Das hängt allein davon ab, wohin ihr eure Aufmerksamkeit lenkt – in diese oder jene Richtung.

Bulleh Shah war ein indischer Heiliger. Als er seinen Meister fand, arbeitete dieser gerade in einem Garten und setzte Pflanzen ein, einige hierhin und einige dorthin. Und Bulleh Shah fragte ihn, wie man Gott finden können. „Oh, das ist ganz leicht“, antwortete ihm der Meister. „Es ist einfach so, wie wenn man eine Pflanze hier ausgräbt und dort drüben wieder einsetzt.“

Ihr braucht also nur eure Aufmerksamkeit von der Welt abzuwenden und auf Gott zurichten . das ist alles. Gott ist bereits in euch. er lebt nicht im Himmel. Er ist eben diese Kraft, die euch im Körper überwacht. darum also geht es. Jetzt seht, wo ihr seht. Wenn ihr euch nach Gott oder dem Gott im Menschen sehnt, so werdet ihr ihn finden. Diese Dinge müssen wir jeden Tag erneut prüfen und sehen, wo wir stehen. jahrelang haben wir uns mit der einen oder anderen Art von Übung abgemüht und uns verschiedenen geistigen Richtungen angeschlossen. Mit welchem Ergebnis? was habt ihr damit wirklich erreicht? habt ihr Liebe für Gott entwickelt? Wenn ja, dann habt ihr euren menschlichen Körpers richtig genützt. Wenn nicht, dann...? Dann habt ihr dafür gesorgt, daß ihr immer wieder zurückkehren müßt. Liebe braucht keine Schauspielerei, keine Rituale oder äußeren Kennzeichen. Sie braucht nicht einmal den Körper. Sie ist etwas zwischen euch und Gott. Der menschliche Körper wurde euch als goldene Gelegenheit gegeben, um eure Seele Gott zuzuwenden. Ihr geht dahin, wo ihr gebunden seid. Ganz einfach, dazu braucht ihr keine Philosophie. Wenn ihr im Innersten eures Herzens wirklich an Gott oder Gott im Menschen hängt, werdet ihr natürlich nicht zurückkehren. Ihr geht dorthin, wo auch er hingeht.

Die Meister verlangen von keinem Menschen, daß er seine äußere Erscheinung oder seine Rituale ändert. Bleibt, wo ihr seid. Ihr seid Seelen, bewußten Wesen. Ihr habt diese günstige Gelegenheit des menschlichen Körpers erhalten. Richtet nun eure Seelen auf die Kraft aus, die euch im Körper überwacht. Der Körper ist der wahre Tempel Gottes, in dem ihr und auch Gott wohnt. Äußere Formen oder Rituale oder die Kennzeichen der einen oder anderen Religionsgemeinschaft spielen keine Rolle dabei. Der Meister sieht euch auf der Ebene der Seele und er achtet nicht auf die Kennzeichen, die ihr an eurem Körper tragt. Er sieht euch als Mensch, als Seele. Die gleiche kontrollierende Kraft wirkt auch in eurem Herzen.

Habt ihr verstanden, was Liebe ist? Sie ist Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Ein gebildeter Mensch kann doch herzlos sein. Die Liebe ist mehr als der Verstand, aber manchmal steht der Verstand der Liebe und dem Herzen im Weg. Das müssen wir Tag für Tag prüfen – wieweit wir Liebe entwickelt haben und in welche Richtung – dahin oder dorthin? Zur  W  e  l  t  (world) oder zum  W  o  r  t  (word)?  W  e  l  t  buchstabiert man (im Englischen)  W  o  r  l  d  . Wenn man das ‚l‘ aus dem Wort  W  o  r  l  d  (Welt) herausnimmt, dann wird es zum  W  o  r  d  (Wort). Wenn ihr die Selbstsucht der Ichheit verliert, indem ihr bewußte Mitarbeiter am göttlichen Plan werdet, seid ihr das Wort. Gott ist das Wort. ‚Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.‘ Spiritualität ist nicht schwer. Ich denke, sie ist der natürlichste und einfachste Weg.

Um weltliche Dinge zu begreifen, müßt ihr erst eine Theorie aufstellen und dann jahrelang lernen. Selbst dann könnt ihr nicht behaupten, alles über weltliche Dinge zu wissen. geht ihr aber den anderen Weg, kommt ihr zur Wurzel der ganzen Schöpfung. Man muß nur die Aufmerksamkeit von der einen Richtung in die andere lenken. Das ist der Weg zu Gott und ihr könnt nun prüfen, was ihr wollt. Zur rechten Zeit werdet ihr alles bekommen, was ihr möchtet, was ihr möchtet, aber warum wollt ihr nicht Gott, damit ihr ihm gehört und er euch? Da kann niemand dazwischentreten; weder Körper noch Gemüt oder irgend etwas aus der äußeren Welt.

Meister geben diese weisen Ratschläge an die Menschen ganz allgemein, gleich welcher Glaubensrichtung sie angehören. Für sie macht es keinen Unterschied, ob ihr eine Kirche, einen Tempel, einen Gurdawara oder eine Moschee aufsucht. Diese Stätten dienen der Verehrung Gottes, um Liebe zu ihm zu entwickeln. Es ist nicht genug, diese Orte lediglich zu besuchen.. Ihr müßt sehen, was euch das gebracht hat. Was bezwecken denn all diese Darbietungen? Daß wir davon gefesselt werden. Ich würde sagen, wenn man zum Militär eingezogen wird, geschieht das zwangsweise. Man muß den ganzen Tag arbeiten und bekommt am Abend nicht einmal einen Lohn. Auch bei der Geburt seid ihr hilflos und wenn ihr sterbt, bekommt ihr nichts. Welchen Sinn hat es dann? Die Frucht alles äußeren Zeremonien, des Schriftenlesens, der Übungen und des Bußetuns ist, daß wir erkennen, wie weit sich unsere Liebe zu Gott entwickelt hat. sie läßt sich am besten entwickeln, wenn man zu einem geh, der von Liebe zu Gott und von Gottes Trunkenheit überfließt.

Und wo kann man diese Berauschung erhalten? Die Augen sind die Fenster der Seele, und die Seele schaut aus ihnen heraus. Wie die Seele gefärbt ist, so strahlt sie durch die Augen auf euch aus. Unser Meister sagte, wenn wir uns vor ihm verneigen wollten: „Was ist da unten, schaut mich an!“ Die Augen vermitteln diese Ausstrahlung demnach am wirksamsten. Ihr werdet alles vergessen, den Körper, die Welt, alles. Prüft jeden Tag, wieweit ihr Liebe zu Gott entwickelt habt. Das ist das Höchste, was ihr im menschlichen Körper entwickeln könnt und in keinem anderen. Das sollt ihr nicht nur lesen. Seht einfach, welche Liebe ihr in eurem Körper entwickelt habt. Ein Heiliger sagte: „wenn ihr keine Liebe zu Gott entwickelt habt, seid ihr einfach wie ein Esel, der mit Büchern und Schriften vollgepackt ist.“ Ihr habt ganze Büchereien in eurem Kopf und keinen Tropfen davon in eurer Seele.

einmal kam ein Student mit einem Buch dem Arm zu Paramhansa Ramakrishna, der ihn fragte: „was für ein Buch hast du da?“ Der Student antwortete, daß es zeige, wie man wasser herstellt. Paramhansa Ramakrishna lachte und sagte: „nun gut, dann presse ein paar Seiten des Buches aus und schau dir an, wie viele Tropfen Wasser herauslaufen.“ Ihr versteht, was er gemeint hat? Bloßes Bücherlesen ist nur der erste Schritt. Es ist nicht alles. Wie viele Tropfen Wasser kamen aus den Seiten des Buches heraus? Ihr sprecht von Gott, von Gott im Menschen und von der Liebe zu Gott – aber wie viele Tropfen Liebe kommen dabei heraus? daran muß man denken. Wir achten nicht darauf. Wir hängen an äußeren Dingen. Wir opfern ihnen unser Leben und das ist unser Leben und das ist unser Verderben, würde ich sagen. Gebraucht die dinge richtig. Wisset, daß ihr Gottbewußtheit entwickeln müßt und euch klar werden soll, wieviel Liebe zu Gott ihr bisher entwickeln habt. Ich würde sagen, das ist das höchste Ziel, das man Schritt für Schritt erreichen sollte. Hängen wir an Kirche, Rituale, Buße tun, an diesem und jenem, vergessen wir manchmal Gott darüber und sie nehmen die erste Stelle ein. Wir haben diesen äußeren Dingen alles geopfert und Gott vergessen. Das verschlechtert unsere Lage. Noch schlechter wird sie, wenn ihr Gott vergeßt und die Kirche dazu – alles. Aus selbstischer Motiven werdet ihr zu Beschützern und Verfechtern des Kultes der Gemeinschaften, zu denen ihr euch bekennt und Uneinigkeit und Streit entstehen. Begreift ihr jetzt, wozu das führt? Seht also, wie weit ihr euch entwickelt habt. was bringt es euch schon, was ihr gelesen habt – was ihr mit Händen und Kopf festhaltet? Denkt ihr an Gott? Oder wird euch das Herz schwer, wenn ihr seinen Namen hört? Dann ist es gut: dann entsteht etwas. Dann könnt ihr hoffen. So wie Wolken auf Regen und blühenden Bäume auf Frucht hoffen lassen. Andernfalls, entschuldigt, ist alles fruchtlos. Für Gutes werdet ihr zwar Gutes ernten, aber die wahre Frucht – zu Gott zu gelangen – werdet ihr nicht erhalten.

Es gibt hier keine Rituale oder Förmlichkeiten, nichts dieser Art, keinen Tempel, keine Kirche, keine Moschee. Warum? Weil das, was ich euch sage, das Höchste ist. Bleibt, wo ihr seid. Ihr braucht eure Religion nicht aufzugeben, aber nutzt sie richtig und seht, wieweit ihr euch entwickelt und gebessert habt und auf dem Weg vorangekommen seid. Das ist einer der Gründe, warum ich hier keine Kirche, keinen Tempel oder etwas ähnliches habe. Ich sehe sie als Anfangsstufen. Die Leute sind sehr an sie gebunden. Sie erhalten nicht die Früchte ihrer rituellen Handlungen und all der äußeren Verehrung. Hier gibt es keine Förmlichkeiten; uns ist es gleich, woher ihr kommt oder welcher Glaubensrichtung ihr angehört. Das spielt nicht die geringste Rolle – wir freuen uns einfach, daß ihr Menschen, daß ihr Seelen seid. In euch ist der gleiche Gott. Ihr müßt euch in diese Gottbewußtheit erheben. Das ist der Hauptzweck des Ruhani Satsang – das, was wir hier wollen. Das braucht die Welt heute. Urteilt nicht nach der äußeren Erscheinung. Meint ihr im ernst, daß man Abfall nicht riecht, wenn ein Seidentuch darüber gebreitet ist? Die Welt können wir täuschen – doch nicht Gott in uns. Nehmt euch das zu Herzen. Seht zu, wieweit ihr euch verändert habt oder ob ihr der gleiche Mensch mit denselben niederen Neigungen geblieben seid. Äußerlich seid ihr in Ordnung – ihr seid sehr gut angezogen. Äußerlich seid ihr ehrerbietig und demütig, aber das Herz ist das alte geblieben. Was hat Christus gesagt? Er sagte: „Wandelt euer Herz, denn das Reich Gottes ist nahe.“ Wandelt euer Herz – das sagen alle Meister. wir aber hören nicht auf sie. wir machen weiter mit den Äußerlichkeiten oder suchen nicht mehr als die äußeren Dinge, die wir brauchen. Wer von euch ist nur Gottes wegen hier? Wenn ihr um Gottes willen hier seid, werdet ihr ihn ganz gewiß finden. Seid ihr aber wegen etwas anderem hier, was dann...? Dann werdet ihr nur das bekommen, nicht Gott.

 

 

 

8

Was wahre Liebe ist – II

 

Liebe ist unseren Seelen eingeboren. Gott ist Liebe und unsere Seelen sind ihm wesentlich. Liebe ist Bindung an jemanden. Wir sind bewußte Wesen, unsere Seelen sind bewußte Wesenheiten. Unsere Seele sollte an die Überseele gebunden sein, die ganz und gar bewußt ist. Statt dessen hängt sie an der Welt. Das ist der Grund, warum wir immer wieder zurückgekehrt sind. Sie hätte sich Gott oder dem Gott im Menschen zuwenden sollen. Wenn unsere Seele an ihm hängt, werden wir dahin gehen, wo er hingeht. Er braucht nicht auf die Erde zurückkehren – weshalb dann wir?

was ist also Liebe? Liebe ist die Eigenschaft der Seele. Sie ist unseren Seelen bereits eingepflanzt, eingeboren. Sie braucht immer eine Bindung und wirkt Leben- spendend für den Menschen. Genau wie Wasser einem Fisch das Leben gibt. Wenn man einen Fisch aus dem Wasser nimmt, dann stirbt er. Es gibt auch eine bestimmt Pflanze, die im Wasser wächst. Je mehr Wasser sie bekommt, desto mehr wächst sie. Gleicherweise erfreuen sich jene Seelen, die mit der Liebe Gottes beschenkt wurden, dieser Liebe, die für sie wie ein lebenspendendes Wasser ist. Sie ist das Wasser des Lebens für die Seele. Ein Mensch, der sich wirklich von der Welt gelöst hat, wird nicht von ihr beeinflußt. Wirkliche Entsagung bedeutet eigentlich, nicht mehr an die Welt oder an irgend etwas Äußeres gebunden zu sein. Ein Mensch, der innerlich liebt, Gott liebt, ist so sehr an ihn gebunden, daß alles andere aus seinem Denken weicht; nichts sonst zieht ihn mehr an. Wenn zum Beispiel so ein Mensch hier sitzt, können Hunderte von Leuten um ihn herum sein – doch er wird einzig und allein in den Meister vertieft sein. Das kann nur Liebe. Liebe heißt auch Opfern. Die Meister sagen, wer das Spiel der Liebe spielen will, sollte mit dem Kopf als Gabe in den Händen kommen. Und selbst dann würde er kein Wort darüber verlieren. Gott kennt die tatsächliche Neigung unseres Gemüts und was sich darin abspielt. Ich weise damit auf eine Tatsache hin.

Was will ein Liebender? Er will immer den Meister sehen. Er liebt alles vom Meister. Ich erzählte gerade von einem Mann, der vor einigen Jahren zu einer Friedenskonferenz hierher kam. Er war Minister in Korea und kam in den Ashram und wurde initiiert. Er war so berauscht, daß er alle Mauern und Bäume des Ashrams umarmt. Er sagte immer, sie wären so schön, so liebenswert. Warum? Wegen des Meisters natürlich Liebe macht alles schön; das ist nur natürlich. Ein anderes mal rief mich ein Mann aus Amerika an. „nun, was möchtest du?“ fragte ich ihn. „Ich möchte nur deine Stimme hören, sonst nichts. Sprich einfach über irgend etwas“, erwiderte er. Ich sagte: „Was willst du? Sag es mir.“ „Nein, nein, ich möchte nur deine Stimme hören.“ Er machte ungefähr eine Stunde lang so weiter. Er wollte nur meine Stimme hören. Wißt ihr, wieviel ihn dieses Telefonat gekostet haben muß? Ich glaube nicht weniger als ... ein normales Gespräch kostet mindestens dreißig oder vierzig Rupien, nur für ein paar Worte. Dann waren es zumindest 200 Dollar oder noch mehr.

das ist nur natürlich. Wenn einer liebt, wird er alles schön finden. In Indien gibt es die Geschichte eines Mannes namens Majnu, der sehr in Laila verliebt war. eines Tages sah er einen Hund und begann, seine Pfoten zu küssen und ihn zu umarmen. Die Leute fragten ihn: „Was machst du denn da?“ „Oh, ich sah diesen Hund den weg gehen, wo meine geliebte Laila wohnt“, antwortete er. Das ist Liebe – das ist nur natürlich.

So heißt es auch, daß die Augen, die den Meister nicht sehen, herausgerissen werden sollten, und die Ohren, die des Geliebten Stimme nicht hören, besser taub wären. Gesegnet ist das Haupt, das sich zu Füßen des Geliebten niederbeugt. Guru Nanak und Shamas Tabrez sagten, daß die Arme, die den Meister nicht umarmen, gebrochen werden sollten. Das vermag nur Liebe. Was will ein Liebender? Natürlich dem Meister nahe sein – Gott in ihm natürlich. Er möchte jedes Wort hören, das der Meister spricht. Er wird es um jeden Preis befolgen. „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote.“ Ich würde sagen, das ergibt sich ganz natürlich. Wer liebt, wird das tun, was der Meister sagt, ob er in des Meisters Gegenwart oder fern von ihm ist. Der Meister ist das verkörperte Wort. Auch wenn der Schüler tausende von Kilometern entfernt ist, achtet der Meister dennoch auf ihn, denn er ist das offenbarte Wort. Manchmal offenbart sich der Meister auch körperlich. Erfüllt also die Wünsche des Geliebten. Das vermag nur Liebe. Und was kostet sie? Sie kostet nichts. Ihr braucht nur eure Aufmerksamkeit auf den Geliebten richten. Alles andere wird sich ganz natürlich ergeben.

Wieder taucht die Frage auf: „Was ist Liebe? Wo ist sie zu finden? Was erfordert sie? wie kann sie entwickelt werden?“ Das habe ich gestern erklärt. Wenn ihr jemanden liebt, ist er immer in euren Gedanken. Wenn ihr immer an jemanden denkt, fühlt ich euch natürlich zu ihm hingezogen. Wenn jemand zu euch kommt und vom Meister spricht, so seht ihr in ihm euren wirklichen Verwandten. Das ist ein Zeichen der Liebe. Am besten und wirksamsten könnt ihr sie entwickeln, wenn ihr euch in die Ausstrahlung von einem begebt, der von Liebe und Gottberauschtheit überfließt. Das ist der schnellste und natürlichste Weg, um sozusagen angesteckt zu werden. Ihr werdet beim Meister angesteckt, weil seine Liebe zu Gott überfließt. Und was kostet das? es kostet nichts. Der Geliebte möchte, daß der Liebende keinen sonst anschaut oder anhört und an niemanden denkt, als an den Geliebten. Das vermag nur die Liebe. Warum sollte ein Mensch, der sosehr liebt, wieder auf die Welt zurückkehren? Er wird vielleicht als Lehrer, als Meister wiederkommen, um die Kinder Gottes in seine Heimat zurückzuführen. Aber er wird nie mehr als Gefangener kommen, als Rückwirkung der Vergangenheit und an die Welt gebunden. Das vermag nur Liebe – das gibt sie uns.

Eure Aufmerksamkeit zerstreut sich in so viele Richtungen. Sie ist genau wie ein Rohr mir vielen Löchern. Wenn nun Wasser durch das Rohr fließt, verrinnt es Tropfen um tropfen aus jedem Loch. Wenn ihr alle Löcher abdichtet bis auf eines, schießt das Wasser hervor. Wenn wir unsere Liebe, die sich jetzt auf so vieles verteilt, von der Außenwelt zurückziehen und nun der Weg zu Gott oder Gott im Menschen übrig bleibt, dann schießt sie natürlich hervor. Liebe ist unseren Seelen bereits eingeboren, sie ist nur in so vieles geteilt: Körper, Vergnügungen, Kinder, weltliches Ansehen. Wenn wir nur eine Öffnung frei lassen und unsere Liebe dorthin lenken, wird sie naturgemäß von anderen Dingen losgelöst sein. Das wird Wunder wirken.

Jedes Wort vom Meister ist mit seiner Liebe geladen und strahlt sie aus. warum reisen die Menschen Tausende von Kilometern, um hier zu sein? wofür? Um den Meister zu sehen und seine Worte zu hören. Sie können natürlich auch Tausende von Kilometern entfernt dieselbe Wirkung erfahren, indem sie einfach ihre Aufmerksamkeit auf den Meister richten. Kabir sagt, wenn der Meister jenseits des Meeres lebt und ihr diesseits, so braucht ihr nur eure Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Aber selbst wenn ihr das vermögt, solltet ihr die direkte Erfahrung der Gemeinschaft mit dem Meister nicht unterschätzen. Das alles macht die Liebe. Wenn ihr sie in euch entwickelt, kommt alles andere von selbst.

Wenn solche Menschen auf die Welt kommen, wird sie von Liebe überflutet, weil sie euch durch Anstrengung oder Ausstrahlung übertragen wird. Auf Eisschollen werdet ihr frieren. Am Feuer wird euch heiß. Bei einem, der sich die Liebe und Glückseligkeit Gottes hat, werdet auch ihr davon angesteckt. Bei einem, der durch Lust, Geringschätzung anderer, Vergeltungstrieb und vieles andere gefärbt ist, wird euch natürlich heiß werden, nicht kalt. Deshalb betonen die Heiligen immer, wie wichtig die Gemeinschaft mit ihnen ist. Bei wem ihr auch seid, dessen Ausstrahlung wird auf euch wirken.

Gott ist Liebe, unsere Seele ist Liebe, und der Weg zurück zu Gott führt auch über die Liebe. Was soll das ganze Schriftenlesen, das Ausüben von diesem oder jenem Ritual? es soll eure Aufmerksamkeit auf Gott lenken. Nur aus diesem Grund sollt ihr eure Liebe, die in so viele Richtungen zerstreut ist, wieder vereinen, in eine Richtung lenken. wenn ihr das nicht erreicht, sind alle äußeren Übungen vergeblich. Über Liebe zu reden ist eine Sache – sie im Herzen zu haben, eine ganz andere. Gestern sagte ich euch, daß sie Sache des Herzens und nicht des Verstandes ist. Den Verstand haben wir zum Begreifen – das ist alles. Wir aber müssen Liebe entwickeln. Nur durch Liebe könnt ihr Gott erreichen. Sie läßt sich so entwickeln, wie ich es euch schon gestern und heute weiter erklärt habe. Wir müssen sehen, ob wir solche Liebe in unserer Seele tragen, ob wir sie in uns entwickelt haben. Es nützt nichts, irgend etwas zu berühren, irgendwohin zu gehen, zu singen oder dies und das zu tun. Prüft nur, wie weit ihr Liebe zu Gott in euch entwickelt habt. Wenn ihr an Gott denkt oder ihn oder Gott im Menschen liebt, werdet ihr natürlich die gleichen Eigenschaften entwickeln, die er verkörpert. Das Tonprinzip Gottes hören ist genau wie Getreide mähen und zusammengetragen, um alle Körner herauszudreschen. Dieser Ort wird dann der Sammelplatz aller Körner. Wenn ihr das Licht Gottes seht oder seine Stimme (das Tonprinzip) hört, sammeln sich alle Tugenden in euch. Nur durch die Verbindung mit dem Ton oder dem Licht Gottes werdet ihr alle Tugenden erwerben. Diese Dinge ergeben sich dann ganz natürlich. Hieran mangelt es uns. Wir nehmen uns dafür weniger Zeit als für äußere Dinge.

Als erstes solltet ihr euch durch und durch Gottes bewußt werden, zunächst in euch, dann umfassend. Wir kümmern uns mehr um Rituale und Äußeres als um die Liebe zu Gott. Das ist nicht gut. Gesegnet sind all jene Bußübungen und Rituale, die in euch Liebe zu Gott entwickeln. Nur um seinetwillen übt ihr doch all diese Rituale aus. Es sind zwar gute Handlungen und werden auch Gutes bewirken – führen euch jedoch nicht zu Gott. Bleibt also in eurem Land, bei eurer Glaubensrichtung – das ist nicht wichtig. Wichtig ist, wie weit ihr Liebe zu Gott entwickelt habt. Die Rituale und Bußübungen sind gesegnet, die euch helfen, Liebe zu Gott zu entwickeln. Dafür braucht ihr dringend die Gemeinschaft mit Heiligen. Die Gemeinschaft mit guten Menschen wird natürlich das Gute in euch entwickeln. Die Gemeinschaft mit spirituellen Menschen wird Spiritualität in euch entwickeln. Deshalb heißt es, daß man einen Menschen an seinem Umgang erkennt. Das ist also ein Zeichen der Liebe. Je mehr ihr euch in dieser Richtung entwickelt, desto mehr seid ihr gesegnet und lebt ein sinnvolles Leben. Wenn nicht, dann nehmt ihr einen Weg auf, der euch immer wieder in die Welt zurückbringt. Gesegnet ist der Mensch, der den Meister trifft, der die Saat von Naam in euch sät. Wenn sie einmal gepflanzt ist, kann sie nicht mehr zerstört werden. Wenn ihr ständig mit Naam in Verbindung kommt, werdet ihr Gott lieben. Ihr seid dann losgelöst von der Welt. Auch wer eben erst initiiert wurde, hat die Saat von Naam in sich. Er hat ein Anfangskapital bekommen. Wenn er es in seinem Leben nicht entwickelt, wenn er es vergißt, wird er zurückkommen müssen – aber nicht unterhalb der menschlichen Ebene, weil diese Saat allein im menschlichen Körper aufgehen kann. Aber wozu wiederkommen – selbst als Mensch? Warum nicht mehr Zeit einsetzen und das entwickeln, was ihr bereits erhalten habt? Ihr könnt mehr Liebe zu Gott oder Gott im Menschen entwickeln, wenn ihr seine Gebote haltet. dann müßt ihr nicht zurückkehren. Je weiter ihr im irdischen Leben fortschreitet, desto höher wird die ebene sein, zu der ihr gelangt.

Bitte, nehmt euch daher mehr Zeit für eure Übungen. Entwickelt Liebe zu Gott in euch. Ihr werdet gesegnet sein. Dann habt ihr euer Leben am besten genützt. Wir reden und reden – aber wieviel tun wir wirklich? Eine Unze Praxis ist besser als Tonnen von Theorien. Deshalb sind Reformer gesucht, die nicht andere, sondern sich selbst verbessern. Vorbild ist besser als Vorschrift. Daran fehlt es uns. Wir halten uns nur an die äußeren Rituale und kümmern uns nicht um ihren ursprünglichen Sinn. Die Menschen opfern diesen Übungen sogar ihr Leben, aber sie vergessen Gott dabei, für den sie bestimmt waren. das ist, offen gesagt, sehr schlecht. Die höchste Religion ist, Liebe zu Gott und Gottbewußtheit in euch zu entwickeln – in seiner heiligen Gegenwart zu sein, würde ich sagen. Er ist überall – wo ist er nicht? Wir haben unser wahres Sein in ihm. Es bleibt nur eins: das Auge zu öffnen, um ihn zu sehen. Dieses Auge wird vom Meister geöffnet. Er gibt euch eine Verbindung mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft – dem Licht – und dem Tonprinzip. Je mehr Zeit ihr euch dafür nehmt, desto mehr werden sich alle Tugenden in euch entwickeln. Seht also, wo ihr steht.

 

 

 

9

Wie man Liebe entwickelt

 

Liebe kann man auf vielerlei Weise entwickeln – doch den Meister anzuschauen, in seine Augen zu blicken, das ist der wirksamste Weg. Die Augen sind die Fenster der Seele. Der Meister ist immer innen am Augenbrennpunkt. Wenn ihr also mit ihm sprecht, solltet ihr euch immer dort konzentrieren. Er ist ebenso konzentriert, wenn er redet und Seele zu Seele spricht. Der Meister lehrt durch die Augen – ohne zu sprechen. Er fließt über von Liebe zu Gott und ist berauscht von ihm, und die Ausstrahlung durch seine Augen ist sehr stark. Wer sich mit Empfänglichkeit in seine Augen versenkt, erhält einen Auftrieb. Es gibt noch andere Methoden, aber das ist die wirksamste.

Wir sollten auf diese Weise zum Satsang gehen, um ihn ganz zu nutzen. Wenn ihr zum Ort des Satsang geht, vergeßt einfach euer Zuhause. Wenn ihr hierher kommt und euch setzt, vergeßt alle anderen. Ihr werdet selbst euren eigenen Körper vergessen. Versenkt euch ganz in die Augen des Meisters. Ihr werdet euren Körper vergessen, denn die Augen sind die Fenster der Seele, und die Seele strahlt ihr Wesen durch die Augen aus. So läßt sich Liebe am besten entwickeln. Es gibt noch andere Wege, wie die Gemeinschaft mit jenen Menschen, deren Liebe zu ihrem Guru überfließt. Wenn zwei Schüler des Meisters beisammensitzen, wird ihre Liebe zu ihm aufflammen. Wenn ihr zu einem Meister geht, versenkt eure ganze Aufmerksamkeit in seine Augen. Denn er fließt über von Gottes Liebe und Berauschtheit, die sich euch direkt übertragen. Diese überfließende Liebe in ihm vermögen Worte nicht zu vermitteln, doch seine Augen strahlen sie aus. Diese Eindrücke gehen zu Herzen; und wo ihr auch immer seid, werdet ihr euch seiner Süße erfreuen. So entwickelt sich Liebe. Wer gibt sie? Er, der uns zuerst liebt. Die Mutter liebt ihr Kind zuerst. Das Kind erwidert nur diese Liebe. Es fragt sich nun, wie man die Liebe aufrecht erhält. Wir sollten sie nicht als Geschäft betrachten und manchmal  diese oder jene weltlichen Dinge wollen. Wir sollten den Meister allein um seiner Liebe willen lieben. So können wir diese Liebe erhalten. Wie soll unsere Liebe sein? Sie sollte immer voll Ehrfurcht sein. Manchmal überschreiten wir aus Liebe unsere Grenzen. Manchmal versuchen wir nämlich, mit dem Meister zu wetteifern. Aber der König ist der König und der Minister ist der Minister. Der König mag dem Minister eine gute Stellung geben und ihn sogar an seiner Seite sitzen lassen. Dennoch sollte der Minister daran denken, daß er Minister und nicht König ist. Weil wir das falsch verstehen, überschreiten wir manchmal die Grenzen der Liebe. Der König wird nichts sagen, aber er sieht, daß es nicht ehrfurchtsvoll ist.

Ich erzählte gerade die Geschichte von Humayun, einem großen indischen König. Er hatte einen Diener namens Ayaz, der er über alles liebt. Seine Minister wandten sich an ihn und sagten: „Es ist sehr seltsam, daß ihr euren Diener so sehr liebt und uns gar nicht. Wie ist das möglich?“ Der König antwortete: „Weil mein Diener mich als König verehrt.“ Darauf sagten seine Minister: „Verehren wir Euch denn nicht als König?“ „nein, überhaupt nicht“, antwortete der König. Eines Tages ließ er einen mit Juwelen besetzten Kelch aus seiner Schatzkammer holen. Es war ein sehr kostbarer Kelch, der kostbarste all seiner Schätze. Der König stellt ihn vor sich hin und forderte jeden seiner Minister auf, ihn zu zerbrechen. Er befahl es ihnen. Jeden Minister sagte: „O König, so etwas Kostbares, eines der Weltwunder, kann man doch nicht zerbrechen.“ So weigerten sich alle Minister, den Pokal zu zerbrechen. Da rief der König seinen Diener und sagte zu ihm: „Zerbrich ihn!“ Ohne Zögern nahm der Diener einen Stock und schlug den Kelch entzwei. Dann sagte der König zu seinem Diener: „weißt du nicht, daß du etwas sehr Kostbares zerstört hast?“ Der Diener antwortete: „O König, dieser Kelch ist wertlos, verglichen mit Eurem Befehl.“

Versteht ihr mich? Unbedingter gehorsam und Liebe, die immer voll Ehrfurcht ist, bringen euch mehr ein als jede andere Schulung. Ihr mögt noch an anderem Freude haben oder manches andere schätzen – wenn ihr nicht Minister bleibt, verliert ihr. Auch wenn er euch zum König macht, müßt ihr im Herzen Minister bleiben. Einmal schrieb ich meinem Meister und bat ihn, mir Liebe zu schenken. (Nur der Meister kann Liebe geben, denn er liebt uns zuerst.) Aber ich bat um ehrfurchtsvolle Liebe. Als er diesen Brief erhielt, drückte er ihn an seine Brust und sagte: „Ich möchte Liebe, aber sie sollte voll Ehrfurcht sein.“

Das wird hier gelehrt: wie man Liebe entwickelt, wie man sie erhalten kann und weiter, wer sie gibt; auch welche Art Liebe es sein sollte. Sie sollte immer voll Ehrfurcht sein. Gott ist Liebe. Liebe ist unserer Seele eingeboren, und auch den weg zurück zu Gott können wir nur durch die Liebe gehen. Alle Übungen, Huldigungen und anderes sind Zeichen der Achtung, die ihr im Herzen habt. Je mehr ihr sie entwickelt, desto besser ist es und wie ich euch schon sagte, am besten geht das durch die Augen. Ein liebeerfüllter Blick vom Meister dringt tief in euer Herz – ihr werdet euer ganzes Leben an ihn denken, ihr könnt ihn nicht vergessen.

Diese Einzelheiten stehen nicht in Büchern. Es sind praktische Dinge, die ihr von einem Menschen der Praxis lernt. Wenn ihr sie annehmt, nun, dann werdet ihr, wie ich euch gestern sagte, losgelöst sein von der Welt – ihr werdet innerlich losgelöst sein. Wenn ihr dem Einen voll und ganz ergeben seid, so ist das wahre Entsagung. Die Liebe, für die es keine Worte gibt, geht durch die Augen des Gebenden in die des Nehmenden, in die Tiefe seines Herzens. Das sollen diese kleinen Gespräche hier vermitteln. Wir müssen nun begreifen und sehen – herausfinden, wo wir stehen.

 

 

 

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Die äußeren Kennzeichen oder Merkmale eines Menschen der den Meister wahrhaft liebt

 

Liebe oder Nächstenliebe ist das Merkmal der Seele oder des Herzens. Liebe zur Welt ist nicht Liebe, sondern heißt Lust oder Verhaftetsein. Die Leute sprechen zwar von Liebe, aber wo ist sie? Sie wissen nicht einmal, was Liebe ist. Es heißt, daß man die Liebe finden kann, indem man einfach jemand sein Herz schenkt und dann ohne Herz umgeht. Wenn euch euer Herz von jemanden genommen wird, was bleibt euch dann? Nur der kann wirklich verstehen, was Liebe ist. Die äußeren Kennzeichen eines Menschen, die liebt, sind unbedingter Gehorsam und vollkommene Selbsthingabe. Er achtet die Wünsche des Geliebten oder des Meisters. Er will dem Meister Freude machen – nicht sich selbst. Liebe ist kein Geschäft. Sie wächst nicht auf dem Feld und man kann sie nicht im Laden kaufen. Sie ist eurer Seele bereits eingeboren und kann ganz stark werden, wenn ihr jemandem begegnet, der von Liebe überfließt. Wir haben den menschlichen Körper erhalten, in dem wir diese Liebe entwickeln können. Wie ich euch sagte, ist Liebe eurer Seele bereits eingeboren. Sie braucht nur Bindungen an jemanden. Statt sie an die Überseele oder an Gott, der die Allbewußtheit ist, zu binden, haben wir unsere Seele an den Körper gebunden, an die nach außen fließenden Energien und die äußere Welt. Das ist der Grund, warum wir immer wieder in die Welt zurückgekommen sind. Wenn wir dagegen Gott lieben, der uns ja schon im Körper überwacht, wohin gehen wir dann? Wir gehen natürlich dahin, wo Gott ist – wir brauchen nicht mehr auf die Erde zurückkehren.

Unsere Liebe wird nur aufleuchten, wenn wir mit einem zusammen sind, dessen Liebe überfließt. In der Gemeinschaft mit ihm werden wir von seiner Liebe angesteckt, strahlt sie auf uns aus. Wer kann diesen Weg gehen? Wer Körper, Gemüt und Seele und sogar einen Glauben völlig hinzugeben vermag. Der Geliebte ist alles für ihn. Er ist bereit, alles für den Geliebten zu opfern. Sarmad, ein großen Heiliger, wurde gefragt: „Schön, du hast deinen Meister gefunden – was hast du nun davon?“ Er erwiderte: „Um den menschlichen Körper zu retten, müßt ihr alles opfern, Geld und Bindungen. Um eure Seele zu retten, müßt ihr euren Körper opfern. Um euren Glauben zu retten, müßt ihr viele Leben opfern. Alle Fesseln meines Körpers, des Gemüts, der Seele und des Glaubens sind nun zerschnitten. Was kann ich mehr wollen? Nur das Wort des Meisters ist mein Glaube. Nur das Wort des Meisters ist mein Leben. Es ist das Brot des Lebens, das Wasser des Lebens.“

Völlige Selbsthingabe und unbedingter Gehorsam sind also die äußeren Kennzeichen eines Menschen, der liebt. Wer kann sie erlangen? Wer sich nicht um Äußeres kümmert. Für ihn ist das Wort des Meisters die Bibel, die Veden oder der Koran. Was steht schließlich in den Veden, dem Koran und der Bibel? Nur die Aussagen bestimmter Meister, die eins mit Gott, die Gott im Menschen waren. Ihre Worte bilden den Inhalt unserer heiligen Schriften. Die Worte der Meister, die Fleisch gewordenes Wort waren und unter uns lebten, sind in den heiligen Schriften niedergelegt. Wenn ihr einem begegnet, der das Fleisch gewordene Wort ist, so ist sein Wort die Bibel, der Koran und der Guru Granth Sahib.

Wer kann Körper, Bindungen, Seele und alles hingeben? Nur ein wirklich sehr mutiger Mensch. Das äußerliche Zeichen oder Merkmal eines Liebenden ist, daß er dem Meister unbedingten Gehorsam erweist. „Wenn ihr mich liebt, dann haltet meine Gebote.“ Das hat Christus gesagt. Alle anderen Meister haben dasselbe betont. Guru Nanak sagte: „Der Gott im Menschen ist der wahre Gott, der wahre Guru.“ Denen, die nur dem Körper huldigen, bleibt weniger Hoffnung als denen, die seinen Worten gehorchen. Die Erlösung ist ihnen eine sicher Gewißheit. Wir sollten die Worte des Meisters achten und ihnen gehorchen. Dann kehren wir sicher in das Haus unseres Vaters zurück. Jenen aber, die dem Meister nur äußerlich huldigen und nicht nach seinen Worten leben, bleibt noch Zeit. Zeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Darum sagte Christus: „Wenn ihr mich liebt, dann haltet meine Gebote.“ Das ist der erste Schritt. Am Ende geben wir Körper, Gemüt, Seele und alles andere hin. Ein solcher Mensch hat keinen eigenen Willen mehr – der Wille des Meisters ist sein willen. Seht nun, wo ihr wirklich steht. Wenn ihr alles gebt, bleibt Gott. Welt buchstabiert man (im Englischen)  W  o  r  l  d. Wenn ihr diese Ichheit in euch herausnehmt, seid ihr Gott. Wenn ihr das ‚l‘ aus dem Wort ‚W  o  r  l  d‘ herausnehmt, bleibt nur WORD (das WORT). ‚Im Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.‘ Diese kleine Ichheit, dieses Ego, steht uns im Weg zu Gott. Wenn ihr euch Gott im Menschen völlig hingebt (dem Gott im Menschen, nicht dem Körper, obwohl wir ihn natürlich achten), dann ist euer ‚l‘ oder die Ichheit ausgelöscht.

Es gibt eine Geschichte von Guru Ram Das, dem vierten Guru der Sikhs. Die Meister prüfen ihre Schüler immer, um zu sehen, wie weit sie sind. So gab sein Meister (Guru Amar Das) den Befehl, bestimmte Terrassen aus Lehm zu errichten. Alle Schüler begannen weisungsgemäß, die Terrassen zu errichten. Als sie fertig waren, besah sie der Meister und sagte: „Sie sind nicht gut – das ist nicht richtig. Ihr werdet neue Terrassen bauen müssen.“ Wieder bauten die Schüler die Terrassen. Zwei-, drei-, vier-, fünfmal. Dann sagte der Meister: „Dieser Platz ist nicht gut. Dort drüben ist es besser.“ Nun, nach und nach hörten alle Schüler auf, Terrassen zu errichten – außer Guru Ram Das. Die anderen Schüler fingen an zu sagen, daß der Meister alt geworden sei und den Verstand verliere. Guru Ram Das aber sagte mit Tränen in den Augen: „Der Meister ist alle Weisheit und alle Bewußtheit: und wenn mir befohlen würde, diese Terrassen mein ganzes Leben lang zu errichten und zu zerstören, dann wäre es mein einziges Bestreben, seine Gebote zu befolgen.“ Er besaß vollkommene Selbsthingabe.

Versteht ihr mich? Das bedeutet völlige Selbsthingabe. Jetzt prüft euch – Schritt für Schritt – wo ihr steht. Wenn ihr Gott finden wollt, müßt ihr Selbsthingabe besitzen. Wenn es kein ‚l‘ mehr gibt, dann...? Gott ist bereits in euch, er braucht nichts von außen zu kommen. Es ist eure Ichheit oder das Ego, das im Wege steht. Dieses Ego wirkt, wenn ihr euch des Körpers bewußt seid, sei es physisch, astral oder kausal. wenn ihr euch über den physischen Körper erhebt, wird die physische Ichheit ausgelöscht. Wenn ihr euch über den astralen Körper erheben, verliert ihr auch die astrale Ichheit. Wenn ihr euch über den kausalen Körper erhebt, dann werdet ihr vollständig begreifen, wer ihr seid. Euer Wille ist der Wille des Herrn. Des Herrn ist in euch.

wie fängt das an? wenn ihr die Gebote des Meisters befolgt. Was sagt der Meister? Er sagt: „Haltet euer Leben rein – laßt das Äußere eine Zeitlang beiseite und wendet euch nach innen  - erhebt euch über das Körperbewußtsein – verbindet euch mit der zum Ausdruck kommenden Gotteskraft, dem Licht und dem Tonprinzip in euch – dann erhebt euch über den astralen und den kausalen Körper. Ihr werdet erkennen, was ‚Ich und der Vater sind eins‘ bedeutet. Ihr könnt euch dann weiter in einen überbewußten Zustand erheben. das ist das höchste Ziel.“ das beginnt mit völliger Selbsthingabe und unbedingtem Gehorsam dem Meister – natürlich Gott in ihm – gegenüber. Wir verehren seinen Körper, denn der menschliche Pol ist gesegnet, in dem die Gotteskraft wirkt, in dem sie sich offenbart. Wie kann ein Mensch, der an den Äußerlichkeiten weltlichen Ansehens hängt, auch nur einen schritt auf diesem Wege tut?

Das wurde uns von allen früheren Meistern eingeschärft. Sie kamen hierher, um euch zurück zu Gott zu bringen. Aber die Menschen hören nicht auf sie. manchmal gehen sie sogar soweit, die Meister zu belästigen. Wenn wir also auf dem Weg zurück zu Gott fortschreiten wollen, müssen wir diese Schritte tun. Ihr müßt unbedingt gehorchen. Warum sich an physische Freuden und Äußerlichkeiten hängen? Ihr solltet euch über sie erheben.

 

 

 

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Reinheit – wir müssen in uns selbst ruhen

 

Ich sprach gerade über die Reinheit des Lebens, die der wichtigste Teil spirituellen Lebens ist. Spiritualität kann nicht in einem Gemüt erwachen, das durch die nach außen fließenden Energien zu äußeren Freuden getrieben oder gezogen wird. Von den fünf nach außen fließenden Energien oder Sinnen: Augen, Ohren, Tastsinn und Geschmack, sind drei am mächtigsten. Die Lust greift uns zu achtzig Prozent durch die Augen an, zu vierzehn Prozent durch die Ohren und die restlichen sechs Prozent berühren uns hauptsächlich durch den Tastsinn. Wie können wir da rein bleiben? Das ist die Frage. Ihr müßt einfach eure Aufmerksamkeit kontrollieren. Das Gemüt und die äußeren Sinne erhalten ihre Kraft von der Seele, deren äußerer Ausdruck die Aufmerksamkeit ist. Wenn also unsere Aufmerksamkeit fest am Sitz der Seele im Körper verankert ist und wir unsere nach außen fließenden Energien oder Sinne auf rechte Weise gebrauchen, wird uns das, was wir sehen oder hören, nicht weiter berühren. Ihr könnt jemanden anschauen, braucht aber nicht eure volle Aufmerksamkeit dazu, nicht einmal bei offenen Augen. Jemand mag euch lange Geschichten über schlimme Sachen erzählen – wenn ihr eure Aufmerksamkeit beherrscht, werdet ihr selbst mit offenen Ohren nichts hören.

Wir nehmen Eindrücke von außen und von dort auf, wohin unsere Aufmerksamkeit geht. Wir werden von der Ausstrahlung derer beeinflußt, mit denen wir in Verbindung kommen. wenn sie rein sind, ist es gut. Wenn nicht, nehmt ihr ihre Ausstrahlung auf. Wie können wir also vor äußeren Einflüssen abschirmen, das ist die Frage. Was tun, wenn draußen Hitze herrscht? Wir sollten uns abschirmen. Wenn ihr in euch selbst ruht, indem ihr eure Aufmerksamkeit von außen, vom Körper drunter zurückzieht, dann...? Wenn ihr mit den Augen sehen möchtet, könnt ihr das, wenn ihr wollt. Wenn ihr in euch ruht, wird euch dabei kein anderer der äußeren Sinne beeinflussen. Aber da wir uns den äußeren Bindungen hingeben, nehmen wir natürlich Eindrücke von außen auf.

Reinheit ist der Boden, auf dem sich Gott offenbart. Deshalb hat Christus gesagt: „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ Buddha, Christus und andere Heilige und Meister haben das gleiche auf ihre Weise gesagt. Sie sagten alle: „Ihr müßt reinen Herzens sein.“ Wir sprechen aus der fülle unseres Herzens. Ihr sagt das, was schon in euch ist. wenn ihr reine Gedanken habt, seid ihr rein. Dann wird alles was in Worten oder durch Ausstrahlung von euch ausgeht, die gleiche Wirkung hervorrufen. Was wir sagen und ausstrahlen, ist von dem durchdrungen, was in uns ist. Deshalb heißt es: „Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über.“

Jeder sagt: „Seid keusch, beachtet das Zölibat.“ Doch was ist der einzige Prüfstein und die wirkliche Hilfe, um dieses Ziel zu erreichen? Ganz in uns selbst zu ruhen. Denn wir verleihen dem Gemüt seine Kraft. Wir verleihen auch den äußeren Sinnen Kraft. wir sind es, die außen Gutes oder Schlechtes sehen. Wenn wir in uns ruhen, können wir unsere nach außen gerichteten Energien nach Belieben sinnvoll nutzen. Gegenwärtig werden wir von ihnen beeinflußt und von den äußeren Dingen magisch angezogen. Wenn ihr in euch ruht und jemand berührt euch, beeinflußt euch das nicht. Ihr seid abgeschirmt. Wenn ihr aber jemanden berührt, der das nicht ist, so wirkt sich das aus. darum haben uns alle Meister ermahnt: „Berührt niemanden – schaut nicht in die Augen anderer.“ Das sind die äußeren Maßnahmen zu eurem Schutz. Wie man einem gefällten Baum zuerst die Äste abschneidet, weil es dann leichter ist, den Stamm zu zersägen. Diese Vorsichtsmaßnahmen dienen nur dem Absägen der Äste. Aber die ganze Sache hängt davon ab, ob ihr in euch ruht, ob ihr eure Aufmerksamkeit in euch sammeln könnt.

Der äußere Ausdruck der Seele wird Aufmerksamkeit oder ‚surat‘ genannt. Wenn ihr in euch ruht, könnt ihr all eure äußeren Kräfte ganz nach eurem Willen und Belieben gebrauchen. Jetzt können wir das nicht. Wir treiben hilflos umher. Ihr seid in der Welt und seht jedem. Die einzige Vorsichtsmaßnahme ist, nicht in die Augen anderer zu schauen – und ihr seid gerettet. Aber dennoch ist uns nur dann wirklich geholfen, wenn wir uns abschirmen. Dann könnt ihr mit jedem in Berührung kommen – wie einer, der unter schlangen lebt, aber eine Zauberformel zu seinem Schutz hat und so nie gebissen wird, Versteht ihr, was ich meine – was ich damit sagen will?

Das Wichtigste ist also, in sich zu ruhen. Wenn ihr euren spirituellen Übungen regelmäßig nachkommt, wird sich das mit der Zeit einstellen. Wenn sich die Seele erhebt, seid ihr von außen abgeschnitten. wenn ihr fest in das innere Licht blickt, seid ihr vom Körper und den sinnen abgeschnitten. Ein Arzt, der meinen Meister gelegentlich untersuchte, sagte einmal zu ihm: „Ihr sagt, Ihr seid vom Körper zurückgezogen. Könnt Ihr das beweisen?“ „gut“, sagte der Meister, „untersucht mich, wenn ihr möchtet“, und er zog sich in sein Selbst zurück. Der Arzt fand kaum ein Lebenszeichen in seinem Körper. Selbst der Blutkreislauf war sehr verlangsamt. Es ist die Aufmerksamkeit, die dem Körper Leben verleiht. Das haben wir vergessen. Wir befassen uns mit äußeren Übungen, die den Gebrauch der äußeren Fähigkeiten erfordern. Das könnt ihr Hunderte von Jahren tun. Es mögen gute oder schlechte Handlungen sein, und sie werden entsprechende Folgen haben. Durch äußere Bindungen könnt ihr nicht erlöst werden – das möchte ich nochmals betonen – sondern ihr müßt euch in euer selbst zurückziehen, in euch ruhen. Daher ist in sich ruhen der beste Weg, Reinheit zu erlangen. Wenn ihr die Augen oder andere Organe, durch die die Sinneskräfte wirken, gebrauchen wollt, dann benutzt sie – sonst nicht.

Ich würde sagen, einen Menschen, der ganz in sich ruht, den nennt man einen Heiligen. er kommt mit euch in Verbindung und klopft euch manchmal auf die Schulter oder schaut euch gütig an. Das heißt aber nicht, daß er von euch beeinflußt wird. Er beeinflußt andere, denn er ist kompetent. Wir aber werden von anderen beeinflußt, das ist das Bedauerliche. Zwischen dem Einfluß eines Heiligen und dem Einfluß anderer ist ein sehr großer Unterschied. Ihr könnt zwar sagen, daß er bei uns sitzt. Manchmal spricht er fröhlich mit uns. Glaubt ihr ernsthaft, daß er von euch angezogen wird? Nicht im geringsten. Er sitzt bei uns und spricht mit uns – nur um uns und andere auf den rechten Weg zu bringen. Es ist also ein großer Unterschied zwischen einem, der in sich selbst ruht und nur gekommen ist, um anderen zu helfen und einem, der nicht in sich ruht. Das braucht natürlich seine Zeit. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Jeder Heilige hat seine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft. Diese Dinge müssen wir verstehen und auf rechte Weise nutzen. Ruht in euch selbst; und dafür müßt ihr regelmäßig üben. eure Aufmerksamkeit sollte jeden Augenblick des Lebens in euch ruhen.

Ich habe dieses Geheimnis aus dem Leben Napoleons gelernt. Ich habe mehr als dreihundert Bücher über das Leben von Heiligen und anderen großen Männern gelesen. Ich sage euch, Napoleon war ein sehr in sich ruhender Mensch. Um 2.00 Uhr morgens schrieb er die Richtlinien für eine Grundschule. Das war am Morgen der Schlacht von Waterloo. Um 8.00 Uhr ging er im Garten spazieren. einer seiner Minister fragte ihn: „was tut ihr? Die Schlacht soll um 9.00 Uhr beginnen.“ „Oh, das ist um 9.00 Uhr, jetzt ist es 8.00 Uhr“, erwidert Napoleon. Ihr seht, wie sehr er in sich ruhte. Ich habe die Biographien von viele Heiligen gelesen. wir können aus dem Leben eines jeden Menschen etwas lernen. Ein Mensch wird nicht dadurch groß, daß er mit dem Kopf etwas lernt. Um groß zu werden, muß er es in seinem Leben verwirklichen. Versteht ihr mich jetzt?

Jeder betont, wie wichtig es ist, keusch zu sein, aber noch sind wir es nicht. Der Grund liegt in der vergifteten Atmosphäre. Die Menschen, die wir berühren, sind vergiftet. Es ist besser, ihr seid mit einem guten, in sich selbst ruhenden Menschen zusammen. Wenn nicht, dann lebt besser allein. Diese Dinge stehen zwar in Büchern, aber dort werden sie nicht so klar, knapp und deutlich erklärt, wie ich es gerade tue. Ihr wollt rein sein, gut, dann ruht in euch. Das Tagebuch hilft euch dabei, wie wenn man einem Baum die Äste absägt. Wenn man die Frucht vom Baum nimmt, kann sie nicht frisch bleiben. Sie bleibt nur frisch, solange sie nicht von menschlicher Hand berührt wird. Wird sie von Menschenhand berührt, ist dies nicht möglich, obwohl es einen Ausweg gibt. man kann sie in Honig aufbewahren, dann verdirbt sie nicht. Der Honig sollte die Lieb zu Gott, zum Meister, sein. Auf diese weise sind wir sicher und bleiben ganz frisch – anders nicht.

Die Meister haben uns so viele Beispiele gegeben, um uns diese Dinge nahezubringen, aber wir lesen einfach darüber hinweg und machen weiter wie vorher. Wir sollten begreifen, was sie uns sagen, und es in unserem Leben verwirklichen. Wenn man zwei Gläser zusammen transportieren, kann eines oder beide zerbrechen. Ähnlich erhaltet ihr durch Berührung die Ausstrahlung, die der andere hat. Bevor ihr nicht in euch ruht, könnt ihr dem Einfluß anderer nicht entgehen. Wir müssen im wasser schwimmen lernen, nicht auf dem Trockenen. Wir müssen in der Welt und dennoch außerhalb von ihr sein; und um das zu erreichen, müssen wir in uns ruhen. Versteht ihr, was ich sagen will? Die Gemeinschaft mit einem Menschen, der in sich ruht, gibt euch die Ausstrahlung seines Lebens. Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr in der Gemeinschaft eines Heiligen seid (hier sind die Heiligen gemeint, auf die sich die Schriften beziehen, nicht die sogenannte Meister, mit denen die Welt heute überschwemmt wird) und eine Stunde bei ihm sitzt, nehmt ihr seine Ausstrahlung auf. Dadurch werdet ihr euch weitaus mehr entwickeln und fortschreiten, als es durch jahrelange Hingabe möglich ist.“ Wenn ihr einmal am Feuer sitzt, wird alle Kälte weichen. wenn ihr am Fuße eines schneebedeckten Berges sitzt, wird euch natürlich frieren. So gibt euch die Gemeinschaft mit einem Heiligen etwas ganz wunderbares. Stellt ihr Blumen in ein Zimmer, wird es von ihrem Duft erfüllt. Legt ihr sie zwischen eure Kleider, sind auch sie voll Wohlgeruch. Legt ihr sie in Wasser, wird dieses Wasser duften. Gleicherweise ist die Atmosphäre stark geladen, wen ein in sich ruhender Mensch anwesend ist. In dieser Atmosphäre könnt ihr alles sehr leicht verstehen und weitere Fortschritte machen. Die Ausstrahlung der Atmosphäre, die ihn umgibt, dringt in euch ein.

Die Menschen eilen Hunderte und Tausende von Kilometern herbei, um in der Gemeinschaft eines Heiligen zu sein. Was tun wir, wenn wir zu ihm kommen? Wir fangen nichts Rechtes mit seiner Gegenwart an. Warum? Weil nicht unsere ganze Aufmerksamkeit auf den Meister gerichtet ist. Wenn ihr zum Meister geht und nur wissen wollt, was er ißt oder was er trinkt, dann werdet ihr von seiner Ausstrahlung nur wenig Gewinn haben. Wenn ihr zu Füßen des Meisters seid, solltet ihr mit niemand Freundschaft schließen – eure ganze Freundschaft sollte nur dem Meister gelten. Eure ganze Aufmerksamkeit sollte stets auf ihn gerichtet sein. Und was sagt er? Verlangt er von euch, die Welt zu verlassen und in die Wüste zu gehen? Nicht im geringsten. Er möchte, daß wir in der Welt leben – aber in uns ruhen.

Gott hat euch verbunden, manche als Brüder, manche als Schwestern, Müttern oder Väter. Er hat euch vereint; und aus Ergebenheit für ihn solltet ihr euch auf die rechte Weise verhalten. Wenn Gott das getan hat und wenn ihr ihn liebt, dann begleicht eure Schulden ganz – so gut ihr nur könnt. Und dennoch solltet ihr es losgelöst tun – wie ein Kindermädchen, das ein Kind von jemand anderem versorgt. Sie pflegt es natürlich, weiß aber dabei in ihrem Innersten, daß es nicht ihr Kind ist. Sie tut es nur, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ähnlich sollten wir auf dieser Welt leben, unsere Schulden bezahlen, jene lieben, denen wir etwas schulden, weil Gott und verbunden hat – aber innerlich ganz losgelöst. das ist nur möglich, wenn wir in uns ruhen.

Das steht so direkt nicht in den Büchern. Wer praktische Erfahrung hat, weiß, wo der Schuh drückt. Bei all unserem Mühen und Wollen, enthaltsam zu sein, sind wir es dennoch nicht. Enthaltsamkeit in Gedanken, Worten und Taten hängt als Ganzes von der Aufmerksamkeit der Seele ab. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit in euch sammelt – wer kann euch dann beeinflussen? Ihr werdet innerlich losgelöst sein. Das sind praktische Hinweise für euch. Macht euch Notizen über das Gesagte. Wenn ihr alle heilige Schriften durchlest, werdet ihr finden, daß es nirgendwo so direkt steht.

Das wichtigste zu eurer Rettung ist, nicht in die Augen anderer zu schauen. Schaut nur in die Augen von einem, der in sich ruht. Berührt niemanden und ihr seid sicher. Wenn ihr in euch ruht, werdet ihr von anderen nicht beeinflußt. Sonst werdet ihr von allen beeinflußt. Denkt daran: wenn ihr nicht die Gemeinschaft eines kompetenten Meisters erlangen könnt, dann bleibt lieber allein. Zahlt eure Schulden, weil Gott euch verbunden hat. Liebt die Menschen, weil sie Kinder Gottes sind. Um der Liebe Gottes Willen sollten wir alle lieben. Dafür braucht ihr die Welt nicht zu verlassen und in der Einsamkeit zu gehen. Ihr müßt im wasser schwimmen lernen. Versteht ihr, was ich sagen will? Es ist sehr wichtig. Nehmt einfach an, was euch gesagt wurde, und versucht euren Meditationen mehr Zeit zu widmen. Nur so könnt ihr in euch ruhen.

 

 

 

12

Wen wir lieben sollten

 

Gott ist Liebe. Unsere Seele ist vom gleichen Wesen wie Gott; deshalb ist uns die Liebe eingeboren und braucht einen, den sie lieben kann. Wir sind bewußte Wesen und müssen den vollkommen bewu0ßten Gott zu unserem Geliebten machen. Aber wir hängen an unseren Kindern, unseren Familien, unseren Mitmenschen, unserer Religion und an unserem Land.

Es gibt Menschen, die sind wie Nero. Als Rom brannte, spielte er Geige. In Indien hatten wir auch einen solchen König. Sein Name war Mohammed Shah Ramila. Die ganze Stadt Delhi brannte und die Menschen schickten ihm eine Bittschrift, sie zu retten. Er trank gerade Weis und war betrunken. „Schon gut“, sagte e, „werft das Gesuch in diesen Becher Weis.“ Solche Menschen gibt es überall. Sie stehen auf der niedrigsten Stufe. Sie sind an ihr Ich gekettet.

Wenn ihr nur eure Familie liebt, denkt ihr nur an ihr Wohl. Wenn jeder so denkt, daß nur seine Kinder gut zu essen haben, während andere ruhig hungern können, wird das zu Streit zwischen den Familien führen. Die Polizeireviere sind voll solcher Berichte. Eine solche Einstellung mag natürlich für die eigene Familie vorteilhaft sein, aber mit anderen Familien wird man in Streit geraten. Wenn wir nur unsere Gemeinschaft oder die Religion lieben, der wir angehören, werden wir die Leute aus unserer Gemeinschaft und Religion natürlich weit mehr als andere Menschen lieben. Schon bei Familienstreitigkeiten werden manchmal Leute verletzt – sie schlagen sich die Köpfe ein. Und was folgt, wenn wir nur unsere eigene Gemeinschaft oder Religion lieben? tausende werden getötet. Die Gründung Pakistans war dafür ein klares Beispiel – ich würde sagen, geradezu eine Demonstration. Mehr als 1,2 Millionen Menschen wurden auf beiden Seiten getötet, weil sie die äußeren Formen ihrer Religion liebten. Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden – aber darin zu sterben ist Sünde. tausende von Menschen verlieren dadurch ihr Leben. Wenn sich unsere Liebe weitet, lieben wir unser Land. Wir denken, daß ein Hund aus unserem Land besser als ein Mensch eines anderen Landes ist. schließlich kämpfen wir und Millionen Menschen werden getötet. Diese Ausweitung der Liebe, der Liebe zu unserem Ich, unserer Familie, unserer Gesellschaft und unserem Land ist voller Schwierigkeiten und Gefahren und kostet immer mehr Menschenleben. Wenn sich die Liebe unserer Seele nicht so weit ausdehnt, daß sie Gott umfaßt, der völlig bewußt und allesdurchdringend ist, kann es keinen Frieden geben.

Unser Ideal ist, daß Gott Liebe ist und die Liebe auch unserem Selbst innewohnt. Diese Liebe muß etwas haben, das sie lieben kann. Wen sollten wir lieben? Guru Nanak sagte: „Friede sei auf der ganzen Welt – nach Deinem Willen, O Gott.“ Gott wohnt in jedem Herzen und unsere Seele sind ihm wesensgleich. Wenn wir also Gott lieben, lieben wir natürlich einen jeden. Der zehnte Guru der Sikhs hat gesagt: „Ich sage euch die Wahrheit: nur wer liebt, kann Gott erkennen.“ Und Christus sagte: „Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht, denn Gott ist Liebe.“ deshalb ist die Liebe der weg zurück zu Gott. Wir reden von Liebe. Auf der Kanzel sprechen alle von Liebe. Aber wie viele lieben wirklich? Sie lieben ihre Familien, ihre Gemeinschaft und ihr Land. Um ihretwillen opfern sie Hunderte von Menschenleben. Es kann keinen Frieden in der Welt geben, bevor wir nicht Gott und Gott in allen lieben.

Gott wohnt in jedem Herzen; aber in wem er sich offenbart, dem sollten wir größere Achtung erweisen – dem Gott in ihm natürlich, nicht dem Menschensohn. Wir lieben und verehren ihn, weil sich Gott in ihm offenbart und er anderen hilft, Gott in sich zu offenbaren. Wen sollten wir also lieben? Und wie können wir voll Frieden und ruhe leben, von Seligkeit erfüllt? Das ist die frage. Das ist nur möglich, wenn wir Gott lieben. Er sollte unser Geliebter sein. Darum sagt Christus: „Liebe Gott, deinen Herrn, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft.“ Das ist das erste Gebot und das zweite ist nicht weniger wichtig: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Die Heiligen sagen: „Gott sagt, sieh mich in allen und alle n mir. Dann bist du ein wahrer Schüler und ich werde dich lieben.“ Das ist das höchste Ziel. Mit diesem Ideal vor uns ziehen wir den besten Gewinn aus unserem menschlichen Körper. Der menschliche Körper ist die höchste Stufe der Schöpfung. Nur in ihm und in keiner anderen form können wir unsere Aufmerksamkeit Gott zuwenden und unsere Seele mit ihm verbinden. wir sind gesegnet, den menschlichen Körper zu haben. Und wir müssen sehen, wie weit wir fortgeschritten sind. Bevor ihr nicht Gott und Gott in allen liebt, kann es keinen Frieden geben. Gott ist in euch. Ihr braucht nicht irgendwohin zu gehen – ihr braucht euch nur nach innen zu wenden. Er ist die überwachende Kraft in euch. unser Körper arbeitet, so lange wir im Körper sind und darin gehalten werden. Der Körper hat viele Öffnungen: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, den Mund und zwei untere Öffnungen, und doch können wir nicht aus ihm hinaus. Eine Kraft hält uns in ihm fest. Der Atem geht hinaus, aber eine Kraft stößt ihn zurück. Sobald diese Gotteskraft zurückgezogen wird, müssen wir den Körper verlassen. Dieselbe Kraft erhält das ganze Universum. Wenn sich diese Kraft aus dem Universum zurückzieht, tritt die Auflösung und die große Auflösung ein.

Was ist nun das höchste Ideal im menschlichen Körper? Wir sollten Gott lieben, weil wir bewußte Wesen sind. Wir können bewußter werden, wenn wir im vollkommenen Bewußtsein, im Gottbewußtsein aufgeben. Das ist unser Ziel. Christus sagte: „Nur der Sohn kennt den Vater und wem es der Sohn will offenbaren.“ Der Mensch, in dessen Körper sich Gott offenbart, hilft auch anderen, Gott, der bereits in ihnen ist, in sich zu offenbaren. Er braucht nichts von außen hineinzutun, es ist schon da. Deshalb ist der Körper der wahre Tempel Gottes. In ihm könnt ihr euer Inneres Auge öffnen, um Ihn zu sehen. In welcher Gestalt? Nicht in der absoluten Gestalt, sondern so, wie sich Gott zum Ausdruck bringt – als Licht- und Tonprinzip. Ihr könnt euer Inneres Auge, das Dritte Auge oder Einzelauge, öffnen lassen. ‚wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib voll Licht sein.‘ Um Ihn zu sehen, müßt ihr euch nach innen wenden, euch von außen und vom Körper zurückziehen und über das Körperbewußtsein erheben. er wartet auf euch. Ihr seid einfach vom rechten Weg abgekommen. Aus Liebe zur Welt habt ihr Gott vergessen.

Das heutige Thema ist also: „Wen sollen wir lieben?“ Wir sollten Gott lieben. bleibt bei der Religion oder dem Glauben, der euch liegt. Das höchste Ziel aller Religionen ist, Gott zu erkennen – und das könnt ihr nur im menschlichen Körper und nirgends sonst. Das ist eine Sache des Sehens und hat nichts mit Gefühlsregungen, Gefühlen oder Schlußfolgerungen zu tun, die alle dem Irrtum unterliegen. Sehen steht über allem. Dieses Ideal können wir nur im menschlichen Körper verwirklichen; wir sind gesegnet, den menschlichen Körper zu haben. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns den vielen Glaubensrichtungen angeschlossen – aber wo stehen wir? Das ist die Frage. Wir müssen also den menschlichen Körper, den wir durch die Gnade Gottes erhalten haben, auf beste Weise nutzen. Wenn ein Tier, dessen Haupt Gott erdenwärts gerichtet hat, sich stets der niederen Dinge erfreut, dann ist das richtig. Ihr aber seid schließlich Menschen – schaut nach oben!

 

 

 

13

Lernt zu sterben, damit ihr zu Leben beginnen könnt

 

Wir unterliegen alle einer großen Täuschung. Was ist das für ein Täuschung, in der wir dahintreiben? Wir sind alle Bewohner des menschlichen Körpers, haben uns aber so sehr mit ihm identifiziert, daß wir so wurden, als seien wir der Körper selbst. Dieser Körper wurde euch durch die Gnade Gottes gegeben, um euren weg zurück zu Ihm zu finden. Ihr seid bewußte Wesen, Tropfen aus dem Meer der Allbewußtheit. Durch seine Gnade habt ihr den menschlichen Körper erhalten, die höchste Stufe in der Schöpfung, in dem ihr zur wahren Heimat eures Vaters zurückkehren könnt. Wir unterliegen aus zwei Gründen einer großen Täuschung: der Körper besteht aus Materie, und die ganze Welt ist aus Materie gemacht. Die Materie verändert sich jeden Augenblick – und zwar mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der sich unser Körper verändert. Wenn sich nun zwei Dinge mit der gleichen Geschwindigkeit verändern und wir uns mit einem davon identifizieren, scheinen beide beständig zu sein.

Angenommen, ein paar Leute rudern in einem Boot und dieses treibt mit der Strömung des Flusses dahin. Wenn ihr euch nun mit dem Boot identifiziert und die Geschwindigkeit des Bootes und die des Flusses gleich ist, dann scheint ihr euch nicht zu bewegen. Die Frage ist nun, wie man aus dieser Täuschung herausfindet. Der Körper und die Welt bestehen beide aus Materie und verändern sich. Es gibt zwei Wege, von dieser Täuschung freizuwerden. Einer davon ist Weitblick. Wenn jemand in einem Boot sitzt, sollte er auf die Ufer des Flusses schauen; und er wird feststellen, daß er sich flußabwärts bewegt. Aber der beste weg ist, nicht im Boot zu sein. Deshalb raten die Meister: „O Meister, du unterliegst einer großen Täuschung, ob du gebildet oder ungebildet, reich oder arm bist. Du mußt dich von dieser Täuschung lösen, damit du fähig wirst, die Welt in der richtigen Perspektive zu sehen.“

es gibt zwei Wege; und der erste ist Weitblick. Sich auf einem Friedhof oder an einem Ort aufzuhalten, wo Tote verbrannt werden, ist eine andere wirksame Methode. Dort werdet ihr Leute sehen, die die Toten auf den schultern tragen, um sie entweder zu begraben oder den Flammen zu übergeben. Aber wir haben uns selbst so sehr vergessen, daß wir, obwohl wir es mit eigenen Augen sehen oder selbst einen Toten auf den Schultern tragen, noch nicht überzeugt sind, daß auch wir diesen Körper eines Tages verlassen müssen. So groß ist diese Täuschung! Das wäre also ein Weg; und der andere ist, nicht im Körper zu sein. Wäret ihr nicht mehr im Boot, könntet ihr es mit den Menschen, die sich damit identifizieren, flußabwärts treiben sehen. Damit man das erkennt, haben die Meister gesagt: „Ihr müßt lernen, wie man den Körper verläßt. Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt.“ Ihr müßt euch über das Körperbewußtsein erheben, dann seht ihr alles in seiner richtigen Perspektive. Das ist also unser Zustand in dem Körper, den wir haben.

Dann kommt die Frage, was mit unseren Angehörigen ist. Wir sind mit ihnen als Folge unseres vergangenen Karmas, unseres geben und Nehmens verbunden. Wenn das vorüber ist, müssen wir alle gehen – jeder muß seinen eigenen Weg einschlagen. Dieser Körper bleibt nicht bei uns, noch bleiben andere Körper, die als Folge der Vergangenheit in diese Welt gekommen sind. Auch sie werden uns verlassen müssen oder wir sie. All unser Besitz muß ebenfalls hier bleiben. Selbst dieser Körper, unser erster Begleiter, den wir erhalten, wenn wir in diese Welt geboren werden, muß zurückbleiben. Wenn er zurückbleiben muß, wie soll dann alles andere, mit dem er verbunden war, mit uns kommen können? An diesen Ort, auf der Erde oder im menschlichen Körper, lebt man nicht für immer. Eines Tages – früher oder später – müssen wir gehen. Große Philosophen kamen in die Welt, Meister kamen in die Welt. Sie alle hatten einen menschlichen Körper und verließen ihn wieder. Von dieser Regel gibt es keine Ausnahme. Bevor wir das nicht richtig begreifen, können wir nicht erkennen, wie die Dinge wirklich liegen. Die Meister sagen: „Ihr müßt diese Welt verlassen. die Dinge bleiben hier – ihr geht mit leeren Händen.“ Aber wir glauben es noch immer nicht.

Es gibt nur zwei Wege, um die Dinge im rechten Licht zu sehen. einer ist Weitblick – wie ihn ein Mann in einem Boot hat, der auf die Ufer des Flusses schaut – der andere Weg ist, das Boot zu verlassen. Das ist also die große Täuschung, die uns alle ins verderben treibt. Wenn uns diese Dinge bewußt werden, dann wird sich unsere Einstellung ändern.

Warum beuten wir andere bis aufs Blut aus? Warum quälen wir sie? Sie haben den gleichen menschlichen Körper wie wir. Sie sind vom gleichen Wesen Gottes – wie wir, Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Die gleiche kontrollierende Kraft hält jeden von uns im Körper. Das höchste Ziel ist, sich ins Gottbewu0tsein zu erheben. das ist nur möglich, wenn ihr euch erst selbst erkennt – erkennt, wer ihr seid. Ihr seid nicht der menschliche Körper, ihr wohnt nur in ihm, der höchsten Stufe der ganzen Schöpfung. Wir müssen ihn auf beste Weise nutzen – das heißt lernen, wie man ihn verläßt. Dazu raten uns die Meister immer, uns über das Körperbewußtsein zu erheben. „Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt.“ Wenn ihr das tut, tragt ihr die richtige Brille, um klar zu sehen. Dann erscheint alles in seiner richtigen Perspektive. Deshalb haben alle Meister gesagt: ‚Erkenne dich selbst.‘ Wir tragen die Merkmale der verschiedenen Glaubensrichtungen, denen wir nur angehören, um diese Wahrheit zu verwirklichen. Nur wenn ihr euch selbst erkennt, werden eure Bindungen durchtrennt.

Ihr seid für ein, zwei, drei oder sechs Monate aus Amerika hierhergekommen. Ihr wißt, daß ihr zurückkehren müßt. Obwohl ihr euch der Zeit hier erfreut, wißt ihr, daß ihr wieder gehen müßt. Wenn ihr euch mit dieser Einstellung über das Körperbewußtsein erhebt, dann wäre euch immer bewußt, daß diese Welt nicht eure Heimat ist. Die Heimat der Seele ist das Haus unseres Vaters. Wir sind begünstigt, den menschlichen Körper zu haben, in dem wir zum Haus unseres wahren Vaters zurückkehren können. Das ist den niedrigeren Arten der Schöpfung nicht möglich. Sie kommen nur auf die Welt, um die Rückwirkungen früherer Handlungen zu erdulden – um die Früchte ihres Tuns zu ernten. Im menschlichen Körper, den wir als Rückwirkung der Vergangenheit erhalten haben, sind wir innerhalb bestimmter Grenzen frei, unsere Schritte auf den rechten weg zurück zu Gott zu lenken. Das beginnt damit, daß ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt. Ihr lernt, wie ihr den Körper willentlich verlassen könnt. Dann ändert sich eure ganze Einstellung. So könnt ihr euch von der großen Täuschung, die euch umfängt, befreien.

Ihr seid nicht der menschliche Körper, sondern eine bewußte Wesenheit. Ihr habt zwar den Intellekt, aber ihr seid bewußte Wesen. Durch die Gnade Gottes habt ihr diesen menschlichen Körper bekommen, damit ihr in eure Heimat zurückkehren könnt. Das bedeutet nicht, daß ihr die Welt verlassen und in die Wälder gehen müßt. Ihr sollt hierblieben, eure Schulden und eure Schulden und eure Geben und Nehmen beglichen und den Weg aufnehmen. Verwandschaftliche Beziehung sind nur eine Folge der Vergangenheit, um eure Schulden mit Liebe zu begleichen und nicht, wie wir es jetzt tun, der Täuschung zu verfallen. Wir denken, daß wir hier für immer leben. Wir haben diese günstige Gelegenheit erhalten, um den Weg zu finden. Aus diesem Grund haben wir uns den verschiedenen Glaubensrichtungen angeschlossen. Die entsprechen äußeren Merkmalen beziehen sich nur euren Körper. Ihr habt den menschlichen Körper erhalten – ihr seid bewußte Wesenheiten. Eure wahre Heimat ist die vollkommene Bewußtheit. Die erste Lektion, um den Weg zurück zu Gott zu finden, ist also, daß ihr in einer großen Täuschung lebt, aus der ihr herausfinden müßt.

Selbst unsere Übungen machen wir nicht bewußt. Wenn ihr sie genau macht, werdet ihr euch über das Körperbewußtsein erheben. Ihr seid nicht der Körper. Ihr werdet allmählich eine Erfahrung des Jenseits erlangen. Ihr müßt den Körper verlassen. Dieses Schicksal erwartet einen jeden und es gibt keine Ausnahme von dieser Regel. Trotzdem fürchten wir den Tod. Der Tod ist nur eine Veränderung, sowie die Sonne auf der einen Seite der Welt untergeht und auf der anderen wieder aufgeht. Ähnlich verlassen wir diese physische Welt und erheben uns ins Jenseits. Das ist eine praktische Frage – und wenn euch jemand zeigt, wie man sich über das Körperbewußten erhebt, so solltet ihr diese Erfahrung tagtäglich weiterentwickeln. Der Tod ist also kein Schreckbild. Er ist eine sehr liebenswerte Veränderung für jene, die bereits eine Erfahrung vom Jenseits haben. Andere fürchten ihn. Warum? Aus zwei Gründen. Der eine ist, daß sie nicht wissen, wie man den Körper verläßt. Zur Zeit des Todes müssen wir alle den Körper verlassen. Wenn ihr einen Sterbenden seht, begreift ihr, wieviel körperlichen Schmerz er leidet. Wenn sich die Seele vom Körper zurückzieht, so ist das nach der Beschreibung eines mohammedanischen Heiligen (die Meister haben es in ihren Schriften ähnlich erklärt), als ob ein Dornbusch in den After eingeführt und durch den Mund wieder herausgezogen würde. Die Hinduschriften sagen, daß der Schmerz, den man dabei fühlt, den gleichzeitigen Stichen von tausenden Skorpionen entspricht. Vielleicht wart ihr selbst schon Zeuge dieses Geschehens? Gewöhnlich leiden Sterbende große Qualen. Das ist ein Grund, warum wir den Tod fürchten. Der andere ist, daß wir nicht wissen, wohin wir im Jenseits gehen müssen. Wer zum Meister kommt, erhält eine Erfahrung, wie man sich eine Zeitlang über das Körperbewußtsein erhebt. Ihr vergeßt dann die äußere Welt. Das innere Auge ist geöffnet und ihr seht ins Jenseits. Ihr seid nicht der Körper. Das ist das erste große Zugeständnis, das euch der Meister macht. Diese Erfahrung kann man nur mit Hilfe eines Meisters erlangen. Wenn ihr den Körper verlaßt, beginnt ihr zu verstehen, wie all das gemäß dem göttlichen Willen geschieht. Ein Mensch, der lernt, wie man stirbt, wie man den Körper willentlich verläßt – der gewinnt das ewige Leben und braucht nie wieder zurückzukommen. Alle Herrlichkeit und Schönheit sind in euch. Die astrale Ebenen sind schöner als die physischen. Die kausale Ebene ist schöner und die rein geistigen Ebenen jenseits davon sind die schönsten von allen. Wer eine Erfahrung vom Jenseits hat, möchte natürlich dorthin gehen, aber wir sind hier gebunden. Auch die Meister spielen ihre Rolle. Sie möchten zurückgehen, aber sie sind durch Weisung gebunden – sie müssen das Werk fortführen.

Das ist das erste, das auf dem Weg zur Spiritualität zu erlernen ist. Ihr müßt euch von dieser Täuschung freimachen. Die Übungen, die ihr täglich ausführen sollt, sind allein für diesen Zweck bestimmt. Verlaßt ihr den Körper willentlich? Erhebt ihr euch ins Jenseits? Dann sollte dort jemand sein, der euch führen und auch hier eine Erfahrung davon geben kann. Wer das vermag, wird ein Heiliger oder Meister genannt. Er verläßt euch niemals, weder hier noch im Jenseits.

Jeden Tag lernt ihr dazu. Wir müssen lernen, wie man den Körper verläßt – wie man aus der großen Täuschung herausfindet. Wenn ihr das gelernt habt, dann habt ihr, glaube ich, die richtige Sicht. Es fängt da an, wo alle Philosophien enden. Es ist eine Sache des Sehens, des Erhebens über das Körperbewußtsein, des eigenen Erlebens. Plutarch sagt uns: „Die Seele der in die Geheimnisse des jenseits Eingeweihten macht beim Verlassen des Körpers die gleiche Erfahrung wie im Augenblick des Todes.“ Der Meister gibt euch einen direkten Beweis. Er führt euch im Äußeren und wenn ihr nach innen geht. Es ist ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Die Meisterkraft stirbt niemals, sondern wirkt in verschiedenen menschlichen Körpern. Unser Meister gab uns immer das Beispiel von der ausgebrannten Birne, für die eine neue eingeschraubt wird. Ist diese ausgebrannt, wird sie durch eine dritte ersetzt. Dieses Licht ist der Meister – verkörpert als Mensch. Es stirbt nie.

Es ist etwas Grundlegendes, das ihr heute lernen müßt. Wir alle unterliegen einer großen Täuschung, von der wir uns befreien müssen. Und das ist keine Sache des bloßen Redens, sondern des tatsächlichen Erhebens über das Körperbewußtsein. Wenn ihr euch jeden Tag willentlich über das Körperbewußtsein erhebt – wo bleibt dann der Tod? Die Angst vor dem Tod vergeht – ihr werdet fröhlich sein. Ihr seid hierher gekommen, um beim Meister zu sein – nicht wahr? Und ihr seid doch fröhlich, meine ich. Ähnlich sollten wir zu den Füßen unseres wahren Meisters in uns eilen. Wir leben nicht für immer hier auf Erden – wir sollten nur den besten Gebrauch von dieser Zeit hier machen.

 

 

 

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Der wahre Guru oder Meister

 

Alle Meister haben gesagt, daß Gott der Guru, der wahre Meister ist. Er ist die kontrollierende Kraft in uns. Wir haben viele Öffnungen im Körper: zwei Augen, zwei Nasenlöcher, einen Mund und zwei weitere Öffnungen unten – und doch können wir nicht aus ihm hinaus, ihm nicht entfliehen. Unser Atem geht hinaus, kann aber nicht dort bleiben. Eine Kraft holt ihn in den Körper zurück. Diese überwachende Kraft wird Gott genannt. Wenn sie sich zurückzieht, müssen wir den Körper verlassen. Gott ist also der wahre Guru und die kontrollierende Kraft in jedem von uns. Der Mensch, in dem sich diese Kraft offenbart – dieser offenbarte Gott im Menschen – wird Meister genannt. Nicht einfach der Sohn eines Menschen, sondern der Menschensohn, in dem sich Gott offenbart. Der wahre Meister ist also Gott selbst. Nicht der Absolute Gott, sondern der sich zum Ausdruck bringende Gott, der das ganze Universum erhält und es kontrolliert.

Guru Nanak wurde gefragt: „Wer ist ein Guru, dein Meister?“ Er antwortete: „Die Kraft, durch die sich Gott zum Ausdruck bringt, Shabd, ist der Guru. Meine Seele ist sein Schüler.“ Kabir hat das gleiche gesagt. Er wurde gefragt: „Wo wohnt dein Guru?“ Er sagte: „Jenseits und über den nach außen fließenden Energien. Wenn ihr euch dahin erhebt, werdet ihr ihn finden.“ Diese Kraft ist die kontrollierende Gotteskraft, die uns im Körper hält. Der wahre Meister ist also die Kraft, durch die sich Gott zum Ausdruck bringt. Sie überwacht das ganze Universum. Wir verehren den menschlichen Körper, in dem er sich offenbart. Unsere Liebe und Verehrung gilt der Offenbarung Gottes in ihm.

In dieser Welt stellt sich die Frage, wen wir lieben sollen. Gott ist Liebe, unsere Seele ist auch Liebe: die Liebe ist unseren Seelen eingeboren und möchte sich natürlich an jemand bringen. Jetzt hängt unsere Seele an äußeren Dingen, am physischen Körper, an unsren Kindern und Familien. Was ist die Folge? Wir müssen dorthin zurückkehren, wo wir gebunden sind.

Alle Dinge unterliegen dauerndem Wandel – sie sind nicht beständig. Deshalb sollten wir einen lieben, der sich nicht verändert. „O Gott, Du bist ewig – unwandelbare Dauer bist Du: wir möchten ganz an Dich gebunden sein.“ Jene, die an dem wandelbaren Panorama des Lebens hängen, können Gott nicht sehen – außer sie ziehen sich davon zurück. Der wahre Guru ist der Gott im Menschen – der offenbarte Gott im Menschen. Wen sollten wir am meisten lieben? Ihn, der unsere Aufmerksamkeit von außen zurückzuziehen vermag, uns nach oben ziehen und das innere Auge öffnen kann, damit wir Ihn sehen.

Gott ist Liebe. Wer kann die Dunkelheit beseitigen und das Licht in euch offenbaren, wenn ihr die Augen schließt? Wer dazu kompetent ist, wird ein Sadh, Sant, Mahatma oder Guru genannt. Er ist nicht der Menschensohn. Wir verehren seinen Körper nur, weil Gott sich in ihm offenbart. Gott ist auch in uns, aber er ist uns verborgen. Der Gott in ihm kann unsere Aufmerksamkeit von außen zurückziehen. Er zieht uns aus den niedrigen Körperbereichen hinauf zum Sitz der Seele im Innern des Körpers und öffnet unser inneres Auge, um uns das Licht Gottes sehen zu lassen. Es ist ein wunderbarer Körper, in dem sich Gott offenbart, würde ich sagen. Ihn zu lieben, ist der erste Schritt, um unser höchstes Lebensziel zu erreichen, die Gotterkenntnis.

Er sieht Gott; und er befähigt uns, Gott in unseren Körpern zu sehen. Wenn ihr einmal etwas bekommt, um damit zu beginnen, könnt ihr es tagtäglich vermehren und euch zu ihm erheben. Wenn ihr jemanden liebt, der Geburt und Tod unterliegt, werdet ihr zurückkehren müssen. Ihr werdet ihm folgen. Doch wenn ihr einen liebt, in dem sich Gott offenbart, wohin geht ihr dann? Ihr geht dahin, wo er hingeht. Da er nicht zurückkommen muß, müßt ihr es ebensowenig. Er sagt uns, daß wir diesen menschlichen Körper erhalten haben, der die höchste Stufe in der Schöpfung ist. Ihr seid daher begünstigt, aber das höchste Ziel liegt noch vor euch: Gott zu erkennen. Das könnt ihr nur im menschlichen Körper, den ihr durch die Gnade Gottes so glücklich erhalten habt – und in keinem anderen.

Es liegt also an euch, Gott zu sehen, ihn zu finden. Alles andere muß beglichen werden, so wie die Schulden von Geben und Nehmen als Folge unserer Vergangenheit. Wenn wir unsere Seelen an Gott binden, brauchen wir natürlich nicht zurückkehren. Wenn ihr also jemanden liebt, ergibt sich ganz natürlich daraus, daß ihr das tut, was er sagt. Christus sagte: „Wenn ihr mich liebt, haltet meine Gebote.“ Es liegt nun bei euch, Gott zu finden. Der menschliche Körper ist die höchste Stufe in der Schöpfung, und ihr habt ihn durch die Gnade Gottes erhalten. Ihr solltet den besten Gebrauch von ihm machen. Und was ist das? Gottkenntnis. Aber um Gott zu erkennen, müssen wir erst uns selbst erkennen. Selbsterkenntnis geht der Gotterkenntnis voraus. Das läßt sich nicht durch den Verstand oder Gefühle erreichen – dazu müssen wir uns selbst analysieren, uns über das Körperbewußtsein erheben.

Wenn ihr euch selbst erkennt, werdet ihr fähig, das Überselbst zu erkennen, das euch im Körper hält. Die zum Ausdruck kommende Gotteskraft offenbart sich als Licht und Tonprinzip. Wenn ihr euch von außen zurückzieht und über das Körperbewußtsein erhebt, werdet ihr mit dem inneren Auge das Licht Gottes sehen und mit dem inneren Ohr den Ton oder die Stimme Gottes hören. Wer darin kompetent ist, wird ein Meister, Sadh oder Sant genannt. Es ist also das Beste, einen Menschen zu lieben, in dem sich Gott offenbart. Wenn ihr zu einem Pol kommt, der mit dem Kraftwerk verbunden ist, kommt ihr dem Kraftwerk näher. Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr zu einem wahren Meister kommt, kommt ihr Gott näher, denn Gott ist in ihm offenbart.“ Wenn ihr zu seinen Füßen gelangt, könnt ihr euch durch seine Ausstrahlung zurückziehen. Je mehr ihr eure Aufmerksamkeit in ihn versenkt und an ihn denkt, desto mehr werdet ihr nach innen gezogen. Wenn sich eure Seele vom Körper zurückzieht, seht ihr das Licht Gottes. Das höchste Ziel vor uns ist, Gott zu erkennen; aber um Gott zu erkennen, müssen wir einen finden, in dem er sich offenbart und der in uns die gleiche, im Körper wirkende Kraft Gottes offenbaren kann. Er verlangt von euch nicht, daß ihr die Welt verlaßt und in die Wälder geht. Er sagt, bleibt in der Welt, begleicht alle Schulden, das Geben und Nehmen, das euch als Folge der Vergangenheit auferlegt ist. Begleicht eure Schulden liebevoll und lenkt eure Schritte zu Gott. Wer euch in diese Richtung führen kann, wird ein Meister genannt. Dieses Recht kann keine äußere Religion für sich allein beanspruchen. Meister gab es in allen Religionen. Bleibt, wo immer ihr wollt – aber findet einen Meister, in dem sich Gott offenbart und der befähigt ist, diese Kraft Gottes in euch zu offenbaren.

Ein Mensch, der immer an Gott denkt, während er in der Welt lebt, wird natürlich dahin gehen, wo Gott ist. Wenn ihr an der Welt hängt, müßt ihr immer wieder zurückkommen. Der menschliche Körper ist die höchste Stufe der Schöpfung, und wir sind begünstigt, ihn zu haben. Wir machen den besten Gebrauch von ihm, wenn wir Gott erkennen. Doch um Gott zu erkennen, müssen wir zuerst uns selbst erkennen. Das ist eine praktische Sache der Selbstanalyse, und einer, der sich täglich über das Körperbewußtsein erhebt, kann uns eine Erfahrung davon geben. Er also ist es, den wir in dieser Welt lieben sollten. Er sieht, daß Gott in jedem Herzen wohnt und achtet jedermann.

 

 

 

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Erkenne dich selbst – du mußt dich über das Körperbewußtsein erheben

 

Was ist die wichtigste Aufgabe des Menschen? Sein Selbst zu erkennen, sich von außen, von den nach außen fließenden Energien zurückzuziehen, indem er sein Gemüt beruhigt und sich am Sitz der Seele im Körper hinter den Augen konzentriert. Dorthin zieht sich die Seele beim Tod zurück. Dort gelangt ihr zum Bewußtsein eures selbst, wenn ihr euch nach ober erhebt und den physischen Körper vergeßt. Wenn ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt, könnt ihr die kontrollierende Kraft in euch erkennen. Deshalb haben alle Meister betont, daß wir zuerst uns selbst erkennen müssen. Selbsterkenntnis kommt vor Gotterkenntnis. Wenn ihr in eurem Selbst gesammelt seid, wird der Surat oder die Aufmerksamkeit Wunder wirken, gleich wohin ihr sie richtet. Alles ist ein Werk der Aufmerksamkeit. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit erst in euch selbst sammelt, konzentriert, indem ihr euch von außen zurückzieht, werdet ihr euch über den physischen Körper erheben können und wenn ihr euch noch weiter erhebt, das kosmische Bewußtsein erlangen. Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos. Wir haben den physischen Körper erhalten und müssen uns über ihn erheben. Wir haben auch den astralen Körper erhalten, in dem wir im höheren Selbst wirken müssen. Und jenseits davon gibt es eine Ebene, wo wir unseren kausalen Körper gebrauchen müssen. Wenn ihr euch über den physischen Körper erhebt, erwacht ihr zu Bewußtheit eures selbst. Sobald ihr euch über den astralen und den kausalen Körper erhebt, erlangt ihr eure wahre Ichheit. Ihr seht dann, daß ‚Ich und der Vater eins sind.‘ Das ganze hängt von der Konzentration eurer Aufmerksamkeit in euch ab. Dann werdet ihr Wunder wirken, wohin ihr auch eure Aufmerksamkeit lenkt.

Wer sich über den Körper erhebt, der ist ein wahrer Hindu, ein wahrer Mohammedaner oder ein wahrer Christ. Es gibt viele Glaubensrichtungen, aber wie viele ihrer Anhänger haben dieses Ziel erreicht? Der Glaube, der solche Menschen hervorbringt, verdient euer Vertrauen. Bleibt also in eurer Gemeinschaft oder eurem glauben, aber haltet euch immer vor Augen, warum ihr euch dieser Richtung angeschlossen habt; um Gottbewußtheit zu erlangen. Doch ihr könnt nicht Gottes- bewußt werden, wenn ihr euch nicht erst eures Selbst bewußt werdet. Der beste Weg, sich von außen nach innen zu wenden ist, die praktische Erfahrung von einem zu erhalten, der die volle Aufmerksamkeit oder Surat besitzt, also vollkommen konzentriert ist. Durch einen kleinen Gedanken von ihm können sich viele Menschen niedersetzen und ihre Aufmerksamkeit von außen zurückziehen. Ihr müßt den physischen Körper eine Zeitlang verlassen und das innere Auge öffnen, um ihn zu sehen. Nur wenn ihr ihn seht, kann die wahre Liebe in euch entstehen. Wir freuen uns über ihn und deshalb können wir ihn wirklich lieben. Wir lieben die Welt, weil wir sie sehen. Wenn wir ihn nicht gesehen haben, wie können wir ihr wahrhaft lieben? Dafür müßt ihr bei einem sein, der euer inneres Auge öffnen kann, damit ihr das Licht seht, durch das sich Gott zum Ausdruck bringt. Er ist alle Liebe; und auch ihr seid ein tropfen aus dem Meer aller Liebe. Eure Liebe wird aufflammen. Wenn euer inneres Auge geöffnet ist, seht ihr das Licht Gottes in allen – in diesen Tempeln, die wir als Körper haben. Gott wohnt in jedem herzen – in dem auch ihr seid. Aber unsere Aufmerksamkeit ist auf äußere Dinge verteilt und wir haben uns mit ihnen so sehr identifiziert, daß wir uns selbst vergessen haben. Wir können uns nur dann zum Überselbst erheben, wenn wir uns unseres Selbst bewußt werden, indem wir uns von außen zurückziehen und uns über die nach außen fließenden Energien zum Sitz der Seele erheben. Deshalb haben alle Meister gesagt: „Erkenne dich selbst.“ Ohne das könnt ihr Gott nicht erkennen, denn wir können Gott nicht durch äußere Gebärden gewinnen. Das Reich Gottes ist in euch. Ihr müßt euch nach innen wenden, ‚innen anklopfen‘ wie Emerson sagte.

Gottbewußtheit ist das höchste Ziel. Die Glaubensgemeinschaften, die nur diesem Zweck dienten, wurden von solchen meistern geleitet, die diese Erfahrung in sich selbst machten und auch anderen einen Beweis davon gaben. Sie waren  kompetent, die Aufmerksamkeit anderer Menschen mit einem kleinen Gedanken von sich von außen zurückzuziehen, sie über das Körperbewußtsein zu erheben und ihr inneres Auge zu öffnen, um das Licht Gottes zu sehen. Wer das wirklich vermag, ist ein wahrer Guru, Sadh oder Sant, wie es die Heiligen sagen. Gott in ihm ist der wahre Guru. Wir verehren den Menschensohn, in dessen Körper sich Gott offenbart.

Bleibt, wo ihr seid – in irgendeiner Glaubensgemeinschaft. Jede von ihnen diente diesem Ziel. Wir müssen sehen, wie weit wir fortgeschritten sind – ob wir das Ziel erreicht haben, für das wir uns diesen Glaubensrichtungen angeschlossen haben. Wenn ja, dann habt ihr den besten Gebrauch von eurem menschlichen Körper gemacht. Wenn nicht, dann solltet ihr aufwachen – es ist schon spät! Ihr habt bereits euer halbes Leben vergeudet, bemüht euch daher, den Weg aufzunehmen. Es fängt damit an, daß ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt. Wo die weltlichen Philosophien enden, dort beginnt die wahre Religion. Diese Erfahrung, wie man sich über das Körperbewußtsein erhebt, kann man von einem erhalten, der kompetent ist. Vorher seid ihr sozusagen blind. Ihr seht nur Dunkelheit. Wenn ihr bei ihm sitzt, seht ihr das Licht. Wenn ihr ein kleines Guthaben dieses Lichtes erhalten habt, um damit zu beginnen, dann entwickelt es von Tag zu Tag. Das ist das Brot und das Wasser des Lebens. Das Leben von Gemüt und Körper hängt von der spirituellen Gesundheit ab. Diese Lehre haben fast alle früheren Meister verkündet und uns ihre goldenen Schätze zur Führung überlassen. Aber nur sehende Menschen können sie richtig auslegen. Andere legen sie auf der intellektuellen Ebene auf so viele Arten aus. Die Meister sehen und sind fähig, auch uns eine Erfahrung des Sehens zu geben und das innere Auge zu öffnen, damit wir das Licht Gottes erblicken.

 

 

 

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Welche besonderen Übungen Frucht tragen

 

Man kann erst dann von wirklicher Hingabe sprechen, wenn sie sich ausschließlich mit einem Gegenstand beschäftigt. Gott ist eins. Gott im Menschen ist auch eins. Er ist nicht der menschliche Körper, sondern Gott in ihm. Eure ganze Aufmerksamkeit sollte so stark auf ihn gerichtet sein, daß ihr alles andere vergeßt. Ich gab euch gerade ein paar Beispiele, um verständlich zu machen, welche besondere Form von Hingabe oder Bhakti Frucht trägt. Sie sollte nur in einem ruhen und sich nur einem hingeben – nur ihm und sonst keinem.

Einmal wurde Arjuna von seinem Lehrer aufgefordert, eine Probe von seiner Kunst des Bogenschießens zu geben. Beide standen gerade an einem Wassertümpel und ein Vogel saß darüber auf einem Baum. Der Lehrer sagte zu Arjuna, er solle das Spiegelbild des Vogels im Wasser betrachten und mit seinem Pfeil in das Auge des Vogels zielen. Als Arjuna gefragt wurde, was er sehe, sagte er: „Ich sehe den Baum und den Vogel, der darauf sitzt." Darauf sollte er noch einmal mit voller Aufmerksamkeit in das Auge des Vogels schauen. Der Lehrer fragte ihn wieder: „Was siehst du?“ und er erwiderte: „Ich sehe nur noch den Vogel und nicht mehr den Baum.“ Wieder wurde ihm gesagt: „Schau mit mehr Hingabe, schau in das Auge des Vogels. Was siehst du jetzt?“ Arjuna sagte: „Ich sehe nun den oberen Teil des Vogels.“ „Schau noch einmal, noch aufmerksamer in das Auge des Vogels. Was siehst du jetzt?“ Arjuna sagte: „Ich sehe den Kopf des Vogels.“ „Schau noch genauer – was siehst du?“ Er antwortete: „Ich sehe nun das Auge des Vogels.“ „Jetzt schieß!“

Unser Bhakti kann dann Frucht tragen, wenn unsere ganze Aufmerksamkeit an einem Ort verweilt. Seht ihr jemand anderes als euren Meister oder Gott in ihm, dann ist das kein Bhakti. Wir achten andere, die uns auf dem Weg helfen, aber Gott oder der Gott im Menschen ist einer für alle. Wenn eure volle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet ist, dann tragen eure Hingabe und eure Übungen natürlich Frucht. Gott ist eins, und er will, daß jeder alleine zu ihm geht. Man sollte nicht einmal an den Körper denken, oder daran, daß man selbst oder der wahre Isht (Gegenstand der Hingabe) dort zu finden sei. Eine solche Hingabe trägt Frucht.

Manche Menschen sehen den Meister oder Gott mit offenen Augen, während andere ihn nicht sehen und sich fragen, wie jene, die ihn sehen, diese Erfahrung erlangen. Ein starker Mensch freut sich seiner Kraft und der Schwache fragt sich, woher er sie hat. Das bewirkt ganz alleine die Konzentration auf einen Punkt. Solche Hingabe trägt Frucht. Menschen in diesem Zustand, die sich daran erfreuen, sind genau wie eine Frau, die ihrem Mann ergeben ist und immer an ihn denkt. Die anderen, die sich nicht hingeben können, sind wie eine Frau, deren herz an anderen Männern hängt, obwohl sie nach außerhin ihrem Mann ergeben scheint. Nun, die Frau die nur einem Mann ergeben ist, ist glücklich. Ihre ganze Aufmerksamkeit ist auf ihn gerichtet. Auch ein Mann wird eine solche Frau lieben, die an keinen anderen außer ihm denkt, die ihn verehrt und sonst keinen im Herzen hat. Was ist ein Herz wert, das so vielen anderen Männern ergeben ist, obwohl es mit einem verheiratet ist? Wenn ihr also wollt, daß eure Hingabe und Liebe zu Gott Frucht tragen, dann ergebt euch einem voll und ganz. Denkt an ihn, seht ihn, hört von ihm und erkennt ihn. Und jenen, die uns auf dem weg helfen, danken wir. Bhakti oder Hingabe wird nur dann Frucht tragen, wenn ihr ganz voll und ganz ihm ergeben seid -–so sehr, daß ihr euch selbst vergeßt.

Wenn wir im Tiefschlaf sind, murmeln wir manchmal etwas vor uns hin. Dann dringt das aus uns heraus, was unser Unterbewußtsein in Form von weltlichen Gedanken gespeichert hat. Wir murmeln etwas, das aus großer Tiefe kommt, wovon wir nichts wissen, weil es von unterbewußten Gedanken, die bereits im Gemüt gespeichert sind, überdeckt wird. Kabir sagt: „Woran erkennt man einen Menschen, der Gott voll und ganz ergeben ist? Wenn die Worte Gottes oder des Meisters im Tiefschlaf aus seinem Mund kommen, dann ist er voll und ganz Ihm ergeben. Was würde ich solch einem Menschen darbieten? Ich würde ihm mein Leben darbieten – und meine Haut, um Schuhe für seine Füße daraus zu machen.“ Versteht ihr, welche Art der Hingabe volle Frucht trägt? Die einem voll und ganz ergeben ist. Unser Gemüt ist so vielem ergeben. Solche Hingabe trägt keine Frucht. Wenn wir möchten, daß unsere Hingabe Tag für Tag Frucht trägt und wir sie in diesem Leben ernten wollen, dann sollten wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Füße des Herrn richten – oder auf den Herrn, der sich im Gott- im- Menschen offenbart. Wenn ihr daher die ganze Welt um seinetwillen liebt, hängt ihr nicht mehr an ihr. Wenn ich euch zum Beispiel liebe, liebe ich natürlich auch eure Kinder. Wenn ich eure Kinder liebe, aber euch nicht, dann...?

Deshalb liebt Gott, und liebt um seinetwillen alle anderen, die als Rückwirkung der Vergangenheit mit euch verbunden sind. Gebt und nehmt bereitwillig mit aller Liebe und Hingabe, denn Gott hat euch vereint. Auf diese Weise hängt ihr nicht an der Welt und ihr braucht nicht mehr in die Welt zurückzukehren. Ihr geht einfach dorthin, wo eure ganze Hingabe ist.

Ein König veranstaltet zum Beispiel einmal eine Ausstellung mit einigen sehr schönen und kostbaren Kleinodien. Dann bat er seine Untertanen, hinzugehen und sich auszusuchen, was sie davon gerne haben wollten; sie durften aber nur eines wählen. Als sie ihre Wahl getroffen hatten, durften sie das nehmen, was sie sich ausgesucht hatten und nichts anderes. Und wer in die Ausstellung ging, der sagte: „Oh, das ist sehr schön, das ist sehr kostbar“, und nahm es sich. Ein junges Mädchen – innerlich sehr weise, obwohl es äußerlich ganz durchschnittlich erschien – lobte die Ausstellung und sagte: „Dies ist sehr schön, das ist auch sehr schön, das gefällt mir“, und so fuhr sie fort. Dann dachte sie: „Das sind so viele kostbare Dinge – einer muß sie hierher gebracht haben, der jeden frei wählen läßt, zu nehmen, was er will. Aber wer ist das? Wo ist er?“ Und sie ging durch die ganze Ausstellung, wählte aber nichts aus. Der König, der sie veranstaltet hatte, saß ganz an ihrem ende. Das junge Mädchen sagte sich: „Das ist der König, der dies alles veranstaltet hat – nun gut“, und sie wollte ihm ihre Hand auf den Kopf legen. Der König saß da und wunderte sich. „Sieh mal an“, dachte er, „alle meine Untertanen sind nur hinter meinen Gaben und nicht hinter mir her. Das ist der einzige Mensch, der mich will und nichts anderes.“ Der König verstellte sich und sagte: „Oh, geh‘ doch und such dir etwas aus und nimm es dir, die Ausstellung ist gleich zu Ende.“ Das junge Mädchen ging zu ihm, legte die Hand auf seinen Kopf und fragte: „Wem gehörst du jetzt?“ Der König antwortete: „Ich bin dein, denn du hast mich berührt.“ „Und wer hat die ganze Ausstellung veranstaltet?“ „Ich – all das ist mein.“ „Und da du nun mein bist, ist auch das alles mein.“

Versteht ihr mich? Wenn eure Hingabe volle Frucht tragen soll, dann seid eine Zeitlang voll und ganz ergeben, tut nur eine Sache auf einmal. Wenn ihr euch so hingebt – und sei es nur für ein paar Minuten – wird es Frucht tragen. Wenn ihr stundenlang meditiert und eure Aufmerksamkeit zerstreut und auf viele Dinge verteilt ist, dann trägt eure Hingabe keine Frucht. Jetzt seht, wo ihr steht.

 

 

 

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Was die Hindernisse auf dem Weg sind

 

Zuallererst sollten Frauen und Männer nicht immer an das andere Geschlecht denken oder Geschichten lesen – „Liebeskummergeschichten“ würde ich sagen – die begehrliche Gedanken erwecken. Die Frauen sollten also nicht an die Männer und die Männer nicht an die Frauen denken, noch Bücher über sie lesen. Das erweckt begehrliche Gedanken in uns.

Wenn wir zu einem Meister gehen, sollten wir das um seinetwillen tun und vergessen, ob wir Mann oder Frau sind. Als Menschen sind wir einander gleich und sollten unser Geschlecht vergessen. Wenn euch jemand vom Meister erzählt, so entsteht in euch Hingabe und eine natürliche Bindung an ihn. Wenn ihr nicht immer an ihn denkt, werdet ihr ihn allmählich vergessen und der andere, an den ihr denkt, ob Mann oder Frau, schiebt sich dazwischen. Was ist die Folge? Euer innerer Fortschritt ist behindert, weil ihr jemand anderen ergeben seid. Frauen und Männer sollten also keine Bücher mit Liebesgeschichten lesen. Die Frauen sollten nicht an die Männer denken und die Männer nicht an die Frauen. Das ist das erste Hindernis auf dem Weg. Das heißt nicht, daß wir niemand lieben sollten. Um des Meisters oder Gottes willen sollten wir alle lieben, die zu ihm gehen.

Ich sprach eben von einem gewissen Majnu, der seine Geliebte Laila über alles liebte. Eines Tages sah er einen Hund und begann, dessen Pfoten zu küssen. Als die Leute ihn fragten, warum er das tue, antwortete er, daß er diesen Hund zuweilen sah, wie er in die Straße seiner Geliebten lief. Ihr mögt voller Hingabe lieben – aber es sollte um des Meisters willen sein. Sonst ist das eines der stärksten Hindernisse, das die Menschen wegzieht und ihre Aufmerksamkeit von einer höheren Ebene auf eine niedrigere lenkt. Das ist das eine. Das andere ist, wenn ihr immer an Geld denkt und lest, daß dieser oder jener Millionär geworden ist, oder Gespräche über solche Dinge hört, dann entwickelt sich Habgier in euch. Als drittes erkennt man einen Menschen an seinem Umgang. Meidet die Gesellschaft von jenen, die diesen beiden Dingen verfallen sind, denn dann werdet auch ihr so. Diese Gedanken werden euch ständig verfolgen. Das vierte Hindernis ist, daß ihr zuweilen an einen Feind denkt oder daß jemand gegen euch ist. Das geht euch nicht aus dem Sinn, ihr denkt immer wieder an ihn und das erzeugte Haß in euch.

Manchmal denken wir nur an Ansehen und Ruhm und sehen, wie der und der in der Welt Erfolg hat und bekannt wird; und ihr möchtet wissen, warum ihr das nicht schafft. Ein Mensch, der so ist, mag anfangs ergeben sein. Doch nach und nach treten uns die Dinge, die ich genannt habe, in den Weg, und unsere Hingabe trägt keine Frucht mehr. Sie wird geringer und unser Fortschritt kommt zum Stillstand. Ihr solltet daher allem aus dem Wege gehen, was begehrliche Vorstellungen in euch erweckt – sei es euer Umgang oder die Geschichten, die ihr lest. Meidet solche Bücher oder Gesellschaft, worin die Menschen den Frauen und dem Geld verfallen sind. Ihre Gesellschaft wird die gleichen Vorstellungen in euch wecken. Des weiteren: wenn einer etwas gegen euch hat oder euch Unrecht getan hat, ist es besser zu vergeben und zu vergessen, sonst entstehen Feindschaft und Haß in euch. Manchmal wiederum stehen euch der Wunsch nach Ruhm und Ehre oder Verstellung und Angeberei im Weg.

Ein weiteres Hindernis ist, wenn euch jemand ergeben ist. Ich will euch ein Beispiel nennen. Nehmen wir an, ihr habt 100 Rupien oder 100 Dollar auf euerer Bank. Wer auch immer hingebungsvoll an euch denkt oder euch anschaut, schickt euch damit eine Lastschrift. Wer ergeben ist, will für diese Hingabe eine Gegenleistung, ob ihr nun das Geld auf der Bank habt oder nicht. Ihr werdet bankrott gehen, bedenkt das! Wer etwas gibt, erwartet eine Gegenleistung. Niemand kann euch auch nur ein Glas Wasser ohne Absicht geben. Wenn euch jemand Süßigkeiten oder sonst etwas gibt, erwartet er eine Gegenleistung dafür. (Der Meister ist eine Ausnahme – er ist ein selbstloser Arbeiter.) Ob ihr sie ihm dann geben wollt oder nicht – euer Konto wird damit belastet. Versteht ihr mich jetzt? Deshalb sagen alle Meister: „Verdient euer eigenes Geld, lebt von eurem eigenen Einkommen und teilt mit anderen.“ Es sollte ein Geben und Nehmen sein. Selbstlose Arbeit für das Werk des Meisters ist etwas anderes. Dafür solltet ihr keine Gegenleistung verlangen. Nur dann ist es selbstlos – anders nicht. Wenn ihr etwas erledigt haben wollt, gebt ihr etwas dafür. Für eine gute Arbeit wollt ihr etwas haben. Doch wenn ihr etwas teilt oder spendet, so erwartet nichts dafür – dann seid ihr gerettet.

Es sind also besonders zwei Dinge, die Lust in euch erwecken: wenn Frauen an Männer und Männer an Frauen denken und wenn man Dinge erfährt oder liest, die damit zusammenhängen. Wer das tut, bindet sich hier stärker als dort, wo es vorher gebunden war. Das sind die Dinge, die uns im Weg stehen. Dann tragen unsere Liebe und Hingabe nicht länger Frucht.

Um unseres Ansehen willen entwickeln wir manchmal Konkurrenzdenken – eigentlich denken wir immer so. Das erzeugt Haß in uns. Manchmal schauspielern wir und werden dann so. In Wirklichkeit seid ihr das gar nicht, ihr täuscht zuerst euch selbst – den Gott in euch – und dann täuscht ihr andere. Wie lange soll das so weitergehen? Die Katze muß schließlich aus dem Sack. Deshalb solltet ihr nicht an das andere Geschlecht denken, ob ihr nun Mann oder Frau seid. Wenn ihr immer nur an den Körper denkt, denkt ihr natürlich an das andere Geschlecht. Christus sagte, daß die Männer ihre Frauen lieben sollten, wie er jene liebte, die ihm nachfolgten. Auch Ehegatten sollten nicht als Mann und Frau voneinander denken. Eine ihrer Pflichten mag es sein, Kinder zu zeugen, aber das ist nicht alles. Sie sollten vor allem Lebensgefährten sein und einander helfen, Gott zu erreichen.

Als erstes sollten deshalb die Männer nicht immer an die Frauen denken und die Frauen sollten sich nicht zu sehr an die Männer hängen. Wenn es euch bestimmt ist, einander zu lieben, liebt um des Meisters willen und vergeßt dabei euer Geschlecht. Zweitens, wenn ihr ständig bei einem Menschen seid, der sehr viel Geld hat, dann wollt ihr schließlich das gleiche wie er. Ihr werdet habgierig. Das Dritte ist, daß man einen an seinen Umgang erkennt. Dieser Umgang prägt uns sehr schnell auf seine Weise – ganz gleich, von welcher Art er ist. Das vierte Hindernis ist, daß wir uns aufspielen und unser Handeln von Ruhmsucht und Konkurrenzdenken bestimmt wird. Das sind Dinge, die eurer Hingabe im Wege stehen.

Wenn ihr einen Menschen denkt, der mehr Geld hat als ihr, dann werdet ihr habsüchtig. Einer, der schon 100 Dollar hat, will 200. Einer, der 200 hat, will 1000. Und einer, der 1000 Dollar hat, will nicht mehr Geld. Die Leute denken immer an Lust, Frauen oder Geld. Wenn ihr einmal still zuhört, werdet ihr feststellen, daß die meisten Menschen über Frauen oder Geld reden. Wenn ihr einen guten Gefährten habt – um so besser; sonst bleibt lieber ganz allein – mit dem Meister oder Gott in euch. Wenn ihr so lebt, wird euch eure Hingabe oder Bhakti, wenn auch nur kurze Zeit ausgeübt, mehr, hundertmal mehr einbringen, als euch möglich ist. Wenn ihr nicht so lebt, wird eure Hingabe schwinden. Ein weiteres Hindernis ist, daß andere, die nicht an Gott glauben, natürlich auch in euch Zweifel aufkommen lassen. Meidet also all das. Wenn ihr in guter Gesellschaft sein könnt, in der ihr Liebe zum Meister entwickeln könnt, dann ist es gut – wenn nicht dann bleibt für euch. Es gibt noch etwas, das uns im Weg steht, was alle betrifft, ob sie Repräsentanten, Gruppenbeauftragte oder sonst jemand sind. Das ist, wenn sie sagen: „Ich bin mehr als der andere.“ Sie spielen sich auf, sie möchten der Boß sein – und das erzeugt natürlich Haß und verhindert den Fortschritt. Dieses Verlangen führt mit der Zeit zu kirchenähnlichen Zuständen und Zwang. Aber Sant Mat, die Lehren der Meister, sind ganz und gar von Bescheidenheit, Einfachheit und Liebe durchdrungen.

Gestern sprach ich über das, was eure Hingabe mehr Frucht tragen läßt, wenn ihr es beherzigt. Heute sprach ich über Hindernisse auf dem Weg zur Hingabe. Diese Dinge wurden euch erklärt und ihr müßt danach handeln. Je mehr ihr sie beachtet, um so größer wird euer Fortschritt sein. Manchmal schreitet ihr fort und dann fühlt ihr euch auf einmal behindert. Warum? Weil irgend etwas anderes störend dazwischengetreten ist. Wir müssen also sehr vorsichtig sein. Denkt bei allem, was ihr tut, an Gott oder den Gott im Menschen. Laßt eure Kompaßnadel immer nach Norden weisen – dann seid ihr sicher. Liebt einander um des Meisters willen. Wenn ihr jemanden um seinetwillen liebt, wird dies eurer Liebe zum Meister im Weg stehen. Wenn ihr den Meister liebt, dann haltet seine Gebote. Diese Dinge werden euch in allen Einzelheiten erklärt, damit euch eure Hingabe wirklichen Gewinn einbringt. Wenn ihr nur kurze Zeit auf diese Weise verbringt, werdet ihr bessere Ergebnisse erzielen. Wenn da und dort Hindernisse auftreten, kommt euer Fortschritt zum Stillstand. Diese praktische Regeln werden jenen erklärt, die auf dem Weg voranschreiten wollen. Die normalen Gespräche sind nur allgemein und ungefähr. Diese Morgengespräche sind sehr detailliert und geben praktische Hinweise, die euch auf dem Weg helfen.

 

 

 

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Warum wir den Gottmenschen verehren sollten

 

Warum sollten wir überhaupt jemanden verehren? Und warum vor allem den Gott im Menschen? Zuallererst – Gott ist in ihm offenbart. Gott ist auch in uns, aber nicht offenbart. Schon ein kleiner Gedanken von Ihm gibt uns einen Anstoß, uns über das Körperbewußtsein zu erheben. Wir erhalten ein Guthaben, etwas, mit dem wir beginnen können, Gott zu sehen und zu hören. Warum also sollten wir den Gott im Menschen verehren? Gott ist Liebe und auch wir sind verkörperte Liebe. Für die Liebe ist es nur natürlich, sich immer an etwas zu binden. Die Liebe bindet uns an unseren Körper, an unsere Kinder, unsere Gesellschaft und an unser Land. Unsere Liebe ist in viele Teile aufgeteilt. Der Sinn der Liebe zu einem Gott im Menschen ist, sie zu vereinen und in einem Brennpunkt zu sammeln. Es ist wie bei einem Wasserrohr mit vielen Löchern, durch die das Wasser tropfen um Tropfen verrinnt. Wenn ihr alle Löcher verschließt und nur eins offen laßt, dann seht ihr, wie das Wasser durch das offene Loch hervorschießt. Der Sinn der Liebe zu einem Gott im Menschen ist, sie ganz in einem Brennpunkt zu sammeln – da, wo er sich offenbart. Weil sich Gott in ihm offenbart, zieht er uns an. Er zieht eure Seele zu sich. Ihr wißt doch, wie ein Vogel zwitschert, wenn er die Blumen blühen sieht. Papierblumen bringen ihn nicht zum Singen und Bilder von Blumen sagen ihm nichts. Die Schönheit Gottes, die im Gottmenschen strahlt, zieht die Seelen an. Je mehr ihr eure Aufmerksamkeit auf ihn richtet, um so mehr wird euch diese Strahlung in ihm anziehen und so stark werden, daß all eure anderen Bindungen abfallen. Das ist ein Hauptgrund, warum wir den Gott im Menschen verehren sollten.

Der andere Grund ist: „Wie du denkst, so wirst du.“ Jeden Tag wird eurer Seele etwas von seinem Leben eingegeben. Ihr erhaltet etwas von dieser Fülle des Lebens, die vom Ursprung allen Lebens stammt. Wenn ihr jemanden liebt, wird eure Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet sein, selbst wenn Hunderte anderer Menschen um euch herumsitzen. Ähnlich zieht euch die Ausstrahlung des Gott im Menschen an. Jede Minute werdet ihr ihn verehren. Denn ‚wie ihr denkt, so werdet ihr.‘ Mit der Zeit vergeßt ihr, ob ihr es seid oder er es ist. So wie der heilige Paulus sagte: „Ich bin es, doch nun nicht ich, es ist Christus, der in mir lebt.“ Ein solcher Initiierter wird dem Meister gleich, und der Meister ist Gott gleich. Deshalb sollten wir den Gott im Menschen lieben.

Warum sollten wir seine Gebote halten? Wenn ihr an jemanden hängt, folgt ihr ihm, wohin auch immer er geht. Wenn ihr aber den Meister liebt – Gott in ihm – wohin geht ihr dann? Ihr geht dahin, wo er hingeht. Wenn er nicht in die Welt zurückkehren braucht – wie solltet ihr es dann! Es gibt so viele Gründe, warum wir den Gott im Menschen lieben sollten.

Ich gab euch eben das Beispiel von einem, der einen Meister liebte, dessen Name Bheek war. Der Schüler sagte immer den Namen des Meisters vor sich hin. Er war ganz in Einklang mit dem Meister. Zu dieser Zeit regierten die Moslem- Könige. Die Leute hörten, wie er „Bheek, Bheek“ vor sich hinsagte und fragten ihn: „Wer ist dein Gott?“ Er antwortete: „Bheek ist mein Gott.“ „Wer ist sein Prophet?“ „Mein Meister ist der einzige Prophet.“ Den mohammedanischen Bräuchen entsprechend beschlossen sie, ihn zu enthaupten. Sein Fall wurde dem König vorgelegt, damit dieser das Urteil bestätige. Der König sah seine gottberauschten Augen und sagte: „Laßt ihn los.“ Die Leute sagten: „Er wird weglaufen.“ Aber der König erwiderte: Nein, nein, er läuft nicht weg.“ Dann wandte er sich an den Mann und sagte: „Schau, es herrscht eine große Dürre in unserem Land. Würdest du deinen Meister Bheek bitten, uns regen zu senden, damit die Felder genug Wasser haben?“ „Gut, ich sage es ihm“, antwortete der Schüler von Bheek. So viel Vertrauen hatte er in seinen Meister. Vertrauen wir dem Meister auch so? „Gut“, sagte der König, „warum kommst du zurück?“ „Übermorgen“, antwortete Bheeks Schüler. Er ging fort, und natürlich fiel bald ein heftiger Regen. Das Land wurde reichlich bewässert. Am dritten Tag kam er zurück und der König bot ihm Geld und Dörfer an und sagte: „Dies will ich deinem Meister geben.“ „Oh, nein, nein, das sind alles vergängliche Dinge. Ich kann meinem Meister keine vergänglichen Dinge bringen“, entgegnete Bheeks Schüler.

Was hat es für einen Sinn, einen Meister zu verehren? Ihr habt Gott noch nicht gesehen und bis ihr ihn seht, was könnt ihr da tun? Das Beste ist, ihn dort zu sehen, wo er sich offenbart. Wenn ihr den Gott- im- Menschen seht, seht ihr Gott. Christus hat gesagt: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Die Verehrung des Gott- im- Menschen ist die Verehrung Gottes. Ihr seid ständig von Kopf bis Fuß von liebevollem Denken an ihn erfüllt. Mit der Zeit vergeßt ihr dann euch selbst – ob ihr es seid oder er. Maulana Rumi sagte, daß „mein inneres Selbst so sehr von meinem Meister überflutet ist, daß ich vergessen habe, wer ich bin. Ich bin nicht mehr.“

Aus diesen Gründen, aus so vielen, verehren wir den Gott im Menschen. Wohin werdet ihr gehen, wenn ihr ihn verehrt? Ihr werdet dahin gehen, wo er hingeht. Wenn ihr eure ganze Aufmerksamkeit auf ihn richtet, wird er euch anziehen und all eure Fesseln zerschneiden. Ihr werdet ganz allein sein, selbst wenn ihr unter Tausenden von Menschen seid – denn ihr gebt euch nur eurem Meister hin. Äußerlich scheint ihr ein gewöhnlicher Mensch zu sein, der sich auf der Erde bewegt. Aber ihr seid kein gewöhnlicher Mensch mehr, ihr seid ein Mensch des Meisters. Wenn der Meister Gott im Menschen ist und ihr ein Meister seid, dann werdet ihr auch Gott im Menschen werden. Das ist der natürlichste Weg. Er erfordert keine Philosophie. Wie du denkst, so wirst du. Wir müssen nur die Gebote des Meisters befolgen. Damit beginnt es.

Gestern habe ich euch dargelegt, welche Dinge der Hingabe im Weg stehen und wie sie für euch volle Frucht trägt. Jetzt erkläre ich euch, warum ihr den Meister verehren solltet. Das geschieht zu eurem Verständnis. Alles hat sein Warum und Wofür. Aber seid vorsichtig, daß ihr euch nicht einem falschen Meister ergebt. Woran kann man einen wahren Meister von einem, der nur vorgibt, es zu sein, unterscheiden? Ein wahrer Meister kann euch erheben. Er befähigt euch, im Innern etwas zu sehen und zu hören. Wenn er das für kurze Zeit vermag und euch dazu noch etwas gibt, um mit dem Licht und dem Ton zu beginnen – nun, das ist das äußere Kennzeichen. Laßt euch nicht von äußerem Glanz verführen. Schaut nur darauf, was er euch geben kann.

Meistens ist die Welt mit sogenannten Meistern überschwemmt. Ein wirklicher Meister ist einer, der euch am allerersten Tag etwas geben kann, mit dem ihr beginnen könnt. Das könnt ihr dann von Tag zu Tag entwickeln. Wenn ein Same in die Erde gelegt und regelmäßig begossen wird, dann wächst er. Die Liebe zum Meister in das Wasser. Je mehr ihr ihn liebt, desto genauer werdet ihr seine Gebote halten und ständig an ihn denken. Je mehr ihr ihn liebt, um so mehr nehmt ihr den Lebensimpuls des Meisters in euch auf und fließt von Leben über. Das hat so viel Gutes. Christus sagte: „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben; wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Die gleiche Lehre haben alle früheren Meister verkündet.

Wenn ihr mit einem gottbewußten Menschen in Verbindung kommt, könnt ihr Gottbewußtheit entwickeln. Er selbst ist Gottbewußtheit. Er hat sich dahin erhoben. Was geschieht, wenn ihr euch zum Meister erhebt? Da er ein gottbewußter Mensch ist, werdet auch ihr gottbewußt. Dies ist ein einfacher Weg; und wenn ihr regelmäßig übt, könnt ihr in sehr kurzer Zeit alles erreichen. Leider stehen euch so viele Dinge im Weg, wie ich euch gestern erklärte. Auf all das müssen wir sehr achten. Wenn ihr immer an ihn denkt, wird eure Liebe größer. Wenn ihr zum Beispiel durch einen Messerstich verletzt seid (was Gott verhüten möge), fühlt ihr den Schmerz in eurem Herzen. Niemand sieht es, aber es schmerzt euch ständig im Innern. Gleicherweise werdet ihr niemals den Meister vergessen, wenn ihr ihn liebt. Ihr braucht nur an den Meister zu denken, und schon fließen die Tränen aus euren Augen. Darum sollten wir den Meister lieben; um diese Liebe wird sich nur entwickeln, wenn wir seine Gebote halten.

 

 

 

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Wie wir unser Bhakti üben sollen

 

Es gibt neun Mittel und Wege, um unser Bhakti oder die Hingabe an Gott zu stärken. Die Hingabe entwickelt sich vor allem durch die Augen und wird dadurch gestärkt. Wenn ihr also Gott in euch seht, der das Licht und Tonprinzip ist, oder wenn ihr den physischen Körper seht, der jenes Licht und den Ton ausstrahlt, dann seht ihr ihn. Die Augen sind die Fenster der Seele, und durch sie nehmen wir Eindrücke von außen auf. Etwa achtzig Prozent alles äußeren Eindrücken nehmen wir durch die Augen auf. Die Augen sind also die wirksamste Hilfe bei der Entwicklung und Stärkung unserer inneren Hingabe zu ihm, den wir lieben. Wenn ihr den Gott im Menschen anschaut, nehmt ihr Eindrücke auf. Diese Eindrücke ruhen dann in eurem Herzen; und wenn ihr die Augen schließt, seht ihr das Licht, das von ihm ausstrahlt. Ihr braucht ihn nur anzuschauen, intensiv, genau und durchdringend – vergeßt alles dabei, nehmt die Eindrücke auf, schließt die Augen und laßt sie in eurem Herzen ruhen. Mit der Zeit werdet ihr dadurch Hingabe in euch entwickeln, die von Tag zu Tag stärker wird – so sehr, daß ihr fühlt, wie er in euch ist und ihr in ihm seid. Das ist wahre Hingabe, wahres Bhakti – und man kann es durch die Augen entwickeln.

Gott strahlt durch die Augen des Gottmenschen. Durch eure Augen werdet ihr in seine Augen sehen. Durch seine Augen fließen euch erhebende Blicke der höchsten Göttlichkeit zu. Ihr solltet diese Eindrücke aufnehmen, eure Augen schließen und euch in sie vertiefen. Das ist der beste Weg, die Hingabe in euch zu stärken.

Von den neun Wegen wird einer als Bräutigam und Braut beschrieben. Christus hat gesagt: „Gott ist unser Bräutigam, unser ewiger Bräutigam.“ Ein welcher Bräutigam ist höchstens hundert Jahre bei uns. Der Bräutigam der Seele ist Gott selbst; und alle Seelen sind seine jungfäulichen Bräute. Wenn ihr also wollt, daß er euer Leben durchdringt, dann nehmt die Erfahrung durch die Augen des Gott- im- Menschen in euch auf. Das ist die wirksamste Hilfe bei der Entwicklung von Liebe oder Hingabe. Jesus, die heilige Katharina und andere haben gesagt: „Ich bin Christus anverlobt.“ Die heilige Katharina trug einen Ring am Finger zum Zeichen, daß sie mit Christus verlobt sei. Diese äußerlichen Beispiele werden nur angeführt, um die Wahrheit zu verdeutlichen. Wenn zwei sich auf diese Weise vereinigen, vergessen sie ihren Körper und alles andere. Sie gehen glücklich ineinander auf – Seele in Seele – und vergessen die Welt. Ähnlich ist es, wenn eure Seele Eindrücke aufnimmt und diese in eurem Herzen ruhen – dann fühlt ihr tagtäglich, daß „Er in mir ist und ich in ihm bin.“ Das wird mit der Zeit geschehen – dazu sind Geduld und Ausdauer notwendig.

Kabir gab ein Beispiel: „Legt euch zwischen den Augen zur Ruhe nieder und schaut ihn an – nehmt die Ausstrahlung auf, die er euch gibt, und schließt die Augen. Ihr werdet da sein und auch er wird in euch sein. Schaut niemand sonst an und laßt auch ihn auf keinen anderen schauen.“ Dies ist ein deutliches Bild. So werdet ihr dem Herrn Freude machen und er wird mit euch zufrieden sein. Wenn ihr seine Eindrücke in euch aufnehmt, wird euer Herz natürlich vor Hingabe und Liebe überfließen.

Was wir er euch geben? Daß ihr immer an ihn denkt. Wenn ihr andere trefft, sprecht ihr über den Herrn oder den Bräutigam, genau wie im weltlichen Leben die jungverheirateten Frauen zusammensitzen und über ihre Ehemänner sprechen. Das gleiche geschieht jenen, die auf dem Weg zurück zu Gott sind. Wenn sich zwei von ihnen treffen, sprechen sie von Gott oder dem Gott im Menschen. Diese Hingabe wird noch weiter anwachsen, sie wird immer stärker, so sehr, daß ihr durch Ausstrahlung von göttlicher Liebe überfließt. Das ist ein Weg, wie wir die Hingabe entwickeln können. Über die anderen Wege haben wir vorhin gesprochen.

Das heutige Thema ist also: „Wie können wir Hingabe zu Gott entwickeln?“ In den alten Tagen, zur Zeit der Rishis und zur Zeit von Soami Shiv Dayal Singh schauten die Leute immer in die Augen des Meisters. Sie saßen da und schauten ein paar Minuten lang in seine Augen und nahmen seine Blicke auf. Das ist der beste Weg, um die Ausstrahlung des Meisters aufzunehmen. Immer, wenn ich zu meinem Meister ging, sagte er zu mir: „Komm, setz‘ dich zu mir und sag‘ etwas.“ Ich sprach dann mit ihm und die Zuhörer hatten ihre Freude daran. Damit will ich sagen, daß die Meister ihren Schülern früher erlaubten, von ihnen zu sitzen und in ihre Augen zu schauen. Die Augen sind die Fenster der Seele. Gott in ihm schaut euch an. Wenn ihr empfänglich seid, nehmt ihr alle diese Eindrücke auf. Ich glaube, das ist die größte Hilfe. Dann kam die Zeit, wo einer der Schüler die Füße von Soami Ji zu berühren versuchte, aber es wurde ihm nicht erlaubt. Soami Ji sagte: „Warum tust du das? Schau mich an!“ Einer der dabeisitzenden Schüler rief aus: „O Meister, warum erlaubt Ihr uns das nicht?“

Das ist also eine der neun Formen der Hingabe oder des Bhakti und ich würde sagen, die wirksamste. Wenn euer Herz von Hingabe erfüllt ist, dann sprecht ihr natürlich aus dieser Fülle des Herzens heraus. Ihr werdet immer das Lob Gottes oder des Gott- im- Menschen besingen. Wenn zwei solche Schüler beisammen sind, werden sie immer vom Meister sprechen. Wenn immer mehrere zusammensitzen, wird die Hingabe zum Gottmenschen stärker. Versteht ihr jetzt, wie man Hingabe entwickelt? Diese dinge erfährt man nicht in normalen Gesprächen. Das sind praktische Hinweise, die ihr jeden Tag am Morgen erhaltet. Wenn euer Herz von Hingabe erfüllt ist, sprecht ihr natürlich aus dieser Fülle heraus. Wenn sich zwei Schüler begegnen, denken sie an ihn und nicht an den, mit dem sie sprechen. Wie zwei jungverheiratete Frauen über ihr Ehemänner sprechen, so sprechen zwei Schüler, die Gott oder  den Meister lieben, stets von Gott oder dem Meister. Dann erstrahlt seine Liebe natürlich zwischen ihnen. Wenn ihr von eurem Bräutigam sprecht, wie nahe fühlt ihr euch dann innerlich. Wenn jene, die auf dem weg sind, von Gott sprechen, fühlen sie, wie ihre Liebe zunimmt. Diese Verbindung kann nicht zerbrechen, nicht einmal nach dem Tode. Gott vereint uns in einer Verbindung, die selbst nach Verlassen des Körpers weiterbesteht. Unser Meister sagte immer: „Wenn mehrere Leute über einen Fluß setzen, wird ein Teil des andere Ufer früher erreichen, aber schließlich  treffen sich alle wieder.“ Ähnlich sind alle, die auf den Weg zu Gott gestellt wurden, dazu bestimmt, zu Ihm zurückzukehren. Aber wer kehrt nun zurück? Wer auf diese Weise sein Bhakti entwickelt. Das alles läßt uns sehen, wo wir stehen.

Gotterkenntnis ist also das höchste Ziel des menschlichen Lebens. Aber dazu müßt ihr euch erst selbst erkennen. Ihr müßt euch von allen zurückziehen, ihr müßt euch von allen äußeren lösen. Ich würde sagen, dies ist der wirksamste Weg. Das ist das Brot des Lebens, von dem Christus gesagt hat: „Ich bin das Brot des Lebens, das vom Himmel kommt. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit.“ Damit ist nicht das normale Brot des Lebens gemeint. Dieses Brot des Lebens bekommt ihr, wenn ihr durch die Fenster eurer Seele in die Fenster schaut, durch die der Meister oder Gott im Menschen seine Liebe ausstrahlt. Das ist der wirksamste Weg, um wirklich das Brot des Lebens zu erlangen, soweit es Worte erklären können. Wenn ihr es dann habt, seid ihr glücklich. Jene, die auf dem Weg sind, sprechen nur über den Meister. Ihr werdet immer sein Lob, das Lob des Gottes in ihm besingen. Das ist also ein Weg, durch den sich unsere Hingabe entwickeln und auch stärker wird. Aber dafür ist Zeit notwendig, Geduld und Ausdauer. Es geschieht nicht an einem Tag. Wenn es geschieht, vergeßt ihr, wer ihr seid. Ihr sagt dann: „Ich bin es, doch nun nicht mehr ich, sondern Er lebt in mit.“ Das höchste Kennzeichen dafür ist: „Wenn ihr dem Meister und dem einen Schüler, der ganz in Einklang mit ihm ist, die gleiche Frage stellt, wird euch der Meister genau das sagen, was ihr vom Schüler hört, genau die gleichen Worte.“

Wenn der Meister über einen solchen Schüler spricht, der Hunderte von Kilometern entfernt sein mag, wird dieser die Ausstrahlung, die vom Meister ausgeht, spüren, wo immer er ist. Indem ich ihn nur anschaute, habe ich alles von meinem Meister gelernt. Ich habe ihm in meinem ganzen Leben nur zwei oder drei Fragen gestellt, mehr nicht. So gelangt der Meister in uns hinein: und da in ihm Gott ist, gelangt auch er in euch. Das ist ganz einfach, dazu bedarf es keiner Philosophie. Durch Ausstrahlung lernt ihr mehr, tausendmal mehr, als ihr es durch eure Übungen vermögt. Die Übungen tragen nur Frucht, wenn ihr empfänglich seid. Wenn ihr eine Zeitlang meditiert, euch zurückzieht und nach innen geht, werden keine fremden Gedanken dazwischenkommen oder stören.

Das ist also der wirksamste der neun Wege, Bhakti zu entwickeln. Was immer in euch ist, davon werdet ihr sprechen. Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über. Wenn immer sich zwei treffen, die den gleichen Weg gehen, fließen sie über von Liebe zu Gott, nicht von Liebe zueinander. Der Gott im Menschen vereint uns in einer solchen Verbindung, die nie getrennt werden kann – auch nicht nach dem Verlassen des Körpers. Ihr seid alle auf dem gleichen Weg. Ihr müßt prüfen, wie weit ihr euch entwickelt habt. Das ist keine Frage von hoch oder niedrig, reich oder arm. Wer sich bemüht, erlangt es.

 

 

 

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Wie man Hingabe entwickelt und wie wichtig es ist, das Tagebuch zu führen

 

Ich sprach gerade über Hingabe – wie sie entwickelt wird und was sie bedeutet. Sie ist Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Das Herz hängt immer an etwas. Ihr könnt es Herz, Gemüt oder wie ihr wollt nennen. Jetzt hängen wir an der Welt, an unseren Familien, an den äußeren Dingen. Dieses Verhaftetsein hat sich durch ständige Berührung entwickelt. Je mehr wir mit äußeren Dingen in Berührung kommen, desto mehr hängen wir an ihnen. Als Beispiel: eine Mutter zieht ihr Kind auf. Wenn das Kind drei, vier oder fünf Stunden wegbleibt und nicht heimkommt, wird die Mutter unruhig. Warum? Ihr Herz hängt an dem Kind, weil sie in ständiger Verbindung mit ihm war. Jetzt hängt unser Herz am physischen Körper und den äußeren Bindungen. Bhakti ist zuallererst eine Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Wir müssen Bindung an Gott entwickeln. Jetzt hängen wir noch an der Welt. Alle äußeren Dinge aber sind vergänglich, unterliegen stetigem Wandel. Das Herz, das daran hängt – wie kann es davon frei sein? Es wird sich ebenso ständig wandeln. Deshalb müssen wir zuerst eine Bindung entwickeln. Wir brauchen uns nur von der äußeren Welt abwenden und Gott in uns zuwenden. Das fängt damit an, daß ihr euch ständig mit dem verbindet, zu dem ihr eine Bindung entwickeln wollt. Die Religionen sind der erste Schritt auf diesem Weg. Ihr könnt in die Kirche gehen und morgens, abends und nachts ein Gebet sprechen. Die Sikhs gehen in Sikh- Tempel, die Mohammedaner in Moscheen und die Hindus in die Hindu- Tempel. Eine natürliche Bindung wird sich in dieser Richtung entwickeln, je öfter wir dorthin gehen. Manchmal aber entziehen wir uns all solchen äußeren Übungen und deshalb wurde das Tagebuch eingeführt.

Ihr solltet alles um des einen willen tun, dem ihr völlig ergeben seid. Euer Herz hängt an ihm und um seinetwillen liebt ihr alle, die ihm verbunden sind, die von ihm geschaffen wurden. Auf diese Weise seid ihr nicht gebunden. Wenn euch die Liebe für den Einen ganz beherrscht, dann liebt ihr alle seinetwillen. Versteht ihr nun, wie man Hingabe entwickelt – wie man sie von dem einen abwendet und mit dem anderen verbindet? Der erste Schritt ist, mit Gott oder dem menschlichen Körper, in dem er sich offenbart, in ständige Verbindung zu gelangen. So entwickelt sich eine Bindung. Hat sie sich entwickelt, so werdet ihr hilflos, weil euer Herz an etwas gebunden ist. Wenn ihr eine Richtung geht und euer Herz ist woanders gebunden, werdet ihr euch immer dorthin gezogen fühlen, wo es gebunden ist. Hier fängt die Hingabe oder Bhakti an.

Die Tagebücher zeigen, wieviel Zeit ihr einsetzt und wo euer Herz noch in der einen oder anderen Form an äußeren Dingen hängt. Hingabe fordert, daß kein anderer Gedanke als der an den Einen, den ihr liebt, euer Herz bewegt. Wenn kein Gedanke an einen anderen in eurem Herzen ist und es frei ist von äußeren Bindungen, dann ist Gott darin. Hingabe beginnt, wenn ihr euer Herz von den äußeren Dingen losgelöst und an Gott oder den Gott im Menschen bindet. Das entwickelt sich durch ständigen Kontakt mit ihm. Es fängt damit an, daß ihr euch euren spirituellen Übungen regelmäßig hingebt.

Warum geht ihr zur Kirche oder an andere heilige Orte? Um eine Weile an Gott zu denken, nicht wahr? Was nützt es aber, an einen heiligen Ort oder in einen Tempel zu gehen, wenn euer Herz an äußeren dingen hängt! Es gibt da eine Geschichte von zwei Freunden – der eine wollte Fußball spielen, der andere wollte in die Kirche gehen. Beide waren halsstarrig, jeder auf seine Weise. Der eine, der Fußball spielen wollte, ging auf den Sportplatz. Und der andere ging in die Kirche, um zu beten. Was aber taten sie in Wirklichkeit – der eine beim Fußball und der andere beim Gebet in der Kirche? Der Fußballspieler dachte: „Mein Freund ist in der Kirche und betet jetzt gewiß.“ Der andere in der Kirche dachte: „Mein Freund vergnügt sich jetzt wohl beim Fußballspielen.“

All eure körperliche und äußere Arbeit sollte also nur Gott zuliebe geschehen. Euer Herz sollte nur an den Einen gebunden sein. Zuweilen besuchen die Leute einen heiligen Ort oder einen heiligen Mann, sind aber in Gedanken woanders. Was hat das für einen Sinn? Es ist besser, auf dem Fußballplatz zu sein und an die Kirche zu denken, als in der Kirche an den Fußballplatz. Diese Art von Bindung ist Sache des Herzens. Aus ihr entwickelt sich mit der Zeit Hingabe. Dieser erste Schritt ist notwendig. Aber was tun wir gewöhnlich? Wir nehmen uns einer Sache an und lassen andere fallen. Wenn wir die eine fallen lassen und der anderen nicht unsere volle Aufmerksamkeit schenken, verlieren wir natürlich beide. Wie entwickelt sich Hingabe? Das erste ist, mit dem in Verbindung zu sein, was wir gaben wollen, wofür wir uns entschieden haben.

Leider lassen wir uns treiben. Wir haben uns noch nicht für ein Ziel entschieden oder für das, was wir eigentlich tun wollen. Deshalb dränge ich immer: „Entscheidet euch, was ihr werden wollt.“ Manchmal geben wir uns einer Sache zehn tage, einen Monat oder zwei Monate hin, und dann werden wir uns einfach etwas anderem zu. So verbringen wir unsere Zeit mit Brunnengraben: ein paar davon machen wir zwei Fuß, andere drei oder fünf Fuß tief, aber nie stoßen wir auf Wasser. Entscheidet euch deshalb zuerst, was ihr werden wollt – wem ihr euch völlig ergeben wollt.

Wenn ihr die heiligen Schriften gelesen habt, dann erkennt ihr, daß alle Meister sagen: wenn man einen menschlichen Körper erhalten hat, ist die Verbindung mit Gott das höchste Ziel. Ihr geht immer dorthin, wo ihr gebunden seid. Ihr seid immer wieder in die Welt gekommen, weil ihr nicht an Gott gebunden seid – sonst wärt ihr zu ihm gegangen. Führt also eure Tagebücher und entfernt alle fremden Gedanken aus eurem Herzen. Jetzt ist es noch gespalten. Es sollte nur an den einen denken, dem ihr ergeben sein wollt. Ich spreche vom wissenschaftlichen Standpunkt aus. Wenn die Hingabe wächst, werdet ihr hilflos. Nehmen wir an, ihr betet täglich zu einer festgelegten Zeit, ein, zwei, drei Monate lang. Nun kann es geschehen, daß ihr einen Tag überhaupt keine Zeit dafür habt. Euer Herz wird beunruhigt sein, und es wird euch vorkommen, als ob ihr etwas verloren habt. So entwickelt sich die Hingabe.

Die zweite Möglichkeit ist, bei einem zu sein, der sein Herz Gott hingegeben hat. Wenn ihr euer Herz Gott hingeben wollt, müßt ihr in der Gemeinschaft jener sein, die Gott ergeben sind. Wenn ihr euer Herz der Welt hingeben wollt – nun gut. Dazu habt ihr reichlich Gelegenheit.

Der dritte und wirksamste Weg ist, sich mit einem zu verbinden, in dem diese Hingabe offenbar geworden ist, wo das Wort Fleisch wurde, wo der Buchstabe ‚l‘ aus dem Wort ‚World‘ (Welt) entfernt worden ist. Was dann verbleibt, ist das  W  o  r  t  oder Gott. Von ihm geht eine unmittelbare Strahlung aus, die man über tausende von Kilometern hinweg empfangen kann. Aber dafür müßt ihr Empfänglichkeit entwickeln. Durch Radio und Fernsehen hört oder seht ihr jemanden sprechen, der Tausende von Kilometern von euch entfernt ist. Der Gottmensch bist das fleischgewordene Wort, und er ist überall. Ihr braucht nur Herz und Gemüt in seine Richtung zu lenken und ihr werdet von dort Hilfe bekommen. Aber trotz all dem sollte man den physischen Kontakt nicht unterschätzen. In der Gemeinschaft mit ihm erhaltet ihr die Ausstrahlung aus erster Hand. In der Ferne müßt ihr eure Aufmerksamkeit auf ihn richten. Hier im Ashram bedarf es nur wenig oder gar keiner Mühe, die Aufmerksamkeit zu lenken. Ihr seht mit eigenen Augen. Versteht ihr, wie Hingabe entwickelt und gestärkt wird? Jetzt sollten wir prüfen, wo wir stehen.

Wenn unser Herz sich dem Einen hingibt und wir um seinetwillen selbstlos dienen, so bindet uns das nicht. Wenn ihr nicht wirklich ergeben seid, sondern nur um eueres äußeren Ansehen und um eures guten Namens willen so tut, als ob ihr ergeben seid, dann seid ihr gebunden. Ihr geht dahin, wo ihr gebunden seid. Die Meister haben diese Dinge jeweils auf ihre eigene Weise erklärt. Ihr werdet immer wieder feststellen, daß alle Meister in ihren Reden und Schriften von der gleichen grundlegenden Dingen sprechen. Wißt ihr nun, wie man Hingabe entwickelt? Dafür solltet ihr euch euren Übungen regelmäßig widmen und auch eure Tagebücher führen. Das wird euch an diese Gewohnheit binden. Ich lege euch immer nahe: „Sendet eure Tagebücher wenigstens leer ein.“ Wie lange werdet ihr sie leer einsenden? Einen Monat, zwei Monate, dann werdet ihr beginnen, sie auszufüllen und das wird euch zur festen Gewohnheit. Dann werde ich sagen: „Bitte, setzt mehr Zeit ein.“ Ich bestrafe nie jemand, auch jene nicht, die das nicht tun, was ich sage. Ich bitte sie nur immer wieder, das zu tun, worum ich sie bitte. Das also ist der Sinn des Tagebuchs und wie wichtig es ist, es zu führen. Wie viele führen es denn wirklich? Manchmal bringen mir die Leute ihre Tagebücher einfach und ich sehe, daß sie ganz leer sind, aber nur wenig oder gar keine Erfahrungen vermerkt sind. Ich sage dann zu ihnen: „Lieber Freund, dein Tagebuch ist in Ordnung, aber so solltest du eigentlich schon zur dritten Ebene gelangt sein.“ Ein Herz, das nicht an der Welt hängt, denkt nie an weltliche Dinge. Wenn einer keine Fehler unter den verschiedenen Rubriken aufweist und reinen Herzens ist, dann muß Gott in ihm sein. Er ist bereits dort, aber dann wird er sich offenbaren.

Ich habe euch gerade von den zwei Freunden erzählt, von denen einer Fußball spielen und der andere in die Kirche gehen wollt. Jeder tat, was er vorhatte. Der eine auf dem Fußballplatz dachte: „Oh, mein Freund ist jetzt in der Kirche und betet.“ Obwohl sein physischer Körper auf dem Fußballplatz war, weilte sein Herz in der Kirche. Der andere in der Kirche dachte: „Mein Freund vergnügt sich jetzt wohl beim Fußballspielen.“ Wenn ihr also vor dem Meister sitzt, solltet ihr erkennen, woran ihr wirklich hängt. Dann erst könnt ihr den vollen Nutzen aus seiner Gegenwart gewinnen. Hingabe fängt zuallererst mit dem Führen des Tagebuches an. Es wurde mit dem Gedanken an einen sehr hohen Zweck entwickelt. Versteht ihr jetzt den Sinn des Tagebuches? Diese Dinge habe ich euch ausführlich erklärt. Das steht zwar in den Büchern, aber nicht so genau. Wer das Tagebuch nicht führt, wird ständig fehlen. Mit der Zeit wird sein ganzes Herz an der Welt hängen. Äußerlich mag er sehr ergeben scheinen, aber in Wirklichkeit hängt er an der Welt.

Nun versteht ihr, wie man Hingabe entwickelt, was sie uns gibt, wie sie weiter gestärkt wird und wie ihr euch völlig in diese Hingabe erheben könnt. Daran fehlt es uns. Jeden Tag bekommt ihr etwas ausführlich erklärt, damit ihr begreift, worum es geht. Doch das allein ist nicht genug – ihr müßt danach leben. Je mehr ihr danach lebt, um so mehr verändert ihr euch. Euer Herz wird dann an Höherem hängen, als an den Dingen der Welt.

 

 

 

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Was die Grundsätze von Bhakti oder Hingabe sind

 

Ich sprach gerade über Hingabe, wirkliches Bhakti. Der erste Grundsatz, der eigentliche und ich würde sagen, der großartigste von allen ist, zu erkennen, daß Gott überall ist. Wir leben in ihm und er ist in uns. Wir leben und haben unser Sein in ihm, wie ein Fisch im Fluß. Der Fisch lebt im Wasser, sein ganzes Leben hängt davon ab. Er lebt im Wasser, er lebt vom Wasser, das ihn ernährt.

Als Gott wollte: „Ich bin einer und möchte viele sein“, ging das ganze Universum von ihm aus und kam ins Sein. Die ganze Welt ist ein Ausdruck, eine Offenbarung Gottes. Wo ist der Ort, an dem er nicht ist? Wir sind in ihm, er ist in uns; und er ist die Kraft, die uns beherrscht. Alle beseelten Körper sind Tropfen aus dem Meer der Allbewußtheit. Wenn wir das erkennen, ist alles schön. Gott ist schön und jene von ihm geschaffene, durch ihn offenbarte Welt ist auch schön. Schönheit kommt von Schönheit und nicht von Häßlichkeit. Wenn uns in der Welt irgend etwas häßlich erscheint, kommt das nur durch die Brille, die wir tragen. Wenn ihre Gläser rauchfarben sind, seht ihr nur Rauch. Wenn sie rot sind, erscheint alles rot. Sind sie schwarz, erscheint alles schwarz. Nun, die Welt ist nicht schwarz oder rot oder rauchfarben, vergeßt das nicht! Deshalb müssen wir den Lauf unseres Gemüts und unseres Herzens ändern.

Der erste Grundsatz, den es zu beachten gilt, ist die Erkenntnis, daß er überall ist. Wir sind in ihm und er ist in uns. Wenn ihr das erkennt, begegnet ihr allen mit Achtung. Denn sie alle haben sich in menschlicher Gestalt verkörpert. Wie können wir etwas tun, was nicht gut ist oder sündigen, wenn wir wissen, daß er überall ist und alles weiß, was in unseren Herzen vorgeht! Unser Meister sagte oft: „Wenn ein fünfjähriges Kind bei euch ist, wagt ihr nicht, etwas Unrechtes zu tun.“ Wenn ihr mit der Einstellung lebt, daß Er in mir und außerhalb von mir ist und ich in Ihm bin – wie könnt ihr da etwas Böses tun? Oder könnt ihr es? Das ist Inhalt und Inbegriff des Bhakti – sein eigentlicher Grundsatz. Wenn ihr daran festhaltet, wird sich alles andere von selbst ergeben. Die Welt wird schön sein. Schönheit kommt von Schönheit. Nur die Brille, die ihr aufhabt, läßt die Welt häßlich oder nicht schön erscheinen.

Wenn ihr die schlechten Gedanken über andere vertreibt, werden alle freundlich sein. Wenn uns jemand die Hölle heiß macht, zahlen wir es ihm heim – wir haben genau die gleichen Gedanken in uns. Heilige kamen in die Welt, aber die Menschen achten sie nicht. Manchmal schlug man sie ans Kreuz, manchmal verbrannte man sie lebendigen Leibes. Einem Heiligen hat man die Haut vom Körper gezogen. Die Menschen flehen: „O Gott, sende uns einen Menschen, um uns zu erlösen.“ Und Gott sagt: „Ich habe euch viele Menschen zu eurer Erlösung gesandt, aber wie habt ihr sie behandelt? Sie kamen, um euch das richtige Verstehen des Ganzen zu lehren – daß die ganze Schöpfung die Offenbarung Gottes ist – daß ihr alle meine Kinder seid, Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit  - daß ich die beherrschende Kraft in euch bin. Ihr lebt in mir und ich lebe in euch. Aber ihr habt es vergessen.“

Das zu vergessen ist Täuschung oder das, was man Maya nennt. Wenn ihr zu einem geht, dessen inneres Auge geöffnet ist, wird er versuchen, euch aus dem Abgrund der Unwissenheit herauszuholen, selbst wenn ihr schlecht über ihn sprecht. Wenn er euch etwas gibt, solltet ihr es entwickeln. Wenn ihr innen seht, wird sich eure ganze Einstellung ändern. Dann seht ihr auch außen, daß alles eine Offenbarung Gottes ist. So ist es – und wenn wir einen Meister finden, beginnen wir zu erkennen, daß alles seine Offenbarung ist.

Der erste Grundsatz der Hingabe oder von Bhakti ist also die Erkenntnis, daß Gott überall ist. Wir leben in ihm und er ist in uns. Wenn dieses richtige Verstehen in uns erwacht, dann ergeben sich ganz natürlich die rechten Gedanken daraus. Aus den rechten Gedanken entstehen die rechten Worte und daraus die rechten Taten. Deshalb betet immer zu Gott: „O Gott, gib uns die Verbindung mit einem, der von dieser Unwissenheit frei ist und sieht, daß diese Welt deine Offenbarung ist.“ Aber wie viele solche Menschen gibt es? Sie sind sehr selten. Es gibt nur sehr wenige. Gott sandte diese Menschen mit dem rechten Verstehen, um es auch euch zu geben – und wie habt ihr sie behandelt?

Gott sagte: „Ich habe euch Menschen gesandt, die sagten, daß sie Gott sind, aber ihr achtete sie nicht. Ich habe euch auch solche gesandt, die sagten: ‚Ich bin ein Mensch wie ihr; es ist alles Gottes Gnade.‘ Und was sagt ihr dann? Ihr sagt: Wenn er ein Mensch ist, wie wir, wie kann er uns dann erlösen?“ So schickt uns Gott Menschen mit dem rechten Verstehen – und so behandeln wir sie.

Der Grundsatz ist die Erkenntnis, daß Gott überall ist. Das ist eine Tatsache und wir müssen das innere Auge entwickeln und öffnen, damit wir sehen, daß es so ist. Es wird sich nur öffnen, wenn ihr einen findet, der es in euch auftut. Es heißt das Dritte Auge oder Einzelauge. Ihr werdet zu sehen beginnen, daß alles die Offenbarung Gottes ist. Es gibt nichts Böses in der Welt. Wenn sie böse erscheint, so liegt das an der rauchfarbenen oder sonstwie gefärbten Brille, die euer Herz oder Gemüt aufhat. Wenn ihr das einmal so überdenkt, wie ich es euch eben dargelegt habe, dann liebt und achtet ihr natürlich alle, selbst eure Feinde. Sie mögen anders über euch denken, aber wenn ihr in euch alle schlechten Gedanken über andere besiegt habt, werdet ihr mit Hilfe der Einstellung, die euch der Meister gibt, sehen, daß alles die Offenbarung Gottes ist. Dann wird natürlich jeder schön sein. Ihr werdet diese Schönheit selbst in euren Feinden sehen. An jeder verkehrten Ansicht ist nur eure rauchfarbene Brille schuld.

Was immer uns im Leben zustößt, sei es gut oder gar nicht nach unserem Geschmack – ist alles nur eine Folge unseres vergangenen Karmas. Was ihr sät, habt ihr zu ernten. Nicht Gott hat schuld, sondern wir. Was wir gesät haben, das müssen wir ernten. Wenn ihr ein Pfefferkorn sät, wächst daraus eine Pflanze, die Hunderte von Pfefferschoten trägt. Wenn ihr einen Mangokern sät, wird ein Baum wachsen, der euch Hunderte von Mangofrüchten schenkt. Wenn ihr also durch rechtes Verstehen alles Schlechte aus eurem Gemüt hinauswerft, wird alles schön sein. Was uns sonst zustößt, ist eine Folge unserer Vergangenheit oder wird uns von oben bestimmt.

Wir sollten allem, was uns geschieht, offen und mit Freude begegnen. Zuweilen stößt uns etwas zu, das wir nicht gut finden, aber gerade das hilft uns, damit wir Höheres erreichen. Der Mensch lernt im Wasser schwimmen, nicht auf dem Trockenen. Wenn ihr diese Einstellung entwickelt, wird euer Auge geöffnet und sieht die Dinge im rechten Licht. Ihr werdet sehen, daß alles die Offenbarung Gottes ist. Das wird euch stärker machen. Dieser Grundsatz, der euch eben erklärt wurde, ist eine Tatsache – nicht von Menschen erdacht.

Ich gab euch dazu ein oder zwei Beispiele aus dem Leben Guru Nanaks. Als er einmal Getreide oder Mais abwog, war er so in Gott versunken, daß er ihn überall sah. Wenn ihr also denkt: „Nicht ich bin der handelnde“, werdet ihr zum bewußten Mitarbeiter des göttlichen Planes. Wie könnt ihr sagen, daß ihr es seid, die dies oder jenes tun? Ihr solltet sagen, daß er es tut und nicht ihr. Ihr seid nur eine Marionette in seinen Händen. Wenn ihr diese Einstellung habt, sagt ihr wie Guru Nanak: „Ich bin Dein – Du bist es, nicht ich.“ Ihr werdet so sehr versunken und gefesselt sein, daß ihr euch selbst vergeßt. Guru Nanak also wog Getreide ab und als er zu dem Wort ‚tera‘ kam, das sowohl ‚dreizehn‘ wie auch ‚dein‘ bedeutet, wurde er ganz berauscht und wiederholte immer wieder: „Ich bin Dein, ich bin Dein.“ Der zehnte Guru der Sikhs sagte, als er über Gott sprach: „Die ganze Welt ist Dein; alle Flüsse und Berge sind dein. Du bist es, der sich in allen offenbart.“ Er war so in Gott vertieft, daß er stundenlang in diesem Zustand der Berauschung verweilte.

Der eigentliche Grundsatz ist also die Erkenntnis, daß Gott überall ist. Wir sind in Ihm, und Er ist in uns. Wir sind Tropfen aus dem Meer der Allbewußtheit. Das ist das rechte Verstehen. Wenn ihr das erlangt, werdet ihr die rechten Gedanken haben. Aus den rechten Gedanken ergeben sich die rechten Worte und aus ihnen die richtigen Taten. Alles ist die Offenbarung Gottes. Er ist das wahre Leben unseres Lebens. Auf diesem Fundament erhebt sich der Aufbau von Bhakti. Wenn ein fünfjähriges Kind bei uns ist, wagen wir nicht, etwas Unrechtes zu tun. Wenn wir wissen, daß Gott jede unserer Handlungen, ja sogar die eigentliche Richtung unserer Gedanken sieht – wie können wir dann etwas Unrechtes tun!

Heute befassen wir uns also damit, ‚Was die Grundsätze von Bhakti oder der Hingabe sind‘. Vor allem ist es die Erkenntnis, daß Gott überall ist – daß alles seine Offenbarung ist. Er ist die kontrollierende Kraft, und wir sind Tropfen aus dem Ozean seines Seins. Wir leben und haben unser Sein in ihm. Alle anderen Grundsätze ergeben sich von selbst daraus. Wenn uns etwas begegnet, das nicht nach unserem Geschmack ist, so ist das eine Folge von dem, was wir einst getan haben. Das paßt zu der rauchfarbenen oder sonstwie gefärbten Brille, die wir tragen. In Wahrheit ist und bleibt alles die Offenbarung Gottes. Wenn ihr durch die Gnade eines Meisters, durch Gott in ihm, das rechte verstehen erlangt, werdet ihr sehen, daß es so ist.

Die ganze Welt erkennt, daß sie der Täuschung oder Maya unterliegt. Ihr müßt euch über das Körperbewußtsein erheben, um euer inneres Auge zu öffnen und selbst zu sehen. Dafür wurde euch ein Anfangskapital gegeben. Wenn ihr nach diesen Grundsätzen lebt, werdet ihr die volle Frucht eures Bhakti ernten – ihr werdet Gott in euch sehen. Was ist denn schließlich das Ziel all unserer Bußübungen und eines richtigen Lebens? Die Gotterkenntnis. Bleibt, wo ihr seid. Welcher Glaubensrichtung ihr auch angehört – ihre äußeren Formen, Rituale oder Symbole braucht ihr keinesfalls ändern. Ihr müßt Gott lieben. Die ganze Welt ist eine Offenbarung der Liebe. Wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott. Die gleiche kontrollierende Kraft hält uns im Körper. Dies also ist der Kern und das Wesen von Bhakti, das Grundprinzip der Hingabe oder Liebe. Bhagat (der Ergebene) erhebt sich zu Bhagwant (Gott). Wenn wir Gott lieben, werden wir anderen freudig dienen. Dadurch geratet ihr in Verkürzung, in glückselige Verzückung. Wie eine liebende Mutter ihr schmutziges Kind wäscht und es dann an die Brust drückt, so sollten wir die Sünde hassen, doch den Sünder lieben. Das ergibt sich ganz natürlich.

Der eigentliche und wesentliche Grundsatz von Bhakti ist also die Erkenntnis, daß wir in ihm sind und er in uns. Es gibt, keinen Ort, an dem er nicht ist. Er ist hier, in mir, außerhalb, überall. Eure inneres Auge, das Einzelauge oder Dritte Auge, ist nur noch nicht geöffnet. Einer, dessen inneres Auge geöffnet ist, wird euch eine Erfahrung davon geben. Wenn ihr seine Anweisung genau befolgt, werdet ihr eines Tages selbst sehen.

 

 

 

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Die Schwierigkeiten, die der Entwicklung der Hingabe an den Meister im Weg stehen

 

An den Lehren des Meisters festzuhalten, ist genau wie auf des Messers Schneide zu gehen. Je mehr ihr auf des Messers Schneide geht, desto mehr zerschneidet ihr euch die Füße. Was bedeutet das? Je mehr ihr an den Lehren und Geboten des Meisters festhalten, desto mehr müßt ihr euer altes Ansehen – das, was ihr seid, ob hoch oder niedrig – ablegen. Ihr dürft euch nur noch um den meister kümmern. Was er sagt, ist biblische Wahrheit. Das hat Gott auch durch den Koran verkündet, und alle Meister haben dasselbe gesagt. So müssen wir seine Gebote halten, ob uns die Leute deswegen achten oder nicht. Ihr müßt zu Gott in euch und in ihm wahr sein, ohne euch darum zu kümmern, was die Leute sagen. Christus sagte: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote.“ Die Gebote des Meisters zu halten ist schwierig. Manchmal drücken wir uns aus dem einen oder anderen Grund davor, sie zu befolgen; wir haben Angst vor dem, was andere Leute dazu sagen werden. Doch haltet immer an dem fest, was euer Meister – Gott in ihm – sagt, ob die Leute euch deswegen achten oder nicht. Ihr müßt das befolgen, was der Meister lehrt, sagt oder gebietet und danach leben, ohne Rücksicht darauf, ob die Welt euch bewundert oder nicht.

Wenn sich ein Mensch innerlich entwickelt, sieht er natürlich Gott im meister. Khusro war ein Schüler von Nizamuddin Aulia und verehrte seinen Meister sehr. Die Leute fingen an zu reden: „Seht her, er ist ein Mohammedaner und verehrt einen Menschen, einen Körper. Er ist kein rechter Mohammedaner.“ Khusro erwiderte: „Es kümmert mich nicht, was die Welt über mich redet – ob dies oder das – ich bin ein Ergebener meines Meisters und werde an dem festhalten, was er sagt.“

Wir müssen also nach dem leben, was der meister sagt. Wenn er ‚Halt!‘ sagt, dann haltet inne – das ist alles. Wer nach dem lebt, was der Meister sagt, wer die Worte und Gebote des Meisters ehrt, dem wird gewiß die Erlösung zuteil. Wer ihm nur physisch gehorcht, doch nicht nach dem lebt, was er sagt, der hat noch Zeit. Die Zeit spielt eine wichtige Rolle, um uns die völlige Befreiung zu ermöglichen. Die erste Schwierigkeit auf dem Weg zur Hingabe an den Meister ist also, daß ihr das befolgen müßt, was er sagt, ganz gleich, ob die Welt euch rühmt oder nicht. Es ist möglich, daß er etwas sagt, was eurem Verstand nicht gefällt – doch was ist eure Pflicht? Was tut der Soldat, wenn der Offizier im Kampf ‚Feuer!‘ befiehlt? Er muß schießen. Der Meister jedoch wird nie etwas Unrechtes verlangen. Ihr versteht vielleicht im Moment nicht, was er sagt, doch er hat gute Gründe dafür, die eurem Besten dienen. Deshalb ist es sehr schwierig, den Geboten des Meisters zu gehorchen.

Ich will euch ein Beispiel aus meinem eigenen Leben geben. Mein meister hatte angeordnet, daß ich nirgends mehr hingehen sollte, außer zum Satsang. Ich war ständig damit beschäftigt gewesen, die Kranken und Armen zu versorgen, Satsangs zu halten und den Leuten bei ihren Schwierigkeiten zu helfen – manchmal bis spät in die Nacht. Dann hörte ich ganz damit auf. Die Leute gingen zum Meister und sagten, ich würde sie nicht mehr besuchen. Der Meister sagte: „Er soll auch nicht!“ Eine Frau kam damals zu mir und sagte, daß ihr Mann im Sterben läge und bat mich, ihn zu besuchen. Ich sagte zu ihr: „Liebe Frau, es tut mir leid, aber ich fürchte, ich kann nicht kommen. Ich kann den strikten Befehl nicht mißachten, den mit mein Meister gegeben hat“, und so ging sie weg. Am nächsten Tag kam sie wieder und sagte: „Mein Mann sagte, daß du im Namen des Meisters bitte kommen solltest.“ Ich weinte. Ich sagte zu ihr: „Mein Meister wird für ihn sorgen. Es tut mir leid, ich kann es nicht.“ Ihr Mann starb. Zwei oder drei Tage danach kam unser Meister nach Lahore. Ich war bei ihm, als die Frau kam und sich beim Meister beschwerte: „Seht, Meister, mein Mann verlangte nach ihm, aber es kam nicht.“ Der Meister schaute mich an und sagte: „In einem solchen Fall solltest du gehen.“ Nun war es so, daß jeder, zu dem ich gehen oder den ich besuchen sollte, sterben mußte, denn ich durfte nur kommen, wenn jemand starb und nicht zuvor. Die Leute beschwerten sich beim Meister: „Er kommt nicht, um unsere Kranken zu betreuen. Selbst wenn sie sterben, kümmert er sich um sie.“ Da sagte der Meister sehr schroff zu ihnen: „Schon gut, wenn jemand von ihm stirbt, dann geht auch nicht hin!“

Seht ihr die Schwierigkeit; wie schwer es ist, das zu befolgen, was der Meister sagt? Einmal wurde mein ältester Sohn (er ist auch hier) krank; und die Ärzte sagten, daß er in zwei oder drei Tagen sterben würde. Am dritten Tag war er dem Tod sehr nahe. Man sagte mir, ich müsse ihm beistehen, und so nahm ich frei. Leider oder Gott sei Dank war dies gerade an einem Tag, an dem ich auf Anordnung meines Meisters an einem Ort sprechen sollte, der etwa dreißig Kilometer von Lahore entfernt war. Ich dachte: „Nun gut, die Ärzte sagen, daß mein Sohn sterben wird – und da ist das Gebot meines Meisters. Was soll ich tun? Ja, es ist des Meisters Sache, für ihn zu sorgen – ich kann sein Leben weder verlängern noch verkürzen.“ Ich machte mich also zu dem Ort auf, wo ich sprechen sollte, und es war ungefähr Mittag, als ich fertig war. Das war in der Nähe von Beas, und ich überlegte, daß ich den Meister gern besuchen würde. Ich erinnere mich, daß es ein sehr heißer Tag war, und ich kam dort ungefähr um 2.00 Uhr nachmittags an. Der Meister schickte gleich nach mir und ich ging zu ihm und grüßte ihn ehrerbietig. Er lag auf seinem Bett und setzte sich auf, als ich eintrat und fragte mich als erstes: „Was ist mit deinem Sohn, wie geht es ihm?“ Ich erzählte ihm, daß er sehr krank sei und die Ärzte gesagt hätten, er würde in drei Tagen sterben, aber daß der Meister mit befohlen hatte, an jenem Ort zu sprechen. Der Meister wurde sehr traurig, und ich sagte zu ihm: „Wer immer an Dich denkt, dessen Sorge und Trauer vergehen. Warum bist Du so betrübt?“ Der Meister sagte: „Schau, du hast deine Bürde auf mich geworfen, nun muß ich mich darum kümmern..“ Mein Sohn starb nicht, er lebt immer noch. Versteht ihr, wie schwierig es ist, an den Worten des Meisters festzuhalten? Dann geschah es, daß meine kleine Tochter an einem Abend starb; und ich mußte an einem weit entfernten Ort Satsang halten. Dies sind alles ganz normale Dinge, aber wir müssen dem Gebot des Meisters gehorchen. Früh am Morgen schickte ich nach Dalip Singh und gab ihm Anweisungen, in meiner Abwesenheit der Bestattung des Leichnams beizuwohnen. Die Leute redeten über mich: „Was macht denn der?“ Aber dennoch ging ich meiner Pflicht nach. Versteht ihr mich? Die Gebote des Meisters zu halten ist sehr schwer. Wir tun nur äußerlich so, als ob wir den Geboten des Meisters gehorchen – aber wir leben nicht nach innen. Auch in seiner Abwesenheit bleiben die Gebote dennoch Gebote. Das wirkliche Gebot ist der Guru, der Meister. Wer die Worte des Meisters achtet, wird ganz sicher erlöst. das ist ein Guru, warum die Hingabe an den Meister wie das Gehen auf des Messers Schneide ist.

Zum anderen braucht Bhakti oder Hingabe an den Meister keinerlei äußere Formen oder Rituale, kein großes Getue und keine Heuchelei. Lebt auf einfache Weise. Der Meister ist sehr menschlich, würde ich sagen. Er ist ein Mensch wie ihr und lebt ganz natürlich – kein Theater, keine Pose und keine Großtuerei, nichts von dieser Art. Das ist nur natürlich. Diese beiden Dinge also stehen unserer vollständigen Hingabe an den Meister im Weg. Darum ist es schwierig, über die Liebe zum Meister zu sprechen. Wir können unendlich viel reden, aber wie weit halten wir seine Gebote? Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie. Wer seine Gebote hält, wird vergessen, daß er ein Sikh, Mohammedaner, Hindu oder Christ ist. Er wird sich einfach als Ergebener des Meisters betrachtet.

Einmal wurde ich von einem liebevollen Schüler des Meisters an einen Ort im Dschungel eingeladen und versprach, daß ich kommen würde. In der Nähe dieses Ortes lebten einige Leute, die mir nicht wohl wollten und sagten, sie würden mich umbringen, wenn ich käme. Meine Begleiter bekamen Angst und wollten nicht mitgehen. Ich sagte zu ihnen: „Entweder ihr kommt mit oder ich gehe allein. Wenn ich es versprochen habe, muß ich kommen.“ Als ich den Dschungel erreichte, tauchten die Leute auf, die gegen mich waren. „Nun, meine Freunde, kommt her und zeigt mir den Weg“, sagte ich. Sie liefen vor mir her zu dem Ort, wo ich sprechen sollte. Ich sagte zu ihnen: „Seht, ich bin kein Sikh, kein Mohammedaner und kein Radhasoami. Ich bin kein Christ, sondern ein Ergebener meines Meisters. Mein Glaube ist der meines Meisters. Ihr könnt zu mir kommen oder nicht.“ Sie waren ganz verwandelt. Der liebevolle Schüler wartete unterdessen voller Angst und weinte um mich.

Bhakti heißt also, nur dem Meister ergeben zu sein. Ihr werdet tun, was er will. Ein Ergebener wird nicht die Anordnungen des Meisters abwarten, er wird ahnen, was seine Absicht ist und wird sie ausführen, ohne daß er es gesagt bekommen muß. Deshalb gibt es Schwierigkeiten auf dem Weg der Hingabe an den Meister. Es ist so schwierig, wie auf eines Messers Schneide zu gehen. Was also ist das Wichtigste? Wenn ihr mich liebt, dann haltet meine Gebote.“ Das hat Christus gesagt. Wer seine Gebote hält und danach lebt, wird ganz sicher erlöst. Die Gebote des Meisters zu befolgen, heißt nach ihnen zu leben – nicht nur sie im Kopf zu haben. Ob er vor euch steht oder ob ihr fern von ihm seid, ihr müßt einfach an seinem Wort festhalten. das ist Gott in euch, der Meister in euch.

Aus diesen zwei Gründen ist Gurubhakti oder die Hingabe an den Meister schwierig. Er mag uns etwas geben oder uns etwas nehmen. Es ist alles sein. Er mag euch wie einem Kassenführer ein paar tausend Rupien überweisen und euch bitten, zweitausend an den und den zu schicken. Ihr seid nur ein Verwalter. Zum Meister wahr zu sein, heißt zu seinen Worten – dem, was er sagt – wahr zu sein. Wir sollten nach ihnen leben, ob uns die Leute deswegen achten oder schlecht von uns sprechen. Der Meister kennt keine Zurschaustellung, Großtuerei oder Verstellung. Er lebt immer ganz natürlich. Seine Worte nur im Kopf zu behalten, reicht nicht – ihr müßt nach ihnen leben. Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie. Verdaute Nahrung gibt euch Kraft, unverdaute Nahrung macht euch krank.

Wenn der Meister an einem Ort lebt, der Tausende von Kilometern entfernt ist, dann müßt ihr Empfänglichkeit entwickeln. In Funk und Fernsehen hört ihr die Stimme und seht den, der spricht. Der Gott im Menschen ist das fleischgewordene Wort; er ist überall. Ihr braucht nur Herz und Geist auf ihn zu richten, um Empfänglichkeit zu entwickeln. Dann werdet ihr von dort Hilfe erhalten. Jedoch ist es nicht zu unterschätzen, wenn ihr physisch mit ihm in Verbindung gelangt. So kommt ihr direkt ans Feuer. Andernfalls müßt ihr eure Aufmerksamkeit auf ihn richten. Hier braucht ihr euch nur ein wenig oder gar nicht anzustrengen, um eure Aufmerksamkeit auf ihn zu richten. Ihr seht ihn mit eigenen Augen. Versteht ihr jetzt, wie Hingabe entwickeln wird, wie sie stärker werden kann und wie ihr euch selbst durch Hingabe wandeln könnt? So sollten wir nun prüfen, wo wir stehen!

Wenn unsere Herzen dem einen ergeben sind und wir um dieses einen willen selbstlos dienen, so wird uns das nicht binden – denkt daran! Wenn ihr jedoch nur um des äußeren Ruhmes und der Ehre willen ergeben seid, damit ihr in der Welt einen guten Namen hat, dann seid ihr gebunden. Ihr geht dahin, wo ihr gebunden seid. Die Meister haben diese Dinge jeweils auf ihre Weise erklärt; und ihr werdet feststellen, daß die Worte und Schriften aller Meister von den gleichen Dingen sprechen. Aber nur wer sie verwirklicht, der weiß, was wahre Hingabe bedeutet. Deswegen solltet ihr euch euren spirituellen Übungen regelmäßig widmen. Ihr solltet auch eure Tagebücher führen, denn dies erzieht euch zur Regelmäßigkeit. Ich ermahne euch immer: „Schickt eure Tagebücher wenigstens leer ein.“ Wie lange werdet ihr sie so schicken? Ein oder zwei Monate, dann werdet ihr euch moralisch verpflichtet fühlen, etwas zu tun. Ihr werdet Regelmäßigkeit entwickeln. Dann werde ich sagen: „Gut, bitte setzt nun mehr Zeit ein.“ Ich bestrafe nie jemanden; auch nicht jene, die nicht tun, was ich sage. Ich bitte sie nur noch einmal, das zu tun, was ich sage. Das ist der Sinn der Tagebuchblätter und wie wichtig es ist, sie zu führen. Wie viele führen ihre Tagebücher wirklich richtig? manchmal bringen mir die Leute ihre Tagebücher einfach und ich sehe, daß sie ganz leer sind, aber nur wenig oder keine innere Erfahrung gemacht wurde. Ich sage: „Lieber Freund, dein Tagebuch ist in Ordnung, aber eigentlich solltest du schon zur dritten Ebene gelangt sein.“ Ein Herz, das nirgends gebunden ist, nie an weltliche Dinge denkt und ich den verschiedenen Spalten des Tagebuchs keine Fehler aufzeigt, ist rein und Gott muß in ihm sein. Er ist bereits dort, aber dann wird er sich offenbaren.

 

 

 

23

Wie Hingabe an Gott Frucht trägt

 

Wie kann unsere Hingabe an Gott oder den Gott im Menschen Frucht tragen? Vor allem sollten wir unseren Lebensunterhalt ehrlich und im Schweiße unseres Angesichts verdienen. Wir sollten andere Menschen weder bewußt noch unbewußt ausbeuten. All unser Tun sollte offen und ehrlich sein und niemand sollte dabei ausgenützt werden. Ihr solltet euren Lebensunterhalt ehrlich verdienen, euch selbst und eure Familie erhalten und zugleich mit anderen teilen. einen Teil eures Einkommens müßt ihr zum Wohl anderer geben. Die Geschichte zeigt, daß die alten Christen, Hindus und andere ein Zehntel ihres Einkommen gaben. Warum? Weil ein Teil unseres Einkommens der zeit entsprechen könnte, in der wir unserer Pflicht nicht ganz ehrlich nachgekommen sind, wenn das auch nur eine halbe Stunde oder zehn Minuten waren. Nehmen wir zum Beispiel an, ihr werdet für die Arbeit von sechs Stunden bezahlt und habt nicht die ganzen sechs Stunden dafür gearbeitet, sondern eine halbe Stunde vertan. So gehört das, was euch für diese halbe Stunde bezahlt wurde, nicht euch. Ihr habt es euch nicht verdient. Das war Brauch bei allen Meistern.

Einst wurde Guru Nanak von einem Herrscher zu einem großen Fest eingeladen, wo alle Arten von Speisen aufgetragen wurden. Er ging nicht zu dem Fest, sondern besuchte einen armen Mann namens Lalo, einen Schreiner, der für seinen Unterhalt sehr schwer arbeiten mußte. Guru Nanak blieb bei ihm und aß sein Brot. Am nächsten Morgen erfuhr der Herrscher, daß Guru Nanak zwar angekommen war, aber nicht am Fest teilgenommen hatte. Er sandte nach ihm und sagte: „Nun, Nanak, warum warst du nicht auf meinem Fest?“ Guru Nanak erwiderte: „Ich bin zwar gekommen, war aber nicht auf deinem Fest, weil dafür andere Menschen bis aufs Blut ausgebeutet wurden. Ich konnte nicht anderen das Blut aussaugen – deshalb bin ich nicht erschienen.“ Der Herrscher war wütend. Die Meister fürchten nicht, die Wahrheit zu sagen, um uns klar zu machen, was wir tun. Der König verlangte von Guru Nanak einen beweis für die Wahrheit seiner Worte. „Gut“, sagte Guru Nanak, „bringe mit etwas von den Speisen, die auf dem Fest gereicht wurden.“ Der Herrscher ließ sie holen; und zur gleichen Zeit schickte Guru Nanak nach dem Brot, von dem er in Lalos Haus gegessen hatte. Er füllte seine linke Hand im Speisen, die auf dem Fest gereicht worden waren und die rechte mit dem Brot aus Lalos Heim. Dann preßte er beide fest zusammen. Aus Lalos Brot tropfte Milch und aus den Festspeisen Blut.

Wenn ihr also eure Hingabe zu Gott entwickeln wollt, dann verdient euren Lebensunterhalt stets ehrlich. Unser Meister besuchte oft einen gewissen Baba Kahan in Peshawar. Ich ging damals noch zur Schule und besuchte ihn auch öfters. Baba Kahan ging einmal in das Büro unseres Meisters und sagte: „was machst du?“ Der Meister sagte scherzend: „Nun, ich stelle gerade eine Rechnung aus.“ „Über wie viel?“ „Über 4000 Rupien.“ „Gib sie mir“, sagte Baba Kahan. „Wenn du willst, gebe ich dir 2000“, erwiderte der Meister. Wie es so geht, brach in dieser Gegend ein Krieg aus; und unser Meister wurde zum Einsatz abkommandiert. Nach ein paar Monaten hatte er ungefähr 2000 Rupien verdient. Der Meister beschloß daraufhin, Baba Kahan wieder zu besuchen. Vorher hatte er ihm gewöhnlich zehn Rupien gegeben, aber diesmal sagte Baba Kahan: „Heute möchte ich gerne zwanzig Rupien.“ Der Meister sagte zu ihm: „Was, wirst du etwa habsüchtig?“ „Nicht im geringsten“, entgegnete Baba Kahan. „Ich will den Extrabetrag nur, damit das Gift aus deinen Verdienst gezogen wird. Vorher hast du weniger verdient, und ich nahm zehn Rupien und gab sie den Armen. Ich will jetzt nur deshalb zwanzig Rupien, weil du mehr verdient hast. Teile es mit anderen.“

Versteht ihr mich? Als erstes muß die Quelle sauber sein, aus der eurer Einkommen stammt. Wie könnt ihr glauben, daß euer Gemüt rein ist, wenn euer Einkommen von einer Stelle stammt, wo andere ausgebeutet werden? Ihr müßt euer Geld ehrlich verdienen. Das zweite ist, daß der Liebe alles leicht ist. Hingabe an Gott erlaubt kein Zögern. Der Gottliebende arbeitet schwer als andere, denn Liebe kennt keine Last. Aus Liebe dient er allen. Er wird nicht müde. Gewöhnlich setzen sich die Leute nur zum Gebet, damit es auf andere Eindruck macht, und dann sagen sie sich: „Ach, ich bin so müde – ich werde mich hinlegen.“ Was hat das für einen Sinn? Das ist nur Angabe, versteht ihr? Selbst wenn euch jemand nur ein Glas Milch gibt, schickt er euch damit eine Lastschrift; und ihr geht schließlich bankrott, ob ihr Geld auf eurem Konto habt oder nicht. Achtet deshalb darauf, daß ihr andere nicht ausbeutet. Ihr solltet euren Lebensunterhalt im Schweiße eures Angesicht verdienen. Das ist das eine, wenn ihr eure Hingabe an Gott oder den Gott im Menschen erfolgreich entwickeln wollt. Weiterhin ist alles, was euch hilft, liebevoll an Gott zu denken, ein wahres Ritual, das ihr beachten sollt. Wenn ihr irgendwo hingehen wollt, wo ihr Gott vergeßt, dann solltet ihr diesen Ort besser meiden. Gebt euch nur mit solchen Menschen und Ritualen, die die Erinnerung an Gott vertiefen. Liebe kennt keine Großtuerei. Liebe kennt keine Last. Liebe kann niemand ausbeuten. Diese Stufe müßt ihr erreichen, um eure Hingabe an Gott mit Erfolg zu entwickeln. Gewöhnlich kümmern sich die Leute um diese Dinge. Als erstes müßt ihr tätig sein. Ihr müßt auf euren eigenen Füßen stehen. Verdient euren Lebensunterhalt ehrlich, versorgt euch und eure Familie und teilt auch mit anderen, die in Not, bloß oder hungrig sind. Es war allgemein Brauch bei allen Völkern, ein Zehntel des Verdienstes zu geben. Zweitens, wenn ihr Gott liebt, müßt ihr alle lieben, denn Gott wohnt in jedem Herzen. Alle sind Kinder Gottes. Diese beiden Dinge sind notwendig, um den Weg der Hingabe an Gott mit Erfolg zu beschreiten.

Wenn jemand anders für euch sorgt und euch dient, so geht das zu euren Lasten – ihr geht bankrott dabei. Wenn ihr Geld auf eurem Konto habt, ist es gut – andernfalls steht es schlecht um euch. Wenn ihr also Gott erfolgreich verehren wollt, dann müßt ihr als erstes euren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise und im Schweiße eures Angesichts verdienen. Dadurch sorgt ihr für euch und eure Angehörigen und teilt mit anderen, die in Not, hungrig und bloß sind. Zweitens müßt ihr tätig sein und zwar auf eine Weise, daß sich eure Liebe zu Gott vertieft. Alle Zeremonien, Rituale und alles andere, das eure Liebe zu Gott entwickelt oder aufflammen läßt ist gesegnet. Jede Handlung oder Beschäftigung, die euch Gott vergessen läßt, solltet ihr meiden.

Das also ist unser heutiges Thema. Jeden Tag lernt ihr etwas anderes. Das sind Hilfen für euer Fortkommen auf dem Weg zu Gott. Wenn ein ernsthafter Wahrheitssucher, der vom Verdienst anderer lebt, zu unserem Meister kam, wurde ihm geraten, drei Stunden für sich selbst und drei weiter für die zu meditieren, die ihn versorgten. Niemand dient euch, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Deshalb hat unser Meister jene, die von anderen versorgt wurden, doppelt so lange meditieren lassen, damit sie auf dem Weg zu Gott fortschreiten konnten.

Heute morgen kam ein Mann hierher (er war ein Tempelpriester) und fragte mich, wovon er leben solle. Ich fragte ihn: „Du bekommst doch Geld?“ „Ja“, entgegnet der Mann, „aber es ist nicht allzu viel.“ Ich sagte: „Gut, wenn du für jemanden etwas arbeitest, dann steht dir das Geld zu; aber lebe nicht von Spenden. Wenn jemand Gott oder einem Tempel etwas spendet, will er eine Gegenleistung. Wenn nun du von diesen Spenden lebst, geht das zu deinen Lasten.“

Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr lebt. Selbst wenn niemand sonst sieht, was ihr tut – Er sieht es. Ihr müßt für all eure Handlungen Rechenschaft ablegen. Wenn ihr befolgt, was euch heute erklärt wurde und euren spirituellen Übungen regelmäßig Zeit widmen, dann werdet ihr fortschreiten.

 

 

 

24

Der wahre Dienst an Gott oder dem Gott im Menschen

 

Ich habe gerade erklärt, wer Gott oder dem Gott im Menschen zu dienen vermag. Nur der, dem Gott seine Gnade schenkt. Niemand sonst kann ihm dienen. Woran erkennt man einen , der Gott oder dem Gott im Menschen dienen? wer ihm dienen soll, der wird ihm näher gebracht – in sein Werk, sein Haus oder auf andere Weise. man wird nur dann auf Naam oder die Kraft des Wortes eingestimmt, wenn Gott es will. Das geschieht durch den menschlichen Körper, in dem sich Gott offenbart. Der offenbarte Gott in ihm gibt anderen eine Verbindung mit dem Wort oder Naam.

Naam oder das Wort ist die kontrollierende Kraft in uns. Allein durch Gottes Gnade wird man initiiert. Daß ein Mensch initiiert ist, heißt, daß Gott ihm seine Gnade geschenkt hat und möchte, daß sein Kind zu ihm kommt. Dafür gibt es uns eine Verbindung durch einen menschlichen Körper, in dem er sich offenbart. Der höchste Dienst an Gott ist, euch auf die Kraft von Naam in euch einzustimmen, die das Licht und Tonprinzip ist. das ist der Weg zurück zum absoluten Gott.

Nun erhebt sich die Frage nach jenen, die bestimmt sind, ihm direkt zu dienen – sei es in seinem Werk oder in seinem Haus. Gott in ihm wählt sie aus – nicht der Menschensohn. Wer in seinem Werk arbeitet, wird durch seine Gnade erwählt. Dazu ist nicht jeder bestimmt und nicht jeder wird in nähere Verbindung mit ihm gebracht. Wenn Gott will, daß ihm jemand näher kommt, bringt er ihn in eine Position, wo er Gott direkt dienen kann, sei es in seinem Haus oder in seinem Werk. Das ist seine Gnade. So kann nur der Gott oder dem Gott im Menschen dienen, von dem Gott selbst dienen will. Voraussetzung ist, daß er zuerst Naam oder die Initiation erhält. Wer die Initiation erhält, der bekommt sie, weil ihn Gott erst seelisch und dann äußerlich näher zu sich bringen will. Dafür, sagt der Meister, müssen wir Zeit für die Meditation einsetzen – soviel uns nur möglich ist, damit wir durch seine innere strahlende Gestalt begünstigt sind, von Herz zu Herz mit ihm sprechen und seine direkte Führung erhalten. Dies ist der eine Aspekt. Der andere ist, daß den Auserwählten auch eine äußerer Dienst übertragen wird. Sie erhalten eine Aufgabe in seinem Werk. Andere holt er noch näher zu sich, damit sie weitere Aufgaben unter seiner direkten Aufsicht erfüllen. Nur seine Gnade bewirkt, daß wir ihm näher kommen. Wer dafür erwählt wurde, ist sehr begünstigt. Manchmal werden wir für einen bestimmten Zweck auserwählt und glauben dann, daß wir über den Dienst, der uns übertragen wurde, ganz alleine bestimmen. Das kleine Ego in uns bringt sich natürlich zur Geltung. das ist kein wahrer Dienst. Dienst für den Meister heißt, die Aufgabe so zu erfüllen, wie der Meister es will. Nur der Dienst, der den Meister erfreut, ist ein wirklicher Dienst – sonst keiner. Auch in jenen, die dem Meister auf die eine oder andere Weise nahegebracht wurden, bringt sich das Ego zur Geltung. Sie sagen: „Ich führe diese oder jene Arbeit aus.“ Diese Behauptung läßt den Betreffenden in all seinem Tun wenig liebenswürdig sein. Er wird sich zur Geltung bringen und Befehle geben. Er sieht sich nicht als Marionette in den Händen des Meisters. wir sollten immer selbstlos dienen. Jene, die erwählt wurden, dem Meister auf die eine oder andere Weise zu dienen, um sein Werk hier und woanders unter seiner direkten Aufsicht fortzuführen, sind also sehr begünstigt.

Einige Menschen sind dazu auserwählt, ganz nahe bei ihm zu arbeiten. das ist seine Gnade in ihm ausgeht. Nur wenn es Gott will, können wir ihm oder dem Gott im Menschen dienen. Die Erwählten stehen unter seiner besonderen Gnade. Aber was tun wir? wir nehmen es zuweilen als Geschäft. Wir erwarten einen Ausgleich auf die eine oder andere Art. Unser Meister verglich die, die von weit her kamen, um eine Zeitlang zu bleiben, mit einem Kalb, des wegen der Milch zur Kuh kommt. Während er jene, die immer in der Nähe des Meisters sind, mit den Zecken verglich, die nur das Blut und keine Milch aus dem Euter saugen. Wenn wir Gott oder dem Gott im Menschen dienen wollen, können wir das nur durch seine Gnade und wenn er es will. Niemand sonst kann ihm dienen. es ist Gottes Gnade, wenn einer für das Werk des Meisters erwählt wird. Wenn ihr für eine Aufgabe ausersehen wurdet, dann tut sie freudig, still, liebevoll und selbstlos. Dankt Gott, daß ihr für diese Arbeit erwählt wurdet – daß ihr bei der Durchführung seines Werkes mitarbeiten dürft. Das ist seine Gnade.

Ihr solltet zum Meister in euch wahr sein. Wenn ihr seht, daß er in euch ist, werdet ihr sehr besorgt sein, nichts Falsches zu tun, etwas, das gegen seinen Willen ist, ob ihr nun in seiner Gegenwart oder fern von ihm seid. Wenn ihr das beachtet, werdet ihr immer an den Meister denken, und das Ergebnis wird sein: „Wie du denkst, so wirst du.“ nach und nach werdet ihr sehen, daß „Er es ist, der in mir wirkt und nicht ich.“ Paulus sagte: „Ich bin es, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Das ist das höchste Ziel. Auf denen, die erwählt sind, das Werk des Dienens unter dem Meister fortzuführen, ruht also Gottes Gnade. Sie sollten dankbar sein, daß ihnen dieser Dienst übertragen wurde. Sie sollten selbstlos dienen und dabei immer daran denken, daß sie Gott im Menschen dienen, denn er hat sie dafür erwählt.

Daß ihr Gott oder dem Gott im Menschen dienen sollt, erkennt ihr daran, daß ihr initiiert wurdet, näher zum Meister kommen durftet und eine Aufgabe unter ihm erhalten habt. Das ist seine besondere Gnade; und wir sollten uns dieser Aufgabe würdig erweisen und den vollen Segen davon gewinnen. Das können wir nur, wenn wir unsere Arbeit selbstlos, wie eine Marionette in seinen Händen erfüllen. Jeder Dienst, der nach dem Willen und zur Zufriedenheit des Meisters geleistet wird, ohne daß sich dabei unser Ego geltend macht, bringt reiche Frucht. Wer für diesen Dienst unter ihm erwählt wurde, sollte dafür dankbar sein. Andernfalls bindet er euch, und selbst wenn ihr in der Nähe des Meisters lebt, könnt ihr nicht mehr den vollen Nutzen daraus ziehen.

Heute sprechen wir also von jenen, die durch die Gnade des Gott- im- Menschen initiiert worden sind. Sie sollten das weiterentwickeln, was sie erhalten haben, indem sie ständig Vorsicht und Zurückhaltung üben, damit sie sich innerlich entwickeln und der strahlenden Form des Meisters begegnen und von Herz zu Herz mit ihm sprechen. Das ist eine Seite. Die andere ist, daß ihr zuweilen für eine Aufgabe auserwählt werdet. Was ist seine Aufgabe? Alle Kinder Gottes zusammenzubringen. Ihr solltet anderen ein Vorbild sein. Ein Vorbild ist besser als eine Vorschrift. Wenn ihr eine Aufgabe in seinem Werk erhalten habt, solltet ihr sie erfüllen – gleich, ob hier unter seiner direkten Aufsicht oder woanders. Wer für die eine oder andere Arbeit ausersehen wurde, ist sehr begünstigt. Aber er sollte seine Pflicht tun, ohne sein Ego zur Geltung zu bringen. Er sollte sie nur tun, um dem Meister zu gefallen, ohne einen Ausgleich oder eine Gegenleistung zu erwarten. Der meister wird ihm geben, was Er will, wofür jemand reif ist und was Er für das Beste erachtet. Wenn ihr einem solchen Gott im Menschen dient, wird euch natürlich ein Ausgleich zuteil. Welchen Lohn wird Er euch geben? Er wird euch zuerst von der Welt befreien und dann auf immer mit Gott vereinen. Wenn der Gott im Menschen euer Bestes will, dann glaube ich, ist es Gott, der euch wohlgesinnt ist.

Durch die besondere Gnade Gottes habt ihr die Initiation erhalten. Der Sinn der Initiation ist es, unsere Seele mit der Hilfe des Lichts und des Tonstroms, die vom absoluten Gott ausgehen, in den Schoß unseres Vaters zurückzuführen. Und wenn ein Initiierter für eine bestimmte Aufgabe im Werk des Meisters erwählt ist, wird ihm eine weitere ungewöhnliche Gnade zuteil. Jene, die dem Meister näher sein wollen, bekommen eine bestimmte Arbeit oder Pflicht übertragen. Wenn der Schüler diese Aufgabe selbstlos und ohne Ego erfüllt, wird sie Frucht tragen. Wenn ihr erkennt, daß alles nach dem Wunsch und Willen des Meisters verläuft, seid ihr natürlich eins mit ihm. Dann habt ihr keinen eigenen Willen mehr. Sein Wille ist euer Wille und sein Wille ist Gottes Wille. So sollte jeder von euch dankbar sein, daß er initiiert wurde. Ihr seid auf den Weg zurück zum absoluten Gott gestellt worden. Wen er euch für eine bestimmte Pflicht ausgewählt hat, seid ihr noch mehr begünstigt: aber erfüllt diese Pflicht voller Vertrauen, Hingabe und Selbstlosigkeit. Was wird er euch geben, wenn ihr das tut? Er wird euch seinen eigenen Platz einräumen.

Guru Har Govind, der sechste Guru der Sikhs, bat einmal jemand, etwas aus dem „Jap Ji“ vorzutragen. das Jap Ji ist Teil des Guru Granth Sahib, der Heiligen Schrift der Sikhs. Er sagte: „Wer dies mit ungeteilter Aufmerksamkeit vorträgt, darf mich um seinen Herzenswunsch bitten. Aber es sollte kein anderer Gedanke dazwischenkommen. Es muß mit ungeteilter Aufmerksamkeit geschehen.“ So begann ein Mann, aus dem Jap Ji vorzutragen. Er tat es mit ungeteilter Aufmerksamkeit und als er zum Ende kam, dachte er an ein sehr schönes Pferd, das dem Meister gegeben worden war und wünschte es sich. Nach dem Vortrag bat er um das Pferd. Der Meister gab es ihm und sagte: „Schau, wenn du dieses Pferd nicht gewollt hättest, hätte ich dir meinen eigenen Platz eingeräumt.“ Versteht ihr mich? Wer selbstlos und mit ungeteilter Aufmerksamkeit arbeitet, wird eins mit dem Meister. Der Meister will, daß ihr eins mit ihm werdet. Wer etwas anderes will, bekommt es natürlich. Aber ich würde sagen, selbstloser Dienst für den meister ist das höchste Glück. Aber wer verrichtet ihn? Wem Gott seine Gnade schenkt.

Erst einmal seid ihr also begünstigt, daß ihr initiiert worden seid. Und wer auserwählt wurde, in seinem Werk zu arbeiten und in direkte Verbindung mit ihm zu kommen, der ist noch mehr begünstigt. Aber denkt daran, es sollte ein selbstloser Dienst sein. Das Ego sollte sich nicht zur Geltung bringen. Denn wenn das kleine Selbst oder Ego mitspielt, werdet ihr statt sehr viel nur wenig oder nichts davon haben. Seid also dankbar, daß euch die Initiation gegeben wurde. Wer den vollen Segen dieses Dienstes erhält, denkt manchmal, er stünde über dem Meister. Ihr mögt so gut sein wie der Meister – das ist etwas anderes – aber über ihm könnt ihr nicht stehen. Euer Ego bringt sich nur zur Geltung und läßt euch eure Stellung überschreiten. Das Ergebnis einer solchen Handlung ist, daß man nicht den ganzen Segen erhält. Der Diener ist der Diener und der Herr ist der Herr. Wenn der Herr euren Dienst nicht annimmt – könnt ihr ihn dann dazu zwingen? Manchmal ziehen wir nicht den rechten Nutzen aus dem, was uns bei der Initiation gegeben wurde. Nicht einmal dann, wenn wir in der Nähe des Meisters leben. Damit ihr also die Gabe der Initiation und des euch übertragenen Dienstes voll nutzen könnt, müßt ihr selbstlos und mit ungeteilter Hingabe arbeiten. Wenn ihr das tut, werdet ihr eins mit dem Meister.

 

 

 

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Rechtschaffenheit, Losgelöstsein, Selbstbeherrschung

 

Zoroaster wurde einmal gefragt, wie man Gott erkennen können. Er sagte: „Durch Rechtschaffenheit“. daraufhin wurde er gefragt „Was ist Rechtschaffenheit?“ Er antwortete: „Gute Gedanken, gute Worte und gute Taten.“ Das Ganze hängt von eurer Aufmerksamkeit oder dem Surat ab. Woran immer ihr eure Aufmerksamkeit heftet oder bindet – die Gedanken daran werden ständig in euch widerhallen. Wir sollen natürlich den besten Gebrauch von allen Dingen machen, aber wir dürfen uns nicht an sie binden. Wenn sich unsere Seele nur an etwas Höheres in uns binden könnte, wären wir gerettet. Was ist aber, wenn sich unsere Aufmerksamkeit durch die nach außen fließenden Energien so sehr zerstreut, daß sie sich mit den äußeren Dingen identifiziert? dann könnt ihr eure Aufmerksamkeit nicht von ihnen zurückziehen. Es ist eine Frage der Aufmerksamkeit oder des Surat, ob ihr sie mit den äußeren Dingen beschäftigt oder nach innen wendet und an euer Überselbst bindet.

Ihr müßt also erkennen, wohin ihr durch die nach außen fließenden Energien des Sehens, Hörens, Riechens, Schmeckens und Fühlens getrieben werden. Diese fünf Energien fließen durch die fünf Öffnungen des Körpers nach draußen. Solange ihr sie nicht von außen zurückzieht, werdet ihr nicht fähig sein, euer eigenes Selbst zu erkennen oder euch mit dem höheren Selbst oder Gott in euch, dem Licht und dem Tonstrom zu verbinden.

Was ist also Rechtschaffenheit? Sie bedeutet, sich nicht an das Äußere zu hängen. Ihr braucht die Welt natürlich nicht zu verlassen, sondern sollt den besten Gebrauch von den äußeren Dingen machen. Wenn ihr in einen Garten geht, erfreut ihr euch an den Blumen und verschiedenen Pflanzen. Das könnt ihr den ganzen Tag und niemand wird sich darum kümmern. Aber in dem Augenblick, wo ihr die Blumen abschneidet, wird euch der verantwortliche Gärtner zur Rede stellen und anzeigen. Wir sind also hier, um den besten Gebrauch von allen äußeren Dingen zu machen, doch wir dürfen uns nicht an sie binden. Wir sollten sie als Sprungbrett zum höheren Selbst gebrauchen. Wenn ihr äußeren Befriedigungen so sehr verfallen seid oder euch so sehr mit ihnen identifiziert habt, daß ihr euch nicht einmal von ihnen zurückziehen könnt – wie könnt ihr euch da nach innen wenden und die Verbindung mit Gott in euch erlangen, die euch bei der Initiation gegeben wird? Diese äußeren Energien sollten wir also beherrschen. Wann immer wir wollen, sollten wir den besten Gebrauch von ihnen machen; aber sie sollten uns nicht nach außen ziehen. Wenn ihr dem Meister buchstäblich gehorcht, macht er euch zum Herrn in eurem Haus. Diese nach außen gehenden Kräfte sollten eure Diener sein – nicht eure Herren. Im Augenblick ziehen sie euch mit – ob ihr wollt oder nicht.

Was immer ihr tut, sei es für einen Tag, zwei oder zehn Tage, einen Monat oder zwei, wird naturgemäß zur Gewohnheit. Eine Gewohnheit wird schließlich zur Natur. Wenn ihr in die eine Richtung gehen wollt und woanders gebunden seid, wird euer Gemüt in die eine und eure Füße werden in die andere Richtung gehen. Wißt ihr jetzt, was zu tun ist? Gott ist in euch – aber wie könnt ihr euch mit ihm verbinden, wenn ihr euch nicht von außen zurückzieht? Wenn ihr an äußeren Dingen hängt, könnt ihr euch nicht von außen zurückziehen. Wenn ihr dieses Gebäude verlaßt, bleibt ihr dieselbe.

Wenn ihr den Körper verlaßt, verändert ihr euch nicht. Ihr bleibt das, was ihr jetzt seid. Nachdem ihr den Körper verlassen habt, könnt ihr kein Gelehrter mehr werden. Wenn ihr an der Welt hängt, während ihr in ihr lebt, wird eure Aufmerksamkeit noch in der Welt sein, selbst wenn ihr den Körper verlassen habt. Wohin geht ihr also? Dorthin, wo ihr gebunden seid. Woran sollen wir uns binden? Die Seele ist eine bewußte Wesenheit, sie sollte sich schon im Leben mit der Überseele verbinden, die vollkommene Bewußtheit ist. Dann hängt ihr nicht mehr an der Welt, obwohl ihr noch in ihr lebt. Ihr seid in der Welt und doch nicht von ihr. Wenn ihr den Körper verlaßt, eilt ihr zu Füßen des Herrn.

Wir müssen also alle nach außen fließenden Energien beherrschen. Wir sollten fähig sein, sie zu gebrauchen, wenn es nötig ist und uns nicht nach außen ziehen lassen. Dafür sind die Tagebücher gedacht. Ihr müßt erkennen, woran ihr hängt. Durch die Gnade Gottes erhaltet ihr eine innere Verbindung. Ihr seht das Licht Gottes in euch und hört den Tonstrom. Wenn ihr ihm eure ganze Aufmerksamkeit zuwendet, wird er euch magnetisch nach oben ziehen. Selbst wer eine innere Verbindung mit dem Herrn erhalten hat, wird sie verlieren, wenn er nicht Selbstbeherrschung übt. Nur wenn ihr euch selbst beherrscht, könnt ihr eure Aufmerksamkeit lenken, wohin immer ihr wollt.

Das erste ist also, daß die Wahrheit über allem steht – aber ein wahres Leben steht noch über der Wahrheit. ein ethisches Leben ist das Sprungbrett zur Spiritualität. Bleibt, wo ihr jetzt seid. Ihr müßt selbst beurteilen, wo ihr vorher wart und wo ihr jetzt steht. Ihr werdet finden, daß einige Initiierte, die Fortschritte machten, aber ihre Tagebücher zur Selbstprüfung nicht führen, ihre Übungen fallen lassen und sich an äußere Dinge binden. Sie machen keine Fortschritte mehr, aber in den Augen anderer sind sie sehr fromm. Sie sind weder zu sich selbst noch zu Gott in sich wahr. Was ergibt sich daraus? Ein solcher Mensch weint innerlich, aber in den Augen anderer ist er ein sehr guter Mensch. Doch Gott in uns sieht, was er ist. wir sollten ein Leben der Selbstbeherrschung und des guten Charakters führen. Wir sollten Gott lieben und um seine Liebe willen alle anderen lieben. Wenn ihr den Herrn vergeßt, dann seid ihr gebunden. Ihr werdet dahin gehen, wo ihr gebunden seid.

jetzt seht ihr, wie wichtig es ist, sich selbst zu beherrschen. Gebraucht alles nach Belieben. Im Augenblick werdet ihr noch unwiderstehlich von äußeren Dingen angezogen. Ihr müßt ganz losgelöst in der Welt leben. Wenn ihr eine eurer Kräfte gebrauchen wollt, dann tut es. Wenn nicht, dann laßt es. Jetzt seid ihr noch nicht so weit. Daher erhaltet ihr eine Verbindung mit dem Licht und dem Tonstrom in euch. Wenn ihr dort mehr Seligkeit erfahrt, werden eure äußeren Bindungen durchtrennt. Dann lebt ihr anscheinend in der Welt, aber seid nicht an sie gebunden. Ihr macht nur den besten Gebrauch von ihr, gerade wie ein Mann, der in einen Garten geht: er erfreut sich daran und geht und kommt, wann er will. Ähnlich ist es wichtig, daß ihr ein Herz habt, das an Gott und nicht an die Welt gebunden ist. Wenn ihr Gift einnehmt, wird euch übel. Hört also damit auf, um den Entgiftungsprozeß zu ermöglichen. Es hat keinen Sinn, zu jammern und sich dabei weiter zu vergiften. was sollen wir also tun? Wir vergiften uns durch die nach außen fließenden Energien. Durch die Augen, Ohren, Zunge, Nase und Tastsinn nehmen wir äußere Eindrücke in uns auf. Deshalb müssen wir Selbstbeherrschung üben. Nur ein solcher Mensch kann von Tag zu Tag fortschreiten, durch Regelmäßigkeit und Selbstprüfung. Das ist sehr wichtig. Gerade eure Seele, deren äußerer Ausdruck Aufmerksamkeit oder Surat ist, macht es euch unmöglich, im Innern zu sehen, wenn sie am Äußeren hängt. Während ich hier sitze, kann ich nicht sehen, was hinter mir vorgeht. Wenn ich den Meister vor mir gerne anschaue, würde ich es nicht wagen, mich umzudrehen – es würde mir nicht einmal einfallen. Wenn ich mein Gesicht nicht von dieser Seite abwende, um auf die andere Seite zu schauen, kann ich nicht sehen, was dort vorgeht. Nur wenn wir unsere Aufmerksamkeit nach innen wenden, können wir sehen. Er ist schon dort und wartet auf uns.

Wer initiiert wird, erhält ein Anfangskapital. Er muß es durch regelmäßige Übungen, Selbstprüfung und Selbstbeherrschung von Tag zu Tag immer weiter entwickeln. Dann werdet ihr große Seligkeit erfahren, noch während ihr in der Welt seid – aber nicht mehr an ihr hängen. Wir sollten also sehen, wo wir jetzt sind und wo wir früher waren, wo wir vor zwei Jahren oder vor einem Jahr standen. Gewöhnlich stellen wir fest, daß wir damals besser dastanden als jetzt. Warum? Weil wir fortschreiten sollten. Deshalb müssen wir zu uns selbst wahr sein. Gott ist in euch. Der Guru oder die Meisterkraft ist in euch. Er wartet auf euch, aber ihr hängt am Äußeren fest. Das heißt nicht, daß ihr die Welt verlassen und in den Himalaya gehen sollt. Wir müssen im Wasser schwimmen lernen, nicht auf dem Trockenen und nicht nur durch intellektuelles Ringen. Es ist ein Training, für das ihr etwas erhaltet, um damit in euch zu beginnen. Es ist wie die Nadel eines Kompasses, die immer nach Norden weist. Ihr müßt das tun, während ihr eure Aufgabe in der Welt erfüllt. Ein wahrer Meister rät euch nicht, die Welt zu verlassen, sondern in ihr zu bleiben und doch nicht von ihr zu sein. ein Boot bleibt im Wasser und ihr könnt in ihm rudern, aber gebt acht, daß das Wasser nicht ins Boot dringt, sonst ertrinkt ihr. Wenn die äußeren Eindrücke euch innen überfluten, werdet ihr im Wasser der Welt ertrinken und immer wieder zurückkommen müssen.

Aus diesem Grund erhält der Initiierte etwas, mit dem er in sich beginnen kann. Dort werdet ihr euch binden, wenn ihr regelmäßig übt. Ihr werdet in der Welt und doch nicht von ihr sein. dafür müßt ihr zu euch selbst ehrlich sein. Das müssen wir vor allem lernen. Wenn ihr auf diese Weise weitermacht, schreitet ihr von Tag zu Tag fort. Sonst wird euch sogar das wieder genommen, was ihr schon hattet, würde ich sagen. Unser Meister gab uns oft das Beispiel von dem Vater, der seinen Kindern etwas schenkte, um ihnen damit eine Freude zu machen und sie es auf beste Weise nutzen zu lassen.

Einem gab er zwanzig Rupien, dem zweiten zehn und dem dritten fünf. Das Kind mit den zwanzig Rupien machte vierzig daraus, das zweite mit den zehn Rupien machte daraus zwanzig, während das dritte Kind, dem er fünf gegeben hatte, sie einfach behielt und nichts damit anfing. So gibt der Meister dem, der zu den <Rupien, die er bekommen hat, noch zwanzig dazuverdient, noch etwas extra. Wer vom Meister etwas erhalten hat und es nur behält, dem bleibt das, was er bekommen hat, aber es wird auch nicht mehr. Und was tun wir gewöhnlich? Wir erhalten ein Anfangskapital und verzetteln es, indem wir uns an die äußere Welt hängen. Der Vater freut sich über das Kind, das den besten Gebrauch von seiner Gabe macht. Wenn es zu einem guten und verläßlichen Menschen heranwächst, wird es mehr und mehr erhalten. Manche Leute sagen: „Früher standen wir sehr gut da – aber jetzt nicht.“ Und warum nicht? wir haben Bettler aus uns gemacht. Wir müssen uns also in acht nehmen. Selbstprüfung ist äußerst notwendig. Wer sie nicht einhält, dessen Kapital wird dahinschwinden.

 

 

 

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Wahrer Satsang

 

Ich sprach gerade über Satsang oder was es bedeutet, in der Gemeinschaft eines Heiligen zu sein. Der Satsang ist eine Schule, in der ihr nicht nur über Gott unterrichtet werdet, sondern wo ihr auch eine Erfahrung von Gott in euch erhaltet. Wenn ihr auf einem bestimmten Gebiet ausgebildet werden wollt, müßt ihr auf eine schule oder Universität gehen, an der dieses Gebiet gelehrt wird. Wenn ihr etwas über euren grobstofflichen Körper lernen wollt – was ihn schwächt und wie er wieder gestärkt werden kann – müßt ihr auf eine Schule gehen, an der ihr lernt, wie man seine Gesundheit erhält. Wenn ihr Ingenieur werden wollt, müßt ihr auf eine Schule gehen, an der euch Ingenieure unterrichten. An dieser Schule, in der ihr nun seid, lernt ihr, wie man wirklich Gott erkennt. Der Satsang ist eine Schule, an der euch ein Lehrer unterrichtet, der Gott kennt, ihn sieht und fähig ist, auch anderen eine Erfahrung von Gott im Inneren zu geben – etwas, mit dem sie beginnen können. Nur eine solche Schule wird Satsang genannt. das Wort Satsang bedeutet eigentlich, die Seele mit dem alldurchdringenden, allgegenwärtigen Gott zu vereinen. das ist nur möglich, wenn wir unsere Seele vom Gemüt und den nach außen fließenden Energien trennen. Nur wenn wir uns selbst erkennen, sind wir in der Lage, Gott zu erkennen, der alles durchdringt und alles erhält, in dem wir leben und unser Sein haben.

Diese schule, in die ihr geht, wird also Satsang genannt. Wir besuchen sie, um uns mit Gott zu verbinden. das ist nur möglich, wenn einer darin lehrt, der Gott sieht und auch andere dazu befähigt. Der Gott im Menschen oder Mensch in Gott sieht Gott überall und in allem. Wer für ihn empfänglich wird, beginnt ebenfalls, Gott in allem zu sehen. Der Gottmensch kann euch eine Verbindung, eine Erfahrung von Gott geben, der in euch und überall ist. Euer Unterricht beginnt erst wirklich , wenn ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt. Ihr seid dann auf dem weg, euer Selbst und dann das Überselbst zu erkennen, das euch im Körper überwacht. Er überwacht das ganze Universum. Wenn ihr also Gott erkennen wollt, müßt ihr in eine Schule gehen, in der einer lehrt, der Gott kennt, ihn sieht und fähig ist, euch etwas zu geben, mit dem ihr beginnen könnt – eine Erfahrung der Gotteskraft, die bereits in euch ist. Wenn ihr zu einem Tuchhändler geht, der nur Seidenstoffe führt, und nach einer Eisenstange fragt – wird er sie euch geben können? Natürlich nicht. Wenn ihr in eine Schule geht, wo die Anwendung von Maschinen gelehrt wird, und ihr die Lehrer bittet, euch zu zeigen, wie man Gott erkennt – werden sie euch eine Erfahrung von ihm geben können? Nicht im geringsten. Und so ähnlich ist es, wenn ihr in eine Schule geht, um Gott zu erkennen. Das könnt ihr nur dann, wenn dort einer lehrt, der mit Gott verbunden ist und kompetent, euch etwas zu geben, mit dem ihr beginnen könnt. Wenn ihr eine solche Schule findet, dann stellt sich die frage, wie ihr ihren Besuch am besten nutzen könnt. Wenn ihr dort hingeht, solltet ihr alles andere vergessen. Laßt alles hinter euch zurück, Haus und Herd, eure Umgebung und selbst euren Körper. Wenn ihr nun den Gott im Menschen seht, dann richtet eure ganze Aufmerksamkeit auf seine Augen, aus denen die Seele Gottes in ihm spricht. Die Augen sind die Fenster der Seele. Seine Seele ist von Liebe zu Gott erfüllt und leuchtet in Seiner Herrlichkeit. Wenn ihr für ihn empfänglich werdet, lernt ihr die Anfangsgründe der Spiritualität – ohne gesprochene Worte. Ihr werdet immer an ihn denken – und wie ihr denkt, so werdet ihr. Wer das kann, wird ein Gurmukh genannt. Ihm wird der volle Segen aus dem Besuch des Satsang zuteil.

Wer hierher kommt, ist begünstigt. Er sollte die Vergangenheit und die äußere Umgebung vergessen und nur bei Gott im Menschen sein, der vor ihm ist. Ihr solltet empfänglich werden, euren Körper und alle äußeren Dinge vergessen. Wenn euer Körper hier ist und eure Gedanken verschiedenen äußeren Dingen nachlaufen, werdet ihr von eurem Satsangbesuch nichts haben. Ich möchte euch noch einmal einprägen, daß der Satsang eine Schule ist, die diesen namen nur dann zu recht trägt, wenn es dort einen gibt, der Gott gesehen hat, ihn kennt und mit ihm verbunden ist. Er ist von Liebe zu Gott berauscht und strahlt diese überfließende Liebe auf andere aus. Wenn ihr den Besuch dieser Schule wirklich nutzen wollt, müßt ihr eure Umgebung, jene, die um euch sitzen und selbst euren physischen Körper vergessen. Ihr solltet  nur auf den Gott im Menschen achten, den ihr vor euch seht. Auf diese Weise werdet ihr durch die Ausstrahlung so vieles lernen – weil ihr empfänglich seid. Seele spricht zu Seele – ganz ohne Worte.

Im Satsang erhaltet ihr zwei Dinge auf einmal. Einmal wird die Theorie durch gesprochene Worte erklärt und zum anderen erhaltet ihr durch die Augen ein Kapital, das dem Anwärter, der in dieser Schule kommt, um Gott zu erkennen, durch Ausstrahlung übertragen wird. Solche Schulen sind selten. Es gibt viele Schulen, wo die Leute nur geschichtliche Vergangenheit und Theorien besprechen, wie sie von den Rishis vor langer Zeit verkündet wurden. Sie können euch zwar mit einigen Aussprüchen vergangener Meister bekannt machen, aber das ist nur zum Zweck des rechten Verstehens. Denn wie könnt ihr den vollen Nutzen aus der Theorie ziehen, wenn ihr keine Erfahrung erhaltet, mit der ihr beginnen könnt? Einer mag ganz wunderbar darüber sprechen, wie man ein Geschäft erfolgreich führt. Er spricht wirklich wunderbar. Aber was nützt das seinen Zuhörern ohne Anfangskapital? Nur wenn ihr ein Anfangskapital erhalten könnt, hilft euch der Vortrag wirklich weiter. Das hier ist eine Schule der Spiritualität. Zuerst wird euch die Theorie anhand der Schriften früherer Meister erklärt, die Gott sahen und andere sehend machten. „Nur der Sohn kennt den Vater und wem es der Sohn will offenbaren.“ Gott wohnte in jedem Herzen. Er ist die überwachende Kraft, die die Seele im Körper hält. Diese Dinge sollen den Besuchern des Satsangs zum richtigen Verständnis verhelfen. Aber das allein ist nicht genug. Es muß einen geben, der über Gefühlen, Gemütsbewegungen und dem Verstand steht. Er sieht Gott und hilft anderen, das innere Auge zu entwickeln, damit sie ihn in sich sehen können. Er gibt euch etwas, mit dem ihr beginnen könnt – eine Verbindung mit der ewig unwandelbaren Dauer, die Gott ist. Dafür braucht man keine äußeren Rituale. Ihr solltet als Mensch kommen – von allen äußeren Bindungen und Zugehörigkeiten befreit. Er kennt Gott und vermag euch eine Anfangserfahrung zu geben; und wenn ihr zu seinen Füßen etwas lernen wollt, dann vergeßt alles andere. Als erstes müßt ihr die Theorie verstehen. Die früheren Meister sahen Gott und waren auch fähig, jenen, die zu ihnen kamen, etwas zu geben, mit dem sie beginnen konnten. Als nächstes erhaltet ihr eine Erfahrung. Ihr seid vom Schicksal begünstigt, würde ich sagen, daß ihr eine Schule besucht, an der euch durch die Gnade Gottes eine Anfangserfahrung gegeben wird. Wenn ihr diese Erfahrung und den Besuch des Satsang auf die rechte Weise nutzen wollt, dann müßt ihr empfänglich werden. Das werdet ihr, wenn ihr die Gebote des Gott im Menschen oder des Menschen in Gott befolgt.

Deswegen seid ihr hierhergekommen. Ihr seid begünstigt und solltet von dieser Zeit den besten Gebrauch machen. Vergeßt alles, während ihr hier seid: Haus und Herd, die äußere Umgebung und selbst euren Körper. Werdet vollkommen empfänglich, indem ihr in die Augen des Gott- im- Menschen schaut. Seine Seele spricht durch die Augen zu den Seelen, die empfänglich sind. Spiritualität kann nicht gelehrt werden, sondern man nimmt sie wie eine Infektion durch die Augen auf. Ihr seid begünstigt, durch Gottes Gnade eine solche Schule zu haben; und es liegt nun an euch, den besten Gebrauch davon zu machen, indem ihr sie in der beschriebenen Weise besucht. Bleibt bei eurer Religion oder eurem glauben – das ist nicht wichtig. Ihr seid zuerst Menschen. Die Zeichen der Zugehörigkeit, die ihr tragt, beziehen sich nur auf den äußeren Körper. Diese Dinge machen für den spirituellen Menschen keinen Unterschied. Ihr seid Menschen – von Gott mit gleichen Rechten ausgestattet – und ihr seid zudem bewußte Wesen, beseelte Körper. Eure Seele ist Gott wesensgleich. Ihr seid Tropfen aus dem Meer der Allbewußtheit. Als Menschen seid ihr eins. Als Seelen seid ihr eins. Ihr alle verehrt den gleichen Gott.

 

 

 

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Wie man Empfänglichkeit entwickelt – I

 

Leben kommt von Leben. Die Ausstrahlung eines Menschen, der von der Kraft belebt wird, durch die sich Gott zum Ausdruck bringt, kann sich auf einen anderen übertragen, der empfänglich ist. Er mag weit entfernt oder ganz nah sein – wenn er nicht empfänglich ist, kann er dieses Leben nicht erhalten. Leben strahlt durch Leben aus und auch durch die Augen. Die Augen sind die Fenster der Seele. Die Seele, die durch die Verbindung mit Gott belebt wird, kann dieses Lebensprinzip durch die Augen ausstrahlen – nicht durch den Verstand. Mit dem Verstand können wir nur Dinge unterscheiden. Leben wird durch Leben übertragen und nur an jene, die empfänglich sind. Sonst können sie dies Leben nicht erhalten. Spiritualität kann man also nicht lernen – sie wird den empfänglichen Seelen wie eine Infektion übertragen. Jemand kann jahrelang im gleichen Haus wie der Meister wohnen und keinen Funken Spiritualität aufnehmen. Dagegen wird eine empfängliche Seele – auch wenn sie weit weg wohnt – mehr damit anfangen, als eine nicht empfängliche, die ganz nah bei ihm lebt. Im Leben eines empfänglichen Menschen sammeln sich alle guten Eigenschaften. Deshalb sagt Kabir, daß es sinnlos ist, physisch beim Meister zu sein, wenn euer Gemüt nicht für den Gott im Menschen empfänglich ist.

Empfänglichkeit läßt sich entwickeln, wenn man alle fremden Gedanken vertreibt. was bleibt, seid ihr und er. Ihr wirkt hinter den Augen und der Gott im Menschen wirkt auch dort. Die Augen sind die Fenster der Seele, und der Gottmensch lehrt andere durch die Augen – ohne zu sprechen. Was ich euch sage, ist natürlich ein sehr schwieriger Punkt. Ihr könnt jahrelang beim Meister wohnen und dennoch kein Leben entwickeln. Wie ihr denkt, so werdet ihr. Dieses Leben fließt in euer Leben über, wenn ihr empfänglich werdet. Ihr werdet eins mit ihm und nie mehr zwei sein. Deshalb hat Paulus gesagt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Genau das haben fast alle Meister gesagt, ob sie nun in Indien oder woanders lebten. Maulana Rumi sagte: „Ich bin so erfüllt von meinem Meister, daß ich vergessen habe, wie ich heiße und ob er in mit ist oder ich in ihm bin. Ich kann es nicht unterscheiden.“ das wird zum Schicksal empfänglicher Seelen. Er ist alle Weisheit, Gnade, Barmherzigkeit und Liebe. Diese Eigenschaften könnt ihr in euch entwickeln, wenn ihr empfänglich werdet – nicht durch Worte. Durch Worte versteht ihr auf der Ebene des Verstandes; aber wenn ihr nicht empfänglich werdet, kann kein Leben auf euch ausstrahlen und in euch einströmen. Versteht ihr? das ist der Grund, warum Hunderte von Menschen im gleichen Hause wie der Meister leben mögen und dennoch keine Spiritualität entwickeln.

Ich habe euch zwei Beispiele gegeben, eines von Paulus und ein anderes von Maulana Rumi. Ein solcher Mensch wird Gurmukh genannt. Er wird zum Sprachrohr des Gurus, aber nicht auf der Ebene des Verstandes. Auf der Ebene des Verstandes. Auf der Ebene des Verstandes könnt ihr euch vieles merken, was der Meister gesagt und gelehrt hat. Aber das hat kein Leben – weil ihr nur auf der Ebene des Verstandes sprecht. Leben oder Bewußtheit ist etwas ganz anderes als intellektuelles Ringen oder Streiten. Versteht ihr jetzt, was ich sagen will? Wir kommen da auf einen sehr schwierigen Punkt zu sprechen. Diese Dinge kann man nicht schriftlich erklären. Geschriebenes kann nicht die Worte übertragen, die ein Mensch direkt spricht und die mit höherem Leben geladen sind. Deshalb hat Soami Ji gesagt: „Wenn ihr zum Satsang geht, dann zieht den vollen Nutzen daraus.“ Wie? Vergeßt alles, wenn ihr zum Satsang kommt. Vergeßt selbst die Umgebung und wer neben euch sitzt. Vergeßt auch euren eigenen Körper. Dann bleiben nur ihr und er. Augen sprechen zu Augen. Die Augen sind die Fenster der Seele. Wenn ihr euch derart vertieft, werdet ihr empfänglich und erhaltet Leben. Leben kann nicht durch Papier oder den Verstand übertragen werden. Der Verstand erklärt nur, was eben mit Worten erklärt werden kann und nichts weiter. Die Sprache ist manchmal recht unzulänglich. Wir sind bewußte Wesen und wir werden bewußter, wenn wir durch die Empfänglichkeit das Brot des Lebens erhalten. Diese Ausstrahlung kann man ganz nahe beim Meister oder auch Tausende von Kilometern entfernt empfangen. Durch Funk und Fernsehen hört und seht ihr über Tausende von Kilometern hinweg. Wenn ihr das Mensch gewordene Naam – das fleischgewordene Wort – seid, warum sollt ihr dann nicht auch überallhin ausstrahlen können? Ihr könnt es. Wer Empfänglichkeit entwickelt, erhält das wahre Brot des Lebens und das wird ihm mehr Leben geben. Das Leben ist bereits in euch, aber ihr habt euch noch nicht selbst erkannt, weil ihr von Gemüt, Materie und den nach außen fließenden Energien umhüllt seid. Ihr habt euch so sehr mit dem Körper und den äußeren Dingen identifiziert, daß ihr euch nicht von ihnen lösen und erkennen könnt, wer ihr wirklich seid. Wenn ihr euch mit eurem höheren Selbst verbindet – mit einem Menschen höchster Bewußtheit – dann entwickelt ihr euch weiter. Guru Nanak hat gesagt: „Nur der lebt, o Nanak, dessen Seele sich  mit dem vereint, der das Sprachrohr der Kraft ist, die Wort oder Naam genannt wird, durch die sich Gott zum Ausdruck bringt.“ Wenn ihr für ihn empfänglich werdet, der das Fleisch gewordenen Wort ist, werdet ihr natürlich mehr Leben erhalten.

Wie ich euch gesagte, kann man Spiritualität nicht lernen, sondern nur aufnehmen, wenn man empfänglich wird. Nur durch Liebe könnt ihr empfänglich werden. ein Liebender bleibt auch unter Tausenden von Menschen ganz allein, weil all seine Aufmerksamkeit auf den Meister gerichtet ist, mit dem er sich ausschließlich beschäftigt. Nur so könnt ihr Empfänglichkeit entwickeln. Wenn ihr empfänglich werdet, erhaltet ihr mein Leben. Durch intellektuellen Gespräche versteht ihr nur, was mit ‚Brot des Lebens‘ gemeint ist und nicht versteht. es gibt im Sanskrit das Wort ‚Upasna‘. Upasna bedeutet ‚bei einem Meister sein‘. Nichts steht zwischen euch und dem Meister. Er ist vollkommen bewußt und auch ihr seid bewußte Wesen. Bewußte Wesen sollten nichts zwischen sich haben – außer vielleicht den physischen Körper, die nach außen fließenden Energien oder den Intellekt. Über diese Dinge sollten wir uns erheben und uns mit dem höheren Selbst verbinden. Das können euch nur jene lehren, die von diesem Leben erfüllt sind. Wer nicht mit dem höheren Selbst verbunden ist, kann das Leben nicht erhalten. Wenn ihr dieses Leben erhaltet, werdet ihr zur Wohnstatt aller Tugenden. Durch Selbstprüfung werdet ihr alle Unvollkommenheiten ausmerzen. Ihr versucht zwar diese höheren Tugenden zu entwickeln; aber ihr scheitert dann und wann. Doch wenn ihr dieses Leben in euch erhaltet und dazu die Selbstprüfung beachtet und tagtäglich alle Unvollkommenheiten in  euch ausmerzt, wird eure Verbindung stärker. Wenn ihr für einen Gottmenschen empfänglich werdet, braucht ihr kein Tagebuch oder ähnliches. Ihr werdet das Leben unmittelbar erhalten und wenn ihr es bekommt, löst ihr euch von allem anderen. Am Feuer weicht natürlich alle Kälte. Habt ihn nur wirklich verstanden, was ich euch sagen will? Eben das gibt euch die physische Gegenwart des Meisters.

Wer zum Meister kommt und keine Empfänglichkeit entwickelt, glaubt, daß er durch seine eigenen Bemühungen mehr erreichen wird (einen kleiner Anstoß wird ihm natürlich helfen) – doch durch die Empfänglichkeit lernt ihr mehr, als auf jene andere Weise. Was tut ihr, wenn ihr meditiert? Ihr müßt euch bemühen; aber es sollte eine Bemühung ohne Mühe sein, bei der die Frage: ‚Wer handelt?‘ nicht auftaucht. Ihr solltet alle Hoffnung auf den einen vor euch setzen oder auf die Kraft, die auch in euch wirkt. Die Bücher geben euch Hinweise, aber nicht das, was euch gerade erklärt wird. Kabir sagt, daß es kein Upasna ist, wenn ihr jemandem körperlich nahe seid, aber eure Gedanken in der ganzen Welt umherschweifen. Ihr könnt dann nicht den vollen Nutzen aus der Gegenwart des Meisters schöpfen. Der Meister ist ja nicht der physische Körper. Er hat einen physischen Körper, um durch ihn zu wirken, aber er ist das fleischgewordene Wort. Der Meister gibt euch eine bewußte Verbindung mit der zum Ausdruck kommenden Gotteskraft – dem Licht und dem Tonstrom. Je mehr ihr euch mit dem Licht und dem Tonprinzip im menschlichen Körper verbindet, wo sie sich offenbaren, um so mehr Leben werdet ihr haben. Leben kommt von Leben, und ihr erhaltet es, wenn ihr empfänglich werdet.

Bei der Initiation werdet ihr mit der Kraft verbunden, durch die sich Gott zum Ausdruck bringt. Wenn ihr das täglich übt, dann könnt ihr es entwickeln. Gleichzeitig solltet ihr euch selbst prüfen und alle Unvollkommenheiten ausmerzen. Je mehr ihr euch mit dieser Kraft verbindet, desto mehr Liebe, Weisheit und Leben werdet ihr erhalten. Durch Gespräche und Vorträge beginnt ihr, etwas zu begreifen, aber ihr erhaltet es nicht. Verstehen ist eine Sache – doch dieses Sein, dieses Leben zu erlangen, ist eine ganz andere. Wie ich euch gestern sagte, ist der Satsang eine Schule, in die ihr nicht nur geht, um etwas über die Spiritualität zu lernen, sondern um sie auch zu erhalten. Zuerst begreift ihr, worum es geht. Dann nehmt ihr durch Empfänglichkeit das Leben in euch auf. Das ist ein sehr weites Gebiet. Wenn ihr euch damit befaßt, versteht ihr mehr und mehr und mehr. Über Tausende von Kilometern hinweg seid ihr ihm ganz nah, wenn  ihr empfänglich seid. Daher hat Kabir gesagt: „Der Meister mag jenseits der sieben Meere leben und der Schüler diesseits – wenn er seine Aufmerksamkeit einfach auf den Meister lenkt, ist er genauso gesegnet, als ob er ihm ganz nah wäre.“ Wenn ich beispielsweise Anträge auf Initiation bekomme, schreibe ich zurück: „Gut, gebt ihm die Meditationsanweisungen.“ Die Wort- Kraft stellt die Verbindung her. Unterliegt nie der Täuschung, daß die Person sie herstellt, die die Anweisung übermittelt. Sie ist nur das Gefäß, durch das die Anweisung gegeben werden. Eigentlich könnt ihr die Initiation auch Tausende von Kilometern entfernt erhalten ohne Vermittlung durch jemanden – wenn ihr empfänglich werdet. Aber gewöhnlich verstehen das die Menschen nicht. Deshalb sind einige bevollmächtigt, die Initiationsanweisung zu übermitteln. Tatsächlich wird die Initiation genau in dem Augenblick vollzogen, wo sie genehmigt wird. Das macht das Wort in euch oder der menschliche Pol, in dem sich das Wort vollkommen offenbart.

Versteht ihr jetzt, was ihr beim Satsang lernt – was ihr durch ihn gewinnt? Zuerst muß man auf der Ebene des Verstandes die Theorie begreifen und dann erhält man das Brot des Lebens. Das gibt eurer Seele Stärke. Von der spirituellen Gesundheit hängt das Leben von verstand und Körper ab. Alle Unvollkommenheiten werden von euch abfallen – genau wie die Kälte weicht, wenn ihr am Feuer sitzt. Durch das Hören des Tonstromes wird sich alles Gute in euch sammeln. Durch Hören könnt ihr die Richtung bestimmen, in die ihr gehen müßt. Durch Hören wird euer inneres Auge geöffnet, damit ihr seht, wohin ihr geht. Leider widmen wir diesen Dingen zuwenig Zeit, sondern vergeuden sie nur mit unwichtigen Dingen, würde ich sagen. Wenn ihr etwas verstanden habt, dann handelt entsprechend. Solange ihr nicht verstanden habt, hilft euch der Satsang. Wen ihr etwas begriffen habt, dann lebt danach und seid nur in der Gemeinschaft von einem, der dieses Leben in sich hat. Das wird euch einen Auftrieb geben. wir müssen diese Dinge verstehen und dann danach leben. Wenn ihr nur von Brot redet, könnt ihr euren Hunger nicht stillen – dazu müßt ihr Brot essen. Deshalb sagte Christus: „Ich bin das Brot des Lebens. Dies ist das Brot des Lebens, das vom Himmel kommt. Wer davon ißt, wird leben in Ewigkeit.“ Eßt davon – Er ist natürlich das Brot des Lebens. Er sagte auch: „Eßt mich und trinkt mich.“ Was sollen wir essen? Er ist das fleischgewordene Wort. Je mehr ihr euch mit dem Wort, dem Licht und Ton in euch verbindet und davon erfüllt seid, um so mehr vom Brot des Lebens eßt ihr.

 

 

 

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Das wahre Brot und Wasser des Lebens

 

Was sagen uns die Meister, wenn sie kommen? Sie sagen, daß Gott den Menschen geschaffen hat. Der Mensch hat den physischen Körper und den Intellekt erhalten, aber er ist ein beseelter Körper, eine bewußte Wesenheit, ein Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Auf der weltlichen Ebene ernähren wir den Körper. Wir haben uns körperlich entwickeln, weil wir die richtige Nahrung zu uns genommen haben. Wir haben den Intellekt auf eine hohe Stufe gebracht und viele Dinge dadurch gelernt, wundervolle Erfindungen gemacht und alle Arten von Informationen über diese physische Welt und andere äußere Dinge gesammelt. Dies ist das Brot für den Intellekt. Wir wurden also körperlich und geistig stark, indem wir Körper und Verstand die rechte Nahrung gaben. Doch wir sind bewußte Wesen. Und welche Nahrung haben wir unserer Seele, unserem wahren Selbst gegeben? Lernen und äußeres Wissen ist nur Nahrung für den Verstand, aber nicht für die Seele. Die Seele ist eine bewußte Wesenheit und ihr Brot und Wasser des Lebens kann nur etwas Bewußtes sein. Zuerst müssen wir unser Selbst erkennen. Alle Meister haben das von Anfang an gesagt. Wir können unser Selbst nicht durch Meinungen, Gefühle und Schlußfolgerungen erkennen. Das ist wirklich nur möglich, wenn wir uns durch Selbstanalyse über das Körperbewußtsein erheben, um praktisch zu erkennen, wer wir sind. Wenn wir uns selbst erkennen und uns mit dem allbewußten Gott verbinden – das ist das Brot und Wasser des Lebens für die Seele. Die Bibliotheken sind voll von weltlichen Wissen und äußeren Gelehrtheit. Wenn wir unseren Kopf damit füllen – gut – aber das ist kein Brot für die Seele. Es ist Brot und Wasser für das Wachsen des Verstandes. Das Brot und Wasser des Lebens für die Seele aber ist die bewußte Verbindung mit Gott oder der Überseele. Wer kann sie uns geben? Nur solch ein menschlicher Pol, dessen Seele ganz vergöttlicht ist. Der sich von den Sinneskräften und äußeren Bindungen gelöst hat. Der sich selbst erkannt hat, indem er sich über das Körperbewußtsein erhob und zum Sprachrohr Gottes wurde, der alle Bewußtheit ist.

Gott wohnt natürlich in jedem Herzen, kein Herz ist ohne ihn. Er ist die wirkliche Kraft, die die Seele vom Gemüt und den Sinnen beherrscht wird. wir haben uns mit dem physischen Körper und der äußeren Umgebung so sehr identifiziert, daß wir unser Selbst vergessen haben. Wenn wir uns nicht selbst kennen – wie können wir da die Überseele erkennen? Der meister ist ein Mensch wie wir und natürlich genauso geboren. Er hat den gleichen Körper, die gleichen Sinneskräfte und den Verstand; aber durch tatsächliches Erheben über das Körperbewußtsein hat er sein Selbst davon getrennt. Er kennt sich selbst und ist mit der Überseele verbunden. Er ist zum Sprachrohr Gottes geworden. Er ist fähig, unsere Aufmerksamkeit von außen und den nach außen fließenden Energien zurückzuziehen, indem er sie über die intellektuelle Ebene erhebt und ihr bewußte Verbindung mit der Überseele oder Gott gewährt. Solch ein Mensch wird im wahren Sinne des Wortes ein Heiliger oder Meister genannt. Wann immer sie in die Welt gekommen sind, haben die Meister dieses Brot des Lebens an die Menschen verteilt. Der menschliche Körper ist die höchste Stufe der ganzen Schöpfung. Allein in ihm können wir unser Selbst erkennen und eine bewußte Verbindung mit Gott erlangen. Kein Menschensohn kann uns das geben, was uns der Meister schenkt. Er kommt mit einem göttlichen Auftrag in die Welt. Die meister haben davon von Zeit zu Zeit in ihrer Sprache gesprochen. Wer mit einem Meister in Verbindung kommt, erkennt wirklich und sieht wirklich, was er uns gibt. das, was uns der Meister gibt, vermag uns niemand sonst zu geben. Welche Kraft in ihm gibt diese Gaben? Der in ihm offenbarte Gott. Ihr erinnert euch vielleicht an die Geschichte in der Bibel, wo Christus die Samariterin um wasser bittet. Aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus dachte sie, warum sollte Christus, der einer höheren Gesellschaftsschicht angehörte, sie um Wasser bitten; und so gab sie ihm keines. Darauf sagte Christus zu ihr: „Wer von diesem Wasser trinken wird, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, der in das ewige Leben quillt.“ Er sagte auch: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit.“

Was ist dieses Brot oder Wasser des Lebens? Es ist die zum Ausdruck kommende Gotteskraft, die sich zweifach offenbart – einmal als Licht und zum anderen als Tonprinzip. Man kennt sie auch als Sphärenmusik oder Musik aller Harmonien. Alle früheren Meister haben sich darauf bezogen, ganz gleich, wo sie lebten. Dieses Brot und Wasser des Lebens kann also nur einer geben, der das fleischgewordene Wort ist. Er wirkt natürlich im menschlichen Körper, aber seine Seele hat am Brot und Wasser des Lebens teil. Das gibt er anderen, denn das Leben des Geistes und Körpers hängt von der spirituellen Gesundheit ab. Niemand auf der Welt außer ihm, der zum bewußten Mitarbeiter am göttlichen Plan und das Sprachrohr Gottes geworden ist, kann uns das schenken. Dieses Brot des Lebens ist also bereits in uns, aber wir können es nicht kosten, weil die Aufmerksamkeit, die der äußere Ausdruck der Seele ist, vom Gemüt beherrscht wird. Das Gemüt wiederum wird von den nach außen fließenden Energien beherrscht, die uns in die Welt und zum physischen Körper hinziehen. Wir haben uns so sehr damit identifiziert, daß wir unser Selbst vergessen haben. Durch die Gnade des Meisters erhalten wir eine Erfahrung, wie man die Welt draußen eine Zeitlang vergißt, sich über das Körperbewußtsein erhebt und das innere Auge, das Einzelauge öffnet, um das Licht Gottes zu sehen und die Stimme Gottes zu hören. Christus sagte: „Ihr seht, was die Propheten nicht sahen; und ihr hört, was die Propheten nicht hörten.“ Diese Gabe schenkt uns ein Meister.

Äußeres Wissen aus Büchereien oder die Worte früherer Meister wird euch nicht zum Meister machen. Wenn euer Kopf zur Bücherei wird, werdet ihr nur äußeres Wissen von den Lehren der Meister haben. Wenn ihr Wasser trinkt, ist euer Durst für eine Zeitlang gestillt, aber ihr habt nicht das wasser des Lebens erhalten. Es heißt, daß ein Apfel täglich den Arzt fernhält. Ihr habt gelernt, daß der Apfel Herz und Gehirn stärkt. Wenn einer regelmäßig davon ißt, braucht er keinen Arzt. Ihr habt von dem Apfel des Lebens gehört, aber leider habt ihr bisher nicht davon gegessen. Was wir wissen oder tun, geschieht nur auf der Ebene des Intellekt. Das Wissen in eurem Kopf mag euch eine gewisse intellektuelle Befriedigung verschaffen – aber das Brot des Lebens für die Seele ist es nicht. Wer mit der Gotteskraft in sich verbunden ist, der wird das fleischgewordene Wort genannt. Alle Meister sagen das gleiche – natürlich in ihrer eigenen Sprache. Das wirkliche Wasser des Lebens, das der Ursprung allen Glücks, alle Tugenden und allen Friedens ist, kann man nur von einem Meister erhalten. Es wird euch ewiges Leben geben. Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden, aber in ihm zu streben ist eine Sünde. Wir hängen nur an der Schale der dinge, dringen aber nicht zu ihrem Kern vor. Das führt zu Streit zwischen den Menschen und Ländern. Ihr erhaltet dieses ewige Leben, wenn euch einer, der fleischgewordenes Wort ist, das Wasser des Lebens zu trinken gibt. Wenn ihr den Geist stärkt, werdet ihr spirituell stark; und von unserer spirituellen Gesundheit hängt das Leben von Gemüt und Körper ab. Das schenken uns die Meister, wenn sie kommen.

Guru Amar Das wurde gefragt, was denn der Meister gäbe. Er sagte: „Der Meister wirkt durch seine Augen heilend auf die Augen anderer ein – und sie sehen das Licht.“ Das dritte Auge wird sich nur öffnen und das Licht Gottes sehen, wenn sich die Seele von außen und den nach außen fließenden Energien zurückzieht und sich über das Körperbewußtsein erhebt. Christus sagte: „Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib Licht sein.“ Das waren die Grundlehren aller früheren Meister. Ihre Lehren hatten zwei Seiten – eine äußere und eine innere. Sie gaben das Brot und das Wasser des Lebens. Sie waren das Sprachrohr Gottes. Christus sagte: „Ich rede, was mein Vater mir eingibt. Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Das haben alle Meister gesagt. Guru Nanak sagte: „Ich sage, was Gott mich sagen heißt; ich spreche, wie es von oben kommt. Ich bin einfach sein Sprachrohr.“ Solch ein menschlicher Körper, in dem sich Gott offenbart, wird Heiliger oder Meister genannt. Er schenkt euch, was euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Das kann euch kein Menschensohn und kein Verstandesmensch geben. Das also geben uns die Meister, wenn sie kommen.

Obwohl Bücher auf diese Tatsache hinweisen, erklären sie diese leider nicht genau. Sie weisen zwar daraufhin – doch wer kann uns den wahren Sinn des Gesagten vermitteln? Das kann nur einer, der es in seinem Leben verwirklicht hat. Er erklärt kurz und bündig mit wenigen Worten. Versteht ihr nun, was der Meister uns gibt? Er ist vom Elixier des Lebens berauscht: und wer immer zu ihm kommt, erhält auch eine Schale des Elixier. Die Kompetenz des Meisters liegt nicht im Übermitteln von Theorien und Lehrstunden oder im Erklären dessen, was frühere Meister gesagt haben; sondern darin, euch zunächst die Theorie zu erklären und dann ihre Richtigkeit durch eine wirkliche Erfahrung zu beweisen. Darin liegt die wahre Größe des Meisters. Dies ist also das Brot und Wasser des Lebens, das uns die Meister in der Vergangenheit gaben. Die Gemeinschaften, die aus ihren Lehren hervorgingen, hatten den Sinn, mehr Menschen an diesem Brot des Lebens teilhaben zu lassen. Solange der wahre Gott im Menschen oder Mensch in Gott unter ihnen war, erfreuten sie sich dieses Vorrechts. Als die Gemeinschaften solche Persönlichkeiten oder menschliche Körper, in denen Gott wirkt, entbehrten, erstarrten sie allmählich; und diese Erstarrung führte zur Entartung. Ein Intellektueller kann euch all das mit Worten sagen, aber er kann es nicht beweisen und euch keine Schale dieses Elixiers überreichen, indem er euch ein Anfangskapital gibt. Viele sogenannte Meister werben für sich, aber sie geben nur die Theorie. Sie lassen euch dieses oder jenes Mantra oder Wort wiederholen. Das allein genügt nicht. Unser Meister sagte manchmal: „Jedes kleine Mädchen am Spinnrad kann euch die fünf Worte geben. Das bedeutet gar nichts. Nur die Erfahrung zählt.“ Die Größe des Meisters liegt in der Tatsache, daß er fähig ist, euch ein Kapital zu geben, mit dem ihr beginnen könnt; indem er eure  Aufmerksamkeit von außen zurückzieht und über das Körperbewußtsein erhebt. Er öffnet euer inneres Auge, damit ihr das Licht Gottes seht und die Stimme Gottes hört – sei es nur ein wenig oder mehr. das hängt vom Hintergrund jedes einzelnen ab. Aber ihr braucht etwas, mit dem ihr beginnen könnt. Wer das Brot und das Wasser des Lebens zu geben vermag, wird ein Heiliger genannt. Darum wurden die Meister in den heiligen Schriften so hoch geehrt, ganz gleich, in welchem Land sie lebten. es ist ein großer Segen, einen solchen Meister zu finden.

 

 

 

 

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Das Einzelauge oder Dritte Auge

 

Christus sagte: „Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, als daß du zwei Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen.“ Jeder hat zwei Augen im Kopf. Sie wirken seit unserer Geburt. Und wir wirken unser ganzes Leben auf der Ebene dieser zwei Augen. Über achtzig Prozent aller äußeren Eindrücke nehmen wir durch die Augen auf. Wer nur auf der Ebene der zwei Augen wirkt, nimmt entweder gute oder schlechte Eindrücke auf. Gute Eindrücke haben gute und schlechte Eindrücke schlechte Handlungen zur Folge. Denn von jenen Eindrücken, die sich unserem Herzen einprägen, wird es bewegt. Wir führen ein sehr oberflächliches Leben. Die Meister sagen uns, daß es auch ein anderes Auge gibt, das unterschiedlich als Drittes Auge, Einzelauge oder ‚shiv netra‘ bezeichnet wird. Wenn ihr dieses Dritte Auge nicht öffnet – das nur geöffnet werden kann, solange ihr im menschlichen Körper lebt – steht ihr nirgendwo. Es ist das Auge der Seele – nicht das des Verstandes oder der Sinneskräfte. Wir sind beseelte Körper, bewußte Wesenheiten, die durch das Gemüt und die Sinne wirken. Das innere Auge öffnet sich, wenn unsere Seele, deren äußerer Ausdrücke Aufmerksamkeit genannt wird, zu ihrem Sitz im Körper hinter den beiden Augen zurückgezogen wird. Jetzt wirkt die Aufmerksamkeit auf der Ebene der Augen durch das Gemüt und die Sinne. Wir haben uns mit dem Körper identifiziert und uns selbst vergessen. Wir können nicht erkennen, wer wir wirklich sind, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nicht von außen zurückziehen und über die Ebene der Sinne erheben, die in Höhe der Augen enden. Zur Zeit des Todes gelangen wir dorthin. Deshalb heißt es: „Wer in die Mysterien des Jenseits initiiert ist, dessen Seele macht beim Verlassen des Körpers und der Sinne die gleiche Erfahrung, die sie zur Zeit des Todes gewinnt.“ Dieses innere Auge öffnet sich nur, wenn die Aufmerksamkeit von außen zurückgezogen und dann über die Sinnenebene zum Sitz der Seele im Körper hinter den beiden Augen erhoben. Dort verläßt der Mensch zur Zeit des Todes den Körper. Kabir sagt: „Richte nur deine Aufmerksamkeit auf den Sitz der Seele, der über den Sinnen liegt.“ Wenn eure ganze Aufmerksamkeit diesen Punkt erreicht, dann öffnet sich das innere Auge. Dieses innere Auge ist in uns allen. Daher heißt es, es sei besser, einäugig zum Leben einzugehen, als zwei Augen zu haben, die uns in die Hölle bringen.

Das wurde euch nun ganz genau erklärt. Wenn ihr es allein könnt – schön und gut. Wenn nicht, dann sucht die Hilfe von einem, der kompetent ist, es für euch zu tun. Äußere Sadhans  wie Japas und Mantras und andere Übungen auf der Sinnesebene kann jeder mit ein wenig Mühe lehren. Doch ich würde sagen, um wahres Wissen zu erlangen, müssen wir unsere Aufmerksamkeiten von außen zurückziehen und sie über die Sinnesebene erheben, die in Höhe der Augen endet, wodurch das innere Auge geöffnet wird. Wenn dieses Auge geöffnet ist, sehen wir die wirkende Gotteskraft, die sich als Licht und Tonprinzip offenbart. Um euch ein Beispiel zu geben: wenn eine Henne ein Ei ausbrütet, erzeugt sie Wärme in sich. Diese Wärme überträgt sich auf das Ei und das Küken wird im Ei geboren. Es ist aber durch die äußere Umhüllung der Schale vollständig eingeschlossen. Da sagt die Henne: „Schau, Kind, draußen scheint die Sonne, da sind Felder und Täler.“ Das Kind sagt: „Mutter, das kann schon sein, aber hier ist es ganz dunkel.“ Was tut die Henne? Sie pickt einfach mit dem Schnabel ganz zart auf die Schale, bis diese zerbricht und das Küken frei ist.

„Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib licht sein.“ Wißt ihr, was das bedeutet? Es ist eine Erfahrung, ein Beweis, daß ihr das Licht Gottes in euch seht, wenn sich das dritte Auge öffnet. Um euch ein anderes Beispiel zu geben: nehmt an, in einem Haus sind hundert Stufen, und ein Mann steigt dreißig, vierzig, fünfzig oder sechzig Stufen hinauf, aber er sieht noch immer kein Licht. Wenn er sich dem Dach nähert, sieht er einen Lichtschein. Wenn er das Dach erreicht, sieht er Licht. Das sind nur die ersten Schritte, die euch zeigen, daß das innere Auge geöffnet ist. Das können wir nur im menschlichen Körper, den wir durch die Gnade Gottes erhalten haben. Wenn es in Strömen regnet, wird die ganze Welt überflutet. Ähnlich bringt der wahre Meister das ‚Wasser des Lebens‘ mit sich, wenn er kommt. Ich gebrauche das Wort ‚wahr‘, weil so viele Meister die Welt überschwemmen. Sie geben euch nur etwas auf der Sinnesebene. Ihr drittes Auge ist nicht geöffnet, und sie können es such anderen nicht öffnen. Die Größe eines wahren Meisters besteht darin, daß er sein inneres Auge geöffnet hat und auch andere sehend machen kann. Unser Meister sagte immer: „Was hat es für einen Sinn, die fünf Namen, fünf Mantras oder sonst etwas Äußeres zu geben? Die kann euch jedes kleine Mädchen am Spinnrad sagen.“ Wie man ein äußeres Ritual durchführt, kann jeder mit ein wenig Übung lernen. Aber uns über das Körperbewußtsein erheben und das Einzelauge öffnen kann nur einer, der kompetent ist. Er wird euch in Meditation versetzen, und dann seht ihr das Licht. Je genauer ihr seine Anweisungen befolgt, um so mehr Licht werdet ihr sehen. Auch ein Blinder hat das dritte Auge. Bei meiner ersten reise in den Westen im Jahre 1955 besuchte ich auch Los Angeles. Während der Morgenmeditation war ein blinder Arzt zugegen. Er setzte sich zur Meditation und sah Licht. Die Meister geben den Blinden Licht. In den Augen der Meister sind wir alle blind. Sie sehen, daß unser Drittes Auge nicht geöffnet ist. Kabir sagt: „Ich sehe, daß alle blind sind.“ Wer ist nicht blind? Jener, der das Licht Gottes im Inneren sieht – dessen Drittes Auge geöffnet ist. Versteht ihr nun wirklich, was ich damit sagen will? Wenn Meister kommen, überfluten sie die Welt. Ihre Strahlung durchdringt uns und die ganze Welt wird mit dem ‚Wasser des Lebens‘ überflutet. Kabir sagt: „Von den Meistern strömt das Wasser des Lebens in Fülle aus. Die Menschen können davon nehmen, soviel sie wollen.“

Wenn ihr zur Zeit des Todes den Körper verlaßt, werdet ihr Reue empfinden. Ihr solltet sterben, während ihr noch lebt, und das könnt ihr nur im menschlichen Körper und zu Füßen eines kompetenten Meisters, dessen inneres Auge geöffnet ist und der es anderen öffnen kann. Auch ein Blinder hat das Dritte Auge. Wer außen kein Licht erblickt, sieht es im Inneren, wenn das innere Auge geöffnet ist. Dieses Auge öffnet sich nur, wenn ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt. Das heißt, von neuem geboren zu werden. ‚Es sei denn, daß ihr von neuem geboren werdet, so könnt ihr nicht in das Reich Gottes eingehen.‘ ‚Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnt.‘ Zur Zeit des Todes wird eure Seele von außen und von den Sinnen zurückgezogen. Sie erhebt sich zum Sitz der Seele hinter den Augen. Wenn sich dieser Vorgang während des Lebens vollzieht, wird euer inneres Auge geöffnet und sieht das jenseitige Licht. Alle Herrlichkeit liegt in euch. Wenn die Meister kommen, überfluten sie die Welt mit Spiritualität. Es ist hohe Zeit, daß ihr soviel davon nehmt, wir ihr könnt. Das ist der wahre Reichtum, den ihr erwerben könnt, solange ihr im menschlichen Körper seid. Jeder andere Reichtum bleibt hier im dem Körper zurück. Wenn die Meister kommen, rufen sie uns zu: „Ihr Menschen, jetzt ist die Zeit. Macht den besten Gebrauch davon. Das Wasser des Lebens fließt in Fülle. Nehmt, soviel ihr könnt – es wird euch frei gewährt.“ Ihr müßt nur ein wenig Hingabe, ein wenig Empfänglichkeit entwickeln. Ob ihr nahe bei ihm oder fern von ihm lebt – das macht überhaupt keinen Unterschied.

Warum sind wir begünstigt, den menschlichen Körper zu haben? Weil wir nur im menschlichen Körper das innere Auge öffnen können. Wenn euer Auge geöffnet wird, erfreut ihr euch des Jenseits noch diesem Leben. Ihr solltet noch hier eure Ausbildung abschließen, dann kommt sie euch auch nach Verlassen des Körpers zugute. Wenn ihr bis jetzt nichts gelernt habt, wie könnt ihr dann nach dem Verlassen des Körpers gebildet sein? Unser Meister hat immer gesagt: „Wer im Leben Gelehrtheit erwirbt, bleibt auch nach Verlassen des Körpers gelehrt. Wer hier nichts gelernt hat – wie kann er dann im Jenseits gebildet sein?“ Versteht ihr jetzt, warum die Meister so sehr verehrt werden? Nicht die sogenannten Meister, von denen die Welt überschwemmt ist. Wenn ihre eigenen Augen nicht geöffnet sind, dann können sie auch die Augen anderer nicht öffnen. So weiterzumachen wie bisher, hat keinen Sinn. Sonst bleibt ihr die ganze Zeit auf der Ebene der Augen oder der Sinne. Wenn ihr euch also selbst erheben könnt – schön und gut. Mehr ist nicht nötig. Wenn nicht, dann kann euch einer helfen, dessen Auge geöffnet ist und der euch etwas gibt, ein Anfangskapital, mit dem ihr das Licht Gottes zu sehen beginnt. Jetzt werdet ihr zu schätzen wissen, wie schön der Rat ist: „Es ist besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, denn daß du zwei Augen habest in das höllische Feuer.“

Wenn die Meister kommen, sagen sie das gleiche, wenn sie auch in ihrer eigenen Sprache sprechen. Die ganze Welt befindet sich auf der Ebene der Gefühle und Empfindungen oder auf der ebene des Verstandes und der Schlußfolgerung. Sie sehen nicht. Gefühle, Empfindungen und Schlußfolgerungen unterliegen alle dem Irrtum. Sehen steht über allem. Das sagen jene, die sehen. Deshalb heißt es: „Hört auf die Worte des Meisters. Er sagt, was er sieht und er kann andere sehend machen.“ Bücher können diese knappen, einfachen Worte nicht erklären, die den Nagel auf den Kopf treffen und dem gesunden Menschenverstand entsprechen. Unser inneres Auge ist geschlossen, aber es ist da und kann geöffnet werden. Warum können wir es nicht selbst öffnen? Weil sich unsere Seele mit dem Gemüt verbunden hat und so zum ‚jiva‘ geworden ist, der sich durch die äußeren Eindrücke der Sinne so sehr mit dem Körper und der äußeren Welt identifizierte, daß er seine wahre Natur vergessen hat. Auch wenn er jahrelang alle Methoden äußerer Verehrung anwenden und sie zur Meditation auf der Sinnen- oder Augenebene gebrauchen würde, könnte er sich nicht nach oben erheben. Wenn er es aus eigener Anstrengung vermag – schön und gut. Wenn nicht, dann sollte er sich von einem helfen lassen, dessen inneres Auge geöffnet ist und der kompetent ist, es anderen zu öffnen.

 

 

 

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Wie man Empfänglichkeit entwickelt – II

 

Wenn ihr eine Ausbildung wollt, müßt ihr in jedem Fall auf eine Schule oder Universität gehen. Wenn ihr Medikamente braucht, geht ihr zum Arzt. Ähnlich geht ihr in ein Bekleidungsgeschäft, wenn ihr Kleidung wollt. Und wenn ihr Gott finden wollt, müßt ihr zu einem wahren Heiligen oder Meister gehen. Was ist ein Meister? Er ist das fleischgewordene Wort, das unter uns wohnt. Gott ist überall, aber im Meister ist er offenbart. Die Gemeinschaft mit Sat wird Satsang genannt. Sat ist unwandelbare Dauer. Es ist ewig seiend. Wenn sich unsere Seele durch den Prozeß der Selbstanalyse von Gemüt, Materie und den Sinnen befreit, erkennt sie die kontrollierende Kraft, die bereits in uns ist und uns im Körper überwacht. Diese beherrschende Kraft oder Gott ist in jedem von uns. Aber unsere Seelen haben sich mit Gemüt und Sinnen so sehr identifiziert, daß wir uns selbst und die Überseele oder Gott vergessen haben. Doch eine Seele, die sich durch Selbstanalyse und Erheben über das Körperbewußtsein selbst erkannt hat, sieht Gott, so wie ich euch sehe und ihr mich. Solch ein Mensch wird Meister oder Heiliger genannt.  Wo immer er sitzt, da ist eine Ausstrahlung. Sie dringt aus jeder Pore seines Körpers, aber offenbart sich besonders durch seine Augen. Die Augen sind die Fenster der Seele. Seine Seele ist von der Liebe zu Gott berauscht und wenn ihr in seine Augen schaut, nehmt ihr diese Ausstrahlung auf.

Wenn ihr die Gemeinschaft mit einem Heiligen wirklich nutzen wollt, müßt ihr rein sein. Wenn ihr zu einem Meister geht, solltet ihr alles vergessen. Vergeßt, was um euch ist und wer neben euch sitzt. Richtet eure ganze Aufmerksamkeit auf die Augen des Meisters, in denen seine Seele strahlt. Ihr müßt empfänglich werden, wenn ihr den vollen Nutzen aus der Gemeinschaft mit einem Heiligen ziehen wollt. Jene, die dem Meister nahe kommen und ihre Gedanken von einem zum anderen schweifen und fortwährend kleine Wellen auf dem See ihres Gemüts entstehen lassen, können keine Empfänglichkeit entwickeln. Sie können nicht den vollen Segen von der Ausstrahlung des Meisters haben, die von seinem ganzen Körper und besonders von den Augen ausgeht. Selbst Tausende von Kilometern entfernt könnt ihr diesen Segen erhalten. Im Radio hört ihr über weite Entfernung, was jemand sagt. Durch das Fernsehen seht ihr auch, wer spricht. Das Wort ist überall. Wort oder Naam oder Shabd – das ist ein und dasselbe. Die Schwingung eines Menschen, in dem sich das Wort offenbart, breitet sich über die ganze Welt aus. Wer Gemüt und Intellekt zur Ruhe bringt, wird empfänglich und ist wirklich gesegnet. Kabir sagt: „Wenn der Meister Tausende von Kilometern jenseits des Meeres lebt und der Schüler diesseits, so braucht er  nur seine Aufmerksamkeit auf den Meister zu richten.“ Das Wort ist überall, ihr braucht nur empfänglich zu werden. Wenn ihr empfänglich werdet, wird euch der volle Segen des Satsangs zuteil. Wenn ihr also Gott finden wollt, dann geht zu einem Meister. Laßt nichts zwischen euch und dem Meister stehen, nicht einmal seinen Körper. Wenn ihr euch mit eurer ganzen Aufmerksamkeit in die Augen des Meisters vertieft, werdet ihr seine ganze Ausstrahlung aufnehmen und beseligende Berauschung erfahren. das ist der einfachste und schnellste Weg, den besten Nutzen aus der Gemeinschaft mit einem Heiligen zu ziehen. Wenn ihr empfänglich werdet, erhaltet ihr eine höhere Berauschung. Ihr werdet die Welt vergessen. Wenn ihr empfänglich werdet, gibt euch das Jenseits eine weitaus größere Freude und Seligkeit als die äußeren Dinge. Wir sind bewußte Wesen und sollten für das Wort oder Naam, das sich als Licht und Ton offenbart, empfänglich werden oder uns damit verbinden. Je mehr ihr euch mit dem Wort oder Naam verbindet, desto mehr Seligkeit und Berauschung werdet ihr, verglichen mit irgend etwas Äußerem, erfahren. das Gemüt wird ruhig.

Die Upanishaden sagen: „Was ist das, durch dessen Erhalt du nichts anderes mehr brauchst?“ Es ist die Verbindung mit dem Licht und dem Tonstrom des fleischgewordenes Wortes. Die Gemeinschaft mit einem, der das fleischgewordene Wort ist, wird also Satsang genannt. Dort könnt ihr die Ausstrahlung Gottes erfahren – selbst über Tausende von Kilometern hinweg, wenn ihr empfänglich werdet. Deshalb sagt Maulana Rumi: „Auch wenn ihr nur zwanzig Minuten bei einem Heiligen sein könnt, so gibt euch diese kurze Zeit weitaus mehr als Jahrtausende ehrlicher Bußübungen.“ Wenn das Feuer brennt, setzt euch dazu. Wenn das Feuer auflodert, wird alles verbrannt (das heißt, es ist weit wirksamer und einfacher, unsere Sünden durch die Gemeinschaft mit dem Meister wegbrennen zu lassen als durch Bußübungen). Wenn sich das Wort irgendwo offenbart und ihr dafür empfänglich werdet, kommt euer Gemüt zur Ruhe. Dann könnt ihr euch selbst und auch Gott in ihm widerspiegeln. Das einzige, was zwischen Gott und euch selbst, ist das Gemüt. Ihr braucht nichts äußeres in euch aufzunehmen. er ist bereits in euch. Wenn die stürmische wogen des Gemüts geglättet sind, könnt ihr euer wahres Gesicht darin sehen. versteht ihr nun, wie ihr den vollen Nutzen aus der Gemeinschaft mit dem Meister ziehen könnt?

Gott findet man weder in Büchern, da sie nur von ihm berichten, noch in den steinernen Tempeln von Menschenhand. Dort versammeln wir uns nur, um zu Gott zu beten oder ihm für alles zu danken, was er uns gegeben hat. Er wohnt in euch. Der Körper ist der wahre Tempel Gottes. Wenn ihr das verstanden habt, wo sucht ihr Ihn dann wohl? Zuerst in euch selbst. Zieht euch von außen zurück und erhebt euch zum Sitz der Seele hinter den Augen. Wenn ihr euch dort konzentriert, wird euer inneres Auge geöffnet und ihr seht Gott in euch. Aber ihr könnt seine Ausstrahlung auch dort erhalten, wo er bereits offenbart ist. wenn ihr nur kurze Zeit bei einem menschlichen Körper seid, in dem sich Gott offenbart, werdet ihr schneller fortschreiten. Deshalb wird in allen heiligen Schriften mit so großer Hochachtung vom Satsang oder der Gemeinschaft mit einem Heiligen gesprochen. Durch diese Ausstrahlung wird eure Entwicklung beschleunigt. Die gleiche Gotteskraft ist in euch, aber sie schläft noch. Sie wird bei der Initiation erweckt und erhält dann durch die Ausstrahlung des Meisters weiteren Auftrieb. Deshalb heißt es: „Wenn ein gefühlvoller Blick eines Heiligen in eure Seele strahlt, erhebt er euch zu eurem Selbst, und ihr seht das Licht Gottes in euch.“ ein einziger gnadeverströmender Blick des Meisters genügt. Er gibt uns Auftrieb. Das ist gemeint, wenn es heißt: „Je mehr ihr in der Gemeinschaft eines Heiligen seid, um so besser für euch.“ Je empfänglicher ihr werdet, indem ihr ihm nahe seid, um so gesegneter werdet ihr sein. Nur zu kommen und wieder zu gehen ist nicht genug. Erst die Empfänglichkeit gibt euch wesentlichen Gewinn. Je mehr Zeit in der Gemeinschaft eines Heiligen  verbringt, desto besser ist es. Selbst wenn ihr nicht direkt bei ihm seid, könnt ihr, wenn ihr Empfänglichkeit entwickelt, auch sehr weit weg in eurer Wohnung, durch ihn gesegnet sein. Diese Empfänglichkeit entsteht nur, wenn sich nichts mehr zwischen euch und dem Meister befindet, auch wenn ihr Tausende von Kilometern entfernt seid. Nichts sollte zwischen euch und dem Meister stehen, weder weltliche Dinge noch euer Körper oder Gemüt. Setzt euch in liebevollem Gedenken nieder, und ihr werdet Empfänglichkeit entwickeln. Natürlich darf man den Wert der direkten Gemeinschaft mit dem Meister nicht unterschätzen. Je empfänglicher ihr ihm gegenüber werdet, desto mehr werdet ihr von ihm haben; und diese Empfänglichkeit könnt ihr auch entwickeln, wenn ihr von ihm weit entfernt seid. Nur wenn ihr sie entwickelt habt, könnt ihr auch aus der Ferne Nutzen ziehen. Wenn ihr ihn von Angesicht zu Angesicht seht, nehmt ihr die Ausstrahlung direkt auf und das gibt euch natürlich Kraft. Wenn ihr Empfänglichkeit entwickelt, dann könnt ihr sie auch Tausende von Kilometern hinweg erhalten.

Wenn jemand um Initiation bittet, gebe ich einfach die Erlaubnis und weise den Repräsentanten an: „Gut, laß ihn meditieren.“ wem diese Meditation gewährt wird, der erhält die gleiche Erfahrung wie in direktem Kontakt. das bewirkt Shabd oder das Wort, das überall ist. Ich denke nun, daß ihr euch darüber im klaren seid, daß ihr größeren Nutzen haben könnt, wenn ihr empfänglich werdet. Je mehr Zeit ihr direkt mit ihm verbunden seid, desto besser. Wenn nicht – weil das nicht vierundzwanzig Stunden am Tag möglich ist – entwickelt Empfänglichkeit durch Meditation bei euch zu Hause.  Wenn sie entwickelt ist, dann erfreut ihr euch an ihm, wohin ihr auch geht. Das Wort durchdringt alles. Es vibriert im ganzen Universum und ist besonders im fleischgewordenen Wort konzentriert. Eine Schwingung, die von ihm ausgeht, setzt sich durch das ganze Universum fort. Ihr müßt nur dafür empfänglich werden – das ist alles. Dann spielt es auch keine Rolle, ob jemand hier sitzt oder weit entfernt ist. Es ist nur eine Sache der Aufmerksamkeit oder Empfänglichkeit für das Wort oder Shabd, das alles durchdringt. Wo es sich offenbart, von dort strahlt es aus, und diese Schwingung durchdringt die ganze Welt. Wißt ihr jetzt, was der Meister wirklich ist? Von solchen Meistern sprechen alle Schriften.

 

 

 

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Liebe im Gegensatz zu Verhaftetsein

 

 Liebe – dieses Wort hören wir aus aller Munde. Aber was ist Liebe? Gott ist Liebe und unsere Seele ist ihm wesensgleich. Wir sind auch verkörperte Liebe. Die Liebe ist unserer Seele eingeboren. Sie strahlt aus und sollte mit der Überseele verbunden werden, die wir Gott oder Paramatma nennen. Anstatt aber unsere Seele mit Gott zu verbinden, haben wir sie an beseelte Körper gebunden, und das nennt man Verhaftetsein. Liebe ist das, was innen überfließt und euch selbstvergessen macht. Das ist ein Kriterium, um Liebe von Verhaftetsein zu unterscheiden. Von dieser Liebe wird in den Schriften gesprochen. In der Regel sollte unsere Seele also Gott lieben. Gott wohnt in jedem Herzen. Er ist die kontrollierende Kraft in uns. Wenn sich unsere Seele von Gemüt, Materie und Sinnen befreit hat, wird sie sich zu ihrem eigentlichen Ursprung, von dem sie ausgegangen ist, erheben. Wenn man eine Kerze anzündet, strebt die Flamme nach oben – selbst wenn man sie nach unten hält. So sollte sich die Liebe der Seele zur Überseele erheben. Wenn sie an den Körper und den Sinnen gebunden bleibt, so ist das keine Liebe, sondern Verhaftetsein. Das ist der Unterschied zwischen den beiden.

Ihr könnt Gott, den ihr nicht gesehen habt, nur lieben, wenn ihr euch auf seine Ebene erhebt. Was müßt ihr also tun, wenn ihr Gott lieben wollt, während ihr im Körper seid? Ihr müßt euch über das Körperbewußtsein erheben oder mit einem in Verbindung kommen, in dem sich die Gotteskraft offenbart und dessen Seele vor Liebe und Berauschung überfließt. Ihr solltet immer in die Augen des Meisters schauen. Die Augen sind die Fenster der Seele. In welche Farbe eine Seele auch gefärbt ist, diese Ausstrahlung wirkt auf uns ein. Ist es Gottesliebe und Berauschung, werdet ihr durch die Augen dafür empfänglich werden. Das wird euch Auftrieb geben und ihr werdet euren Körper vergessen. Wenn die Liebe euch im Körper und an ihn gebunden hält, so ist das nicht Liebe, sondern Verhaftetsein. Das ist der Unterschied zwischen beiden.

 Die Seele ist vom selben Wesen wie Gott – ein Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott. Diese kontrollierende Kraft wohnt in jedem Herzen. Schaut ihr von dieser Ebene aus, gibt es kein Verhaftetsein. Ich erzählte euch eben eine Geschichte, die dafür als Beispiel dient. Gott traf Moses und sagte zu ihm: „Moses, ich hatte seht starkes Fieber, ich war krank und lag im Bett, und du hast dich nicht um mich gekümmert.“ Moses fragte: „Gott, wie kannst du krank sein?“ „Ja, ich war krank. Jenen Mann, der mich liebt, hast du nie besucht und nach seinen Bedürfnissen gefragt. Wenn du mich liebtest, hättest du ihm geholfen. Liebe kennt Dienen und Opfern; und du hättest mir damit gedient.“ Seht, Gott wohnt in jedem Herzen. Was wir Liebe nennen, ist nicht Liebe, sondern Verhaftetsein und entspringt der Selbstsucht oder den Sinnen, die euch nach außen ziehen und im Körper halten.

Wenn ihr Gott liebt, wird euch die Verbindung mit der Seele von einem, der von Liebe erfüllt ist, Auftrieb geben. Diese Liebe wird euch nach oben ziehen. Ihr werdet euren Körper und die Umwelt vergessen. Die Meister sagen: „Immer, wenn ich den Meister sehe, vergesse ich alles – Intellekt, Körper und Umwelt.“ eine Liebe, die ihr zwar Liebe nennt, die euch aber im Körper hält, ist nicht Liebe, sondern Verhaftetsein. Was Liebe ist, erkennt ihr, wenn ihr in die Augen von einem schaut, der euch nach oben zieht und euch hilft, den Körper zu vergessen. Deshalb rate ich immer: „Schaut nicht in die Augen anderer – es sei denn, in die des Meisters.“ Sonst kann uns Begierde ergreifen. Sie greift uns durch die Augen an. Wenn ihr in die Augen anderer Menschen schaut, die von Lust oder anderen niederen Neigungen erfüllt sind, nehmt ihr ihren Einfluß durch die Ausstrahlung auf. Schaut nur in die Augen von einem, in dem sich Gott offenbart und ihr werdet gesegnet sein.

Ich denke da an eine Begebenheit im Ramayana- Epos, als Sita von Ravana entführt wurde. Als sie weggeschleppt wurde, fiel ihr Schmuck auf die Erde. Als Rama auf der Suche nach seiner Gemahlin den Schmuck fand, fragte er seinen jüngeren Bruder Laxmann, der ihn begleitete, ob er ihn als den Schmuck seiner Schwägerin erkenne. Laxmann erwiderte, daß er nur den Schmuck von ihren Füßen wiedererkennen könne – nicht aber den von ihrem Haupt. Seht dieses höchste Zeichen von Moral! Er kannte nur den Schmuck an den Füßen von Ramas Gemahlin. Daraus können wir eine Lehre ziehen. Schaut anderen Menschen immer nur auf die Füße, und ihr werdet nie von niederen Impulsen ergriffen. Wenn ihr doch in die Augen von jemand schauen müßt, dann schaut in die Augen des Meisters. welche von Liebe zu Gott erfüllt sind – sonst zieht es euch nach unten. Wenn ihr in seine Augen schaut und alles andere vergeßt – das ist Liebe. Wenn ihr am Körper hängt, besteht immer die Gefahr eines Sturzes. Ich weise euch da auf einen feinen Unterschied hin, der nicht in Büchern steht.

Die Liebe ist also in euch, und wen sie gesammelt ist, fließt sie über. Wenn sie mit der Überseele oder Gott in Verbindung kommt, fließt sie noch mehr über.. Das ist wie bei einem Rohr mit vielen Löchern, aus denen das hindurchfließende Wasser Tropfen für Tropfen verrinnt. Wen ihr jedoch alle Löcher bis auf eines verschließt, dann schießt das Wasser hervor. Jetzt wird unsere Seele ganz vom Gemüt beherrscht, und unsere Liebe ist auf vieles verteilt. Auf unseren Körper, unsere Kinder, unser Geld und auf Name und Ruhm. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit von allem äußeren zurückzieht und sie auf den einen Ausweg lenkt, nämlich auf das Tor. das hinter den Augen liegt und das Zehnte Tor genannt wird, oder wenn ihr euch durch Konzentration sammelt und dadurch mit der Seele von einem verbindet, der von Liebe zu Gott erfüllt ist, dann erfahrt ihr einen starken Auftrieb. Das ist Liebe, und dieses Kriterium könnt ihr immer benutzen, um herauszufinden, wo ihr steht. Liebe zu Gott, der in jedem Herzen wohnt, das ist es, was wir brauchen. Sein Wesen ist bereits in uns und er ist die kontrollierende Kraft, die alle Menschen liebt. Wenn ihr alles dieser Liebe wegen tut, dann gibt es kein Verhaftetsein. Wenn ihr dann anderen ins Gesicht schaut, erhebt ihr euch und vergeßt die Welt. Wenn ihr es aber jetzt tut, bindet ihr euch. Das ist keine Liebe. Liebe entsteht nicht durch Essen und Trinken – sie ist unserer Seele bereits eingeboren. Wenn ihr euch sammelt, wird sie überfließen. Das sind sehr schwierige Fragen, die in den Büchern nicht so ausführlich beschrieben sind. Vermeidet also immer, in die Augen anderer zu schauen. Wenn ihr überhaupt jemandem in die Augen schauen müßt, dann schaut allein in die Augen des Meisters. Das wird euch vor Gefahren schützen.

Ihr kommt nur wegen des Meisters zum Satsang – und nicht wegen anderer. Es ist eine Schule der Praxis, wo ihr all das haben könnt. Doch das könnt ihr nur, wenn ihr in unmittelbare Verbindung mit der Seele gelangt, von der das ausgeht. Da seine Seele von Liebe zu Gott erfüllt ist, werdet natürlich auch ihr von dieser Liebe durchdrungen. Ihr werdet berauscht von ihr. Liebe ist also Liebe, wenn ihr durch sie euren Körper und die äußeren Freuden vergeßt. Eure Seele wird wie die Flamme einer Kerze nach oben streben, wenn sie die Seele von jenen berührt, die von Liebe zu Gott erfüllt sind. Emerson sagte: „Wenn ich einen Menschen anschaue, sehe ich Gott in seinen Augen leuchten.“ Von dieser Ebene aus solltet ihr schauen – nicht von der Ebene der Sinne oder des Körpers. Nur durch Liebe können wir Gott erkennen. Wer nicht liebt, der erkennt Gott nicht. Das ist mit Liebe gemeint, aber wir halten Verhaftetsein für Liebe. Verhaftetsein ist nicht Liebe, es ist eine mißverstandene Liebe. Die Liebe einer bewußten Wesenheit sollte sich mit dem allbewußten Gott verbinden. Wenn ihr solch eine Liebe empfindet, und sei es nur bei einer äußeres Bußübung oder einer anderen Form von Andacht, dann seid ihr errettet. Sonst seid ihr gebunden.

Liebt also Gott, und da er in jedem Herzen wohnt, liebt alle – nicht ihres Körpers, sondern ihrer Seele willen und weil die kontrollierende Kraft in ihnen wohnt, die die Seele im Körper bewahrt. Dann seid ihr errettet. Wenn ihr anderen von dieser Ebene aus dient, dann ist das ein Dienst an Gott. Das sagen alle Meister. Der zehnte Guru der Sikhs sagte: „Wisset ihr alle, welcher Religion ihr auch angehört: nur wer wirklich liebt, kann Gott erkennen.“ Gott ist Liebe und durch die Liebe allein vermögt ihr Gott zu erkennen. Das ist ein sehr schwieriges Thema und obwohl es in Büchern gestreift wird, wird es doch nicht ausführlich erklärt. Nun könnt ihr täglich von eurer Ebene aus prüfen, ob ihr wirklich Liebe empfindet. Eine solche Liebe wird euch alle lieben lassen und euch nicht binden. Diese Liebe fließt in euch über, wenn ihr mit einer Seele in Berührung kommt, die berauscht ist, so würde ich sagen, von Liebe zu Gott. Diese Liebe wird euch nicht körperlich binden, sondern den Körper vergessen lassen.

 

 

 

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Wie wir Gott lieben sollen

 

 Gestern erklärte ich euch, wie Liebe zu Verhaftetsein herabsinkt. Liebe ist das Wesen der Seele. Sie muß sich mit der Überseele verbinden. Wenn sie sich an den Körper und die äußere Umgebung hängt, sinkt sie herab und wird Verhaftetsein genannt. Gestern wurde erklärt, wie wir auf dem Weg zu Gott aufgehalten und nach unten abgelenkt werden, statt in die rechte Richtung zu gehen. Das heutige Thema ist nicht, was Liebe bedeutet und wie sie herabsinkt, sondern wie wir Liebe üben sollten. Sie ist bereits in uns. Auch wir sind verkörperte Liebe. Wir sind tropfen aus dem Meer aller Liebe. Diese Liebe sollte sich also, wie ich euch gestern sagte, Gott zuwenden. Oder wenn ihr Gott noch nicht gesehen habt, solltet ihr sie dem menschlichen Körper hingeben, der von Liebe zu Gott überfließt. Wenn ihr zum Beispiel einen Rechtsanwalt seht,  denkt ihr an Gerichtshöfe und die Fälle, die dort verhandelt werden. Seht ihr einen Arzt, dann wird eure Aufmerksamkeit auf Medikamente, Kranke oder Krankenhäuser gelenkt. Ähnlich ist es, wenn ihr einen Menschen seht, der auf dem Weg ist. Eure Aufmerksamkeit richtet sich dann auf die Arbeit, die er vollbringt. Der Meister oder Heilige ist ein Arbeiter in der Ernte Gottes. Die Ernte ist groß und Arbeiter werden gebraucht. Wenn ihr an ihn denkt, denkt ihr immer an Gott. Das ergibt sich ganz von selbst. Deshalb solltet ihr immer an den Meister denken. Er ist das Urbild Gottes auf Erden, und Gott ist in ihm. Er ist natürlich auch in euch, aber nicht offenbart. Im menschlichen Körper des Meisters jedoch ist er offenbart. Der Meister liebt selbst seine Feinde, denn er liebt natürlich alle, auch jene, die schlecht von ihm sprechen. Er liebt den schlimmsten Sünder – um ihn auf die Ebene wahren Menschseins und dann auf die Ebene Gottes zu erheben. Ihr solltet Gott lieben, aber das könnt ihr erst, wenn ihr ihn seht. Daher ist die Liebe zum menschlichen Körper oder zum Meister, in dem er sich offenbart, Liebe zu Gott. Wenn ihr ihn seht, seht ihr Gott. Wie Christus sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Das gleiche haben alle früheren Meister gesagt. Ihre Sprache war eine andere, aber sie sagten dasselbe. Wenn ihr also einen Meister seht, dann nehmt ihn nicht für einen Menschensohn, sondern seht Gott in ihm. Nur dann werdet ihr errettet, und eure Liebe zu Gott wird überfließen. Wenn ihr ihn jedoch als euresgleichen seht, dann...? Auch wenn ihr einen guten Menschen in ihm seht, könnt ihr nur Güte von ihm erhalten. Nur wenn ihr an den Meister als Urbild Gottes auf Erden denkt, als Gott in ihm offenbart, dann ist euer Inneres von wirklichem Denken an Ihn erfüllt. Gewöhnlich vergißt man sich selbst, wenn man ständig an jemanden denkt. Ich habe eben eine Begebenheit aus dem Leben Guru Nanaks erzählt. Er wog Weizen ab in dem Laden, wo er beschäftigt war, und als er zu dem Wort ‚Tera‘ kam, das sowohl ‚dreizehn‘ als auch ‚dein‘ bedeutet, wurde er ganz berauscht und wiederholte immer wieder: „Ich bin dein, ich bin dein“, bis er alles Getreide hergegeben hatte. Wer Gott liebt, dessen Liebe fließt natürlich über. Solch ein Schüler geht im Meister auf. Wie Paulus gesagt hat: „Ich bin es, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Genau das gleiche haben auch Heilige in anderen Ländern gesagt. Einer von ihnen sagte: „Ich bin so von meinem Meister erfüllt, daß ich vergessen habe, ob ich es bin oder er es ist.“ Das gleiche haben fast alle Heilige zum Ausdruck gebracht – natürlich in ihrer eigenen Sprache. Sie mögen es ein wenig anders gesagt haben, aber sie meinten dasselbe. Wenn ihr nun so liebt und den Meister seht, dann seht ihr nicht mehr seinen Körper, sondern Gott in ihm. Das ist dann auch die wahre Liebe zu Gott. Ich habe euch vorhin einige Beispiele genannt: wenn ihr einen Anwalt seht, so denkt ihr an Gerichte, und wenn ihr einen Arzt seht, an Krankenhäuser, Kranke und Medikamente. Ähnlich denkt ihr natürlich an Gott, wenn ihr einen Heiligen seht, denn der Meister ist das Urbild der Erinnerung an Gott. Er fließt über von Liebe zu Gott. Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr einen Meister annehmt, dann nehmt ihr auch Gott und den Propheten in ihm an.“ Wenn ihr das Vorwort eines Buches lest, erfahrt ihr seinen Inhalt in zusammengefaßter Form. Wenn ihr dann das ganze Buch gelesen und verstanden habt, stellt ihr fest, daß man es auch durch sein Vorwort verstehen kann. Wenn ihr nun einen Meister seht, lest ihr das Vorwort zu Gott.

Diese Beispiele zeigen: wenn ihr den Meister seht, dann seht ihr Gott in ihm. einen solchen Gott- im- Menschen findet man nur durch Gottes Gnade. Wenn ihr euch mit Gott verbinden wollt und euch danach sehnt, Ihm zu begegnen, dann trifft er Vorkehrungen, euch zu dem menschlichen Körper zu führen, in dem Er sich offenbart. Ich gab euch das Beispiel eines Schülers von einem Heiligen namens Bheek. Er ging so in seinem Meister auf, daß er immer nur an Bheek dachte – nicht an Gott, sondern an Bheek. Er sah seinen Meister als das Urbild Gottes auf Erden an. Er wiederholte nicht die fünf Namen, sondern nur Bheek, den Namen des Meisters. Das ist nur natürlich. Er sah Gott in ihm, nicht den Menschensohn. Er wiederholt unablässig: „O Bheek, O Bheek.“ Er lebte zur Zeit der mohammedanischen Herrschaft in Indien. Die Mohammedaner fragten ihn: „Wer ist dein Gott?“ Er antwortete: „Mein Gott ist Bheek; mein Meister ist Gott.“ „Wer ist sein Prophet?“ „Mein Bheek ist der Prophet.“ Das zu sagen, verstieß gegen das mohammedanische Gesetz, und so verurteilte man ihn zum Tode. Solche Fälle, wie ein Todesurteil, kamen zur endgültigen Genehmigung vor den König. Als diesem der Fall vorgelegt wurde, sah er, daß die Augen von Bheeks Schüler ganz berauscht waren. „Nur, wer ist dein Gott?“ fragte der König. „Mein Bheek ist mein Gott.“ „Wer ist dein Prophet?“ „Mein Bheek ist mein Prophet.“ Der König sagte zu seinen Leuten: „Laßt den Mann los, nehmt es ihm nicht übel.“ Sie sagten, er würde davonlaufen. „Nein, nein“, sagte der König. Er wandte sich an Bheeks Schüler und sagte: „Schau, wir haben seit einigen Monaten eine große Dürre in unserem Land. Würdest du freundlicherweise deinen Bheek um etwas Regen bitten, damit wir mehr Getreide anbauen können?“ „O ja, ich werde ihn darum bitten“, antwortete Bheeks Schüler. Seht ihr – gerade wie ein Kind, das alles Vertrauen in die Mutter setzt. Es hat nicht den geringsten Zweifel daran, daß ihm die Mutter geben kann, wonach er verlangt. „Gut, wann kommst du zurück?“ fragte der König. „Ich komme in ein oder zwei Tagen wieder“, antwortete Bheeks Schüler. Am nächsten Tag ging über dem ganzen Land heftiger Regen nieder. Am dritten Tag kam Bheeks Schüler zurück. Der König sagte: „Dank deinem Bheek haben wir genügend Regen. Das war sehr freundlich von dir und deinem Bheek.“ Dann bot der König dem Schüler Bheeks die Einkünfte von einundzwanzig Dörfern für seinen Meister an. Dieser lehnte das Geld ab und sagte: „Das ist etwas Materielles. Ich werde das meinem Gott nicht bringen. Er braucht es nicht.“

 Wenn ihr so an Gott denkt, werdet ihr ihn wahrhaft lieben. Wie die Nadel eines Kompasses immer nach Norden weist, auch wenn ihr ihn schüttelt, so solltet ihr bei weltlichen Angelegenheiten – bei allem, was ihr tut – stets liebevoll an Gott denken. Den Menschensohn anzuschauen, der von Liebe zu Gott überfließt, heißt Gott zu begegnen. Das ist die wahre Sachlage. All die sogenannten Meister sind natürlich keine. Wie kann man dann einen Meister erkennen? Das einzige Kennzeichen besteht darin, daß er fähig ist, euch eine Erfahrung davon zu geben, wie man sich eine Zeitlang über das Körperbewußtsein erhebt, um euch damit etwas zu verleihen, mit dem ihr beginnen könnt. große Versammlungen und Werbung kann man mit sehr einfachen Methoden, mit Geld und anderem organisieren. Man kann fünf oder sechs Leute anstellen, die herumreisen und verkünden, daß ihr Meister Gott ist, und sie dafür bezahlen. Einen wahren Meister findet man nur durch die Gnade Gottes. Wer sich nach Gott sehnt, findet den Meister. Gott ist in euch; und er trifft Vorkehrungen, euch mit Gott, der sich in einem menschlichen Körper offenbart, in Berührung zu bringen – denn nur ein Mensch kann den Menschen lehren. Eine solche Liebe läßt euch an Gott denken und nicht an das Gesicht des Meisters oder seine Kleidung. Ich erinnere mich an einen Schüler, der vierzig Jahre bei meinem Meister lebte. Er diente dem Meister und wohnte in seinem Haus. Eines Tages bat ihn der Meister, in eines der Zimmer im Haus zu gehen und ein bestimmtes Buch aus einem der Schränke zu holen. Der Schüler mußte fragen, welchen Schrank in welchem Zimmer der Meister meinte. Stellt euch vor, wie sehr er in den Meister versunken war, daß er nicht einmal wußte, welcher Schrank in welchem Zimmer stand, obwohl er im Haus des Meisters lebte. Das ist ein gutes Beispiel dafür. eine solche Liebe läßt euch in ihm aufgehen. Die Liebe zum Meister ist die Liebe zu Gott. Es bleibt die Frage, wie man einen wahren Meister erkennen kann. Es gibt so viele Meister. Das einzige Kennzeichen ist die Fähigkeit, euch etwas zu geben, mit dem ihr beginnen könnt – nicht nur die bloße Wiederholung gewisser Dinge oder bestimmte äußere Methoden der Verehrung. Der wahre Meister wird euch ein wenig Auftrieb geben, ein Anfangskapital – es kann wenig oder mehr sein. Das hängt vom Hintergrund des einzelnen ab. Aber jeder muß etwas erhalten – auch ein Blinder. Und er erhält es auch, wenn er um die Initiation bittet. Einmal kam ein Mann aus Amritsar. Nachdem er die halbe Initiation erhalten hatte, stand er auf und sagte, er habe viele Zweifel. Ich sagte ihm, er solle gehen und sich Zeit nehmen, sie zu klären. Abends kam er wieder, und ich ersuchte ihn, all sein Wissen für eine Weile zu vergessen, sich hinzusetzen und wie ein unwissendes Kind zu sein. Er erhielt die beste Erfahrung von allen. Er fragte dann, ob das Sehen von Licht bei der Initiation während des Tages vielleicht vom Tageslicht draußen käme. Ich antwortete: „Gut, aber hier neben dir sitzt  ein Blinder, und er sah auch das Licht.“ wir müssen also das innere Licht sehen. Christus sagte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis.“ Das sagen alle Meister, und wenn ihr einen Satguru findet, dann seht ihr innen und außen Licht. Wenn sich dieses Licht entwickelt, dann seht  ihr es auch außen.

Das heutige Thema war: „Wie wir Gott oder den Meister lieben sollen.“ Die Liebe Gottes offenbart sich im Meister, wie er auch alle Eigenschaften Gottes im Miniaturmaßstab in sich trägt, da sich Gott in ihm widerspiegelt. Er ist das Urbild Gottes auf Erden.

 

 

 

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Was ist Liebe?

 

Was ist Liebe? Jeder sagt: ich liebe Gott, ich liebe den Meister. Aber was ist Liebe? Liebe ist die Frucht eines Baumes. Sie ist das höchste Ziel, das sich in uns entwickelt und heranwächst. Wir sollten Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all unserer Kraft. Habt ihr ein Herz oder zwei? Ihr habt nur eins, und ihr könnt es nur einem geben, den ihr liebt. Was bleibt euch, wenn ihr euer Herz jemandem gebt? Ihr werdet denken, wie er denkt und nicht mehr auf eure Weise. Das ist das höchste Ziel. Lord Krishna sagte: „O mein Schüler, du hast nur ein Herz, und das hat Lord Krishna weggenommen.“ Wenn ihr euer Herz schon dem Gott im Menschen gegeben habt, dann bleibt euch nichts mehr, was ihr Gott noch geben könnt. Als erstes sollte unser Herz ein Ganzes und nicht in Stücke zerbrochen sein. Nur wenn es ganz ist, könnt ihr es hergeben.

Unser Meister sagte einmal im Satsang: „wenn einer von euch wirklich sein Herz hergeben kann, kommt er direkt in den Himmel!“ Ein Mann stand auf und sagte: „Gut, ich gebe mein Herz.“ Der Meister fragte ihn: „Bist du Herr über dein Herz?“ „Nein“, erwiderte der Mann. „wie kannst du es dann geben?“ sagte der Meister. Ihr könnt nur etwas geben, dessen ihr Herr seid und was euch gehört. Das Herz wird von den nach außen fließenden Energien hierhin, dorthin und überallhin gezogen. Wie könnt ihr es hergeben, wenn es so zerstreut ist? Wir beherrschen es nicht. Es wird in viele Richtungen gezogen.

Ich sprach also gerade von Liebe. Liebe ist die höchste Frucht eines Baumes. Wir wünschen sie uns – wir wollen sie haben, aber es bleibt nur ein Wunsch. Das Herz könnt ihr nur geben, wenn ihr  es von allen äußeren Dingen zurückzieht und Herr darüber seid. Es gibt Stufen, die dahin führen. Doch wir stellen uns nur etwas vor: „Wir möchten gern, wir wollen schon, wenn es doch so oder so ginge.“ Aber damit ist noch nichts getan. es gibt Stufen dahin, und der erste Schritt ist: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote.“ Was sind diese Gebote? „Liebt Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all eurer Kraft.“ Hier finden wir das Wort ‚Herz‘. Also von ganzem Herzen, nicht mit einem Herzen, das in Stücke geteilt und hierhin, dorthin und überallhin zerstreut ist. Sorgt also zuerst dafür, daß es ganz ist. Wir lieben Gott aus einem Wunsch heraus – man könnte sagen auf Grund von Wunschdenken. Es beginnt also damit, daß ihr Seine Gebote haltet. Wenn zum Beispiel im Westen ein Polizist das Haltezeichen gibt, dann bleiben auch die Fußgänger stehen. Ich habe es selbst gesehen, als ich drüben war. Wenn der Meister oder jemand, der ihr liebt, ‚Halt!‘ sagt, dann haltet da ein – geht keinen Schritt weiter. Aber halten wir seine Gebote? Wir tun es nicht. Wo ist dann unsere Liebe? Wir sehnen uns nach  Liebe, sie beschäftigt unser Wunschdenken, aber wir haben sie noch nicht. Wir haben noch nicht einmal den Grundstein für das Gebäude der Liebe gelegt. Der Bau beginnt erst, wenn ihr seine Gebote haltet. dann sagt der Meister: „Nehmt euch regelmäßig Zeit für eure Meditation. Merzt all eure Unvollkommenheiten tagtäglich aus.“ Wir sagen, wir haben keine Zeit, das Tagebuch zu führen. Wir haben noch nicht einmal mit den Grundschritten begonnen, von Liebe ganz zu schweigen. Weiterhin – wenn wir wollen, daß jemand an uns denkt und uns liebt, dann sollten wir unsere Gedanken immer auf ihn richten. Von einem gewissen Majnu, der Laila sehr liebte, wird erzählt, daß man ihn eines Tages sah, wie er die Pfoten eines Hundes küßte. Die Leute fragten ihn: „Was machst du da, bist du von Sinnen?“ „Nein, nein“, erwiderte er, „ich habe beobachtet, wie dieser Hund manchmal in die Straße meiner geliebten Laila lief.“ Wenn wir jemanden um des Meisters oder Gottes willen lieben, ist das ein Zeichen dafür, daß die Liebe zu eurem Geliebten, zum Meister, wächst. das sind die Grundsteine – aber denkt daran, Liebe ist es noch nicht! Liebe bedeutet das Weggeben eures Herzens. Ihr habt nur eines und wenn ihr es jemanden gebt, was bleibt dann übrig? Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr euren Meister ein für alle mal angenommen habt, dann sind auch Gott und sein Prophet in ihm.“ Deshalb verehren wir Gott, wenn wir unser Herz einmal einem gegeben haben, in dem sich Gott offenbart. Wie ich euch ganz zu Anfang sagte, ist Liebe die Frucht eines Baumes. Wir beginnen erst mit Wunschdenken, wir möchten sie durch vergleichende Studien oder das Lesen der Schriften entwickelt.

Wen sollten wir lieben? Die Seele sollte Gott lieben, denn eine bewußte Wesenheit muß sich mit der Allbewußtheit verbinden. Das ist nur natürlich. Unsere Seele ist den äußeren Dingen der Welt verhaftet, und daher kommen und gehen wir dahin, wo wir gebunden sind. Jeder ist auf seine Weise überzeugt, daß er Gott liebt. Wir sehen Gott nicht, aber er offenbart sich in einem menschlichen Körper. Wenn wir sagen, daß wir ihn lieben, dann legen wir den Grundstein dieser Liebe, wenn wir als erstes seine Gebote halten. Zweitens, wenn ihr jemanden liebt, dann liebt ihr auch die, die zu ihm gehen. Wir kritisieren und streiten manchmal – sogar mit jenen, die auf dem gleichen Weg sind wie wir. Wo ist dann unsere Liebe zum Meister? das sind die Grundschritte, aber es gibt noch weitere Stufen. Wenn eure Liebe zu Gott oder Gott im Menschen wächst (sie sind ein und dasselbe), dann sehnt ihr euch natürlich nach ihm. Ihr könnt ihn nicht vergessen. Ihr möchtet bei einem sein, der eine Erfahrung aus erster Hand von ihm besitzt oder bei ihm war. Dann möchtet ihr Ihm gern nahe sein, so nahe wie möglich. Wenn ihr nicht bei ihm seid, doch einen von ihm sprechen hört, wird euer Herz voll und fließt durch die Augen über. das ist ein Zeichen dafür, daß eure Liebe zu ihm wächst. Das sind die Blüten, die die Frucht ankündigen. Vor dem Regen kommen Wolken. Ohne Wolken gibt es keinen Regen. Ohne Blüten keine Frucht. Um also diese Liebe zu entwickeln, müssen wir zuerst seine Gebote halten, zweitens alle Unvollkommenheiten ausmerzen und drittens für die spirituellen Übungen Zeit einzusetzen. Ihr solltet auch die Gemeinschaft mit einem suchen, der euch an euer Ideal erinnert. Meidet die Gesellschaft aller anderen, durch die ihr euch an die Welt bindet oder ihn vergeßt. Wenn ihr nicht in der Gemeinschaft jener sein könnt, die euch helfen, an ihn zu denken, dann lebt besser allein. Lebt mit den Meistern, die durch Bücher und Schriften zu euch sprechen. Dann wird es euch besser gehen. Einweiteres Zeichen dafür, daß ihr ihm in eurer Liebe näher kommt, ist das Gefühl der Trennung von ihm. Ihr werdet euch sehnen, ihn zu sehen. Wenn ihr von ihm hört, wird euer Herz voll und die Tränen laufen euch über die Wangen. Das sind die Zeichen, die euch zeigen, daß die Frucht heranreift. Diese Dinge sind die Blüten. Wenn schließlich die Frucht kommt, lebt ihr für den Meister und der Meister für euch. Das sind die Schritte auf dem Weg; und wir müssen nun prüfen, wo wir stehen.

Wir sollten auf nichts hören, was nicht den Schriften entspricht, was nicht in Einklang mit dem ist, was Gott sagen würde – auch wenn ständig dafür geworben wird. Versteht ihr mich? Wir sagen, wir lieben Gott, wir lieben unseren Meister. Das ist in Ordnung; wie aber läßt sich das erkennen? Wie fängt es an? Liebe heißt, euer Herz ein für allemal hinzugeben. Es kann nicht wieder zurückgenommen und einem anderen werden. Wir können unser Herz nur dann geben, wenn wir seiner Herr sind – anders nicht. Sonst können wir es nur wünschen. Ich würde sagen, das ist etwas ganz Praktisches, durch das wir uns hindurcharbeiten müssen. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Liebe entwickelt sich in direkter Gemeinschaft mit dem Meister oder indirekt, wenn ihr empfänglich werdet – auch über Tausende von Kilometern hinweg. Die Zeit wird kommen, wo ihr sagt: „Wer lebt in diesem Körper? Bin ich das?“ Ihr werdet euch selbst vergessen – ihr werdet den Meister im Innern sehen. Wenn ihr die Hände faltet, werden es die Hände des Meisters sein, nicht eure. Liebe ist die nächste Frucht am Ziel. Deshalb hat Paulus gesagt: „Gott ist Liebe und Liebe ist Gott.“ Wir sind der Frage ‚Was ist Liebe?‘ noch nicht auf den Grund gegangen. Alle sprechen von Liebe, aber wo steht ihr tatsächlich? Wenn einer sagt, er liebt Gott, aber seinen Bruder haßt, dann ist das keine Liebe. Ich glaube, Christus hat einmal gesagt, wenn ihr nicht eure Brüder liebt, wie könnt ihr dann Gott lieben, den ihr nicht seht? Wenn ihr nicht jene liebt, die ihr seht, wie könnt ihr dann Ihn lieben, den ihr nicht seht? Versteht ihr das? Darauf können wir achten. Jeder kann sich prüfen und dann selbst entscheiden. Ich weiß, was ich selbst nach diesem Leben machen werde. Das kann jeder wissen – er braucht sich nur nach innen zu wenden. Er kann sich selbst erforschen und wie ein strenger Richter sehen, wo er steht. Können wir es wagen, zu sagen: „Ich liebe meinen Meister. Ich liebe meinen Gott?“ Dieses Ideal wird überall gut aufgenommen – zu Hause, in jeder Gesellschaft, in jedem Land – überall auf der Welt.

Diese verschiedene Seiten der Liebe will ich euch erklären. Gestern habe ich euch eine, vorgestern eine andere und heute wieder eine andere Seite gezeigt. Prüft also von heute an, wo ihr steht. Liebt ihr Gott wirklich? Seid ihr wirklich auf dem Weg? Wenn ja, dann ist es gut. das könnt ihr besser an euren Taten prüfen, nicht an den Worten. Wie ich euch sagte, fängt das ABC mit dem Befolgen seiner Gebote an. Das sind die Zeichen dafür, daß ihr beginnt, Gott oder den Meister zu lieben. Alles fängt mit dem Befolgen seiner Gebote an. „Wenn ihr mich liebt, haltet meine Gebote“, hat Christus gesagt. Eure Liebe zeigt sich wirklich erst im Dienst am anderen. Wer Gott liebt, aber seine Brüder und andere Geschöpfe Gottes haßt – wie kann er Gott wirklich lieben? das ist ein bloßes Lippenbekenntnis. Geht der Sache auf den Grund und findet heraus, wo ihr steht. Einander zu lieben, sich selbst für den anderen zu opfern – das wären erste Zeichen. Ihr solltet alle lieben, die zu euch kommen – ob sie Schüler sind oder nicht. So beginnt ihr in die Liebe hineinzuwachsen. Nur darüber nachzudenken nützt nichts. Ihr müßt es in die Praxis umsetzen. Ihr müßt danach leben. Manche glauben, daß sie einen Himmel für sich errichten, indem sie dem Meister dienen, aber ihr könnt den Himmel hier auf der Stelle verwirklichen, wenn ihr bescheiden, einfach und liebevoll zu Füßen des Meisters lebt. Kabir sagte einst: „Ich ging zum Hause meines Vaters und sah, daß er nicht da war. Ich erkannte, daß er mit den Heiligen hier auf Erden lebt.“ Ihr könnt den Himmel auf Erden verwirklichen. Das ist mit ‚Dein Reich komme auf Erden‘ gemeint. Es kann nur kommen, wenn ihr so lebt. Nun entscheidet, wo ihr steht, indem ihr euer Herz erforscht. Redereien nützen nichts, ihr müßt es durch Taten beweisen. Das sind feine Einzelheiten, die nicht in Büchern stehen. Viele Dinge werden erst durch die Aufmerksamkeit übermittelt. Die Worte, die mit voller Aufmerksamkeit gesprochen werden, dringen in unser Herz. Ein lebendiges Buch wird euch helfen, und der Meister ist ein lebendiges Buch. Die Auserwählten sind begünstigt. Sie sollten sich dessen würdig erweisen. Ihr würdet doch nicht den Himmel zu Füßen des Meisters verlassen wollen, um in einen anderen Himmel zu gehen? Gott wohnt in der Gemeinschaft eines Heiligen.

 

 

 

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Wie können wir dem Meister gefallen?

 

Wen ihr dem Meister oder dem Guru gefallt, könnt ihr sicher sein, daß auch Gott an euch Gefallen findet, denn er ist in ihm offenbart. Wenn aber der Meister im Grunde seines Herzens mit euch nicht zufrieden ist, wer kann sich dann für euch bei ihm verwenden? Ist Gott mit euch unzufrieden, gibt es einen Weg, einen Ort, wohin ihr euch wenden könnt. Das ist der Gott im Menschen, der Ort, an dem sich Gott offenbart. Wenn aber der Gott im Menschen keinen Gefallen an euch findet, dann könnt ihr euch nirgends mehr hinwenden. Woran können wir erkennen, ob wir den Meister oder den Guru wirklich lieben? Selbst wenn der Meister mit uns unzufrieden ist und uns beschimpft, sollte unsere Liebe zu ihm nicht wanken – nicht im geringsten. Dann vermögen wir unsere Liebe zu erkennen. Selbst wenn er euch tadelt oder beschimpft (was er natürlich nicht tun wird), liebt ihr ihn dennoch und fühlt euch zu ihm hingezogen. Manchmal sagt ein Kind zu seiner Mutter etwas Ungehöriges, aber auch dann nimmt es ihm die Mutter nicht übel.

Nun erhebt sich die Frage, wie können wir dem Meister gefallen? Es gibt zwei Wege und der erste ist, all die Eigenschaften, die sich in seinem Leben zeigen, auf unser eigenes Leben zu übertragen. Wir sollten ihm nacheifern und gemäß den Eigenschaften leben, die wir in ihm sehen. Seine Eigenschaften sind die Gottes in kleinem Maßstab. Gott verleiht sie allen, die er erschaffen hat, denn der Schöpfer liebt natürlich seine Schöpfung. So liebt der Guru seine Schüler, denn er hat ihnen auf dem inneren Weg zur Geburt verholfen. Wie er uns liebt, so sollten wir alle lieben. Er läßt niemanden leiden und ihr solltet es auch nicht. Ihr müßt mit anderen teilen. das sind einige der Eigenschaften des Meisters, die auch die Eigenschaften Gottes sind, die sich im Meister widerspiegeln. Der zweite Weg ist, einfach streng, wortwörtlich nach dem zu leben, was er sagt. ich gab euch das Beispiel der fünf Pandava- Prinzen, die man zur Ausbildung zu einem Guru schickte. Als erste Lektion sollten sie lernen, immer die Wahrheit zu sagen. Er wies sie an, sich das einzuprägen. Sie gingen weg und kamen bis auf einen am nächsten Tag wieder. Der Lehrer fragte die vier Pandavas, wo denn der fünfte sei; und sie sagten, er sei noch dabei, sich die ihm aufgetragene Lektion einzuprägen. Eine Woche verging, bevor er auftauchte; und dann sagte er: „Guruji, ich habe jetzt gelernt, was du mir aufgetragen hast, nämlich die Wahrheit zu sagen, immer ehrlich zu sein.“ Die anderen verlachten ihn und sagten: „Guruji, wir haben diese wenigen Worte sofort behalten, als du sie uns sagtest, während er eine Woche brauchte, um sie sich einzuprägen.“ Der Guru erklärte dann die wahre Bedeutung dieser Lektion und ließ die vier Pandavas versprechen, nicht zu lügen. Lebt also nach dem, was der Meister auch immer sagt. Schreibt es in euer Leben ein.

Ein Pandit namens Guru Dutt war Schüler von Swami Dayanand, dem Gründer des Arya Samaj. Jemand sagte zu ihm, er solle die Lebensgeschichte seines Guru niederschreiben. „Gut“, sagte er, „ich werde sie schreiben.“ Zwei, drei Monate vergingen; und sie fragten ihn, was er täte. Er sagte: „Ich schreibe.“ Es vergingen sechs Monate, es verging ein Jahr, und sie wollten wissen, wie weit er sei. Er antwortete: „Oh, ich schreibe ununterbrochen.“ Zwei weitere Jahre vergingen und sie fragten ihn wieder, wieviel er geschrieben habe. Er sagte: „Oh, ich schreibe ohne eine Pause.“ Wie schreibt man das Leben eines Meisters nieder? In dem man die Tugenden des Meisters im eigenen Leben entwickelt. was immer wir sagen – es muß liebevoll sein. Freundliche Worte voller Bescheidenheit kosten nichts. wenn ihr das in eurem Leben verwirklicht, glaube ich, daß sich neunzig Prozent eurer Schwierigkeiten vermeiden lassen. Wir müssen also nach dem leben, was der Meister sagt – und zwar wortwörtlich. Das ist ein Weg, um den Meister oder den Guru zu erfreuen. Der andere ist, seine Tugenden auf euer Leben zu übertragen. Manchmal muß der Meister den Schüler erziehen, um aus ihm einen Menschen zu machen. Manchmal muß er ihn ermuntern, indem er sagt: „Gut, du warst seht tüchtig und hast dein Bestes getan – ich bin zufrieden.“ Ein andermal muß er sagen, daß der Schüler etwas falsch gemacht hat und dem Meister keine Aufmerksamkeit schenkt. Für einen, der den Meister liebt, ist es schlimmer als der Tod, nicht auf das zu achten, was der Meister sagt. Ein kleines Wort der Ermutigung vom Meister gibt seiner Seele großen inneren Auftrieb. Der Meister hat verschiedene Methoden, um aus dem Schüler einen Menschen zu machen, aber gewöhnlich verstehen ihn die Leute nicht.

Ihr solltet also versuchen, das Leben des Meisters in euer Leben zu übertragen und seine guten Eigenschaften anzunehmen und auch nach dem zu leben, was er sagt. Der beste Weg, ein Gefäß aller Tugenden zu werden ist, liebevoll mit freundlichen Worten voller Bescheidenheit zu sprechen. Der Meister muß das Herz des Schülers reinigen – das geht nicht an einem Tag, sondern braucht seine Zeit. Nur gewaschene Kleider kommen in den Schrank – nicht die schmutzigen. Der Meister liebt den Schüler wie die Mutter ihr Kind. Was tut die Mutter, wenn das Kind schmutzig ist? Sie wäscht es liebevoll und drückt es dann an die Brust. Liebt also den Sünder, aber haßt die Sünde. Bringt keinen Haß zum Ausdruck, sondern redet mit liebevollen Worten voller Bescheidenheit. Damit können wir die Zuneigung des Meisters gewinnen. Ihr solltet nach dem leben, was er sagt, selbst wenn es euch das Leben kostet. Dieses Kriterium zeigt euch, wie ihr dem Meister gefallen könnt. Wenn er zufrieden ist, ist Gott in ihm zufrieden und Gott selbst ist es auch.

Wahre Liebe zum Meister läßt sich zuerst daran erkennen, daß sie niemals ins Wanken gerät. Auch nicht, wenn er euch haßt und beschimpft – Gott behüte, er wird es nie tun – aber selbst wenn es geschehen sollte, darf das eure Liebe zu ihm nicht erschüttern. Es kann sein, daß er euch eine Zeitlang nicht erlaubt, ihm nahezukommen – ich spreche aus eigener Erfahrung – wegen irgendeiner Propaganda oder aus anderen Gründen – dann müßt ihr ihm trotzdem zugeneigt sein und ihn lieben. Das ist das höchste Kennzeichen der Verwandlung eines Menschen, der nun sagen kann: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Zum  zweiten solltet ihr versuchen, all seine Eigenschaften in euer eigenes Leben zu übertragen und nach ihnen zu leben. Und drittens – lebt genau nach dem, was er euch sagt, wortwörtlich, ohne Rücksicht darauf, was euer Gemüt sagt oder euer Herz verlangt. Einmal war es meine Aufgabe, am Sonntag in Lahore Satsangs zu halten. dabei besuchte ich meinen Meister, der in Beas lebte, und kam dort gegen zwölf Uhr nachts an. Ich hatte das große Glück, daß ich meinen Meister zu jeder Zeit sehen durfte. Er wohnte im zweiten Stock; und ich ging hinauf, um ihn zu sehen. Es wurde sehr spät und ich überlegte schon, ob ich bei meinem Meister bleiben und jemand anderen beauftragen könnte, den Satsang zu halten. Es wurde Zeit für mich, nach Lahore aufzubrechen, und der Meister sagte: „Sollst du nicht Satsang in Lahore halten?“ „Doch“, erwiderte ich. „Gut, dann geh‘!“ So nahm ich natürlich den Zug nach Lahore und hielt Satsang. Ich habe euch nun auf drei Dinge hingewiesen, die euch zeigen, ob ihr den Meister wirklich liebt. Er ist die Wohnstatt aller guten Eigenschaften. Alle Eigenschaften Gottes widerspiegeln sich im Meister. Lebt nach ihnen, übertragt sie in euer Leben und lebt genau und wortwörtlich nach dem, was er sagt. Achtet seine Worte mehr als seinen Körper. Wenn ein Vater vier oder fünf Kinder hat und eines davon handelt ganz nach seinem Willen und zu seiner Freude und bittet ihn um nichts, während die anderen dies und jenes wollen und ihm nicht gehorchen – wen wird der Vater wohl lieben? Also bemüht euch, dem Meister zu gefallen, indem ihr so lebt, wie ich euch sagte. Eignet euch die Eigenschaften an, die ihr in seinem Leben seht und schreibt sie ein in euer Leben, nicht auf Papier.

Ich gab euch das Beispiel von Pandit Guru Dutt, einem Schüler von Swami Dayanand, dem Gründer des Arya Samaj. Als ihn einige Leute aufforderten, die Lebensgeschichte von Swami Dayanand niederzuschreiben, antwortete er, daß er es tun wolle. Zwei, drei Monate vergingen, ein Jahr verging. Sie fragten, wie weit er sei. „Nun, ich schreibe“, sagte er. Zwei oder drei Jahre vergingen und sie fragten ihn, wie weit er damit gekommen sei. Er antwortete: „Ich schreibe ununterbrochen.“ „Oh, was hast du denn eigentlich geschrieben?“ fragten sie ihn. Die Lebensgeschichte des Meisters zu schreiben, bedeutet einfach, sein Leben auf euer Leben zu übertragen. Ich schreibe in mein eigenes Leben. Solche Schüler wirken Wunder, weil Gott in Ihm ist.

Heute habt ihr also drei Dinge erfahren: als erstes, wie ihr zu erkennen vermögt, ob ihr den Meister wirklich liebt. Selbst wenn er euch beschimpft, werdet ihr von ihm angezogen. Das zweite ist, jene Eigenschaften Gottes, die sich in ihm widerspiegeln, in euer eigenes Leben zu übernehmen. Das sind Einfachheit und freundliche Worte voller Bescheidenheit. Das dritte, genau nach dem zu leben, was der Meister sagt – ohne Rücksicht auf das eigene Leben. Wenn ihr alles dem Meister überlaßt, muß sich der Meister um sein Kind kümmern. Das sind die drei Dinge, die ich euch heute erklärt habe. Diese Dinge werden in den Büchern nicht einmal kurz erklärt und schon gar nicht so ausführlich wie bei diesen morgendlichen Gesprächen. Wenn ihr die Zuneigung des Meisters gewinnen wollt, dann lebt nach dem, was er sagt. Denkt daran, daß er euch nie verlassen wird! Christus hat gesagt: „Ich werde euch nicht verlassen noch versäumen bis zum Ende der Welt.“ Der Meister verläßt den Schüler nie. Wie könnte er es auch – er ist ja Gott in ihm. Wir sind von ihm geschaffen. Ihr seid Gott in euch und Mikrogötter. Der Meister versucht, den Gott, der in ihm ist, in euch zu offenbaren, indem er euch dazu bewegt, genau nach dem zu leben, was er sagt, und euch bittet, sein Leben nachzuleben. Das sind die wichtigsten Dinge, die wir verstehen und nach denen wir leben müssen.

 

 

 

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Wen wir lieben sollten – II

 

Gott ist Liebe und das Wesen unserer Seele ist auch Liebe. Diese Liebe ist unserer Seele eingeboren und es ist ganz natürlich, daß diese Liebe jemanden lieben und von jemanden geliebt werden will. Jeder möchte jemanden lieben und wünscht sich einen, der ihn liebt. Das ist nur natürlich. Da liegt nun die Frage auf der Hand: Wen sollen wir lieben? Unsere Seele ist eine bewußte Wesenheit. Liebe ist ihr angeborenes Wesen und sie braucht einen, den sie lieben kann. Eine bewußte Wesenheit sollte Gott lieben, der alle Bewußtheit ist. Unsere Liebe war bisher etwas Unbewußtes oder nur wenige bewußt. Die äußeren Bindungen haben uns an die stoffliche Welt gebunden – und wo wir gebunden sind, dorthin gehen wir. Der menschliche Körper ist die höchste Stufe der Schöpfung; und das Höchste, das wir in ihm erreichen können, ist die Heimkehr ins Haus unseres Vaters. Die wahre Heimat unseres bewußten Selbst ist die wahre Heimat unseres Vaters, die völlige Bewußtheit. Wir sollten also Gott lieben, der dem Kommen und Gehen nicht unterworfen ist. Er ist immer und ewig. Die ganze Schöpfung trat durch seinen Willen ins Sein; sie ist nichts als seine Offenbarung. Die Frage ist nur: wie können wir Gott lieben, wenn wir ihn nicht gesehen haben? Wir sollten Gott lieben, aber dazu müssen wir ihn sehen, uns mit ihm verbinden und uns seiner Gegenwart und seiner Gemeinschaft erfreuen. Aus diesem Grund wohnt Gott in jedem Herzen – aber das Herz ist gesegnet, in dem er sich offenbart. Wir sollten den offenbarten Gott im Menschen lieben, damit Gott in ihm der Liebe, die bereits in uns ist, durch seine Ausstrahlung Auftrieb und etwas Beständiges geben kann, das nie vergeht. das ist Gott, der bereits in uns ist, die kontrollierende Kraft, die uns im Körper überwacht. Der erste Schritt, um Gott zu lieben, ist daher, den menschlichen Pol zu lieben, in dem er sich offenbart. Dieser menschliche Pol ist der Gott- im- Menschen oder Mensch- in- Gott, der spricht, wie Gott es ihm eingibt, obwohl seine Worte aus dem Mund eines Menschen zu kommen scheinen. doch nicht er spricht, sondern Gott in ihm. Guru Nanak sagte einmal: „Ich rede, was Gott durch mich spricht. Ich bin bloß eine Marionette – nur das Sprachrohr Gottes.“

Wen sollen wir lieben? Wir sollten Gott lieben, damit wir das ewige Leben gewinnen und nie mehr in die Welt gewinnen und nie mehr in die Welt zurückkehren müssen. Wir mögen als Lehrer in die Welt geschickt werden, aber nicht als Gefangene. Um uns mit Gott zu verbinden, sollten wir die Gemeinschaft jener Menschen suchen, in denen sich Gott offenbart und die kompetent sind, unser inneres Auge zu öffnen, damit wir Gott sehen – nicht den absoluten Gott, sondern Gott, wie er sich zum Ausdruck bringt und die ganze Schöpfung bewirkt, jeder Form innewohnt und alles durchdringt, Beseeltes und Unbeseeltes. Ihn zu lieben, wird uns erhalten und uns ewiges Leben geben. Wie können wir eine Verbindung mit Gott erhalten? Allein durch den Gott, der sich in einem menschlichen Körper offenbart. Aus Achtung sprechen die Meister manchmal in der Form eines Vergleiches: wenn beide vor uns ständen – Gott und der menschliche Körper, in dem er sich offenbart – wen sollen wir dann verehren? Natürlich den menschlichen Körper, in dem sich Gott offenbart, denn wenn er nicht zu uns kommt, wie können wir dann Gott lieben, wenn wir ihn nicht sehen? Der offenbarte Gott im Menschen gibt uns eine Erfahrung von Gott in  uns. Wen also sollten wir verehren? „Wir sollten eher den Gott im Menschen verehren, als den Gott, der allem innewohnt, denn mit ihm können uns nur durch die Liebe zum offenbarte Gott verbinden.“ Deshalb sagen die Meister: „Ich verneige mich vor dem menschlichen Körper, in dem sich Er offenbart.“ Bedenkt, daß der Gottmensch nicht größer als Gott sein kann, aber wir verehren Gott in ihm, denn nur durch ihn können wir Gott erblicken.

Als erstes sollten wir Gott und dann dem Gott im Menschen dienen. Beides ist gut und führt uns zurück auf den Weg zu Gott und zum ewigen Leben. Wir dienen Gott, denn nur durch die Verbindung mit ihm können wir vom Rad der Seelenwanderung erlöst werden. Wir dienen dem Gott im Menschen, denn er gibt uns eine Verbindung mit Gott in uns. Die beiden Dinge lassen sich nicht trennen – ohne das eine ist das andere nicht möglich. Die Liebe zu Gott ist die Liebe zu dem Gott im Menschen und die Liebe zum Gott im Menschen ist die Liebe zu Gott. Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr so einen menschlichen Körper findet, in dem sich Gott offenbart, kommt ihr Gott näher, seid ihr bei ihm. Wenn ihr in der Gegenwart Gottes sein wollt, dann begebt euch in die Gegenwart eines menschlichen Körpers, in dem Er sich offenbart.“ Denkt euch zum Beispiel ein Kraftwerk und einen Schalter, der mit dem Kraftwerk verbunden ist. Wenn ihr dann bei diesem Schalter seid, ist es also, als ob ihr ganz nahe beim Kraftwerk seid. Das ist nur ein erklärendes Beispiel. Die ganze Schöpfung ist von Elektrizität durchdrungen, aber das hilft uns nichts, bevor sie nicht in einem Kraftwerk gesammelt wird und ein Schalter für uns Wunder wirkt, der mit diesem Kraftwerk verbunden ist. Beides ist also notwendig: die Liebe zu Gott denn sie ist das höchste Ziel, das uns zu seiner Heimat führen und uns das ewige Leben geben wird – und die Liebe zu dem menschlichen Körper, in dem Er sich offenbart, denn nur Gott in ihm kann uns eine Verbindung mit Gott gewähren.

Die äußere Erfahrung von der Liebe zu Gott ist die ständige Erinnerung, das liebevolle Denken an Ihn. Ihr könnt ihn, den ihr liebt, niemals vergessen. In der Tiefe eures Herzens denkt ihr immer an ihn. Ihr werdet auf unvergleichliche Weise angezogen. Wie können wir diese Liebe entwickeln? Ein Kind wird geboren und die Mutter liebt dieses Kind. Natürlich wird es sich zu seiner Mutter hingezogen fühlen. Das Kind wird bei allem an seine Mutter denken; und wen es einen Kummer hat, wird es im Schoß der Mutter Zuflucht suchen. So ist durch die bewußte Berührung mit der Mutter die Liebe im Kind erwacht. Ähnlich liebt uns der Gottmensch zuerst, und wir erwidern diese Liebe nur. Wenn ihr ihn liebt, werdet ihr natürlich dorthin gehen, wo er hingeht. Wenn er der Seelenwanderung nicht unterliegt und eine ewige Heimat hat, werdet auch ihr dorthin gehen und nie mehr zurückkehren. Wenn ihr tief im Herzen an ihn denkt, so wird das in ihm eine Rückwirkung haben. Daher hat Gott im Koran, der heiligen Schrift der Mohammedaner, gesagt: „Ich liebe jene, die mich lieben. Ich denke an jene, die an mich denken.“ Wenn wir Gott lieben, wirkt das natürlich auf unser Herz zurück. Aber an wen denken wir wirklich – wen lieben wir wirklich? Jene, mit denen wir in Verbindung stehen. Diese Verbindung können wir erfahren, denn die besteht bereits in uns. Gott ist die kontrollierende Kraft, die uns im Körper hält. Der menschliche Körper ist der Tempel Gottes, in dem er wohnt und auch wir wohnen. Daher ist es segensreich, ständig liebevoll an ihn zu denken, besonders, wenn man schon mit ihm verbunden ist. Wenn ihr ihn gesehen und euch seiner Liebe erfreut habt, verankert sich diese Liebe in eurem Herzen.

Es gibt eine Geschichte, die von Moses berichtet, daß er sagte, er liebe Gott am meisten; und er bat Gott, ihm jemanden zu zeigen, der ihn, Gott, ebensosehr liebe. Es heißt, daß ihn Gott zu einem Vogel schickte, der auf einem Baum saß. Moses ging zu diesem Vogel und sagte: „Geht es dir gut?“ Der Vogel bejahte. „Hast du irgendeinen Kummer?“ fragte ihn Moses. „Da gibt es etwas, das mir großen Kummer bereitet“, erwiderte der Vogel. „Und was ist das?“ fragte Moses. Der Vogel entgegnete: „unter diesem Baum fließt eine Quelle, und die Zeit, die ich brauche, um zum Wasser hinabzufliegen und meinen Durst zu stillen, bringt mich in große Not, denn ich vergesse dabei den Namen Gottes.“ Moses war beschämt. Er dachte: „Selbst ein Vogel liebt Gott mehr als ich.“ Dieses Beispiel zeigt uns, ob wir Gott lieben. Um euch noch ein Beispiel zu geben: Gott gebot einst Abraham, das zu opfern, was ihm am teuersten sei. Abraham opferte zuerst ein Lamm, dann ein Kamel – aber Gott sagte, das sei nicht genug. So nahm er seinen Sohn, um ihn im Namen Gottes zu opfern. Erst dann zeigte sich Gott befriedigt und ließ dieses Opfer nicht zu. Gott verlangt und Liebe fordert jedes Opfer von uns. Wer ist ein Gottliebender? Wer im Namen Gottes alles opfern kann. Können wir das? Können wir sagen, daß wir Gott lieben? Belanglose Dinge lassen uns sagen, wir hätten keine Zeit, an Gott zu denken. Liebe fordert, daß ihr alles opfert, selbst euer Leben – von äußeren Dingen ganz zu schweigen.

Liebe ist Gott und Gott ist Liebe. Wen sollen wir lieben? Wir sollten Gott lieben. Wir sind bewußte Wesen und wir sollten Gott lieben, weil er alle Bewußtheit ist. Neben Gott sollten wir den menschlichen Körper lieben, in dem sich Gott offenbart. Wir lieben ihn nicht um des menschlichen Körpers, sondern um Gottes willen, der sich in ihm offenbart. Dieser Körper ist gesegnet, weil Er sich in ihm offenbart. Zum Erfolg sind also zwei Dinge äußerst notwendig: das eine ist die Liebe zu Gott und das andere die Liebe zum menschlichen Körper, in dem Er offenbart ist. Wir lieben diesen Körper, weil er uns eine Verbindung mit Gott in uns gibt; und wir lieben Gott, weil wir durch die Verbindung mit ihm unsere wahre Heimat erreichen, um nie wieder zurückzukehren. wenn wir den Gott im Menschen lieben, werden wir dahin gehen, wo er hingeht. Er kommt vom Hause unseres Vaters. Gott sandte ihn in die Welt. Wenn ihr den Gott im Menschen liebt, wird Gott euch lieben. Christus sagte: „Wer mich liebt, den liebt mein Vater, und wenn er vom Vater geliebt wird, offenbare ich mich ihm.“ Diese Worte gebrauchten fast alle früheren Meister.

Die Liebe ist unserer Seele eingeboren und sie muß sich mit jemanden verbinden. Leider hat sie sich an die äußere, materielle Welt gehängt. Deshalb müssen wir immer wieder in die Welt zurückkehren. Wo unsere Liebe ist, dorthin müssen wir gehen. Wir lieben den Gott im Menschen, in dem Gott sich offenbart, denn er öffnet unser inneres Auge, damit wir die Kraft sehen, durch die Gott sich zum Ausdruck bringt. Dafür müssen wir alles opfern. Nun können wir prüfen, wo wir stehen. Das höchste ziel im menschlichen Körper ist, wie ich euch sagte, Gott zu erkennen, zu Gott zu gelangen, in unseres Vaters Haus zurückzukehren. Wir werden dorthin gehen, wo wir gebunden sind. Ihr seid begünstigt, den menschlichen Körper zu haben, der die höchste Stufe der Schöpfung ist. Wenn wir durch die Gnade des Gott- im- Menschen Liebe zu Gott zu entwickeln, dann werden wir zum Haus unseres Vaters gehen. dazu müssen wir Liebe zum Gott im Menschen entwickeln. Der Mensch ist Lehrer des Menschen. Er spricht von unserer Ebene aus, entwickelt Liebe in uns, gibt uns eine innere Verbindung und öffnet das innere Auge, damit wir das Licht Gottes sehen und die Musik aller Sphären hören. Bleibt in der Religion, die euch zusagt. Ihr wahrer Sinn ist die Rückkehr zum Haus unseres Vaters – aber auch auf Erden sollten wir in Frieden leben. Und das können wir nur, wenn wir Liebe zu allen – zu Gott in ihnen – entwickeln. Warum? Weil wir alle Brüder und Schwestern in Gott sind. Wir sind bewußte Wesen, Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Die Liebe gibt uns Frieden hier auf Erden und im Jenseits, wenn sie auf ihren wahren Ursprung gerichtet wird. Das ist mit den Worten gemeint: „Dein Reich komme auf Erden.“

Wen sollen wir lieben? Wir sollten Gott lieben. Wie können wir Gott lieben? Indem wir den Gott im Menschen lieben, der uns eine Verbindung mit Gott gibt. Die Liebe zu dem Gott im Menschen ist die Liebe zu Gott. er fließt über vor Gottes Liebe und Trunkenheit. Er ist nicht an die Erde gebunden, sondern hierher gesandt, um die Menschenkinder zu leiten und danach wieder in seine Heimat zurückzukehren. Wohin geht ihr, wenn ihr ihn liebt? Ihr geht dahin, wo er hingeht. Wenn er nicht zur Erde zurückkommen muß, warum solltet ihr es dann – wie könnt ihr es dann! Diese beiden Dinge sind also sehr wesentlich. – Die Sikhs sprechen immer ein Gebet, das besagt: „O Gott, gib uns die Liebe und Gemeinschaft derer, die das Sprachrohr des Gottes im Menschen sind. Du offenbarst Dich im Gottmenschen; und er ist beides – Gott im Menschen und Gott. In seiner Gemeinschaft wird sich meine Liebe immer Dir zuwenden.“ Ich halte dies für das höchste Gebet, das wir sprechen können. „O Gott, laß uns bei den Menschen sein, in denen Du Dich offenbarst und die von Liebe zu Dir überfließen. Wir bitten Gott um ihre Gemeinschaft.“

Wir sollten bis zum ende der Welt in der Gemeinschaft solcher Menschen sein. Jeder Liebende möchte ich den Armen des Geliebten sterben, nicht wahr? Er möchte sein ganzes Leben bei ihm sein – bis zum letzten Atemzug. Warum? Weil uns die Liebe zu solchen Menschen zur Gottesliebe führen wird. Liebe zu dem Gott im Menschen – zu Gott in ihm – ist wahrlich Liebe zu Gott. Die Orte, die jene Menschen betraten, wurden zu Wallfahrtsorten. Christus wurde in Jerusalem geboren und neben ihm noch Tausende von anderen Menschen. Aber Jerusalem wurde allen Christen der Welt zum Wallfahrtsort, weil Christus dort geboren wurde – und nicht wegen jener Tausende von anderen Menschen, die dort geboren sind. Dieser Ort wurde durch die Geburt eines Meisters geheiligt. Mekka wurde durch den Propheten Mohammed geheiligt und ist ein Wallfahrtsort für alle Mohammedaner der Welt. Ihr könnt sehen, daß auch andere Wallfahrtsorte entstanden sind, weil ein Heiliger, ein Gott im Menschen, dort gelebt hat. Warum? Weil sich unsere Seele mit dem Körper und den äußeren Bindungen identifiziert hat und nur er unsere Aufmerksamkeit von außen zurückziehen, sie erheben, von der Sinnesebene nach oben ziehen und unser inneres Auge öffnen kann, damit wir das Licht Gottes sehen.

Wenn ihr zum bewußten Mitarbeiter am göttlichen Plan werdet – wer will euch dann zur Erde zurückbringen? Ihr mögt Jahrtausende Gott fern gewesen sein, aber einmal begegnet ihr einem Gott im Menschen, und dann gibt er euch eine Verbindung mit Gott. Wenn ihr sie entwickelt, dann wird euer Kommen und Gehen natürlich beendet und ihr kehrt in eure Heimat zurück. Gott zu lieben bedeutet, Ihm unbedingt zu gehorchen. Die Worte des Gott- im- Menschen zu lieben, heißt, ihn wahrhaft zu lieben – nicht nur äußerlich zu verehren. Wir sollten seine Worte achten. Er erwartet von euch, daß ihr danach lebt. Der Gott im Menschen wohnt bereits im verkörperten Wort in uns. Wenn er also schon in euch wohnt, solltet ihr eure Begrenzungen nicht überschreiten. Ihr solltet an dem, was er sagt, festhalten und seine Gebote nicht überschreiten. Wenn wir so einen Meister haben, brauchen wir niemanden auf der ganzen Welt zu fürchten. Er ist der Geliebte Gottes; und wen der Meister liebt, den liebt der Vater, Gott in ihm. Und wen Gott liebt, für den gelten Christus Worte: „Ich offenbare mich ihm.“ Gott erscheint in der Gestalt des Gott- im- Menschen. Durch Gottes Gnade wird uns dieses Vorrecht zuteil. Wenn er sich einmal in uns offenbart hat, spricht er zu uns, wie er es auch äußerlich tun würde. Er ist unser kostenloser Ratgeber in all äußeren und inneren Angelegenheiten.

Dieses Gespräch dreht sich also darum, wen wir lieben sollten und warum. Wir sollten Gott lieben; und um diese Liebe willen sollten wir den menschlichen Körper lieben, in dem sich Gott offenbart. Er kann uns lehren und uns mit Gott verbinden. Liebt also zuerst Gott und dann den Gott im Menschen. Wir sollten auch alle anderen lieben, denn alle Seelen sind bewußte Wesenhaften, Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Alle Körper werden von Gott gelenkt – er ist die Kraft, die sie beherrscht. Wer Gott liebt, liebt natürlich auch die ganze Schöpfung – ob beseelt oder unbeseelt. Diese Liebe können wir nur im menschlichen Körper entwickeln, den wir glücklicherweise erhalten haben. Zu diesem Zweck kommen wir zu den Füßen eines Meisters, eines Gott- im- Menschen. Das vermag kein Menschensohn. Alles ist die Gnade Gottes, und wenn diese Gnade herabkommt, werden wir mit dem menschlichen Körper in Verbindung gebracht, in dem er sich offenbart. Gesegnet sind jene, die in solcher Gemeinschaft, in solcher Gesellschaft leben. Das ist ein Merkmal, ein Vorzeichen dafür, daß sie in ihre Heimat zurückkehren.

Alle früheren Meister lehrten dasselbe; und wir sollten es nicht einfach nur lesen oder anhören, sondern vor allem in unserem Leben verwirklichen – danach leben. Je näher wir Gott sind, desto größeres Gewinn gibt uns unser menschlicher Körper. Die Meister sehen diese Dinge richtig, die auch in den Büchern stehen. Manchen Menschen geht es zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Andere Menschen hören etwas und müssen gleich lautstark verkünden, was sie alles wissen. Beides gibt euch keinen wirklichen Gewinn, wenn es nicht Teil eures Lebens wird. Nur verdaute Nahrung gibt euch Kraft. Sonst bringt sie nur Krankheiten wie Eitelkeit und anderes hervor.

 

 

 

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Liebe im Gegensatz zu Lust – I

 

Liebe – viele Leute sagen, daß sie wissen, was Liebe ist. Auch wir sagen dann und wann immer wieder, daß Gott Liebe und unsere Seele vom gleichen Wesen wie Gott ist, daß die Liebe unserer Seele eingeboren ist und sie uns auch den Weg zurück zu Gott weist. Die Liebe ist unserer Seele eingeboren und sie braucht jemanden, den sie lieben kann und von dem sie geliebt wird. Das ist das natürliche Bedürfnis jedes Menschen. Unsere Seele ist eine bewußte Wesenheit und sie sollte die Allbewußtheit oder lieben. Statt dessen hat sie sich an weltliche oder materielle Dinge gehängt. Und deshalb werdet ihr dorthin gehen, wo eure Liebe gebunden ist. Die Seele sollte Gott lieben, der die kontrollierende Kraft im Tempel des menschlichen Körpers ist. Sie hängt aber am Körper und seiner Umwelt, an den nach außen fließenden Energien und den Freuden äußerer Lust. Deshalb wurden wir zu Sklaven. Wir kehren immer wieder dorthin zurück, wo wir gebunden sind. Wenn unsere Seele an Gott gebunden ist, der die kontrollierende Kraft in diesem menschlichen Körper ist – der ewig ist und selbst jenerseits der Ewigkeit besteht – dann wird die frei und jeder Bindung ledig. Der Unterschied zwischen wahrer Liebe und Lust ist daher, daß wahre Liebe nicht endet – auch nicht nach dem Verlassen des Körpers. Diese Liebe entwickelt sich zwar im Körper, aber sie geht ganz in der Seele auf, nicht im Körper und seiner Umgebung. Das also nennt man wahre Liebe und Nächstenliebe. Die andere heißt Lust oder Verhaftetsein, und es besteht ein großer Unterschied zwischen den beiden. Die Liebe zu Gott macht uns frei und gibt uns alle Freude, Glück und Seligkeit. Während uns Lust oder Verhaftetsein versklavt und sehr engherzig macht. Wenn ihr jemand Auf weltliche Weise liebt, seid ihr voll Neid, sobald ein anderer an dieser Liebe teilhat – aber jene, die Gott lieben, werdet ihr auch lieben – eben, weil sie Gott lieben. So läßt euch die Liebe zu Gott die ganze Welt lieben. Die Liebe zu äußeren Dingen macht euch nur engherzig und geizig; und daher lebt der eine für Gott, der andere für die Welt. Seit wir das Haus unseres Vaters verließen, haben wir uns an äußere Dinge gehängt, weil sich unsere Liebe fälschlicherweise auf weltliche Dinge, den physischen Körper und die äußere Umgebung gerichtet hat. Woran also erkennt man wahre Liebe oder Nächstenliebe? Sie fängt im Körper an, läßt aber dann die Aufmerksamkeit in unserer Seele und im höheren Selbst aufgehen. Lust dagegen hält euch am physischen Körper und der äußeren Umgebung fest. Den eigenen Wünschen zu folgen, ist keine Liebe im wahren Sinne des Wortes. Diese Liebe bindet und versklavt euch.

Seit wir das Haus unseres Vaters verließen, sind wir immer wieder im Kreis gegangen und haben unseren Weg zurück noch nicht gefunden. Da ist die Geschichte von Majnu, der in Laila verliebt war. Laila war eine Prinzessin und sie bedeutete ihm alles. Unter den Mohammedaner gibt es einen Ehrentitel, der dem Gottergebensten verliehen wird. Einmal fragte man auch Majnu, wem dieser Titel gebühre. Er sagte, daß seine geliebte Laila die Würdigste sei. Er war ihr so ergeben, daß er einmal dabei beobachtet wurde, wie er die Pfoten eines Hundes küßte, der in der Straße herumlief, wo seine Laila wohnte. Daraus können wir die Lehre ziehen, daß wir einander lieben müssen, wenn wir Gott oder dem Gott im Menschen ergeben sind. Das ist nur natürlich. Aber jede Liebe, die von persönlichen Interessen oder selbstischen Motiven bestimmt wird, macht euch engherzig. Ihr wollt dann, daß der Mensch, den ihr liebt, nur von euch und von niemand sonst geliebt wird. Wenn ihr aber Gott wirklich liebt, dann liebt ihr natürlich alle, die Ihn lieben. Das ist der große Unterschied zwischen den beiden Arten von Liebe. Als Majnu erfuhr, daß Laila gestorben war, sagte er: „Nein, sie kann nicht sterben – wie kann sie sterben?“ Als man ihm sagte, daß sie wirklich tot sei, sagte er: „Ist es also wahr? das ist das Schicksal eines jedes lebenden Menschen. Aber warum soll ich etwas lieben, das vergänglich ist?“ Seht ihr, so schlug er den richtigen Weg ein.

Liebe ist also Liebe, wenn sie Gott, der Allbewußtheit, gehört. Auch wenn ihr den Körper verlaßt, wird euch diese Liebe nicht verlassen. Liebe zur Welt, äußere Bindungen und den eigenen Wünschen und Zielen zu folgen, ist Lust oder Verhaftetsein, nicht Liebe. Ein Prophet hat gesagt, daß die Liebe wie eine Brücke ist, auf der ihr den Fluß darunter überqueren könnt. Das ist ihr eigentlicher Sinn – sie dient nicht als Aufenthaltsort. So dient eure Liebe zum Gott im Menschen dem Überschreiten der Brücke, damit ihr durch seine Gemeinschaft, in der die Liebe zu Gott natürlich ausstrahlt, auf diese eingestimmt werdet. Wenn ihr dafür empfänglich seid, ist eure Liebe echt. Wenn ihr am Körper und den äußeren Bindungen hängt, dann ist das keine Liebe. Die Liebe ist gesegnet, die auf Gott, die Allbewußtheit, gerichtet ist. Ist sie auf den physischen Körper und seine Bindungen gerichtet, ist sie eine Fessel, Sklaverei und Verhaftetsein. Ihr kommt immer wieder in die Welt, wo ihr gebunden seid. Das ist der Unterschied zwischen den beiden Arten von Liebe. Guru Amar Das sagte: „Laßt uns den Gott im Menschen lieben, denn er fließt über von Gottes Liebe und Berauschung.“ In der Gemeinschaft mit ihm nehmt ihr die Ausstrahlung von Gottes Liebe auf. Sie wird eurer Seele Auftrieb geben und sie zu Gott hinwenden. Das ist der wahre Prüfstein, der euch herausfinden läßt, ob ihr den Körper des Gott- im- Menschen wirklich nur um Gottes willen liebt, der in ihm ist. Wenn ihr Gott in ihm liebt (sein Körper ist natürlich gesegnet), dann ist das die Brücke, auf der ihr das Meer der Welt überschreiten und zu unserem Geliebten gelangen könnt.

Die Liebe ist also unserer Seele eingeboren; und wir sind bewußte Wesen. Wenn sie auf die Allbewußtheit gerichtet wird, ist es wahre Liebe. Sie schenkt euch Freiheit, vollkommene Glückseligkeit und Freude. Hängt sie an weltliche Dingen, am physischen Körper, an seiner Umgebung und an Sinnesfreuden, dann ist sie Bindung und ein sicherer Weg, immer wieder in die Welt zu kommen, an die ihr gebunden seid. Liebe ist also gut Selbst Gift ist seht gut, wenn man es als Hilfe in kleinen Dosen nimmt. Wenn man es aber mißbraucht, dann stirbt man. Die wahre Liebe, die euch hilft, sollte auf Gott oder den Gott im Menschen gerichtet sein, weil Gott in ihm ist – und nicht um seines physischen Körpers willen. Dann seid ihr gerettet, andernfalls seid ihr verdammt, würde ich sagen. Das ist ein sehr schwieriges Thema. Wir sollten sehen, wo wir stehen und wohin wir gehen. Das steht zwar auch in Büchern, aber nicht sehr klar. Doch euch sollte nun klar sein, was Liebe ist.

Die Liebe ist unserem Selbst eingeboren, aber weil sie fehlgeleitet wurde, sind wir trotzdem an die Welt gebunden. Statt sie an Gott zu binden, der alle Bewußtheit ist, haben wir sie an den physischen Körper und die Welt gehängt. Die Liebe ist eine Brücke, um das Meer des Lebens zu überqueren – von dieser physischen Welt zur Allbewußtheit. Wenn sich diese Liebe auf weltliche Dinge richtet, werdet ihr an der Welt hängen. Sie sollte auf Gott oder den Gott im Menschen gerichtet sein, auf den menschlichen Pol, in dem sich Gott offenbart. Er fließt über von Liebe zu Gott und der Trunkenheit dieser Liebe. Wenn ihr bei ihm seid, nehmt ihr die Ausstrahlung dieser Liebe auf und beginnt natürlich Gott zu lieben. Wenn ihr zu einem geht, der Parfüm verkauft, und er euch nichts gibt, werdet ihr dennoch ganz umsonst den Duft des Parfüms erhalten. Und wenn er euch ein Fläschchen davon gibt, dann...? So wird euch durch die Gemeinschaft mit Gott im Menschen durch seine Ausstrahlung der Wohlgeruch der Liebe Gottes zuteil. Er gibt euch eine Verbindung in eurem Innern, indem er eure Aufmerksamkeit von außen abwendet und auf Gott in euch richtet. Er gibt euch eine Verbindung und was braucht ihr mehr? Liebe zum Gott im Menschen, wegen Gott in ihm, ist Liebe zu Gott. Wenn ihr den Gottmenschen wegen seines physischen Körpers liebt, so ist das noch Verhaftetsein. Die Liebe zum Gottmenschen ist eine Brücke, um ins Jenseits zu gelangen, bedenkt das! das ist ein schwieriges Thema – wie ich schon sagte. Wir müssen prüfen, wie wir fortschreiten. Wenn unsere Liebe zu Gott jeden Tag stärker wird und uns mehr als alles andere auf der Welt bedeutet, dann ist sie wirklich Liebe zu Gott. Selbst wenn ihr Gott liebt, eure weltlichen Dingen euch aber mit Gott verglichen teurer sind, dann ist das noch keine Liebe zu Gott. Das eine ist Verhaftetsein, Bindung, Sklaverei – das andere Freiheit, alle Freude und alle Glückseligkeit.

Es ist besser, in der Gesellschaft von einem zu sein, der von Liebe zu Gott erfüllt ist, als mit denen zusammen zu sein, die von Liebe zu weltlichen Dingen erfüllt sind. Wenn ihr so eine Gemeinschaft nicht haben könnt, dann sucht die Gesellschaft jener, die nach Liebe zu Gott verlangen und nicht nach Liebe zu weltlichen Dingen. Wenn ihr auch das nicht haben könnt, dann lebt mit eurem meister, der durch Bücher zu euch spricht – das ist alles. Lebt für euch allein, in der Gemeinschaft mit den früheren Meisters, die durch Bücher zu euch sprechen. Das wird euch helfen, in eure wahre Heimat zurückzukehren. Doch ich würde sagen, so wie Gott unbeschreiblich ist, kann man auch die Liebe nicht in Worte kleiden. Je mehr ihr euch in sie vertieft, desto weiter wird sie – wie Gott, der grenzenlos ist. Ein Dichter hat gesagt: „Die Liebe ist ein Meer, ein grenzenloses Meer ohne Ufer.“ Ihm – seiner Gnade – könnt ihr euer Leben widmen. Die Initiation, das Wort Gottes, Shabd oder die Naam- Kraft, ist in euch und das ist die wahre Gemeinschaft mit den Heiligen. Ein Heiliger ist das fleischgewordenes Wort. Ihr liebt ihn um des Wortes willen. Wen ihr euch auf diese Weise im Menschlichen Körper entwickelt habt, seid ihr begünstigt – ihr habt dann den vollen Nutzen aus eurem menschlichen Körper gezogen. Andernfalls habt ihr alles vorbereitet, um immer wieder zurückzukehren.

 

 

 

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Liebe im Gegensatz zu Lust – II

 

Die Lust ist außen und die wahre Liebe innen. Gott ist Liebe. Die Liebe ist auch unserer Seele eingeboren und möchte sich an etwas binden. Eine bewußte Wesenheit sollte an die Allbewußtheit gebunden sein. jetzt hängt sie an der Welt und den äußeren Bindungen. das ist der Grund, warum wir immer wieder in die Welt kommen – weil wir an sie gebunden sind. Die Frage ist nun: Wie können wir unterscheiden und verstehen, was wahre Liebe und was äußere Liebe ist? Ich habe gerade erklärt, daß wir den Unterschied zwischen beiden erst dann wirklich verstehen, wenn wir uns selbst erforschen. Wir sind bewußte Wesen. Wir sind Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos. Im Makrokosmos gibt es drei Ebenen: die physische, die astrale und die kausale. Wir haben einen physischen Körper, einen Astralkörper und einen Kausalkörper, die es uns ermöglichen, auf diesen Ebenen zu handeln. Jetzt wirken wir auf der physischen Ebene; aber wir haben auch noch unseren astralen und kausalen Körper. Während wir auf der physischen Ebene handeln, gebrauchen wir die Sinne, die an den physischen Körper gebunden sind und sich nach außen öffnen, um die Eindrücke der Außenwelt aufzunehmen – ganz gleich, ob sie gut oder schlecht sind. Jene, die die äußeren Freuden lieben oder an sie gebunden sind, nehmen diese Eindrücke durch die äußeren Sinne auf und prägen sie in ihren Astralkörper ein. Die wahre Färbung unseres Selbst zeigt sich nicht durch den physischen Körper, der sehr rein und schön sein kann, sondern sie ist in unseren Astralkörper eingeprägt. Das können wir mit unseren äußeren Augen nicht sehen. Unser Meister sagte oft: „Wenn ein Mensch zu mir kommt, sehe ich in ihn wie ein Einmachglas hinein – ob Süßes oder Saures darin ist.“ Sein Auge war so verfeinert, daß er die Menschen in ihren wirklichen Farben sehen konnte.

Wenn wir diesen physischen Körper verlassen, erscheinen wir in unserer wahren Färbung. Der Mensch, dessen Astralkörper ganz frei von äußeren Eindrücken, ohne Lust, Verhaftetsein oder Haß, aber von Liebe zu Gott erfüllt ist, wird diese Eigenschaften von euch ausstrahlen, wenn ihr in seine Gemeinschaft kommt. Im Kausalkörper sind die Eindrücke der früheren Körper. Wenn auch diese rein sind, wird dieser mensch ein Heiliger im wahren Sinne des Wortes genannt. Die Meister lehnen immer die Liebe zum physischen Körper und den äußeren Bindungen ab. Wenn ihr an jemanden denkt oder in der Gemeinschaft von einem seid, dessen Astralkörper nicht rein und nicht von Liebe zu Gott erfüllt oder voller äußeren Bindungen, Zuneigung und Haß ist, werdet ihr von ihm eine entsprechende Ausstrahlung aufnehmen. Wenn ihr an jemanden denkt, dessen Kausalkörper rein ist von allen früheren Leben, wird seine Gestalt immer mit euch sein, euch schützen und helfen, selbst wenn ihr nicht merkt, daß euch geholfen wird. Solche Menschen erscheinen in der Gestalt von Heiligen und Meistern. Wer an den Me4ister denkt, wird erhört und ihm erscheint seine Form. Deshalb sagte Kabir: "„ein Gemüt ist so geläutert, daß es die Klarheit des Gangeswassers bei Hardwar besitzt. Wenn ihr dort badet, scheinen selbst die kleinen Kiesel ganz sauber zu sein. Mein Gemüt ist so rein geworden, daß auch mein Astral- und mein Kausalkörper vollkommen gereinigt sind und selbst Gott hinter mit her ist.“ Gott ist hinter solch einem Menschen her, dessen Astral- und Kausalkörper ganz rein sind, der von Seiner Liebe und nicht von weltlichen Bindungen erfüllt ist. Es ist ein großer Unterschied zwischen der Liebe zum Äußeren und der Liebe zum Inneren. Die Meister lehnen die Liebe zum physischen Körper ab. Einer, dessen Astralkörper beschmutzt ist, man kann sagen, vom Unrat der äußeren Bindungen und durch andere Dinge, kann äußerlich sehr rein aussehen. Wenn man bei ihm ist, nimmt man die Ausstrahlung seines Astralkörpers auf. Wenn ihr bei jemandem seid, dessen Astralkörper rein ist, werdet ihr eine Ausstrahlung von Reinheit empfangen. Er ist von Liebe zu Gott erfüllt; und ihr empfindet natürlich, wie diese Liebe von ihm ausgeht. Wenn ihr an einen denkt, dessen Kausalkörper ganz rein ist, wird er erscheinen – selbst wenn ihr ihn noch nie gesehen, sondern nur von ihm gehört habt. Das ist der Unterschied zwischen wahrer und falscher Liebe. Wen sollen wir lieben? Wir sollten Gott lieben. Und wen noch? Den, dessen Gemüt so rein ist, daß sich Gott in ihm widerspiegelt. Gott ist Licht und das Tonprinzip; und wenn so ein Mensch zu euch spricht, erhaltet ihr das Licht und den Ton. Einer, dessen Astral- und Kausalkörper nicht rein sind, mag euch sagen, daß ihr dieses und jenes tun sollt; und wenn ihr dafür auch vier oder sechs Stunden täglich aufwendet, werdet ihr doch nichts erlangen. Seht ihr nun den Unterschied zwischen wahrer Liebe und physischer oder äußerer Liebe? Alle sogenannten Meister werden euch anweisen, über die Gestalt des Meisters zu meditieren. Gott behüte! Wenn er innerlich nicht rein ist, dann werdet ihr zu dem, was er ist. Aber Gott kommt von sich aus zu uns. Ich verlange nie von jemandem, über die Gestalt des Meisters zu meditieren. Ihr solltet also einen lieben, dessen Astral- und Kausalkörper ganz rein sind. Er mag aus bestimmten Gründen äußerlich sehr streng sein, aber sein Gemüt ist ganz rein und er liebt Gott und jedermann. Er liebt auch seine Feinde. Der Meister ist solch ein mensch, und ihr solltet Gott um seinetwillen lieben, denn in ihm spiegelt sich Gott völlig wider und die Schau seines Gemüts ist ganz klar. Wenn ihr einen solchen Menschen liebt, dann glaube ich, wird Gottes Liebe in euch einkehren, und ihr werdet euch über den physischen, astralen und kausalen Körper erheben und dorthin gehen, von wo Gottes Offenbarung ausgeht. Das ist der Unterschied zwischen wahrer und unreiner Liebe. Liebt also Gott und jeden anderen, dessen Astral- und Kausalkörper ganz rein sind. Wenn ihr bei ihm seid, werdet ihr eine entsprechende Ausstrahlung empfangen. Wenn er euch initiiert, werdet ihr Licht erhalten, denn das Licht spiegelt sich in ihm. Wie kann einer, in dem kein Licht widerstrahlt, euch Licht geben? Ihr könnt hundertmal initiiert werden und stundenlang meditieren, aber ihr werdet kein Licht erhalten. Das ist der große Unterschied zwischen der physischen äußeren und der inneren Liebe.

Ich habe schon früher ganz deutlich erklärt, damit keine Mißverständnisse aufkommen, daß wir Gott lieben sollten und die, in denen er sich widerspiegelt. Das Kennzeichen dafür ist, daß ihr bei der Initiation Licht erhaltet. Wie Christus sagte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis.“

Diese Dinge stehen zwar in Büchern, aber selbst dann braucht man die Führung eines praktischen erfahrenen Menschen, der die Dinge genau kennt. Er wird sie ganz klar und mit wenigen Worten erklären. Wir sollten Gott lieben, weil wir bewußte Wesen sind und weil wir natürlich alle zu unserem wirklichen Sein finden wollt. Warum sollten wir einen Gottmenschen lieben und nicht andere? Woran erkennt man einen Gottmenschen? Ein Gottmensch ist einer, dessen Astral- und Kausalkörper ganz rein und klar sind und in dem sich Gottes Licht widerspiegelt. Wer mit einem solchen Gottmenschen  in Verbindung kommt und nur ein wenig seiner Aufmerksamkeit auf sich zieht, in dem wird sich sein Licht widerspiegeln. Heutzutage geben viele Hunderte von Menschen die Initiation. Es gibt so viele Gurus und meister, daß es kaum genug Anhänger oder Schüler gibt. Der einzige Kennzeichen eines wahren Meisters ist, daß er euch bei der Initiation eine Erfahrung gibt, mit der ihr beginnen könnt – ihr seht das Licht. Das bedeutet, daß der Gebende rein ist. Gottes Licht spiegelt sich in ihm wider und strahlt aus. Andere lassen euch nur ein paar Worte wiederholen und einige Kleinigkeiten tun. Und wenn die Leute dann zu ihnen kommen, sagt man ihnen, so sollten mehr Zeit einsetzen. Sie nehmen sich täglich vier Stunden, sechs Stunden Zeit und selbst dann sehen sie kein Licht. Der Grund dafür ist jetzt ganz klar.

Wenn ihr einen findet, der kompetent ist, euch Licht zu geben, heißt das, daß sein inneres Leben rein ist. Einfach dazusitzen und irgend etwas mehrere hundert Male zu wiederholen, mag eine gute Tat sein, aber es ist kein reines Leben. Das Licht wird nur sichtbar (es ist schon da), wird sich nur offenbaren, wenn es einer lenkt, in dem es sich widerspiegelt. Wenn ein Kind in einer Höhle geboren wird, ist es in vollkommener Dunkelheit. Wenn man einen Spiegel hineinstellt, der das Sonnenlicht in die Höhle wirft, wird das Kind das Licht sehen. Jedes Herz, in dem das Licht Gottes ist, wird es widerspiegeln – und dieses Licht wird sich wiederum in denen widerspiegeln, auf die es gerichtet ist. Das ist der Unterschied zwischen wahrer Liebe und physischer Liebe. Ihr könnt diese Gabe nicht von einem Menschen erhalten, in dem sich das Licht Gottes nicht widerspiegelt. Es gibt so viele Meister in Indien und anderswo. Sie werben geschickt. Werbung kann man für Geld kaufen, und das kann jeder. Aber was ist das entscheidende? Er kann euch etwas geben. Ein wahrer Meister kann eure Aufmerksamkeit von außen zurückziehen, über die Sinne erheben und euch dann einen Widerschein des Lichts geben. Das ist eine Art Geschenk; und man kann daran das Wahre vom Falschen unterscheiden. Das steht auch in Büchern, aber ihre Worte können das nicht so lebendig beschreiben, wie ich es jetzt tue. Liebt also Gott und jene, in denen er sich widerspiegelt. Woran läßt sich das erkennen? Wenn er euch initiiert, wenn ihr an ihn denkt, wird das Licht in euch aufleuchten. Er ist kompetent, euch schon am Tage der Initiation eine Erfahrung aus erster Hand zu geben.

Ich stehe mit den Oberhäuptern der Religionsgemeinschaften in Verbindung, weil ich Präsident der ‚Weltgemeinschaft der Religionen‘ bin. Sie alle beschreiben diese Dinge. Das hilft eine Weile, wenn man sich konzentriert – aber das Licht kann nicht kommen. Eine von weltlicher Lust erfüllter Mensch mag äußerlich rein aussehen und sehr für sich werben – aber dennoch könnt ihr kein Licht von ihm bekommen. Nur der kann euch Licht geben, dessen Astral und Kausalkörper vollkommen rein und makellos klar sind und in dem sich das Licht Gottes widerspiegelt. Solche Meister kommen wirklich. Die Welt ist nie ohne sie und je mehr es sind, desto besser. Solche Menschen kommen, um der Welt zu geben – nicht, um etwas zu nehmen. Liebe also einen, der von Liebe zu Gott erfüllt ist, dessen Astral- und Kausalkörper ganz rein sind und in denen sich die Kraft Gottes als Licht und Ton offenbart. Wenn er euch initiiert, werdet ihr eine Erfahrung dieser Kraft erhalten. Es ist unwichtig, ob er Augen im Kopf hat oder nicht. Liebt also Gott und den, der kompetent ist, euch etwas zu geben. Das ist ein wirklicher Beweis dafür, daß er einen reinen Astral- und Kausalkörper hat. Das ist der Unterschied zwischen der Liebe zum physischen Körper und der Liebe zu Gott oder dem Gott im Menschen. Das ist ein sehr großer Unterschied. Auch die Bücher weisen darauf mit vielen Beispielen hin, aber nicht so lebendig und klar verständlich, wie ich es euch jetzt erkläre. Wenn euch Gott begegnet und initiiert, euch ein Anfangskapital gibt, schützt er euch davor, in äußeren Freuden zu schwelgen, von niedrigen Regungen wie Lust, Ärger und ihren Folgen. Diese Eindrücke nehmen wir durch die Sinne auf, die sich nach außen öffnen; und sie prägen sich dem Astralkörper ein. Um euch ein Beispiel zu geben: wenn ihr ein Glas nehmt, es mit Wachs überzieht und dann etwas in das Wachs einritzt und Säure darübergießt, dann ätzen sich all diese Ritze oder Eindrücke ins Glas hinein. Ähnlich prägen sich alle äußeren Eindrücke durch den physischen Körper und die Sinne in unseren Astralkörper ein. Daher erscheinen wir nach dem Verlassen des Körpers in unserer wirklichen Färbung. Das äußere Kennzeichen ist also, daß er euch bei der Initiation etwas gibt, mit dem ihr beginnen könnt, denn Gott widerspiegelt sich in ihm. Einer, in dem sich Gott nicht spiegelt, wird euch anweisen, dies oder jenes stundenlang zu wiederholen – aber auch dann werdet ihr nichts erhalten. Wenn sich als Rückwirkung der Vergangenheit doch etwas zeigt, weiß er nicht, was er dann tun soll. Seid also sehr vorsichtig, würde ich sagen, wenn ihr mit Menschen zu tun habt, die von Liebe zur physischen Welt erfüllt sind.

Die Sikhs haben ein Gebet, das lautet: „O Gott, gib mir die Gemeinschaft eines Menschen, der das Sprachrohr des Meisters ist. Weil der meister das Sprachrohr Gottes ist, wird auch er zum Sprachrohr Gottes.“ Das ist ein tägliches Gebet der Sikhs. Abends beten sie: „O Gott, gib uns die Gemeinschaft eines Heiligen.“ Die Gemeinschaft eines Heiligen.“ Die Gemeinschaft eines Heiligen ist die Gemeinschaft mit Gott in ihm, nicht wahr? Das ist also der ganz feine Unterschied, warum wir Gott lieben sollten, warum wir den Gott im Menschen lieben sollten und warum wir andere lieben sollten. Liebt den Gott im Menschen, dessen Merkmale ich euch genannt habe, nur wegen Gott in ihm. Ich wiederhole, achte darauf, daß er eins mit Gott ist, damit auch ihr mit Ihm eins seid, wenn ihr mit dem Meister eins werdet. Deshalb haben alle früheren Meister oder jene, die zu den Füßen eines Meister saßen, wie Paulus gesagt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Alle anderen Menschen sollten das auch sagen können. Gott selbst kann sich im unterbewußten Speicher des Gemüts offenbaren. Er wird von selbst kommen. Deshalb rate ich niemanden, über die Form des Meisters zu meditieren. Ich glaube, das ist ein sehr triftiger Grund.

In meiner Jugend habe ich immer gebetet: „O Gott, ich möchte Dich finden, aber ich habe Angst, daß ich zu einem kommen könnte, in dem Du Dich nicht widerspiegelst. Dann wäre mein Leben vertan. Es heißt, daß Du Dich in alten Zeiten jenen zeigest, die Dich liebten – warum kannst Du Dich dann jetzt nicht offenbaren?“ Das war mein Gebet. Ein sehr kraftvolles Gebet. Mein Meister erschien mir schon lange vorher, aber ich hielt ihn für Guru Nanak. Ich traf ihn physisch erst sieben Jahre später im Jahre 1924, aber er war schon seit 1917 bei mir. Ich reiste damals im Bergland und besuchte verschiedene Orte – aber von Anfang an habe ich Flüsse sehr geliebt. Und als ich nach Lahore kam und weil Beas in der Nähe liegt, kam ich der Gedanke, an den Beas- Fluß zu gehen. Ich kam mit dem Zug dort an und fragte den Stationsvorsteher nach dem Weg zum Fluß. „Oh, Sie sind gekommen, um den Meister zu besuchen“, sagte er. „Gibt es hier einen Meister?“ entgegnete ich „Ja, er lebt am Ufer des Flusses.“ Ich wollte also den Fluß sehen und sah den meister, den gleichen Meister, der mich schon sieben Jahre vorher erschienen war. Versteht ihr mich jetzt? Ein wahrer Meister erscheint von selbst, aber das Herz muß rein sein. Gott ist in euch, und wenn ihr zu ihm betet, dann bringt er euch mit einem in Verbindung, in dem sich sein Licht widerspiegelt: und das allein ist ein wirklicher Meister. Liebt also Gott und einen, der euch zeigen kann, daß sich Gott in ihm widerspiegelt. Das ist der Unterschied zwischen denen, die erfüllt sind von körperlicher Lust und jenen, die von Liebe zu Gott sind und deren Astral- und Kausalkörper ganz rein sind.

Menschen mit lüsternen Gedanken strömen rotschwarz gemischte Farben aus. Zornige Menschen strahlen ein düsteres Rot aus. Wer Gott liebt, erstrahlt in einer bläuliche Farbe, Menschen wahrer Spiritualität in goldener Farbe. Das sind die Unterschiede. Die Bücher geben uns Hinweise auf diese Dinge. Immer wenn ein Meister abgebildet wird, dann hat er einen Heiligenschein in Gold oder Weiß um den Kopf.

Jene, die begünstigt sind, werden zu einem Meister geführt und erhalten etwas Anfangskapital – sei es wenig oder mehr. Ihr seid auf den rechten Weg gestellt: und wenn ihr fortschreitet, wird sich Gott euch von selbst offenbaren. Liebe zum physischen Körper ist Liebe zu einem toten Körper. Sie ist von den Gedanken gefärbt, die sich in euren Astralkörper eingeprägt haben. Zur rechten Zeit werdet ihr dann wie ein Heiliger sein. Das braucht natürlich seine Zeit. Wir können nicht mehr sein als der Meister, aber wir können zu dem werden, was er ist: denn er ist Gott in ihm – und wer kann mehr sein als Gott?

Schaut nur auf den wahren Stand der Dinge und haltet euch daran. Die Menschen werden durch Propaganda irregeführt. Sie hören irgend etwas, und nach dem zehnten Mal ist es so gut wie wahr. Heilige machen nie Gegenpropaganda – niemals. Die Zeit bringt die Wahrheit ans Licht. Wer also das rechte Verständnis hat, sollte daran festhalten. Er kann die Dinge jenen, mit denen er in Berührung kommt, auf freundliche Weise erklären. Wenn jemand schlecht darüber denkt, dann denkt nicht auch schlecht von ihm, weil ihr sonst eurem eigenen inneren Gemütszustand schadet. Setzt also mit wahrer Liebe zu Gott – für Gott in ihm – so viel Zeit wie nur möglich für eure Meditation ein und liebt die ganze Welt, denn wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott, und Gott ist in ihnen. Dies ist der wichtigste Teil unseres Lebens. Als Mensch sollten wir spirituelle Nahrung zu uns nehmen, eine Verbindung mit dem Geistigen, mit Gott in uns erlangen. Von der geistigen Gesundheit hängt das Leben von Gemüt und Körper ab. Lernen ist Nahrung für das Gehirn, für den Verstand, aber die Verbindung mit Gott ist das Brot des Lebens. Wenn ihr dem mehr Wichtigkeit beimeßt, wird sich alles andere von selbst ergeben.

 

 

 

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Wie man die Eigenschaften des Meisters entwickelt

 

Wir sollten Gott lieben, aber wie entwickelt man diese Liebe? Wie können wir Liebe zu Gott entwickeln, ohne ihn zu sehen, ohne mit ihm in Verbindung zu kommen, ohne uns seiner Gemeinschaft zu erfreuen? Dafür müssen wir einen menschlichen Pol lieben, in dem sich Gott offenbart, weil Gott in ihm ist. Wie können wir Liebe zu ihm entwickeln? Das ist die Frage. Wir sollten genau die gleichen Eigenschaften oder Wesenszüge entwickeln, wie sie jener menschliche Körper, durch den Gott wirkt, besitzt. Angenommen, er ist ein guter Maler, er malt gern. Dann solltet ihr die Fähigkeit des Malers entwickeln, denn währenddessen werdet ihr immer an den denken, für den ihr das tut. Auf diese Weise werdet ihr beginnen, ständig an ihn zu denken. Wenn ihr ein guter Maler werdet, zieht ihr natürlich seine Aufmerksamkeit auf euch, weil er diese Eigenschaft auch in sich hat. Angenommen, er ist ein guter Sänger. Er liebt Gesang, Dichtung und Verse. Dann solltet ihr das gleiche Talent in euch entwickeln. Ich sage euch, Dichter sind halbe Heilige. Wenn ihr dieses Talent entwickelt, wird er es empfinden und sich zu euch hingezogen fühlen. Während ihr euch bemüht, ein Maler, Sänger oder Dichter zu werden, denkt ihr die ganze Zeit an ihn. Wenn ihr ständig an jemanden denkt, ruft ihr in seinen Gedanken eine Wirkung hervor. Wenn der Schüler an den Meister denkt – an Gott in ihm – wird der Meister an den Schüler denken. Jede Handlung hat ihre Wirkung. Als erstes sollten wir also die Eigenschaften des Meisters entwickeln. Wenn zum Beispiel Arbeitsplätze frei werden und der zuständige Beamte, der selbst eine gute Handschrift hat, schriftliche Bewerbungen verlangt – wer wird dann man ehesten eine Stelle bekommen? Es mögen Hunderte von Bewerbungen für ein paar offene Stellen eingehen. Der Beamte wird alle Bewerbungen durchgehen und nur die mit guter Handschrift berücksichtigen, weil er selbst diese Fähigkeit besitzt.

Wenn ihr also Liebe zu jemandem entwickeln wollt, dann entwickelt einfach seine Eigenschaft oder Wesenzüge. Dabei werdet ihr an genau die gleichen Eigenschaften denken, die in ihm seid. Das hat zweierlei Wirkung. Wenn ihr jemanden in eurem Herzen tragt, werdet ihr auch in seinem Herzen wohnen. Und während ihr seine Eigenschaften oder Wesenszüge entwickelt, denkt ihr gleichzeitig an ihn und das wird ihn anziehen. Das ist eine grundlegende Notwendigkeit. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr bei ihm oder fern von ihm seid. Ihr braucht nur diese Eigenschaft zu entwickeln. Ich habe euch so viele Beispiele gegeben. Eines war von Bulleh Shah, einem Schüler von Inayat Khan. Bulleh Shah gehörte einer hohen mohammedanischen Kaste an, und er fürchtete das Gerede der Leute, wenn sie sähen, daß ein Mann einer hohen Kaste zu einem geht, der einer niederen Kaste angehört. Da sandte Inayat Khan ein paar seiner Schüler zu Bulleh Shah und bat sie, ihm zu sagen, daß er nun ihr Bruder sei. Als sie zu der Straße kamen, in der Bulleh Shah wohnte, riefen sie: „Wo ist Bulleh Shah? Er ist unser Glaubensbruder.“ Und die Leute sagten Bulleh Shah, daß seine Brüder gekommen seien. Bulleh Shah fürchten ihr Gerede, weil er als Angehöriger einer höheren Kaste zu einem Mann niederer Kaste gegangen war, und so sagte er: „Nein, das sind nicht meine Brüder.“ Als die Schüler zurückkehren und Inayat Khan berichten, was geschehen war, sagte er: „In Ordnung, wir werden sein Feld nicht mehr bewässern.“ Nur wenn der Schüler die Aufmerksamkeit des Meisters oder sein Wasser des Lebens erhält, geht es ihm gut. Auch nur ein kleiner Gedanke des Meisters bewässert das Feld des Schülers. Und das wurde ihm entzogen. Er hatte ihn zuvor gehabt und war nun dieses Segens beraubt. Wie konnte sich Bulleh Shah nun noch dem Meister nähern? Wie hatte er die Stirn haben können, zum Meister zu gehen und zu sagen, daß er kein Schüler sei! Bulleh Shah wußte, daß sein Meister sehr gerne Gedichte, Verse und liebevolle Lieder hörte. Nun hatte er zwar keinen Sinn dafür, aber er mußte ihn entwickeln, um die Aufmerksamkeit des Meisters auf sich zu ziehen. So ging er zu einigen Tanzmädchen, deren Beruf diese Kenntnisse erfordert, blieb ein paar Monate bei ihnen und lernte singen. Er diente ihnen Tag und Nacht umsonst, bis er in sich die Fähigkeit zu singen entwickelt hatte. Ungefähr eine Woche später sollten die Tänzerinnen ihre Lieder Inayat Khan vorsingen. Bulleh Sah sagte zu ihnen: „Hört her, ihr hebt doch Frauenkleider, gebt mir welche, ich gehe heute hin und singe vor dem Meister.“ Er zog also die Kleider an und ging hin, um seinem Meister vorzusingen. Er sang aus der Tiefe seines Herzens; und das strahlte natürlich aus, und der Meister sagte: „Oh, das ist Bulleh.“ Und er stand auf und umarmte ihn. Die Leute sehen gewöhnlich alles durch ihre eigene, rauchgeschwärzte Brille. Und sie fingen an zu reden: „Seht nur, wie der Meister gesunken ist – er hat eine Frau umarmt! Jetzt ist die Katze aus dem Sack.“ Inyat Khan sagte: „Bulleh, zieh diese Kleider aus, damit die Leute wissen, wer du bist.“ Bulleh Shah sagte: „Nein, ich bin unwürdig, ich bin nur ein Narr, der dich verlassen hat. Ich habe ein schändliches Verbrechen begangen, weil ich mich nicht als dein Schüler bekannte.“ Warum war er erfolgreich? Weil er sich die Eigenschaften oder Wesenszüge seines Meisters aneignete, der den Gesang liebte. Er hatte singen gelernt, um ihn zu erfreuen.

Das war ein Beispiel, aber es gibt noch andere. Lord Rama war vierzehn Jahre in eine Wildnis verbannt worden. Eine Frau namens Shivri, die dort lebte, erfuhr, daß er kommen würde. Sie sagte sich, daß er barfuß kommen und die Dornen seine Füße zerstechen würden. So begann sie, den Weg von allen Dornen zu säubern. Die Liebe entwickelt sich nicht unbedingt durch Sehen, sondern auch durch Hören. Sie überlegte sich auch, was sie ihm zu essen anbieten könne. In der Wildnis gab es nicht sehr viel, nur Beeren. So begann sie Beeren zu sammeln, kostete jede einzelne und behielt nur die süßen. In dieser Wildnis lebten auch einige große Yogis, aber Lord Rama ging nicht etwa zuerst zu ihnen. Er ging zu Shivri, die den Weg für ihn gesäubert hatte, damit die Dornen seine Füße nicht verletzten, und die die Beeren für ihn sammelte, die sie zuvor angebissen hatte, um festzuhalten, welche süß und welche sauer waren. Liebe kein Gesetz. Nachdem Rama bei Shivri war, besuchte er die Yogis. Wo die Yogis wohnten, war ein Weiher, der von Insekten wimmelte. Die Yogis baten Lord Rama, seine Füße darin zu waschen, um den Teich von den Insekten zu befreien. Lord Rama lehnte ab und sagte: „Nein, ihr seid große Yogis; und es ist besser, wenn ihr eure Füße in dem Weiher wascht – dann wird er sauber.“ Alle Yogis schütteten ihr Waschwasser in den Teich, aber die Insekten blieben. Da sagten die Yogis: „Du bist Lord Rama. Wenn du deine Füße in dem Teich wäschst, dann wird er sicher sauber.“ „Gut“, sagte Lord Rama, „wir wollen es versuchen.“ Er wusch seine Füße in dem Tümpel, aber er wurde dennoch nicht sauber. Lord Rama hieß die Yogis dann, die Füße von Shivri (die sie nicht leiden konnten) zu waschen; und als sie ihre Füße wuschen und das Wasser in den Weiher schütteten, wurde er sauber.

Jene, die Gott lieben, lieben den Meister – Gott in ihm natürlich. Das ist keine Sache des Zurschaustellens. Diese Kraft ist in euch und weiß um all euer Tun, was ihr macht und warum. Sie kennt auch die kleinste Neigung eurer Gedanken. Liebe macht kein Aufhebens. Liebe kennt nur Dienen und Opfern. Das äußerliche Zeichen der Liebe sind freundliche Worte voll Demut. Wenn ihr diese Liebe entwickelt habt, was müßt ihr dann tun? Ihr müßt Geduld und Ausdauer entwickeln und damit fortfahren. Wie eine Motte, die sich selbst in der Flamme einer Kerze verbrennt und keinen Laut von sich gibt. Wer Gott lieben will, sollte sich daher nicht um seinen Ruf und sein Aussehen, seine Ehre, um dies oder jenes kümmern. Er sollte alles, was er in der physischen Welt erreicht hat, hinter sich lassen und es zu seinen Füßen niederlegen. Selbst wenn er sein Leben opferte, würde er nicht darüber sprechen. Das ist eine seht schwierige Frage, würde ich sagen. Wenn ihr Gott oder den Gott im Menschen liebt, so ist das eine Beziehung zwischen euch und Gott in ihm und zu sonst keinem. Ihr müßt sie entwickeln. Dazu braucht ihr Ausdauer. Und es braucht Zeit. Die einzige Aufgabe des Dieners ist es, seine Arbeit zu verrichten. Es ist die Aufgabe des Meisters, sich darum zu kümmern, was er ihm geben muß.

Einmal erhielt Guru Har Govind, der sechste Guru der Sikhs, ein sehr schönes Araberpferd geschenkt. Guru Har Govind sagte, wer ihm aus dem Jap Ji vortrüge und während dieser Zeit an nichts anderes dächte, dem würde sein Herzenswunsch erfüllt. ein Mann trat vor und sagte, daß er vortragen wolle. Er begann damit und als er zum ende kam, dachte er sich: „Ich möchte wissen, was mir der Guru geben wird.“ Er erinnerte sich an das Araberpferd, das man dem Guru geschenkt hatte und meinte, daß er es bekommen müsse. Als er mit dem Vortrag fertig war, ließ der Guru ihm das Pferd geben. Dann wandte er sich an den Mann und sagte: „Du Armer, du wußtest nicht, was ich dir geben wollte. Ich wollte dir meinen eigenen Platz geben.“ Es ist nicht eure Sache, die Dinge zu bewerten und zu verlangen, was ihr gerne möchtet, sondern es ist seine Sache, sich darum zu kümmern, was wirklich zu eurem Besten ist.

Wie könnt ihr Liebe entwickeln? Entwickelt zuerst einfach die Eigenschaften des Meisters. Wenn er ein guter Maler ist, lernt malen. Wenn er ein guter Sänger ist, dann lernt singen. Unser Meister ließ zum Wohle der Allgemeinheit Brunnen graben. So begannen die Menschen, für ihn Brunnen zu graben, und er war erfreut. Er wollte selbstlose Diener, die ihm gegenüber nie ein Wort darüber verloren, was sie für den Meister taten. Er war ein Mensch, der ganz offen seine Meinung sagte. Zu denen, die zu ihm kamen und gestanden: „Meister, ich habe diese oder jene Sünde begangen“ sagte er: „In Ordnung“ und vergab ihnen. Wer aber seine Fehler vor ihm verbarg, der zog den Kürzeren. Wenn wir zum Meister gehen, denken wir immer, daß er nichts weiß. Aber tief im Herzen weiß er, was wir denken. Wie ich euch gestern schon sagte, sieht er wie in einem Glasgefäß, was in uns ist. Auch wenn ihr versucht, es zu verbergen – er sieht es dennoch. Wir sollten daher mit ganz reinem Herzen zum Meister gehen, ihn lieben und verehren. Dann wird er euch natürlich sein eigenes Selbst geben. So können wir die Liebe zum Meister entwickeln – zu Gott in ihm. Ihr solltet versuchen, die Eigenschaften, die er in sich entwickelt hat, in euch zu entfalten. Welche Eigenschaften sind das? Er will Liebe – keine Schau – und unbedingten Gehorsam gegenüber seinen Worten. Wenn er einmal etwas sagt, dann gehorcht ihm. Gehorcht ihm wortwörtlich. Während ihr diese Eigenschaften entwickelt, werdet ihr immerzu liebevoll an den Meister denken – innen und auch außen. Es ist des Meisters Aufgabe, sich um das zu kümmern, was er euch zu geben hat. Er ist nur gekommen, um Leben zu geben. Das ist seine einzige Aufgabe. Er ist Leben, Licht und Liebe. Diese Werte kann er euch nur geben, wenn ihr dafür empfänglich seid und nichts mehr zwischen euch und ihm steht. Die Eigenschaften Gottes spiegeln sich in ihm wider. Wenn ihr sie einfach auf euer eigenes Leben übertragt, wird euch der Meister und Gott in ihm lieben. Wie Christus sagte: „Wer mich liebt, den liebt der Vater, und wen der Vater liebt, dem offenbare ich mich.“ Alle meister haben dasselbe gesagt.

 

 

 

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Wahres Gebet

 

Ich habe gerade erklärt, was ein Gebet ist und wie man beten soll. Erstens beten wir immer zu einem, dem wir vertrauen, daß er uns geben kann, wonach wir verlangen. Zweitens vertrauen wir auch darauf, daß er dazu kompetent ist. Als erstes sollten wir ganz davon überzeugt sein, daß es Gott oder einen Guru gibt oder daß einer da ist, der auf unsere Gebete hört.

Welche Art Gebet wird erfüllt? Als erstes solltet ihr euer Herz fragen, was es will. Euer Herz umfaßt nicht nur das, was ihr sagt oder denkt. Manchmal  wollt ihr etwas und denkt, es sei gut für euch, aber euer Herz will etwas anderes, stimmt nicht überein. Herz, Zunge und Gedanken sollten in Einklang sein. Nur das Gebet wird erhört, das aus dem Herzens kommt, das unser Mund spricht und das unsere Gedanken nicht anzweifeln. Christus sagte, wenn ihr zu Gott betet, könnt ihr eine Antwort bekommen – aber ganz sicher ist es nicht. Wenn ihr Gott in meinem Namen bittet, sind die Chancen schon größer, daß er euch erhört – bittet ihr mich aber selbst, bekommt ihr, was ihr wollt. Was bedeutet das? Wenn ihr zu Gott betet und nicht darauf vertraut, daß er existiert oder wirklich kompetent ist, eure Bitte zu erfüllen, wie kann euer Gebet dann erhört werden? Zudem sollte euer Gebet aus dem Herzen kommen und Zunge und Verstand sollten dasselbe sagen. Sie sollten nicht voneinander abweichen – ein solches Gebet wird erhört. Wenn Christus also sagte, daß Gott euch vielleicht gibt, was ihr wollt, wenn ihr zu ihm betet, daß eure Chancen aber größer sind, wenn ihr Gott in seinem Namen bittet, so wollte er damit betonen, daß ein an ihn gerichtetes Gebet sicher erfüllt wird. Einer, der zu Christus betete, als er auf Erden war, war davon überzeugt, daß Christus existierte, weil er ihn sah. Aus dem gleichen Grund hatte er auch volles Vertrauen in seine Kompetenz.

Wenn wir also ganz an den Meister glauben und von seiner Kompetenz überzeugt sind und von Herzen zu ihm beten, muß unser Gebet erhört werden. Die früheren Meister sagten, wenn ihr so betet, wird euch Gott bei der Hand nehmen und sagen: „Nun, mein Kind, sag‘ mir, was du willst!“ Versteht ihr, was ich meine? Gott wird einem solchen Gebet Gehör schenken, denn er sieht, daß Herz, Mund und Verstand in Einklang sind und ihr ganz darauf vertraut, daß er euch erhören wird.

Manchmal will ein Kind unbedingt etwas haben, das zwar verzuckert, aber dennoch giftig ist. Was wird da seine Mutter tun? Trotz all seines Flehens wird sie sagen: „Gut, mein Kind, ich werde es dir bestimmt geben“, und dennoch gibt sie es ihm nicht. Manchmal ist das, worum ihr bittet, nicht in eurem wirklichen Interesse, und der Vater wird es euch nicht geben. Worum sollen wir also beten? Manchmal bitten wir um etwas Bestimmtes und wenn wir es bekommen, dann empfinden wir Reue und bitten Gott, es weder von uns zu nehmen. Aber wenn ihr betet (und das beste Gebet ist immer das an den Meister): „O Gott, gib uns das, was wirklich zu unserem Besten ist“, so ist dies das ideales Gebet, und er wird es erfüllen. Er weiß, was wirklich in eurem Interesse ist – aber denkt daran, er wird euch kein Gift geben!

Manche Menschen sind reich, andere arm. Manche leben nur kurz, andere leben lang. Manche sind glücklich, andere in Not. All dies ist die Folge früherer Karmas und daher unvermeidbar. Wir bitten Gott immer um Dinge dieser Welt – warum aber beten wir nicht zu ihm: „O Gott, wir möchten Dich finden, komm zu uns oder zieh uns zu Dir“ - ? Der Meister ist der Mittler. Gott spricht durch ihn. Wenn ihr zum Meister betet, bekommt ihr das, was wirklich zu eurem Besten ist. Ein Gebet, das von Herzen kommt und sich durch Gedanken und Worte ausdrückt, wird erhört. Wenn ihr beten wollt, dann geht in euer Zimmer und betet ganz allein. Wenn ihr voller Zuversicht betet und dessen gewiß seid, daß der Eine, zu dem ihr betet, existiert und kompetent ist, und dieses Gebet von Herzen kommt, wird es natürlich erhört.

da gibt es zum Beispiel eine Erzählung über vier verschiedenen Arten von Hingabe, die Frauen ihren Männern entgegenbringen. Die erste Art wendet sich anderen Männern zu, obwohl sie nach außen ihrem Mann ergeben scheint. Ehrlich gesagt, Mann und Frau sollten wie eine Seele in zwei Körpern sein. wir sind wie eine Frau, die äußerlich ihrem Mann ergeben ist, aber immer an andere denkt. Wir sind nicht überzeugt, wir sind Gott oder dem Meister nicht voll und ganz ergeben. Manche Frauen sind zwar ergeben, aber sie möchten etwas dafür. Diese Art von Hingabe ist zweitrangig. Wenn sie nicht bekommt, was sie will, wird sie sich ärgern. Die dritte Art von Frau bittet ihren Mann, wenn sie etwas möchte und bleibt ihm ergeben, ob sie es nun bekommt oder nicht. Aber die vierte und höchste Art von Hingabe besitzt die Frau, die denkt: „Mein Mann weiß, wie es mit geht, er sieht mich täglich und wird sich um meine Bedürfnisse kümmern. Wenn ich ihm in diesen alten Kleidern gefalle, was will ich dann mehr?“ Das ist die höchste Art einer hingebungsvollen Seel. Ob wir arm oder reich, glücklich oder in Not – er sieht unser Schicksal. Wir sind doch alle seine Kinder, nicht wahr? das ist also die höchste Form von Hingabe. Ihr mögt ihm euer Anliegen vorbringen – doch seid nicht gekränkt, wenn er euer Gebet nicht erhört. Alles hängt von der Hingabe ab, und davon gibt es viele Arten, wie ich es euch an den Beispielen erklärt habe. Das sind die Dinge, die ihr praktizieren und nach denen ihr leben müßt. Das sagen auch die Bücher, aber nicht so klar und einfach, wie ich es euch nun erkläre. es gibt auch verschiedene Grade von Heiligen. Die höchste Art ist wie die einer Frau, die ihren Mann um nichts bittet und völlig darauf vertraut, daß er sich um ihre Bedürfnisse kümmert. Nun solltet ihr prüfen, wo ihr steht.

Eines abends saß ich bei meinem Meister, und Dr. Julian Johnson war auch da. Es war ungefähr zehn Uhr an einem Winterabend. Johnson stellte dem Meister eine Frage. Er fragte: „Ist es notwendig, zu beten?“ Der Meister antwortete auf unserer Ebene. Er sagte: „Die Arbeit des Schülers ist es, zu beten – aber um etwas Höheres, nicht um weltliche Dinge.“ Wenn ein Schüler nicht vollkommen ist, so fordert er, will er etwas vom meister. wenn wir beten, sitzen wir einfach da wie ein Ringer oder Turner und denken, wir müssen uns durch eigene Kraft erheben. So geht es nicht. Ihr solltet euch demütig hinsetzen und beten: „O Gott, hilf mir, O Meister, hilf mit – ich stehe vor Deiner Tür, bitte erhebe mich!“ Vor seiner Tür zu sitzen, zu warten und alle Hoffnung in ihn zu setzen – diese Art von Gebet wird euch helfen. Ihr werdet einen Auftrieb erfahren. Stellt euch vor, ihr steht in der Tür und sagt: „Komm bitte herein“, aber ihr tretet nicht zur Seite. Wie kann er da eintreten?

Diese Dinge müssen wir richtig verstehen und danach leben. Vielleicht verstehen es die meisten von euch – aber lebt ihr auch danach? Das ist der springende Punkt. Diese Art von Gebet wird euch also helfen. Er ist euer Vater, und ihr seid seine Kinder. Gott im Meister ist auch euer Vater. Ihr solltet geradewegs zu ihm gehen, ohne Vorbehalte, wie ein Kind. Christus  sagte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich.“

Wenn ihr euch zum Gebet niedersetzt, dann zieht euch von außen zurück und vertraut seiner Befugnis ganz und voller Zuversicht. Betet einfach und wartet. Wenn ihr zu ihm betet und sagt: „Komm bitte herein“, aber ihr geht nicht aus der Tür, welchen Sinn hat solch ein Gebet? Es spielt keine Rolle, welcher Religion ihr angehört. Das hat nichts mit Religionen zu tun. Es ist etwas, das ihr verwirklichen müßt. Wenn ihr an seiner Tür empfangen werden wollt, dann betet mit derart ungeteilter Aufmerksamkeit, daß ihr die Welt vergeßt und so, wie ich es euch eben erklärt habe. Wenn ihr danach lebt, wird euer Gebet erhört.

 

 

 

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Der Zustand von einem, der Gott oder den Meister liebt

 

In welchem Zustand ist einer, der Gott oder den Meister liebt? Seine Aufmerksamkeit ist immer auf den Meister gerichtet – auf Gott in ihm – selbst wenn er ißt, trinkt oder schläft. Manchmal ist man so sehr in den Meister vertieft, daß man sich nicht mehr erinnert, ob man vergessen hat oder nicht, wer man ist oder was man getan hat, wer gekommen oder gegangen ist. Das ist das höchste Ziel. Ein solcher Mensch ist für den Meister im Innern erwacht und sich der Außenwelt nicht mehr bewußt. In unserem jetzigen Zustand sind wir uns der äußeren Welt bewußt, doch nicht des Meisters, des Gottes in ihm. Ich sehe euch zum Beispiel vor mir, aber ich nehme die Außenwelt ansonsten nicht wahr. Das bedeutet, daß ich mir dessen, was in der äußeren Welt geschieht, nicht bewußt bin. Ähnlich ist es, wenn ich auf das achte, was direkt vor mir ist. Dann bin ich hier wach, schlafe aber innen. Wenn ich innen wach bin, für Gott in mir und Gott im Meister erwacht bin, dann schlafe ich in bezug auf die Außenwelt. Versteht ihr, was ich meine? Wer Gott liebt, ist also für ihn erwacht und schläft für die Außenwelt. dazu aber braucht ihr die Welt nicht wirklich zu entfliehen.

Ein Heiliger im Westen sagte: „Wo gehe ich hin, wenn ich ganz allein sein will? Ich gehe in ein Gasthaus, wo die Leute kommen und gehen – doch ich habe nichts damit zu tun, denn ich bin ganz allein.“ Leider sind wir nicht allein, viele Gedanken kommen aus uns heraus und wir kümmern uns um sie.

Dieser Heilige sagte also, daß er, wenn er ganz allein sein wolle, in ein Gasthaus ziehe, wo die Leute kommen und gehen, er aber nichts mit ihnen zu tun habe. Das ist eine Art inneren Erwachens für die Liebe zu Gott im Meister. Nun, wenn ihr in ihr aufgeht, werdet ihr eins mit dem Meister. Shamaz-i-Tabrez hat gesagt: „Ich werde du, und du wirst ich. Du wirst so sehr meine Seele, daß die Leute nicht mehr unterscheiden können, ob du es bist oder ich es bin.“ Paulus sagte: „Ich bin es, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Alle, die nach innen gegangen sind, haben dasselbe gesagt – natürlich in ihrer eigenen Sprache.

Wenn ihr eure Aufmerksamkeit, die der äußere Ausdruck eurer Seele ist, voll und ganz auf Gott oder den Gott im Menschen richtet, dann werdet ihr nicht sein Gesicht sehen, sondern das Licht, das von ihm ausgeht. Das ist der Prüfstein. Ein solcher Mensch schläft in bezug auf die Außenwelt und ist innen erwacht. Wir sind also Aufmerksamkeit oder ‚surat‘. Unsere Aufmerksamkeit ist die Ursache für alles, was im Körper vorgeht. Der ‚Premi‘ oder Liebende ist innen wirklich erwacht und nicht der äußeren Wert nicht bewußt. Er lebt in der Welt und ist doch nicht von ihr. das ist das Höchste, was Liebe, Nächstenliebe vermag. Es ist nicht Lust, sondern Liebe oder Nächstenliebe, die uns angeboren ist. Gott ist Liebe und die Liebe ist Gott und ein untrennbarer Teil von uns selbst. Wenn sie durch Konzentration der Aufmerksamkeit von außen zurückgezogen wird, dann seid ihr voll und ganz dort, wo ihr sie hinlenkt. Lenkt ihr sie auf den Meister, werdet ihr, was er ist. Was immer in ihm ist, wird auf euch übertragen und sich in euch widerspiegeln. Ein Meister hat gesagt, daß jeder Meister, der zum Meister wurde, einst ein ‚Sikh‘ oder Schüler war. Wenn ein ‚Sikh‘ oder Schüler völlig im Meister aufgeht, wird er zum Meister; aber zuerst muß er ein wahrer ‚Sikh‘, ein wahrer Schüler, werden. Wenn er in ihm aufgeht, wird er zum Meister. Wenn er spricht, spricht der Meister in ihm.

Diese Dinge stehen auch in den Büchern, die sie euch aber nicht so erklären können, wie ich das jetzt tue. Das sind praktische Hinweise von einem Menschen mit praktischer Erfahrung. Sein Wort ist das Gesetz, der Koran, die Bibel oder der Guru Granth Sahib. Was steht im Koran, in der Bibel oder im Guru Granth Sahib? Die Worte der Meister, des Gottes in ihnen. Die früheren Meister sprechen durch diese Bücher zu uns. Jene Meister waren einst auch Schüler – aber als sie voll und ganz in ihrem Meister aufgingen, wurden auch sie zum Meister. Das Unglück ist, daß wir Meister werden wollen und nicht Schüler. wenn ihr wahre Schüler werdet und völlig in ihm aufgeht, mit Gemüt, Körper und Seele, dann...? Dann werden die Leute sagen, daß ihr ein Meister seid, aber ihr braucht es nicht zu sagen. Ich glaube, hier begehen viele einen schweren und sehr ernsten Fehler. Sie wollen Meister und nicht Schüler werden. Die Folge ist, daß sie auf dem Weg nicht vorankommen. Versucht also, ein wahrer ‚Sikh‘, ein wahrer Schüler zu sein – geht völlig im Meister auf, und ihr werdet zum Meister. Ihr braucht nicht darum zu bitten – Gott wird euch erwählen, der Meister wird euch erwählen. Er achtet auf jeden einzelnen, obwohl er nichts sagt. Wir sind alle im Werden. Wer ‚dazu‘ wurde, erhält es. versteht ihr jetzt, was Liebe ist?

Wer ist ein Liebender? Der Liebende wird zum Geliebten und der geliebte zum Liebenden. Alle Unterschiede zwischen Gemüt, Körper und Seele verschwinden. Das sagt uns mit wenig Worten, wer der Guru ist und wer der Schüler. Versucht also, ganz und gar ein Schüler zu sein. Ich glaube, dann werdet ihr  das bekommen, wonach ihr verlangt, ohne darum zu bitten. Das ist das Thema, über das wir heute sprechen.

Wir sollten für Gott oder Gott im Menschen im Innern erwachen und uns der Außenwelt nicht mehr bewußt sein. das wird nur kommen oder sich ergeben, wenn sich eure ganze Aufmerksamkeit in ihn vertieft. Der äußere Ausdruck der Seele ist Aufmerksamkeit, und wir sind Aufmerksamkeit, nicht wahr? Durch einen Akt der Aufmerksamkeit Gottes trat die ganze Schöpfung ins Sein. Gott sagte: „Ich bin einer und möchte viel werden“, und siehe da, die Welt nahm Gestalt an. Wenn wir uns von der äußeren Welt zurückziehen und in ihm aufgehen, sind wir ‚Mikrogötter‘. Das können euch die Bücher nicht so lebendig vermitteln, denn es ist eine Frage der Praxis.

Versucht also, wahre Schüler zu sein, voll und ganz mit Gemüt, Körper und Seele. Ihr werdet Meister werden. Eines Tages werdet ihr sehen, daß ihr nicht mehr das seid, was ihr vorher wart. Auch jetzt schon erkennt ihr, wenn ihr zurückblickt, daß ihr besser seid als vorher. Jetzt seid ihr noch nicht hundertprozentig das, was ihr werden wollt. Aber ihr seid es zu zehn Prozent, zwanzig Prozent, und ihr werdet es immer mehr. Bemüht euch also weiter, wahre Schüler des Meisters zu sein, bis ihr ganz in ihm aufgeht. Dann werdet ihr nicht mehr wissen, wer in euch ist, ob ihr es seid oder er. Dann könnt ihr sagen: „Ich bin es, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Der Schüler sollte, wie es heißt, in der Gruft seines Gurus sein, er sollte darin eingehen und darin versinken. Das (der Meister deutet auf seine Brust) ist die Gruft. Der lebende Meister lebt hier und auch ihr seid dort. Ihr solltet also euren Körper verlassen und in sein Grab eingehen. Das ist das höchste Ziel der Liebe, und ihr müßt sehen, wo ihr steht. Es ist ein ganz besonderes Glück, einen lebenden Meister zu haben, einen wahren Meister. Es gibt viele Meister, hundertundeinen, tausendundeinen, aber sie tun nur so, als ob oder sind noch auf dem Weg. Wer ihnen folgt, wird in die Irre geführt; und jene, die ihnen helfen, gehen auch in die Irre und erlangen zudem nicht den ganzen Segen, den man von einem wahren Meister erhält. Deshalb sage ich immer: Wenn ihr den Meister liebt, müßt ihr seine Gebote halten. Damit fängt es an. Wenn ihr werdet wie er, ist er immer bei euch, spricht mit euch und ist um euch. Kabir sagt: „Ich habe jetzt ein so reines Herz, daß Gott nach mir sucht und meinen Namen ruft: ‚O Kabir, O Kabir!‘ – Kabir geht voraus und Gott läuft ihm nach.“ Gott sucht jemanden, der für ihn erwacht ist und für die Außenwelt schläft, das ist alles.

 

 

 

Chronologischer Überblick

 

Diese Morgengespräche wurden an den folgenden Tagen geführt:

 

Datum

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Titel

 

 

 

16. Oktober 1967

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Nächstenliebe

17. Oktober 1967

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Nächstenliebe und schwerverdientes Geld

18. Oktober 1967

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Denkt nie schlecht über andere

19. Oktober 1967

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Natürliche Ernährung

20. Oktober 1967

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Was der Meister für den Schüler tut

23. Oktober 1967

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Wie man Liebe zu Gott entwickelt

25. Oktober 1967

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Was wahre Liebe ist – I

26. Oktober 1967

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Was wahre Liebe ist – II

27. Oktober 1967

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Wie man Liebe entwickelt

28. Oktober 1967

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Die äußeren Kennzeichen oder Merkmale eines Menschen, der den Meister wahrhaft liebt

30. Oktober 1967

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Reinheit – wir müssen in uns selbst ruhen

31. Oktober 1967

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Wen wir lieben sollten

11. November 1967

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Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt

2. November 1967

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Der wahre Guru oder Meister

7. November 1967

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Erkenne dich selbst – du mußt dich über das Körperbewußtsein erheben

8. November 1967

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Welche besonderen Übungen Frucht tragen

9. November 1967

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Was die Hindernisse auf dem Weg sind

10. November 1967

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Warum wir dem Gottmenschen verehren sollten

11. November 1967

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Wie wir unser Bhakti üben sollen

17. November 1967

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Wie man Hingebe entwickelt und wie wichtig es ist, das Tagebuch zu führen

18. November 1967

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Was die Grundsätze von Bhakti oder Hingabe sind

20. November 1967

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Die Schwierigkeiten, die der Entwicklung der Hingabe an den Meister im Weg stehen

21. November 1967

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Wie Hingabe an Gott Frucht trägt

22, November 1967

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Der wahre Dienst an Gott oder dem Gott im Menschen

6. Dezember 1967

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Rechtschaffenheit, Losgelöstsein, Selbstbeherrschung

27. Dezember 1967

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Wahrer Satsang

29. Dezember 1967

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Wie man Empfänglichkeit entwickelt – I

4. Januar 1968

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Das wahre Brot und Wasser des Lebens

5. Januar 1968

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Das Einzelauge oder Dritte Auge

22. Januar 1968

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Wie man Empfänglichkeit entwickelt – II

23. Januar 1968

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Liebe im Gegensatz zu Verhaftetsein

24. Januar 1968

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Wie wir Gott lieben sollen

25. Januar 1968

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Was ist Liebe?

27. Januar 1968

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Wie können wir dem Meister gefallen?

28. Januar 1968

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Wen wir lieben sollten – II

30. Januar 1968

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Liebe im Gegensatz zu Lust – I

31. Januar 1968

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Liebe im Gegensatz zu Lust – II

1. Februar 1968

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Wie man die Eigenschaften des Meisters entwickelt

8. November 1968

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Wahres Gebet

17. Januar 1969

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Der Zustand von einem, der Gott oder den Meister liebt

 

 

 

 

Seine mit hoher Spiritualität

geladenen Worte sinken tief in

die Herzen der Zuhörer hinein

und sind niemals umsonst

gesprochen.