Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Param Sant Kirpal Singhs DIE MORGENGESPRÄCHE Einführung
Sant Kirpal Singh war ein vollendeter Mensch und
Meister des Surat- Shabd- Yoga oder der ‚Wissenschaft der Seele‘, die sich mit
der Selbsterkenntnis oder Gotterkenntnis befaßt. Seine Botschaft war eine der
Hoffnung, der Erfüllung und Erlösung für jene, die auf der Suche nach dem
Göttlichen im Menschen sind. Er wollte nicht, daß wir unsere Religion aufgeben,
sondern wies uns einen Weg, wahre Christen, wahre Sikhs (Schüler), wahre Mohammedaner
oder wahre Buddhisten etc. zu werden. Denn alle Religionen sagen, daß sich Gott
als Licht in uns offenbart; wie auch Christus seinen Jüngern ins Gedächtnis
rief, daß sie ja das sehen, was ‚selbst die Propheten und Könige zu sehen
begehrten, doch nicht gesehen haben‘ und sie das hören, ‚was die Propheten und
Könige zu hören begehrten und doch nicht gehört haben.‘ Der Meister nun hat die
Macht und Kraft, dieses Licht und den Ton Gottes in uns zu offenbaren, die in
ihm in vollem Glanz erstrahlen und in aller Schönheit erklingen. Doch wenn diese innere Verbindung mit Gott einmal
zustande gekommen ist, muß der Schüler seinen Teil tun, darauf schauen‚ daß das
Licht in ihm nicht Dunkelheit sei‘, wie es die Evangelien betonen. Wir müssen
ein rein christliches, meisterliches Leben führen und die grundlegende Tugenden
des Ahimsa (nichtverletzens), der Wahrhaftigkeit und der Liebe in uns
entwickeln. Wir müssen Keuschheit beachten und unseren Lebensunterhalt im
schweiße des Angesichts verdienen. darüber hinaus sollten wir anderen voll
Selbstlosigkeit dienen, was unser Herz ausdehnen wird, bis es die ganze
Schöpfung umfaßt. Und wir müssen auch eine gewisse Zeit allein mit Gott
verbringen, uns auf das Licht und den himmlischen Ton in uns abstimmen, was uns
erst die Kraft verleiht, ein Leben ‚gemäß des göttlichen Wortes‘ zu führen. Der spirituelle Pfad ist schwierig und verlangt eine
strenge Selbstdisziplin, aber die Hilfe des Meisters ist stets gegenwärtig –
wir brauchen uns nur ihm zuzuwenden! Doch solange wir uns in der Meditation
noch nicht erhoben und mit dem Meister im Innern von Angesicht zu Angesicht
sprechen und seinen Rat direkt empfangen können, brauchen wir seinen äußeren
Rat, mündlich oder in Form seiner Bücher und Rundschreiben, die wir immer
wieder lesen sollten, wie es der Meister mit großem Nachdruck betonte. Als
besondere Hilfe und Ermutigung auf dem Weg gab uns der Meister seine
‚Morgengespräche‘, von denen er schrieb: „Dieses Buch, das die meisten Aspekte
der Spiritualität behandelt, ist ein von Gott gegebenes spirituelles Textbuch,
auf das alle Initiierten immer wieder zurückgreifen sollten, um zu sehen, wie
weit sie in ihrer Entwicklung zum Menschen an das für den Erfolg erforderliche
Maß heranreichen. Ich kann nicht genug die Wirklichkeit betonen, dieses Buch zu
lesen, seinen Inhalt zu überdenken und dann nach dem zu leben, seinen Inhalt zu
überdenken und dann nach dem zu leben, was es enthält.“ (Delhi, den 27. Jan.
1970). Wenn wir das tun, werden wir beginnen, ein erfülltes leben voll Glück und
spiritueller Seligkeit zu führen. Dem Allmächtigen Gott
gewidmet, der durch alle Meister
wirkt, die gekommen sind, und Baba Sawan Singh Ji
Maharaj, zu dessen Lotosfüßen der
Autor das Heilige Naam – das Wort
– aufnahm. 1 Nächstenliebe
Wenn reich zu sein etwas Gutes ist, sollten wir auch
andere reich machen, und das können wir nur, wenn wir von dem, was uns gehört,
etwas abgeben. Unser Meister Baba Sawan Singh gab zunächst ein Zehntel, aber
nach einiger Zeit sandte er seinem Meister Baba Jaimal Singh alles. Baba Jaimal
Singh gab dann immer etwas für den Lebensunterhalt von Baba Sawan Singh und
seiner Familie zurück. Baba Sawan Singh legte seinem Meister einfach alles zu
Füßen, und der Meister gab ihm dann etwas für ihren Lebensunterhalt zurück.
Deswegen sagte unser Meister immer, ihr sollt ein Zehntel geben; und wenn ihr
dann am Jahresende nachrechnet, werdet ihr sehen, daß ihr euch dadurch andere
Ausgaben sparen konntet, zum Beispiel für Krankheiten und ähnliches. Wenn ihr
nachprüft, werdet ihr feststellen, daß es stimmt. Also verliert ihr nichts,
wenn ihr gebt. Je mehr ihr geben könnt, desto mehr wird euch zufließen. Wenn
die Meister kommen, geben sie alles für ihren Meister hin. Was hat Christus
gesagt? „Wenn ihr in das reich Gottes eingehen wollt, dann verkauft alles, was
ihr habt.“ das ist die höchste Form, dem Meister alles zu geben. Jeder Mensch
muß also zunächst lernen, wie er seinen Lebensunterhalt ehrlich verdient und
dann sollte er mit anderen teilen. Er sollte nicht alles behalten. Wenn ihr behaltet,
werdet ihr fühlen, wie ihr innerlich hart werdet. Eure Hände werden schwarz,
wenn ihr Gold oder Silber zu lange darin haltet. glaubt ihr etwa, daß ein herz,
das an diesen Dingen hängt, dabei rein wird? Zuallererst solltet ihr also, wenn
ihr euch auf eurem spirituellen Weg einen Dienst erweisen wollt, euren
Lebensunterhalt ehrlich verdienen und mit anderen teilen. fangt an mit ganz
wenig – was euch eben möglich ist – und gebt dann immer mehr, bis ihr
schließlich alles für Gott hingebt. Seit Abrahams Zeiten gab jeder Zehnten
seiner Hingabe – wie es Brauch war von Anbeginn. Selbstloser Dienst ist auf zweifache Weise möglich.
Die erste Art ist körperlicher Dienst. Wenn jemand krank ist, geht hin und
pflegt ihn. Soll ich tatenlos zusehen, wenn einer in Not ist, hungrig, arm und
bloß? Die Meister haben sich immer um die Armen gekümmert, sie getröstet und
auf die Ebene der anderen Menschen erhoben. Würden wir so handeln, würde jeder
mit anderen teilen – es gäbe keine Armen auf der Welt. Warum gibt es so viele
notleidende und hungernde Menschen? weil wir nicht teilen. Wenn wir also mit
anderen teilen, dehnt sich unser Selbst aus. Im Augenblick des Gebens fühlt ihr
im Innern einen Funken Freude. Das ist der direkte Ausgleich dabei. Wenn ihr
gebt, so gebt jedoch nie mit der Hoffnung auf Gegenleistung. Gebt um des
Teilens mit anderen willen. Manchmal geben wir wegen der Belohnung, die wir
dafür im Himmel erwarten. das ist nicht richtig – es muß selbstloses Geben
sein. Das ist eine der Voraussetzungen für den, der auf dem spirituellen Weg
fortschreiten möchte. Der ist demnach ein Mensch, der für andere lebt und mit
anderen, den Bedürftigen und Hungrigen
teilt – mit jenen, die armselig dahinleben und ihre Lage nicht aus eigener
Kraft verändern können. und was tun wir? wir füttern unsere Kinder reichlich,
während die Kinder unserer Nachbarn vor Hunger sterben. So sollten wir nicht
handeln. Eine mohammedanische Heilige bereitete sich einst
auf eine Pilgerreise nach Mekka vor. Mekka ist ein Wallfahrtsort für Mohammedaner
und liegt in Arabien. Sie hatte etwas Geld für die Reise und sah beim Aufbruch
einen armen Hungernden in der Nähe. Sie gab ihm all ihr Geld und konnte so
nicht zu dem Wallfahrtsort reisen. Was geschah daraufhin? Ein Engel erschien
ihr und sagte, daß ihre Wallfahrt angenommen worden sei. Versteht ihr, was gemeint ist? Nur wer von seinem
eigenen Einkommen lebt, das er im schweiße seines Angesichts ehrlich verdient
hat und mit anderen teilt, kann auf dem spirituellen Weg fortschreiten. Gebt
nicht um eines Ausgleichs oder einer Gegengabe willen. Gebt, weil ihr mit
anderen teilen wollt. Das ist eure Pflicht gegenüber euren Brüdern und
Schwestern. Einmal war Christus in einer Versammlung, als seine
Mutter hereinkam und sich dazu setzte. Jemand sagte zu Christus, daß seine
Mutter da sei, und er antwortete ihm: „Dies sind meine Brüder und Schwestern –
und auch die meiner Mutter.“ Alle Meister verhalten sich so. wenn unser Meister zu Hause war, kamen die Armen zu
ihm; und er half ihnen nach besten Kräften. Ein Mensch läßt sich erst daran
wirklich erkennen, ob er anderen dient und für andere lebt. Wir sind alle Tiere
in Menschengestalt. Das heutige Thema heißt also: Verdient zuallererst
euren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise und teilt dann mit anderen, so gut ihr
könnt. Fangt an mit ganz wenig – was euch eben möglich ist – vielleicht ein
Zehntel, vielleicht ein Vierzigstel, aber etwas müßt ihr geben. Hier im Ashram wird darüber Buch geführt,
abgerechnet und das wird überprüft. Wir haben eine ordnungsgemäße Buchhaltung,
die von einem vereidigten Buchprüfer kontrolliert wird. damit habe ich nichts
zu tun. Ich habe mein eigenes Einkommen, meine Pension. Einmal stellte sich bei
einer solchen Buchprüfung heraus, daß eine sehr arme Frau eine ‚paisa‘ (einen
Pfennig) gegeben hatte. Der Buchprüfer sagte: „Ja, einige geben 100 Rupien und
andere geben 50 Rupien, aber diese Gabe ist die wertvollste von allen.“ Ein
Pfennig ist sehr wertvoll, wenn ein armer Mensch sein ehrlich verdientes
Einkommen teilt, obwohl es sehr mager ist. Denn wenn er sogar von diesem
geringen Einkommen einen Pfennig gibt, ist das wertvoller, als wenn ein Reicher
hundert oder tausend Rupien gibt. Ich habe dafür eine Regel eingeführt, daß
jene, die mehr als dreißig oder vierzig Rupien geben, zu mir kommen müssen. Ich
muß sehen, ob sie in der Lage sind, zu geben oder nicht. Manchmal wollen wir
aus lauter Ergebenheit alles hergeben – selbst auf Kosten unserer eigenen
Kinder. Die wenig geben, sind sehr willkommen. Ihre gaben werden mit großer
Freude angenommen. Sie werden nicht zurückgewiesen. Aber manchmal stelle ich
fest, daß gerade diejenigen ihr Geld ohne Namensnennung einsenden, die es sich
nicht leisten können, zu geben. Einmal hatte ich einen solchen fall hier.
manchmal lehne ich das Geld ab, manchmal nehme ich die Hälfte an. Ich will nur
sehen, ob nicht jemand aus Hingabe seine eigene Familie vernachlässigt. Darum
muß ich mich kümmern. Es ist auch meine Pflicht, zu eurem Besten zu wirken. Der
Mann zum Beispiel, den ich eben erwählte, gab regelmäßig 150 Rupien im Monat.
Sein gesamtes Monatseinkommen betrug aber nicht mehr als 200 Rupien. Wie konnte er es sich leisten, von 200
Rupien 150 herzugeben? So ging ich der Sache nach und stellte fest, daß er
seinen Namen nicht angeben hatte. Ich bat den Mann, während des Satsangs nach
vorne zu kommen, da ich das Geld für ihn aufbewahrt und nichts davon genommen
hatte. Es ist Aufgabe des Schülers, alles zu geben, und
Aufgabe des Meisters, nichts für sich selbst anzunehmen. Der Schüler mag etwas
zur Förderung der Arbeit des Meisters geben, sollte aber gleichzeitig wissen,
wieviel er wirklich geben kann. Wenn er sich nicht um das Wohl seiner eigenen
Kinder kümmert, ist das auch nicht richtig. Deswegen unsere Regel: wer mehr als
einen bestimmten Betrag gibt, der kommt zu mir. Dalip Singh (der Kassenführer)
muß sich genauestens danach richten. Er kann zehn, zwanzig oder dreißig Rupien
annehmen, aber wer mehr geben will, muß zu mir kommen. Manchmal nehme ich es
an, manchmal nicht. Manchmal gebe ich alles zurück, manchmal gebe ich die
Hälfte zurück. Man sollte also lernen, mit anderen zu teilen – Schritt für
schritt. man mag mit ganz wenig anfangen, vielleicht mit einem Vierzigstel oder
einem Zwanzigstel. Ein Zehntel war das Übliche. Wer es sich nicht leisten kann,
ein Zehntel zu geben, der soll ein Zwanzigstel oder ein Vierzigstel geben – es
kann auch ein einziger Pfennig sein, den man mit anderen teilt. Also – wer auf
dem spirituellen Pfad fortschreiten will, muß zuallererst seinen
Lebensunterhalt ehrlich verdienen und dann mit anderen teilen. Wißt ihr, warum ich kein Geld von denen annehme, die
nicht initiiert sind? wer weiß, wie sie das Geld verdient haben! Wenn jemand
initiiert ist, kümmert sich der Meister um ihn. Um das Geld derer, die nicht
initiiert sind, kümmert sich niemand. Was immer sie geben – es muß
zurückgezahlt werden. Ihr müßt Mitleid haben, ihr müßt mit anderen teilen. Gebt
nichts mit der Hoffnung auf Gegenleistung oder auf etwas, das ihr im Jenseits
erwartet. So sollten wir nicht handeln. Gebt einfach und ganz – teilt mit
anderen. Sie sind eure Brüder und Schwestern in Gott. Versteht ihr jetzt, was
Nächstenliebe heißt? Diese Dinge stehen nicht in Büchern. Nehmt nichts für euch
persönlich an. Die Hauptregel ist also: Verdient zuerst euren Lebensunterhalt
ehrlich und teilt dann mit anderen – sei es auch ganz wenig. Je mehr ihr geben
könnt – ohne eure Familie zu vernachlässigen – desto besser. dann werdet ihr
zuguterletzt alles für Gott geben. Wir sollten ohne die geringste Hoffnung auf
Gegenleistung geben – aus selbstlosem Dienst. wir sind alle Brüder und
Schwestern in Gott. es war einmal ein Heiliger namens Baba Kahan, dem
Baba Sawan Singh jedesmal zehn Rupien gab, wenn er ihn in Peshawar besuchte.
Einmal war Baba Sawan Singh im Feldeinsatz und verdiente ziemlich viel – etwa
eintausend oder zweitausend Rupien. Er besuchte wie gewöhnlich Baba Kahan. weil
ich zu der Zeit in Peshawar war, besuchte ich ihn auch. Baba Kahan sagte zu
Baba Sawan Singh: „Schau, diesmal möchte ich zwanzig Rupien.“ Der Meister
antwortete: „Was – wirst du etwa habgierig?“ „Überhaupt nicht“, erwiderte Baba
Kahan, „möchte diesen Extrabetrag nur, um das Gift aus all dem Geld, das du
verdient hast, herauszuziehen. Früher hast du weniger verdient und ich nahm
zehn Rupien und gab sie den Armen. Jetzt möchte ich nur deswegen zwanzig Rupien
haben, weil du mehr Geld hast. Teile es mit anderen.“ Er nahm nichts für sich
selbst an. Das ist mit Geben gemeint. Wenn wir etwas geben und eine Gegenleistung dafür
wollen, so ist das kein selbstloser Dienst. dafür habt ihr in euren
Tagebüchblättern eine Spalte. Sie bedeutet etwas – sie ist zu eurem Besten
dort. Versteht ihr, was der Sinn der Nächstenliebe ist? wenn ihr
Gegenleistungen erwartet, tritt das Gesetz von Ursache und Wirkung in Kraft.
Dagegen wird sich eine Mutter, deren Kinder hungern, jeden Bissen vom Munde
absparen, um ihn den Kindern zu geben. Sie erwartet keine Gegenleistung. Helft
also anderen aus dieser Einstellung heraus und in diesem Geiste. manchmal geben wir nur, damit es auf andere wirkt.
Das ist nur für unser Ansehen gut. Diese Nächstenliebe ist keine. Christus hat
gesagt: „Wenn du aber Almosen gibst, so laß diene linke Hand nicht wissen, was
die rechte tut.“ wenn die eine Hand etwas gibt, laß die andere nichts davon
wissen. genau das ist mit Nächstenliebe gemeint. 2 Nächstenliebe
und schwerverdientes Geld Ich
habe euch gestern erklärt, daß es Frucht trägt, wenn ihr selbstlos und aus
Nächstenliebe gebt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Gebt einfach denen,
die wirklich in Not, arm oder bloß sind, denen keiner hilft, den Waisen und
Witwen und denen, die sich scheuen, zu betteln und sich manchmal selbst
umbringen, weil sie nichts zum Leben haben. Solchen Menschen sollte man helfen.
Gewöhnlich gibt man an bestimmte Institution, wo das Feld lediglich zu
Tausenden und Millionen gesammelt wird. Aber dieses Geld hilft keinem – es wird
einfach gesammelt. Warum sollten wir dieses Geld noch vermehren helfen? Laßt
uns unser Geld mit jenen teilen, die wirklich in Not und bloß sind und denen
keiner hilft. Solche Menschen scheuen sich, betteln zu gehen. Zu einem
spirituellen Menschen aber gehen sie. Deshalb ist es besser, ihm zu geben,
damit er es die richtigen Leute verteilt. Geld aus Nächstenliebe geben ist Geld für sich
selbst anzuhäufen. Der zehnte Guru der Sikhs sagte: „Ich freue mich, wenn ich
anderen zu essen geben kann. Ihr Mund ist mein Mund. Ihr Magen ist mein Magen.
Nur solchen Dienst schätze ich – sonst keinen.“ Wo viel Geld ist, ist auch immer viel Streit –zum
Beispiel, wenn eine Institution über Millionen von Dollars aus Gaben verfügt.
Beim Teilen beginnen die Schwierigkeiten. Dann leben einige nur auf Kosten
anderer Leute, die ihr Geld ehrlich verdient haben und es aus Nächstenliebe
geben. Was folgt daraus? das ehrliche Geld anderer wird zum Gift – verzuckerten
Gift – für jene, die ohne guten Grund nur von der Barmherzigkeit anderer leben.
Genauso wirkt sich das auf solche Menschen aus. Sie müssen weitaus mehr Zeit
für ihre Meditationen verwenden, da sie sonst leiden müssen. Stellt euch vor, daß
euch jemand ein Glas Wasser oder ein Glas Milch gibt. Er verfolgt einen Zweck
dabei, er möchte etwas zum Ausgleich dafür. Ihr mögt gerade kein Geld auf der
Bank haben und trotzdem wird dies zu euren Lasten gebucht. Es ist immer besser,
den Lebensunterhalt im Schweiße des Angesichts ehrlich zu verdienen und mit
anderen zu teilen. Zu teilen -–nicht für Gegenleistungen, sondern aus dem
Gedanken heraus, daß wir alle Brüder und Schwestern in Gott sind. Alle Seelen
sind die Kinder Gottes. Gott wohnt in jedem Herzen. Aus dieser Sicht sollt ihr
mit anderen teilen, die wirklich in Not sind. Was für einen Sinn hat es dann,
wenn wir unser Geld Institutionen geben, die bereits Millionen besitzen?
Nächstenliebe trägt nur dann wirklich Frucht, wenn wir mit anderen teilen, die in Not, arm und bloß sind. Das
haben alle Meister gesagt und das ist auch der Gesichtspunkt wirklich
spiritueller Menschen. Gewöhnlich spenden wir einfach, aber erfahren nicht,
wie das Geld verwendet wird. Wird es lediglich für den Unterhalt von ein oder
zwei Menschen, also für einen einzelnen verwandt – dann wird er eben dafür
zahlen müssen. Gott schont ihn nicht. Lebt einfach von eurem eigenen Verdienst
und teilt mit anderen. Nur solche Menschen können auf dem spirituellen Weg
fortschreiten. Das Selbst weitet sich dadurch. Wenn ihr gebt, fühlt ihr im
Innern einen Funken Freude. Das ist natürlich und der wichtigste Ausgleich hier
und später. Ganz allgemein sollten alle Menschen teilen mit anderen, die in
Not, bloß und arm, hilflose Waisen und Witwen sind und mit denen, um die sich
niemand kümmert. Oder man sollte geben für den edlen Zweck, daß sie
zusammensitzen und den Weg zurück zu Gott finden können. Diese Nächstenliebe
wird also von allen Heiligen befürwortet. Zuallererst sollten wir unseren Lebensunterhalt
ehrlich verdienen, dann mit anderen teilen und sei es auch ganz wenig. Gestern habe ich euch erklärt, daß die alten Weisen
seit der Zeit Abrahams allgemein den zehnten vorschrieben. Wenn es euch möglich
ist, ein Zehntel zu geben, dann geht ein Zwanzigstel, ein Dreißigstel, ein
Vierzigstel, vielleicht nur einen Pfennig, aber tut es aus der Einstellung
heraus, mit anderen zu teilen. Sagen wir, einer verdient einen Dollar im Monat
und gibt den Zahnten, so ist das wertvoller, als wenn einer Tausende von Dollar
verdient und nur fünf Dollar gibt. Die Meister sagen nie etwas, auch wenn sie
nur einen einzigen Pfennig bekommen. Sie weisen nichts zurück und führen
darüber ordnungsgemäß Buch, das überprüft wird. Der Meister lebt von seinem
eigenen Verdienst. Manche Leute machen das zum Geschäft. Damit läßt
sich viel Geld einnehmen, kann ich euch sagen! Ohne jede Arbeit bekommt man
Hunderte und Tausende. Aber wer so handelt, muß die Folgen seines Tuns tragen
und dann wird er jammern. Daher gilt allgemein: verdient euren Lebensunterhalt
ehrlich, ohne jemanden auszubeuten oder euch etwas anzueignen, das euch nicht
gehört. Gott sieht, was ihr tut. Zum anderen gilt, daß ihr eure Einkünfte für
euren Lebensunterhalt verwenden und auch mit anderen teilen sollt. wenn ihr zum Beispiel in einem Boot rudert und es
hat ein Leck, durch das Wasser eindringt, und das Boot läuft voll – was macht
ihr da? Ihr schöpft das Wasser mit den Händen aus, sonst ertrinkt ihr. Wenn ihr
mehr Geld habt, als ihr wirklich für euren eigenen Unterhalt braucht, dann
teilt einfach mit anderen, sonst seid ihr verloren. Ihr verliert also nichts,
wenn ihr gebt. Am Ende des Jahres werdet ihr sehen, daß ihr das Geld auf andere
Weise gespart habt, durch Freisein von Krankheit oder anderem Leid, das sich
gewöhnlich ergibt und Ausgaben erfordert. Unser Meister sagte oft: „Gut, gib den Zehnten und
rechne am Ende des Jahres einfach nach. Genau den Betrag den du gegeben hast,
konntest du sparen, weil du nicht krank wurdest.“ Versteht ihr das? Als
allererstes müßt ihr euren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise verdienen.
Deshalb nehme ich nichts von denen, die nicht initiiert sind, denn wer weiß,
wie sie ihr Geld verdient haben! Auch wenn die Initiierten auf unehrliche Weise
Geld verdienen, hat das seine Folgen. Aber da wirkt jedenfalls die Meisterkraft
oben und steht dafür ein. Als erstes müßt ihr euer Geld auf ehrliche Weise
verdienen und dann zum Nutzen anderer, soweit ihr könnt, mit ihnen teilen. Euer
Selbst wird sich dadurch weiten. Beginnt einfach mit dem Minimum, dann gebt
mehr und mehr, bis ihr auch euch selbst gebt. Baba Sawan Singh gab immer den
Zehnten, später aber sandte er den ganzen Verdienst an seinen Meister, der dann
etwas für den Lebensunterhalt von Baba Sawan Singhs Familie zurückschickte. Das
ist das höchste Ziel. Wir müssen unseren Körper, unseren Intellekt, unsere
Seele, alles, was wir sind und haben, hingeben. Je mehr ihr euch von all dem
trennt, desto freier seid ihr, desto näher seid ihr Gott. Beispiel aus dem Leben der Heiligen zeigen das. Christus
hat gesagt: „Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß
ein Reicher in das Himmelreich kommt.“ er sagte auch: „Gebt erst alles den
Armen und dann kommt und folgt mir nach.“ So müssen wir langsam geben – mehr
und mehr – bis wir Gott alles geben. Die Meister geben uns Lehren für alle Lebenslagen.
Lebt zuerst ein ethisches Leben, teilt mit anderen – und dann nehmt euch Zeit,
eure Seele mit der alles durchdringenden Kraft in euch zu verbinden und helft
auch anderen. Nur der wird ein Mensch genannt, der auch für andere da ist.
Selbst Tiere sorgen für die eigenen Jungen. Wenn ihr ebenso handelt wie sie, wo
ist dann der Unterschied zwischen Mensch und Tier? Diese Dinge müssen beachtet
und befolgt werden. Dann seht ihr, wie ihr euch ändert. Im Orient fragen die Leute an jedem ersten Tag des
Monats, was er ihnen bringen kann. Die Meister sagen dann, sie sollen einfach
den rechten Weg einschlagen. Die besondere Botschaft für diesen Monat lautet:
„Wie du Säst, so wirst du ernten.“ wenn Schwierigkeiten auftauchen, so sind das
Folgen früherer Handlungen. Schlagt jetzt den richtigen weg ein. Euer Leid ist
das Ergebnis eurer eigenen Handlungen. Ihr müßt eure Handlungsweise ändern und
an Gott denken. Das ist die Lehre. Meister hängen nie an Äußerlichkeiten, zum
Beispiel welcher Monat beginnt oder welcher Monat enden. Sie sagen: verbindet
eure Seele mit Gott oder denkt immer liebevoll an ihn – und achtet auch darauf,
wie ihr euren Lebensunterhalt verdient. all euer Leid ist die Folge früherer
Handlungen. Sie sagen: „Gut, ihr müßt für das leiden, was ihr getan habt; aber
in Zukunft müßt ihr euer Leben ändern.“ Die Lehren werden den Menschen also auf
die Weise vermittelt, die ihnen am besten gefällt. Die Lehre für diesen Monat
lautet also: was du gesät hast, wirst du ernten. Wenn ihr eine bessere Zukunft
wollt, dann sät anders. Jene, die geben, werden empfangen. Wie können jene
empfangen, die nicht geben? Was man der Natur gibt, gibt sie in anderer Form
wieder zurück – das ist alles. Das andere ist: fangt noch heute an und denkt
einfach an Gott. Der Monat, in dem ihr das tut, wird euch eine gute Ernte
bringen. Die Menschen hängen sich an bloße Äußerlichkeiten. Sie verstehen
nicht, was uns die Lehren oder Botschaften sagen wollen, die vom Sinn des Lebens
sprechen und für unser zukünftiges physisches und spirituelles Wohlergehen
gedacht sind. 3 Denkt nie
schlechtes von anderen
Verletze nie jemand. Wir verletzen andere, indem wir
schlecht von ihnen denken. Wir denken schlecht von anderen – wir wollen ihnen
nichts Gutes. Das ist falsch, da Gedanken sehr mächtig sind. Wenn ihr schlecht
von anderen denkt, wirkt das wie ein Telegramm auf sie. Ihr braucht keinem
etwas zu sagen – wenn ihr an ihn denkt, ist schon die entsprechende
Ausstrahlung da. Ein Minister erklärte einst Akbar, einem großen
Herrscher Indiens, daß Gedanken sehr mächtig seien und daß wir sehr darauf
achten sollten, wie wir über andere denken. Akbar fragte seinen Minister, wie
er das meine. Der Minister sagte: „Gur, ich werde es Euch an einem lebendigen
Beispiel klarmachen. Gehen wir hinaus.“ Also gingen beide nach draußen und sie
sahen einen Mann, der in einer Entfernung von ein paar hundert Metern auf sie
zukam. Gebt acht“, sagte der Minister zum König: „denkt Euch nun einfach etwas
über diesen Mann, und wenn er herankommt, könnte Ihr ihn fragen, was ihm in
diesem Anblick durch den Sinn ging. Ihr braucht nur schauen und denken.“ Der
König dachte bei sich, daß dieser Mann erschossen werden sollte. Der Mann kam
näher und der König fragte ihn: „was ging dir durch den Kopf, als du mich
sahst?“ Der Mann sagte: „Verzeiht mir, Majestät, aber ich dachte, daß ich Euch
verprügeln und den Schädel einschlagen sollte.“ Gedanken sind also sehr mächtig. Wenn ihr schlecht
von anderen denkt, werden die darauf reagieren. Ihr solltet darauf achten, wie
ihr mit Leuten sprecht. wenn ihr jemanden beschimpft und ‚Du bist verrückt‘
oder ähnliches zu Ihm sagt oder wenn euch jemand beschimpft und ihr
entsprechend reagiert – was wird die Folge sein? es gibt Streit. Jemand beschimpft
euch ein-, zweimal und der Streit ist da. Das geschieht durch Worte, deren
Wurzeln die Gedanken sind. Der Mensch spricht aus der Fülle seines Herzens. Was
auch immer darin ist, nimmt die Form von Worten an, und die Worte führen dann
zum Streit. Verletze also nicht die Gefühle anderer durch Gedanken, Worte oder
Taten. Sogar wenn an heiligen Orten ein Dutzend Leute zusammen arbeiten,
beginnen sie, schlecht von einander zu denken – mit dem Ergebnis, daß die
Gedanken ausstrahlen und im Gemüt der anderen die entsprechende Rückwirkung
hervorrufen. Versteht ihr, was ich meine? Das Herz ist der Thron Gottes. Der Körper ist der
Tempel Gottes. Wenn ihr den Thron Gottes entweiht, wer wird dann dort sitzen? –
Gesegnet sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Reinheit
zeigt sich vor allem darin, daß man nicht schlecht von anderen denkt, ihnen
nichts Böses will, weder in Gedanken, noch mit Worten und Taten. Es gibt auch
noch andere Faktoren, aber das ist die Hauptsache. Wo ihr auch sitzet, sogar in
einem Ashram – wenn jemand schlecht über einen anderen denkt, so macht es
sofort die Runde. Das ist genau wie eine Seuche, eine Anstrengung. Eine von
einer Seuche befallene Ratte läuft herum und steckt alle an. Das ist also eine
sehr strenge Forderung: „Spielt euch nicht als unbezahlte Kriminalpolizei
Gottes auf. Nehmt das Gesetz nicht in die eigene Hand.“ Wenn ihr Gutes von
anderen denkt, werdet ihr Gutes ausstrahlen. Wenn ihr eure Gedanken reinigt,
reinigt ihr damit die der anderen. Wenn wir schlecht von anderen denken,
verunreinigen wir zuerst unseren eigenen Tempel Gottes und dann sie. Äußerlich
sind wir ordentlich und recht sauber, aber unsere Herzen sind nicht rein. Wir
sind nicht rein, wenn wir schlecht von anderen denken. Wir alle sind Teile der
gleichen Maschine. Wenn auch nur ein Teil nicht in Ordnung ist, bleibt sie
stehen. Darum heißt es: „Reformer gesucht – die nicht andere, sondern sich
selbst umformen.“ Nächstenliebe beginnt in unseren vier Wänden. Zuerst sollten
wir uns selbst reformieren. Vorbild ist besser als Vorschrift. Deswegen heißt das heutige Thema: „Denkt nicht
schlecht von anderen – weder bei euren Worten und Taten, noch in Gedanken.“
Wenn ihr an andere denkt, dann denkt immer gut von ihnen. Warum? Weil sie eure
Brüder und Schwestern in Gott sind. Gott wirkt in jedem Herzen. Unsere Körper
sind die Tempel Gottes. Wenn wir Schlechtes denken, verunreinigen wir zuerst
unsere Tempel und dann andere. Statt dessen sollten wir denken: „Friede sei auf
der ganzen Welt, nach Deinem Willen, O Gott!“ So hat Guru Nanak gebetet. Laßt
die ganze Welt glücklich sein. Doch wie kann sie glücklich sein, wenn ihr jeden
verunreinigt! Deshalb ist das Wichtigste, daß ihr nichts Schlechtes über andere
denkt, sprecht oder anhört. Wenn ihr so etwas erfahrt, dann behaltet es einfach
für euch und versucht, es den anderen in ihrem Interesse privat zu sagen. Wir
sollten uns nicht gegenseitig bessern wollen. Wir sollten zuerst uns selbst
bessern. Wenn wir jemanden mögen, sollten wir ihm unter vier Augen sagen, was
er nach unserer Meinung falsch macht. Dann wird der andere bereitwillig
zuhören. Wenn ihr einen Blinden seht und sagt: „Hallo, Blinder!“ wird er
verletzt sein. wenn wir aber sagen: „Mein Freund, wann hast du dein Augenlicht
verloren?“, dann ist6 ihm damit geholfen. Es gibt Mittel und Wege, sich
auszudrücken. Man kann also sagen, Sprechen ist keine Kunst. Die gleichen
Worte, die liebevoll und friedlich wirken, können auch Feuer entfachen. Das ist
es, wovor wir uns hüten müssen. Deshalb sollten wir in unserem Herzen andere
nicht verletzen – nicht in Gedanken, nicht mit Worten oder Taten. es ist nicht schwer, Gott zu finden, aber es ist
schwer, Mensch zu sein. Der Mensch entwickelt sich noch immer. Gott sucht nach
dem Menschen, der schon Mensch ist. Wenn ihr bereit seid, wird Gott kommen und
euch auch eine Aufgabe zuweisen. Ich denke daran, wie ich auf meiner ersten Weltreise
nach London kam. Zwei Kinder von ungefähr sieben oder acht Jahren erhielten
dort die Initiation für das Hören. Ich fragte sie: „was wünschte ihr euch?“
„wir möchten Meister werden“, sagten sie. „Nun gut“, sagte ich, „ihr seid auf
den Weg gestellt, bessert euch, schreitet fort auf dem Weg, und dann mögt ihr
zu Meistern erwählt werden.“ Gott sucht ständig nach dem Menschen, der schon
Mensch ist, damit Sein Werk fortgeführt wird. Wir brauchen nicht darum zu
beten. Gott wählt den, der sich für die Aufgabe eignet. Es ist sinnlos, danach
zu verlangen oder sich darum zu bewerben – denn die Entscheidung liegt nicht in
menschlicher Hand. es ist eine von Gott übertragene Aufgabe. Ich sage zu den
Kindern: „Ihr könnt Meister werden, das ist in Ordnung. Ihr seid auf den Weg
gestellt, geht ihn weiter und ihr mögt als Meister erwählt werden.“ Jeder
erlangt schließlich Vollkommenheit. Das zu wollen ist keine Sünde. Jeder
Heilige hat seine Vergangenheit und jeder Sünder seine Zukunft. Wo können wir
anfangen? Bei uns selbst. Zuallererst sollten wir nicht schlecht denken. Man
spricht aus, was man im Herzen trägt. Wenn also Übles in eurem Gemüt ist,
strahlt es durch Gedanken und Worte aus. Das ist die wichtigste Lehre der
Meister. Wir müssen uns selbst prüfen und sehen, wie und wo wir stehen. Wie
können wir daran denken, Meister zu werden, wenn diese Dinge in uns sind!
Reinheit des Gemüts ist also wesentlich. Verunreinigt es nicht, indem ihr
schlecht denkt. Ihr solltet um Vergebung bitten. Und auch ihr
sollltet vergeben und vergessen. Für gewöhnlich vergessen wir nichts. Wir
sagen: „Oh, das macht nichts“, aber das Gift frißt weiter in unseren Gedanken.
Früher oder später wirkt sich das aus. Vergebt deshalb immer, wenn jemand eure
Gefühle durch Worte oder Taten verletzt hat. Vergebung ist das einzige
liebliche Wasser, das allen Schmutz wegwaschen kann. Gerechtigkeit kann es
nicht, denkt daran! Wenn ihr euer Recht verlangt, wird das neue Folgen nach
sich ziehen. Vergebung allein wäscht allen Schmutz fort. Vergebt und vergeßt –
das ist der Weg zur Spiritualität. Einmal ging ein Mann zu Lord Buddha und fing an, ihn
wild zu beschimpfen. Er schimpfte eine, zwei, drei Stunden lang, bis es dunkel
wurde. Als die Nacht hereinbrach, wollte er gehen. Da sagte Lord Buddha: „Nun,
lieber Freund, sag mir doch eins.“ Der Mann fragte, was Buddha wissen wollte.
Buddha antwortete: „Wenn einer einem anderen ein Geschenk bringt und dieser es
nicht annimmt, bei wem verbleibt es dann?“ Der Mann antwortete: „Bei dem, der
es gebracht hat.“ „Gur“, sagte Buddha, „ich nehme das Geschenk, das du gebracht
hast, nicht an.“ Wir müssen also diese Dinge in uns entwickeln und danach
leben. Wenn ihr danach lebt, werden sich eure Gedanken und
eure Ausstrahlung ändern. Wir können nicht so tun, als ob, denke ich, wir
müssen es leben. Die Meister sagten immer: „Ich bin der Diener jener, die nach
meinen Worten leben, und sie sind meine Herren. Ich werde ihnen nach besten
Vermögen dienen.“ Natürlich liebt der Vater den Sohn am meisten, der alles tut,
was er verlangt und seinem Vater gehorcht. Bloße äußere Zustimmung oder so tun,
als ob, nützt nichts, denn das Gemüt strahlt aus. Der Meister sieht auf das
Gemüt und nicht aufs Äußere. Solche Dinge werden in den allgemeinen Vorträgen
nicht erklärt, doch wir reden darüber in diesen Gesprächen von Herz zu Herz.
Haltet euer Gemüt rein – das ist das Geheimnis des Erfolges. 4 Natürliche
Ernährung
Natürliche Nahrung besteht aus frischen Früchten,
Gemüsen, Nüssen, Getreide und erlaubten Molkereiprodukten. Tierische Nahrung,
wie Fleisch, Fisch, Geflügel, Eier und deren Nebenprodukten, sowie Gewürze und
Berauschungsmittel sollten streng gemieden werden. Wir sollten uns rein vegetarisch
ernähren. Auch sollte der Magen teilweise leer bleiben. Füllt ihn zur Hälfte
mit Essen und zu einem Viertel mit Wasser – und laßt ein Viertel leer, damit
die Verdauung nicht erschwert wird. Je unbelasteter euer Magen ist, desto
besser könnt ihr euch konzentrieren. Wenn euer Magen verstimmt ist, könnt ihr
natürlich nicht meditieren oder euch konzentrieren. Ein ruhiger Magen hilft
euch bei der Meditation. Gebt euch nicht der Völlerei hin. Eßt euch, wenn ihr
wirklich Hunger habt und stopft nicht dauernd irgendwas in euch hinein. Zwei
Mahlzeiten am Tag reichen aus – und dazu noch ein kleines Frühstück am Morgen.
Die Meister sagen gelegentlich, daß jene, die schneller fortschreiten möchten,
nur einmal am Tag essen sollten. Laßt den Magen teilweise leer. Wenn ihr mehr eßt,
als ihr verdauen könnt, werden euch die unverdauen könnt. Gönnt eurem armen
Magen etwas Ruhe. Man braucht mindestens vier bis fünf Stunden, um etwas zu
verdauen. Wen ihr zu oft zu viel eßt, wird euer Magen aufbegehren. Nehmt nur
einfach vegetarische Nahrung zu euch, und eßt nur soviel, wie ihr wirklich
braucht. Ein Diener, der 24 Stunden arbeiten soll, wird aufbegehren. Er muß
sich tagsüber und nachts etwas ausruhen können. So sollte auch der Magen ruhen
– und das kann er erst vier oder fünf Stunden nach dem Essen. Wenn ihr um 8.00,
dann um 12.00, um 16.00 und wieder um 20.00 eßt, bleibt euer Magen keine Zeit,
auszuruhen. Also brauchen wir einfache Nahrung, ein einfaches Leben und eine
edle Denkweise. Je mehr ihr eßt, desto mehr bleibt unverdaut und desto mehr
Krankheiten werden euch befallen. Laßt daher euren Magen etwas ausruhen.
Menschen sterben nicht nur vor Hunger, sondern auch an zuviel Essen. Das macht
krank. Deshalb eßt nur das, was ihr braucht, wenn ihr wirklich Hunger habt. Und
macht nicht nur um der Form willen den Vorschlag: „Jetzt könnten wir etwas
essen.“ So geht es nämlich immer wieder – Kindern wie Erwachsenen. Je geordneter unser Leben ist, um so gesünder werden
wir sein. Alle Lebensbereiche werden vom Meister berührt, um den Menschen zu
helfen. Wenn ihr einfacher Nahrung lebt und nur so viel eßt, wie ihr verdauen
könnt, werdet ihr gesund sein. Wenn ihr mehr eßt, als ihr verdauen könnt,
werdet ihr weder meditieren, noch klar denken, noch euren Meditationen Zeit
widmen können, weil ihr träge seid. Deshalb brauchen wir ein einfaches Leben,
eine einfache Nahrung und eine edle Denkweise. Ihr solltet nur soviel essen,
wie ihr wirklich benötigt. Eßt wenig. Zuviel essen macht faul und träge. Man
schiebt dann immer alles auf. Ihr sagt dann: „Nein, nicht jetzt – laßt mir
meine Ruhe.“ Das kommt daher, weil der Magen nicht in Ordnung ist. Einmal schloß sich ein Arzt dem Propheten Mohammed
und seinen vierzig Schülern an, um sie mit Medizin zu versorgen, wenn einer
krank werden sollte. Sechs Monate blieb er bei ihnen, aber niemand wurde krank.
Das ging er zu dem Propheten und sagte: „nun, da niemand krank geworden ist,
hat mein Bleiben wohl keinen Sinn.“ Der Prophet Mohammed erklärte ihm: „Schau, solange
sie meinen Geboten folgen, werden sie nicht krank. Ich rate ihnen, einen Bissen
weniger zu essen, als sie eigentlich möchten, sich nicht satt zu essen, sondern
etwas weniger zu sich zu nehmen, so daß sie noch ein wenig hungrig vom Tisch
aufstehen. Ich rate ihnen, zweimal am Tag zu essen und während des Tages hart
zu arbeiten. Außerdem sollen sie regelmäßig meditieren. Solange sie diese
Gebote befolgen, wird keiner krank werden.“ Das sind sehr kleine Dinge, aber sie haben eine
große Wirkung. Deshalb sollte man sich an eine einfache, rein vegetarische
Nahrung ohne Gewürze halten. Eßt nur soviel, wie ihr braucht und steht noch ein
wenig hungrig vom Tisch auf. Nehmt diese Dinge ernst und befolgt sie; und ihr
werdet alles besser in den Griff bekommen – sei es die Meditation, körperliche
Arbeit oder sonst etwas. 5 Was der Meister
für den Schüler tut
Der Meister gewährt jenen, die ihm nachfolgen, Hilfe
und Schutz – genau wie eine Mutter, die sich um das Wohl ihres Kindes kümmert.
Sie wäscht seinen Körper, der voll Schmutz ist. Sie füttert es und achtet
darauf, da0 es weder unter Kälte noch unter Hitze zu leiden hat. Sie opfert
ihre eigene Bequemlichkeit, um es aufzuziehen. Und doch weiß das Kind nicht,
was die Mutter für es tut. Schon während der Schwangerschaft achtet sie darauf,
daß ihm nichts zustößt. Ähnlich umsorgt wie ein Kind werden jene, die der
Meister unter seine Obhut nimmt. Der Schüler läßt sich nicht träumen, wieviel
der Meister für ihn tut – aber der Meister zeigt das nicht. Er sorgt für ihn
auf jede Weise – für sein Wohlergehen, seine Nahrung und seine Entwicklung. Er
sorgt auch für das äußere Wohl seiner Kinder; sie erhalten jede Hilfe. Sogar um
die Auswirkungen früherer Handlungen kümmert er sich: ein Nadelstich für den
Galgen – so groß sind die Zugeständnisse. Es ist also ein großer Segen, einen
lebenden Meister zu haben. Wie eine Mutter alle Bequemlichkeit für ihr Kind
opfert, so opfert der Meister alles für seine Kinder. Selbst wenn das Kind
größer wird und ungezogen ist, läßt es die Mutter nicht hungern. So wird jedem,
der zum Meister kommt, großer Segen zuteil. Auch wenn der Schüler falsche Wege
geht, hört der Meister nicht auf, für ihn zu sorgen, genau wie der verlorene
Sohn nie vom Vater vergessen wurde. Der Schüler mag den Meister verlassen, doch
der Meister verläßt ihn niemals. Er erfüllt jene, die ihm nachfolgen, mit
seinem eigenen Denken, mit seinem eigenen Leben. Wenn also das Kind an ihn
denkt, so ist es doch der Meister, der uns erst liebt und zuerst an uns denkt.
Wenn wir an ihn denken, denkt er an uns mit ganzem Herzen und ganzer Seele. Er
sorgt immer für das Wohl derer, die ihm nachfolgen. Er ist nicht der Körper. Er
ist das personifizierte Wort, das Wort, das Fleisch geworden ist. Er ist
überall. Wir müssen uns nur nach innen wenden und sehen, was er für uns tut. Selbst
wenn wir nicht nach innen gehen können, sorgt er für uns. Die weltlichen Menschen bleiben nur solange bei uns,
wie es ihren Zwecken dient. Wenn sie ihr Ziel erreicht haben, verlassen sie
uns. Geraten wir in Not, sind krank oder mittellos geworden, lassen uns die
Menschen manchmal im Stich; nur der Meister verläßt uns nicht. Wer seinen
Eltern sehr ergeben ist, wird sich um ihr Wohlergehen kümmern, aber in der
Todesstunde kann er ihnen mehr helfen. Dann können wir nur noch beten, daß Gott
sich ihrer Seele annehmen möge. Aber der Meister verläßt uns nicht. Sogar an
diesem Tag geht er mit uns. Deshalb solltet ihr euch zu Füßen eines solchen
Meisters begeben, der mit dem Hier und dem danach vertraut ist und euch hier
und im Jenseits helfen kann. Ich dachte gerade an einen Mann, der hier im Dorf
wohnt. Er ist Landwirt, ein Bauer. Er hatte Melonen angebaut, die nun reif
waren, und wollte sie gerade ernten und für den Markt fertig machen; doch da es
schon dunkel wurde, entschloß er sich, diese Arbeit auf den nächsten Tag zu
verschieben. Er sagte sich: „Dies gehört alles dem Meister – ich brauche mir
keine Sorgen zu machen.“ In dieser Nacht kamen fünf oder sechs Diebe. Sie
schnitten die Früchte ab und trugen sie an einen Platz konnten sie aber nicht
mehr abtransportieren. Was geschah? Fünf oder sechs Gestalten erschienen mit
Stöcken in der Hand und verprügelten sie nacheinander, bis alle davonliefen. Am
nächsten Morgen sah der Besitzer des Feldes, daß die Melonen zum Abtransport
bereit lagen und wunderte sich darüber. Nach vier oder fünf Tagen kamen diese
Diebe, die bis dahin mit Fieber im Bett gelegen hatten, zu dem Bauern und
wollten wissen, warum ihre Untat mißlungen war. Sie sagten: „Verzeih uns bitte,
wir sind die Diebe.“ Der Bauer aber sagte: „Ich habe nichts zu verzeihen, das
ist Sache meines Meisters.“ Der Meister sorgt auf jede Weise für das Wohl derer,
die ihm nachfolgen – außen und innen. Ein wahrer Schüler wird die strahlende
Form des Meisters sehen, die euch auf den höheren Ebenen leiten wird. Wenn
irgend etwas zur Begleichung auf uns zukommt, sagt er: „Gut, ich kümmere mich
darum.“ Der Schüler wird von dem Tag an, da er zu Füßen des Meisters gelangt,
all seine taten begleichen. Daher ist es ein großer Segen, einen lebenden
Meister zu haben. Wer einen Meister hat, ist besser dran als die , die keinen
Meister haben. Ameisen können Eisen nicht fressen, auch wenn es rostig ist,
wohl aber gewöhnliches Holz. So brauchen solche Menschen, die zum Meister
gekommen sind, nicht in die Hölle zu gehen. Das ist gar nicht möglich. Es kann
sein, daß sie als Mensch zurückkommen werden, weil die in sie gesäte Saat nur
in einem menschlichen Körper aufgehen kann; auf eine niedrigere Stufe müssen
sie aber nicht zurück. Aber warum sollte einer überhaupt wiedergeboren werden,
wenn er in diesem Leben dafür sorgt, das die Saat aufgeht? Deshalb ist es ein
großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Er leitet euch hier und im
Jenseits. Er wickelt die Folgen vergangenen Karmas ab, und deswegen müßt ihr zu
einem Meister gehen. Die Meister sind sehr offen. Sie sagen: „Welchen Sinn soll
es haben, zu einem Meister zu gehen, wenn man doch alle Auswirkungen der
Vergangenheit zu erdulden hat!“ Aber wenn man sich zu Füßen eines Löwen begibt,
ist man dann nicht in Sicherheit, wenn die Schakale kommen und heulen? Deshalb
lautet unser Thema heute: „Der Meister sorgt für seine Schüler – hier und auch
im Jenseits.“ Er weicht nicht, bis er die Seele zu den Füßen des Sat Purush
gebracht hat. Der Schüler mag ihn verlassen, aber er wird den Schüler niemals
verlassen. In einigen Briefen an meinen Meister stand: „Wir wollen Dich jetzt
verlassen.“ Der Meister sagte: „Ihr mögt mich verlassen, aber ich kann euch
nicht verlassen.“ Ich bekam auch ein oder zwei derartige Briefe. Ich schrieb
zurück: „Du magst mich verlassen – meine Gemeinschaft mit dir wird weiter
bestehen.“ Ihr seht also, welch großer Segen es ist, zu den
Füßen eines lebenden Meisters zu kommen – zu Gott in ihm natürlich. Wie
begünstigt ihr seid! Durch eure Meditation entwickelt ihr eure Liebe zu ihm,
die schon in euch ist – selbstverständlich durch seine Gnade. Er liebt uns
zuerst – unsere Liebe ist nur die Erwiderung. Dann braucht ihr nicht mehr in
die Welt zurückkehren. Warum auch? Wofür? Wenn ihr lernt, ins Jenseits
hinüberzugehen, sorgt er dort für euch, bis er euch zu den Füßen des Sat Purush
gebracht hat. Das steht auch in Büchern. Maulana Rumi sagte: Begebt euch zu den
Füßen eines Meisters, der das Hier und das Jenseits kennt, der euch Hilfe und
Schutz in der physischen Welt gibt und auch, wenn ihr ins Jenseits geht. Alle
anderen werden euch verlassen, aber er wird euch nicht verlassen.“ was ist nun unsere Pflicht? Haltet einfach seine
Gebote – wenn ihr ihn liebt. Nun, er liebt euch gewiß. Eure Liebe ist die
Erwiderung. Er wird euch mehr lieben, wenn ihr
seine Gebote befolgt. Er möchte, daß ihr rein seid. Begleicht eure
Rechnungen, indem ihr das Pralabdh- Karma auf euch nehmt. Er rührt dieses Karma
nicht an. Sonst würde ein Mensch unmittelbar bei der Initiation sterben.
Spirituelle Taten stecken den Bereich ab, in dem ihr wirken sollt und machen
euch zu bewußten Mitarbeitern am göttlichen Plan. Wenn ihr erkennt, daß er es
ist, der handelt – wer trägt dann die Frucht jeglicher Folgen der
Vergangenheit? Deshalb werdet ihr erkennen, daß es ein großer Segen ist, einen
lebenden Meister zu haben – hier wie im Jenseits. Wir müssen nur an dem
festhalten, was er sagt. Wenn ihr in einem Boot sitzt, dann bleibt darin sitzen
und springt nicht hinaus. Ihr werdet zur anderen Seite des Flusses übergesetzt
werden. Und selbst wenn ihr hinaus fallt, wird alles getan, um euch vor dem
Ertrinken zu retten. Die nicht an dem festhalten, was er sagt, verläßt er auch
dann nicht. Wenn er einmal den Samen von Naam gesät hat, muß dieser aufgehen. So bekommt ihr jeden Tag etwas Neues. es ist nicht
wirklich neu, es ist schon da. Ihr braucht Gott nur für den schon vorhandenen
Segen zu danken. Alle werden euch verlassen; aber in eurem letzten Augenblick
wird er zu euch sagen: „Bitte komm, ich bin bei dir.“ Auch wenn ihr den Körper
jetzt schon verlaßt, ist er bei euch. 6 Wie man Liebe zu
Gott entwickelt
Wir möchten einem begegnen, der uns etwas über den
berichten kann, den wir gerne kennenlernen würden. Wenn wir seine Worte dann
hören, wird unsere Aufmerksamkeit in jene Richtung gelenkt. Selbst wenn wir nur
an ihn denken, von dem wir gehört haben, wird in uns natürlich der immer
stärker werdende Wunsch entstehen, zu ihm zu gehen. Ihr möchtet gern in dem
Land sein, in dem er lebt. Wenn ihr in dieses Land kommt, möchtet ihr in die
Stadt gehen, in der er wohnt. Kommt ihr in diese Stadt, so werdet ihr nirgendwo
stehenbleiben, sondern direkt zu seinem Haus gehen. Das ist natürlich. Der menschliche Körper ist für alle, die ihn
erhalten haben, die günstige Gelegenheit, um darin zu ihrem Vater
zurückzukehren, aber erst einmal müssen wir etwas über den Vater wissen. In den
Schriften lesen wir von den Heiligen, die den Meister gefunden und den Meister
gesehen haben, in dem das Wort Fleisch ward und unter uns wohnte. Er wird euch
von seinen eigenen Ersthanderfahrungen mit Gott erzählen. Das läßt eure
Sehnsucht natürlich so sehr anwachsen, daß auch ihr ihn sehen und die gleiche
Gotteserfahrung wie der Meister machen möchtet. Wenn wir also die Schriften
über jene Meister lesen, die selbst eine unmittelbare Gotteserfahrung hatten,
wird unsere Aufmerksamkeit in die gleiche Richtung gelenkt. Was sollen nun all
unsere verschiedenen Übungen, wie das Lesen der Schriften und das Beten um
dieses und jenes bezwecken? Daß sich unser Herzen mit liebevollem Denken an ihn
erfüllen. Gott ist Liebe. Unsere Seele ist vom gleichen Wesen wie Gott – sie
ist auch Liebe. Liebe kennt Bindung. Wir sind bewußte Wesen und unsere Liebe
sollte einem vollkommen bewußten Wesen gelten. Statt dessen hat sie sich an den
grobstofflichen Körper und die Außenwelt gehängt und wird daher Verhaftetsein
genannt. Wir erden immer wieder in die Welt kommen, wo wir gebunden sind. Der menschliche Körper, den wir bekamen, ist die
günstige Gelegenheit, um unsere Liebe zur Welt zu Gott umzuwandeln. Kabir sagt,
wenn wir das unser ganzes Leben vernachlässigt haben, dann sollten wir jetzt
aufwachen und unsere Aufmerksamkeit weg von der Welt und zu Gott hin lenken.
Wie können wir das erreichen? Als erstes lesen wir die heiligen Schriften, in denen
frühere Meister über Gott sprechen. Wir hören von Gott, wir erfahren etwas über
ihn von früheren Meistern, die durch ihre Bücher zu uns sprechen. Das bringt
ein Verlangen nach ihm bevor, das immer stärker wird, bis wir die Trennung
empfinden. Das liebevolle Denken an ihn rührt unser Herz natürlich, bis wir
schließlich Tränen vergießen. Was allein sollen nun all die äußeren Übungen, wie
das Lesen der Schriften, bewirken? daß sich die Sehnsucht nach Gott und die
Liebe zu ihm in euch entwickelt. Was ist das Kennzeichen der Liebe zu Gott? Wen
ihr liebt, den tragt ihr immer im Herzen. Ihr vergeßt ihn nie. Was müßt ihr
also tun, wenn ihr Gott lieben wollt? Ihr solltet jeden Augenblick eures Lebens
an ihn denken und ihn nie vergessen. Wenn ihr jemanden liebt, ist euer Herz
natürlich von ständigen Denken an ihn erfüllt. Ihr wollt diesen Menschen
lieben; und wenn ihr ständig an ihn denkt und ihn in eurem Herzen bewahrt, wird
sich ganz natürlich Liebe daraus entwickeln. In diesem menschlichen Körper könnt ihr sehen, was
ihr tut und wie weit ihr euch
entwickelt habt. Es ist gut, etwas über Gott zu hören, die heiligen Schriften
zu lesen oder einem zu begegnen, in dessen Gesellschaft sich das liebevolle
Denken an Gott vertieft. am besten jedoch – sogar noch besser als Schriften zu
lesen – ist es, euch einfach in die Gemeinschaft von einem zu begeben, der von
Liebe zu Gott überfließt. Durch seine Ausstrahlung wird sie auf euch
übertragen. Wenn ihr zu jemandem geht, der Parfüm verkauft, wird euch, auch
wenn er euch nichts verkauft, durch die Atmosphäre der Duft anhaften. Und wenn
er euch ein Fläschchen Duftwasser gibt...? Ihr habt den menschlichen Körper
erhalten: er ist der Ort, von dem aus ihr zum Vater zurückkehren könnt. Doch
ihr könnt erst zurückkehren, wenn ihr das liebevolle Denken an Gott entwickelt.
Dies vermögt ihr, wie ich euch schon sagte, einmal dadurch, daß ihr die
heiligen Schriften lest und bestimmte Rituale durchführt. Aber vollen Erfolg
werdet ihr erst dann haben, wenn ihr zudem einen findet, der von Liebe und
Ergebenheit zu Gott überfließt. Die Gemeinschaft mit einem solchen Menschen
wird Satsang genannt. Er ist das Sprachrohr Gottes. Er kann euer inneres Auge
öffnen, damit ihr das Licht Gottes seht. Wahre Liebe entsteht erst, wenn ihr
ihn seht. Bis ihr ihn selbst seht, müßt ihr in der Gemeinschaft von einem sein,
der das fleischgewordene Wort ist. Das kommt zuerst und geht Gott voran. Der
beste Weg, die Liebe zu entwickeln, ist also, sich mit einem zu verbinden,
dessen Liebe zu Gott überfließt. Die Meister sagen, daß ihr den menschlichen Körper
erhalten habt, der die höchste Stufe der ganzen Schöpfung ist und in dem ihr
eure Liebe von der Welt weg und Gott zuwenden könnt. Wir müssen prüfen, wie
weit wir uns entwickelt haben. Lieben wir Gott wirklich? Wenn ja, wird er euch
ganz sicher begegnen. Wenn aber das Innerste eures Herzens von Liebe zur Welt
erfüllt ist, was man Verhaftetsein nennt, werdet ihr immer hierher zurückkehren
– das ist alles. Wir müssen Liebe zu Gott entwickeln. Da bleibt nur die eine Frage:
wo sind wir augenblicklich gebunden? Wenn wir am physischen Körper und unserer
Umwelt hängen, werden wir immer wieder zurückkommen. Wenn wir aber wirklich
Liebe für Gott entwickeln – wohin werden wir dann gehen? Zu Gott natürlich. Wir
können nicht einfach für einen Liebe empfinden, aber wir können liebevoll an
ihn denken; und das können wir entwickeln. Wir können nicht wahre Liebe zu Gott
empfinden, solange wir ihn nicht sehen. Um Gott zu sehen, brauchen wir einen,
der unser inneres Auge öffnen kann, damit wir das Licht Gottes sehen und der
das innere Ohr öffnet, damit wir die Stimme Gottes hören. Der menschliche
Körper ist die einzige Gelegenheit, um das zu tun; und wir leben
glücklicherweise so viele Jahre in ihm. Wir haben uns irgendeiner Glaubensrichtung
angeschlossen und auch einiges getan, aber wie weit haben wir uns entwickelt?
Dem Regen gehen Wolken voraus. Ohne Wolken gibt es keinen Regen. Wenn ein
Obstbaum blüht, erhoffen wir Früchte. Ohne Blüten können wir keine Früchte
erhoffen. Blüten und Regenwolken sind die Verboten von Frucht und regen.
Ähnlich wird euer Herz voll, wenn ihr die Trennung von Gott empfindet und nach
ihm weint. Eure Tränen werden unaufhörlich fließen. Das ist ein Zeichen, daß
ihr Gott näher kommt. Gott kommt zu euch. Ein mohammedanischer Heiliger wurde gefragt, ob er
zuerst Gott sähe und dann bete oder ob Gott nach seinen Gebeten komme. Er
sagte: „Gott kommt zuerst, dann bete ich.“ Man fragte ihn, wie er wüßte, ob
Gott da sei. Er sagte: „Wenn mein Herz voll wird, beginnen meine Augen Tränen
zu vergießen. Ich denke dann, daß er gekommen ist und mich von innen her zu
sich zieht – und dann bete ich.“ Das ist also der Verbote vom Kommen Gottes. Und
jetzt schaut euch euer Leben daraufhin an und seht, wo ihr steht. Denkt ihr
stets liebevoll an Gott? Das Verlangen nach ihm sollte euch so schmerzen, wie
die Verletzung durch einen Dolch schmerzt. Wenn wir das nicht entwickelt haben,
stehen wir nirgends. Wir vergeuden unser menschliches Leben. Bleibt in der
Gemeinschaft, in der ihr gerade seid – das macht keinen Unterschied. Wir sind
dorthin gestellt. Nur aus Liebe zu Gott habt ihr euch den verschiedenen
Glaubensrichtungen angeschlossen. Wenn ihr Gott von Herzen liebt, haben all
euer Lesen der Schriften und eure äußeren Übungen Frucht getragen. Wenn ihr
alles gelesen und auswendig gelernt habt und doch kein funken Liebe zu Gott in
eurem Herzen ist, dann war es umsonst. Vergeßt dann besser alles wieder! Die Hauptsache ist also, Gott zu lieben. Das
Kennzeichen der Liebe zu Gott ist das liebevolle Denken an ihn. Ihr vergeßt ihn
nie mehr – ganz gleich, ob ihr eßt, schläft, kommt oder geht. Wenn ihr das
entwickelt habt, werdet ihr natürlich zu Gott gelangen. Forscht daher tief in
eurem Herzen und seht, wo ihr steht. Liebe läßt sich durch Lesen von Schriften
und äußere Übungen entwickeln. am besten aber ist es, einen zu finden, dessen
Liebe zu Gott überfließt. In der Gemeinschaft mit ihm erlangt ihr diese Liebe
durch seine Ausstrahlung. Ich nannte euch als Beispiel den Parfümverkäufer.
Auch wenn er euch nichts gibt, erfreut ihr euch an dem süßen Duft des Parfüms.
Doch wenn er euch ein Fläschchen Duftwasser gibt, dann...? Ihr könnt dies sogar
erhalten, wenn ihr Tausende von Kilometern entfernt sitzt – ihr braucht nur
eure Aufmerksamkeit auf den Meister zu richten. Kabir sagt: „Wenn euer Meister
jenseits des Meeres lebt und ihr diesseits, wendet ihm einfach eure
Aufmerksamkeit zu.“ Durch Radio und Fernsehen könnt ihr jemandes Stimme hören
und sein Gesicht sehen. Ähnlich könnt ihr den Meister, der das Fleisch
gewordene Wort ist, über Tausende von Kilometern hinweg sehen und hören. Das
ist das Kennzeichen; entscheidet nun, wo ihr steht. Denkt ihr immer an Gott –
vergeßt ihr ihn niemals? Spürt ihr einen Schmerz in eurem Herzen? Ist euer Herz
übervoll und fließen die Tränen? das sind die Zeichen, die zeigen, daß ihr Gott
liebt. ein Mensch, der solche Liebe in sich hat, kann nicht sprechen. Die
Sprache der Liebe kennt keine Worte. Nur die Tränen in seinen Augen zeigen uns
diese Liebe. Das also müssen wir in unserem Leben entwickeln. Wir haben diesen
menschlichen Körper schon so viele Jahre lang. Der größte teil unseres Lebens
ist schon vorbei. In der kurzen Zeit, die uns noch verbleibt, sollten wir uns
beeilen und diese Liebe so bald wie möglich entwickeln, so daß diese
Leidenschaft für Gott in uns vorherrscht. Dann brauchen wir natürlich nicht
mehr in die Welt zurückkehren. Werden wir dann in die Welt gesandt, so nicht
als Gefangene, sondern als Ärzte. Das heutige Thema ist also ganz klar: wir müssen
Liebe zu Gott entwickeln. Alles, was ihr tut, sollte ihm gewidmet sein. Die
Gemeinschaft mit jenen, deren Liebe zu Gott überfließt, und das liebevolle
Denken an sie geben uns dabei einen Auftrieb. Alles Lesen von Schriften und
alle Rituale oder äußeren Übungen tragen nur dann Frucht, wenn sich euer Herz
mit liebevollem Denken an Gott erfüllt und die Tränen zu fließen beginnen. Ich
denke, ihr könnt jetzt besser beurteilen, wo ihr steht. Jeden Tag erhaltet ihr
etwas. Wir sollten es in unserem Herzen bewahren und sehen, wo wir stehen. Wenn
wir diese Liebe haben, schön und gut – wir sollten Gott dafür danken. Wenn
nicht, dann beeilt euch. Betet zu Gott, daß er diese Liebe zu ihm in euch
entwickeln möge. Oder sucht die Gemeinschaft jener, die euch helfen, sie in
euch zu entwickeln. 7 Was wahre Liebe
ist – I
Die Liebe, die aus unseren äußeren Freuden, den
physischen Freuden entsteht, ist keine Liebe. Jeder beteuert, daß er Gott
liebt, daß er jemanden liebt – aber wie viele wissen wirklich, was Liebe ist?
Liebe ist, wenn sich das Herz zu etwas hingezogen fühlt. Sie ist Sache des
Herzens, nicht des Verstandes. Wenn das Herz etwas wünscht, entsteht eine
Schwingung, die auf das einwirkt, worauf die Gedanken gerichtet sind. Liebe ist
also, wie ich euch sagte, eine Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Jeder,
der liebt, ist mit Dienen und Opfern vertraut. Da gibt es keine Frage von hoch
oder niedrig, von Herrscher oder Untertan. Die Liebe zwingt selbst König zu
Boden. Liebe kann alles hingeben, selbst Leib und Seele. Sie macht, daß man
sich dem Willen dessen ergibt, an dem das Herz hängt. Die Liebe ist unseren Seelen angeboren. Gott ist
Liebe, und unsere Seelen sind Tropfen aus dem Meer aller Liebe, das auch die
verkörperte Liebe ist. Aber Lieb bedeutet auch Bindung. Die Liebe der Seele,
die der Überseele oder Gott gelten sollte, hat sich an irdische Dinge und
äußere Freuden gehängt. So hat sich diese Liebe in Verhaftetsein gewandelt.
Wohin geht ihr also? Dorthin, wo ihr gebunden seid. Was in eurem Gemüt ist,
daran hängt ihr, das liebt ihr in eurem Herzen. Ist es Liebe zu weltlichen
Dingen, werdet ihr natürlich immer wieder in die Welt zurückkehren. Wohin geht
ihr dagegen, wenn ihr Gott oder Gott im Menschen liebt? Wo er hingeht – und
wenn er nicht dem Rad der Wiederverkörperung unterworfen ist, wie könnt ihr es
dann sein? Er kommt vom Vater und er kehrt zum Vater zurück. Er kommt mit dem
Auftrag, die Seelen zu Gott zurückzubringen. Liebe ist also erst Liebe, wenn sie sich Gott
zuwendet – sonst ist sie Verhaftetsein. Wir müssen uns nur in unserem tiefsten
Inneren fragen, wen wir wirklich lieben. Bedenkt, daß wirkliche Liebe kein
Geschäft ist. Sie bedeutet, daß wir auf alles verzichten und ihm übergeben. Wie
können wir wirkliche Liebe entwickeln? Wenn ihr jemanden liebt, werdet ihr
natürlich immer mit liebevollem Herzen an ihn denken. Wenn ihr also die Liebe
in euch entwickeln wollt, dann denkt nur Tag und Nacht liebevoll an Gott. Am
wirksamsten aber ist es, bei einem zu sein, der von Gott Liebe und Berauschung
überfließt. Seine Seele ist durch die Liebe zu Gott berauscht. Welchen Umgang
ihr auch habt, er wird auf euch ausstrahlen. Seid ihr bei einem Ringer, so wird
sich in euch wirkliche Liebe für Stärke entwickeln. Seid ihr bei einem
Gelehrten, wird eure Liebe zur Literatur wachsen und seid ihr bei einem, dessen
Liebe zu Gott überfließt, so werdet ihr natürlich durch seine Ausstrahlung die
gleiche Liebe in euch fühlen. Der Koran der Mohammedaner sagt: „Jeder Liebende
braucht einen Geliebten.“ wir sind Seelen, bewußte Wesen. Unser Geliebter
sollte die Überseele sein, die alle Bewußtheit ist, die Gott ist. Wir aber
haben die Welt zu unserer Geliebten gemacht und kehren natürlich immer wieder
in sie zurück. Unsere Liebe sollte also Gott gehören. Sie sollte sich
entwickeln – das aber kann sie nur, wenn ihr euch in die liebende Gegenwart des
Gott- im- Menschen begebt, der von Göttlichkeit überfließt. dann wird seine
Ausstrahlung natürlich Liebe in euch erwecken. Sie wird eurer Seele eingeflößt.
Liebe dient und opfert und will nichts für sich. Ich erzählte euch gerade die Geschichte eines
Königs, der vier Frauen hatte. Er wollte in ein fremdes Land reisen und fragte
seine Frauen, was er ihnen als Geschenk mitbringen solle. Jede hatte einen
anderen Wunsch. Aber die jüngste, die den König am meisten liebte, schrieb ihm:
„Ich will nur Euch- sonst nichts. Kommt wieder.“ Als der König zurückkehrte,
sandte er den anderen Frauen die Geschenke – zur jüngsten ging er natürlich
selbst. Das soll nur zeigen, daß ihr bekommt, was ihr
wirklich wollt. Die Meister sagen, daß Gott versprochen hat, dem Menschen alles
zu gewähren, was er sich wünscht – was seine Seele wirklich begehrt. Wir sagen
so leicht: „O Gott, wir wollen Dich“, aber im Grunde wünschen wir uns
weltlichen Dinge. Wenn ihr Gott in eurem Herzen wirklich liebt, wird er zu euch
kommen und sich euch offenbaren. Aber meistens wollen wir nur weltliche Dinge,
hier und im Jenseits. Doch wer sich nach der Liebe zu Gott sehnt, der verlangt
weder irdische Dinge, noch die Schätze anderer Welten. Ihm geht es nicht einmal
um Erlösung. er will nur eines: nicht Himmel oder Irdisches, keine Erlösung,
sondern nur bei Gott sein – das ist alles. Wenn wir dieses Verlangen wirklich
in unserem Herzen haben, dann werden wir Gott natürlich finden. Gott wird zu
uns kommen. wenn wir nur einen Schritt in diese Richtung tun, wird er hundert
Schritte vorwärtsgehen, um uns zu empfangen. Wir müssen entscheiden, was wir im
Innersten wollen. Leben wir hier nur wegen weltlicher Dinge? Oder etwa nur für
die Ehre und den Ruhm dieser Welt? Leben wir hier nur, um die Gaben der anderen
Welt oder den Himmel zu erlangen? Streben wir tatsächlich nach der Erlösung von
Geburt und Tod? Ein wirklich Liebender will nichts von alledem. Er will Gott
und nur Gott allein. Das ist das höchste Ideal, das wir ausschließlich im
menschlichen Körper verwirklichen können. Also prüft euch aufrichtigen Herzens
und entscheidet dann, was ihr wollt. Wenn ihr Gott wollt, wird er ohne Zweifel
zu euch kommen. Wenn ihr etwas anderes wollt, so werdet ihr es bekommen – das
ist alles. Was ihr auch wollt – daran wird es euch nie ermangeln. Warum aber
wollt ihr gewöhnliche Kiesel und Steine von einem König? So sollten wir Tag für
Tag prüfen, wie es um uns steht. Das Maß der Liebe in eurem tiefsten Herzen
bestimmt, wieviel euch das Schriftenlesen, Buße tun, diese oder jene rituelle
Handlung oder Wallfahrt einbringen. Wenn ihr Liebe zu Gott entwickelt habt –
schön und gut. Wenn nicht, was dann...? Dann unterliegt ihr eben weiterhin der
Seelenwanderung. Das hängt allein davon ab, wohin ihr eure Aufmerksamkeit lenkt
– in diese oder jene Richtung. Bulleh Shah war ein indischer Heiliger. Als er
seinen Meister fand, arbeitete dieser gerade in einem Garten und setzte
Pflanzen ein, einige hierhin und einige dorthin. Und Bulleh Shah fragte ihn,
wie man Gott finden können. „Oh, das ist ganz leicht“, antwortete ihm der
Meister. „Es ist einfach so, wie wenn man eine Pflanze hier ausgräbt und dort
drüben wieder einsetzt.“ Ihr braucht also nur eure Aufmerksamkeit von der
Welt abzuwenden und auf Gott zurichten . das ist alles. Gott ist bereits in
euch. er lebt nicht im Himmel. Er ist eben diese Kraft, die euch im Körper
überwacht. darum also geht es. Jetzt seht, wo ihr seht. Wenn ihr euch nach Gott
oder dem Gott im Menschen sehnt, so werdet ihr ihn finden. Diese Dinge müssen
wir jeden Tag erneut prüfen und sehen, wo wir stehen. jahrelang haben wir uns
mit der einen oder anderen Art von Übung abgemüht und uns verschiedenen
geistigen Richtungen angeschlossen. Mit welchem Ergebnis? was habt ihr damit
wirklich erreicht? habt ihr Liebe für Gott entwickelt? Wenn ja, dann habt ihr
euren menschlichen Körpers richtig genützt. Wenn nicht, dann...? Dann habt ihr
dafür gesorgt, daß ihr immer wieder zurückkehren müßt. Liebe braucht keine
Schauspielerei, keine Rituale oder äußeren Kennzeichen. Sie braucht nicht
einmal den Körper. Sie ist etwas zwischen euch und Gott. Der menschliche Körper
wurde euch als goldene Gelegenheit gegeben, um eure Seele Gott zuzuwenden. Ihr
geht dahin, wo ihr gebunden seid. Ganz einfach, dazu braucht ihr keine
Philosophie. Wenn ihr im Innersten eures Herzens wirklich an Gott oder Gott im
Menschen hängt, werdet ihr natürlich nicht zurückkehren. Ihr geht dorthin, wo
auch er hingeht. Die Meister verlangen von keinem Menschen, daß er seine
äußere Erscheinung oder seine Rituale ändert. Bleibt, wo ihr seid. Ihr seid
Seelen, bewußten Wesen. Ihr habt diese günstige Gelegenheit des menschlichen
Körpers erhalten. Richtet nun eure Seelen auf die Kraft aus, die euch im Körper
überwacht. Der Körper ist der wahre Tempel Gottes, in dem ihr und auch Gott
wohnt. Äußere Formen oder Rituale oder die Kennzeichen der einen oder anderen
Religionsgemeinschaft spielen keine Rolle dabei. Der Meister sieht euch auf der
Ebene der Seele und er achtet nicht auf die Kennzeichen, die ihr an eurem
Körper tragt. Er sieht euch als Mensch, als Seele. Die gleiche kontrollierende
Kraft wirkt auch in eurem Herzen. Habt ihr verstanden, was Liebe ist? Sie ist Sache
des Herzens, nicht des Verstandes. Ein gebildeter Mensch kann doch herzlos
sein. Die Liebe ist mehr als der Verstand, aber manchmal steht der Verstand der
Liebe und dem Herzen im Weg. Das müssen wir Tag für Tag prüfen – wieweit wir
Liebe entwickelt haben und in welche Richtung – dahin oder dorthin? Zur W
e l t (world) oder zum W
o r t (word)? W
e l t buchstabiert man (im
Englischen) W o r l d . Wenn man das ‚l‘ aus dem Wort W
o r l d (Welt) herausnimmt, dann wird es zum W
o r d (Wort). Wenn ihr die
Selbstsucht der Ichheit verliert, indem ihr bewußte Mitarbeiter am göttlichen
Plan werdet, seid ihr das Wort. Gott ist das Wort. ‚Im Anfang war das Wort, und
das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.‘ Spiritualität ist nicht schwer.
Ich denke, sie ist der natürlichste und einfachste Weg. Um weltliche Dinge zu begreifen, müßt ihr erst eine
Theorie aufstellen und dann jahrelang lernen. Selbst dann könnt ihr nicht
behaupten, alles über weltliche Dinge zu wissen. geht ihr aber den anderen Weg,
kommt ihr zur Wurzel der ganzen Schöpfung. Man muß nur die Aufmerksamkeit von
der einen Richtung in die andere lenken. Das ist der Weg zu Gott und ihr könnt
nun prüfen, was ihr wollt. Zur rechten Zeit werdet ihr alles bekommen, was ihr
möchtet, was ihr möchtet, aber warum wollt ihr nicht Gott, damit ihr ihm gehört
und er euch? Da kann niemand dazwischentreten; weder Körper noch Gemüt oder
irgend etwas aus der äußeren Welt. Meister geben diese weisen Ratschläge an die
Menschen ganz allgemein, gleich welcher Glaubensrichtung sie angehören. Für sie
macht es keinen Unterschied, ob ihr eine Kirche, einen Tempel, einen Gurdawara
oder eine Moschee aufsucht. Diese Stätten dienen der Verehrung Gottes, um Liebe
zu ihm zu entwickeln. Es ist nicht genug, diese Orte lediglich zu besuchen..
Ihr müßt sehen, was euch das gebracht hat. Was bezwecken denn all diese
Darbietungen? Daß wir davon gefesselt werden. Ich würde sagen, wenn man zum
Militär eingezogen wird, geschieht das zwangsweise. Man muß den ganzen Tag
arbeiten und bekommt am Abend nicht einmal einen Lohn. Auch bei der Geburt seid
ihr hilflos und wenn ihr sterbt, bekommt ihr nichts. Welchen Sinn hat es dann?
Die Frucht alles äußeren Zeremonien, des Schriftenlesens, der Übungen und des
Bußetuns ist, daß wir erkennen, wie weit sich unsere Liebe zu Gott entwickelt
hat. sie läßt sich am besten entwickeln, wenn man zu einem geh, der von Liebe
zu Gott und von Gottes Trunkenheit überfließt. Und wo kann man diese Berauschung erhalten? Die
Augen sind die Fenster der Seele, und die Seele schaut aus ihnen heraus. Wie
die Seele gefärbt ist, so strahlt sie durch die Augen auf euch aus. Unser
Meister sagte, wenn wir uns vor ihm verneigen wollten: „Was ist da unten,
schaut mich an!“ Die Augen vermitteln diese Ausstrahlung demnach am
wirksamsten. Ihr werdet alles vergessen, den Körper, die Welt, alles. Prüft
jeden Tag, wieweit ihr Liebe zu Gott entwickelt habt. Das ist das Höchste, was
ihr im menschlichen Körper entwickeln könnt und in keinem anderen. Das sollt
ihr nicht nur lesen. Seht einfach, welche Liebe ihr in eurem Körper entwickelt
habt. Ein Heiliger sagte: „wenn ihr keine Liebe zu Gott entwickelt habt, seid
ihr einfach wie ein Esel, der mit Büchern und Schriften vollgepackt ist.“ Ihr
habt ganze Büchereien in eurem Kopf und keinen Tropfen davon in eurer Seele. einmal kam ein Student mit einem Buch dem Arm zu
Paramhansa Ramakrishna, der ihn fragte: „was für ein Buch hast du da?“ Der
Student antwortete, daß es zeige, wie man wasser herstellt. Paramhansa
Ramakrishna lachte und sagte: „nun gut, dann presse ein paar Seiten des Buches aus
und schau dir an, wie viele Tropfen Wasser herauslaufen.“ Ihr versteht, was er
gemeint hat? Bloßes Bücherlesen ist nur der erste Schritt. Es ist nicht alles.
Wie viele Tropfen Wasser kamen aus den Seiten des Buches heraus? Ihr sprecht
von Gott, von Gott im Menschen und von der Liebe zu Gott – aber wie viele
Tropfen Liebe kommen dabei heraus? daran muß man denken. Wir achten nicht
darauf. Wir hängen an äußeren Dingen. Wir opfern ihnen unser Leben und das ist
unser Leben und das ist unser Verderben, würde ich sagen. Gebraucht die dinge
richtig. Wisset, daß ihr Gottbewußtheit entwickeln müßt und euch klar werden
soll, wieviel Liebe zu Gott ihr bisher entwickeln habt. Ich würde sagen, das
ist das höchste Ziel, das man Schritt für Schritt erreichen sollte. Hängen wir
an Kirche, Rituale, Buße tun, an diesem und jenem, vergessen wir manchmal Gott
darüber und sie nehmen die erste Stelle ein. Wir haben diesen äußeren Dingen
alles geopfert und Gott vergessen. Das verschlechtert unsere Lage. Noch
schlechter wird sie, wenn ihr Gott vergeßt und die Kirche dazu – alles. Aus
selbstischer Motiven werdet ihr zu Beschützern und Verfechtern des Kultes der
Gemeinschaften, zu denen ihr euch bekennt und Uneinigkeit und Streit entstehen.
Begreift ihr jetzt, wozu das führt? Seht also, wie weit ihr euch entwickelt
habt. was bringt es euch schon, was ihr gelesen habt – was ihr mit Händen und
Kopf festhaltet? Denkt ihr an Gott? Oder wird euch das Herz schwer, wenn ihr
seinen Namen hört? Dann ist es gut: dann entsteht etwas. Dann könnt ihr hoffen.
So wie Wolken auf Regen und blühenden Bäume auf Frucht hoffen lassen.
Andernfalls, entschuldigt, ist alles fruchtlos. Für Gutes werdet ihr zwar Gutes
ernten, aber die wahre Frucht – zu Gott zu gelangen – werdet ihr nicht
erhalten. Es gibt hier keine Rituale oder Förmlichkeiten,
nichts dieser Art, keinen Tempel, keine Kirche, keine Moschee. Warum? Weil das,
was ich euch sage, das Höchste ist. Bleibt, wo ihr seid. Ihr braucht eure
Religion nicht aufzugeben, aber nutzt sie richtig und seht, wieweit ihr euch
entwickelt und gebessert habt und auf dem Weg vorangekommen seid. Das ist einer
der Gründe, warum ich hier keine Kirche, keinen Tempel oder etwas ähnliches
habe. Ich sehe sie als Anfangsstufen. Die Leute sind sehr an sie gebunden. Sie
erhalten nicht die Früchte ihrer rituellen Handlungen und all der äußeren
Verehrung. Hier gibt es keine Förmlichkeiten; uns ist es gleich, woher ihr
kommt oder welcher Glaubensrichtung ihr angehört. Das spielt nicht die
geringste Rolle – wir freuen uns einfach, daß ihr Menschen, daß ihr Seelen
seid. In euch ist der gleiche Gott. Ihr müßt euch in diese Gottbewußtheit
erheben. Das ist der Hauptzweck des Ruhani Satsang – das, was wir hier wollen.
Das braucht die Welt heute. Urteilt nicht nach der äußeren Erscheinung. Meint
ihr im ernst, daß man Abfall nicht riecht, wenn ein Seidentuch darüber
gebreitet ist? Die Welt können wir täuschen – doch nicht Gott in uns. Nehmt
euch das zu Herzen. Seht zu, wieweit ihr euch verändert habt oder ob ihr der
gleiche Mensch mit denselben niederen Neigungen geblieben seid. Äußerlich seid
ihr in Ordnung – ihr seid sehr gut angezogen. Äußerlich seid ihr ehrerbietig
und demütig, aber das Herz ist das alte geblieben. Was hat Christus gesagt? Er
sagte: „Wandelt euer Herz, denn das Reich Gottes ist nahe.“ Wandelt euer Herz –
das sagen alle Meister. wir aber hören nicht auf sie. wir machen weiter mit den
Äußerlichkeiten oder suchen nicht mehr als die äußeren Dinge, die wir brauchen.
Wer von euch ist nur Gottes wegen hier? Wenn ihr um Gottes willen hier seid,
werdet ihr ihn ganz gewiß finden. Seid ihr aber wegen etwas anderem hier, was
dann...? Dann werdet ihr nur das bekommen, nicht Gott. 8 Was wahre Liebe
ist – II
Liebe ist unseren Seelen eingeboren. Gott ist Liebe
und unsere Seelen sind ihm wesentlich. Liebe ist Bindung an jemanden. Wir sind
bewußte Wesen, unsere Seelen sind bewußte Wesenheiten. Unsere Seele sollte an
die Überseele gebunden sein, die ganz und gar bewußt ist. Statt dessen hängt
sie an der Welt. Das ist der Grund, warum wir immer wieder zurückgekehrt sind.
Sie hätte sich Gott oder dem Gott im Menschen zuwenden sollen. Wenn unsere
Seele an ihm hängt, werden wir dahin gehen, wo er hingeht. Er braucht nicht auf
die Erde zurückkehren – weshalb dann wir? was ist also Liebe? Liebe ist die Eigenschaft der
Seele. Sie ist unseren Seelen bereits eingepflanzt, eingeboren. Sie braucht
immer eine Bindung und wirkt Leben- spendend für den Menschen. Genau wie Wasser
einem Fisch das Leben gibt. Wenn man einen Fisch aus dem Wasser nimmt, dann stirbt
er. Es gibt auch eine bestimmt Pflanze, die im Wasser wächst. Je mehr Wasser
sie bekommt, desto mehr wächst sie. Gleicherweise erfreuen sich jene Seelen,
die mit der Liebe Gottes beschenkt wurden, dieser Liebe, die für sie wie ein
lebenspendendes Wasser ist. Sie ist das Wasser des Lebens für die Seele. Ein
Mensch, der sich wirklich von der Welt gelöst hat, wird nicht von ihr
beeinflußt. Wirkliche Entsagung bedeutet eigentlich, nicht mehr an die Welt
oder an irgend etwas Äußeres gebunden zu sein. Ein Mensch, der innerlich liebt,
Gott liebt, ist so sehr an ihn gebunden, daß alles andere aus seinem Denken
weicht; nichts sonst zieht ihn mehr an. Wenn zum Beispiel so ein Mensch hier
sitzt, können Hunderte von Leuten um ihn herum sein – doch er wird einzig und
allein in den Meister vertieft sein. Das kann nur Liebe. Liebe heißt auch
Opfern. Die Meister sagen, wer das Spiel der Liebe spielen will, sollte mit dem
Kopf als Gabe in den Händen kommen. Und selbst dann würde er kein Wort darüber
verlieren. Gott kennt die tatsächliche Neigung unseres Gemüts und was sich
darin abspielt. Ich weise damit auf eine Tatsache hin. Was will ein Liebender? Er will immer den Meister
sehen. Er liebt alles vom Meister. Ich erzählte gerade von einem Mann, der vor
einigen Jahren zu einer Friedenskonferenz hierher kam. Er war Minister in Korea
und kam in den Ashram und wurde initiiert. Er war so berauscht, daß er alle
Mauern und Bäume des Ashrams umarmt. Er sagte immer, sie wären so schön, so
liebenswert. Warum? Wegen des Meisters natürlich Liebe macht alles schön; das
ist nur natürlich. Ein anderes mal rief mich ein Mann aus Amerika an. „nun, was
möchtest du?“ fragte ich ihn. „Ich möchte nur deine Stimme hören, sonst nichts.
Sprich einfach über irgend etwas“, erwiderte er. Ich sagte: „Was willst du? Sag
es mir.“ „Nein, nein, ich möchte nur deine Stimme hören.“ Er machte ungefähr
eine Stunde lang so weiter. Er wollte nur meine Stimme hören. Wißt ihr, wieviel
ihn dieses Telefonat gekostet haben muß? Ich glaube nicht weniger als ... ein normales
Gespräch kostet mindestens dreißig oder vierzig Rupien, nur für ein paar Worte.
Dann waren es zumindest 200 Dollar oder noch mehr. das ist nur natürlich. Wenn einer liebt, wird er
alles schön finden. In Indien gibt es die Geschichte eines Mannes namens Majnu,
der sehr in Laila verliebt war. eines Tages sah er einen Hund und begann, seine
Pfoten zu küssen und ihn zu umarmen. Die Leute fragten ihn: „Was machst du denn
da?“ „Oh, ich sah diesen Hund den weg gehen, wo meine geliebte Laila wohnt“,
antwortete er. Das ist Liebe – das ist nur natürlich. So heißt es auch, daß die Augen, die den Meister
nicht sehen, herausgerissen werden sollten, und die Ohren, die des Geliebten
Stimme nicht hören, besser taub wären. Gesegnet ist das Haupt, das sich zu
Füßen des Geliebten niederbeugt. Guru Nanak und Shamas Tabrez sagten, daß die
Arme, die den Meister nicht umarmen, gebrochen werden sollten. Das vermag nur
Liebe. Was will ein Liebender? Natürlich dem Meister nahe sein – Gott in ihm
natürlich. Er möchte jedes Wort hören, das der Meister spricht. Er wird es um
jeden Preis befolgen. „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote.“ Ich würde
sagen, das ergibt sich ganz natürlich. Wer liebt, wird das tun, was der Meister
sagt, ob er in des Meisters Gegenwart oder fern von ihm ist. Der Meister ist
das verkörperte Wort. Auch wenn der Schüler tausende von Kilometern entfernt
ist, achtet der Meister dennoch auf ihn, denn er ist das offenbarte Wort.
Manchmal offenbart sich der Meister auch körperlich. Erfüllt also die Wünsche des
Geliebten. Das vermag nur Liebe. Und was kostet sie? Sie kostet nichts. Ihr
braucht nur eure Aufmerksamkeit auf den Geliebten richten. Alles andere wird
sich ganz natürlich ergeben. Wieder taucht die Frage auf: „Was ist Liebe? Wo ist
sie zu finden? Was erfordert sie? wie kann sie entwickelt werden?“ Das habe ich
gestern erklärt. Wenn ihr jemanden liebt, ist er immer in euren Gedanken. Wenn
ihr immer an jemanden denkt, fühlt ich euch natürlich zu ihm hingezogen. Wenn
jemand zu euch kommt und vom Meister spricht, so seht ihr in ihm euren
wirklichen Verwandten. Das ist ein Zeichen der Liebe. Am besten und wirksamsten
könnt ihr sie entwickeln, wenn ihr euch in die Ausstrahlung von einem begebt,
der von Liebe und Gottberauschtheit überfließt. Das ist der schnellste und
natürlichste Weg, um sozusagen angesteckt zu werden. Ihr werdet beim Meister
angesteckt, weil seine Liebe zu Gott überfließt. Und was kostet das? es kostet
nichts. Der Geliebte möchte, daß der Liebende keinen sonst anschaut oder anhört
und an niemanden denkt, als an den Geliebten. Das vermag nur die Liebe. Warum
sollte ein Mensch, der sosehr liebt, wieder auf die Welt zurückkehren? Er wird
vielleicht als Lehrer, als Meister wiederkommen, um die Kinder Gottes in seine
Heimat zurückzuführen. Aber er wird nie mehr als Gefangener kommen, als
Rückwirkung der Vergangenheit und an die Welt gebunden. Das vermag nur Liebe –
das gibt sie uns. Eure Aufmerksamkeit zerstreut sich in so viele
Richtungen. Sie ist genau wie ein Rohr mir vielen Löchern. Wenn nun Wasser
durch das Rohr fließt, verrinnt es Tropfen um tropfen aus jedem Loch. Wenn ihr
alle Löcher abdichtet bis auf eines, schießt das Wasser hervor. Wenn wir unsere
Liebe, die sich jetzt auf so vieles verteilt, von der Außenwelt zurückziehen
und nun der Weg zu Gott oder Gott im Menschen übrig bleibt, dann schießt sie
natürlich hervor. Liebe ist unseren Seelen bereits eingeboren, sie ist nur in
so vieles geteilt: Körper, Vergnügungen, Kinder, weltliches Ansehen. Wenn wir
nur eine Öffnung frei lassen und unsere Liebe dorthin lenken, wird sie
naturgemäß von anderen Dingen losgelöst sein. Das wird Wunder wirken. Jedes Wort vom Meister ist mit seiner Liebe geladen
und strahlt sie aus. warum reisen die Menschen Tausende von Kilometern, um hier
zu sein? wofür? Um den Meister zu sehen und seine Worte zu hören. Sie können
natürlich auch Tausende von Kilometern entfernt dieselbe Wirkung erfahren,
indem sie einfach ihre Aufmerksamkeit auf den Meister richten. Kabir sagt, wenn
der Meister jenseits des Meeres lebt und ihr diesseits, so braucht ihr nur eure
Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Aber selbst wenn ihr das vermögt, solltet ihr
die direkte Erfahrung der Gemeinschaft mit dem Meister nicht unterschätzen. Das
alles macht die Liebe. Wenn ihr sie in euch entwickelt, kommt alles andere von
selbst. Wenn solche Menschen auf die Welt kommen, wird sie
von Liebe überflutet, weil sie euch durch Anstrengung oder Ausstrahlung
übertragen wird. Auf Eisschollen werdet ihr frieren. Am Feuer wird euch heiß.
Bei einem, der sich die Liebe und Glückseligkeit Gottes hat, werdet auch ihr
davon angesteckt. Bei einem, der durch Lust, Geringschätzung anderer,
Vergeltungstrieb und vieles andere gefärbt ist, wird euch natürlich heiß
werden, nicht kalt. Deshalb betonen die Heiligen immer, wie wichtig die
Gemeinschaft mit ihnen ist. Bei wem ihr auch seid, dessen Ausstrahlung wird auf
euch wirken. Gott ist Liebe, unsere Seele ist Liebe, und der Weg
zurück zu Gott führt auch über die Liebe. Was soll das ganze Schriftenlesen,
das Ausüben von diesem oder jenem Ritual? es soll eure Aufmerksamkeit auf Gott
lenken. Nur aus diesem Grund sollt ihr eure Liebe, die in so viele Richtungen
zerstreut ist, wieder vereinen, in eine Richtung lenken. wenn ihr das nicht
erreicht, sind alle äußeren Übungen vergeblich. Über Liebe zu reden ist eine
Sache – sie im Herzen zu haben, eine ganz andere. Gestern sagte ich euch, daß
sie Sache des Herzens und nicht des Verstandes ist. Den Verstand haben wir zum
Begreifen – das ist alles. Wir aber müssen Liebe entwickeln. Nur durch Liebe
könnt ihr Gott erreichen. Sie läßt sich so entwickeln, wie ich es euch schon
gestern und heute weiter erklärt habe. Wir müssen sehen, ob wir solche Liebe in
unserer Seele tragen, ob wir sie in uns entwickelt haben. Es nützt nichts,
irgend etwas zu berühren, irgendwohin zu gehen, zu singen oder dies und das zu
tun. Prüft nur, wie weit ihr Liebe zu Gott in euch entwickelt habt. Wenn ihr an
Gott denkt oder ihn oder Gott im Menschen liebt, werdet ihr natürlich die
gleichen Eigenschaften entwickeln, die er verkörpert. Das Tonprinzip Gottes
hören ist genau wie Getreide mähen und zusammengetragen, um alle Körner
herauszudreschen. Dieser Ort wird dann der Sammelplatz aller Körner. Wenn ihr
das Licht Gottes seht oder seine Stimme (das Tonprinzip) hört, sammeln sich
alle Tugenden in euch. Nur durch die Verbindung mit dem Ton oder dem Licht
Gottes werdet ihr alle Tugenden erwerben. Diese Dinge ergeben sich dann ganz
natürlich. Hieran mangelt es uns. Wir nehmen uns dafür weniger Zeit als für
äußere Dinge. Als erstes solltet ihr euch durch und durch Gottes
bewußt werden, zunächst in euch, dann umfassend. Wir kümmern uns mehr um
Rituale und Äußeres als um die Liebe zu Gott. Das ist nicht gut. Gesegnet sind
all jene Bußübungen und Rituale, die in euch Liebe zu Gott entwickeln. Nur um
seinetwillen übt ihr doch all diese Rituale aus. Es sind zwar gute Handlungen
und werden auch Gutes bewirken – führen euch jedoch nicht zu Gott. Bleibt also
in eurem Land, bei eurer Glaubensrichtung – das ist nicht wichtig. Wichtig ist,
wie weit ihr Liebe zu Gott entwickelt habt. Die Rituale und Bußübungen sind
gesegnet, die euch helfen, Liebe zu Gott zu entwickeln. Dafür braucht ihr
dringend die Gemeinschaft mit Heiligen. Die Gemeinschaft mit guten Menschen
wird natürlich das Gute in euch entwickeln. Die Gemeinschaft mit spirituellen
Menschen wird Spiritualität in euch entwickeln. Deshalb heißt es, daß man einen
Menschen an seinem Umgang erkennt. Das ist also ein Zeichen der Liebe. Je mehr
ihr euch in dieser Richtung entwickelt, desto mehr seid ihr gesegnet und lebt
ein sinnvolles Leben. Wenn nicht, dann nehmt ihr einen Weg auf, der euch immer
wieder in die Welt zurückbringt. Gesegnet ist der Mensch, der den Meister
trifft, der die Saat von Naam in euch sät. Wenn sie einmal gepflanzt ist, kann
sie nicht mehr zerstört werden. Wenn ihr ständig mit Naam in Verbindung kommt,
werdet ihr Gott lieben. Ihr seid dann losgelöst von der Welt. Auch wer eben
erst initiiert wurde, hat die Saat von Naam in sich. Er hat ein Anfangskapital
bekommen. Wenn er es in seinem Leben nicht entwickelt, wenn er es vergißt, wird
er zurückkommen müssen – aber nicht unterhalb der menschlichen Ebene, weil
diese Saat allein im menschlichen Körper aufgehen kann. Aber wozu wiederkommen
– selbst als Mensch? Warum nicht mehr Zeit einsetzen und das entwickeln, was
ihr bereits erhalten habt? Ihr könnt mehr Liebe zu Gott oder Gott im Menschen
entwickeln, wenn ihr seine Gebote haltet. dann müßt ihr nicht zurückkehren. Je
weiter ihr im irdischen Leben fortschreitet, desto höher wird die ebene sein,
zu der ihr gelangt. Bitte, nehmt euch daher mehr Zeit für eure Übungen.
Entwickelt Liebe zu Gott in euch. Ihr werdet gesegnet sein. Dann habt ihr euer
Leben am besten genützt. Wir reden und reden – aber wieviel tun wir wirklich?
Eine Unze Praxis ist besser als Tonnen von Theorien. Deshalb sind Reformer
gesucht, die nicht andere, sondern sich selbst verbessern. Vorbild ist besser
als Vorschrift. Daran fehlt es uns. Wir halten uns nur an die äußeren Rituale
und kümmern uns nicht um ihren ursprünglichen Sinn. Die Menschen opfern diesen
Übungen sogar ihr Leben, aber sie vergessen Gott dabei, für den sie bestimmt
waren. das ist, offen gesagt, sehr schlecht. Die höchste Religion ist, Liebe zu
Gott und Gottbewußtheit in euch zu entwickeln – in seiner heiligen Gegenwart zu
sein, würde ich sagen. Er ist überall – wo ist er nicht? Wir haben unser wahres
Sein in ihm. Es bleibt nur eins: das Auge zu öffnen, um ihn zu sehen. Dieses
Auge wird vom Meister geöffnet. Er gibt euch eine Verbindung mit der sich zum
Ausdruck bringenden Gotteskraft – dem Licht – und dem Tonprinzip. Je mehr Zeit
ihr euch dafür nehmt, desto mehr werden sich alle Tugenden in euch entwickeln.
Seht also, wo ihr steht. 9 Wie man Liebe
entwickelt Liebe
kann man auf vielerlei Weise entwickeln – doch den Meister anzuschauen, in
seine Augen zu blicken, das ist der wirksamste Weg. Die Augen sind die Fenster
der Seele. Der Meister ist immer innen am Augenbrennpunkt. Wenn ihr also mit
ihm sprecht, solltet ihr euch immer dort konzentrieren. Er ist ebenso
konzentriert, wenn er redet und Seele zu Seele spricht. Der Meister lehrt durch
die Augen – ohne zu sprechen. Er fließt über von Liebe zu Gott und ist
berauscht von ihm, und die Ausstrahlung durch seine Augen ist sehr stark. Wer
sich mit Empfänglichkeit in seine Augen versenkt, erhält einen Auftrieb. Es
gibt noch andere Methoden, aber das ist die wirksamste. Wir sollten auf diese Weise zum Satsang gehen, um
ihn ganz zu nutzen. Wenn ihr zum Ort des Satsang geht, vergeßt einfach euer
Zuhause. Wenn ihr hierher kommt und euch setzt, vergeßt alle anderen. Ihr
werdet selbst euren eigenen Körper vergessen. Versenkt euch ganz in die Augen
des Meisters. Ihr werdet euren Körper vergessen, denn die Augen sind die
Fenster der Seele, und die Seele strahlt ihr Wesen durch die Augen aus. So läßt
sich Liebe am besten entwickeln. Es gibt noch andere Wege, wie die Gemeinschaft
mit jenen Menschen, deren Liebe zu ihrem Guru überfließt. Wenn zwei Schüler des
Meisters beisammensitzen, wird ihre Liebe zu ihm aufflammen. Wenn ihr zu einem
Meister geht, versenkt eure ganze Aufmerksamkeit in seine Augen. Denn er fließt
über von Gottes Liebe und Berauschtheit, die sich euch direkt übertragen. Diese
überfließende Liebe in ihm vermögen Worte nicht zu vermitteln, doch seine Augen
strahlen sie aus. Diese Eindrücke gehen zu Herzen; und wo ihr auch immer seid,
werdet ihr euch seiner Süße erfreuen. So entwickelt sich Liebe. Wer gibt sie?
Er, der uns zuerst liebt. Die Mutter liebt ihr Kind zuerst. Das Kind erwidert
nur diese Liebe. Es fragt sich nun, wie man die Liebe aufrecht erhält. Wir
sollten sie nicht als Geschäft betrachten und manchmal diese oder jene weltlichen Dinge wollen. Wir
sollten den Meister allein um seiner Liebe willen lieben. So können wir diese
Liebe erhalten. Wie soll unsere Liebe sein? Sie sollte immer voll Ehrfurcht
sein. Manchmal überschreiten wir aus Liebe unsere Grenzen. Manchmal versuchen
wir nämlich, mit dem Meister zu wetteifern. Aber der König ist der König und
der Minister ist der Minister. Der König mag dem Minister eine gute Stellung
geben und ihn sogar an seiner Seite sitzen lassen. Dennoch sollte der Minister
daran denken, daß er Minister und nicht König ist. Weil wir das falsch
verstehen, überschreiten wir manchmal die Grenzen der Liebe. Der König wird nichts
sagen, aber er sieht, daß es nicht ehrfurchtsvoll ist. Ich erzählte gerade die Geschichte von Humayun,
einem großen indischen König. Er hatte einen Diener namens Ayaz, der er über
alles liebt. Seine Minister wandten sich an ihn und sagten: „Es ist sehr
seltsam, daß ihr euren Diener so sehr liebt und uns gar nicht. Wie ist das
möglich?“ Der König antwortete: „Weil mein Diener mich als König verehrt.“
Darauf sagten seine Minister: „Verehren wir Euch denn nicht als König?“ „nein,
überhaupt nicht“, antwortete der König. Eines Tages ließ er einen mit Juwelen
besetzten Kelch aus seiner Schatzkammer holen. Es war ein sehr kostbarer Kelch,
der kostbarste all seiner Schätze. Der König stellt ihn vor sich hin und
forderte jeden seiner Minister auf, ihn zu zerbrechen. Er befahl es ihnen.
Jeden Minister sagte: „O König, so etwas Kostbares, eines der Weltwunder, kann
man doch nicht zerbrechen.“ So weigerten sich alle Minister, den Pokal zu
zerbrechen. Da rief der König seinen Diener und sagte zu ihm: „Zerbrich ihn!“
Ohne Zögern nahm der Diener einen Stock und schlug den Kelch entzwei. Dann
sagte der König zu seinem Diener: „weißt du nicht, daß du etwas sehr Kostbares
zerstört hast?“ Der Diener antwortete: „O König, dieser Kelch ist wertlos,
verglichen mit Eurem Befehl.“ Versteht ihr mich? Unbedingter gehorsam und Liebe,
die immer voll Ehrfurcht ist, bringen euch mehr ein als jede andere Schulung.
Ihr mögt noch an anderem Freude haben oder manches andere schätzen – wenn ihr
nicht Minister bleibt, verliert ihr. Auch wenn er euch zum König macht, müßt
ihr im Herzen Minister bleiben. Einmal schrieb ich meinem Meister und bat ihn,
mir Liebe zu schenken. (Nur der Meister kann Liebe geben, denn er liebt uns
zuerst.) Aber ich bat um ehrfurchtsvolle Liebe. Als er diesen Brief erhielt,
drückte er ihn an seine Brust und sagte: „Ich möchte Liebe, aber sie sollte
voll Ehrfurcht sein.“ Das wird hier gelehrt: wie man Liebe entwickelt, wie
man sie erhalten kann und weiter, wer sie gibt; auch welche Art Liebe es sein
sollte. Sie sollte immer voll Ehrfurcht sein. Gott ist Liebe. Liebe ist unserer
Seele eingeboren, und auch den weg zurück zu Gott können wir nur durch die
Liebe gehen. Alle Übungen, Huldigungen und anderes sind Zeichen der Achtung,
die ihr im Herzen habt. Je mehr ihr sie entwickelt, desto besser ist es und wie
ich euch schon sagte, am besten geht das durch die Augen. Ein liebeerfüllter
Blick vom Meister dringt tief in euer Herz – ihr werdet euer ganzes Leben an
ihn denken, ihr könnt ihn nicht vergessen. Diese Einzelheiten stehen nicht in Büchern. Es sind
praktische Dinge, die ihr von einem Menschen der Praxis lernt. Wenn ihr sie
annehmt, nun, dann werdet ihr, wie ich euch gestern sagte, losgelöst sein von
der Welt – ihr werdet innerlich losgelöst sein. Wenn ihr dem Einen voll und
ganz ergeben seid, so ist das wahre Entsagung. Die Liebe, für die es keine
Worte gibt, geht durch die Augen des Gebenden in die des Nehmenden, in die
Tiefe seines Herzens. Das sollen diese kleinen Gespräche hier vermitteln. Wir
müssen nun begreifen und sehen – herausfinden, wo wir stehen. 10 Die äußeren
Kennzeichen oder Merkmale eines Menschen der den Meister wahrhaft liebt
Liebe oder Nächstenliebe ist das Merkmal der Seele
oder des Herzens. Liebe zur Welt ist nicht Liebe, sondern heißt Lust oder Verhaftetsein.
Die Leute sprechen zwar von Liebe, aber wo ist sie? Sie wissen nicht einmal,
was Liebe ist. Es heißt, daß man die Liebe finden kann, indem man einfach
jemand sein Herz schenkt und dann ohne Herz umgeht. Wenn euch euer Herz von
jemanden genommen wird, was bleibt euch dann? Nur der kann wirklich verstehen,
was Liebe ist. Die äußeren Kennzeichen eines Menschen, die liebt, sind
unbedingter Gehorsam und vollkommene Selbsthingabe. Er achtet die Wünsche des
Geliebten oder des Meisters. Er will dem Meister Freude machen – nicht sich
selbst. Liebe ist kein Geschäft. Sie wächst nicht auf dem Feld und man kann sie
nicht im Laden kaufen. Sie ist eurer Seele bereits eingeboren und kann ganz
stark werden, wenn ihr jemandem begegnet, der von Liebe überfließt. Wir haben
den menschlichen Körper erhalten, in dem wir diese Liebe entwickeln können. Wie
ich euch sagte, ist Liebe eurer Seele bereits eingeboren. Sie braucht nur
Bindungen an jemanden. Statt sie an die Überseele oder an Gott, der die
Allbewußtheit ist, zu binden, haben wir unsere Seele an den Körper gebunden, an
die nach außen fließenden Energien und die äußere Welt. Das ist der Grund,
warum wir immer wieder in die Welt zurückgekommen sind. Wenn wir dagegen Gott
lieben, der uns ja schon im Körper überwacht, wohin gehen wir dann? Wir gehen
natürlich dahin, wo Gott ist – wir brauchen nicht mehr auf die Erde
zurückkehren. Unsere Liebe wird nur aufleuchten, wenn wir mit
einem zusammen sind, dessen Liebe überfließt. In der Gemeinschaft mit ihm
werden wir von seiner Liebe angesteckt, strahlt sie auf uns aus. Wer kann
diesen Weg gehen? Wer Körper, Gemüt und Seele und sogar einen Glauben völlig
hinzugeben vermag. Der Geliebte ist alles für ihn. Er ist bereit, alles für den
Geliebten zu opfern. Sarmad, ein großen Heiliger, wurde gefragt: „Schön, du
hast deinen Meister gefunden – was hast du nun davon?“ Er erwiderte: „Um den
menschlichen Körper zu retten, müßt ihr alles opfern, Geld und Bindungen. Um
eure Seele zu retten, müßt ihr euren Körper opfern. Um euren Glauben zu retten,
müßt ihr viele Leben opfern. Alle Fesseln meines Körpers, des Gemüts, der Seele
und des Glaubens sind nun zerschnitten. Was kann ich mehr wollen? Nur das Wort
des Meisters ist mein Glaube. Nur das Wort des Meisters ist mein Leben. Es ist
das Brot des Lebens, das Wasser des Lebens.“ Völlige Selbsthingabe und unbedingter Gehorsam sind
also die äußeren Kennzeichen eines Menschen, der liebt. Wer kann sie erlangen?
Wer sich nicht um Äußeres kümmert. Für ihn ist das Wort des Meisters die Bibel,
die Veden oder der Koran. Was steht schließlich in den Veden, dem Koran und der
Bibel? Nur die Aussagen bestimmter Meister, die eins mit Gott, die Gott im
Menschen waren. Ihre Worte bilden den Inhalt unserer heiligen Schriften. Die
Worte der Meister, die Fleisch gewordenes Wort waren und unter uns lebten, sind
in den heiligen Schriften niedergelegt. Wenn ihr einem begegnet, der das
Fleisch gewordene Wort ist, so ist sein Wort die Bibel, der Koran und der Guru
Granth Sahib. Wer kann Körper, Bindungen, Seele und alles
hingeben? Nur ein wirklich sehr mutiger Mensch. Das äußerliche Zeichen oder
Merkmal eines Liebenden ist, daß er dem Meister unbedingten Gehorsam erweist.
„Wenn ihr mich liebt, dann haltet meine Gebote.“ Das hat Christus gesagt. Alle
anderen Meister haben dasselbe betont. Guru Nanak sagte: „Der Gott im Menschen
ist der wahre Gott, der wahre Guru.“ Denen, die nur dem Körper huldigen, bleibt
weniger Hoffnung als denen, die seinen Worten gehorchen. Die Erlösung ist ihnen
eine sicher Gewißheit. Wir sollten die Worte des Meisters achten und ihnen
gehorchen. Dann kehren wir sicher in das Haus unseres Vaters zurück. Jenen
aber, die dem Meister nur äußerlich huldigen und nicht nach seinen Worten
leben, bleibt noch Zeit. Zeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Darum sagte
Christus: „Wenn ihr mich liebt, dann haltet meine Gebote.“ Das ist der erste
Schritt. Am Ende geben wir Körper, Gemüt, Seele und alles andere hin. Ein
solcher Mensch hat keinen eigenen Willen mehr – der Wille des Meisters ist sein
willen. Seht nun, wo ihr wirklich steht. Wenn ihr alles gebt, bleibt Gott. Welt
buchstabiert man (im Englischen) W o r l d.
Wenn ihr diese Ichheit in euch herausnehmt, seid ihr Gott. Wenn ihr das ‚l‘ aus
dem Wort ‚W o r l d‘ herausnehmt, bleibt nur WORD (das WORT).
‚Im Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.‘ Diese
kleine Ichheit, dieses Ego, steht uns im Weg zu Gott. Wenn ihr euch Gott im
Menschen völlig hingebt (dem Gott im Menschen, nicht dem Körper, obwohl wir ihn
natürlich achten), dann ist euer ‚l‘ oder die Ichheit ausgelöscht. Es gibt eine Geschichte von Guru Ram Das, dem
vierten Guru der Sikhs. Die Meister prüfen ihre Schüler immer, um zu sehen, wie
weit sie sind. So gab sein Meister (Guru Amar Das) den Befehl, bestimmte
Terrassen aus Lehm zu errichten. Alle Schüler begannen weisungsgemäß, die
Terrassen zu errichten. Als sie fertig waren, besah sie der Meister und sagte:
„Sie sind nicht gut – das ist nicht richtig. Ihr werdet neue Terrassen bauen
müssen.“ Wieder bauten die Schüler die Terrassen. Zwei-, drei-, vier-, fünfmal.
Dann sagte der Meister: „Dieser Platz ist nicht gut. Dort drüben ist es
besser.“ Nun, nach und nach hörten alle Schüler auf, Terrassen zu errichten –
außer Guru Ram Das. Die anderen Schüler fingen an zu sagen, daß der Meister alt
geworden sei und den Verstand verliere. Guru Ram Das aber sagte mit Tränen in
den Augen: „Der Meister ist alle Weisheit und alle Bewußtheit: und wenn mir
befohlen würde, diese Terrassen mein ganzes Leben lang zu errichten und zu
zerstören, dann wäre es mein einziges Bestreben, seine Gebote zu befolgen.“ Er
besaß vollkommene Selbsthingabe. Versteht ihr mich? Das bedeutet völlige
Selbsthingabe. Jetzt prüft euch – Schritt für Schritt – wo ihr steht. Wenn ihr
Gott finden wollt, müßt ihr Selbsthingabe besitzen. Wenn es kein ‚l‘ mehr gibt,
dann...? Gott ist bereits in euch, er braucht nichts von außen zu kommen. Es
ist eure Ichheit oder das Ego, das im Wege steht. Dieses Ego wirkt, wenn ihr
euch des Körpers bewußt seid, sei es physisch, astral oder kausal. wenn ihr
euch über den physischen Körper erhebt, wird die physische Ichheit ausgelöscht.
Wenn ihr euch über den astralen Körper erheben, verliert ihr auch die astrale
Ichheit. Wenn ihr euch über den kausalen Körper erhebt, dann werdet ihr vollständig
begreifen, wer ihr seid. Euer Wille ist der Wille des Herrn. Des Herrn ist in
euch. wie fängt das an? wenn ihr die Gebote des Meisters
befolgt. Was sagt der Meister? Er sagt: „Haltet euer Leben rein – laßt das
Äußere eine Zeitlang beiseite und wendet euch nach innen - erhebt euch über das Körperbewußtsein –
verbindet euch mit der zum Ausdruck kommenden Gotteskraft, dem Licht und dem
Tonprinzip in euch – dann erhebt euch über den astralen und den kausalen Körper.
Ihr werdet erkennen, was ‚Ich und der Vater sind eins‘ bedeutet. Ihr könnt euch
dann weiter in einen überbewußten Zustand erheben. das ist das höchste Ziel.“
das beginnt mit völliger Selbsthingabe und unbedingtem Gehorsam dem Meister –
natürlich Gott in ihm – gegenüber. Wir verehren seinen Körper, denn der
menschliche Pol ist gesegnet, in dem die Gotteskraft wirkt, in dem sie sich
offenbart. Wie kann ein Mensch, der an den Äußerlichkeiten weltlichen Ansehens
hängt, auch nur einen schritt auf diesem Wege tut? Das wurde uns von allen früheren Meistern
eingeschärft. Sie kamen hierher, um euch zurück zu Gott zu bringen. Aber die
Menschen hören nicht auf sie. manchmal gehen sie sogar soweit, die Meister zu
belästigen. Wenn wir also auf dem Weg zurück zu Gott fortschreiten wollen,
müssen wir diese Schritte tun. Ihr müßt unbedingt gehorchen. Warum sich an
physische Freuden und Äußerlichkeiten hängen? Ihr solltet euch über sie
erheben. 11 Reinheit – wir
müssen in uns selbst ruhen Ich sprach gerade über die Reinheit des Lebens, die
der wichtigste Teil spirituellen Lebens ist. Spiritualität kann nicht in einem
Gemüt erwachen, das durch die nach außen fließenden Energien zu äußeren Freuden
getrieben oder gezogen wird. Von den fünf nach außen fließenden Energien oder
Sinnen: Augen, Ohren, Tastsinn und Geschmack, sind drei am mächtigsten. Die
Lust greift uns zu achtzig Prozent durch die Augen an, zu vierzehn Prozent
durch die Ohren und die restlichen sechs Prozent berühren uns hauptsächlich
durch den Tastsinn. Wie können wir da rein bleiben? Das ist die Frage. Ihr müßt
einfach eure Aufmerksamkeit kontrollieren. Das Gemüt und die äußeren Sinne
erhalten ihre Kraft von der Seele, deren äußerer Ausdruck die Aufmerksamkeit
ist. Wenn also unsere Aufmerksamkeit fest am Sitz der Seele im Körper verankert
ist und wir unsere nach außen fließenden Energien oder Sinne auf rechte Weise
gebrauchen, wird uns das, was wir sehen oder hören, nicht weiter berühren. Ihr
könnt jemanden anschauen, braucht aber nicht eure volle Aufmerksamkeit dazu,
nicht einmal bei offenen Augen. Jemand mag euch lange Geschichten über schlimme
Sachen erzählen – wenn ihr eure Aufmerksamkeit beherrscht, werdet ihr selbst
mit offenen Ohren nichts hören. Wir nehmen Eindrücke von außen und von dort auf,
wohin unsere Aufmerksamkeit geht. Wir werden von der Ausstrahlung derer
beeinflußt, mit denen wir in Verbindung kommen. wenn sie rein sind, ist es gut.
Wenn nicht, nehmt ihr ihre Ausstrahlung auf. Wie können wir also vor äußeren
Einflüssen abschirmen, das ist die Frage. Was tun, wenn draußen Hitze herrscht?
Wir sollten uns abschirmen. Wenn ihr in euch selbst ruht, indem ihr eure
Aufmerksamkeit von außen, vom Körper drunter zurückzieht, dann...? Wenn ihr mit
den Augen sehen möchtet, könnt ihr das, wenn ihr wollt. Wenn ihr in euch ruht,
wird euch dabei kein anderer der äußeren Sinne beeinflussen. Aber da wir uns
den äußeren Bindungen hingeben, nehmen wir natürlich Eindrücke von außen auf. Reinheit ist der Boden, auf dem sich Gott offenbart.
Deshalb hat Christus gesagt: „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie
werden Gott schauen.“ Buddha, Christus und andere Heilige und Meister haben das
gleiche auf ihre Weise gesagt. Sie sagten alle: „Ihr müßt reinen Herzens sein.“
Wir sprechen aus der fülle unseres Herzens. Ihr sagt das, was schon in euch
ist. wenn ihr reine Gedanken habt, seid ihr rein. Dann wird alles was in Worten
oder durch Ausstrahlung von euch ausgeht, die gleiche Wirkung hervorrufen. Was
wir sagen und ausstrahlen, ist von dem durchdrungen, was in uns ist. Deshalb
heißt es: „Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über.“ Jeder sagt: „Seid keusch, beachtet das Zölibat.“
Doch was ist der einzige Prüfstein und die wirkliche Hilfe, um dieses Ziel zu
erreichen? Ganz in uns selbst zu ruhen. Denn wir verleihen dem Gemüt seine
Kraft. Wir verleihen auch den äußeren Sinnen Kraft. wir sind es, die außen
Gutes oder Schlechtes sehen. Wenn wir in uns ruhen, können wir unsere nach
außen gerichteten Energien nach Belieben sinnvoll nutzen. Gegenwärtig werden
wir von ihnen beeinflußt und von den äußeren Dingen magisch angezogen. Wenn ihr
in euch ruht und jemand berührt euch, beeinflußt euch das nicht. Ihr seid
abgeschirmt. Wenn ihr aber jemanden berührt, der das nicht ist, so wirkt sich
das aus. darum haben uns alle Meister ermahnt: „Berührt niemanden – schaut nicht
in die Augen anderer.“ Das sind die äußeren Maßnahmen zu eurem Schutz. Wie man
einem gefällten Baum zuerst die Äste abschneidet, weil es dann leichter ist,
den Stamm zu zersägen. Diese Vorsichtsmaßnahmen dienen nur dem Absägen der
Äste. Aber die ganze Sache hängt davon ab, ob ihr in euch ruht, ob ihr eure
Aufmerksamkeit in euch sammeln könnt. Der äußere Ausdruck der Seele wird Aufmerksamkeit
oder ‚surat‘ genannt. Wenn ihr in euch ruht, könnt ihr all eure äußeren Kräfte
ganz nach eurem Willen und Belieben gebrauchen. Jetzt können wir das nicht. Wir
treiben hilflos umher. Ihr seid in der Welt und seht jedem. Die einzige
Vorsichtsmaßnahme ist, nicht in die Augen anderer zu schauen – und ihr seid
gerettet. Aber dennoch ist uns nur dann wirklich geholfen, wenn wir uns
abschirmen. Dann könnt ihr mit jedem in Berührung kommen – wie einer, der unter
schlangen lebt, aber eine Zauberformel zu seinem Schutz hat und so nie gebissen
wird, Versteht ihr, was ich meine – was ich damit sagen will? Das Wichtigste ist also, in sich zu ruhen. Wenn ihr
euren spirituellen Übungen regelmäßig nachkommt, wird sich das mit der Zeit
einstellen. Wenn sich die Seele erhebt, seid ihr von außen abgeschnitten. wenn
ihr fest in das innere Licht blickt, seid ihr vom Körper und den sinnen abgeschnitten.
Ein Arzt, der meinen Meister gelegentlich untersuchte, sagte einmal zu ihm:
„Ihr sagt, Ihr seid vom Körper zurückgezogen. Könnt Ihr das beweisen?“ „gut“,
sagte der Meister, „untersucht mich, wenn ihr möchtet“, und er zog sich in sein
Selbst zurück. Der Arzt fand kaum ein Lebenszeichen in seinem Körper. Selbst
der Blutkreislauf war sehr verlangsamt. Es ist die Aufmerksamkeit, die dem
Körper Leben verleiht. Das haben wir vergessen. Wir befassen uns mit äußeren
Übungen, die den Gebrauch der äußeren Fähigkeiten erfordern. Das könnt ihr
Hunderte von Jahren tun. Es mögen gute oder schlechte Handlungen sein, und sie
werden entsprechende Folgen haben. Durch äußere Bindungen könnt ihr nicht
erlöst werden – das möchte ich nochmals betonen – sondern ihr müßt euch in euer
selbst zurückziehen, in euch ruhen. Daher ist in sich ruhen der beste Weg,
Reinheit zu erlangen. Wenn ihr die Augen oder andere Organe, durch die die
Sinneskräfte wirken, gebrauchen wollt, dann benutzt sie – sonst nicht. Ich würde sagen, einen Menschen, der ganz in sich
ruht, den nennt man einen Heiligen. er kommt mit euch in Verbindung und klopft
euch manchmal auf die Schulter oder schaut euch gütig an. Das heißt aber nicht,
daß er von euch beeinflußt wird. Er beeinflußt andere, denn er ist kompetent.
Wir aber werden von anderen beeinflußt, das ist das Bedauerliche. Zwischen dem
Einfluß eines Heiligen und dem Einfluß anderer ist ein sehr großer Unterschied.
Ihr könnt zwar sagen, daß er bei uns sitzt. Manchmal spricht er fröhlich mit
uns. Glaubt ihr ernsthaft, daß er von euch angezogen wird? Nicht im geringsten.
Er sitzt bei uns und spricht mit uns – nur um uns und andere auf den rechten
Weg zu bringen. Es ist also ein großer Unterschied zwischen einem, der in sich
selbst ruht und nur gekommen ist, um anderen zu helfen und einem, der nicht in
sich ruht. Das braucht natürlich seine Zeit. Rom wurde nicht an einem Tag
erbaut. Jeder Heilige hat seine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft.
Diese Dinge müssen wir verstehen und auf rechte Weise nutzen. Ruht in euch
selbst; und dafür müßt ihr regelmäßig üben. eure Aufmerksamkeit sollte jeden
Augenblick des Lebens in euch ruhen. Ich habe dieses Geheimnis aus dem Leben Napoleons
gelernt. Ich habe mehr als dreihundert Bücher über das Leben von Heiligen und
anderen großen Männern gelesen. Ich sage euch, Napoleon war ein sehr in sich
ruhender Mensch. Um 2.00 Uhr morgens schrieb er die Richtlinien für eine
Grundschule. Das war am Morgen der Schlacht von Waterloo. Um 8.00 Uhr ging er
im Garten spazieren. einer seiner Minister fragte ihn: „was tut ihr? Die
Schlacht soll um 9.00 Uhr beginnen.“ „Oh, das ist um 9.00 Uhr, jetzt ist es
8.00 Uhr“, erwidert Napoleon. Ihr seht, wie sehr er in sich ruhte. Ich habe die
Biographien von viele Heiligen gelesen. wir können aus dem Leben eines jeden
Menschen etwas lernen. Ein Mensch wird nicht dadurch groß, daß er mit dem Kopf
etwas lernt. Um groß zu werden, muß er es in seinem Leben verwirklichen.
Versteht ihr mich jetzt? Jeder betont, wie wichtig es ist, keusch zu sein, aber
noch sind wir es nicht. Der Grund liegt in der vergifteten Atmosphäre. Die
Menschen, die wir berühren, sind vergiftet. Es ist besser, ihr seid mit einem
guten, in sich selbst ruhenden Menschen zusammen. Wenn nicht, dann lebt besser
allein. Diese Dinge stehen zwar in Büchern, aber dort werden sie nicht so klar,
knapp und deutlich erklärt, wie ich es gerade tue. Ihr wollt rein sein, gut,
dann ruht in euch. Das Tagebuch hilft euch dabei, wie wenn man einem Baum die
Äste absägt. Wenn man die Frucht vom Baum nimmt, kann sie nicht frisch bleiben.
Sie bleibt nur frisch, solange sie nicht von menschlicher Hand berührt wird.
Wird sie von Menschenhand berührt, ist dies nicht möglich, obwohl es einen
Ausweg gibt. man kann sie in Honig aufbewahren, dann verdirbt sie nicht. Der
Honig sollte die Lieb zu Gott, zum Meister, sein. Auf diese weise sind wir
sicher und bleiben ganz frisch – anders nicht. Die Meister haben uns so viele Beispiele gegeben, um
uns diese Dinge nahezubringen, aber wir lesen einfach darüber hinweg und machen
weiter wie vorher. Wir sollten begreifen, was sie uns sagen, und es in unserem
Leben verwirklichen. Wenn man zwei Gläser zusammen transportieren, kann eines
oder beide zerbrechen. Ähnlich erhaltet ihr durch Berührung die Ausstrahlung,
die der andere hat. Bevor ihr nicht in euch ruht, könnt ihr dem Einfluß anderer
nicht entgehen. Wir müssen im wasser schwimmen lernen, nicht auf dem Trockenen.
Wir müssen in der Welt und dennoch außerhalb von ihr sein; und um das zu
erreichen, müssen wir in uns ruhen. Versteht ihr, was ich sagen will? Die
Gemeinschaft mit einem Menschen, der in sich ruht, gibt euch die Ausstrahlung
seines Lebens. Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr in der Gemeinschaft eines Heiligen
seid (hier sind die Heiligen gemeint, auf die sich die Schriften beziehen,
nicht die sogenannte Meister, mit denen die Welt heute überschwemmt wird) und
eine Stunde bei ihm sitzt, nehmt ihr seine Ausstrahlung auf. Dadurch werdet ihr
euch weitaus mehr entwickeln und fortschreiten, als es durch jahrelange Hingabe
möglich ist.“ Wenn ihr einmal am Feuer sitzt, wird alle Kälte weichen. wenn ihr
am Fuße eines schneebedeckten Berges sitzt, wird euch natürlich frieren. So
gibt euch die Gemeinschaft mit einem Heiligen etwas ganz wunderbares. Stellt
ihr Blumen in ein Zimmer, wird es von ihrem Duft erfüllt. Legt ihr sie zwischen
eure Kleider, sind auch sie voll Wohlgeruch. Legt ihr sie in Wasser, wird
dieses Wasser duften. Gleicherweise ist die Atmosphäre stark geladen, wen ein
in sich ruhender Mensch anwesend ist. In dieser Atmosphäre könnt ihr alles sehr
leicht verstehen und weitere Fortschritte machen. Die Ausstrahlung der
Atmosphäre, die ihn umgibt, dringt in euch ein. Die Menschen eilen Hunderte und Tausende von
Kilometern herbei, um in der Gemeinschaft eines Heiligen zu sein. Was tun wir,
wenn wir zu ihm kommen? Wir fangen nichts Rechtes mit seiner Gegenwart an.
Warum? Weil nicht unsere ganze Aufmerksamkeit auf den Meister gerichtet ist.
Wenn ihr zum Meister geht und nur wissen wollt, was er ißt oder was er trinkt,
dann werdet ihr von seiner Ausstrahlung nur wenig Gewinn haben. Wenn ihr zu
Füßen des Meisters seid, solltet ihr mit niemand Freundschaft schließen – eure
ganze Freundschaft sollte nur dem Meister gelten. Eure ganze Aufmerksamkeit
sollte stets auf ihn gerichtet sein. Und was sagt er? Verlangt er von euch, die
Welt zu verlassen und in die Wüste zu gehen? Nicht im geringsten. Er möchte,
daß wir in der Welt leben – aber in uns ruhen. Gott hat euch verbunden, manche als Brüder, manche
als Schwestern, Müttern oder Väter. Er hat euch vereint; und aus Ergebenheit
für ihn solltet ihr euch auf die rechte Weise verhalten. Wenn Gott das getan
hat und wenn ihr ihn liebt, dann begleicht eure Schulden ganz – so gut ihr nur
könnt. Und dennoch solltet ihr es losgelöst tun – wie ein Kindermädchen, das
ein Kind von jemand anderem versorgt. Sie pflegt es natürlich, weiß aber dabei
in ihrem Innersten, daß es nicht ihr Kind ist. Sie tut es nur, um ihren
Lebensunterhalt zu verdienen. Ähnlich sollten wir auf dieser Welt leben, unsere
Schulden bezahlen, jene lieben, denen wir etwas schulden, weil Gott und
verbunden hat – aber innerlich ganz losgelöst. das ist nur möglich, wenn wir in
uns ruhen. Das steht so direkt nicht in den Büchern. Wer
praktische Erfahrung hat, weiß, wo der Schuh drückt. Bei all unserem Mühen und
Wollen, enthaltsam zu sein, sind wir es dennoch nicht. Enthaltsamkeit in
Gedanken, Worten und Taten hängt als Ganzes von der Aufmerksamkeit der Seele
ab. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit in euch sammelt – wer kann euch dann beeinflussen?
Ihr werdet innerlich losgelöst sein. Das sind praktische Hinweise für euch.
Macht euch Notizen über das Gesagte. Wenn ihr alle heilige Schriften durchlest,
werdet ihr finden, daß es nirgendwo so direkt steht. Das wichtigste zu eurer Rettung ist, nicht in die
Augen anderer zu schauen. Schaut nur in die Augen von einem, der in sich ruht.
Berührt niemanden und ihr seid sicher. Wenn ihr in euch ruht, werdet ihr von
anderen nicht beeinflußt. Sonst werdet ihr von allen beeinflußt. Denkt daran:
wenn ihr nicht die Gemeinschaft eines kompetenten Meisters erlangen könnt, dann
bleibt lieber allein. Zahlt eure Schulden, weil Gott euch verbunden hat. Liebt
die Menschen, weil sie Kinder Gottes sind. Um der Liebe Gottes Willen sollten
wir alle lieben. Dafür braucht ihr die Welt nicht zu verlassen und in der
Einsamkeit zu gehen. Ihr müßt im wasser schwimmen lernen. Versteht ihr, was ich
sagen will? Es ist sehr wichtig. Nehmt einfach an, was euch gesagt wurde, und
versucht euren Meditationen mehr Zeit zu widmen. Nur so könnt ihr in euch
ruhen. 12 Wen wir lieben
sollten
Gott ist Liebe. Unsere Seele ist vom gleichen Wesen
wie Gott; deshalb ist uns die Liebe eingeboren und braucht einen, den sie
lieben kann. Wir sind bewußte Wesen und müssen den vollkommen bewu0ßten Gott zu
unserem Geliebten machen. Aber wir hängen an unseren Kindern, unseren Familien,
unseren Mitmenschen, unserer Religion und an unserem Land. Es gibt Menschen, die sind wie Nero. Als Rom
brannte, spielte er Geige. In Indien hatten wir auch einen solchen König. Sein Name war Mohammed Shah Ramila. Die ganze Stadt Delhi brannte und die Menschen
schickten ihm eine Bittschrift, sie zu retten. Er trank gerade Weis und war
betrunken. „Schon gut“, sagte e, „werft das Gesuch in diesen Becher Weis.“
Solche Menschen gibt es überall. Sie stehen auf der niedrigsten Stufe. Sie sind
an ihr Ich gekettet. Wenn ihr nur eure Familie liebt, denkt ihr nur an
ihr Wohl. Wenn jeder so denkt, daß nur seine Kinder gut zu essen haben, während
andere ruhig hungern können, wird das zu Streit zwischen den Familien führen.
Die Polizeireviere sind voll solcher Berichte. Eine solche Einstellung mag
natürlich für die eigene Familie vorteilhaft sein, aber mit anderen Familien
wird man in Streit geraten. Wenn wir nur unsere Gemeinschaft oder die Religion
lieben, der wir angehören, werden wir die Leute aus unserer Gemeinschaft und
Religion natürlich weit mehr als andere Menschen lieben. Schon bei
Familienstreitigkeiten werden manchmal Leute verletzt – sie schlagen sich die
Köpfe ein. Und was folgt, wenn wir nur unsere eigene Gemeinschaft oder Religion
lieben? tausende werden getötet. Die Gründung Pakistans war dafür ein klares
Beispiel – ich würde sagen, geradezu eine Demonstration. Mehr als 1,2 Millionen
Menschen wurden auf beiden Seiten getötet, weil sie die äußeren Formen ihrer
Religion liebten. Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden – aber darin zu
sterben ist Sünde. tausende von Menschen verlieren dadurch ihr Leben. Wenn sich
unsere Liebe weitet, lieben wir unser Land. Wir denken, daß ein Hund aus
unserem Land besser als ein Mensch eines anderen Landes ist. schließlich
kämpfen wir und Millionen Menschen werden getötet. Diese Ausweitung der Liebe,
der Liebe zu unserem Ich, unserer Familie, unserer Gesellschaft und unserem
Land ist voller Schwierigkeiten und Gefahren und kostet immer mehr
Menschenleben. Wenn sich die Liebe unserer Seele nicht so weit ausdehnt, daß
sie Gott umfaßt, der völlig bewußt und allesdurchdringend ist, kann es keinen
Frieden geben. Unser Ideal ist, daß Gott Liebe ist und die Liebe
auch unserem Selbst innewohnt. Diese Liebe muß etwas haben, das sie lieben
kann. Wen sollten wir lieben? Guru Nanak sagte: „Friede sei auf der ganzen Welt
– nach Deinem Willen, O Gott.“ Gott wohnt in jedem Herzen und unsere Seele sind
ihm wesensgleich. Wenn wir also Gott lieben, lieben wir natürlich einen jeden.
Der zehnte Guru der Sikhs hat gesagt: „Ich sage euch die Wahrheit: nur wer
liebt, kann Gott erkennen.“ Und Christus sagte: „Wer nicht liebt, der kennt
Gott nicht, denn Gott ist Liebe.“ deshalb ist die Liebe der weg zurück zu Gott.
Wir reden von Liebe. Auf der Kanzel sprechen alle von Liebe. Aber wie viele
lieben wirklich? Sie lieben ihre Familien, ihre Gemeinschaft und ihr Land. Um
ihretwillen opfern sie Hunderte von Menschenleben. Es kann keinen Frieden in
der Welt geben, bevor wir nicht Gott und Gott in allen lieben. Gott wohnt in jedem Herzen; aber in wem er sich
offenbart, dem sollten wir größere Achtung erweisen – dem Gott in ihm
natürlich, nicht dem Menschensohn. Wir lieben und verehren ihn, weil sich Gott
in ihm offenbart und er anderen hilft, Gott in sich zu offenbaren. Wen sollten
wir also lieben? Und wie können wir voll Frieden und ruhe leben, von Seligkeit
erfüllt? Das ist die frage. Das ist nur möglich, wenn wir Gott lieben. Er
sollte unser Geliebter sein. Darum sagt Christus: „Liebe Gott, deinen Herrn,
mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft.“
Das ist das erste Gebot und das zweite ist nicht weniger wichtig: „Liebe deinen
Nächsten wie dich selbst.“ Die Heiligen sagen: „Gott sagt, sieh mich in allen
und alle n mir. Dann bist du ein wahrer Schüler und ich werde dich lieben.“ Das
ist das höchste Ziel. Mit diesem Ideal vor uns ziehen wir den besten Gewinn aus
unserem menschlichen Körper. Der menschliche Körper ist die höchste Stufe der
Schöpfung. Nur in ihm und in keiner anderen form können wir unsere
Aufmerksamkeit Gott zuwenden und unsere Seele mit ihm verbinden. wir sind
gesegnet, den menschlichen Körper zu haben. Und wir müssen sehen, wie weit wir
fortgeschritten sind. Bevor ihr nicht Gott und Gott in allen liebt, kann es
keinen Frieden geben. Gott ist in euch. Ihr braucht nicht irgendwohin zu gehen
– ihr braucht euch nur nach innen zu wenden. Er ist die überwachende Kraft in
euch. unser Körper arbeitet, so lange wir im Körper sind und darin gehalten
werden. Der Körper hat viele Öffnungen: zwei Augen, zwei Ohren, zwei
Nasenlöcher, den Mund und zwei untere Öffnungen, und doch können wir nicht aus
ihm hinaus. Eine Kraft hält uns in ihm fest. Der Atem geht hinaus, aber eine
Kraft stößt ihn zurück. Sobald diese Gotteskraft zurückgezogen wird, müssen wir
den Körper verlassen. Dieselbe Kraft erhält das ganze Universum. Wenn sich
diese Kraft aus dem Universum zurückzieht, tritt die Auflösung und die große
Auflösung ein. Was ist nun das höchste Ideal im menschlichen
Körper? Wir sollten Gott lieben, weil wir bewußte Wesen sind. Wir können
bewußter werden, wenn wir im vollkommenen Bewußtsein, im Gottbewußtsein
aufgeben. Das ist unser Ziel. Christus sagte: „Nur der Sohn kennt den Vater und
wem es der Sohn will offenbaren.“ Der Mensch, in dessen Körper sich Gott
offenbart, hilft auch anderen, Gott, der bereits in ihnen ist, in sich zu
offenbaren. Er braucht nichts von außen hineinzutun, es ist schon da. Deshalb
ist der Körper der wahre Tempel Gottes. In ihm könnt ihr euer Inneres Auge
öffnen, um Ihn zu sehen. In welcher Gestalt? Nicht in der absoluten Gestalt,
sondern so, wie sich Gott zum Ausdruck bringt – als Licht- und Tonprinzip. Ihr
könnt euer Inneres Auge, das Dritte Auge oder Einzelauge, öffnen lassen. ‚wenn
dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib voll Licht sein.‘ Um Ihn zu
sehen, müßt ihr euch nach innen wenden, euch von außen und vom Körper
zurückziehen und über das Körperbewußtsein erheben. er wartet auf euch. Ihr
seid einfach vom rechten Weg abgekommen. Aus Liebe zur Welt habt ihr Gott
vergessen. Das heutige Thema ist also: „Wen sollen wir lieben?“
Wir sollten Gott lieben. bleibt bei der Religion oder dem Glauben, der euch
liegt. Das höchste Ziel aller Religionen ist, Gott zu erkennen – und das könnt
ihr nur im menschlichen Körper und nirgends sonst. Das ist eine Sache des
Sehens und hat nichts mit Gefühlsregungen, Gefühlen oder Schlußfolgerungen zu
tun, die alle dem Irrtum unterliegen. Sehen steht über allem. Dieses Ideal
können wir nur im menschlichen Körper verwirklichen; wir sind gesegnet, den
menschlichen Körper zu haben. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns den
vielen Glaubensrichtungen angeschlossen – aber wo stehen wir? Das ist die
Frage. Wir müssen also den menschlichen Körper, den wir durch die Gnade Gottes
erhalten haben, auf beste Weise nutzen. Wenn ein Tier, dessen Haupt Gott
erdenwärts gerichtet hat, sich stets der niederen Dinge erfreut, dann ist das
richtig. Ihr aber seid schließlich Menschen – schaut nach oben! 13 Lernt zu sterben,
damit ihr zu Leben beginnen könnt
Wir unterliegen alle einer großen Täuschung. Was ist
das für ein Täuschung, in der wir dahintreiben? Wir sind alle Bewohner des
menschlichen Körpers, haben uns aber so sehr mit ihm identifiziert, daß wir so
wurden, als seien wir der Körper selbst. Dieser Körper wurde euch durch die
Gnade Gottes gegeben, um euren weg zurück zu Ihm zu finden. Ihr seid bewußte
Wesen, Tropfen aus dem Meer der Allbewußtheit. Durch seine Gnade habt ihr den
menschlichen Körper erhalten, die höchste Stufe in der Schöpfung, in dem ihr
zur wahren Heimat eures Vaters zurückkehren könnt. Wir unterliegen aus zwei
Gründen einer großen Täuschung: der Körper besteht aus Materie, und die ganze Welt
ist aus Materie gemacht. Die Materie verändert sich jeden Augenblick – und zwar
mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der sich unser Körper verändert. Wenn
sich nun zwei Dinge mit der gleichen Geschwindigkeit verändern und wir uns mit
einem davon identifizieren, scheinen beide beständig zu sein. Angenommen, ein paar Leute rudern in einem Boot und
dieses treibt mit der Strömung des Flusses dahin. Wenn ihr euch nun mit dem
Boot identifiziert und die Geschwindigkeit des Bootes und die des Flusses
gleich ist, dann scheint ihr euch nicht zu bewegen. Die Frage ist nun, wie man
aus dieser Täuschung herausfindet. Der Körper und die Welt bestehen beide aus
Materie und verändern sich. Es gibt zwei Wege, von dieser Täuschung
freizuwerden. Einer davon ist Weitblick. Wenn jemand in einem Boot sitzt,
sollte er auf die Ufer des Flusses schauen; und er wird feststellen, daß er
sich flußabwärts bewegt. Aber der beste weg ist, nicht im Boot zu sein. Deshalb
raten die Meister: „O Meister, du unterliegst einer großen Täuschung, ob du
gebildet oder ungebildet, reich oder arm bist. Du mußt dich von dieser
Täuschung lösen, damit du fähig wirst, die Welt in der richtigen Perspektive zu
sehen.“ es gibt zwei Wege; und der erste ist Weitblick. Sich
auf einem Friedhof oder an einem Ort aufzuhalten, wo Tote verbrannt werden, ist
eine andere wirksame Methode. Dort werdet ihr Leute sehen, die die Toten auf
den schultern tragen, um sie entweder zu begraben oder den Flammen zu
übergeben. Aber wir haben uns selbst so sehr vergessen, daß wir, obwohl wir es
mit eigenen Augen sehen oder selbst einen Toten auf den Schultern tragen, noch
nicht überzeugt sind, daß auch wir diesen Körper eines Tages verlassen müssen.
So groß ist diese Täuschung! Das wäre also ein Weg; und der andere ist, nicht im
Körper zu sein. Wäret ihr nicht mehr im Boot, könntet ihr es mit den Menschen,
die sich damit identifizieren, flußabwärts treiben sehen. Damit man das
erkennt, haben die Meister gesagt: „Ihr müßt lernen, wie man den Körper
verläßt. Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt.“ Ihr müßt euch
über das Körperbewußtsein erheben, dann seht ihr alles in seiner richtigen
Perspektive. Das ist also unser Zustand in dem Körper, den wir haben. Dann kommt die Frage, was mit unseren Angehörigen
ist. Wir sind mit ihnen als Folge unseres vergangenen Karmas, unseres geben und
Nehmens verbunden. Wenn das vorüber ist, müssen wir alle gehen – jeder muß
seinen eigenen Weg einschlagen. Dieser Körper bleibt nicht bei uns, noch
bleiben andere Körper, die als Folge der Vergangenheit in diese Welt gekommen
sind. Auch sie werden uns verlassen müssen oder wir sie. All unser Besitz muß
ebenfalls hier bleiben. Selbst dieser Körper, unser erster Begleiter, den wir
erhalten, wenn wir in diese Welt geboren werden, muß zurückbleiben. Wenn er
zurückbleiben muß, wie soll dann alles andere, mit dem er verbunden war, mit
uns kommen können? An diesen Ort, auf der Erde oder im menschlichen Körper,
lebt man nicht für immer. Eines Tages – früher oder später – müssen wir gehen.
Große Philosophen kamen in die Welt, Meister kamen in die Welt. Sie alle hatten
einen menschlichen Körper und verließen ihn wieder. Von dieser Regel gibt es
keine Ausnahme. Bevor wir das nicht richtig begreifen, können wir nicht
erkennen, wie die Dinge wirklich liegen. Die Meister sagen: „Ihr müßt diese
Welt verlassen. die Dinge bleiben hier – ihr geht mit leeren Händen.“ Aber wir
glauben es noch immer nicht. Es gibt nur zwei Wege, um die Dinge im rechten Licht
zu sehen. einer ist Weitblick – wie ihn ein Mann in einem Boot hat, der auf die
Ufer des Flusses schaut – der andere Weg ist, das Boot zu verlassen. Das ist
also die große Täuschung, die uns alle ins verderben treibt. Wenn uns diese
Dinge bewußt werden, dann wird sich unsere Einstellung ändern. Warum beuten wir andere bis aufs Blut aus? Warum
quälen wir sie? Sie haben den gleichen menschlichen Körper wie wir. Sie sind
vom gleichen Wesen Gottes – wie wir, Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Die
gleiche kontrollierende Kraft hält jeden von uns im Körper. Das höchste Ziel
ist, sich ins Gottbewu0tsein zu erheben. das ist nur möglich, wenn ihr euch
erst selbst erkennt – erkennt, wer ihr seid. Ihr seid nicht der menschliche
Körper, ihr wohnt nur in ihm, der höchsten Stufe der ganzen Schöpfung. Wir
müssen ihn auf beste Weise nutzen – das heißt lernen, wie man ihn verläßt. Dazu
raten uns die Meister immer, uns über das Körperbewußtsein zu erheben. „Lernt
zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt.“ Wenn ihr das tut, tragt ihr die
richtige Brille, um klar zu sehen. Dann erscheint alles in seiner richtigen
Perspektive. Deshalb haben alle Meister gesagt: ‚Erkenne dich selbst.‘ Wir
tragen die Merkmale der verschiedenen Glaubensrichtungen, denen wir nur
angehören, um diese Wahrheit zu verwirklichen. Nur wenn ihr euch selbst erkennt,
werden eure Bindungen durchtrennt. Ihr seid für ein, zwei, drei oder sechs Monate aus
Amerika hierhergekommen. Ihr wißt, daß ihr zurückkehren müßt. Obwohl ihr euch
der Zeit hier erfreut, wißt ihr, daß ihr wieder gehen müßt. Wenn ihr euch mit
dieser Einstellung über das Körperbewußtsein erhebt, dann wäre euch immer
bewußt, daß diese Welt nicht eure Heimat ist. Die Heimat der Seele ist das Haus
unseres Vaters. Wir sind begünstigt, den menschlichen Körper zu haben, in dem
wir zum Haus unseres wahren Vaters zurückkehren können. Das ist den niedrigeren
Arten der Schöpfung nicht möglich. Sie kommen nur auf die Welt, um die
Rückwirkungen früherer Handlungen zu erdulden – um die Früchte ihres Tuns zu
ernten. Im menschlichen Körper, den wir als Rückwirkung der Vergangenheit
erhalten haben, sind wir innerhalb bestimmter Grenzen frei, unsere Schritte auf
den rechten weg zurück zu Gott zu lenken. Das beginnt damit, daß ihr euch über
das Körperbewußtsein erhebt. Ihr lernt, wie ihr den Körper willentlich verlassen
könnt. Dann ändert sich eure ganze Einstellung. So könnt ihr euch von der
großen Täuschung, die euch umfängt, befreien. Ihr seid nicht der menschliche Körper, sondern eine
bewußte Wesenheit. Ihr habt zwar den Intellekt, aber ihr seid bewußte Wesen.
Durch die Gnade Gottes habt ihr diesen menschlichen Körper bekommen, damit ihr
in eure Heimat zurückkehren könnt. Das bedeutet nicht, daß ihr die Welt
verlassen und in die Wälder gehen müßt. Ihr sollt hierblieben, eure Schulden
und eure Schulden und eure Geben und Nehmen beglichen und den Weg aufnehmen.
Verwandschaftliche Beziehung sind nur eine Folge der Vergangenheit, um eure
Schulden mit Liebe zu begleichen und nicht, wie wir es jetzt tun, der Täuschung
zu verfallen. Wir denken, daß wir hier für immer leben. Wir haben diese
günstige Gelegenheit erhalten, um den Weg zu finden. Aus diesem Grund haben wir
uns den verschiedenen Glaubensrichtungen angeschlossen. Die entsprechen äußeren
Merkmalen beziehen sich nur euren Körper. Ihr habt den menschlichen Körper
erhalten – ihr seid bewußte Wesenheiten. Eure wahre Heimat ist die vollkommene
Bewußtheit. Die erste Lektion, um den Weg zurück zu Gott zu finden, ist also,
daß ihr in einer großen Täuschung lebt, aus der ihr herausfinden müßt. Selbst
unsere Übungen machen wir nicht bewußt. Wenn ihr sie genau macht, werdet ihr
euch über das Körperbewußtsein erheben. Ihr seid nicht der Körper. Ihr werdet
allmählich eine Erfahrung des Jenseits erlangen. Ihr müßt den Körper verlassen.
Dieses Schicksal erwartet einen jeden und es gibt keine Ausnahme von dieser
Regel. Trotzdem fürchten wir den Tod. Der Tod ist nur eine Veränderung, sowie
die Sonne auf der einen Seite der Welt untergeht und auf der anderen wieder
aufgeht. Ähnlich verlassen wir diese physische Welt und erheben uns ins Jenseits.
Das ist eine praktische Frage – und wenn euch jemand zeigt, wie man sich über
das Körperbewußten erhebt, so solltet ihr diese Erfahrung tagtäglich
weiterentwickeln. Der Tod ist also kein Schreckbild. Er ist eine sehr
liebenswerte Veränderung für jene, die bereits eine Erfahrung vom Jenseits
haben. Andere fürchten ihn. Warum? Aus zwei Gründen. Der eine ist, daß sie
nicht wissen, wie man den Körper verläßt. Zur Zeit des Todes müssen wir alle
den Körper verlassen. Wenn ihr einen Sterbenden seht, begreift ihr, wieviel
körperlichen Schmerz er leidet. Wenn sich die Seele vom Körper zurückzieht, so
ist das nach der Beschreibung eines mohammedanischen Heiligen (die Meister
haben es in ihren Schriften ähnlich erklärt), als ob ein Dornbusch in den After
eingeführt und durch den Mund wieder herausgezogen würde. Die Hinduschriften
sagen, daß der Schmerz, den man dabei fühlt, den gleichzeitigen Stichen von
tausenden Skorpionen entspricht. Vielleicht wart ihr selbst schon Zeuge dieses
Geschehens? Gewöhnlich leiden Sterbende große Qualen. Das ist ein Grund, warum
wir den Tod fürchten. Der andere ist, daß wir nicht wissen, wohin wir im
Jenseits gehen müssen. Wer zum Meister kommt, erhält eine Erfahrung, wie man
sich eine Zeitlang über das Körperbewußtsein erhebt. Ihr vergeßt dann die
äußere Welt. Das innere Auge ist geöffnet und ihr seht ins Jenseits. Ihr seid
nicht der Körper. Das ist das erste große Zugeständnis, das euch der Meister
macht. Diese Erfahrung kann man nur mit Hilfe eines Meisters erlangen. Wenn ihr
den Körper verlaßt, beginnt ihr zu verstehen, wie all das gemäß dem göttlichen
Willen geschieht. Ein Mensch, der lernt, wie man stirbt, wie man den Körper
willentlich verläßt – der gewinnt das ewige Leben und braucht nie wieder
zurückzukommen. Alle Herrlichkeit und Schönheit sind in euch. Die astrale
Ebenen sind schöner als die physischen. Die kausale Ebene ist schöner und die
rein geistigen Ebenen jenseits davon sind die schönsten von allen. Wer eine
Erfahrung vom Jenseits hat, möchte natürlich dorthin gehen, aber wir sind hier
gebunden. Auch die Meister spielen ihre Rolle. Sie möchten zurückgehen, aber
sie sind durch Weisung gebunden – sie müssen das Werk fortführen. Das ist das erste, das auf dem Weg zur Spiritualität
zu erlernen ist. Ihr müßt euch von dieser Täuschung freimachen. Die Übungen,
die ihr täglich ausführen sollt, sind allein für diesen Zweck bestimmt. Verlaßt
ihr den Körper willentlich? Erhebt ihr euch ins Jenseits? Dann sollte dort
jemand sein, der euch führen und auch hier eine Erfahrung davon geben kann. Wer
das vermag, wird ein Heiliger oder Meister genannt. Er verläßt euch niemals,
weder hier noch im Jenseits. Jeden Tag lernt ihr dazu. Wir müssen lernen, wie man
den Körper verläßt – wie man aus der großen Täuschung herausfindet. Wenn ihr
das gelernt habt, dann habt ihr, glaube ich, die richtige Sicht. Es fängt da
an, wo alle Philosophien enden. Es ist eine Sache des Sehens, des Erhebens über
das Körperbewußtsein, des eigenen Erlebens. Plutarch sagt uns: „Die Seele der
in die Geheimnisse des jenseits Eingeweihten macht beim Verlassen des Körpers
die gleiche Erfahrung wie im Augenblick des Todes.“ Der Meister gibt euch einen
direkten Beweis. Er führt euch im Äußeren und wenn ihr nach innen geht. Es ist
ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Die Meisterkraft stirbt
niemals, sondern wirkt in verschiedenen menschlichen Körpern. Unser Meister gab
uns immer das Beispiel von der ausgebrannten Birne, für die eine neue
eingeschraubt wird. Ist diese ausgebrannt, wird sie durch eine dritte ersetzt.
Dieses Licht ist der Meister – verkörpert als Mensch. Es stirbt nie. Es ist etwas Grundlegendes, das ihr heute lernen
müßt. Wir alle unterliegen einer großen Täuschung, von der wir uns befreien
müssen. Und das ist keine Sache des bloßen Redens, sondern des tatsächlichen
Erhebens über das Körperbewußtsein. Wenn ihr euch jeden Tag willentlich über
das Körperbewußtsein erhebt – wo bleibt dann der Tod? Die Angst vor dem Tod
vergeht – ihr werdet fröhlich sein. Ihr seid hierher gekommen, um beim Meister
zu sein – nicht wahr? Und ihr seid doch fröhlich, meine ich. Ähnlich sollten
wir zu den Füßen unseres wahren Meisters in uns eilen. Wir leben nicht für
immer hier auf Erden – wir sollten nur den besten Gebrauch von dieser Zeit hier
machen. 14 Der wahre Guru oder
Meister
Alle Meister haben gesagt, daß Gott der Guru, der
wahre Meister ist. Er ist die kontrollierende Kraft in uns. Wir haben viele
Öffnungen im Körper: zwei Augen, zwei Nasenlöcher, einen Mund und zwei weitere
Öffnungen unten – und doch können wir nicht aus ihm hinaus, ihm nicht
entfliehen. Unser Atem geht hinaus, kann aber nicht dort bleiben. Eine Kraft
holt ihn in den Körper zurück. Diese überwachende Kraft wird Gott genannt. Wenn
sie sich zurückzieht, müssen wir den Körper verlassen. Gott ist also der wahre
Guru und die kontrollierende Kraft in jedem von uns. Der Mensch, in dem sich
diese Kraft offenbart – dieser offenbarte Gott im Menschen – wird Meister
genannt. Nicht einfach der Sohn eines Menschen, sondern der Menschensohn, in
dem sich Gott offenbart. Der wahre Meister ist also Gott selbst. Nicht der
Absolute Gott, sondern der sich zum Ausdruck bringende Gott, der das ganze
Universum erhält und es kontrolliert. Guru Nanak wurde gefragt: „Wer ist ein Guru, dein
Meister?“ Er antwortete: „Die Kraft, durch die sich Gott zum Ausdruck bringt,
Shabd, ist der Guru. Meine Seele ist sein Schüler.“ Kabir hat das gleiche
gesagt. Er wurde gefragt: „Wo wohnt dein Guru?“ Er sagte: „Jenseits und über
den nach außen fließenden Energien. Wenn ihr euch dahin erhebt, werdet ihr ihn
finden.“ Diese Kraft ist die kontrollierende Gotteskraft, die uns im Körper
hält. Der wahre Meister ist also die Kraft, durch die sich Gott zum Ausdruck
bringt. Sie überwacht das ganze Universum. Wir verehren den menschlichen
Körper, in dem er sich offenbart. Unsere Liebe und Verehrung gilt der
Offenbarung Gottes in ihm. In dieser Welt stellt sich die Frage, wen wir lieben
sollen. Gott ist Liebe, unsere Seele ist auch Liebe: die Liebe ist unseren
Seelen eingeboren und möchte sich natürlich an jemand bringen. Jetzt hängt
unsere Seele an äußeren Dingen, am physischen Körper, an unsren Kindern und
Familien. Was ist die Folge? Wir müssen dorthin zurückkehren, wo wir gebunden
sind. Alle Dinge unterliegen dauerndem Wandel – sie sind
nicht beständig. Deshalb sollten wir einen lieben, der sich nicht verändert. „O
Gott, Du bist ewig – unwandelbare Dauer bist Du: wir möchten ganz an Dich
gebunden sein.“ Jene, die an dem wandelbaren Panorama des Lebens hängen, können
Gott nicht sehen – außer sie ziehen sich davon zurück. Der wahre Guru ist der
Gott im Menschen – der offenbarte Gott im Menschen. Wen sollten wir am meisten
lieben? Ihn, der unsere Aufmerksamkeit von außen zurückzuziehen vermag, uns
nach oben ziehen und das innere Auge öffnen kann, damit wir Ihn sehen. Gott ist Liebe. Wer kann die Dunkelheit beseitigen
und das Licht in euch offenbaren, wenn ihr die Augen schließt? Wer dazu
kompetent ist, wird ein Sadh, Sant, Mahatma oder Guru genannt. Er ist nicht der
Menschensohn. Wir verehren seinen Körper nur, weil Gott sich in ihm offenbart.
Gott ist auch in uns, aber er ist uns verborgen. Der Gott in ihm kann unsere
Aufmerksamkeit von außen zurückziehen. Er zieht uns aus den niedrigen
Körperbereichen hinauf zum Sitz der Seele im Innern des Körpers und öffnet
unser inneres Auge, um uns das Licht Gottes sehen zu lassen. Es ist ein
wunderbarer Körper, in dem sich Gott offenbart, würde ich sagen. Ihn zu lieben,
ist der erste Schritt, um unser höchstes Lebensziel zu erreichen, die
Gotterkenntnis. Er sieht Gott; und er befähigt uns, Gott in unseren
Körpern zu sehen. Wenn ihr einmal etwas bekommt, um damit zu beginnen, könnt
ihr es tagtäglich vermehren und euch zu ihm erheben. Wenn ihr jemanden liebt,
der Geburt und Tod unterliegt, werdet ihr zurückkehren müssen. Ihr werdet ihm
folgen. Doch wenn ihr einen liebt, in dem sich Gott offenbart, wohin geht ihr
dann? Ihr geht dahin, wo er hingeht. Da er nicht zurückkommen muß, müßt ihr es
ebensowenig. Er sagt uns, daß wir diesen menschlichen Körper erhalten haben,
der die höchste Stufe in der Schöpfung ist. Ihr seid daher begünstigt, aber das
höchste Ziel liegt noch vor euch: Gott zu erkennen. Das könnt ihr nur im
menschlichen Körper, den ihr durch die Gnade Gottes so glücklich erhalten habt
– und in keinem anderen. Es liegt also an euch, Gott zu sehen, ihn zu finden.
Alles andere muß beglichen werden, so wie die Schulden von Geben und Nehmen als
Folge unserer Vergangenheit. Wenn wir unsere Seelen an Gott binden, brauchen
wir natürlich nicht zurückkehren. Wenn ihr also jemanden liebt, ergibt sich
ganz natürlich daraus, daß ihr das tut, was er sagt. Christus sagte: „Wenn ihr
mich liebt, haltet meine Gebote.“ Es liegt nun bei euch, Gott zu finden. Der
menschliche Körper ist die höchste Stufe in der Schöpfung, und ihr habt ihn durch
die Gnade Gottes erhalten. Ihr solltet den besten Gebrauch von ihm machen. Und
was ist das? Gottkenntnis. Aber um Gott zu erkennen, müssen wir erst uns selbst
erkennen. Selbsterkenntnis geht der Gotterkenntnis voraus. Das läßt sich nicht
durch den Verstand oder Gefühle erreichen – dazu müssen wir uns selbst
analysieren, uns über das Körperbewußtsein erheben. Wenn ihr euch selbst erkennt, werdet ihr fähig, das
Überselbst zu erkennen, das euch im Körper hält. Die zum Ausdruck kommende
Gotteskraft offenbart sich als Licht und Tonprinzip. Wenn ihr euch von außen
zurückzieht und über das Körperbewußtsein erhebt, werdet ihr mit dem inneren
Auge das Licht Gottes sehen und mit dem inneren Ohr den Ton oder die Stimme
Gottes hören. Wer darin kompetent ist, wird ein Meister, Sadh oder Sant
genannt. Es ist also das Beste, einen Menschen zu lieben, in dem sich Gott
offenbart. Wenn ihr zu einem Pol kommt, der mit dem Kraftwerk verbunden ist,
kommt ihr dem Kraftwerk näher. Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr zu einem wahren Meister
kommt, kommt ihr Gott näher, denn Gott ist in ihm offenbart.“ Wenn ihr zu
seinen Füßen gelangt, könnt ihr euch durch seine Ausstrahlung zurückziehen. Je
mehr ihr eure Aufmerksamkeit in ihn versenkt und an ihn denkt, desto mehr
werdet ihr nach innen gezogen. Wenn sich eure Seele vom Körper zurückzieht,
seht ihr das Licht Gottes. Das höchste Ziel vor uns ist, Gott zu erkennen; aber
um Gott zu erkennen, müssen wir einen finden, in dem er sich offenbart und der
in uns die gleiche, im Körper wirkende Kraft Gottes offenbaren kann. Er
verlangt von euch nicht, daß ihr die Welt verlaßt und in die Wälder geht. Er
sagt, bleibt in der Welt, begleicht alle Schulden, das Geben und Nehmen, das
euch als Folge der Vergangenheit auferlegt ist. Begleicht eure Schulden liebevoll
und lenkt eure Schritte zu Gott. Wer euch in diese Richtung führen kann, wird
ein Meister genannt. Dieses Recht kann keine äußere Religion für sich allein
beanspruchen. Meister gab es in allen Religionen. Bleibt, wo immer ihr wollt –
aber findet einen Meister, in dem sich Gott offenbart und der befähigt ist,
diese Kraft Gottes in euch zu offenbaren. Ein Mensch, der immer an Gott denkt, während er in
der Welt lebt, wird natürlich dahin gehen, wo Gott ist. Wenn ihr an der Welt
hängt, müßt ihr immer wieder zurückkommen. Der menschliche Körper ist die
höchste Stufe der Schöpfung, und wir sind begünstigt, ihn zu haben. Wir machen
den besten Gebrauch von ihm, wenn wir Gott erkennen. Doch um Gott zu erkennen,
müssen wir zuerst uns selbst erkennen. Das ist eine praktische Sache der
Selbstanalyse, und einer, der sich täglich über das Körperbewußtsein erhebt,
kann uns eine Erfahrung davon geben. Er also ist es, den wir in dieser Welt
lieben sollten. Er sieht, daß Gott in jedem Herzen wohnt und achtet jedermann. 15 Erkenne dich
selbst – du mußt dich über das Körperbewußtsein erheben
Was ist die wichtigste Aufgabe des Menschen? Sein
Selbst zu erkennen, sich von außen, von den nach außen fließenden Energien
zurückzuziehen, indem er sein Gemüt beruhigt und sich am Sitz der Seele im
Körper hinter den Augen konzentriert. Dorthin zieht sich die Seele beim Tod
zurück. Dort gelangt ihr zum Bewußtsein eures selbst, wenn ihr euch nach ober
erhebt und den physischen Körper vergeßt. Wenn ihr euch über das Körperbewußtsein
erhebt, könnt ihr die kontrollierende Kraft in euch erkennen. Deshalb haben
alle Meister betont, daß wir zuerst uns selbst erkennen müssen.
Selbsterkenntnis kommt vor Gotterkenntnis. Wenn ihr in eurem Selbst gesammelt
seid, wird der Surat oder die Aufmerksamkeit Wunder wirken, gleich wohin ihr
sie richtet. Alles ist ein Werk der Aufmerksamkeit. Wenn ihr eure
Aufmerksamkeit erst in euch selbst sammelt, konzentriert, indem ihr euch von
außen zurückzieht, werdet ihr euch über den physischen Körper erheben können
und wenn ihr euch noch weiter erhebt, das kosmische Bewußtsein erlangen. Der
Makrokosmos ist im Mikrokosmos. Wir haben den physischen Körper erhalten und
müssen uns über ihn erheben. Wir haben auch den astralen Körper erhalten, in
dem wir im höheren Selbst wirken müssen. Und jenseits davon gibt es eine Ebene,
wo wir unseren kausalen Körper gebrauchen müssen. Wenn ihr euch über den
physischen Körper erhebt, erwacht ihr zu Bewußtheit eures selbst. Sobald ihr
euch über den astralen und den kausalen Körper erhebt, erlangt ihr eure wahre
Ichheit. Ihr seht dann, daß ‚Ich und der Vater eins sind.‘ Das ganze hängt von
der Konzentration eurer Aufmerksamkeit in euch ab. Dann werdet ihr Wunder
wirken, wohin ihr auch eure Aufmerksamkeit lenkt. Wer sich über den Körper erhebt, der ist ein wahrer
Hindu, ein wahrer Mohammedaner oder ein wahrer Christ. Es gibt viele
Glaubensrichtungen, aber wie viele ihrer Anhänger haben dieses Ziel erreicht?
Der Glaube, der solche Menschen hervorbringt, verdient euer Vertrauen. Bleibt
also in eurer Gemeinschaft oder eurem glauben, aber haltet euch immer vor
Augen, warum ihr euch dieser Richtung angeschlossen habt; um Gottbewußtheit zu
erlangen. Doch ihr könnt nicht Gottes- bewußt werden, wenn ihr euch nicht erst
eures Selbst bewußt werdet. Der beste Weg, sich von außen nach innen zu wenden
ist, die praktische Erfahrung von einem zu erhalten, der die volle
Aufmerksamkeit oder Surat besitzt, also vollkommen konzentriert ist. Durch
einen kleinen Gedanken von ihm können sich viele Menschen niedersetzen und ihre
Aufmerksamkeit von außen zurückziehen. Ihr müßt den physischen Körper eine
Zeitlang verlassen und das innere Auge öffnen, um ihn zu sehen. Nur wenn ihr
ihn seht, kann die wahre Liebe in euch entstehen. Wir freuen uns über ihn und
deshalb können wir ihn wirklich lieben. Wir lieben die Welt, weil wir sie
sehen. Wenn wir ihn nicht gesehen haben, wie können wir ihr wahrhaft lieben?
Dafür müßt ihr bei einem sein, der euer inneres Auge öffnen kann, damit ihr das
Licht seht, durch das sich Gott zum Ausdruck bringt. Er ist alle Liebe; und
auch ihr seid ein tropfen aus dem Meer aller Liebe. Eure Liebe wird aufflammen.
Wenn euer inneres Auge geöffnet ist, seht ihr das Licht Gottes in allen – in
diesen Tempeln, die wir als Körper haben. Gott wohnt in jedem herzen – in dem
auch ihr seid. Aber unsere Aufmerksamkeit ist auf äußere Dinge verteilt und wir
haben uns mit ihnen so sehr identifiziert, daß wir uns selbst vergessen haben.
Wir können uns nur dann zum Überselbst erheben, wenn wir uns unseres Selbst
bewußt werden, indem wir uns von außen zurückziehen und uns über die nach außen
fließenden Energien zum Sitz der Seele erheben. Deshalb haben alle Meister
gesagt: „Erkenne dich selbst.“ Ohne das könnt ihr Gott nicht erkennen, denn wir
können Gott nicht durch äußere Gebärden gewinnen. Das Reich Gottes ist in euch.
Ihr müßt euch nach innen wenden, ‚innen anklopfen‘ wie Emerson sagte. Gottbewußtheit ist das höchste Ziel. Die
Glaubensgemeinschaften, die nur diesem Zweck dienten, wurden von solchen
meistern geleitet, die diese Erfahrung in sich selbst machten und auch anderen
einen Beweis davon gaben. Sie waren
kompetent, die Aufmerksamkeit anderer Menschen mit einem kleinen
Gedanken von sich von außen zurückzuziehen, sie über das Körperbewußtsein zu
erheben und ihr inneres Auge zu öffnen, um das Licht Gottes zu sehen. Wer das
wirklich vermag, ist ein wahrer Guru, Sadh oder Sant, wie es die Heiligen
sagen. Gott in ihm ist der wahre Guru. Wir verehren den Menschensohn, in dessen
Körper sich Gott offenbart. Bleibt, wo ihr seid – in irgendeiner
Glaubensgemeinschaft. Jede von ihnen diente diesem Ziel. Wir müssen sehen, wie
weit wir fortgeschritten sind – ob wir das Ziel erreicht haben, für das wir uns
diesen Glaubensrichtungen angeschlossen haben. Wenn ja, dann habt ihr den
besten Gebrauch von eurem menschlichen Körper gemacht. Wenn nicht, dann solltet
ihr aufwachen – es ist schon spät! Ihr habt bereits euer halbes Leben
vergeudet, bemüht euch daher, den Weg aufzunehmen. Es fängt damit an, daß ihr
euch über das Körperbewußtsein erhebt. Wo die weltlichen Philosophien enden,
dort beginnt die wahre Religion. Diese Erfahrung, wie man sich über das
Körperbewußtsein erhebt, kann man von einem erhalten, der kompetent ist. Vorher
seid ihr sozusagen blind. Ihr seht nur Dunkelheit. Wenn ihr bei ihm sitzt, seht
ihr das Licht. Wenn ihr ein kleines Guthaben dieses Lichtes erhalten habt, um
damit zu beginnen, dann entwickelt es von Tag zu Tag. Das ist das Brot und das
Wasser des Lebens. Das Leben von Gemüt und Körper hängt von der spirituellen
Gesundheit ab. Diese Lehre haben fast alle früheren Meister verkündet und uns
ihre goldenen Schätze zur Führung überlassen. Aber nur sehende Menschen können
sie richtig auslegen. Andere legen sie auf der intellektuellen Ebene auf so
viele Arten aus. Die Meister sehen und sind fähig, auch uns eine Erfahrung des
Sehens zu geben und das innere Auge zu öffnen, damit wir das Licht Gottes
erblicken. 16 Welche besonderen
Übungen Frucht tragen
Man kann erst dann von wirklicher Hingabe sprechen,
wenn sie sich ausschließlich mit einem Gegenstand beschäftigt. Gott ist eins.
Gott im Menschen ist auch eins. Er ist nicht der menschliche Körper, sondern
Gott in ihm. Eure ganze Aufmerksamkeit sollte so stark auf ihn gerichtet sein,
daß ihr alles andere vergeßt. Ich gab euch gerade ein paar Beispiele, um
verständlich zu machen, welche besondere Form von Hingabe oder Bhakti Frucht
trägt. Sie sollte nur in einem ruhen und sich nur einem hingeben – nur ihm und
sonst keinem. Einmal wurde Arjuna von seinem Lehrer aufgefordert,
eine Probe von seiner Kunst des Bogenschießens zu geben. Beide standen gerade
an einem Wassertümpel und ein Vogel saß darüber auf einem Baum. Der Lehrer
sagte zu Arjuna, er solle das Spiegelbild des Vogels im Wasser betrachten und
mit seinem Pfeil in das Auge des Vogels zielen. Als Arjuna gefragt wurde, was
er sehe, sagte er: „Ich sehe den Baum und den Vogel, der darauf sitzt."
Darauf sollte er noch einmal mit voller Aufmerksamkeit in das Auge des Vogels
schauen. Der Lehrer fragte ihn wieder: „Was siehst du?“ und er erwiderte: „Ich
sehe nur noch den Vogel und nicht mehr den Baum.“ Wieder wurde ihm gesagt:
„Schau mit mehr Hingabe, schau in das Auge des Vogels. Was siehst du jetzt?“
Arjuna sagte: „Ich sehe nun den oberen Teil des Vogels.“ „Schau noch einmal,
noch aufmerksamer in das Auge des Vogels. Was siehst du jetzt?“ Arjuna sagte:
„Ich sehe den Kopf des Vogels.“ „Schau noch genauer – was siehst du?“ Er
antwortete: „Ich sehe nun das Auge des Vogels.“ „Jetzt schieß!“ Unser Bhakti kann dann Frucht tragen, wenn unsere
ganze Aufmerksamkeit an einem Ort verweilt. Seht ihr jemand anderes als euren
Meister oder Gott in ihm, dann ist das kein Bhakti. Wir achten andere, die uns
auf dem Weg helfen, aber Gott oder der Gott im Menschen ist einer für alle.
Wenn eure volle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet ist, dann tragen eure Hingabe
und eure Übungen natürlich Frucht. Gott ist eins, und er will, daß jeder
alleine zu ihm geht. Man sollte nicht einmal an den Körper denken, oder daran,
daß man selbst oder der wahre Isht (Gegenstand der Hingabe) dort zu finden sei.
Eine solche Hingabe trägt Frucht. Manche Menschen sehen den Meister oder Gott mit
offenen Augen, während andere ihn nicht sehen und sich fragen, wie jene, die
ihn sehen, diese Erfahrung erlangen. Ein starker Mensch freut sich seiner Kraft
und der Schwache fragt sich, woher er sie hat. Das bewirkt ganz alleine die
Konzentration auf einen Punkt. Solche Hingabe trägt Frucht. Menschen in diesem
Zustand, die sich daran erfreuen, sind genau wie eine Frau, die ihrem Mann
ergeben ist und immer an ihn denkt. Die anderen, die sich nicht hingeben
können, sind wie eine Frau, deren herz an anderen Männern hängt, obwohl sie
nach außerhin ihrem Mann ergeben scheint. Nun, die Frau die nur einem Mann
ergeben ist, ist glücklich. Ihre ganze Aufmerksamkeit ist auf ihn gerichtet.
Auch ein Mann wird eine solche Frau lieben, die an keinen anderen außer ihm
denkt, die ihn verehrt und sonst keinen im Herzen hat. Was ist ein Herz wert,
das so vielen anderen Männern ergeben ist, obwohl es mit einem verheiratet ist?
Wenn ihr also wollt, daß eure Hingabe und Liebe zu Gott Frucht tragen, dann
ergebt euch einem voll und ganz. Denkt an ihn, seht ihn, hört von ihm und
erkennt ihn. Und jenen, die uns auf dem weg helfen, danken wir. Bhakti oder
Hingabe wird nur dann Frucht tragen, wenn ihr ganz voll und ganz ihm ergeben
seid -–so sehr, daß ihr euch selbst vergeßt. Wenn wir im Tiefschlaf sind, murmeln wir manchmal
etwas vor uns hin. Dann dringt das aus uns heraus, was unser Unterbewußtsein in
Form von weltlichen Gedanken gespeichert hat. Wir murmeln etwas, das aus großer
Tiefe kommt, wovon wir nichts wissen, weil es von unterbewußten Gedanken, die
bereits im Gemüt gespeichert sind, überdeckt wird. Kabir sagt: „Woran erkennt
man einen Menschen, der Gott voll und ganz ergeben ist? Wenn die Worte Gottes
oder des Meisters im Tiefschlaf aus seinem Mund kommen, dann ist er voll und
ganz Ihm ergeben. Was würde ich solch einem Menschen darbieten? Ich würde ihm
mein Leben darbieten – und meine Haut, um Schuhe für seine Füße daraus zu
machen.“ Versteht ihr, welche Art der Hingabe volle Frucht trägt? Die einem
voll und ganz ergeben ist. Unser Gemüt ist so vielem ergeben. Solche Hingabe
trägt keine Frucht. Wenn wir möchten, daß unsere Hingabe Tag für Tag Frucht
trägt und wir sie in diesem Leben ernten wollen, dann sollten wir unsere ganze
Aufmerksamkeit auf die Füße des Herrn richten – oder auf den Herrn, der sich im
Gott- im- Menschen offenbart. Wenn ihr daher die ganze Welt um seinetwillen
liebt, hängt ihr nicht mehr an ihr. Wenn ich euch zum Beispiel liebe, liebe ich
natürlich auch eure Kinder. Wenn ich eure Kinder liebe, aber euch nicht,
dann...? Deshalb liebt Gott, und liebt um seinetwillen alle
anderen, die als Rückwirkung der Vergangenheit mit euch verbunden sind. Gebt
und nehmt bereitwillig mit aller Liebe und Hingabe, denn Gott hat euch vereint.
Auf diese Weise hängt ihr nicht an der Welt und ihr braucht nicht mehr in die
Welt zurückzukehren. Ihr geht einfach dorthin, wo eure ganze Hingabe ist. Ein König veranstaltet zum Beispiel einmal eine
Ausstellung mit einigen sehr schönen und kostbaren Kleinodien. Dann bat er
seine Untertanen, hinzugehen und sich auszusuchen, was sie davon gerne haben
wollten; sie durften aber nur eines wählen. Als sie ihre Wahl getroffen hatten,
durften sie das nehmen, was sie sich ausgesucht hatten und nichts anderes. Und
wer in die Ausstellung ging, der sagte: „Oh, das ist sehr schön, das ist sehr
kostbar“, und nahm es sich. Ein junges Mädchen – innerlich sehr weise, obwohl es
äußerlich ganz durchschnittlich erschien – lobte die Ausstellung und sagte:
„Dies ist sehr schön, das ist auch sehr schön, das gefällt mir“, und so fuhr
sie fort. Dann dachte sie: „Das sind so viele kostbare Dinge – einer muß sie
hierher gebracht haben, der jeden frei wählen läßt, zu nehmen, was er will.
Aber wer ist das? Wo ist er?“ Und sie ging durch die ganze Ausstellung, wählte
aber nichts aus. Der König, der sie veranstaltet hatte, saß ganz an ihrem ende.
Das junge Mädchen sagte sich: „Das ist der König, der dies alles veranstaltet
hat – nun gut“, und sie wollte ihm ihre Hand auf den Kopf legen. Der König saß
da und wunderte sich. „Sieh mal an“, dachte er, „alle meine Untertanen sind nur
hinter meinen Gaben und nicht hinter mir her. Das ist der einzige Mensch, der
mich will und nichts anderes.“ Der König verstellte sich und sagte: „Oh, geh‘
doch und such dir etwas aus und nimm es dir, die Ausstellung ist gleich zu
Ende.“ Das junge Mädchen ging zu ihm, legte die Hand auf seinen Kopf und
fragte: „Wem gehörst du jetzt?“ Der König antwortete: „Ich bin dein, denn du
hast mich berührt.“ „Und wer hat die ganze Ausstellung veranstaltet?“ „Ich –
all das ist mein.“ „Und da du nun mein bist, ist auch das alles mein.“ Versteht ihr mich? Wenn eure Hingabe volle Frucht
tragen soll, dann seid eine Zeitlang voll und ganz ergeben, tut nur eine Sache
auf einmal. Wenn ihr euch so hingebt – und sei es nur für ein paar Minuten –
wird es Frucht tragen. Wenn ihr stundenlang meditiert und eure Aufmerksamkeit
zerstreut und auf viele Dinge verteilt ist, dann trägt eure Hingabe keine
Frucht. Jetzt seht, wo ihr steht. 17 Was die
Hindernisse auf dem Weg sind
Zuallererst sollten Frauen und Männer nicht immer an
das andere Geschlecht denken oder Geschichten lesen – „Liebeskummergeschichten“
würde ich sagen – die begehrliche Gedanken erwecken. Die Frauen sollten also
nicht an die Männer und die Männer nicht an die Frauen denken, noch Bücher über
sie lesen. Das erweckt begehrliche Gedanken in uns. Wenn wir zu einem Meister gehen, sollten wir das um
seinetwillen tun und vergessen, ob wir Mann oder Frau sind. Als Menschen sind
wir einander gleich und sollten unser Geschlecht vergessen. Wenn euch jemand
vom Meister erzählt, so entsteht in euch Hingabe und eine natürliche Bindung an
ihn. Wenn ihr nicht immer an ihn denkt, werdet ihr ihn allmählich vergessen und
der andere, an den ihr denkt, ob Mann oder Frau, schiebt sich dazwischen. Was
ist die Folge? Euer innerer Fortschritt ist behindert, weil ihr jemand anderen
ergeben seid. Frauen und Männer sollten also keine Bücher mit Liebesgeschichten
lesen. Die Frauen sollten nicht an die Männer denken und die Männer nicht an
die Frauen. Das ist das erste Hindernis auf dem Weg. Das heißt nicht, daß wir
niemand lieben sollten. Um des Meisters oder Gottes willen sollten wir alle
lieben, die zu ihm gehen. Ich sprach eben von einem gewissen Majnu, der seine
Geliebte Laila über alles liebte. Eines Tages sah er einen Hund und begann,
dessen Pfoten zu küssen. Als die Leute ihn fragten, warum er das tue, antwortete
er, daß er diesen Hund zuweilen sah, wie er in die Straße seiner Geliebten
lief. Ihr mögt voller Hingabe lieben – aber es sollte um des Meisters willen
sein. Sonst ist das eines der stärksten Hindernisse, das die Menschen wegzieht
und ihre Aufmerksamkeit von einer höheren Ebene auf eine niedrigere lenkt. Das
ist das eine. Das andere ist, wenn ihr immer an Geld denkt und lest, daß dieser
oder jener Millionär geworden ist, oder Gespräche über solche Dinge hört, dann
entwickelt sich Habgier in euch. Als drittes erkennt man einen Menschen an
seinem Umgang. Meidet die Gesellschaft von jenen, die diesen beiden Dingen
verfallen sind, denn dann werdet auch ihr so. Diese Gedanken werden euch
ständig verfolgen. Das vierte Hindernis ist, daß ihr zuweilen an einen Feind
denkt oder daß jemand gegen euch ist. Das geht euch nicht aus dem Sinn, ihr
denkt immer wieder an ihn und das erzeugte Haß in euch. Manchmal denken wir nur an Ansehen und Ruhm und
sehen, wie der und der in der Welt Erfolg hat und bekannt wird; und ihr möchtet
wissen, warum ihr das nicht schafft. Ein Mensch, der so ist, mag anfangs
ergeben sein. Doch nach und nach treten uns die Dinge, die ich genannt habe, in
den Weg, und unsere Hingabe trägt keine Frucht mehr. Sie wird geringer und
unser Fortschritt kommt zum Stillstand. Ihr solltet daher allem aus dem Wege
gehen, was begehrliche Vorstellungen in euch erweckt – sei es euer Umgang oder
die Geschichten, die ihr lest. Meidet solche Bücher oder Gesellschaft, worin
die Menschen den Frauen und dem Geld verfallen sind. Ihre Gesellschaft wird die
gleichen Vorstellungen in euch wecken. Des weiteren: wenn einer etwas gegen
euch hat oder euch Unrecht getan hat, ist es besser zu vergeben und zu
vergessen, sonst entstehen Feindschaft und Haß in euch. Manchmal wiederum
stehen euch der Wunsch nach Ruhm und Ehre oder Verstellung und Angeberei im
Weg. Ein weiteres Hindernis ist, wenn euch jemand ergeben
ist. Ich will euch ein Beispiel nennen. Nehmen wir an, ihr habt 100 Rupien oder
100 Dollar auf euerer Bank. Wer auch immer hingebungsvoll an euch denkt oder
euch anschaut, schickt euch damit eine Lastschrift. Wer ergeben ist, will für
diese Hingabe eine Gegenleistung, ob ihr nun das Geld auf der Bank habt oder
nicht. Ihr werdet bankrott gehen, bedenkt das! Wer etwas gibt, erwartet eine
Gegenleistung. Niemand kann euch auch nur ein Glas Wasser ohne Absicht geben.
Wenn euch jemand Süßigkeiten oder sonst etwas gibt, erwartet er eine
Gegenleistung dafür. (Der Meister ist eine Ausnahme – er ist ein selbstloser
Arbeiter.) Ob ihr sie ihm dann geben wollt oder nicht – euer Konto wird damit
belastet. Versteht ihr mich jetzt? Deshalb sagen alle Meister: „Verdient euer
eigenes Geld, lebt von eurem eigenen Einkommen und teilt mit anderen.“ Es
sollte ein Geben und Nehmen sein. Selbstlose Arbeit für das Werk des Meisters
ist etwas anderes. Dafür solltet ihr keine Gegenleistung verlangen. Nur dann
ist es selbstlos – anders nicht. Wenn ihr etwas erledigt haben wollt, gebt ihr
etwas dafür. Für eine gute Arbeit wollt ihr etwas haben. Doch wenn ihr etwas
teilt oder spendet, so erwartet nichts dafür – dann seid ihr gerettet. Es sind also besonders zwei Dinge, die Lust in euch
erwecken: wenn Frauen an Männer und Männer an Frauen denken und wenn man Dinge
erfährt oder liest, die damit zusammenhängen. Wer das tut, bindet sich hier
stärker als dort, wo es vorher gebunden war. Das sind die Dinge, die uns im Weg
stehen. Dann tragen unsere Liebe und Hingabe nicht länger Frucht. Um unseres Ansehen willen entwickeln wir manchmal
Konkurrenzdenken – eigentlich denken wir immer so. Das erzeugt Haß in uns.
Manchmal schauspielern wir und werden dann so. In Wirklichkeit seid ihr das gar
nicht, ihr täuscht zuerst euch selbst – den Gott in euch – und dann täuscht ihr
andere. Wie lange soll das so weitergehen? Die Katze muß schließlich aus dem
Sack. Deshalb solltet ihr nicht an das andere Geschlecht denken, ob ihr nun
Mann oder Frau seid. Wenn ihr immer nur an den Körper denkt, denkt ihr
natürlich an das andere Geschlecht. Christus sagte, daß die Männer ihre Frauen
lieben sollten, wie er jene liebte, die ihm nachfolgten. Auch Ehegatten sollten
nicht als Mann und Frau voneinander denken. Eine ihrer Pflichten mag es sein,
Kinder zu zeugen, aber das ist nicht alles. Sie sollten vor allem
Lebensgefährten sein und einander helfen, Gott zu erreichen. Als erstes sollten deshalb die Männer nicht immer an
die Frauen denken und die Frauen sollten sich nicht zu sehr an die Männer
hängen. Wenn es euch bestimmt ist, einander zu lieben, liebt um des Meisters
willen und vergeßt dabei euer Geschlecht. Zweitens, wenn ihr ständig bei einem
Menschen seid, der sehr viel Geld hat, dann wollt ihr schließlich das gleiche
wie er. Ihr werdet habgierig. Das Dritte ist, daß man einen an seinen Umgang
erkennt. Dieser Umgang prägt uns sehr schnell auf seine Weise – ganz gleich,
von welcher Art er ist. Das vierte Hindernis ist, daß wir uns aufspielen und
unser Handeln von Ruhmsucht und Konkurrenzdenken bestimmt wird. Das sind Dinge,
die eurer Hingabe im Wege stehen. Wenn ihr einen Menschen denkt, der mehr Geld hat als
ihr, dann werdet ihr habsüchtig. Einer, der schon 100 Dollar hat, will 200.
Einer, der 200 hat, will 1000. Und einer, der 1000 Dollar hat, will nicht mehr
Geld. Die Leute denken immer an Lust, Frauen oder Geld. Wenn ihr einmal still
zuhört, werdet ihr feststellen, daß die meisten Menschen über Frauen oder Geld
reden. Wenn ihr einen guten Gefährten habt – um so besser; sonst bleibt lieber
ganz allein – mit dem Meister oder Gott in euch. Wenn ihr so lebt, wird euch
eure Hingabe oder Bhakti, wenn auch nur kurze Zeit ausgeübt, mehr, hundertmal
mehr einbringen, als euch möglich ist. Wenn ihr nicht so lebt, wird eure
Hingabe schwinden. Ein weiteres Hindernis ist, daß andere, die nicht an Gott
glauben, natürlich auch in euch Zweifel aufkommen lassen. Meidet also all das.
Wenn ihr in guter Gesellschaft sein könnt, in der ihr Liebe zum Meister
entwickeln könnt, dann ist es gut – wenn nicht dann bleibt für euch. Es gibt
noch etwas, das uns im Weg steht, was alle betrifft, ob sie Repräsentanten, Gruppenbeauftragte
oder sonst jemand sind. Das ist, wenn sie sagen: „Ich bin mehr als der andere.“
Sie spielen sich auf, sie möchten der Boß sein – und das erzeugt natürlich Haß
und verhindert den Fortschritt. Dieses Verlangen führt mit der Zeit zu kirchenähnlichen
Zuständen und Zwang. Aber Sant Mat, die Lehren der Meister, sind ganz und gar
von Bescheidenheit, Einfachheit und Liebe durchdrungen. Gestern sprach ich über das, was eure Hingabe mehr
Frucht tragen läßt, wenn ihr es beherzigt. Heute sprach ich über Hindernisse
auf dem Weg zur Hingabe. Diese Dinge wurden euch erklärt und ihr müßt danach
handeln. Je mehr ihr sie beachtet, um so größer wird euer Fortschritt sein.
Manchmal schreitet ihr fort und dann fühlt ihr euch auf einmal behindert.
Warum? Weil irgend etwas anderes störend dazwischengetreten ist. Wir müssen
also sehr vorsichtig sein. Denkt bei allem, was ihr tut, an Gott oder den Gott
im Menschen. Laßt eure Kompaßnadel immer nach Norden weisen – dann seid ihr
sicher. Liebt einander um des Meisters willen. Wenn ihr jemanden um
seinetwillen liebt, wird dies eurer Liebe zum Meister im Weg stehen. Wenn ihr
den Meister liebt, dann haltet seine Gebote. Diese Dinge werden euch in allen
Einzelheiten erklärt, damit euch eure Hingabe wirklichen Gewinn einbringt. Wenn
ihr nur kurze Zeit auf diese Weise verbringt, werdet ihr bessere Ergebnisse
erzielen. Wenn da und dort Hindernisse auftreten, kommt euer Fortschritt zum
Stillstand. Diese praktische Regeln werden jenen erklärt, die auf dem Weg
voranschreiten wollen. Die normalen Gespräche sind nur allgemein und ungefähr.
Diese Morgengespräche sind sehr detailliert und geben praktische Hinweise, die
euch auf dem Weg helfen. 18 Warum wir den
Gottmenschen verehren sollten
Warum sollten wir überhaupt jemanden verehren? Und
warum vor allem den Gott im Menschen? Zuallererst – Gott ist in ihm offenbart.
Gott ist auch in uns, aber nicht offenbart. Schon ein kleiner Gedanken von Ihm
gibt uns einen Anstoß, uns über das Körperbewußtsein zu erheben. Wir erhalten
ein Guthaben, etwas, mit dem wir beginnen können, Gott zu sehen und zu hören.
Warum also sollten wir den Gott im Menschen verehren? Gott ist Liebe und auch
wir sind verkörperte Liebe. Für die Liebe ist es nur natürlich, sich immer an
etwas zu binden. Die Liebe bindet uns an unseren Körper, an unsere Kinder,
unsere Gesellschaft und an unser Land. Unsere Liebe ist in viele Teile
aufgeteilt. Der Sinn der Liebe zu einem Gott im Menschen ist, sie zu vereinen
und in einem Brennpunkt zu sammeln. Es ist wie bei einem Wasserrohr mit vielen
Löchern, durch die das Wasser tropfen um Tropfen verrinnt. Wenn ihr alle Löcher
verschließt und nur eins offen laßt, dann seht ihr, wie das Wasser durch das
offene Loch hervorschießt. Der Sinn der Liebe zu einem Gott im Menschen ist,
sie ganz in einem Brennpunkt zu sammeln – da, wo er sich offenbart. Weil sich
Gott in ihm offenbart, zieht er uns an. Er zieht eure Seele zu sich. Ihr wißt
doch, wie ein Vogel zwitschert, wenn er die Blumen blühen sieht. Papierblumen
bringen ihn nicht zum Singen und Bilder von Blumen sagen ihm nichts. Die
Schönheit Gottes, die im Gottmenschen strahlt, zieht die Seelen an. Je mehr ihr
eure Aufmerksamkeit auf ihn richtet, um so mehr wird euch diese Strahlung in
ihm anziehen und so stark werden, daß all eure anderen Bindungen abfallen. Das
ist ein Hauptgrund, warum wir den Gott im Menschen verehren sollten. Der andere Grund ist: „Wie du denkst, so wirst du.“
Jeden Tag wird eurer Seele etwas von seinem Leben eingegeben. Ihr erhaltet
etwas von dieser Fülle des Lebens, die vom Ursprung allen Lebens stammt. Wenn
ihr jemanden liebt, wird eure Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet sein, selbst
wenn Hunderte anderer Menschen um euch herumsitzen. Ähnlich zieht euch die
Ausstrahlung des Gott im Menschen an. Jede Minute werdet ihr ihn verehren. Denn
‚wie ihr denkt, so werdet ihr.‘ Mit der Zeit vergeßt ihr, ob ihr es seid oder
er es ist. So wie der heilige Paulus sagte: „Ich bin es, doch nun nicht ich, es
ist Christus, der in mir lebt.“ Ein solcher Initiierter wird dem Meister gleich,
und der Meister ist Gott gleich. Deshalb sollten wir den Gott im Menschen
lieben. Warum sollten wir seine Gebote halten? Wenn ihr an
jemanden hängt, folgt ihr ihm, wohin auch immer er geht. Wenn ihr aber den
Meister liebt – Gott in ihm – wohin geht ihr dann? Ihr geht dahin, wo er
hingeht. Wenn er nicht in die Welt zurückkehren braucht – wie solltet ihr es
dann! Es gibt so viele Gründe, warum wir den Gott im Menschen lieben sollten. Ich gab euch eben das Beispiel von einem, der einen
Meister liebte, dessen Name Bheek war. Der Schüler sagte immer den Namen des
Meisters vor sich hin. Er war ganz in Einklang mit dem Meister. Zu dieser Zeit
regierten die Moslem- Könige. Die Leute hörten, wie er „Bheek, Bheek“ vor sich
hinsagte und fragten ihn: „Wer ist dein Gott?“ Er antwortete: „Bheek ist mein
Gott.“ „Wer ist sein Prophet?“ „Mein Meister ist der einzige Prophet.“ Den
mohammedanischen Bräuchen entsprechend beschlossen sie, ihn zu enthaupten. Sein
Fall wurde dem König vorgelegt, damit dieser das Urteil bestätige. Der König
sah seine gottberauschten Augen und sagte: „Laßt ihn los.“ Die Leute sagten:
„Er wird weglaufen.“ Aber der König erwiderte: Nein, nein, er läuft nicht weg.“
Dann wandte er sich an den Mann und sagte: „Schau, es herrscht eine große Dürre
in unserem Land. Würdest du deinen Meister Bheek bitten, uns regen zu senden,
damit die Felder genug Wasser haben?“ „Gut, ich sage es ihm“, antwortete der
Schüler von Bheek. So viel Vertrauen hatte er in seinen Meister. Vertrauen wir
dem Meister auch so? „Gut“, sagte der König, „warum kommst du zurück?“
„Übermorgen“, antwortete Bheeks Schüler. Er ging fort, und natürlich fiel bald
ein heftiger Regen. Das Land wurde reichlich bewässert. Am dritten Tag kam er
zurück und der König bot ihm Geld und Dörfer an und sagte: „Dies will ich
deinem Meister geben.“ „Oh, nein, nein, das sind alles vergängliche Dinge. Ich
kann meinem Meister keine vergänglichen Dinge bringen“, entgegnete Bheeks
Schüler. Was hat es für einen Sinn, einen Meister zu
verehren? Ihr habt Gott noch nicht gesehen und bis ihr ihn seht, was könnt ihr
da tun? Das Beste ist, ihn dort zu sehen, wo er sich offenbart. Wenn ihr den
Gott- im- Menschen seht, seht ihr Gott. Christus hat gesagt: „Wer mich sieht,
der sieht den Vater.“ Die Verehrung des Gott- im- Menschen ist die Verehrung
Gottes. Ihr seid ständig von Kopf bis Fuß von liebevollem Denken an ihn
erfüllt. Mit der Zeit vergeßt ihr dann euch selbst – ob ihr es seid oder er.
Maulana Rumi sagte, daß „mein inneres Selbst so sehr von meinem Meister
überflutet ist, daß ich vergessen habe, wer ich bin. Ich bin nicht mehr.“ Aus diesen Gründen, aus so vielen, verehren wir den
Gott im Menschen. Wohin werdet ihr gehen, wenn ihr ihn verehrt? Ihr werdet
dahin gehen, wo er hingeht. Wenn ihr eure ganze Aufmerksamkeit auf ihn richtet,
wird er euch anziehen und all eure Fesseln zerschneiden. Ihr werdet ganz allein
sein, selbst wenn ihr unter Tausenden von Menschen seid – denn ihr gebt euch
nur eurem Meister hin. Äußerlich scheint ihr ein gewöhnlicher Mensch zu sein,
der sich auf der Erde bewegt. Aber ihr seid kein gewöhnlicher Mensch mehr, ihr
seid ein Mensch des Meisters. Wenn der Meister Gott im Menschen ist und ihr ein
Meister seid, dann werdet ihr auch Gott im Menschen werden. Das ist der
natürlichste Weg. Er erfordert keine Philosophie. Wie du denkst, so wirst du.
Wir müssen nur die Gebote des Meisters befolgen. Damit beginnt es. Gestern habe ich euch dargelegt, welche Dinge der
Hingabe im Weg stehen und wie sie für euch volle Frucht trägt. Jetzt erkläre
ich euch, warum ihr den Meister verehren solltet. Das geschieht zu eurem
Verständnis. Alles hat sein Warum und Wofür. Aber seid vorsichtig, daß ihr euch
nicht einem falschen Meister ergebt. Woran kann man einen wahren Meister von
einem, der nur vorgibt, es zu sein, unterscheiden? Ein wahrer Meister kann euch
erheben. Er befähigt euch, im Innern etwas zu sehen und zu hören. Wenn er das
für kurze Zeit vermag und euch dazu noch etwas gibt, um mit dem Licht und dem
Ton zu beginnen – nun, das ist das äußere Kennzeichen. Laßt euch nicht von
äußerem Glanz verführen. Schaut nur darauf, was er euch geben kann. Meistens ist die Welt mit sogenannten Meistern
überschwemmt. Ein wirklicher Meister ist einer, der euch am allerersten Tag
etwas geben kann, mit dem ihr beginnen könnt. Das könnt ihr dann von Tag zu Tag
entwickeln. Wenn ein Same in die Erde gelegt und regelmäßig begossen wird, dann
wächst er. Die Liebe zum Meister in das Wasser. Je mehr ihr ihn liebt, desto
genauer werdet ihr seine Gebote halten und ständig an ihn denken. Je mehr ihr
ihn liebt, um so mehr nehmt ihr den Lebensimpuls des Meisters in euch auf und
fließt von Leben über. Das hat so viel Gutes. Christus sagte: „Ich bin der
Weinstock und ihr seid die Reben; wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt
viel Frucht.“ Die gleiche Lehre haben alle früheren Meister verkündet. Wenn ihr mit einem gottbewußten Menschen in
Verbindung kommt, könnt ihr Gottbewußtheit entwickeln. Er selbst ist
Gottbewußtheit. Er hat sich dahin erhoben. Was geschieht, wenn ihr euch zum
Meister erhebt? Da er ein gottbewußter Mensch ist, werdet auch ihr gottbewußt.
Dies ist ein einfacher Weg; und wenn ihr regelmäßig übt, könnt ihr in sehr
kurzer Zeit alles erreichen. Leider stehen euch so viele Dinge im Weg, wie ich
euch gestern erklärte. Auf all das müssen wir sehr achten. Wenn ihr immer an
ihn denkt, wird eure Liebe größer. Wenn ihr zum Beispiel durch einen
Messerstich verletzt seid (was Gott verhüten möge), fühlt ihr den Schmerz in
eurem Herzen. Niemand sieht es, aber es schmerzt euch ständig im Innern. Gleicherweise
werdet ihr niemals den Meister vergessen, wenn ihr ihn liebt. Ihr braucht nur
an den Meister zu denken, und schon fließen die Tränen aus euren Augen. Darum
sollten wir den Meister lieben; um diese Liebe wird sich nur entwickeln, wenn
wir seine Gebote halten. 19 Wie wir unser
Bhakti üben sollen
Es gibt neun Mittel und Wege, um unser Bhakti oder
die Hingabe an Gott zu stärken. Die Hingabe entwickelt sich vor allem durch die
Augen und wird dadurch gestärkt. Wenn ihr also Gott in euch seht, der das Licht
und Tonprinzip ist, oder wenn ihr den physischen Körper seht, der jenes Licht
und den Ton ausstrahlt, dann seht ihr ihn. Die Augen sind die Fenster der
Seele, und durch sie nehmen wir Eindrücke von außen auf. Etwa achtzig Prozent
alles äußeren Eindrücken nehmen wir durch die Augen auf. Die Augen sind also
die wirksamste Hilfe bei der Entwicklung und Stärkung unserer inneren Hingabe
zu ihm, den wir lieben. Wenn ihr den Gott im Menschen anschaut, nehmt ihr
Eindrücke auf. Diese Eindrücke ruhen dann in eurem Herzen; und wenn ihr die
Augen schließt, seht ihr das Licht, das von ihm ausstrahlt. Ihr braucht ihn nur
anzuschauen, intensiv, genau und durchdringend – vergeßt alles dabei, nehmt die
Eindrücke auf, schließt die Augen und laßt sie in eurem Herzen ruhen. Mit der
Zeit werdet ihr dadurch Hingabe in euch entwickeln, die von Tag zu Tag stärker
wird – so sehr, daß ihr fühlt, wie er in euch ist und ihr in ihm seid. Das ist
wahre Hingabe, wahres Bhakti – und man kann es durch die Augen entwickeln. Gott strahlt durch die Augen des Gottmenschen. Durch
eure Augen werdet ihr in seine Augen sehen. Durch seine Augen fließen euch
erhebende Blicke der höchsten Göttlichkeit zu. Ihr solltet diese Eindrücke
aufnehmen, eure Augen schließen und euch in sie vertiefen. Das ist der beste
Weg, die Hingabe in euch zu stärken. Von den neun Wegen wird einer als Bräutigam und
Braut beschrieben. Christus hat gesagt: „Gott ist unser Bräutigam, unser ewiger
Bräutigam.“ Ein welcher Bräutigam ist höchstens hundert Jahre bei uns. Der
Bräutigam der Seele ist Gott selbst; und alle Seelen sind seine jungfäulichen
Bräute. Wenn ihr also wollt, daß er euer Leben durchdringt, dann nehmt die
Erfahrung durch die Augen des Gott- im- Menschen in euch auf. Das ist die
wirksamste Hilfe bei der Entwicklung von Liebe oder Hingabe. Jesus, die heilige
Katharina und andere haben gesagt: „Ich bin Christus anverlobt.“ Die heilige
Katharina trug einen Ring am Finger zum Zeichen, daß sie mit Christus verlobt
sei. Diese äußerlichen Beispiele werden nur angeführt, um die Wahrheit zu
verdeutlichen. Wenn zwei sich auf diese Weise vereinigen, vergessen sie ihren
Körper und alles andere. Sie gehen glücklich ineinander auf – Seele in Seele –
und vergessen die Welt. Ähnlich ist es, wenn eure Seele Eindrücke aufnimmt und
diese in eurem Herzen ruhen – dann fühlt ihr tagtäglich, daß „Er in mir ist und
ich in ihm bin.“ Das wird mit der Zeit geschehen – dazu sind Geduld und
Ausdauer notwendig. Kabir gab ein Beispiel: „Legt euch zwischen den
Augen zur Ruhe nieder und schaut ihn an – nehmt die Ausstrahlung auf, die er
euch gibt, und schließt die Augen. Ihr werdet da sein und auch er wird in euch
sein. Schaut niemand sonst an und laßt auch ihn auf keinen anderen schauen.“
Dies ist ein deutliches Bild. So werdet ihr dem Herrn Freude machen und er wird
mit euch zufrieden sein. Wenn ihr seine Eindrücke in euch aufnehmt, wird euer
Herz natürlich vor Hingabe und Liebe überfließen. Was wir er euch geben? Daß ihr immer an ihn denkt.
Wenn ihr andere trefft, sprecht ihr über den Herrn oder den Bräutigam, genau
wie im weltlichen Leben die jungverheirateten Frauen zusammensitzen und über
ihre Ehemänner sprechen. Das gleiche geschieht jenen, die auf dem Weg zurück zu
Gott sind. Wenn sich zwei von ihnen treffen, sprechen sie von Gott oder dem
Gott im Menschen. Diese Hingabe wird noch weiter anwachsen, sie wird immer
stärker, so sehr, daß ihr durch Ausstrahlung von göttlicher Liebe überfließt.
Das ist ein Weg, wie wir die Hingabe entwickeln können. Über die anderen Wege
haben wir vorhin gesprochen. Das heutige Thema ist also: „Wie können wir Hingabe
zu Gott entwickeln?“ In den alten Tagen, zur Zeit der Rishis und zur Zeit von
Soami Shiv Dayal Singh schauten die Leute immer in die Augen des Meisters. Sie
saßen da und schauten ein paar Minuten lang in seine Augen und nahmen seine
Blicke auf. Das ist der beste Weg, um die Ausstrahlung des Meisters
aufzunehmen. Immer, wenn ich zu meinem Meister ging, sagte er zu mir: „Komm,
setz‘ dich zu mir und sag‘ etwas.“ Ich sprach dann mit ihm und die Zuhörer hatten
ihre Freude daran. Damit will ich sagen, daß die Meister ihren Schülern früher
erlaubten, von ihnen zu sitzen und in ihre Augen zu schauen. Die Augen sind die
Fenster der Seele. Gott in ihm schaut euch an. Wenn ihr empfänglich seid, nehmt
ihr alle diese Eindrücke auf. Ich glaube, das ist die größte Hilfe. Dann kam
die Zeit, wo einer der Schüler die Füße von Soami Ji zu berühren versuchte,
aber es wurde ihm nicht erlaubt. Soami Ji sagte: „Warum tust du das? Schau mich
an!“ Einer der dabeisitzenden Schüler rief aus: „O Meister, warum erlaubt Ihr
uns das nicht?“ Das ist also eine der neun Formen der Hingabe oder
des Bhakti und ich würde sagen, die wirksamste. Wenn euer Herz von Hingabe
erfüllt ist, dann sprecht ihr natürlich aus dieser Fülle des Herzens heraus.
Ihr werdet immer das Lob Gottes oder des Gott- im- Menschen besingen. Wenn zwei
solche Schüler beisammen sind, werden sie immer vom Meister sprechen. Wenn
immer mehrere zusammensitzen, wird die Hingabe zum Gottmenschen stärker.
Versteht ihr jetzt, wie man Hingabe entwickelt? Diese dinge erfährt man nicht
in normalen Gesprächen. Das sind praktische Hinweise, die ihr jeden Tag am
Morgen erhaltet. Wenn euer Herz von Hingabe erfüllt ist, sprecht ihr natürlich
aus dieser Fülle heraus. Wenn sich zwei Schüler begegnen, denken sie an ihn und
nicht an den, mit dem sie sprechen. Wie zwei jungverheiratete Frauen über ihr
Ehemänner sprechen, so sprechen zwei Schüler, die Gott oder den Meister lieben, stets von Gott oder dem
Meister. Dann erstrahlt seine Liebe natürlich zwischen ihnen. Wenn ihr von
eurem Bräutigam sprecht, wie nahe fühlt ihr euch dann innerlich. Wenn jene, die
auf dem weg sind, von Gott sprechen, fühlen sie, wie ihre Liebe zunimmt. Diese
Verbindung kann nicht zerbrechen, nicht einmal nach dem Tode. Gott vereint uns
in einer Verbindung, die selbst nach Verlassen des Körpers weiterbesteht. Unser
Meister sagte immer: „Wenn mehrere Leute über einen Fluß setzen, wird ein Teil
des andere Ufer früher erreichen, aber schließlich treffen sich alle wieder.“ Ähnlich sind alle, die auf den Weg zu
Gott gestellt wurden, dazu bestimmt, zu Ihm zurückzukehren. Aber wer kehrt nun
zurück? Wer auf diese Weise sein Bhakti entwickelt. Das alles läßt uns sehen,
wo wir stehen. Gotterkenntnis ist also das höchste Ziel des
menschlichen Lebens. Aber dazu müßt ihr euch erst selbst erkennen. Ihr müßt
euch von allen zurückziehen, ihr müßt euch von allen äußeren lösen. Ich würde
sagen, dies ist der wirksamste Weg. Das ist das Brot des Lebens, von dem
Christus gesagt hat: „Ich bin das Brot des Lebens, das vom Himmel kommt. Wer
von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit.“ Damit ist nicht das normale
Brot des Lebens gemeint. Dieses Brot des Lebens bekommt ihr, wenn ihr durch die
Fenster eurer Seele in die Fenster schaut, durch die der Meister oder Gott im
Menschen seine Liebe ausstrahlt. Das ist der wirksamste Weg, um wirklich das
Brot des Lebens zu erlangen, soweit es Worte erklären können. Wenn ihr es dann
habt, seid ihr glücklich. Jene, die auf dem Weg sind, sprechen nur über den
Meister. Ihr werdet immer sein Lob, das Lob des Gottes in ihm besingen. Das ist
also ein Weg, durch den sich unsere Hingabe entwickeln und auch stärker wird.
Aber dafür ist Zeit notwendig, Geduld und Ausdauer. Es geschieht nicht an einem
Tag. Wenn es geschieht, vergeßt ihr, wer ihr seid. Ihr sagt dann: „Ich bin es,
doch nun nicht mehr ich, sondern Er lebt in mit.“ Das höchste Kennzeichen dafür
ist: „Wenn ihr dem Meister und dem einen Schüler, der ganz in Einklang mit ihm
ist, die gleiche Frage stellt, wird euch der Meister genau das sagen, was ihr
vom Schüler hört, genau die gleichen Worte.“ Wenn der Meister über einen solchen Schüler spricht,
der Hunderte von Kilometern entfernt sein mag, wird dieser die Ausstrahlung,
die vom Meister ausgeht, spüren, wo immer er ist. Indem ich ihn nur anschaute,
habe ich alles von meinem Meister gelernt. Ich habe ihm in meinem ganzen Leben
nur zwei oder drei Fragen gestellt, mehr nicht. So gelangt der Meister in uns
hinein: und da in ihm Gott ist, gelangt auch er in euch. Das ist ganz einfach,
dazu bedarf es keiner Philosophie. Durch Ausstrahlung lernt ihr mehr,
tausendmal mehr, als ihr es durch eure Übungen vermögt. Die Übungen tragen nur
Frucht, wenn ihr empfänglich seid. Wenn ihr eine Zeitlang meditiert, euch
zurückzieht und nach innen geht, werden keine fremden Gedanken dazwischenkommen
oder stören. Das ist also der wirksamste der neun Wege, Bhakti zu
entwickeln. Was immer in euch ist, davon werdet ihr sprechen. Wem das Herz voll
ist, dem geht der Mund über. Wenn immer sich zwei treffen, die den gleichen Weg
gehen, fließen sie über von Liebe zu Gott, nicht von Liebe zueinander. Der Gott
im Menschen vereint uns in einer solchen Verbindung, die nie getrennt werden
kann – auch nicht nach dem Verlassen des Körpers. Ihr seid alle auf dem
gleichen Weg. Ihr müßt prüfen, wie weit ihr euch entwickelt habt. Das ist keine
Frage von hoch oder niedrig, reich oder arm. Wer sich bemüht, erlangt es. 20 Wie man Hingabe
entwickelt und wie wichtig es ist, das Tagebuch zu führen
Ich sprach gerade über Hingabe – wie sie entwickelt
wird und was sie bedeutet. Sie ist Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Das
Herz hängt immer an etwas. Ihr könnt es Herz, Gemüt oder wie ihr wollt nennen.
Jetzt hängen wir an der Welt, an unseren Familien, an den äußeren Dingen.
Dieses Verhaftetsein hat sich durch ständige Berührung entwickelt. Je mehr wir
mit äußeren Dingen in Berührung kommen, desto mehr hängen wir an ihnen. Als
Beispiel: eine Mutter zieht ihr Kind auf. Wenn das Kind drei, vier oder fünf Stunden
wegbleibt und nicht heimkommt, wird die Mutter unruhig. Warum? Ihr Herz hängt
an dem Kind, weil sie in ständiger Verbindung mit ihm war. Jetzt hängt unser
Herz am physischen Körper und den äußeren Bindungen. Bhakti ist zuallererst
eine Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Wir müssen Bindung an Gott
entwickeln. Jetzt hängen wir noch an der Welt. Alle äußeren Dinge aber sind
vergänglich, unterliegen stetigem Wandel. Das Herz, das daran hängt – wie kann
es davon frei sein? Es wird sich ebenso ständig wandeln. Deshalb müssen wir
zuerst eine Bindung entwickeln. Wir brauchen uns nur von der äußeren Welt
abwenden und Gott in uns zuwenden. Das fängt damit an, daß ihr euch ständig mit
dem verbindet, zu dem ihr eine Bindung entwickeln wollt. Die Religionen sind
der erste Schritt auf diesem Weg. Ihr könnt in die Kirche gehen und morgens,
abends und nachts ein Gebet sprechen. Die Sikhs gehen in Sikh- Tempel, die
Mohammedaner in Moscheen und die Hindus in die Hindu- Tempel. Eine natürliche
Bindung wird sich in dieser Richtung entwickeln, je öfter wir dorthin gehen.
Manchmal aber entziehen wir uns all solchen äußeren Übungen und deshalb wurde
das Tagebuch eingeführt. Ihr solltet alles um des einen willen tun, dem ihr
völlig ergeben seid. Euer Herz hängt an ihm und um seinetwillen liebt ihr alle,
die ihm verbunden sind, die von ihm geschaffen wurden. Auf diese Weise seid ihr
nicht gebunden. Wenn euch die Liebe für den Einen ganz beherrscht, dann liebt
ihr alle seinetwillen. Versteht ihr nun, wie man Hingabe entwickelt – wie man
sie von dem einen abwendet und mit dem anderen verbindet? Der erste Schritt
ist, mit Gott oder dem menschlichen Körper, in dem er sich offenbart, in
ständige Verbindung zu gelangen. So entwickelt sich eine Bindung. Hat sie sich
entwickelt, so werdet ihr hilflos, weil euer Herz an etwas gebunden ist. Wenn
ihr eine Richtung geht und euer Herz ist woanders gebunden, werdet ihr euch
immer dorthin gezogen fühlen, wo es gebunden ist. Hier fängt die Hingabe oder
Bhakti an. Die Tagebücher zeigen, wieviel Zeit ihr einsetzt und
wo euer Herz noch in der einen oder anderen Form an äußeren Dingen hängt.
Hingabe fordert, daß kein anderer Gedanke als der an den Einen, den ihr liebt,
euer Herz bewegt. Wenn kein Gedanke an einen anderen in eurem Herzen ist und es
frei ist von äußeren Bindungen, dann ist Gott darin. Hingabe beginnt, wenn ihr
euer Herz von den äußeren Dingen losgelöst und an Gott oder den Gott im
Menschen bindet. Das entwickelt sich durch ständigen Kontakt mit ihm. Es fängt
damit an, daß ihr euch euren spirituellen Übungen regelmäßig hingebt. Warum geht ihr zur Kirche oder an andere heilige
Orte? Um eine Weile an Gott zu denken, nicht wahr? Was nützt es aber, an einen
heiligen Ort oder in einen Tempel zu gehen, wenn euer Herz an äußeren dingen
hängt! Es gibt da eine Geschichte von zwei Freunden – der eine wollte Fußball
spielen, der andere wollte in die Kirche gehen. Beide waren halsstarrig, jeder
auf seine Weise. Der eine, der Fußball spielen wollte, ging auf den Sportplatz.
Und der andere ging in die Kirche, um zu beten. Was aber taten sie in
Wirklichkeit – der eine beim Fußball und der andere beim Gebet in der Kirche?
Der Fußballspieler dachte: „Mein Freund ist in der Kirche und betet jetzt
gewiß.“ Der andere in der Kirche dachte: „Mein Freund vergnügt sich jetzt wohl
beim Fußballspielen.“ All eure körperliche und äußere Arbeit sollte also
nur Gott zuliebe geschehen. Euer Herz sollte nur an den Einen gebunden sein.
Zuweilen besuchen die Leute einen heiligen Ort oder einen heiligen Mann, sind
aber in Gedanken woanders. Was hat das für einen Sinn? Es ist besser, auf dem
Fußballplatz zu sein und an die Kirche zu denken, als in der Kirche an den
Fußballplatz. Diese Art von Bindung ist Sache des Herzens. Aus ihr entwickelt
sich mit der Zeit Hingabe. Dieser erste Schritt ist notwendig. Aber was tun wir
gewöhnlich? Wir nehmen uns einer Sache an und lassen andere fallen. Wenn wir
die eine fallen lassen und der anderen nicht unsere volle Aufmerksamkeit
schenken, verlieren wir natürlich beide. Wie entwickelt sich Hingabe? Das erste
ist, mit dem in Verbindung zu sein, was wir gaben wollen, wofür wir uns
entschieden haben. Leider lassen wir uns treiben. Wir haben uns noch
nicht für ein Ziel entschieden oder für das, was wir eigentlich tun wollen.
Deshalb dränge ich immer: „Entscheidet euch, was ihr werden wollt.“ Manchmal
geben wir uns einer Sache zehn tage, einen Monat oder zwei Monate hin, und dann
werden wir uns einfach etwas anderem zu. So verbringen wir unsere Zeit mit
Brunnengraben: ein paar davon machen wir zwei Fuß, andere drei oder fünf Fuß
tief, aber nie stoßen wir auf Wasser. Entscheidet euch deshalb zuerst, was ihr
werden wollt – wem ihr euch völlig ergeben wollt. Wenn ihr die heiligen Schriften gelesen habt, dann
erkennt ihr, daß alle Meister sagen: wenn man einen menschlichen Körper
erhalten hat, ist die Verbindung mit Gott das höchste Ziel. Ihr geht immer
dorthin, wo ihr gebunden seid. Ihr seid immer wieder in die Welt gekommen, weil
ihr nicht an Gott gebunden seid – sonst wärt ihr zu ihm gegangen. Führt also
eure Tagebücher und entfernt alle fremden Gedanken aus eurem Herzen. Jetzt ist
es noch gespalten. Es sollte nur an den einen denken, dem ihr ergeben sein
wollt. Ich spreche vom wissenschaftlichen Standpunkt aus. Wenn die Hingabe
wächst, werdet ihr hilflos. Nehmen wir an, ihr betet täglich zu einer
festgelegten Zeit, ein, zwei, drei Monate lang. Nun kann es geschehen, daß ihr
einen Tag überhaupt keine Zeit dafür habt. Euer Herz wird beunruhigt sein, und
es wird euch vorkommen, als ob ihr etwas verloren habt. So entwickelt sich die
Hingabe. Die zweite Möglichkeit ist, bei einem zu sein, der
sein Herz Gott hingegeben hat. Wenn ihr euer Herz Gott hingeben wollt, müßt ihr
in der Gemeinschaft jener sein, die Gott ergeben sind. Wenn ihr euer Herz der
Welt hingeben wollt – nun gut. Dazu habt ihr reichlich Gelegenheit. Der dritte und wirksamste Weg ist, sich mit einem zu
verbinden, in dem diese Hingabe offenbar geworden ist, wo das Wort Fleisch
wurde, wo der Buchstabe ‚l‘ aus dem Wort ‚World‘ (Welt) entfernt worden ist.
Was dann verbleibt, ist das W o
r t oder Gott. Von ihm geht eine unmittelbare Strahlung aus, die man
über tausende von Kilometern hinweg empfangen kann. Aber dafür müßt ihr
Empfänglichkeit entwickeln. Durch Radio und Fernsehen hört oder seht ihr
jemanden sprechen, der Tausende von Kilometern von euch entfernt ist. Der
Gottmensch bist das fleischgewordene Wort, und er ist überall. Ihr braucht nur
Herz und Gemüt in seine Richtung zu lenken und ihr werdet von dort Hilfe
bekommen. Aber trotz all dem sollte man den physischen Kontakt nicht
unterschätzen. In der Gemeinschaft mit ihm erhaltet ihr die Ausstrahlung aus
erster Hand. In der Ferne müßt ihr eure Aufmerksamkeit auf ihn richten. Hier im
Ashram bedarf es nur wenig oder gar keiner Mühe, die Aufmerksamkeit zu lenken.
Ihr seht mit eigenen Augen. Versteht ihr, wie Hingabe entwickelt und gestärkt
wird? Jetzt sollten wir prüfen, wo wir stehen. Wenn unser Herz sich dem Einen hingibt und wir um
seinetwillen selbstlos dienen, so bindet uns das nicht. Wenn ihr nicht wirklich
ergeben seid, sondern nur um eueres äußeren Ansehen und um eures guten Namens
willen so tut, als ob ihr ergeben seid, dann seid ihr gebunden. Ihr geht dahin,
wo ihr gebunden seid. Die Meister haben diese Dinge jeweils auf ihre eigene
Weise erklärt. Ihr werdet immer wieder feststellen, daß alle Meister in ihren
Reden und Schriften von der gleichen grundlegenden Dingen sprechen. Wißt ihr
nun, wie man Hingabe entwickelt? Dafür solltet ihr euch euren Übungen
regelmäßig widmen und auch eure Tagebücher führen. Das wird euch an diese
Gewohnheit binden. Ich lege euch immer nahe: „Sendet eure Tagebücher wenigstens
leer ein.“ Wie lange werdet ihr sie leer einsenden? Einen Monat, zwei Monate,
dann werdet ihr beginnen, sie auszufüllen und das wird euch zur festen
Gewohnheit. Dann werde ich sagen: „Bitte, setzt mehr Zeit ein.“ Ich bestrafe
nie jemand, auch jene nicht, die das nicht tun, was ich sage. Ich bitte sie nur
immer wieder, das zu tun, worum ich sie bitte. Das also ist der Sinn des Tagebuchs
und wie wichtig es ist, es zu führen. Wie viele führen es denn wirklich?
Manchmal bringen mir die Leute ihre Tagebücher einfach und ich sehe, daß sie
ganz leer sind, aber nur wenig oder gar keine Erfahrungen vermerkt sind. Ich
sage dann zu ihnen: „Lieber Freund, dein Tagebuch ist in Ordnung, aber so
solltest du eigentlich schon zur dritten Ebene gelangt sein.“ Ein Herz, das
nicht an der Welt hängt, denkt nie an weltliche Dinge. Wenn einer keine Fehler
unter den verschiedenen Rubriken aufweist und reinen Herzens ist, dann muß Gott
in ihm sein. Er ist bereits dort, aber dann wird er sich offenbaren. Ich habe euch gerade von den zwei Freunden erzählt,
von denen einer Fußball spielen und der andere in die Kirche gehen wollt. Jeder
tat, was er vorhatte. Der eine auf dem Fußballplatz dachte: „Oh, mein Freund
ist jetzt in der Kirche und betet.“ Obwohl sein physischer Körper auf dem
Fußballplatz war, weilte sein Herz in der Kirche. Der andere in der Kirche
dachte: „Mein Freund vergnügt sich jetzt wohl beim Fußballspielen.“ Wenn ihr
also vor dem Meister sitzt, solltet ihr erkennen, woran ihr wirklich hängt.
Dann erst könnt ihr den vollen Nutzen aus seiner Gegenwart gewinnen. Hingabe
fängt zuallererst mit dem Führen des Tagebuches an. Es wurde mit dem Gedanken
an einen sehr hohen Zweck entwickelt. Versteht ihr jetzt den Sinn des
Tagebuches? Diese Dinge habe ich euch ausführlich erklärt. Das steht zwar in
den Büchern, aber nicht so genau. Wer das Tagebuch nicht führt, wird ständig
fehlen. Mit der Zeit wird sein ganzes Herz an der Welt hängen. Äußerlich mag er
sehr ergeben scheinen, aber in Wirklichkeit hängt er an der Welt. Nun versteht ihr, wie man Hingabe entwickelt, was
sie uns gibt, wie sie weiter gestärkt wird und wie ihr euch völlig in diese
Hingabe erheben könnt. Daran fehlt es uns. Jeden Tag bekommt ihr etwas
ausführlich erklärt, damit ihr begreift, worum es geht. Doch das allein ist
nicht genug – ihr müßt danach leben. Je mehr ihr danach lebt, um so mehr
verändert ihr euch. Euer Herz wird dann an Höherem hängen, als an den Dingen
der Welt. 21 Was die Grundsätze
von Bhakti oder Hingabe sind
Ich sprach gerade über Hingabe, wirkliches Bhakti.
Der erste Grundsatz, der eigentliche und ich würde sagen, der großartigste von
allen ist, zu erkennen, daß Gott überall ist. Wir leben in ihm und er ist in
uns. Wir leben und haben unser Sein in ihm, wie ein Fisch im Fluß. Der Fisch
lebt im Wasser, sein ganzes Leben hängt davon ab. Er lebt im Wasser, er lebt
vom Wasser, das ihn ernährt. Als Gott wollte: „Ich bin einer und möchte viele
sein“, ging das ganze Universum von ihm aus und kam ins Sein. Die ganze Welt
ist ein Ausdruck, eine Offenbarung Gottes. Wo ist der Ort, an dem er nicht ist?
Wir sind in ihm, er ist in uns; und er ist die Kraft, die uns beherrscht. Alle
beseelten Körper sind Tropfen aus dem Meer der Allbewußtheit. Wenn wir das
erkennen, ist alles schön. Gott ist schön und jene von ihm geschaffene, durch
ihn offenbarte Welt ist auch schön. Schönheit kommt von Schönheit und nicht von
Häßlichkeit. Wenn uns in der Welt irgend etwas häßlich erscheint, kommt das nur
durch die Brille, die wir tragen. Wenn ihre Gläser rauchfarben sind, seht ihr
nur Rauch. Wenn sie rot sind, erscheint alles rot. Sind sie schwarz, erscheint
alles schwarz. Nun, die Welt ist nicht schwarz oder rot oder rauchfarben,
vergeßt das nicht! Deshalb müssen wir den Lauf unseres Gemüts und unseres
Herzens ändern. Der erste Grundsatz, den es zu beachten gilt, ist
die Erkenntnis, daß er überall ist. Wir sind in ihm und er ist in uns. Wenn ihr
das erkennt, begegnet ihr allen mit Achtung. Denn sie alle haben sich in
menschlicher Gestalt verkörpert. Wie können wir etwas tun, was nicht gut ist
oder sündigen, wenn wir wissen, daß er überall ist und alles weiß, was in
unseren Herzen vorgeht! Unser Meister sagte oft: „Wenn ein fünfjähriges Kind
bei euch ist, wagt ihr nicht, etwas Unrechtes zu tun.“ Wenn ihr mit der
Einstellung lebt, daß Er in mir und außerhalb von mir ist und ich in Ihm bin –
wie könnt ihr da etwas Böses tun? Oder könnt ihr es? Das ist Inhalt und Inbegriff
des Bhakti – sein eigentlicher Grundsatz. Wenn ihr daran festhaltet, wird sich
alles andere von selbst ergeben. Die Welt wird schön sein. Schönheit kommt von
Schönheit. Nur die Brille, die ihr aufhabt, läßt die Welt häßlich oder nicht
schön erscheinen. Wenn ihr die schlechten Gedanken über andere
vertreibt, werden alle freundlich sein. Wenn uns jemand die Hölle heiß macht,
zahlen wir es ihm heim – wir haben genau die gleichen Gedanken in uns. Heilige
kamen in die Welt, aber die Menschen achten sie nicht. Manchmal schlug man sie
ans Kreuz, manchmal verbrannte man sie lebendigen Leibes. Einem Heiligen hat
man die Haut vom Körper gezogen. Die Menschen flehen: „O Gott, sende uns einen
Menschen, um uns zu erlösen.“ Und Gott sagt: „Ich habe euch viele Menschen zu
eurer Erlösung gesandt, aber wie habt ihr sie behandelt? Sie kamen, um euch das
richtige Verstehen des Ganzen zu lehren – daß die ganze Schöpfung die
Offenbarung Gottes ist – daß ihr alle meine Kinder seid, Tropfen aus dem Meer
aller Bewußtheit - daß ich die
beherrschende Kraft in euch bin. Ihr lebt in mir und ich lebe in euch. Aber ihr
habt es vergessen.“ Das zu vergessen ist Täuschung oder das, was man
Maya nennt. Wenn ihr zu einem geht, dessen inneres Auge geöffnet ist, wird er
versuchen, euch aus dem Abgrund der Unwissenheit herauszuholen, selbst wenn ihr
schlecht über ihn sprecht. Wenn er euch etwas gibt, solltet ihr es entwickeln.
Wenn ihr innen seht, wird sich eure ganze Einstellung ändern. Dann seht ihr
auch außen, daß alles eine Offenbarung Gottes ist. So ist es – und wenn wir
einen Meister finden, beginnen wir zu erkennen, daß alles seine Offenbarung
ist. Der erste Grundsatz der Hingabe oder von Bhakti ist
also die Erkenntnis, daß Gott überall ist. Wir leben in ihm und er ist in uns.
Wenn dieses richtige Verstehen in uns erwacht, dann ergeben sich ganz natürlich
die rechten Gedanken daraus. Aus den rechten Gedanken entstehen die rechten
Worte und daraus die rechten Taten. Deshalb betet immer zu Gott: „O Gott, gib
uns die Verbindung mit einem, der von dieser Unwissenheit frei ist und sieht,
daß diese Welt deine Offenbarung ist.“ Aber wie viele solche Menschen gibt es?
Sie sind sehr selten. Es gibt nur sehr wenige. Gott sandte diese Menschen mit
dem rechten Verstehen, um es auch euch zu geben – und wie habt ihr sie
behandelt? Gott sagte: „Ich habe euch Menschen gesandt, die
sagten, daß sie Gott sind, aber ihr achtete sie nicht. Ich habe euch auch
solche gesandt, die sagten: ‚Ich bin ein Mensch wie ihr; es ist alles Gottes
Gnade.‘ Und was sagt ihr dann? Ihr sagt: Wenn er ein Mensch ist, wie wir, wie
kann er uns dann erlösen?“ So schickt uns Gott Menschen mit dem rechten
Verstehen – und so behandeln wir sie. Der Grundsatz ist die Erkenntnis, daß Gott überall
ist. Das ist eine Tatsache und wir müssen das innere Auge entwickeln und
öffnen, damit wir sehen, daß es so ist. Es wird sich nur öffnen, wenn ihr einen
findet, der es in euch auftut. Es heißt das Dritte Auge oder Einzelauge. Ihr
werdet zu sehen beginnen, daß alles die Offenbarung Gottes ist. Es gibt nichts
Böses in der Welt. Wenn sie böse erscheint, so liegt das an der rauchfarbenen
oder sonstwie gefärbten Brille, die euer Herz oder Gemüt aufhat. Wenn ihr das
einmal so überdenkt, wie ich es euch eben dargelegt habe, dann liebt und achtet
ihr natürlich alle, selbst eure Feinde. Sie mögen anders über euch denken, aber
wenn ihr in euch alle schlechten Gedanken über andere besiegt habt, werdet ihr
mit Hilfe der Einstellung, die euch der Meister gibt, sehen, daß alles die
Offenbarung Gottes ist. Dann wird natürlich jeder schön sein. Ihr werdet diese
Schönheit selbst in euren Feinden sehen. An jeder verkehrten Ansicht ist nur
eure rauchfarbene Brille schuld. Was immer uns im Leben zustößt, sei es gut oder gar
nicht nach unserem Geschmack – ist alles nur eine Folge unseres vergangenen
Karmas. Was ihr sät, habt ihr zu ernten. Nicht Gott hat schuld, sondern wir.
Was wir gesät haben, das müssen wir ernten. Wenn ihr ein Pfefferkorn sät,
wächst daraus eine Pflanze, die Hunderte von Pfefferschoten trägt. Wenn ihr
einen Mangokern sät, wird ein Baum wachsen, der euch Hunderte von Mangofrüchten
schenkt. Wenn ihr also durch rechtes Verstehen alles Schlechte aus eurem Gemüt
hinauswerft, wird alles schön sein. Was uns sonst zustößt, ist eine Folge
unserer Vergangenheit oder wird uns von oben bestimmt. Wir sollten allem, was uns geschieht, offen und mit
Freude begegnen. Zuweilen stößt uns etwas zu, das wir nicht gut finden, aber
gerade das hilft uns, damit wir Höheres erreichen. Der Mensch lernt im Wasser
schwimmen, nicht auf dem Trockenen. Wenn ihr diese Einstellung entwickelt, wird
euer Auge geöffnet und sieht die Dinge im rechten Licht. Ihr werdet sehen, daß
alles die Offenbarung Gottes ist. Das wird euch stärker machen. Dieser
Grundsatz, der euch eben erklärt wurde, ist eine Tatsache – nicht von Menschen
erdacht. Ich gab euch dazu ein oder zwei Beispiele aus dem
Leben Guru Nanaks. Als er einmal Getreide oder Mais abwog, war er so in Gott
versunken, daß er ihn überall sah. Wenn ihr also denkt: „Nicht ich bin der
handelnde“, werdet ihr zum bewußten Mitarbeiter des göttlichen Planes. Wie
könnt ihr sagen, daß ihr es seid, die dies oder jenes tun? Ihr solltet sagen,
daß er es tut und nicht ihr. Ihr seid nur eine Marionette in seinen Händen.
Wenn ihr diese Einstellung habt, sagt ihr wie Guru Nanak: „Ich bin Dein – Du
bist es, nicht ich.“ Ihr werdet so sehr versunken und gefesselt sein, daß ihr
euch selbst vergeßt. Guru Nanak also wog Getreide ab und als er zu dem Wort
‚tera‘ kam, das sowohl ‚dreizehn‘ wie auch ‚dein‘ bedeutet, wurde er ganz
berauscht und wiederholte immer wieder: „Ich bin Dein, ich bin Dein.“ Der
zehnte Guru der Sikhs sagte, als er über Gott sprach: „Die ganze Welt ist Dein;
alle Flüsse und Berge sind dein. Du bist es, der sich in allen offenbart.“ Er
war so in Gott vertieft, daß er stundenlang in diesem Zustand der Berauschung
verweilte. Der eigentliche Grundsatz ist also die Erkenntnis,
daß Gott überall ist. Wir sind in Ihm, und Er ist in uns. Wir sind Tropfen aus
dem Meer der Allbewußtheit. Das ist das rechte Verstehen. Wenn ihr das erlangt,
werdet ihr die rechten Gedanken haben. Aus den rechten Gedanken ergeben sich
die rechten Worte und aus ihnen die richtigen Taten. Alles ist die Offenbarung
Gottes. Er ist das wahre Leben unseres Lebens. Auf diesem Fundament erhebt sich
der Aufbau von Bhakti. Wenn ein fünfjähriges Kind bei uns ist, wagen wir nicht,
etwas Unrechtes zu tun. Wenn wir wissen, daß Gott jede unserer Handlungen, ja
sogar die eigentliche Richtung unserer Gedanken sieht – wie können wir dann
etwas Unrechtes tun! Heute befassen wir uns also damit, ‚Was die
Grundsätze von Bhakti oder der Hingabe sind‘. Vor allem ist es die Erkenntnis,
daß Gott überall ist – daß alles seine Offenbarung ist. Er ist die
kontrollierende Kraft, und wir sind Tropfen aus dem Ozean seines Seins. Wir
leben und haben unser Sein in ihm. Alle anderen Grundsätze ergeben sich von
selbst daraus. Wenn uns etwas begegnet, das nicht nach unserem Geschmack ist,
so ist das eine Folge von dem, was wir einst getan haben. Das paßt zu der rauchfarbenen
oder sonstwie gefärbten Brille, die wir tragen. In Wahrheit ist und bleibt
alles die Offenbarung Gottes. Wenn ihr durch die Gnade eines Meisters, durch
Gott in ihm, das rechte verstehen erlangt, werdet ihr sehen, daß es so ist. Die ganze Welt erkennt, daß sie der Täuschung oder
Maya unterliegt. Ihr müßt euch über das Körperbewußtsein erheben, um euer
inneres Auge zu öffnen und selbst zu sehen. Dafür wurde euch ein Anfangskapital
gegeben. Wenn ihr nach diesen Grundsätzen lebt, werdet ihr die volle Frucht
eures Bhakti ernten – ihr werdet Gott in euch sehen. Was ist denn schließlich
das Ziel all unserer Bußübungen und eines richtigen Lebens? Die Gotterkenntnis.
Bleibt, wo ihr seid. Welcher Glaubensrichtung ihr auch angehört – ihre äußeren
Formen, Rituale oder Symbole braucht ihr keinesfalls ändern. Ihr müßt Gott
lieben. Die ganze Welt ist eine Offenbarung der Liebe. Wir sind alle Brüder und
Schwestern in Gott. Die gleiche kontrollierende Kraft hält uns im Körper. Dies
also ist der Kern und das Wesen von Bhakti, das Grundprinzip der Hingabe oder
Liebe. Bhagat (der Ergebene) erhebt sich zu Bhagwant (Gott). Wenn wir Gott
lieben, werden wir anderen freudig dienen. Dadurch geratet ihr in Verkürzung,
in glückselige Verzückung. Wie eine liebende Mutter ihr schmutziges Kind wäscht
und es dann an die Brust drückt, so sollten wir die Sünde hassen, doch den
Sünder lieben. Das ergibt sich ganz natürlich. Der eigentliche und wesentliche Grundsatz von Bhakti
ist also die Erkenntnis, daß wir in ihm sind und er in uns. Es gibt, keinen
Ort, an dem er nicht ist. Er ist hier, in mir, außerhalb, überall. Eure inneres
Auge, das Einzelauge oder Dritte Auge, ist nur noch nicht geöffnet. Einer,
dessen inneres Auge geöffnet ist, wird euch eine Erfahrung davon geben. Wenn
ihr seine Anweisung genau befolgt, werdet ihr eines Tages selbst sehen. 22 Die
Schwierigkeiten, die der Entwicklung der Hingabe an den Meister im Weg stehen
An den Lehren des Meisters festzuhalten, ist genau
wie auf des Messers Schneide zu gehen. Je mehr ihr auf des Messers Schneide
geht, desto mehr zerschneidet ihr euch die Füße. Was bedeutet das? Je mehr ihr
an den Lehren und Geboten des Meisters festhalten, desto mehr müßt ihr euer
altes Ansehen – das, was ihr seid, ob hoch oder niedrig – ablegen. Ihr dürft
euch nur noch um den meister kümmern. Was er sagt, ist biblische Wahrheit. Das
hat Gott auch durch den Koran verkündet, und alle Meister haben dasselbe
gesagt. So müssen wir seine Gebote halten, ob uns die Leute deswegen achten
oder nicht. Ihr müßt zu Gott in euch und in ihm wahr sein, ohne euch darum zu
kümmern, was die Leute sagen. Christus sagte: „Wenn ihr mich liebt, so haltet
meine Gebote.“ Die Gebote des Meisters zu halten ist schwierig. Manchmal
drücken wir uns aus dem einen oder anderen Grund davor, sie zu befolgen; wir
haben Angst vor dem, was andere Leute dazu sagen werden. Doch haltet immer an
dem fest, was euer Meister – Gott in ihm – sagt, ob die Leute euch deswegen
achten oder nicht. Ihr müßt das befolgen, was der Meister lehrt, sagt oder gebietet
und danach leben, ohne Rücksicht darauf, ob die Welt euch bewundert oder nicht. Wenn sich ein Mensch innerlich entwickelt, sieht er
natürlich Gott im meister. Khusro war ein Schüler von Nizamuddin Aulia und
verehrte seinen Meister sehr. Die Leute fingen an zu reden: „Seht her, er ist
ein Mohammedaner und verehrt einen Menschen, einen Körper. Er ist kein rechter
Mohammedaner.“ Khusro erwiderte: „Es kümmert mich nicht, was die Welt über mich
redet – ob dies oder das – ich bin ein Ergebener meines Meisters und werde an
dem festhalten, was er sagt.“ Wir müssen also nach dem leben, was der meister
sagt. Wenn er ‚Halt!‘ sagt, dann haltet inne – das ist alles. Wer nach dem
lebt, was der Meister sagt, wer die Worte und Gebote des Meisters ehrt, dem
wird gewiß die Erlösung zuteil. Wer ihm nur physisch gehorcht, doch nicht nach
dem lebt, was er sagt, der hat noch Zeit. Die Zeit spielt eine wichtige Rolle,
um uns die völlige Befreiung zu ermöglichen. Die erste Schwierigkeit auf dem
Weg zur Hingabe an den Meister ist also, daß ihr das befolgen müßt, was er
sagt, ganz gleich, ob die Welt euch rühmt oder nicht. Es ist möglich, daß er
etwas sagt, was eurem Verstand nicht gefällt – doch was ist eure Pflicht? Was
tut der Soldat, wenn der Offizier im Kampf ‚Feuer!‘ befiehlt? Er muß schießen.
Der Meister jedoch wird nie etwas Unrechtes verlangen. Ihr versteht vielleicht
im Moment nicht, was er sagt, doch er hat gute Gründe dafür, die eurem Besten
dienen. Deshalb ist es sehr schwierig, den Geboten des Meisters zu gehorchen. Ich will euch ein Beispiel aus meinem eigenen Leben
geben. Mein meister hatte angeordnet, daß ich nirgends mehr hingehen sollte,
außer zum Satsang. Ich war ständig damit beschäftigt gewesen, die Kranken und
Armen zu versorgen, Satsangs zu halten und den Leuten bei ihren Schwierigkeiten
zu helfen – manchmal bis spät in die Nacht. Dann hörte ich ganz damit auf. Die
Leute gingen zum Meister und sagten, ich würde sie nicht mehr besuchen. Der
Meister sagte: „Er soll auch nicht!“ Eine Frau kam damals zu mir und sagte, daß
ihr Mann im Sterben läge und bat mich, ihn zu besuchen. Ich sagte zu ihr:
„Liebe Frau, es tut mir leid, aber ich fürchte, ich kann nicht kommen. Ich kann
den strikten Befehl nicht mißachten, den mit mein Meister gegeben hat“, und so
ging sie weg. Am nächsten Tag kam sie wieder und sagte: „Mein Mann sagte, daß
du im Namen des Meisters bitte kommen solltest.“ Ich weinte. Ich sagte zu ihr:
„Mein Meister wird für ihn sorgen. Es tut mir leid, ich kann es nicht.“ Ihr
Mann starb. Zwei oder drei Tage danach kam unser Meister nach Lahore. Ich war
bei ihm, als die Frau kam und sich beim Meister beschwerte: „Seht, Meister,
mein Mann verlangte nach ihm, aber es kam nicht.“ Der Meister schaute mich an
und sagte: „In einem solchen Fall solltest du gehen.“ Nun war es so, daß jeder,
zu dem ich gehen oder den ich besuchen sollte, sterben mußte, denn ich durfte
nur kommen, wenn jemand starb und nicht zuvor. Die Leute beschwerten sich beim
Meister: „Er kommt nicht, um unsere Kranken zu betreuen. Selbst wenn sie sterben,
kümmert er sich um sie.“ Da sagte der Meister sehr schroff zu ihnen: „Schon
gut, wenn jemand von ihm stirbt, dann geht auch nicht hin!“ Seht
ihr die Schwierigkeit; wie schwer es ist, das zu befolgen, was der Meister
sagt? Einmal wurde mein ältester Sohn (er ist auch hier) krank; und die Ärzte
sagten, daß er in zwei oder drei Tagen sterben würde. Am dritten Tag war er dem
Tod sehr nahe. Man sagte mir, ich müsse ihm beistehen, und so nahm ich frei.
Leider oder Gott sei Dank war dies gerade an einem Tag, an dem ich auf
Anordnung meines Meisters an einem Ort sprechen sollte, der etwa dreißig
Kilometer von Lahore entfernt war. Ich dachte: „Nun gut, die Ärzte sagen, daß
mein Sohn sterben wird – und da ist das Gebot meines Meisters. Was soll ich
tun? Ja, es ist des Meisters Sache, für ihn zu sorgen – ich kann sein Leben
weder verlängern noch verkürzen.“ Ich machte mich also zu dem Ort auf, wo ich
sprechen sollte, und es war ungefähr Mittag, als ich fertig war. Das war in der
Nähe von Beas, und ich überlegte, daß ich den Meister gern besuchen würde. Ich
erinnere mich, daß es ein sehr heißer Tag war, und ich kam dort ungefähr um
2.00 Uhr nachmittags an. Der Meister schickte gleich nach mir und ich ging zu
ihm und grüßte ihn ehrerbietig. Er lag auf seinem Bett und setzte sich auf, als
ich eintrat und fragte mich als erstes: „Was ist mit deinem Sohn, wie geht es
ihm?“ Ich erzählte ihm, daß er sehr krank sei und die Ärzte gesagt hätten, er
würde in drei Tagen sterben, aber daß der Meister mit befohlen hatte, an jenem
Ort zu sprechen. Der Meister wurde sehr traurig, und ich sagte zu ihm: „Wer
immer an Dich denkt, dessen Sorge und Trauer vergehen. Warum bist Du so
betrübt?“ Der Meister sagte: „Schau, du hast deine Bürde auf mich geworfen, nun
muß ich mich darum kümmern..“ Mein Sohn starb nicht, er lebt immer noch.
Versteht ihr, wie schwierig es ist, an den Worten des Meisters festzuhalten?
Dann geschah es, daß meine kleine Tochter an einem Abend starb; und ich mußte
an einem weit entfernten Ort Satsang halten. Dies sind alles ganz normale
Dinge, aber wir müssen dem Gebot des Meisters gehorchen. Früh am Morgen
schickte ich nach Dalip Singh und gab ihm Anweisungen, in meiner Abwesenheit
der Bestattung des Leichnams beizuwohnen. Die Leute redeten über mich: „Was
macht denn der?“ Aber dennoch ging ich meiner Pflicht nach. Versteht ihr mich?
Die Gebote des Meisters zu halten ist sehr schwer. Wir tun nur äußerlich so,
als ob wir den Geboten des Meisters gehorchen – aber wir leben nicht nach
innen. Auch in seiner Abwesenheit bleiben die Gebote dennoch Gebote. Das
wirkliche Gebot ist der Guru, der Meister. Wer die Worte des Meisters achtet,
wird ganz sicher erlöst. das ist ein Guru, warum die Hingabe an den Meister wie
das Gehen auf des Messers Schneide ist. Zum
anderen braucht Bhakti oder Hingabe an den Meister keinerlei äußere Formen oder
Rituale, kein großes Getue und keine Heuchelei. Lebt auf einfache Weise. Der
Meister ist sehr menschlich, würde ich sagen. Er ist ein Mensch wie ihr und
lebt ganz natürlich – kein Theater, keine Pose und keine Großtuerei, nichts von
dieser Art. Das ist nur natürlich. Diese beiden Dinge also stehen unserer
vollständigen Hingabe an den Meister im Weg. Darum ist es schwierig, über die
Liebe zum Meister zu sprechen. Wir können unendlich viel reden, aber wie weit
halten wir seine Gebote? Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie.
Wer seine Gebote hält, wird vergessen, daß er ein Sikh, Mohammedaner, Hindu
oder Christ ist. Er wird sich einfach als Ergebener des Meisters betrachtet. Einmal
wurde ich von einem liebevollen Schüler des Meisters an einen Ort im Dschungel
eingeladen und versprach, daß ich kommen würde. In der Nähe dieses Ortes lebten
einige Leute, die mir nicht wohl wollten und sagten, sie würden mich umbringen,
wenn ich käme. Meine Begleiter bekamen Angst und wollten nicht mitgehen. Ich
sagte zu ihnen: „Entweder ihr kommt mit oder ich gehe allein. Wenn ich es
versprochen habe, muß ich kommen.“ Als ich den Dschungel erreichte, tauchten
die Leute auf, die gegen mich waren. „Nun, meine Freunde, kommt her und zeigt
mir den Weg“, sagte ich. Sie liefen vor mir her zu dem Ort, wo ich sprechen
sollte. Ich sagte zu ihnen: „Seht, ich bin kein Sikh, kein Mohammedaner und
kein Radhasoami. Ich bin kein Christ, sondern ein Ergebener meines Meisters. Mein
Glaube ist der meines Meisters. Ihr könnt zu mir kommen oder nicht.“ Sie waren
ganz verwandelt. Der liebevolle Schüler wartete unterdessen voller Angst und
weinte um mich. Bhakti
heißt also, nur dem Meister ergeben zu sein. Ihr werdet tun, was er will. Ein
Ergebener wird nicht die Anordnungen des Meisters abwarten, er wird ahnen, was
seine Absicht ist und wird sie ausführen, ohne daß er es gesagt bekommen muß.
Deshalb gibt es Schwierigkeiten auf dem Weg der Hingabe an den Meister. Es ist
so schwierig, wie auf eines Messers Schneide zu gehen. Was also ist das
Wichtigste? Wenn ihr mich liebt, dann haltet meine Gebote.“ Das hat Christus
gesagt. Wer seine Gebote hält und danach lebt, wird ganz sicher erlöst. Die
Gebote des Meisters zu befolgen, heißt nach ihnen zu leben – nicht nur sie im
Kopf zu haben. Ob er vor euch steht oder ob ihr fern von ihm seid, ihr müßt
einfach an seinem Wort festhalten. das ist Gott in euch, der Meister in euch. Aus
diesen zwei Gründen ist Gurubhakti oder die Hingabe an den Meister schwierig.
Er mag uns etwas geben oder uns etwas nehmen. Es ist alles sein. Er mag euch
wie einem Kassenführer ein paar tausend Rupien überweisen und euch bitten,
zweitausend an den und den zu schicken. Ihr seid nur ein Verwalter. Zum Meister
wahr zu sein, heißt zu seinen Worten – dem, was er sagt – wahr zu sein. Wir
sollten nach ihnen leben, ob uns die Leute deswegen achten oder schlecht von
uns sprechen. Der Meister kennt keine Zurschaustellung, Großtuerei oder
Verstellung. Er lebt immer ganz natürlich. Seine Worte nur im Kopf zu behalten,
reicht nicht – ihr müßt nach ihnen leben. Ein Gramm Praxis ist besser als
Tonnen von Theorie. Verdaute Nahrung gibt euch Kraft, unverdaute Nahrung macht
euch krank. Wenn
der Meister an einem Ort lebt, der Tausende von Kilometern entfernt ist, dann
müßt ihr Empfänglichkeit entwickeln. In Funk und Fernsehen hört ihr die Stimme
und seht den, der spricht. Der Gott im Menschen ist das fleischgewordene Wort;
er ist überall. Ihr braucht nur Herz und Geist auf ihn zu richten, um Empfänglichkeit
zu entwickeln. Dann werdet ihr von dort Hilfe erhalten. Jedoch ist es nicht zu
unterschätzen, wenn ihr physisch mit ihm in Verbindung gelangt. So kommt ihr
direkt ans Feuer. Andernfalls müßt ihr eure Aufmerksamkeit auf ihn richten.
Hier braucht ihr euch nur ein wenig oder gar nicht anzustrengen, um eure
Aufmerksamkeit auf ihn zu richten. Ihr seht ihn mit eigenen Augen. Versteht ihr
jetzt, wie Hingabe entwickeln wird, wie sie stärker werden kann und wie ihr
euch selbst durch Hingabe wandeln könnt? So sollten wir nun prüfen, wo wir
stehen! Wenn
unsere Herzen dem einen ergeben sind und wir um dieses einen willen selbstlos
dienen, so wird uns das nicht binden – denkt daran! Wenn ihr jedoch nur um des
äußeren Ruhmes und der Ehre willen ergeben seid, damit ihr in der Welt einen
guten Namen hat, dann seid ihr gebunden. Ihr geht dahin, wo ihr gebunden seid.
Die Meister haben diese Dinge jeweils auf ihre Weise erklärt; und ihr werdet
feststellen, daß die Worte und Schriften aller Meister von den gleichen Dingen
sprechen. Aber nur wer sie verwirklicht, der weiß, was wahre Hingabe bedeutet.
Deswegen solltet ihr euch euren spirituellen Übungen regelmäßig widmen. Ihr
solltet auch eure Tagebücher führen, denn dies erzieht euch zur Regelmäßigkeit.
Ich ermahne euch immer: „Schickt eure Tagebücher wenigstens leer ein.“ Wie
lange werdet ihr sie so schicken? Ein oder zwei Monate, dann werdet ihr euch
moralisch verpflichtet fühlen, etwas zu tun. Ihr werdet Regelmäßigkeit
entwickeln. Dann werde ich sagen: „Gut, bitte setzt nun mehr Zeit ein.“ Ich
bestrafe nie jemanden; auch nicht jene, die nicht tun, was ich sage. Ich bitte
sie nur noch einmal, das zu tun, was ich sage. Das ist der Sinn der
Tagebuchblätter und wie wichtig es ist, sie zu führen. Wie viele führen ihre Tagebücher
wirklich richtig? manchmal bringen mir die Leute ihre Tagebücher einfach und
ich sehe, daß sie ganz leer sind, aber nur wenig oder keine innere Erfahrung
gemacht wurde. Ich sage: „Lieber Freund, dein Tagebuch ist in Ordnung, aber
eigentlich solltest du schon zur dritten Ebene gelangt sein.“ Ein Herz, das
nirgends gebunden ist, nie an weltliche Dinge denkt und ich den verschiedenen
Spalten des Tagebuchs keine Fehler aufzeigt, ist rein und Gott muß in ihm sein.
Er ist bereits dort, aber dann wird er sich offenbaren. 23 Wie Hingabe an Gott Frucht
trägt Wie
kann unsere Hingabe an Gott oder den Gott im Menschen Frucht tragen? Vor allem
sollten wir unseren Lebensunterhalt ehrlich und im Schweiße unseres Angesichts
verdienen. Wir sollten andere Menschen weder bewußt noch unbewußt ausbeuten.
All unser Tun sollte offen und ehrlich sein und niemand sollte dabei ausgenützt
werden. Ihr solltet euren Lebensunterhalt ehrlich verdienen, euch selbst und
eure Familie erhalten und zugleich mit anderen teilen. einen Teil eures
Einkommens müßt ihr zum Wohl anderer geben. Die Geschichte zeigt, daß die alten
Christen, Hindus und andere ein Zehntel ihres Einkommen gaben. Warum? Weil ein
Teil unseres Einkommens der zeit entsprechen könnte, in der wir unserer Pflicht
nicht ganz ehrlich nachgekommen sind, wenn das auch nur eine halbe Stunde oder
zehn Minuten waren. Nehmen wir zum Beispiel an, ihr werdet für die Arbeit von
sechs Stunden bezahlt und habt nicht die ganzen sechs Stunden dafür gearbeitet,
sondern eine halbe Stunde vertan. So gehört das, was euch für diese halbe
Stunde bezahlt wurde, nicht euch. Ihr habt es euch nicht verdient. Das war
Brauch bei allen Meistern. Einst
wurde Guru Nanak von einem Herrscher zu einem großen Fest eingeladen, wo alle
Arten von Speisen aufgetragen wurden. Er ging nicht zu dem Fest, sondern
besuchte einen armen Mann namens Lalo, einen Schreiner, der für seinen
Unterhalt sehr schwer arbeiten mußte. Guru Nanak blieb bei ihm und aß sein
Brot. Am nächsten Morgen erfuhr der Herrscher, daß Guru Nanak zwar angekommen
war, aber nicht am Fest teilgenommen hatte. Er sandte nach ihm und sagte: „Nun,
Nanak, warum warst du nicht auf meinem Fest?“ Guru Nanak erwiderte: „Ich bin
zwar gekommen, war aber nicht auf deinem Fest, weil dafür andere Menschen bis
aufs Blut ausgebeutet wurden. Ich konnte nicht anderen das Blut aussaugen –
deshalb bin ich nicht erschienen.“ Der Herrscher war wütend. Die Meister
fürchten nicht, die Wahrheit zu sagen, um uns klar zu machen, was wir tun. Der
König verlangte von Guru Nanak einen beweis für die Wahrheit seiner Worte.
„Gut“, sagte Guru Nanak, „bringe mit etwas von den Speisen, die auf dem Fest
gereicht wurden.“ Der Herrscher ließ sie holen; und zur gleichen Zeit schickte
Guru Nanak nach dem Brot, von dem er in Lalos Haus gegessen hatte. Er füllte
seine linke Hand im Speisen, die auf dem Fest gereicht worden waren und die
rechte mit dem Brot aus Lalos Heim. Dann preßte er beide fest zusammen. Aus
Lalos Brot tropfte Milch und aus den Festspeisen Blut. Wenn
ihr also eure Hingabe zu Gott entwickeln wollt, dann verdient euren
Lebensunterhalt stets ehrlich. Unser Meister besuchte oft einen gewissen Baba
Kahan in Peshawar. Ich ging damals noch zur Schule und besuchte ihn auch
öfters. Baba Kahan ging einmal in das Büro unseres Meisters und sagte: „was
machst du?“ Der Meister sagte scherzend: „Nun, ich stelle gerade eine Rechnung
aus.“ „Über wie viel?“ „Über 4000 Rupien.“ „Gib sie mir“, sagte Baba Kahan.
„Wenn du willst, gebe ich dir 2000“, erwiderte der Meister. Wie es so geht, brach
in dieser Gegend ein Krieg aus; und unser Meister wurde zum Einsatz
abkommandiert. Nach ein paar Monaten hatte er ungefähr 2000 Rupien verdient.
Der Meister beschloß daraufhin, Baba Kahan wieder zu besuchen. Vorher hatte er
ihm gewöhnlich zehn Rupien gegeben, aber diesmal sagte Baba Kahan: „Heute
möchte ich gerne zwanzig Rupien.“ Der Meister sagte zu ihm: „Was, wirst du etwa
habsüchtig?“ „Nicht im geringsten“, entgegnete Baba Kahan. „Ich will den
Extrabetrag nur, damit das Gift aus deinen Verdienst gezogen wird. Vorher hast
du weniger verdient, und ich nahm zehn Rupien und gab sie den Armen. Ich will
jetzt nur deshalb zwanzig Rupien, weil du mehr verdient hast. Teile es mit
anderen.“ Versteht
ihr mich? Als erstes muß die Quelle sauber sein, aus der eurer Einkommen
stammt. Wie könnt ihr glauben, daß euer Gemüt rein ist, wenn euer Einkommen von
einer Stelle stammt, wo andere ausgebeutet werden? Ihr müßt euer Geld ehrlich
verdienen. Das zweite ist, daß der Liebe alles leicht ist. Hingabe an Gott
erlaubt kein Zögern. Der Gottliebende arbeitet schwer als andere, denn Liebe
kennt keine Last. Aus Liebe dient er allen. Er wird nicht müde. Gewöhnlich
setzen sich die Leute nur zum Gebet, damit es auf andere Eindruck macht, und
dann sagen sie sich: „Ach, ich bin so müde – ich werde mich hinlegen.“ Was hat
das für einen Sinn? Das ist nur Angabe, versteht ihr? Selbst wenn euch jemand
nur ein Glas Milch gibt, schickt er euch damit eine Lastschrift; und ihr geht
schließlich bankrott, ob ihr Geld auf eurem Konto habt oder nicht. Achtet
deshalb darauf, daß ihr andere nicht ausbeutet. Ihr solltet euren
Lebensunterhalt im Schweiße eures Angesicht verdienen. Das ist das eine, wenn
ihr eure Hingabe an Gott oder den Gott im Menschen erfolgreich entwickeln
wollt. Weiterhin ist alles, was euch hilft, liebevoll an Gott zu denken, ein
wahres Ritual, das ihr beachten sollt. Wenn ihr irgendwo hingehen wollt, wo ihr
Gott vergeßt, dann solltet ihr diesen Ort besser meiden. Gebt euch nur mit
solchen Menschen und Ritualen, die die Erinnerung an Gott vertiefen. Liebe
kennt keine Großtuerei. Liebe kennt keine Last. Liebe kann niemand ausbeuten.
Diese Stufe müßt ihr erreichen, um eure Hingabe an Gott mit Erfolg zu
entwickeln. Gewöhnlich kümmern sich die Leute um diese Dinge. Als erstes müßt
ihr tätig sein. Ihr müßt auf euren eigenen Füßen stehen. Verdient euren
Lebensunterhalt ehrlich, versorgt euch und eure Familie und teilt auch mit
anderen, die in Not, bloß oder hungrig sind. Es war allgemein Brauch bei allen
Völkern, ein Zehntel des Verdienstes zu geben. Zweitens, wenn ihr Gott liebt,
müßt ihr alle lieben, denn Gott wohnt in jedem Herzen. Alle sind Kinder Gottes.
Diese beiden Dinge sind notwendig, um den Weg der Hingabe an Gott mit Erfolg zu
beschreiten. Wenn
jemand anders für euch sorgt und euch dient, so geht das zu euren Lasten – ihr
geht bankrott dabei. Wenn ihr Geld auf eurem Konto habt, ist es gut –
andernfalls steht es schlecht um euch. Wenn ihr also Gott erfolgreich verehren
wollt, dann müßt ihr als erstes euren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise und im
Schweiße eures Angesichts verdienen. Dadurch sorgt ihr für euch und eure
Angehörigen und teilt mit anderen, die in Not, hungrig und bloß sind. Zweitens
müßt ihr tätig sein und zwar auf eine Weise, daß sich eure Liebe zu Gott
vertieft. Alle Zeremonien, Rituale und alles andere, das eure Liebe zu Gott
entwickelt oder aufflammen läßt ist gesegnet. Jede Handlung oder Beschäftigung,
die euch Gott vergessen läßt, solltet ihr meiden. Das
also ist unser heutiges Thema. Jeden Tag lernt ihr etwas anderes. Das sind
Hilfen für euer Fortkommen auf dem Weg zu Gott. Wenn ein ernsthafter
Wahrheitssucher, der vom Verdienst anderer lebt, zu unserem Meister kam, wurde
ihm geraten, drei Stunden für sich selbst und drei weiter für die zu
meditieren, die ihn versorgten. Niemand dient euch, ohne eine Gegenleistung zu
erwarten. Deshalb hat unser Meister jene, die von anderen versorgt wurden,
doppelt so lange meditieren lassen, damit sie auf dem Weg zu Gott fortschreiten
konnten. Heute
morgen kam ein Mann hierher (er war ein Tempelpriester) und fragte mich, wovon
er leben solle. Ich fragte ihn: „Du bekommst doch Geld?“ „Ja“, entgegnet der
Mann, „aber es ist nicht allzu viel.“ Ich sagte: „Gut, wenn du für jemanden
etwas arbeitest, dann steht dir das Geld zu; aber lebe nicht von Spenden. Wenn
jemand Gott oder einem Tempel etwas spendet, will er eine Gegenleistung. Wenn
nun du von diesen Spenden lebst, geht das zu deinen Lasten.“ Achtet
also sorgfältig darauf, wie ihr lebt. Selbst wenn niemand sonst sieht, was ihr
tut – Er sieht es. Ihr müßt für all eure Handlungen Rechenschaft ablegen. Wenn
ihr befolgt, was euch heute erklärt wurde und euren spirituellen Übungen
regelmäßig Zeit widmen, dann werdet ihr fortschreiten. 24 Der wahre Dienst an Gott
oder dem Gott im Menschen Ich
habe gerade erklärt, wer Gott oder dem Gott im Menschen zu dienen vermag. Nur
der, dem Gott seine Gnade schenkt. Niemand sonst kann ihm dienen. Woran erkennt
man einen , der Gott oder dem Gott im Menschen dienen? wer ihm dienen soll, der
wird ihm näher gebracht – in sein Werk, sein Haus oder auf andere Weise. man
wird nur dann auf Naam oder die Kraft des Wortes eingestimmt, wenn Gott es
will. Das geschieht durch den menschlichen Körper, in dem sich Gott offenbart.
Der offenbarte Gott in ihm gibt anderen eine Verbindung mit dem Wort oder Naam. Naam
oder das Wort ist die kontrollierende Kraft in uns. Allein durch Gottes Gnade
wird man initiiert. Daß ein Mensch initiiert ist, heißt, daß Gott ihm seine
Gnade geschenkt hat und möchte, daß sein Kind zu ihm kommt. Dafür gibt es uns
eine Verbindung durch einen menschlichen Körper, in dem er sich offenbart. Der
höchste Dienst an Gott ist, euch auf die Kraft von Naam in euch einzustimmen,
die das Licht und Tonprinzip ist. das ist der Weg zurück zum absoluten Gott. Nun
erhebt sich die Frage nach jenen, die bestimmt sind, ihm direkt zu dienen – sei
es in seinem Werk oder in seinem Haus. Gott in ihm wählt sie aus – nicht der
Menschensohn. Wer in seinem Werk arbeitet, wird durch seine Gnade erwählt. Dazu
ist nicht jeder bestimmt und nicht jeder wird in nähere Verbindung mit ihm
gebracht. Wenn Gott will, daß ihm jemand näher kommt, bringt er ihn in eine
Position, wo er Gott direkt dienen kann, sei es in seinem Haus oder in seinem
Werk. Das ist seine Gnade. So kann nur der Gott oder dem Gott im Menschen
dienen, von dem Gott selbst dienen will. Voraussetzung ist, daß er zuerst Naam
oder die Initiation erhält. Wer die Initiation erhält, der bekommt sie, weil
ihn Gott erst seelisch und dann äußerlich näher zu sich bringen will. Dafür,
sagt der Meister, müssen wir Zeit für die Meditation einsetzen – soviel uns nur
möglich ist, damit wir durch seine innere strahlende Gestalt begünstigt sind,
von Herz zu Herz mit ihm sprechen und seine direkte Führung erhalten. Dies ist
der eine Aspekt. Der andere ist, daß den Auserwählten auch eine äußerer Dienst
übertragen wird. Sie erhalten eine Aufgabe in seinem Werk. Andere holt er noch
näher zu sich, damit sie weitere Aufgaben unter seiner direkten Aufsicht
erfüllen. Nur seine Gnade bewirkt, daß wir ihm näher kommen. Wer dafür erwählt
wurde, ist sehr begünstigt. Manchmal werden wir für einen bestimmten Zweck
auserwählt und glauben dann, daß wir über den Dienst, der uns übertragen wurde,
ganz alleine bestimmen. Das kleine Ego in uns bringt sich natürlich zur
Geltung. das ist kein wahrer Dienst. Dienst für den Meister heißt, die Aufgabe
so zu erfüllen, wie der Meister es will. Nur der Dienst, der den Meister
erfreut, ist ein wirklicher Dienst – sonst keiner. Auch in jenen, die dem
Meister auf die eine oder andere Weise nahegebracht wurden, bringt sich das Ego
zur Geltung. Sie sagen: „Ich führe diese oder jene Arbeit aus.“ Diese
Behauptung läßt den Betreffenden in all seinem Tun wenig liebenswürdig sein. Er
wird sich zur Geltung bringen und Befehle geben. Er sieht sich nicht als
Marionette in den Händen des Meisters. wir sollten immer selbstlos dienen.
Jene, die erwählt wurden, dem Meister auf die eine oder andere Weise zu dienen,
um sein Werk hier und woanders unter seiner direkten Aufsicht fortzuführen,
sind also sehr begünstigt. Einige
Menschen sind dazu auserwählt, ganz nahe bei ihm zu arbeiten. das ist seine
Gnade in ihm ausgeht. Nur wenn es Gott will, können wir ihm oder dem Gott im
Menschen dienen. Die Erwählten stehen unter seiner besonderen Gnade. Aber was
tun wir? wir nehmen es zuweilen als Geschäft. Wir erwarten einen Ausgleich auf
die eine oder andere Art. Unser Meister verglich die, die von weit her kamen,
um eine Zeitlang zu bleiben, mit einem Kalb, des wegen der Milch zur Kuh kommt.
Während er jene, die immer in der Nähe des Meisters sind, mit den Zecken
verglich, die nur das Blut und keine Milch aus dem Euter saugen. Wenn wir Gott
oder dem Gott im Menschen dienen wollen, können wir das nur durch seine Gnade
und wenn er es will. Niemand sonst kann ihm dienen. es ist Gottes Gnade, wenn
einer für das Werk des Meisters erwählt wird. Wenn ihr für eine Aufgabe
ausersehen wurdet, dann tut sie freudig, still, liebevoll und selbstlos. Dankt
Gott, daß ihr für diese Arbeit erwählt wurdet – daß ihr bei der Durchführung
seines Werkes mitarbeiten dürft. Das ist seine Gnade. Ihr
solltet zum Meister in euch wahr sein. Wenn ihr seht, daß er in euch ist,
werdet ihr sehr besorgt sein, nichts Falsches zu tun, etwas, das gegen seinen
Willen ist, ob ihr nun in seiner Gegenwart oder fern von ihm seid. Wenn ihr das
beachtet, werdet ihr immer an den Meister denken, und das Ergebnis wird sein:
„Wie du denkst, so wirst du.“ nach und nach werdet ihr sehen, daß „Er es ist,
der in mir wirkt und nicht ich.“ Paulus sagte: „Ich bin es, doch nun nicht ich,
sondern Christus lebt in mir.“ Das ist das höchste Ziel. Auf denen, die erwählt
sind, das Werk des Dienens unter dem Meister fortzuführen, ruht also Gottes
Gnade. Sie sollten dankbar sein, daß ihnen dieser Dienst übertragen wurde. Sie
sollten selbstlos dienen und dabei immer daran denken, daß sie Gott im Menschen
dienen, denn er hat sie dafür erwählt. Daß
ihr Gott oder dem Gott im Menschen dienen sollt, erkennt ihr daran, daß ihr
initiiert wurdet, näher zum Meister kommen durftet und eine Aufgabe unter ihm
erhalten habt. Das ist seine besondere Gnade; und wir sollten uns dieser
Aufgabe würdig erweisen und den vollen Segen davon gewinnen. Das können wir
nur, wenn wir unsere Arbeit selbstlos, wie eine Marionette in seinen Händen
erfüllen. Jeder Dienst, der nach dem Willen und zur Zufriedenheit des Meisters
geleistet wird, ohne daß sich dabei unser Ego geltend macht, bringt reiche
Frucht. Wer für diesen Dienst unter ihm erwählt wurde, sollte dafür dankbar
sein. Andernfalls bindet er euch, und selbst wenn ihr in der Nähe des Meisters
lebt, könnt ihr nicht mehr den vollen Nutzen daraus ziehen. Heute
sprechen wir also von jenen, die durch die Gnade des Gott- im- Menschen
initiiert worden sind. Sie sollten das weiterentwickeln, was sie erhalten
haben, indem sie ständig Vorsicht und Zurückhaltung üben, damit sie sich
innerlich entwickeln und der strahlenden Form des Meisters begegnen und von
Herz zu Herz mit ihm sprechen. Das ist eine Seite. Die andere ist, daß ihr
zuweilen für eine Aufgabe auserwählt werdet. Was ist seine Aufgabe? Alle Kinder
Gottes zusammenzubringen. Ihr solltet anderen ein Vorbild sein. Ein Vorbild ist
besser als eine Vorschrift. Wenn ihr eine Aufgabe in seinem Werk erhalten habt,
solltet ihr sie erfüllen – gleich, ob hier unter seiner direkten Aufsicht oder
woanders. Wer für die eine oder andere Arbeit ausersehen wurde, ist sehr
begünstigt. Aber er sollte seine Pflicht tun, ohne sein Ego zur Geltung zu
bringen. Er sollte sie nur tun, um dem Meister zu gefallen, ohne einen
Ausgleich oder eine Gegenleistung zu erwarten. Der meister wird ihm geben, was
Er will, wofür jemand reif ist und was Er für das Beste erachtet. Wenn ihr
einem solchen Gott im Menschen dient, wird euch natürlich ein Ausgleich zuteil.
Welchen Lohn wird Er euch geben? Er wird euch zuerst von der Welt befreien und
dann auf immer mit Gott vereinen. Wenn der Gott im Menschen euer Bestes will,
dann glaube ich, ist es Gott, der euch wohlgesinnt ist. Durch
die besondere Gnade Gottes habt ihr die Initiation erhalten. Der Sinn der
Initiation ist es, unsere Seele mit der Hilfe des Lichts und des Tonstroms, die
vom absoluten Gott ausgehen, in den Schoß unseres Vaters zurückzuführen. Und
wenn ein Initiierter für eine bestimmte Aufgabe im Werk des Meisters erwählt
ist, wird ihm eine weitere ungewöhnliche Gnade zuteil. Jene, die dem Meister
näher sein wollen, bekommen eine bestimmte Arbeit oder Pflicht übertragen. Wenn
der Schüler diese Aufgabe selbstlos und ohne Ego erfüllt, wird sie Frucht
tragen. Wenn ihr erkennt, daß alles nach dem Wunsch und Willen des Meisters
verläuft, seid ihr natürlich eins mit ihm. Dann habt ihr keinen eigenen Willen
mehr. Sein Wille ist euer Wille und sein Wille ist Gottes Wille. So sollte
jeder von euch dankbar sein, daß er initiiert wurde. Ihr seid auf den Weg
zurück zum absoluten Gott gestellt worden. Wen er euch für eine bestimmte
Pflicht ausgewählt hat, seid ihr noch mehr begünstigt: aber erfüllt diese
Pflicht voller Vertrauen, Hingabe und Selbstlosigkeit. Was wird er euch geben,
wenn ihr das tut? Er wird euch seinen eigenen Platz einräumen. Guru
Har Govind, der sechste Guru der Sikhs, bat einmal jemand, etwas aus dem „Jap
Ji“ vorzutragen. das Jap Ji ist Teil des Guru Granth Sahib, der Heiligen
Schrift der Sikhs. Er sagte: „Wer dies mit ungeteilter Aufmerksamkeit vorträgt,
darf mich um seinen Herzenswunsch bitten. Aber es sollte kein anderer Gedanke
dazwischenkommen. Es muß mit ungeteilter Aufmerksamkeit geschehen.“ So begann
ein Mann, aus dem Jap Ji vorzutragen. Er tat es mit ungeteilter Aufmerksamkeit
und als er zum Ende kam, dachte er an ein sehr schönes Pferd, das dem Meister
gegeben worden war und wünschte es sich. Nach dem Vortrag bat er um das Pferd.
Der Meister gab es ihm und sagte: „Schau, wenn du dieses Pferd nicht gewollt
hättest, hätte ich dir meinen eigenen Platz eingeräumt.“ Versteht ihr mich? Wer
selbstlos und mit ungeteilter Aufmerksamkeit arbeitet, wird eins mit dem
Meister. Der Meister will, daß ihr eins mit ihm werdet. Wer etwas anderes will,
bekommt es natürlich. Aber ich würde sagen, selbstloser Dienst für den meister
ist das höchste Glück. Aber wer verrichtet ihn? Wem Gott seine Gnade schenkt. Erst
einmal seid ihr also begünstigt, daß ihr initiiert worden seid. Und wer
auserwählt wurde, in seinem Werk zu arbeiten und in direkte Verbindung mit ihm
zu kommen, der ist noch mehr begünstigt. Aber denkt daran, es sollte ein
selbstloser Dienst sein. Das Ego sollte sich nicht zur Geltung bringen. Denn
wenn das kleine Selbst oder Ego mitspielt, werdet ihr statt sehr viel nur wenig
oder nichts davon haben. Seid also dankbar, daß euch die Initiation gegeben
wurde. Wer den vollen Segen dieses Dienstes erhält, denkt manchmal, er stünde
über dem Meister. Ihr mögt so gut sein wie der Meister – das ist etwas anderes
– aber über ihm könnt ihr nicht stehen. Euer Ego bringt sich nur zur Geltung
und läßt euch eure Stellung überschreiten. Das Ergebnis einer solchen Handlung
ist, daß man nicht den ganzen Segen erhält. Der Diener ist der Diener und der
Herr ist der Herr. Wenn der Herr euren Dienst nicht annimmt – könnt ihr ihn
dann dazu zwingen? Manchmal ziehen wir nicht den rechten Nutzen aus dem, was
uns bei der Initiation gegeben wurde. Nicht einmal dann, wenn wir in der Nähe
des Meisters leben. Damit ihr also die Gabe der Initiation und des euch
übertragenen Dienstes voll nutzen könnt, müßt ihr selbstlos und mit ungeteilter
Hingabe arbeiten. Wenn ihr das tut, werdet ihr eins mit dem Meister. 25 Rechtschaffenheit,
Losgelöstsein, Selbstbeherrschung Zoroaster
wurde einmal gefragt, wie man Gott erkennen können. Er sagte: „Durch
Rechtschaffenheit“. daraufhin wurde er gefragt „Was ist Rechtschaffenheit?“ Er
antwortete: „Gute Gedanken, gute Worte und gute Taten.“ Das Ganze hängt von
eurer Aufmerksamkeit oder dem Surat ab. Woran immer ihr eure Aufmerksamkeit
heftet oder bindet – die Gedanken daran werden ständig in euch widerhallen. Wir
sollen natürlich den besten Gebrauch von allen Dingen machen, aber wir dürfen
uns nicht an sie binden. Wenn sich unsere Seele nur an etwas Höheres in uns
binden könnte, wären wir gerettet. Was ist aber, wenn sich unsere
Aufmerksamkeit durch die nach außen fließenden Energien so sehr zerstreut, daß
sie sich mit den äußeren Dingen identifiziert? dann könnt ihr eure
Aufmerksamkeit nicht von ihnen zurückziehen. Es ist eine Frage der
Aufmerksamkeit oder des Surat, ob ihr sie mit den äußeren Dingen beschäftigt
oder nach innen wendet und an euer Überselbst bindet. Ihr
müßt also erkennen, wohin ihr durch die nach außen fließenden Energien des
Sehens, Hörens, Riechens, Schmeckens und Fühlens getrieben werden. Diese fünf
Energien fließen durch die fünf Öffnungen des Körpers nach draußen. Solange ihr
sie nicht von außen zurückzieht, werdet ihr nicht fähig sein, euer eigenes
Selbst zu erkennen oder euch mit dem höheren Selbst oder Gott in euch, dem
Licht und dem Tonstrom zu verbinden. Was
ist also Rechtschaffenheit? Sie bedeutet, sich nicht an das Äußere zu hängen.
Ihr braucht die Welt natürlich nicht zu verlassen, sondern sollt den besten
Gebrauch von den äußeren Dingen machen. Wenn ihr in einen Garten geht, erfreut
ihr euch an den Blumen und verschiedenen Pflanzen. Das könnt ihr den ganzen Tag
und niemand wird sich darum kümmern. Aber in dem Augenblick, wo ihr die Blumen
abschneidet, wird euch der verantwortliche Gärtner zur Rede stellen und
anzeigen. Wir sind also hier, um den besten Gebrauch von allen äußeren Dingen
zu machen, doch wir dürfen uns nicht an sie binden. Wir sollten sie als
Sprungbrett zum höheren Selbst gebrauchen. Wenn ihr äußeren Befriedigungen so
sehr verfallen seid oder euch so sehr mit ihnen identifiziert habt, daß ihr
euch nicht einmal von ihnen zurückziehen könnt – wie könnt ihr euch da nach
innen wenden und die Verbindung mit Gott in euch erlangen, die euch bei der
Initiation gegeben wird? Diese äußeren Energien sollten wir also beherrschen.
Wann immer wir wollen, sollten wir den besten Gebrauch von ihnen machen; aber
sie sollten uns nicht nach außen ziehen. Wenn ihr dem Meister buchstäblich
gehorcht, macht er euch zum Herrn in eurem Haus. Diese nach außen gehenden
Kräfte sollten eure Diener sein – nicht eure Herren. Im Augenblick ziehen sie
euch mit – ob ihr wollt oder nicht. Was
immer ihr tut, sei es für einen Tag, zwei oder zehn Tage, einen Monat oder
zwei, wird naturgemäß zur Gewohnheit. Eine Gewohnheit wird schließlich zur
Natur. Wenn ihr in die eine Richtung gehen wollt und woanders gebunden seid,
wird euer Gemüt in die eine und eure Füße werden in die andere Richtung gehen.
Wißt ihr jetzt, was zu tun ist? Gott ist in euch – aber wie könnt ihr euch mit
ihm verbinden, wenn ihr euch nicht von außen zurückzieht? Wenn ihr an äußeren
Dingen hängt, könnt ihr euch nicht von außen zurückziehen. Wenn ihr dieses
Gebäude verlaßt, bleibt ihr dieselbe. Wenn
ihr den Körper verlaßt, verändert ihr euch nicht. Ihr bleibt das, was ihr jetzt
seid. Nachdem ihr den Körper verlassen habt, könnt ihr kein Gelehrter mehr
werden. Wenn ihr an der Welt hängt, während ihr in ihr lebt, wird eure
Aufmerksamkeit noch in der Welt sein, selbst wenn ihr den Körper verlassen
habt. Wohin geht ihr also? Dorthin, wo ihr gebunden seid. Woran sollen wir uns
binden? Die Seele ist eine bewußte Wesenheit, sie sollte sich schon im Leben
mit der Überseele verbinden, die vollkommene Bewußtheit ist. Dann hängt ihr
nicht mehr an der Welt, obwohl ihr noch in ihr lebt. Ihr seid in der Welt und
doch nicht von ihr. Wenn ihr den Körper verlaßt, eilt ihr zu Füßen des Herrn. Wir
müssen also alle nach außen fließenden Energien beherrschen. Wir sollten fähig
sein, sie zu gebrauchen, wenn es nötig ist und uns nicht nach außen ziehen
lassen. Dafür sind die Tagebücher gedacht. Ihr müßt erkennen, woran ihr hängt.
Durch die Gnade Gottes erhaltet ihr eine innere Verbindung. Ihr seht das Licht
Gottes in euch und hört den Tonstrom. Wenn ihr ihm eure ganze Aufmerksamkeit
zuwendet, wird er euch magnetisch nach oben ziehen. Selbst wer eine innere
Verbindung mit dem Herrn erhalten hat, wird sie verlieren, wenn er nicht
Selbstbeherrschung übt. Nur wenn ihr euch selbst beherrscht, könnt ihr eure
Aufmerksamkeit lenken, wohin immer ihr wollt. Das
erste ist also, daß die Wahrheit über allem steht – aber ein wahres Leben steht
noch über der Wahrheit. ein ethisches Leben ist das Sprungbrett zur
Spiritualität. Bleibt, wo ihr jetzt seid. Ihr müßt selbst beurteilen, wo ihr
vorher wart und wo ihr jetzt steht. Ihr werdet finden, daß einige Initiierte,
die Fortschritte machten, aber ihre Tagebücher zur Selbstprüfung nicht führen,
ihre Übungen fallen lassen und sich an äußere Dinge binden. Sie machen keine
Fortschritte mehr, aber in den Augen anderer sind sie sehr fromm. Sie sind
weder zu sich selbst noch zu Gott in sich wahr. Was ergibt sich daraus? Ein
solcher Mensch weint innerlich, aber in den Augen anderer ist er ein sehr guter
Mensch. Doch Gott in uns sieht, was er ist. wir sollten ein Leben der
Selbstbeherrschung und des guten Charakters führen. Wir sollten Gott lieben und
um seine Liebe willen alle anderen lieben. Wenn ihr den Herrn vergeßt, dann
seid ihr gebunden. Ihr werdet dahin gehen, wo ihr gebunden seid. jetzt
seht ihr, wie wichtig es ist, sich selbst zu beherrschen. Gebraucht alles nach
Belieben. Im Augenblick werdet ihr noch unwiderstehlich von äußeren Dingen
angezogen. Ihr müßt ganz losgelöst in der Welt leben. Wenn ihr eine eurer
Kräfte gebrauchen wollt, dann tut es. Wenn nicht, dann laßt es. Jetzt seid ihr
noch nicht so weit. Daher erhaltet ihr eine Verbindung mit dem Licht und dem
Tonstrom in euch. Wenn ihr dort mehr Seligkeit erfahrt, werden eure äußeren
Bindungen durchtrennt. Dann lebt ihr anscheinend in der Welt, aber seid nicht
an sie gebunden. Ihr macht nur den besten Gebrauch von ihr, gerade wie ein
Mann, der in einen Garten geht: er erfreut sich daran und geht und kommt, wann
er will. Ähnlich ist es wichtig, daß ihr ein Herz habt, das an Gott und nicht
an die Welt gebunden ist. Wenn ihr Gift einnehmt, wird euch übel. Hört also
damit auf, um den Entgiftungsprozeß zu ermöglichen. Es hat keinen Sinn, zu
jammern und sich dabei weiter zu vergiften. was sollen wir also tun? Wir
vergiften uns durch die nach außen fließenden Energien. Durch die Augen, Ohren,
Zunge, Nase und Tastsinn nehmen wir äußere Eindrücke in uns auf. Deshalb müssen
wir Selbstbeherrschung üben. Nur ein solcher Mensch kann von Tag zu Tag
fortschreiten, durch Regelmäßigkeit und Selbstprüfung. Das ist sehr wichtig. Gerade
eure Seele, deren äußerer Ausdruck Aufmerksamkeit oder Surat ist, macht es euch
unmöglich, im Innern zu sehen, wenn sie am Äußeren hängt. Während ich hier
sitze, kann ich nicht sehen, was hinter mir vorgeht. Wenn ich den Meister vor
mir gerne anschaue, würde ich es nicht wagen, mich umzudrehen – es würde mir
nicht einmal einfallen. Wenn ich mein Gesicht nicht von dieser Seite abwende,
um auf die andere Seite zu schauen, kann ich nicht sehen, was dort vorgeht. Nur
wenn wir unsere Aufmerksamkeit nach innen wenden, können wir sehen. Er ist
schon dort und wartet auf uns. Wer
initiiert wird, erhält ein Anfangskapital. Er muß es durch regelmäßige Übungen,
Selbstprüfung und Selbstbeherrschung von Tag zu Tag immer weiter entwickeln.
Dann werdet ihr große Seligkeit erfahren, noch während ihr in der Welt seid –
aber nicht mehr an ihr hängen. Wir sollten also sehen, wo wir jetzt sind und wo
wir früher waren, wo wir vor zwei Jahren oder vor einem Jahr standen.
Gewöhnlich stellen wir fest, daß wir damals besser dastanden als jetzt. Warum?
Weil wir fortschreiten sollten. Deshalb müssen wir zu uns selbst wahr sein.
Gott ist in euch. Der Guru oder die Meisterkraft ist in euch. Er wartet auf
euch, aber ihr hängt am Äußeren fest. Das heißt nicht, daß ihr die Welt verlassen
und in den Himalaya gehen sollt. Wir müssen im Wasser schwimmen lernen, nicht
auf dem Trockenen und nicht nur durch intellektuelles Ringen. Es ist ein
Training, für das ihr etwas erhaltet, um damit in euch zu beginnen. Es ist wie
die Nadel eines Kompasses, die immer nach Norden weist. Ihr müßt das tun,
während ihr eure Aufgabe in der Welt erfüllt. Ein wahrer Meister rät euch
nicht, die Welt zu verlassen, sondern in ihr zu bleiben und doch nicht von ihr
zu sein. ein Boot bleibt im Wasser und ihr könnt in ihm rudern, aber gebt acht,
daß das Wasser nicht ins Boot dringt, sonst ertrinkt ihr. Wenn die äußeren
Eindrücke euch innen überfluten, werdet ihr im Wasser der Welt ertrinken und
immer wieder zurückkommen müssen. Aus
diesem Grund erhält der Initiierte etwas, mit dem er in sich beginnen kann.
Dort werdet ihr euch binden, wenn ihr regelmäßig übt. Ihr werdet in der Welt
und doch nicht von ihr sein. dafür müßt ihr zu euch selbst ehrlich sein. Das
müssen wir vor allem lernen. Wenn ihr auf diese Weise weitermacht, schreitet
ihr von Tag zu Tag fort. Sonst wird euch sogar das wieder genommen, was ihr
schon hattet, würde ich sagen. Unser Meister gab uns oft das Beispiel von dem
Vater, der seinen Kindern etwas schenkte, um ihnen damit eine Freude zu machen
und sie es auf beste Weise nutzen zu lassen. Einem
gab er zwanzig Rupien, dem zweiten zehn und dem dritten fünf. Das Kind mit den
zwanzig Rupien machte vierzig daraus, das zweite mit den zehn Rupien machte
daraus zwanzig, während das dritte Kind, dem er fünf gegeben hatte, sie einfach
behielt und nichts damit anfing. So gibt der Meister dem, der zu den
<Rupien, die er bekommen hat, noch zwanzig dazuverdient, noch etwas extra.
Wer vom Meister etwas erhalten hat und es nur behält, dem bleibt das, was er
bekommen hat, aber es wird auch nicht mehr. Und was tun wir gewöhnlich? Wir
erhalten ein Anfangskapital und verzetteln es, indem wir uns an die äußere Welt
hängen. Der Vater freut sich über das Kind, das den besten Gebrauch von seiner
Gabe macht. Wenn es zu einem guten und verläßlichen Menschen heranwächst, wird
es mehr und mehr erhalten. Manche Leute sagen: „Früher standen wir sehr gut da
– aber jetzt nicht.“ Und warum nicht? wir haben Bettler aus uns gemacht. Wir
müssen uns also in acht nehmen. Selbstprüfung ist äußerst notwendig. Wer sie
nicht einhält, dessen Kapital wird dahinschwinden. 26 Wahrer Satsang Ich
sprach gerade über Satsang oder was es bedeutet, in der Gemeinschaft eines
Heiligen zu sein. Der Satsang ist eine Schule, in der ihr nicht nur über Gott
unterrichtet werdet, sondern wo ihr auch eine Erfahrung von Gott in euch
erhaltet. Wenn ihr auf einem bestimmten Gebiet ausgebildet werden wollt, müßt
ihr auf eine schule oder Universität gehen, an der dieses Gebiet gelehrt wird.
Wenn ihr etwas über euren grobstofflichen Körper lernen wollt – was ihn
schwächt und wie er wieder gestärkt werden kann – müßt ihr auf eine Schule
gehen, an der ihr lernt, wie man seine Gesundheit erhält. Wenn ihr Ingenieur
werden wollt, müßt ihr auf eine Schule gehen, an der euch Ingenieure
unterrichten. An dieser Schule, in der ihr nun seid, lernt ihr, wie man
wirklich Gott erkennt. Der Satsang ist eine Schule, an der euch ein Lehrer
unterrichtet, der Gott kennt, ihn sieht und fähig ist, auch anderen eine
Erfahrung von Gott im Inneren zu geben – etwas, mit dem sie beginnen können.
Nur eine solche Schule wird Satsang genannt. das Wort Satsang bedeutet
eigentlich, die Seele mit dem alldurchdringenden, allgegenwärtigen Gott zu
vereinen. das ist nur möglich, wenn wir unsere Seele vom Gemüt und den nach
außen fließenden Energien trennen. Nur wenn wir uns selbst erkennen, sind wir
in der Lage, Gott zu erkennen, der alles durchdringt und alles erhält, in dem
wir leben und unser Sein haben. Diese
schule, in die ihr geht, wird also Satsang genannt. Wir besuchen sie, um uns
mit Gott zu verbinden. das ist nur möglich, wenn einer darin lehrt, der Gott
sieht und auch andere dazu befähigt. Der Gott im Menschen oder Mensch in Gott
sieht Gott überall und in allem. Wer für ihn empfänglich wird, beginnt ebenfalls,
Gott in allem zu sehen. Der Gottmensch kann euch eine Verbindung, eine
Erfahrung von Gott geben, der in euch und überall ist. Euer Unterricht beginnt
erst wirklich , wenn ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt. Ihr seid dann
auf dem weg, euer Selbst und dann das Überselbst zu erkennen, das euch im
Körper überwacht. Er überwacht das ganze Universum. Wenn ihr also Gott erkennen
wollt, müßt ihr in eine Schule gehen, in der einer lehrt, der Gott kennt, ihn
sieht und fähig ist, euch etwas zu geben, mit dem ihr beginnen könnt – eine
Erfahrung der Gotteskraft, die bereits in euch ist. Wenn ihr zu einem
Tuchhändler geht, der nur Seidenstoffe führt, und nach einer Eisenstange fragt
– wird er sie euch geben können? Natürlich nicht. Wenn ihr in eine Schule geht,
wo die Anwendung von Maschinen gelehrt wird, und ihr die Lehrer bittet, euch zu
zeigen, wie man Gott erkennt – werden sie euch eine Erfahrung von ihm geben
können? Nicht im geringsten. Und so ähnlich ist es, wenn ihr in eine Schule
geht, um Gott zu erkennen. Das könnt ihr nur dann, wenn dort einer lehrt, der
mit Gott verbunden ist und kompetent, euch etwas zu geben, mit dem ihr beginnen
könnt. Wenn ihr eine solche Schule findet, dann stellt sich die frage, wie ihr
ihren Besuch am besten nutzen könnt. Wenn ihr dort hingeht, solltet ihr alles
andere vergessen. Laßt alles hinter euch zurück, Haus und Herd, eure Umgebung
und selbst euren Körper. Wenn ihr nun den Gott im Menschen seht, dann richtet
eure ganze Aufmerksamkeit auf seine Augen, aus denen die Seele Gottes in ihm
spricht. Die Augen sind die Fenster der Seele. Seine Seele ist von Liebe zu
Gott erfüllt und leuchtet in Seiner Herrlichkeit. Wenn ihr für ihn empfänglich
werdet, lernt ihr die Anfangsgründe der Spiritualität – ohne gesprochene Worte.
Ihr werdet immer an ihn denken – und wie ihr denkt, so werdet ihr. Wer das
kann, wird ein Gurmukh genannt. Ihm wird der volle Segen aus dem Besuch des
Satsang zuteil. Wer
hierher kommt, ist begünstigt. Er sollte die Vergangenheit und die äußere
Umgebung vergessen und nur bei Gott im Menschen sein, der vor ihm ist. Ihr
solltet empfänglich werden, euren Körper und alle äußeren Dinge vergessen. Wenn
euer Körper hier ist und eure Gedanken verschiedenen äußeren Dingen nachlaufen,
werdet ihr von eurem Satsangbesuch nichts haben. Ich möchte euch noch einmal
einprägen, daß der Satsang eine Schule ist, die diesen namen nur dann zu recht
trägt, wenn es dort einen gibt, der Gott gesehen hat, ihn kennt und mit ihm
verbunden ist. Er ist von Liebe zu Gott berauscht und strahlt diese
überfließende Liebe auf andere aus. Wenn ihr den Besuch dieser Schule wirklich
nutzen wollt, müßt ihr eure Umgebung, jene, die um euch sitzen und selbst euren
physischen Körper vergessen. Ihr solltet
nur auf den Gott im Menschen achten, den ihr vor euch seht. Auf diese
Weise werdet ihr durch die Ausstrahlung so vieles lernen – weil ihr empfänglich
seid. Seele spricht zu Seele – ganz ohne Worte. Im
Satsang erhaltet ihr zwei Dinge auf einmal. Einmal wird die Theorie durch
gesprochene Worte erklärt und zum anderen erhaltet ihr durch die Augen ein
Kapital, das dem Anwärter, der in dieser Schule kommt, um Gott zu erkennen,
durch Ausstrahlung übertragen wird. Solche Schulen sind selten. Es gibt viele
Schulen, wo die Leute nur geschichtliche Vergangenheit und Theorien besprechen,
wie sie von den Rishis vor langer Zeit verkündet wurden. Sie können euch zwar
mit einigen Aussprüchen vergangener Meister bekannt machen, aber das ist nur
zum Zweck des rechten Verstehens. Denn wie könnt ihr den vollen Nutzen aus der
Theorie ziehen, wenn ihr keine Erfahrung erhaltet, mit der ihr beginnen könnt?
Einer mag ganz wunderbar darüber sprechen, wie man ein Geschäft erfolgreich
führt. Er spricht wirklich wunderbar. Aber was nützt das seinen Zuhörern ohne
Anfangskapital? Nur wenn ihr ein Anfangskapital erhalten könnt, hilft euch der
Vortrag wirklich weiter. Das hier ist eine Schule der Spiritualität. Zuerst
wird euch die Theorie anhand der Schriften früherer Meister erklärt, die Gott
sahen und andere sehend machten. „Nur der Sohn kennt den Vater und wem es der
Sohn will offenbaren.“ Gott wohnte in jedem Herzen. Er ist die überwachende
Kraft, die die Seele im Körper hält. Diese Dinge sollen den Besuchern des
Satsangs zum richtigen Verständnis verhelfen. Aber das allein ist nicht genug.
Es muß einen geben, der über Gefühlen, Gemütsbewegungen und dem Verstand steht.
Er sieht Gott und hilft anderen, das innere Auge zu entwickeln, damit sie ihn
in sich sehen können. Er gibt euch etwas, mit dem ihr beginnen könnt – eine
Verbindung mit der ewig unwandelbaren Dauer, die Gott ist. Dafür braucht man
keine äußeren Rituale. Ihr solltet als Mensch kommen – von allen äußeren
Bindungen und Zugehörigkeiten befreit. Er kennt Gott und vermag euch eine
Anfangserfahrung zu geben; und wenn ihr zu seinen Füßen etwas lernen wollt,
dann vergeßt alles andere. Als erstes müßt ihr die Theorie verstehen. Die
früheren Meister sahen Gott und waren auch fähig, jenen, die zu ihnen kamen,
etwas zu geben, mit dem sie beginnen konnten. Als nächstes erhaltet ihr eine
Erfahrung. Ihr seid vom Schicksal begünstigt, würde ich sagen, daß ihr eine
Schule besucht, an der euch durch die Gnade Gottes eine Anfangserfahrung
gegeben wird. Wenn ihr diese Erfahrung und den Besuch des Satsang auf die
rechte Weise nutzen wollt, dann müßt ihr empfänglich werden. Das werdet ihr,
wenn ihr die Gebote des Gott im Menschen oder des Menschen in Gott befolgt. Deswegen
seid ihr hierhergekommen. Ihr seid begünstigt und solltet von dieser Zeit den
besten Gebrauch machen. Vergeßt alles, während ihr hier seid: Haus und Herd,
die äußere Umgebung und selbst euren Körper. Werdet vollkommen empfänglich,
indem ihr in die Augen des Gott- im- Menschen schaut. Seine Seele spricht durch
die Augen zu den Seelen, die empfänglich sind. Spiritualität kann nicht gelehrt
werden, sondern man nimmt sie wie eine Infektion durch die Augen auf. Ihr seid
begünstigt, durch Gottes Gnade eine solche Schule zu haben; und es liegt nun an
euch, den besten Gebrauch davon zu machen, indem ihr sie in der beschriebenen
Weise besucht. Bleibt bei eurer Religion oder eurem glauben – das ist nicht
wichtig. Ihr seid zuerst Menschen. Die Zeichen der Zugehörigkeit, die ihr
tragt, beziehen sich nur auf den äußeren Körper. Diese Dinge machen für den
spirituellen Menschen keinen Unterschied. Ihr seid Menschen – von Gott mit
gleichen Rechten ausgestattet – und ihr seid zudem bewußte Wesen, beseelte
Körper. Eure Seele ist Gott wesensgleich. Ihr seid Tropfen aus dem Meer der
Allbewußtheit. Als Menschen seid ihr eins. Als Seelen seid ihr eins. Ihr alle
verehrt den gleichen Gott. 27 Wie man Empfänglichkeit
entwickelt – I Leben
kommt von Leben. Die Ausstrahlung eines Menschen, der von der Kraft belebt
wird, durch die sich Gott zum Ausdruck bringt, kann sich auf einen anderen
übertragen, der empfänglich ist. Er mag weit entfernt oder ganz nah sein – wenn
er nicht empfänglich ist, kann er dieses Leben nicht erhalten. Leben strahlt
durch Leben aus und auch durch die Augen. Die Augen sind die Fenster der Seele.
Die Seele, die durch die Verbindung mit Gott belebt wird, kann dieses
Lebensprinzip durch die Augen ausstrahlen – nicht durch den Verstand. Mit dem
Verstand können wir nur Dinge unterscheiden. Leben wird durch Leben übertragen
und nur an jene, die empfänglich sind. Sonst können sie dies Leben nicht
erhalten. Spiritualität kann man also nicht lernen – sie wird den empfänglichen
Seelen wie eine Infektion übertragen. Jemand kann jahrelang im gleichen Haus
wie der Meister wohnen und keinen Funken Spiritualität aufnehmen. Dagegen wird
eine empfängliche Seele – auch wenn sie weit weg wohnt – mehr damit anfangen,
als eine nicht empfängliche, die ganz nah bei ihm lebt. Im Leben eines
empfänglichen Menschen sammeln sich alle guten Eigenschaften. Deshalb sagt
Kabir, daß es sinnlos ist, physisch beim Meister zu sein, wenn euer Gemüt nicht
für den Gott im Menschen empfänglich ist. Empfänglichkeit
läßt sich entwickeln, wenn man alle fremden Gedanken vertreibt. was bleibt,
seid ihr und er. Ihr wirkt hinter den Augen und der Gott im Menschen wirkt auch
dort. Die Augen sind die Fenster der Seele, und der Gottmensch lehrt andere
durch die Augen – ohne zu sprechen. Was ich euch sage, ist natürlich ein sehr
schwieriger Punkt. Ihr könnt jahrelang beim Meister wohnen und dennoch kein
Leben entwickeln. Wie ihr denkt, so werdet ihr. Dieses Leben fließt in euer
Leben über, wenn ihr empfänglich werdet. Ihr werdet eins mit ihm und nie mehr
zwei sein. Deshalb hat Paulus gesagt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern
Christus lebt in mir.“ Genau das haben fast alle Meister gesagt, ob sie nun in
Indien oder woanders lebten. Maulana Rumi sagte: „Ich bin so erfüllt von meinem
Meister, daß ich vergessen habe, wie ich heiße und ob er in mit ist oder ich in
ihm bin. Ich kann es nicht unterscheiden.“ das wird zum Schicksal empfänglicher
Seelen. Er ist alle Weisheit, Gnade, Barmherzigkeit und Liebe. Diese
Eigenschaften könnt ihr in euch entwickeln, wenn ihr empfänglich werdet – nicht
durch Worte. Durch Worte versteht ihr auf der Ebene des Verstandes; aber wenn
ihr nicht empfänglich werdet, kann kein Leben auf euch ausstrahlen und in euch
einströmen. Versteht ihr? das ist der Grund, warum Hunderte von Menschen im
gleichen Hause wie der Meister leben mögen und dennoch keine Spiritualität
entwickeln. Ich
habe euch zwei Beispiele gegeben, eines von Paulus und ein anderes von Maulana
Rumi. Ein solcher Mensch wird Gurmukh genannt. Er wird zum Sprachrohr des
Gurus, aber nicht auf der Ebene des Verstandes. Auf der Ebene des Verstandes.
Auf der Ebene des Verstandes könnt ihr euch vieles merken, was der Meister
gesagt und gelehrt hat. Aber das hat kein Leben – weil ihr nur auf der Ebene
des Verstandes sprecht. Leben oder Bewußtheit ist etwas ganz anderes als
intellektuelles Ringen oder Streiten. Versteht ihr jetzt, was ich sagen will?
Wir kommen da auf einen sehr schwierigen Punkt zu sprechen. Diese Dinge kann
man nicht schriftlich erklären. Geschriebenes kann nicht die Worte übertragen,
die ein Mensch direkt spricht und die mit höherem Leben geladen sind. Deshalb
hat Soami Ji gesagt: „Wenn ihr zum Satsang geht, dann zieht den vollen Nutzen
daraus.“ Wie? Vergeßt alles, wenn ihr zum Satsang kommt. Vergeßt selbst die
Umgebung und wer neben euch sitzt. Vergeßt auch euren eigenen Körper. Dann
bleiben nur ihr und er. Augen sprechen zu Augen. Die Augen sind die Fenster der
Seele. Wenn ihr euch derart vertieft, werdet ihr empfänglich und erhaltet
Leben. Leben kann nicht durch Papier oder den Verstand übertragen werden. Der
Verstand erklärt nur, was eben mit Worten erklärt werden kann und nichts
weiter. Die Sprache ist manchmal recht unzulänglich. Wir sind bewußte Wesen und
wir werden bewußter, wenn wir durch die Empfänglichkeit das Brot des Lebens
erhalten. Diese Ausstrahlung kann man ganz nahe beim Meister oder auch Tausende
von Kilometern entfernt empfangen. Durch Funk und Fernsehen hört und seht ihr
über Tausende von Kilometern hinweg. Wenn ihr das Mensch gewordene Naam – das
fleischgewordene Wort – seid, warum sollt ihr dann nicht auch überallhin
ausstrahlen können? Ihr könnt es. Wer Empfänglichkeit entwickelt, erhält das
wahre Brot des Lebens und das wird ihm mehr Leben geben. Das Leben ist bereits
in euch, aber ihr habt euch noch nicht selbst erkannt, weil ihr von Gemüt,
Materie und den nach außen fließenden Energien umhüllt seid. Ihr habt euch so
sehr mit dem Körper und den äußeren Dingen identifiziert, daß ihr euch nicht
von ihnen lösen und erkennen könnt, wer ihr wirklich seid. Wenn ihr euch mit
eurem höheren Selbst verbindet – mit einem Menschen höchster Bewußtheit – dann
entwickelt ihr euch weiter. Guru Nanak hat gesagt: „Nur der lebt, o Nanak,
dessen Seele sich mit dem vereint, der
das Sprachrohr der Kraft ist, die Wort oder Naam genannt wird, durch die sich
Gott zum Ausdruck bringt.“ Wenn ihr für ihn empfänglich werdet, der das Fleisch
gewordenen Wort ist, werdet ihr natürlich mehr Leben erhalten. Wie
ich euch gesagte, kann man Spiritualität nicht lernen, sondern nur aufnehmen,
wenn man empfänglich wird. Nur durch Liebe könnt ihr empfänglich werden. ein
Liebender bleibt auch unter Tausenden von Menschen ganz allein, weil all seine
Aufmerksamkeit auf den Meister gerichtet ist, mit dem er sich ausschließlich
beschäftigt. Nur so könnt ihr Empfänglichkeit entwickeln. Wenn ihr empfänglich
werdet, erhaltet ihr mein Leben. Durch intellektuellen Gespräche versteht ihr
nur, was mit ‚Brot des Lebens‘ gemeint ist und nicht versteht. es gibt im
Sanskrit das Wort ‚Upasna‘. Upasna bedeutet ‚bei einem Meister sein‘. Nichts
steht zwischen euch und dem Meister. Er ist vollkommen bewußt und auch ihr seid
bewußte Wesen. Bewußte Wesen sollten nichts zwischen sich haben – außer
vielleicht den physischen Körper, die nach außen fließenden Energien oder den
Intellekt. Über diese Dinge sollten wir uns erheben und uns mit dem höheren
Selbst verbinden. Das können euch nur jene lehren, die von diesem Leben erfüllt
sind. Wer nicht mit dem höheren Selbst verbunden ist, kann das Leben nicht
erhalten. Wenn ihr dieses Leben erhaltet, werdet ihr zur Wohnstatt aller
Tugenden. Durch Selbstprüfung werdet ihr alle Unvollkommenheiten ausmerzen. Ihr
versucht zwar diese höheren Tugenden zu entwickeln; aber ihr scheitert dann und
wann. Doch wenn ihr dieses Leben in euch erhaltet und dazu die Selbstprüfung
beachtet und tagtäglich alle Unvollkommenheiten in euch ausmerzt, wird eure Verbindung stärker. Wenn ihr für einen
Gottmenschen empfänglich werdet, braucht ihr kein Tagebuch oder ähnliches. Ihr
werdet das Leben unmittelbar erhalten und wenn ihr es bekommt, löst ihr euch
von allem anderen. Am Feuer weicht natürlich alle Kälte. Habt ihn nur wirklich
verstanden, was ich euch sagen will? Eben das gibt euch die physische Gegenwart
des Meisters. Wer
zum Meister kommt und keine Empfänglichkeit entwickelt, glaubt, daß er durch
seine eigenen Bemühungen mehr erreichen wird (einen kleiner Anstoß wird ihm
natürlich helfen) – doch durch die Empfänglichkeit lernt ihr mehr, als auf jene
andere Weise. Was tut ihr, wenn ihr meditiert? Ihr müßt euch bemühen; aber es
sollte eine Bemühung ohne Mühe sein, bei der die Frage: ‚Wer handelt?‘ nicht
auftaucht. Ihr solltet alle Hoffnung auf den einen vor euch setzen oder auf die
Kraft, die auch in euch wirkt. Die Bücher geben euch Hinweise, aber nicht das,
was euch gerade erklärt wird. Kabir sagt, daß es kein Upasna ist, wenn ihr
jemandem körperlich nahe seid, aber eure Gedanken in der ganzen Welt
umherschweifen. Ihr könnt dann nicht den vollen Nutzen aus der Gegenwart des
Meisters schöpfen. Der Meister ist ja nicht der physische Körper. Er hat einen
physischen Körper, um durch ihn zu wirken, aber er ist das fleischgewordene
Wort. Der Meister gibt euch eine bewußte Verbindung mit der zum Ausdruck
kommenden Gotteskraft – dem Licht und dem Tonstrom. Je mehr ihr euch mit dem
Licht und dem Tonprinzip im menschlichen Körper verbindet, wo sie sich
offenbaren, um so mehr Leben werdet ihr haben. Leben kommt von Leben, und ihr
erhaltet es, wenn ihr empfänglich werdet. Bei
der Initiation werdet ihr mit der Kraft verbunden, durch die sich Gott zum
Ausdruck bringt. Wenn ihr das täglich übt, dann könnt ihr es entwickeln.
Gleichzeitig solltet ihr euch selbst prüfen und alle Unvollkommenheiten
ausmerzen. Je mehr ihr euch mit dieser Kraft verbindet, desto mehr Liebe,
Weisheit und Leben werdet ihr erhalten. Durch Gespräche und Vorträge beginnt
ihr, etwas zu begreifen, aber ihr erhaltet es nicht. Verstehen ist eine Sache –
doch dieses Sein, dieses Leben zu erlangen, ist eine ganz andere. Wie ich euch
gestern sagte, ist der Satsang eine Schule, in die ihr nicht nur geht, um etwas
über die Spiritualität zu lernen, sondern um sie auch zu erhalten. Zuerst
begreift ihr, worum es geht. Dann nehmt ihr durch Empfänglichkeit das Leben in
euch auf. Das ist ein sehr weites Gebiet. Wenn ihr euch damit befaßt, versteht
ihr mehr und mehr und mehr. Über Tausende von Kilometern hinweg seid ihr ihm
ganz nah, wenn ihr empfänglich seid.
Daher hat Kabir gesagt: „Der Meister mag jenseits der sieben Meere leben und
der Schüler diesseits – wenn er seine Aufmerksamkeit einfach auf den Meister
lenkt, ist er genauso gesegnet, als ob er ihm ganz nah wäre.“ Wenn ich beispielsweise
Anträge auf Initiation bekomme, schreibe ich zurück: „Gut, gebt ihm die
Meditationsanweisungen.“ Die Wort- Kraft stellt die Verbindung her. Unterliegt
nie der Täuschung, daß die Person sie herstellt, die die Anweisung übermittelt.
Sie ist nur das Gefäß, durch das die Anweisung gegeben werden. Eigentlich könnt
ihr die Initiation auch Tausende von Kilometern entfernt erhalten ohne
Vermittlung durch jemanden – wenn ihr empfänglich werdet. Aber gewöhnlich
verstehen das die Menschen nicht. Deshalb sind einige bevollmächtigt, die
Initiationsanweisung zu übermitteln. Tatsächlich wird die Initiation genau in
dem Augenblick vollzogen, wo sie genehmigt wird. Das macht das Wort in euch
oder der menschliche Pol, in dem sich das Wort vollkommen offenbart. Versteht
ihr jetzt, was ihr beim Satsang lernt – was ihr durch ihn gewinnt? Zuerst muß
man auf der Ebene des Verstandes die Theorie begreifen und dann erhält man das
Brot des Lebens. Das gibt eurer Seele Stärke. Von der spirituellen Gesundheit
hängt das Leben von verstand und Körper ab. Alle Unvollkommenheiten werden von
euch abfallen – genau wie die Kälte weicht, wenn ihr am Feuer sitzt. Durch das
Hören des Tonstromes wird sich alles Gute in euch sammeln. Durch Hören könnt
ihr die Richtung bestimmen, in die ihr gehen müßt. Durch Hören wird euer
inneres Auge geöffnet, damit ihr seht, wohin ihr geht. Leider widmen wir diesen
Dingen zuwenig Zeit, sondern vergeuden sie nur mit unwichtigen Dingen, würde
ich sagen. Wenn ihr etwas verstanden habt, dann handelt entsprechend. Solange
ihr nicht verstanden habt, hilft euch der Satsang. Wen ihr etwas begriffen
habt, dann lebt danach und seid nur in der Gemeinschaft von einem, der dieses
Leben in sich hat. Das wird euch einen Auftrieb geben. wir müssen diese Dinge
verstehen und dann danach leben. Wenn ihr nur von Brot redet, könnt ihr euren
Hunger nicht stillen – dazu müßt ihr Brot essen. Deshalb sagte Christus: „Ich
bin das Brot des Lebens. Dies ist das Brot des Lebens, das vom Himmel kommt.
Wer davon ißt, wird leben in Ewigkeit.“ Eßt davon – Er ist natürlich das Brot
des Lebens. Er sagte auch: „Eßt mich und trinkt mich.“ Was sollen wir essen? Er
ist das fleischgewordene Wort. Je mehr ihr euch mit dem Wort, dem Licht und Ton
in euch verbindet und davon erfüllt seid, um so mehr vom Brot des Lebens eßt
ihr. 28 Das wahre Brot und Wasser
des Lebens Was
sagen uns die Meister, wenn sie kommen? Sie sagen, daß Gott den Menschen
geschaffen hat. Der Mensch hat den physischen Körper und den Intellekt
erhalten, aber er ist ein beseelter Körper, eine bewußte Wesenheit, ein Tropfen
aus dem Meer aller Bewußtheit. Auf der weltlichen Ebene ernähren wir den
Körper. Wir haben uns körperlich entwickeln, weil wir die richtige Nahrung zu
uns genommen haben. Wir haben den Intellekt auf eine hohe Stufe gebracht und
viele Dinge dadurch gelernt, wundervolle Erfindungen gemacht und alle Arten von
Informationen über diese physische Welt und andere äußere Dinge gesammelt. Dies
ist das Brot für den Intellekt. Wir wurden also körperlich und geistig stark, indem
wir Körper und Verstand die rechte Nahrung gaben. Doch wir sind bewußte Wesen.
Und welche Nahrung haben wir unserer Seele, unserem wahren Selbst gegeben?
Lernen und äußeres Wissen ist nur Nahrung für den Verstand, aber nicht für die
Seele. Die Seele ist eine bewußte Wesenheit und ihr Brot und Wasser des Lebens
kann nur etwas Bewußtes sein. Zuerst müssen wir unser Selbst erkennen. Alle
Meister haben das von Anfang an gesagt. Wir können unser Selbst nicht durch
Meinungen, Gefühle und Schlußfolgerungen erkennen. Das ist wirklich nur
möglich, wenn wir uns durch Selbstanalyse über das Körperbewußtsein erheben, um
praktisch zu erkennen, wer wir sind. Wenn wir uns selbst erkennen und uns mit
dem allbewußten Gott verbinden – das ist das Brot und Wasser des Lebens für die
Seele. Die Bibliotheken sind voll von weltlichen Wissen und äußeren
Gelehrtheit. Wenn wir unseren Kopf damit füllen – gut – aber das ist kein Brot
für die Seele. Es ist Brot und Wasser für das Wachsen des Verstandes. Das Brot
und Wasser des Lebens für die Seele aber ist die bewußte Verbindung mit Gott
oder der Überseele. Wer kann sie uns geben? Nur solch ein menschlicher Pol,
dessen Seele ganz vergöttlicht ist. Der sich von den Sinneskräften und äußeren
Bindungen gelöst hat. Der sich selbst erkannt hat, indem er sich über das
Körperbewußtsein erhob und zum Sprachrohr Gottes wurde, der alle Bewußtheit
ist. Gott
wohnt natürlich in jedem Herzen, kein Herz ist ohne ihn. Er ist die wirkliche
Kraft, die die Seele vom Gemüt und den Sinnen beherrscht wird. wir haben uns
mit dem physischen Körper und der äußeren Umgebung so sehr identifiziert, daß
wir unser Selbst vergessen haben. Wenn wir uns nicht selbst kennen – wie können
wir da die Überseele erkennen? Der meister ist ein Mensch wie wir und natürlich
genauso geboren. Er hat den gleichen Körper, die gleichen Sinneskräfte und den
Verstand; aber durch tatsächliches Erheben über das Körperbewußtsein hat er
sein Selbst davon getrennt. Er kennt sich selbst und ist mit der Überseele
verbunden. Er ist zum Sprachrohr Gottes geworden. Er ist fähig, unsere
Aufmerksamkeit von außen und den nach außen fließenden Energien zurückzuziehen,
indem er sie über die intellektuelle Ebene erhebt und ihr bewußte Verbindung
mit der Überseele oder Gott gewährt. Solch ein Mensch wird im wahren Sinne des
Wortes ein Heiliger oder Meister genannt. Wann immer sie in die Welt gekommen
sind, haben die Meister dieses Brot des Lebens an die Menschen verteilt. Der
menschliche Körper ist die höchste Stufe der ganzen Schöpfung. Allein in ihm können
wir unser Selbst erkennen und eine bewußte Verbindung mit Gott erlangen. Kein
Menschensohn kann uns das geben, was uns der Meister schenkt. Er kommt mit
einem göttlichen Auftrag in die Welt. Die meister haben davon von Zeit zu Zeit
in ihrer Sprache gesprochen. Wer mit einem Meister in Verbindung kommt, erkennt
wirklich und sieht wirklich, was er uns gibt. das, was uns der Meister gibt,
vermag uns niemand sonst zu geben. Welche Kraft in ihm gibt diese Gaben? Der in
ihm offenbarte Gott. Ihr erinnert euch vielleicht an die Geschichte in der
Bibel, wo Christus die Samariterin um wasser bittet. Aus einem
Minderwertigkeitsgefühl heraus dachte sie, warum sollte Christus, der einer
höheren Gesellschaftsschicht angehörte, sie um Wasser bitten; und so gab sie ihm
keines. Darauf sagte Christus zu ihr: „Wer von diesem Wasser trinken wird, den
wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe,
den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde,
das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, der in das ewige Leben quillt.“
Er sagte auch: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer
von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit.“ Was
ist dieses Brot oder Wasser des Lebens? Es ist die zum Ausdruck kommende
Gotteskraft, die sich zweifach offenbart – einmal als Licht und zum anderen als
Tonprinzip. Man kennt sie auch als Sphärenmusik oder Musik aller Harmonien.
Alle früheren Meister haben sich darauf bezogen, ganz gleich, wo sie lebten.
Dieses Brot und Wasser des Lebens kann also nur einer geben, der das
fleischgewordene Wort ist. Er wirkt natürlich im menschlichen Körper, aber
seine Seele hat am Brot und Wasser des Lebens teil. Das gibt er anderen, denn
das Leben des Geistes und Körpers hängt von der spirituellen Gesundheit ab.
Niemand auf der Welt außer ihm, der zum bewußten Mitarbeiter am göttlichen Plan
und das Sprachrohr Gottes geworden ist, kann uns das schenken. Dieses Brot des
Lebens ist also bereits in uns, aber wir können es nicht kosten, weil die
Aufmerksamkeit, die der äußere Ausdruck der Seele ist, vom Gemüt beherrscht
wird. Das Gemüt wiederum wird von den nach außen fließenden Energien
beherrscht, die uns in die Welt und zum physischen Körper hinziehen. Wir haben
uns so sehr damit identifiziert, daß wir unser Selbst vergessen haben. Durch
die Gnade des Meisters erhalten wir eine Erfahrung, wie man die Welt draußen
eine Zeitlang vergißt, sich über das Körperbewußtsein erhebt und das innere
Auge, das Einzelauge öffnet, um das Licht Gottes zu sehen und die Stimme Gottes
zu hören. Christus sagte: „Ihr seht, was die Propheten nicht sahen; und ihr
hört, was die Propheten nicht hörten.“ Diese Gabe schenkt uns ein Meister. Äußeres
Wissen aus Büchereien oder die Worte früherer Meister wird euch nicht zum
Meister machen. Wenn euer Kopf zur Bücherei wird, werdet ihr nur äußeres Wissen
von den Lehren der Meister haben. Wenn ihr Wasser trinkt, ist euer Durst für
eine Zeitlang gestillt, aber ihr habt nicht das wasser des Lebens erhalten. Es
heißt, daß ein Apfel täglich den Arzt fernhält. Ihr habt gelernt, daß der Apfel
Herz und Gehirn stärkt. Wenn einer regelmäßig davon ißt, braucht er keinen
Arzt. Ihr habt von dem Apfel des Lebens gehört, aber leider habt ihr bisher
nicht davon gegessen. Was wir wissen oder tun, geschieht nur auf der Ebene des
Intellekt. Das Wissen in eurem Kopf mag euch eine gewisse intellektuelle
Befriedigung verschaffen – aber das Brot des Lebens für die Seele ist es nicht.
Wer mit der Gotteskraft in sich verbunden ist, der wird das fleischgewordene
Wort genannt. Alle Meister sagen das gleiche – natürlich in ihrer eigenen
Sprache. Das wirkliche Wasser des Lebens, das der Ursprung allen Glücks, alle
Tugenden und allen Friedens ist, kann man nur von einem Meister erhalten. Es
wird euch ewiges Leben geben. Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden,
aber in ihm zu streben ist eine Sünde. Wir hängen nur an der Schale der dinge,
dringen aber nicht zu ihrem Kern vor. Das führt zu Streit zwischen den Menschen
und Ländern. Ihr erhaltet dieses ewige Leben, wenn euch einer, der
fleischgewordenes Wort ist, das Wasser des Lebens zu trinken gibt. Wenn ihr den
Geist stärkt, werdet ihr spirituell stark; und von unserer spirituellen
Gesundheit hängt das Leben von Gemüt und Körper ab. Das schenken uns die Meister,
wenn sie kommen. Guru
Amar Das wurde gefragt, was denn der Meister gäbe. Er sagte: „Der Meister wirkt
durch seine Augen heilend auf die Augen anderer ein – und sie sehen das Licht.“
Das dritte Auge wird sich nur öffnen und das Licht Gottes sehen, wenn sich die
Seele von außen und den nach außen fließenden Energien zurückzieht und sich
über das Körperbewußtsein erhebt. Christus sagte: „Wenn dein Auge einfältig
ist, wird dein ganzer Leib Licht sein.“ Das waren die Grundlehren aller
früheren Meister. Ihre Lehren hatten zwei Seiten – eine äußere und eine innere.
Sie gaben das Brot und das Wasser des Lebens. Sie waren das Sprachrohr Gottes.
Christus sagte: „Ich rede, was mein Vater mir eingibt. Wer mich sieht, der
sieht den Vater.“ Das haben alle Meister gesagt. Guru Nanak sagte: „Ich sage,
was Gott mich sagen heißt; ich spreche, wie es von oben kommt. Ich bin einfach
sein Sprachrohr.“ Solch ein menschlicher Körper, in dem sich Gott offenbart,
wird Heiliger oder Meister genannt. Er schenkt euch, was euch niemand sonst auf
der Welt geben kann. Das kann euch kein Menschensohn und kein Verstandesmensch
geben. Das also geben uns die Meister, wenn sie kommen. Obwohl
Bücher auf diese Tatsache hinweisen, erklären sie diese leider nicht genau. Sie
weisen zwar daraufhin – doch wer kann uns den wahren Sinn des Gesagten
vermitteln? Das kann nur einer, der es in seinem Leben verwirklicht hat. Er
erklärt kurz und bündig mit wenigen Worten. Versteht ihr nun, was der Meister
uns gibt? Er ist vom Elixier des Lebens berauscht: und wer immer zu ihm kommt,
erhält auch eine Schale des Elixier. Die Kompetenz des Meisters liegt nicht im
Übermitteln von Theorien und Lehrstunden oder im Erklären dessen, was frühere
Meister gesagt haben; sondern darin, euch zunächst die Theorie zu erklären und
dann ihre Richtigkeit durch eine wirkliche Erfahrung zu beweisen. Darin liegt
die wahre Größe des Meisters. Dies ist also das Brot und Wasser des Lebens, das
uns die Meister in der Vergangenheit gaben. Die Gemeinschaften, die aus ihren
Lehren hervorgingen, hatten den Sinn, mehr Menschen an diesem Brot des Lebens
teilhaben zu lassen. Solange der wahre Gott im Menschen oder Mensch in Gott
unter ihnen war, erfreuten sie sich dieses Vorrechts. Als die Gemeinschaften
solche Persönlichkeiten oder menschliche Körper, in denen Gott wirkt,
entbehrten, erstarrten sie allmählich; und diese Erstarrung führte zur
Entartung. Ein Intellektueller kann euch all das mit Worten sagen, aber er kann
es nicht beweisen und euch keine Schale dieses Elixiers überreichen, indem er
euch ein Anfangskapital gibt. Viele sogenannte Meister werben für sich, aber
sie geben nur die Theorie. Sie lassen euch dieses oder jenes Mantra oder Wort
wiederholen. Das allein genügt nicht. Unser Meister sagte manchmal: „Jedes
kleine Mädchen am Spinnrad kann euch die fünf Worte geben. Das bedeutet gar
nichts. Nur die Erfahrung zählt.“ Die Größe des Meisters liegt in der Tatsache,
daß er fähig ist, euch ein Kapital zu geben, mit dem ihr beginnen könnt; indem
er eure Aufmerksamkeit von außen zurückzieht
und über das Körperbewußtsein erhebt. Er öffnet euer inneres Auge, damit ihr
das Licht Gottes seht und die Stimme Gottes hört – sei es nur ein wenig oder
mehr. das hängt vom Hintergrund jedes einzelnen ab. Aber ihr braucht etwas, mit
dem ihr beginnen könnt. Wer das Brot und das Wasser des Lebens zu geben vermag,
wird ein Heiliger genannt. Darum wurden die Meister in den heiligen Schriften
so hoch geehrt, ganz gleich, in welchem Land sie lebten. es ist ein großer
Segen, einen solchen Meister zu finden. 29 Das Einzelauge oder Dritte
Auge Christus
sagte: „Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, als daß du zwei
Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen.“ Jeder hat zwei Augen
im Kopf. Sie wirken seit unserer Geburt. Und wir wirken unser ganzes Leben auf
der Ebene dieser zwei Augen. Über achtzig Prozent aller äußeren Eindrücke
nehmen wir durch die Augen auf. Wer nur auf der Ebene der zwei Augen wirkt,
nimmt entweder gute oder schlechte Eindrücke auf. Gute Eindrücke haben gute und
schlechte Eindrücke schlechte Handlungen zur Folge. Denn von jenen Eindrücken,
die sich unserem Herzen einprägen, wird es bewegt. Wir führen ein sehr
oberflächliches Leben. Die Meister sagen uns, daß es auch ein anderes Auge
gibt, das unterschiedlich als Drittes Auge, Einzelauge oder ‚shiv netra‘
bezeichnet wird. Wenn ihr dieses Dritte Auge nicht öffnet – das nur geöffnet
werden kann, solange ihr im menschlichen Körper lebt – steht ihr nirgendwo. Es
ist das Auge der Seele – nicht das des Verstandes oder der Sinneskräfte. Wir
sind beseelte Körper, bewußte Wesenheiten, die durch das Gemüt und die Sinne
wirken. Das innere Auge öffnet sich, wenn unsere Seele, deren äußerer Ausdrücke
Aufmerksamkeit genannt wird, zu ihrem Sitz im Körper hinter den beiden Augen
zurückgezogen wird. Jetzt wirkt die Aufmerksamkeit auf der Ebene der Augen
durch das Gemüt und die Sinne. Wir haben uns mit dem Körper identifiziert und
uns selbst vergessen. Wir können nicht erkennen, wer wir wirklich sind, wenn
wir unsere Aufmerksamkeit nicht von außen zurückziehen und über die Ebene der
Sinne erheben, die in Höhe der Augen enden. Zur Zeit des Todes gelangen wir
dorthin. Deshalb heißt es: „Wer in die Mysterien des Jenseits initiiert ist,
dessen Seele macht beim Verlassen des Körpers und der Sinne die gleiche
Erfahrung, die sie zur Zeit des Todes gewinnt.“ Dieses innere Auge öffnet sich
nur, wenn die Aufmerksamkeit von außen zurückgezogen und dann über die
Sinnenebene zum Sitz der Seele im Körper hinter den beiden Augen erhoben. Dort
verläßt der Mensch zur Zeit des Todes den Körper. Kabir sagt: „Richte nur deine
Aufmerksamkeit auf den Sitz der Seele, der über den Sinnen liegt.“ Wenn eure
ganze Aufmerksamkeit diesen Punkt erreicht, dann öffnet sich das innere Auge.
Dieses innere Auge ist in uns allen. Daher heißt es, es sei besser, einäugig
zum Leben einzugehen, als zwei Augen zu haben, die uns in die Hölle bringen. Das
wurde euch nun ganz genau erklärt. Wenn ihr es allein könnt – schön und gut.
Wenn nicht, dann sucht die Hilfe von einem, der kompetent ist, es für euch zu
tun. Äußere Sadhans wie Japas und
Mantras und andere Übungen auf der Sinnesebene kann jeder mit ein wenig Mühe
lehren. Doch ich würde sagen, um wahres Wissen zu erlangen, müssen wir unsere
Aufmerksamkeiten von außen zurückziehen und sie über die Sinnesebene erheben,
die in Höhe der Augen endet, wodurch das innere Auge geöffnet wird. Wenn dieses
Auge geöffnet ist, sehen wir die wirkende Gotteskraft, die sich als Licht und
Tonprinzip offenbart. Um euch ein Beispiel zu geben: wenn eine Henne ein Ei
ausbrütet, erzeugt sie Wärme in sich. Diese Wärme überträgt sich auf das Ei und
das Küken wird im Ei geboren. Es ist aber durch die äußere Umhüllung der Schale
vollständig eingeschlossen. Da sagt die Henne: „Schau, Kind, draußen scheint
die Sonne, da sind Felder und Täler.“ Das Kind sagt: „Mutter, das kann schon
sein, aber hier ist es ganz dunkel.“ Was tut die Henne? Sie pickt einfach mit
dem Schnabel ganz zart auf die Schale, bis diese zerbricht und das Küken frei
ist. „Wenn
dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib licht sein.“ Wißt ihr, was das
bedeutet? Es ist eine Erfahrung, ein Beweis, daß ihr das Licht Gottes in euch
seht, wenn sich das dritte Auge öffnet. Um euch ein anderes Beispiel zu geben:
nehmt an, in einem Haus sind hundert Stufen, und ein Mann steigt dreißig,
vierzig, fünfzig oder sechzig Stufen hinauf, aber er sieht noch immer kein
Licht. Wenn er sich dem Dach nähert, sieht er einen Lichtschein. Wenn er das
Dach erreicht, sieht er Licht. Das sind nur die ersten Schritte, die euch
zeigen, daß das innere Auge geöffnet ist. Das können wir nur im menschlichen
Körper, den wir durch die Gnade Gottes erhalten haben. Wenn es in Strömen
regnet, wird die ganze Welt überflutet. Ähnlich bringt der wahre Meister das
‚Wasser des Lebens‘ mit sich, wenn er kommt. Ich gebrauche das Wort ‚wahr‘,
weil so viele Meister die Welt überschwemmen. Sie geben euch nur etwas auf der
Sinnesebene. Ihr drittes Auge ist nicht geöffnet, und sie können es such
anderen nicht öffnen. Die Größe eines wahren Meisters besteht darin, daß er
sein inneres Auge geöffnet hat und auch andere sehend machen kann. Unser
Meister sagte immer: „Was hat es für einen Sinn, die fünf Namen, fünf Mantras
oder sonst etwas Äußeres zu geben? Die kann euch jedes kleine Mädchen am
Spinnrad sagen.“ Wie man ein äußeres Ritual durchführt, kann jeder mit ein
wenig Übung lernen. Aber uns über das Körperbewußtsein erheben und das
Einzelauge öffnen kann nur einer, der kompetent ist. Er wird euch in Meditation
versetzen, und dann seht ihr das Licht. Je genauer ihr seine Anweisungen
befolgt, um so mehr Licht werdet ihr sehen. Auch ein Blinder hat das dritte
Auge. Bei meiner ersten reise in den Westen im Jahre 1955 besuchte ich auch Los
Angeles. Während der Morgenmeditation war ein blinder Arzt zugegen. Er setzte
sich zur Meditation und sah Licht. Die Meister geben den Blinden Licht. In den
Augen der Meister sind wir alle blind. Sie sehen, daß unser Drittes Auge nicht
geöffnet ist. Kabir sagt: „Ich sehe, daß alle blind sind.“ Wer ist nicht blind?
Jener, der das Licht Gottes im Inneren sieht – dessen Drittes Auge geöffnet
ist. Versteht ihr nun wirklich, was ich damit sagen will? Wenn Meister kommen,
überfluten sie die Welt. Ihre Strahlung durchdringt uns und die ganze Welt wird
mit dem ‚Wasser des Lebens‘ überflutet. Kabir sagt: „Von den Meistern strömt
das Wasser des Lebens in Fülle aus. Die Menschen können davon nehmen, soviel
sie wollen.“ Wenn
ihr zur Zeit des Todes den Körper verlaßt, werdet ihr Reue empfinden. Ihr
solltet sterben, während ihr noch lebt, und das könnt ihr nur im menschlichen
Körper und zu Füßen eines kompetenten Meisters, dessen inneres Auge geöffnet
ist und der es anderen öffnen kann. Auch ein Blinder hat das Dritte Auge. Wer
außen kein Licht erblickt, sieht es im Inneren, wenn das innere Auge geöffnet
ist. Dieses Auge öffnet sich nur, wenn ihr euch über das Körperbewußtsein
erhebt. Das heißt, von neuem geboren zu werden. ‚Es sei denn, daß ihr von neuem
geboren werdet, so könnt ihr nicht in das Reich Gottes eingehen.‘ ‚Lernt zu
sterben, damit ihr zu leben beginnt.‘ Zur Zeit des Todes wird eure Seele von
außen und von den Sinnen zurückgezogen. Sie erhebt sich zum Sitz der Seele
hinter den Augen. Wenn sich dieser Vorgang während des Lebens vollzieht, wird
euer inneres Auge geöffnet und sieht das jenseitige Licht. Alle Herrlichkeit
liegt in euch. Wenn die Meister kommen, überfluten sie die Welt mit
Spiritualität. Es ist hohe Zeit, daß ihr soviel davon nehmt, wir ihr könnt. Das
ist der wahre Reichtum, den ihr erwerben könnt, solange ihr im menschlichen
Körper seid. Jeder andere Reichtum bleibt hier im dem Körper zurück. Wenn die
Meister kommen, rufen sie uns zu: „Ihr Menschen, jetzt ist die Zeit. Macht den
besten Gebrauch davon. Das Wasser des Lebens fließt in Fülle. Nehmt, soviel ihr
könnt – es wird euch frei gewährt.“ Ihr müßt nur ein wenig Hingabe, ein wenig
Empfänglichkeit entwickeln. Ob ihr nahe bei ihm oder fern von ihm lebt – das
macht überhaupt keinen Unterschied. Warum
sind wir begünstigt, den menschlichen Körper zu haben? Weil wir nur im
menschlichen Körper das innere Auge öffnen können. Wenn euer Auge geöffnet
wird, erfreut ihr euch des Jenseits noch diesem Leben. Ihr solltet noch hier
eure Ausbildung abschließen, dann kommt sie euch auch nach Verlassen des
Körpers zugute. Wenn ihr bis jetzt nichts gelernt habt, wie könnt ihr dann nach
dem Verlassen des Körpers gebildet sein? Unser Meister hat immer gesagt: „Wer
im Leben Gelehrtheit erwirbt, bleibt auch nach Verlassen des Körpers gelehrt.
Wer hier nichts gelernt hat – wie kann er dann im Jenseits gebildet sein?“
Versteht ihr jetzt, warum die Meister so sehr verehrt werden? Nicht die
sogenannten Meister, von denen die Welt überschwemmt ist. Wenn ihre eigenen
Augen nicht geöffnet sind, dann können sie auch die Augen anderer nicht öffnen.
So weiterzumachen wie bisher, hat keinen Sinn. Sonst bleibt ihr die ganze Zeit
auf der Ebene der Augen oder der Sinne. Wenn ihr euch also selbst erheben könnt
– schön und gut. Mehr ist nicht nötig. Wenn nicht, dann kann euch einer helfen,
dessen Auge geöffnet ist und der euch etwas gibt, ein Anfangskapital, mit dem
ihr das Licht Gottes zu sehen beginnt. Jetzt werdet ihr zu schätzen wissen, wie
schön der Rat ist: „Es ist besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, denn
daß du zwei Augen habest in das höllische Feuer.“ Wenn
die Meister kommen, sagen sie das gleiche, wenn sie auch in ihrer eigenen
Sprache sprechen. Die ganze Welt befindet sich auf der Ebene der Gefühle und
Empfindungen oder auf der ebene des Verstandes und der Schlußfolgerung. Sie
sehen nicht. Gefühle, Empfindungen und Schlußfolgerungen unterliegen alle dem
Irrtum. Sehen steht über allem. Das sagen jene, die sehen. Deshalb heißt es:
„Hört auf die Worte des Meisters. Er sagt, was er sieht und er kann andere
sehend machen.“ Bücher können diese knappen, einfachen Worte nicht erklären,
die den Nagel auf den Kopf treffen und dem gesunden Menschenverstand
entsprechen. Unser inneres Auge ist geschlossen, aber es ist da und kann
geöffnet werden. Warum können wir es nicht selbst öffnen? Weil sich unsere
Seele mit dem Gemüt verbunden hat und so zum ‚jiva‘ geworden ist, der sich
durch die äußeren Eindrücke der Sinne so sehr mit dem Körper und der äußeren
Welt identifizierte, daß er seine wahre Natur vergessen hat. Auch wenn er
jahrelang alle Methoden äußerer Verehrung anwenden und sie zur Meditation auf
der Sinnen- oder Augenebene gebrauchen würde, könnte er sich nicht nach oben
erheben. Wenn er es aus eigener Anstrengung vermag – schön und gut. Wenn nicht,
dann sollte er sich von einem helfen lassen, dessen inneres Auge geöffnet ist
und der kompetent ist, es anderen zu öffnen. 30 Wie man Empfänglichkeit
entwickelt – II Wenn
ihr eine Ausbildung wollt, müßt ihr in jedem Fall auf eine Schule oder
Universität gehen. Wenn ihr Medikamente braucht, geht ihr zum Arzt. Ähnlich
geht ihr in ein Bekleidungsgeschäft, wenn ihr Kleidung wollt. Und wenn ihr Gott
finden wollt, müßt ihr zu einem wahren Heiligen oder Meister gehen. Was ist ein
Meister? Er ist das fleischgewordene Wort, das unter uns wohnt. Gott ist
überall, aber im Meister ist er offenbart. Die Gemeinschaft mit Sat wird
Satsang genannt. Sat ist unwandelbare Dauer. Es ist ewig seiend. Wenn sich
unsere Seele durch den Prozeß der Selbstanalyse von Gemüt, Materie und den
Sinnen befreit, erkennt sie die kontrollierende Kraft, die bereits in uns ist
und uns im Körper überwacht. Diese beherrschende Kraft oder Gott ist in jedem
von uns. Aber unsere Seelen haben sich mit Gemüt und Sinnen so sehr
identifiziert, daß wir uns selbst und die Überseele oder Gott vergessen haben.
Doch eine Seele, die sich durch Selbstanalyse und Erheben über das
Körperbewußtsein selbst erkannt hat, sieht Gott, so wie ich euch sehe und ihr
mich. Solch ein Mensch wird Meister oder Heiliger genannt. Wo immer er sitzt, da ist eine Ausstrahlung.
Sie dringt aus jeder Pore seines Körpers, aber offenbart sich besonders durch
seine Augen. Die Augen sind die Fenster der Seele. Seine Seele ist von der
Liebe zu Gott berauscht und wenn ihr in seine Augen schaut, nehmt ihr diese
Ausstrahlung auf. Wenn
ihr die Gemeinschaft mit einem Heiligen wirklich nutzen wollt, müßt ihr rein
sein. Wenn ihr zu einem Meister geht, solltet ihr alles vergessen. Vergeßt, was
um euch ist und wer neben euch sitzt. Richtet eure ganze Aufmerksamkeit auf die
Augen des Meisters, in denen seine Seele strahlt. Ihr müßt empfänglich werden,
wenn ihr den vollen Nutzen aus der Gemeinschaft mit einem Heiligen ziehen
wollt. Jene, die dem Meister nahe kommen und ihre Gedanken von einem zum
anderen schweifen und fortwährend kleine Wellen auf dem See ihres Gemüts
entstehen lassen, können keine Empfänglichkeit entwickeln. Sie können nicht den
vollen Segen von der Ausstrahlung des Meisters haben, die von seinem ganzen
Körper und besonders von den Augen ausgeht. Selbst Tausende von Kilometern
entfernt könnt ihr diesen Segen erhalten. Im Radio hört ihr über weite
Entfernung, was jemand sagt. Durch das Fernsehen seht ihr auch, wer spricht.
Das Wort ist überall. Wort oder Naam oder Shabd – das ist ein und dasselbe. Die
Schwingung eines Menschen, in dem sich das Wort offenbart, breitet sich über
die ganze Welt aus. Wer Gemüt und Intellekt zur Ruhe bringt, wird empfänglich
und ist wirklich gesegnet. Kabir sagt: „Wenn der Meister Tausende von
Kilometern jenseits des Meeres lebt und der Schüler diesseits, so braucht
er nur seine Aufmerksamkeit auf den
Meister zu richten.“ Das Wort ist überall, ihr braucht nur empfänglich zu
werden. Wenn ihr empfänglich werdet, wird euch der volle Segen des Satsangs zuteil.
Wenn ihr also Gott finden wollt, dann geht zu einem Meister. Laßt nichts
zwischen euch und dem Meister stehen, nicht einmal seinen Körper. Wenn ihr euch
mit eurer ganzen Aufmerksamkeit in die Augen des Meisters vertieft, werdet ihr
seine ganze Ausstrahlung aufnehmen und beseligende Berauschung erfahren. das
ist der einfachste und schnellste Weg, den besten Nutzen aus der Gemeinschaft
mit einem Heiligen zu ziehen. Wenn ihr empfänglich werdet, erhaltet ihr eine
höhere Berauschung. Ihr werdet die Welt vergessen. Wenn ihr empfänglich werdet,
gibt euch das Jenseits eine weitaus größere Freude und Seligkeit als die
äußeren Dinge. Wir sind bewußte Wesen und sollten für das Wort oder Naam, das
sich als Licht und Ton offenbart, empfänglich werden oder uns damit verbinden.
Je mehr ihr euch mit dem Wort oder Naam verbindet, desto mehr Seligkeit und
Berauschung werdet ihr, verglichen mit irgend etwas Äußerem, erfahren. das
Gemüt wird ruhig. Die
Upanishaden sagen: „Was ist das, durch dessen Erhalt du nichts anderes mehr
brauchst?“ Es ist die Verbindung mit dem Licht und dem Tonstrom des
fleischgewordenes Wortes. Die Gemeinschaft mit einem, der das fleischgewordene
Wort ist, wird also Satsang genannt. Dort könnt ihr die Ausstrahlung Gottes
erfahren – selbst über Tausende von Kilometern hinweg, wenn ihr empfänglich
werdet. Deshalb sagt Maulana Rumi: „Auch wenn ihr nur zwanzig Minuten bei einem
Heiligen sein könnt, so gibt euch diese kurze Zeit weitaus mehr als
Jahrtausende ehrlicher Bußübungen.“ Wenn das Feuer brennt, setzt euch dazu.
Wenn das Feuer auflodert, wird alles verbrannt (das heißt, es ist weit
wirksamer und einfacher, unsere Sünden durch die Gemeinschaft mit dem Meister
wegbrennen zu lassen als durch Bußübungen). Wenn sich das Wort irgendwo
offenbart und ihr dafür empfänglich werdet, kommt euer Gemüt zur Ruhe. Dann
könnt ihr euch selbst und auch Gott in ihm widerspiegeln. Das einzige, was
zwischen Gott und euch selbst, ist das Gemüt. Ihr braucht nichts äußeres in
euch aufzunehmen. er ist bereits in euch. Wenn die stürmische wogen des Gemüts
geglättet sind, könnt ihr euer wahres Gesicht darin sehen. versteht ihr nun,
wie ihr den vollen Nutzen aus der Gemeinschaft mit dem Meister ziehen könnt? Gott
findet man weder in Büchern, da sie nur von ihm berichten, noch in den
steinernen Tempeln von Menschenhand. Dort versammeln wir uns nur, um zu Gott zu
beten oder ihm für alles zu danken, was er uns gegeben hat. Er wohnt in euch.
Der Körper ist der wahre Tempel Gottes. Wenn ihr das verstanden habt, wo sucht
ihr Ihn dann wohl? Zuerst in euch selbst. Zieht euch von außen zurück und
erhebt euch zum Sitz der Seele hinter den Augen. Wenn ihr euch dort
konzentriert, wird euer inneres Auge geöffnet und ihr seht Gott in euch. Aber
ihr könnt seine Ausstrahlung auch dort erhalten, wo er bereits offenbart ist.
wenn ihr nur kurze Zeit bei einem menschlichen Körper seid, in dem sich Gott
offenbart, werdet ihr schneller fortschreiten. Deshalb wird in allen heiligen
Schriften mit so großer Hochachtung vom Satsang oder der Gemeinschaft mit einem
Heiligen gesprochen. Durch diese Ausstrahlung wird eure Entwicklung
beschleunigt. Die gleiche Gotteskraft ist in euch, aber sie schläft noch. Sie
wird bei der Initiation erweckt und erhält dann durch die Ausstrahlung des
Meisters weiteren Auftrieb. Deshalb heißt es: „Wenn ein gefühlvoller Blick
eines Heiligen in eure Seele strahlt, erhebt er euch zu eurem Selbst, und ihr
seht das Licht Gottes in euch.“ ein einziger gnadeverströmender Blick des
Meisters genügt. Er gibt uns Auftrieb. Das ist gemeint, wenn es heißt: „Je mehr
ihr in der Gemeinschaft eines Heiligen seid, um so besser für euch.“ Je
empfänglicher ihr werdet, indem ihr ihm nahe seid, um so gesegneter werdet ihr
sein. Nur zu kommen und wieder zu gehen ist nicht genug. Erst die
Empfänglichkeit gibt euch wesentlichen Gewinn. Je mehr Zeit in der Gemeinschaft
eines Heiligen verbringt, desto besser
ist es. Selbst wenn ihr nicht direkt bei ihm seid, könnt ihr, wenn ihr
Empfänglichkeit entwickelt, auch sehr weit weg in eurer Wohnung, durch ihn
gesegnet sein. Diese Empfänglichkeit entsteht nur, wenn sich nichts mehr
zwischen euch und dem Meister befindet, auch wenn ihr Tausende von Kilometern
entfernt seid. Nichts sollte zwischen euch und dem Meister stehen, weder
weltliche Dinge noch euer Körper oder Gemüt. Setzt euch in liebevollem Gedenken
nieder, und ihr werdet Empfänglichkeit entwickeln. Natürlich darf man den Wert
der direkten Gemeinschaft mit dem Meister nicht unterschätzen. Je empfänglicher
ihr ihm gegenüber werdet, desto mehr werdet ihr von ihm haben; und diese
Empfänglichkeit könnt ihr auch entwickeln, wenn ihr von ihm weit entfernt seid.
Nur wenn ihr sie entwickelt habt, könnt ihr auch aus der Ferne Nutzen ziehen.
Wenn ihr ihn von Angesicht zu Angesicht seht, nehmt ihr die Ausstrahlung direkt
auf und das gibt euch natürlich Kraft. Wenn ihr Empfänglichkeit entwickelt,
dann könnt ihr sie auch Tausende von Kilometern hinweg erhalten. Wenn
jemand um Initiation bittet, gebe ich einfach die Erlaubnis und weise den
Repräsentanten an: „Gut, laß ihn meditieren.“ wem diese Meditation gewährt wird,
der erhält die gleiche Erfahrung wie in direktem Kontakt. das bewirkt Shabd
oder das Wort, das überall ist. Ich denke nun, daß ihr euch darüber im klaren
seid, daß ihr größeren Nutzen haben könnt, wenn ihr empfänglich werdet. Je mehr
Zeit ihr direkt mit ihm verbunden seid, desto besser. Wenn nicht – weil das
nicht vierundzwanzig Stunden am Tag möglich ist – entwickelt Empfänglichkeit
durch Meditation bei euch zu Hause.
Wenn sie entwickelt ist, dann erfreut ihr euch an ihm, wohin ihr auch
geht. Das Wort durchdringt alles. Es vibriert im ganzen Universum und ist
besonders im fleischgewordenen Wort konzentriert. Eine Schwingung, die von ihm
ausgeht, setzt sich durch das ganze Universum fort. Ihr müßt nur dafür
empfänglich werden – das ist alles. Dann spielt es auch keine Rolle, ob jemand
hier sitzt oder weit entfernt ist. Es ist nur eine Sache der Aufmerksamkeit
oder Empfänglichkeit für das Wort oder Shabd, das alles durchdringt. Wo es sich
offenbart, von dort strahlt es aus, und diese Schwingung durchdringt die ganze
Welt. Wißt ihr jetzt, was der Meister wirklich ist? Von solchen Meistern
sprechen alle Schriften. 31 Liebe im Gegensatz zu
Verhaftetsein Liebe – dieses Wort hören wir aus aller
Munde. Aber was ist Liebe? Gott ist Liebe und unsere Seele ist ihm
wesensgleich. Wir sind auch verkörperte Liebe. Die Liebe ist unserer Seele
eingeboren. Sie strahlt aus und sollte mit der Überseele verbunden werden, die
wir Gott oder Paramatma nennen. Anstatt aber unsere Seele mit Gott zu
verbinden, haben wir sie an beseelte Körper gebunden, und das nennt man
Verhaftetsein. Liebe ist das, was innen überfließt und euch selbstvergessen
macht. Das ist ein Kriterium, um Liebe von Verhaftetsein zu unterscheiden. Von
dieser Liebe wird in den Schriften gesprochen. In der Regel sollte unsere Seele
also Gott lieben. Gott wohnt in jedem Herzen. Er ist die kontrollierende Kraft
in uns. Wenn sich unsere Seele von Gemüt, Materie und Sinnen befreit hat, wird
sie sich zu ihrem eigentlichen Ursprung, von dem sie ausgegangen ist, erheben.
Wenn man eine Kerze anzündet, strebt die Flamme nach oben – selbst wenn man sie
nach unten hält. So sollte sich die Liebe der Seele zur Überseele erheben. Wenn
sie an den Körper und den Sinnen gebunden bleibt, so ist das keine Liebe,
sondern Verhaftetsein. Das ist der Unterschied zwischen den beiden. Ihr
könnt Gott, den ihr nicht gesehen habt, nur lieben, wenn ihr euch auf seine
Ebene erhebt. Was müßt ihr also tun, wenn ihr Gott lieben wollt, während ihr im
Körper seid? Ihr müßt euch über das Körperbewußtsein erheben oder mit einem in
Verbindung kommen, in dem sich die Gotteskraft offenbart und dessen Seele vor
Liebe und Berauschung überfließt. Ihr solltet immer in die Augen des Meisters
schauen. Die Augen sind die Fenster der Seele. In welche Farbe eine Seele auch
gefärbt ist, diese Ausstrahlung wirkt auf uns ein. Ist es Gottesliebe und
Berauschung, werdet ihr durch die Augen dafür empfänglich werden. Das wird euch
Auftrieb geben und ihr werdet euren Körper vergessen. Wenn die Liebe euch im
Körper und an ihn gebunden hält, so ist das nicht Liebe, sondern Verhaftetsein.
Das ist der Unterschied zwischen beiden. Die Seele ist vom selben Wesen wie Gott – ein
Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Wir sind alle Brüder und Schwestern in
Gott. Diese kontrollierende Kraft wohnt in jedem Herzen. Schaut ihr von dieser
Ebene aus, gibt es kein Verhaftetsein. Ich erzählte euch eben eine Geschichte,
die dafür als Beispiel dient. Gott traf Moses und sagte zu ihm: „Moses, ich
hatte seht starkes Fieber, ich war krank und lag im Bett, und du hast dich
nicht um mich gekümmert.“ Moses fragte: „Gott, wie kannst du krank sein?“ „Ja,
ich war krank. Jenen Mann, der mich liebt, hast du nie besucht und nach seinen
Bedürfnissen gefragt. Wenn du mich liebtest, hättest du ihm geholfen. Liebe
kennt Dienen und Opfern; und du hättest mir damit gedient.“ Seht, Gott wohnt in
jedem Herzen. Was wir Liebe nennen, ist nicht Liebe, sondern Verhaftetsein und
entspringt der Selbstsucht oder den Sinnen, die euch nach außen ziehen und im
Körper halten. Wenn
ihr Gott liebt, wird euch die Verbindung mit der Seele von einem, der von Liebe
erfüllt ist, Auftrieb geben. Diese Liebe wird euch nach oben ziehen. Ihr werdet
euren Körper und die Umwelt vergessen. Die Meister sagen: „Immer, wenn ich den
Meister sehe, vergesse ich alles – Intellekt, Körper und Umwelt.“ eine Liebe,
die ihr zwar Liebe nennt, die euch aber im Körper hält, ist nicht Liebe,
sondern Verhaftetsein. Was Liebe ist, erkennt ihr, wenn ihr in die Augen von
einem schaut, der euch nach oben zieht und euch hilft, den Körper zu vergessen.
Deshalb rate ich immer: „Schaut nicht in die Augen anderer – es sei denn, in
die des Meisters.“ Sonst kann uns Begierde ergreifen. Sie greift uns durch die
Augen an. Wenn ihr in die Augen anderer Menschen schaut, die von Lust oder
anderen niederen Neigungen erfüllt sind, nehmt ihr ihren Einfluß durch die
Ausstrahlung auf. Schaut nur in die Augen von einem, in dem sich Gott offenbart
und ihr werdet gesegnet sein. Ich
denke da an eine Begebenheit im Ramayana- Epos, als Sita von Ravana entführt
wurde. Als sie weggeschleppt wurde, fiel ihr Schmuck auf die Erde. Als Rama auf
der Suche nach seiner Gemahlin den Schmuck fand, fragte er seinen jüngeren
Bruder Laxmann, der ihn begleitete, ob er ihn als den Schmuck seiner Schwägerin
erkenne. Laxmann erwiderte, daß er nur den Schmuck von ihren Füßen
wiedererkennen könne – nicht aber den von ihrem Haupt. Seht dieses höchste
Zeichen von Moral! Er kannte nur den Schmuck an den Füßen von Ramas Gemahlin.
Daraus können wir eine Lehre ziehen. Schaut anderen Menschen immer nur auf die
Füße, und ihr werdet nie von niederen Impulsen ergriffen. Wenn ihr doch in die
Augen von jemand schauen müßt, dann schaut in die Augen des Meisters. welche
von Liebe zu Gott erfüllt sind – sonst zieht es euch nach unten. Wenn ihr in
seine Augen schaut und alles andere vergeßt – das ist Liebe. Wenn ihr am Körper
hängt, besteht immer die Gefahr eines Sturzes. Ich weise euch da auf einen
feinen Unterschied hin, der nicht in Büchern steht. Die
Liebe ist also in euch, und wen sie gesammelt ist, fließt sie über. Wenn sie
mit der Überseele oder Gott in Verbindung kommt, fließt sie noch mehr über..
Das ist wie bei einem Rohr mit vielen Löchern, aus denen das hindurchfließende
Wasser Tropfen für Tropfen verrinnt. Wen ihr jedoch alle Löcher bis auf eines
verschließt, dann schießt das Wasser hervor. Jetzt wird unsere Seele ganz vom
Gemüt beherrscht, und unsere Liebe ist auf vieles verteilt. Auf unseren Körper,
unsere Kinder, unser Geld und auf Name und Ruhm. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit
von allem äußeren zurückzieht und sie auf den einen Ausweg lenkt, nämlich auf
das Tor. das hinter den Augen liegt und das Zehnte Tor genannt wird, oder wenn
ihr euch durch Konzentration sammelt und dadurch mit der Seele von einem verbindet,
der von Liebe zu Gott erfüllt ist, dann erfahrt ihr einen starken Auftrieb. Das
ist Liebe, und dieses Kriterium könnt ihr immer benutzen, um herauszufinden, wo
ihr steht. Liebe zu Gott, der in jedem Herzen wohnt, das ist es, was wir
brauchen. Sein Wesen ist bereits in uns und er ist die kontrollierende Kraft,
die alle Menschen liebt. Wenn ihr alles dieser Liebe wegen tut, dann gibt es
kein Verhaftetsein. Wenn ihr dann anderen ins Gesicht schaut, erhebt ihr euch
und vergeßt die Welt. Wenn ihr es aber jetzt tut, bindet ihr euch. Das ist
keine Liebe. Liebe entsteht nicht durch Essen und Trinken – sie ist unserer
Seele bereits eingeboren. Wenn ihr euch sammelt, wird sie überfließen. Das sind
sehr schwierige Fragen, die in den Büchern nicht so ausführlich beschrieben
sind. Vermeidet also immer, in die Augen anderer zu schauen. Wenn ihr überhaupt
jemandem in die Augen schauen müßt, dann schaut allein in die Augen des
Meisters. Das wird euch vor Gefahren schützen. Ihr
kommt nur wegen des Meisters zum Satsang – und nicht wegen anderer. Es ist eine
Schule der Praxis, wo ihr all das haben könnt. Doch das könnt ihr nur, wenn ihr
in unmittelbare Verbindung mit der Seele gelangt, von der das ausgeht. Da seine
Seele von Liebe zu Gott erfüllt ist, werdet natürlich auch ihr von dieser Liebe
durchdrungen. Ihr werdet berauscht von ihr. Liebe ist also Liebe, wenn ihr
durch sie euren Körper und die äußeren Freuden vergeßt. Eure Seele wird wie die
Flamme einer Kerze nach oben streben, wenn sie die Seele von jenen berührt, die
von Liebe zu Gott erfüllt sind. Emerson sagte: „Wenn ich einen Menschen
anschaue, sehe ich Gott in seinen Augen leuchten.“ Von dieser Ebene aus solltet
ihr schauen – nicht von der Ebene der Sinne oder des Körpers. Nur durch Liebe
können wir Gott erkennen. Wer nicht liebt, der erkennt Gott nicht. Das ist mit
Liebe gemeint, aber wir halten Verhaftetsein für Liebe. Verhaftetsein ist nicht
Liebe, es ist eine mißverstandene Liebe. Die Liebe einer bewußten Wesenheit
sollte sich mit dem allbewußten Gott verbinden. Wenn ihr solch eine Liebe
empfindet, und sei es nur bei einer äußeres Bußübung oder einer anderen Form
von Andacht, dann seid ihr errettet. Sonst seid ihr gebunden. Liebt
also Gott, und da er in jedem Herzen wohnt, liebt alle – nicht ihres Körpers,
sondern ihrer Seele willen und weil die kontrollierende Kraft in ihnen wohnt,
die die Seele im Körper bewahrt. Dann seid ihr errettet. Wenn ihr anderen von
dieser Ebene aus dient, dann ist das ein Dienst an Gott. Das sagen alle
Meister. Der zehnte Guru der Sikhs sagte: „Wisset ihr alle, welcher Religion
ihr auch angehört: nur wer wirklich liebt, kann Gott erkennen.“ Gott ist Liebe
und durch die Liebe allein vermögt ihr Gott zu erkennen. Das ist ein sehr
schwieriges Thema und obwohl es in Büchern gestreift wird, wird es doch nicht
ausführlich erklärt. Nun könnt ihr täglich von eurer Ebene aus prüfen, ob ihr
wirklich Liebe empfindet. Eine solche Liebe wird euch alle lieben lassen und
euch nicht binden. Diese Liebe fließt in euch über, wenn ihr mit einer Seele in
Berührung kommt, die berauscht ist, so würde ich sagen, von Liebe zu Gott.
Diese Liebe wird euch nicht körperlich binden, sondern den Körper vergessen
lassen. 32 Wie wir Gott lieben sollen Gestern erklärte ich euch, wie Liebe zu
Verhaftetsein herabsinkt. Liebe ist das Wesen der Seele. Sie muß sich mit der
Überseele verbinden. Wenn sie sich an den Körper und die äußere Umgebung hängt,
sinkt sie herab und wird Verhaftetsein genannt. Gestern wurde erklärt, wie wir
auf dem Weg zu Gott aufgehalten und nach unten abgelenkt werden, statt in die
rechte Richtung zu gehen. Das heutige Thema ist nicht, was Liebe bedeutet und
wie sie herabsinkt, sondern wie wir Liebe üben sollten. Sie ist bereits in uns.
Auch wir sind verkörperte Liebe. Wir sind tropfen aus dem Meer aller Liebe.
Diese Liebe sollte sich also, wie ich euch gestern sagte, Gott zuwenden. Oder
wenn ihr Gott noch nicht gesehen habt, solltet ihr sie dem menschlichen Körper
hingeben, der von Liebe zu Gott überfließt. Wenn ihr zum Beispiel einen
Rechtsanwalt seht, denkt ihr an
Gerichtshöfe und die Fälle, die dort verhandelt werden. Seht ihr einen Arzt,
dann wird eure Aufmerksamkeit auf Medikamente, Kranke oder Krankenhäuser
gelenkt. Ähnlich ist es, wenn ihr einen Menschen seht, der auf dem Weg ist.
Eure Aufmerksamkeit richtet sich dann auf die Arbeit, die er vollbringt. Der
Meister oder Heilige ist ein Arbeiter in der Ernte Gottes. Die Ernte ist groß
und Arbeiter werden gebraucht. Wenn ihr an ihn denkt, denkt ihr immer an Gott.
Das ergibt sich ganz von selbst. Deshalb solltet ihr immer an den Meister
denken. Er ist das Urbild Gottes auf Erden, und Gott ist in ihm. Er ist
natürlich auch in euch, aber nicht offenbart. Im menschlichen Körper des
Meisters jedoch ist er offenbart. Der Meister liebt selbst seine Feinde, denn
er liebt natürlich alle, auch jene, die schlecht von ihm sprechen. Er liebt den
schlimmsten Sünder – um ihn auf die Ebene wahren Menschseins und dann auf die
Ebene Gottes zu erheben. Ihr solltet Gott lieben, aber das könnt ihr erst, wenn
ihr ihn seht. Daher ist die Liebe zum menschlichen Körper oder zum Meister, in
dem er sich offenbart, Liebe zu Gott. Wenn ihr ihn seht, seht ihr Gott. Wie
Christus sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Das gleiche haben alle
früheren Meister gesagt. Ihre Sprache war eine andere, aber sie sagten
dasselbe. Wenn ihr also einen Meister seht, dann nehmt ihn nicht für einen
Menschensohn, sondern seht Gott in ihm. Nur dann werdet ihr errettet, und eure
Liebe zu Gott wird überfließen. Wenn ihr ihn jedoch als euresgleichen seht,
dann...? Auch wenn ihr einen guten Menschen in ihm seht, könnt ihr nur Güte von
ihm erhalten. Nur wenn ihr an den Meister als Urbild Gottes auf Erden denkt,
als Gott in ihm offenbart, dann ist euer Inneres von wirklichem Denken an Ihn
erfüllt. Gewöhnlich vergißt man sich selbst, wenn man ständig an jemanden
denkt. Ich habe eben eine Begebenheit aus dem Leben Guru Nanaks erzählt. Er wog
Weizen ab in dem Laden, wo er beschäftigt war, und als er zu dem Wort ‚Tera‘
kam, das sowohl ‚dreizehn‘ als auch ‚dein‘ bedeutet, wurde er ganz berauscht
und wiederholte immer wieder: „Ich bin dein, ich bin dein“, bis er alles
Getreide hergegeben hatte. Wer Gott liebt, dessen Liebe fließt natürlich über.
Solch ein Schüler geht im Meister auf. Wie Paulus gesagt hat: „Ich bin es, doch
nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Genau das gleiche haben auch
Heilige in anderen Ländern gesagt. Einer von ihnen sagte: „Ich bin so von
meinem Meister erfüllt, daß ich vergessen habe, ob ich es bin oder er es ist.“
Das gleiche haben fast alle Heilige zum Ausdruck gebracht – natürlich in ihrer
eigenen Sprache. Sie mögen es ein wenig anders gesagt haben, aber sie meinten
dasselbe. Wenn ihr nun so liebt und den Meister seht, dann seht ihr nicht mehr
seinen Körper, sondern Gott in ihm. Das ist dann auch die wahre Liebe zu Gott.
Ich habe euch vorhin einige Beispiele genannt: wenn ihr einen Anwalt seht, so
denkt ihr an Gerichte, und wenn ihr einen Arzt seht, an Krankenhäuser, Kranke
und Medikamente. Ähnlich denkt ihr natürlich an Gott, wenn ihr einen Heiligen
seht, denn der Meister ist das Urbild der Erinnerung an Gott. Er fließt über
von Liebe zu Gott. Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr einen Meister annehmt, dann
nehmt ihr auch Gott und den Propheten in ihm an.“ Wenn ihr das Vorwort eines
Buches lest, erfahrt ihr seinen Inhalt in zusammengefaßter Form. Wenn ihr dann
das ganze Buch gelesen und verstanden habt, stellt ihr fest, daß man es auch
durch sein Vorwort verstehen kann. Wenn ihr nun einen Meister seht, lest ihr
das Vorwort zu Gott. Diese
Beispiele zeigen: wenn ihr den Meister seht, dann seht ihr Gott in ihm. einen
solchen Gott- im- Menschen findet man nur durch Gottes Gnade. Wenn ihr euch mit
Gott verbinden wollt und euch danach sehnt, Ihm zu begegnen, dann trifft er
Vorkehrungen, euch zu dem menschlichen Körper zu führen, in dem Er sich
offenbart. Ich gab euch das Beispiel eines Schülers von einem Heiligen namens
Bheek. Er ging so in seinem Meister auf, daß er immer nur an Bheek dachte –
nicht an Gott, sondern an Bheek. Er sah seinen Meister als das Urbild Gottes
auf Erden an. Er wiederholte nicht die fünf Namen, sondern nur Bheek, den Namen
des Meisters. Das ist nur natürlich. Er sah Gott in ihm, nicht den
Menschensohn. Er wiederholt unablässig: „O Bheek, O Bheek.“ Er lebte zur Zeit der
mohammedanischen Herrschaft in Indien. Die Mohammedaner fragten ihn: „Wer ist
dein Gott?“ Er antwortete: „Mein Gott ist Bheek; mein Meister ist Gott.“ „Wer
ist sein Prophet?“ „Mein Bheek ist der Prophet.“ Das zu sagen, verstieß gegen
das mohammedanische Gesetz, und so verurteilte man ihn zum Tode. Solche Fälle,
wie ein Todesurteil, kamen zur endgültigen Genehmigung vor den König. Als
diesem der Fall vorgelegt wurde, sah er, daß die Augen von Bheeks Schüler ganz
berauscht waren. „Nur, wer ist dein Gott?“ fragte der König. „Mein Bheek ist
mein Gott.“ „Wer ist dein Prophet?“ „Mein Bheek ist mein Prophet.“ Der König
sagte zu seinen Leuten: „Laßt den Mann los, nehmt es ihm nicht übel.“ Sie
sagten, er würde davonlaufen. „Nein, nein“, sagte der König. Er wandte sich an
Bheeks Schüler und sagte: „Schau, wir haben seit einigen Monaten eine große
Dürre in unserem Land. Würdest du freundlicherweise deinen Bheek um etwas Regen
bitten, damit wir mehr Getreide anbauen können?“ „O ja, ich werde ihn darum
bitten“, antwortete Bheeks Schüler. Seht ihr – gerade wie ein Kind, das alles
Vertrauen in die Mutter setzt. Es hat nicht den geringsten Zweifel daran, daß
ihm die Mutter geben kann, wonach er verlangt. „Gut, wann kommst du zurück?“
fragte der König. „Ich komme in ein oder zwei Tagen wieder“, antwortete Bheeks
Schüler. Am nächsten Tag ging über dem ganzen Land heftiger Regen nieder. Am
dritten Tag kam Bheeks Schüler zurück. Der König sagte: „Dank deinem Bheek
haben wir genügend Regen. Das war sehr freundlich von dir und deinem Bheek.“
Dann bot der König dem Schüler Bheeks die Einkünfte von einundzwanzig Dörfern
für seinen Meister an. Dieser lehnte das Geld ab und sagte: „Das ist etwas
Materielles. Ich werde das meinem Gott nicht bringen. Er braucht es nicht.“ Wenn ihr so an Gott denkt, werdet ihr ihn
wahrhaft lieben. Wie die Nadel eines Kompasses immer nach Norden weist, auch
wenn ihr ihn schüttelt, so solltet ihr bei weltlichen Angelegenheiten – bei
allem, was ihr tut – stets liebevoll an Gott denken. Den Menschensohn anzuschauen,
der von Liebe zu Gott überfließt, heißt Gott zu begegnen. Das ist die wahre
Sachlage. All die sogenannten Meister sind natürlich keine. Wie kann man dann
einen Meister erkennen? Das einzige Kennzeichen besteht darin, daß er fähig
ist, euch eine Erfahrung davon zu geben, wie man sich eine Zeitlang über das
Körperbewußtsein erhebt, um euch damit etwas zu verleihen, mit dem ihr beginnen
könnt. große Versammlungen und Werbung kann man mit sehr einfachen Methoden,
mit Geld und anderem organisieren. Man kann fünf oder sechs Leute anstellen,
die herumreisen und verkünden, daß ihr Meister Gott ist, und sie dafür
bezahlen. Einen wahren Meister findet man nur durch die Gnade Gottes. Wer sich
nach Gott sehnt, findet den Meister. Gott ist in euch; und er trifft
Vorkehrungen, euch mit Gott, der sich in einem menschlichen Körper offenbart,
in Berührung zu bringen – denn nur ein Mensch kann den Menschen lehren. Eine
solche Liebe läßt euch an Gott denken und nicht an das Gesicht des Meisters
oder seine Kleidung. Ich erinnere mich an einen Schüler, der vierzig Jahre bei
meinem Meister lebte. Er diente dem Meister und wohnte in seinem Haus. Eines
Tages bat ihn der Meister, in eines der Zimmer im Haus zu gehen und ein
bestimmtes Buch aus einem der Schränke zu holen. Der Schüler mußte fragen,
welchen Schrank in welchem Zimmer der Meister meinte. Stellt euch vor, wie sehr
er in den Meister versunken war, daß er nicht einmal wußte, welcher Schrank in
welchem Zimmer stand, obwohl er im Haus des Meisters lebte. Das ist ein gutes
Beispiel dafür. eine solche Liebe läßt euch in ihm aufgehen. Die Liebe zum
Meister ist die Liebe zu Gott. Es bleibt die Frage, wie man einen wahren
Meister erkennen kann. Es gibt so viele Meister. Das einzige Kennzeichen ist
die Fähigkeit, euch etwas zu geben, mit dem ihr beginnen könnt – nicht nur die
bloße Wiederholung gewisser Dinge oder bestimmte äußere Methoden der Verehrung.
Der wahre Meister wird euch ein wenig Auftrieb geben, ein Anfangskapital – es
kann wenig oder mehr sein. Das hängt vom Hintergrund des einzelnen ab. Aber
jeder muß etwas erhalten – auch ein Blinder. Und er erhält es auch, wenn er um
die Initiation bittet. Einmal kam ein Mann aus Amritsar. Nachdem er die halbe
Initiation erhalten hatte, stand er auf und sagte, er habe viele Zweifel. Ich
sagte ihm, er solle gehen und sich Zeit nehmen, sie zu klären. Abends kam er
wieder, und ich ersuchte ihn, all sein Wissen für eine Weile zu vergessen, sich
hinzusetzen und wie ein unwissendes Kind zu sein. Er erhielt die beste
Erfahrung von allen. Er fragte dann, ob das Sehen von Licht bei der Initiation
während des Tages vielleicht vom Tageslicht draußen käme. Ich antwortete: „Gut,
aber hier neben dir sitzt ein Blinder,
und er sah auch das Licht.“ wir müssen also das innere Licht sehen. Christus
sagte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln
in der Finsternis.“ Das sagen alle Meister, und wenn ihr einen Satguru findet,
dann seht ihr innen und außen Licht. Wenn sich dieses Licht entwickelt, dann
seht ihr es auch außen. Das
heutige Thema war: „Wie wir Gott oder den Meister lieben sollen.“ Die Liebe
Gottes offenbart sich im Meister, wie er auch alle Eigenschaften Gottes im
Miniaturmaßstab in sich trägt, da sich Gott in ihm widerspiegelt. Er ist das
Urbild Gottes auf Erden. 33 Was ist Liebe? Was
ist Liebe? Jeder sagt: ich liebe Gott, ich liebe den Meister. Aber was ist
Liebe? Liebe ist die Frucht eines Baumes. Sie ist das höchste Ziel, das sich in
uns entwickelt und heranwächst. Wir sollten Gott lieben von ganzem Herzen, von
ganzer Seele und mit all unserer Kraft. Habt ihr ein Herz oder zwei? Ihr habt
nur eins, und ihr könnt es nur einem geben, den ihr liebt. Was bleibt euch,
wenn ihr euer Herz jemandem gebt? Ihr werdet denken, wie er denkt und nicht
mehr auf eure Weise. Das ist das höchste Ziel. Lord Krishna sagte: „O mein
Schüler, du hast nur ein Herz, und das hat Lord Krishna weggenommen.“ Wenn ihr
euer Herz schon dem Gott im Menschen gegeben habt, dann bleibt euch nichts
mehr, was ihr Gott noch geben könnt. Als erstes sollte unser Herz ein Ganzes
und nicht in Stücke zerbrochen sein. Nur wenn es ganz ist, könnt ihr es
hergeben. Unser
Meister sagte einmal im Satsang: „wenn einer von euch wirklich sein Herz
hergeben kann, kommt er direkt in den Himmel!“ Ein Mann stand auf und sagte:
„Gut, ich gebe mein Herz.“ Der Meister fragte ihn: „Bist du Herr über dein
Herz?“ „Nein“, erwiderte der Mann. „wie kannst du es dann geben?“ sagte der
Meister. Ihr könnt nur etwas geben, dessen ihr Herr seid und was euch gehört.
Das Herz wird von den nach außen fließenden Energien hierhin, dorthin und
überallhin gezogen. Wie könnt ihr es hergeben, wenn es so zerstreut ist? Wir
beherrschen es nicht. Es wird in viele Richtungen gezogen. Ich
sprach also gerade von Liebe. Liebe ist die höchste Frucht eines Baumes. Wir
wünschen sie uns – wir wollen sie haben, aber es bleibt nur ein Wunsch. Das
Herz könnt ihr nur geben, wenn ihr es
von allen äußeren Dingen zurückzieht und Herr darüber seid. Es gibt Stufen, die
dahin führen. Doch wir stellen uns nur etwas vor: „Wir möchten gern, wir wollen
schon, wenn es doch so oder so ginge.“ Aber damit ist noch nichts getan. es
gibt Stufen dahin, und der erste Schritt ist: „Wenn ihr mich liebt, so haltet
meine Gebote.“ Was sind diese Gebote? „Liebt Gott von ganzem Herzen, von ganzer
Seele und mit all eurer Kraft.“ Hier finden wir das Wort ‚Herz‘. Also von
ganzem Herzen, nicht mit einem Herzen, das in Stücke geteilt und hierhin,
dorthin und überallhin zerstreut ist. Sorgt also zuerst dafür, daß es ganz ist.
Wir lieben Gott aus einem Wunsch heraus – man könnte sagen auf Grund von
Wunschdenken. Es beginnt also damit, daß ihr Seine Gebote haltet. Wenn zum
Beispiel im Westen ein Polizist das Haltezeichen gibt, dann bleiben auch die
Fußgänger stehen. Ich habe es selbst gesehen, als ich drüben war. Wenn der
Meister oder jemand, der ihr liebt, ‚Halt!‘ sagt, dann haltet da ein – geht
keinen Schritt weiter. Aber halten wir seine Gebote? Wir tun es nicht. Wo ist
dann unsere Liebe? Wir sehnen uns nach
Liebe, sie beschäftigt unser Wunschdenken, aber wir haben sie noch
nicht. Wir haben noch nicht einmal den Grundstein für das Gebäude der Liebe
gelegt. Der Bau beginnt erst, wenn ihr seine Gebote haltet. dann sagt der
Meister: „Nehmt euch regelmäßig Zeit für eure Meditation. Merzt all eure
Unvollkommenheiten tagtäglich aus.“ Wir sagen, wir haben keine Zeit, das
Tagebuch zu führen. Wir haben noch nicht einmal mit den Grundschritten
begonnen, von Liebe ganz zu schweigen. Weiterhin – wenn wir wollen, daß jemand
an uns denkt und uns liebt, dann sollten wir unsere Gedanken immer auf ihn
richten. Von einem gewissen Majnu, der Laila sehr liebte, wird erzählt, daß man
ihn eines Tages sah, wie er die Pfoten eines Hundes küßte. Die Leute fragten
ihn: „Was machst du da, bist du von Sinnen?“ „Nein, nein“, erwiderte er, „ich
habe beobachtet, wie dieser Hund manchmal in die Straße meiner geliebten Laila
lief.“ Wenn wir jemanden um des Meisters oder Gottes willen lieben, ist das ein
Zeichen dafür, daß die Liebe zu eurem Geliebten, zum Meister, wächst. das sind
die Grundsteine – aber denkt daran, Liebe ist es noch nicht! Liebe bedeutet das
Weggeben eures Herzens. Ihr habt nur eines und wenn ihr es jemanden gebt, was
bleibt dann übrig? Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr euren Meister ein für alle mal
angenommen habt, dann sind auch Gott und sein Prophet in ihm.“ Deshalb verehren
wir Gott, wenn wir unser Herz einmal einem gegeben haben, in dem sich Gott
offenbart. Wie ich euch ganz zu Anfang sagte, ist Liebe die Frucht eines
Baumes. Wir beginnen erst mit Wunschdenken, wir möchten sie durch vergleichende
Studien oder das Lesen der Schriften entwickelt. Wen
sollten wir lieben? Die Seele sollte Gott lieben, denn eine bewußte Wesenheit
muß sich mit der Allbewußtheit verbinden. Das ist nur natürlich. Unsere Seele
ist den äußeren Dingen der Welt verhaftet, und daher kommen und gehen wir
dahin, wo wir gebunden sind. Jeder ist auf seine Weise überzeugt, daß er Gott
liebt. Wir sehen Gott nicht, aber er offenbart sich in einem menschlichen
Körper. Wenn wir sagen, daß wir ihn lieben, dann legen wir den Grundstein
dieser Liebe, wenn wir als erstes seine Gebote halten. Zweitens, wenn ihr
jemanden liebt, dann liebt ihr auch die, die zu ihm gehen. Wir kritisieren und
streiten manchmal – sogar mit jenen, die auf dem gleichen Weg sind wie wir. Wo
ist dann unsere Liebe zum Meister? das sind die Grundschritte, aber es gibt
noch weitere Stufen. Wenn eure Liebe zu Gott oder Gott im Menschen wächst (sie
sind ein und dasselbe), dann sehnt ihr euch natürlich nach ihm. Ihr könnt ihn
nicht vergessen. Ihr möchtet bei einem sein, der eine Erfahrung aus erster Hand
von ihm besitzt oder bei ihm war. Dann möchtet ihr Ihm gern nahe sein, so nahe
wie möglich. Wenn ihr nicht bei ihm seid, doch einen von ihm sprechen hört,
wird euer Herz voll und fließt durch die Augen über. das ist ein Zeichen dafür,
daß eure Liebe zu ihm wächst. Das sind die Blüten, die die Frucht ankündigen.
Vor dem Regen kommen Wolken. Ohne Wolken gibt es keinen Regen. Ohne Blüten
keine Frucht. Um also diese Liebe zu entwickeln, müssen wir zuerst seine Gebote
halten, zweitens alle Unvollkommenheiten ausmerzen und drittens für die
spirituellen Übungen Zeit einzusetzen. Ihr solltet auch die Gemeinschaft mit
einem suchen, der euch an euer Ideal erinnert. Meidet die Gesellschaft aller anderen,
durch die ihr euch an die Welt bindet oder ihn vergeßt. Wenn ihr nicht in der
Gemeinschaft jener sein könnt, die euch helfen, an ihn zu denken, dann lebt
besser allein. Lebt mit den Meistern, die durch Bücher und Schriften zu euch
sprechen. Dann wird es euch besser gehen. Einweiteres Zeichen dafür, daß ihr
ihm in eurer Liebe näher kommt, ist das Gefühl der Trennung von ihm. Ihr werdet
euch sehnen, ihn zu sehen. Wenn ihr von ihm hört, wird euer Herz voll und die
Tränen laufen euch über die Wangen. Das sind die Zeichen, die euch zeigen, daß
die Frucht heranreift. Diese Dinge sind die Blüten. Wenn schließlich die Frucht
kommt, lebt ihr für den Meister und der Meister für euch. Das sind die Schritte
auf dem Weg; und wir müssen nun prüfen, wo wir stehen. Wir
sollten auf nichts hören, was nicht den Schriften entspricht, was nicht in
Einklang mit dem ist, was Gott sagen würde – auch wenn ständig dafür geworben
wird. Versteht ihr mich? Wir sagen, wir lieben Gott, wir lieben unseren
Meister. Das ist in Ordnung; wie aber läßt sich das erkennen? Wie fängt es an?
Liebe heißt, euer Herz ein für allemal hinzugeben. Es kann nicht wieder
zurückgenommen und einem anderen werden. Wir können unser Herz nur dann geben,
wenn wir seiner Herr sind – anders nicht. Sonst können wir es nur wünschen. Ich
würde sagen, das ist etwas ganz Praktisches, durch das wir uns hindurcharbeiten
müssen. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Liebe entwickelt sich in direkter
Gemeinschaft mit dem Meister oder indirekt, wenn ihr empfänglich werdet – auch
über Tausende von Kilometern hinweg. Die Zeit wird kommen, wo ihr sagt: „Wer
lebt in diesem Körper? Bin ich das?“ Ihr werdet euch selbst vergessen – ihr
werdet den Meister im Innern sehen. Wenn ihr die Hände faltet, werden es die
Hände des Meisters sein, nicht eure. Liebe ist die nächste Frucht am Ziel.
Deshalb hat Paulus gesagt: „Gott ist Liebe und Liebe ist Gott.“ Wir sind der
Frage ‚Was ist Liebe?‘ noch nicht auf den Grund gegangen. Alle sprechen von
Liebe, aber wo steht ihr tatsächlich? Wenn einer sagt, er liebt Gott, aber
seinen Bruder haßt, dann ist das keine Liebe. Ich glaube, Christus hat einmal
gesagt, wenn ihr nicht eure Brüder liebt, wie könnt ihr dann Gott lieben, den
ihr nicht seht? Wenn ihr nicht jene liebt, die ihr seht, wie könnt ihr dann Ihn
lieben, den ihr nicht seht? Versteht ihr das? Darauf können wir achten. Jeder
kann sich prüfen und dann selbst entscheiden. Ich weiß, was ich selbst nach
diesem Leben machen werde. Das kann jeder wissen – er braucht sich nur nach
innen zu wenden. Er kann sich selbst erforschen und wie ein strenger Richter
sehen, wo er steht. Können wir es wagen, zu sagen: „Ich liebe meinen Meister.
Ich liebe meinen Gott?“ Dieses Ideal wird überall gut aufgenommen – zu Hause,
in jeder Gesellschaft, in jedem Land – überall auf der Welt. Diese
verschiedene Seiten der Liebe will ich euch erklären. Gestern habe ich euch
eine, vorgestern eine andere und heute wieder eine andere Seite gezeigt. Prüft
also von heute an, wo ihr steht. Liebt ihr Gott wirklich? Seid ihr wirklich auf
dem Weg? Wenn ja, dann ist es gut. das könnt ihr besser an euren Taten prüfen,
nicht an den Worten. Wie ich euch sagte, fängt das ABC mit dem Befolgen seiner
Gebote an. Das sind die Zeichen dafür, daß ihr beginnt, Gott oder den Meister
zu lieben. Alles fängt mit dem Befolgen seiner Gebote an. „Wenn ihr mich liebt,
haltet meine Gebote“, hat Christus gesagt. Eure Liebe zeigt sich wirklich erst
im Dienst am anderen. Wer Gott liebt, aber seine Brüder und andere Geschöpfe
Gottes haßt – wie kann er Gott wirklich lieben? das ist ein bloßes
Lippenbekenntnis. Geht der Sache auf den Grund und findet heraus, wo ihr steht.
Einander zu lieben, sich selbst für den anderen zu opfern – das wären erste
Zeichen. Ihr solltet alle lieben, die zu euch kommen – ob sie Schüler sind oder
nicht. So beginnt ihr in die Liebe hineinzuwachsen. Nur darüber nachzudenken
nützt nichts. Ihr müßt es in die Praxis umsetzen. Ihr müßt danach leben. Manche
glauben, daß sie einen Himmel für sich errichten, indem sie dem Meister dienen,
aber ihr könnt den Himmel hier auf der Stelle verwirklichen, wenn ihr
bescheiden, einfach und liebevoll zu Füßen des Meisters lebt. Kabir sagte
einst: „Ich ging zum Hause meines Vaters und sah, daß er nicht da war. Ich
erkannte, daß er mit den Heiligen hier auf Erden lebt.“ Ihr könnt den Himmel
auf Erden verwirklichen. Das ist mit ‚Dein Reich komme auf Erden‘ gemeint. Es
kann nur kommen, wenn ihr so lebt. Nun entscheidet, wo ihr steht, indem ihr
euer Herz erforscht. Redereien nützen nichts, ihr müßt es durch Taten beweisen.
Das sind feine Einzelheiten, die nicht in Büchern stehen. Viele Dinge werden
erst durch die Aufmerksamkeit übermittelt. Die Worte, die mit voller
Aufmerksamkeit gesprochen werden, dringen in unser Herz. Ein lebendiges Buch
wird euch helfen, und der Meister ist ein lebendiges Buch. Die Auserwählten
sind begünstigt. Sie sollten sich dessen würdig erweisen. Ihr würdet doch nicht
den Himmel zu Füßen des Meisters verlassen wollen, um in einen anderen Himmel
zu gehen? Gott wohnt in der Gemeinschaft eines Heiligen. 34 Wie können wir dem Meister
gefallen? Wen
ihr dem Meister oder dem Guru gefallt, könnt ihr sicher sein, daß auch Gott an
euch Gefallen findet, denn er ist in ihm offenbart. Wenn aber der Meister im
Grunde seines Herzens mit euch nicht zufrieden ist, wer kann sich dann für euch
bei ihm verwenden? Ist Gott mit euch unzufrieden, gibt es einen Weg, einen Ort,
wohin ihr euch wenden könnt. Das ist der Gott im Menschen, der Ort, an dem sich
Gott offenbart. Wenn aber der Gott im Menschen keinen Gefallen an euch findet,
dann könnt ihr euch nirgends mehr hinwenden. Woran können wir erkennen, ob wir
den Meister oder den Guru wirklich lieben? Selbst wenn der Meister mit uns
unzufrieden ist und uns beschimpft, sollte unsere Liebe zu ihm nicht wanken –
nicht im geringsten. Dann vermögen wir unsere Liebe zu erkennen. Selbst wenn er
euch tadelt oder beschimpft (was er natürlich nicht tun wird), liebt ihr ihn
dennoch und fühlt euch zu ihm hingezogen. Manchmal sagt ein Kind zu seiner
Mutter etwas Ungehöriges, aber auch dann nimmt es ihm die Mutter nicht übel. Nun
erhebt sich die Frage, wie können wir dem Meister gefallen? Es gibt zwei Wege
und der erste ist, all die Eigenschaften, die sich in seinem Leben zeigen, auf
unser eigenes Leben zu übertragen. Wir sollten ihm nacheifern und gemäß den
Eigenschaften leben, die wir in ihm sehen. Seine Eigenschaften sind die Gottes
in kleinem Maßstab. Gott verleiht sie allen, die er erschaffen hat, denn der
Schöpfer liebt natürlich seine Schöpfung. So liebt der Guru seine Schüler, denn
er hat ihnen auf dem inneren Weg zur Geburt verholfen. Wie er uns liebt, so
sollten wir alle lieben. Er läßt niemanden leiden und ihr solltet es auch
nicht. Ihr müßt mit anderen teilen. das sind einige der Eigenschaften des
Meisters, die auch die Eigenschaften Gottes sind, die sich im Meister
widerspiegeln. Der zweite Weg ist, einfach streng, wortwörtlich nach dem zu
leben, was er sagt. ich gab euch das Beispiel der fünf Pandava- Prinzen, die
man zur Ausbildung zu einem Guru schickte. Als erste Lektion sollten sie
lernen, immer die Wahrheit zu sagen. Er wies sie an, sich das einzuprägen. Sie
gingen weg und kamen bis auf einen am nächsten Tag wieder. Der Lehrer fragte
die vier Pandavas, wo denn der fünfte sei; und sie sagten, er sei noch dabei,
sich die ihm aufgetragene Lektion einzuprägen. Eine Woche verging, bevor er
auftauchte; und dann sagte er: „Guruji, ich habe jetzt gelernt, was du mir
aufgetragen hast, nämlich die Wahrheit zu sagen, immer ehrlich zu sein.“ Die
anderen verlachten ihn und sagten: „Guruji, wir haben diese wenigen Worte
sofort behalten, als du sie uns sagtest, während er eine Woche brauchte, um sie
sich einzuprägen.“ Der Guru erklärte dann die wahre Bedeutung dieser Lektion
und ließ die vier Pandavas versprechen, nicht zu lügen. Lebt also nach dem, was
der Meister auch immer sagt. Schreibt es in euer Leben ein. Ein
Pandit namens Guru Dutt war Schüler von Swami Dayanand, dem Gründer des Arya
Samaj. Jemand sagte zu ihm, er solle die Lebensgeschichte seines Guru
niederschreiben. „Gut“, sagte er, „ich werde sie schreiben.“ Zwei, drei Monate
vergingen; und sie fragten ihn, was er täte. Er sagte: „Ich schreibe.“ Es
vergingen sechs Monate, es verging ein Jahr, und sie wollten wissen, wie weit
er sei. Er antwortete: „Oh, ich schreibe ununterbrochen.“ Zwei weitere Jahre
vergingen und sie fragten ihn wieder, wieviel er geschrieben habe. Er sagte:
„Oh, ich schreibe ohne eine Pause.“ Wie schreibt man das Leben eines Meisters
nieder? In dem man die Tugenden des Meisters im eigenen Leben entwickelt. was
immer wir sagen – es muß liebevoll sein. Freundliche Worte voller
Bescheidenheit kosten nichts. wenn ihr das in eurem Leben verwirklicht, glaube
ich, daß sich neunzig Prozent eurer Schwierigkeiten vermeiden lassen. Wir
müssen also nach dem leben, was der Meister sagt – und zwar wortwörtlich. Das
ist ein Weg, um den Meister oder den Guru zu erfreuen. Der andere ist, seine
Tugenden auf euer Leben zu übertragen. Manchmal muß der Meister den Schüler
erziehen, um aus ihm einen Menschen zu machen. Manchmal muß er ihn ermuntern,
indem er sagt: „Gut, du warst seht tüchtig und hast dein Bestes getan – ich bin
zufrieden.“ Ein andermal muß er sagen, daß der Schüler etwas falsch gemacht hat
und dem Meister keine Aufmerksamkeit schenkt. Für einen, der den Meister liebt,
ist es schlimmer als der Tod, nicht auf das zu achten, was der Meister sagt.
Ein kleines Wort der Ermutigung vom Meister gibt seiner Seele großen inneren
Auftrieb. Der Meister hat verschiedene Methoden, um aus dem Schüler einen
Menschen zu machen, aber gewöhnlich verstehen ihn die Leute nicht. Ihr
solltet also versuchen, das Leben des Meisters in euer Leben zu übertragen und
seine guten Eigenschaften anzunehmen und auch nach dem zu leben, was er sagt.
Der beste Weg, ein Gefäß aller Tugenden zu werden ist, liebevoll mit
freundlichen Worten voller Bescheidenheit zu sprechen. Der Meister muß das Herz
des Schülers reinigen – das geht nicht an einem Tag, sondern braucht seine
Zeit. Nur gewaschene Kleider kommen in den Schrank – nicht die schmutzigen. Der
Meister liebt den Schüler wie die Mutter ihr Kind. Was tut die Mutter, wenn das
Kind schmutzig ist? Sie wäscht es liebevoll und drückt es dann an die Brust.
Liebt also den Sünder, aber haßt die Sünde. Bringt keinen Haß zum Ausdruck,
sondern redet mit liebevollen Worten voller Bescheidenheit. Damit können wir
die Zuneigung des Meisters gewinnen. Ihr solltet nach dem leben, was er sagt,
selbst wenn es euch das Leben kostet. Dieses Kriterium zeigt euch, wie ihr dem
Meister gefallen könnt. Wenn er zufrieden ist, ist Gott in ihm zufrieden und
Gott selbst ist es auch. Wahre
Liebe zum Meister läßt sich zuerst daran erkennen, daß sie niemals ins Wanken
gerät. Auch nicht, wenn er euch haßt und beschimpft – Gott behüte, er wird es
nie tun – aber selbst wenn es geschehen sollte, darf das eure Liebe zu ihm
nicht erschüttern. Es kann sein, daß er euch eine Zeitlang nicht erlaubt, ihm
nahezukommen – ich spreche aus eigener Erfahrung – wegen irgendeiner Propaganda
oder aus anderen Gründen – dann müßt ihr ihm trotzdem zugeneigt sein und ihn
lieben. Das ist das höchste Kennzeichen der Verwandlung eines Menschen, der nun
sagen kann: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“
Zum zweiten solltet ihr versuchen, all
seine Eigenschaften in euer eigenes Leben zu übertragen und nach ihnen zu
leben. Und drittens – lebt genau nach dem, was er euch sagt, wortwörtlich, ohne
Rücksicht darauf, was euer Gemüt sagt oder euer Herz verlangt. Einmal war es
meine Aufgabe, am Sonntag in Lahore Satsangs zu halten. dabei besuchte ich
meinen Meister, der in Beas lebte, und kam dort gegen zwölf Uhr nachts an. Ich
hatte das große Glück, daß ich meinen Meister zu jeder Zeit sehen durfte. Er
wohnte im zweiten Stock; und ich ging hinauf, um ihn zu sehen. Es wurde sehr
spät und ich überlegte schon, ob ich bei meinem Meister bleiben und jemand
anderen beauftragen könnte, den Satsang zu halten. Es wurde Zeit für mich, nach
Lahore aufzubrechen, und der Meister sagte: „Sollst du nicht Satsang in Lahore
halten?“ „Doch“, erwiderte ich. „Gut, dann geh‘!“ So nahm ich natürlich den Zug
nach Lahore und hielt Satsang. Ich habe euch nun auf drei Dinge hingewiesen,
die euch zeigen, ob ihr den Meister wirklich liebt. Er ist die Wohnstatt aller
guten Eigenschaften. Alle Eigenschaften Gottes widerspiegeln sich im Meister.
Lebt nach ihnen, übertragt sie in euer Leben und lebt genau und wortwörtlich
nach dem, was er sagt. Achtet seine Worte mehr als seinen Körper. Wenn ein
Vater vier oder fünf Kinder hat und eines davon handelt ganz nach seinem Willen
und zu seiner Freude und bittet ihn um nichts, während die anderen dies und
jenes wollen und ihm nicht gehorchen – wen wird der Vater wohl lieben? Also
bemüht euch, dem Meister zu gefallen, indem ihr so lebt, wie ich euch sagte.
Eignet euch die Eigenschaften an, die ihr in seinem Leben seht und schreibt sie
ein in euer Leben, nicht auf Papier. Ich
gab euch das Beispiel von Pandit Guru Dutt, einem Schüler von Swami Dayanand,
dem Gründer des Arya Samaj. Als ihn einige Leute aufforderten, die
Lebensgeschichte von Swami Dayanand niederzuschreiben, antwortete er, daß er es
tun wolle. Zwei, drei Monate vergingen, ein Jahr verging. Sie fragten, wie weit
er sei. „Nun, ich schreibe“, sagte er. Zwei oder drei Jahre vergingen und sie
fragten ihn, wie weit er damit gekommen sei. Er antwortete: „Ich schreibe
ununterbrochen.“ „Oh, was hast du denn eigentlich geschrieben?“ fragten sie
ihn. Die Lebensgeschichte des Meisters zu schreiben, bedeutet einfach, sein
Leben auf euer Leben zu übertragen. Ich schreibe in mein eigenes Leben. Solche
Schüler wirken Wunder, weil Gott in Ihm ist. Heute
habt ihr also drei Dinge erfahren: als erstes, wie ihr zu erkennen vermögt, ob
ihr den Meister wirklich liebt. Selbst wenn er euch beschimpft, werdet ihr von
ihm angezogen. Das zweite ist, jene Eigenschaften Gottes, die sich in ihm
widerspiegeln, in euer eigenes Leben zu übernehmen. Das sind Einfachheit und
freundliche Worte voller Bescheidenheit. Das dritte, genau nach dem zu leben,
was der Meister sagt – ohne Rücksicht auf das eigene Leben. Wenn ihr alles dem
Meister überlaßt, muß sich der Meister um sein Kind kümmern. Das sind die drei
Dinge, die ich euch heute erklärt habe. Diese Dinge werden in den Büchern nicht
einmal kurz erklärt und schon gar nicht so ausführlich wie bei diesen morgendlichen
Gesprächen. Wenn ihr die Zuneigung des Meisters gewinnen wollt, dann lebt nach
dem, was er sagt. Denkt daran, daß er euch nie verlassen wird! Christus hat
gesagt: „Ich werde euch nicht verlassen noch versäumen bis zum Ende der Welt.“
Der Meister verläßt den Schüler nie. Wie könnte er es auch – er ist ja Gott in
ihm. Wir sind von ihm geschaffen. Ihr seid Gott in euch und Mikrogötter. Der
Meister versucht, den Gott, der in ihm ist, in euch zu offenbaren, indem er
euch dazu bewegt, genau nach dem zu leben, was er sagt, und euch bittet, sein
Leben nachzuleben. Das sind die wichtigsten Dinge, die wir verstehen und nach
denen wir leben müssen. 35 Wen wir lieben sollten – II Gott
ist Liebe und das Wesen unserer Seele ist auch Liebe. Diese Liebe ist unserer
Seele eingeboren und es ist ganz natürlich, daß diese Liebe jemanden lieben und
von jemanden geliebt werden will. Jeder möchte jemanden lieben und wünscht sich
einen, der ihn liebt. Das ist nur natürlich. Da liegt nun die Frage auf der
Hand: Wen sollen wir lieben? Unsere Seele ist eine bewußte Wesenheit. Liebe ist
ihr angeborenes Wesen und sie braucht einen, den sie lieben kann. Eine bewußte
Wesenheit sollte Gott lieben, der alle Bewußtheit ist. Unsere Liebe war bisher
etwas Unbewußtes oder nur wenige bewußt. Die äußeren Bindungen haben uns an die
stoffliche Welt gebunden – und wo wir gebunden sind, dorthin gehen wir. Der
menschliche Körper ist die höchste Stufe der Schöpfung; und das Höchste, das
wir in ihm erreichen können, ist die Heimkehr ins Haus unseres Vaters. Die
wahre Heimat unseres bewußten Selbst ist die wahre Heimat unseres Vaters, die
völlige Bewußtheit. Wir sollten also Gott lieben, der dem Kommen und Gehen
nicht unterworfen ist. Er ist immer und ewig. Die ganze Schöpfung trat durch
seinen Willen ins Sein; sie ist nichts als seine Offenbarung. Die Frage ist
nur: wie können wir Gott lieben, wenn wir ihn nicht gesehen haben? Wir sollten
Gott lieben, aber dazu müssen wir ihn sehen, uns mit ihm verbinden und uns
seiner Gegenwart und seiner Gemeinschaft erfreuen. Aus diesem Grund wohnt Gott
in jedem Herzen – aber das Herz ist gesegnet, in dem er sich offenbart. Wir
sollten den offenbarten Gott im Menschen lieben, damit Gott in ihm der Liebe,
die bereits in uns ist, durch seine Ausstrahlung Auftrieb und etwas Beständiges
geben kann, das nie vergeht. das ist Gott, der bereits in uns ist, die
kontrollierende Kraft, die uns im Körper überwacht. Der erste Schritt, um Gott
zu lieben, ist daher, den menschlichen Pol zu lieben, in dem er sich offenbart.
Dieser menschliche Pol ist der Gott- im- Menschen oder Mensch- in- Gott, der
spricht, wie Gott es ihm eingibt, obwohl seine Worte aus dem Mund eines
Menschen zu kommen scheinen. doch nicht er spricht, sondern Gott in ihm. Guru
Nanak sagte einmal: „Ich rede, was Gott durch mich spricht. Ich bin bloß eine
Marionette – nur das Sprachrohr Gottes.“ Wen
sollen wir lieben? Wir sollten Gott lieben, damit wir das ewige Leben gewinnen
und nie mehr in die Welt gewinnen und nie mehr in die Welt zurückkehren müssen.
Wir mögen als Lehrer in die Welt geschickt werden, aber nicht als Gefangene. Um
uns mit Gott zu verbinden, sollten wir die Gemeinschaft jener Menschen suchen,
in denen sich Gott offenbart und die kompetent sind, unser inneres Auge zu
öffnen, damit wir Gott sehen – nicht den absoluten Gott, sondern Gott, wie er
sich zum Ausdruck bringt und die ganze Schöpfung bewirkt, jeder Form innewohnt
und alles durchdringt, Beseeltes und Unbeseeltes. Ihn zu lieben, wird uns
erhalten und uns ewiges Leben geben. Wie können wir eine Verbindung mit Gott
erhalten? Allein durch den Gott, der sich in einem menschlichen Körper
offenbart. Aus Achtung sprechen die Meister manchmal in der Form eines
Vergleiches: wenn beide vor uns ständen – Gott und der menschliche Körper, in
dem er sich offenbart – wen sollen wir dann verehren? Natürlich den
menschlichen Körper, in dem sich Gott offenbart, denn wenn er nicht zu uns
kommt, wie können wir dann Gott lieben, wenn wir ihn nicht sehen? Der
offenbarte Gott im Menschen gibt uns eine Erfahrung von Gott in uns. Wen also sollten wir verehren? „Wir
sollten eher den Gott im Menschen verehren, als den Gott, der allem innewohnt,
denn mit ihm können uns nur durch die Liebe zum offenbarte Gott verbinden.“
Deshalb sagen die Meister: „Ich verneige mich vor dem menschlichen Körper, in
dem sich Er offenbart.“ Bedenkt, daß der Gottmensch nicht größer als Gott sein
kann, aber wir verehren Gott in ihm, denn nur durch ihn können wir Gott
erblicken. Als
erstes sollten wir Gott und dann dem Gott im Menschen dienen. Beides ist gut
und führt uns zurück auf den Weg zu Gott und zum ewigen Leben. Wir dienen Gott,
denn nur durch die Verbindung mit ihm können wir vom Rad der Seelenwanderung
erlöst werden. Wir dienen dem Gott im Menschen, denn er gibt uns eine
Verbindung mit Gott in uns. Die beiden Dinge lassen sich nicht trennen – ohne
das eine ist das andere nicht möglich. Die Liebe zu Gott ist die Liebe zu dem
Gott im Menschen und die Liebe zum Gott im Menschen ist die Liebe zu Gott.
Maulana Rumi sagt: „Wenn ihr so einen menschlichen Körper findet, in dem sich
Gott offenbart, kommt ihr Gott näher, seid ihr bei ihm. Wenn ihr in der
Gegenwart Gottes sein wollt, dann begebt euch in die Gegenwart eines
menschlichen Körpers, in dem Er sich offenbart.“ Denkt euch zum Beispiel ein Kraftwerk
und einen Schalter, der mit dem Kraftwerk verbunden ist. Wenn ihr dann bei
diesem Schalter seid, ist es also, als ob ihr ganz nahe beim Kraftwerk seid.
Das ist nur ein erklärendes Beispiel. Die ganze Schöpfung ist von Elektrizität
durchdrungen, aber das hilft uns nichts, bevor sie nicht in einem Kraftwerk
gesammelt wird und ein Schalter für uns Wunder wirkt, der mit diesem Kraftwerk
verbunden ist. Beides ist also notwendig: die Liebe zu Gott denn sie ist das
höchste Ziel, das uns zu seiner Heimat führen und uns das ewige Leben geben
wird – und die Liebe zu dem menschlichen Körper, in dem Er sich offenbart, denn
nur Gott in ihm kann uns eine Verbindung mit Gott gewähren. Die
äußere Erfahrung von der Liebe zu Gott ist die ständige Erinnerung, das liebevolle
Denken an Ihn. Ihr könnt ihn, den ihr liebt, niemals vergessen. In der Tiefe
eures Herzens denkt ihr immer an ihn. Ihr werdet auf unvergleichliche Weise
angezogen. Wie können wir diese Liebe entwickeln? Ein Kind wird geboren und die
Mutter liebt dieses Kind. Natürlich wird es sich zu seiner Mutter hingezogen
fühlen. Das Kind wird bei allem an seine Mutter denken; und wen es einen Kummer
hat, wird es im Schoß der Mutter Zuflucht suchen. So ist durch die bewußte
Berührung mit der Mutter die Liebe im Kind erwacht. Ähnlich liebt uns der
Gottmensch zuerst, und wir erwidern diese Liebe nur. Wenn ihr ihn liebt, werdet
ihr natürlich dorthin gehen, wo er hingeht. Wenn er der Seelenwanderung nicht
unterliegt und eine ewige Heimat hat, werdet auch ihr dorthin gehen und nie
mehr zurückkehren. Wenn ihr tief im Herzen an ihn denkt, so wird das in ihm
eine Rückwirkung haben. Daher hat Gott im Koran, der heiligen Schrift der
Mohammedaner, gesagt: „Ich liebe jene, die mich lieben. Ich denke an jene, die
an mich denken.“ Wenn wir Gott lieben, wirkt das natürlich auf unser Herz
zurück. Aber an wen denken wir wirklich – wen lieben wir wirklich? Jene, mit
denen wir in Verbindung stehen. Diese Verbindung können wir erfahren, denn die
besteht bereits in uns. Gott ist die kontrollierende Kraft, die uns im Körper
hält. Der menschliche Körper ist der Tempel Gottes, in dem er wohnt und auch
wir wohnen. Daher ist es segensreich, ständig liebevoll an ihn zu denken,
besonders, wenn man schon mit ihm verbunden ist. Wenn ihr ihn gesehen und euch
seiner Liebe erfreut habt, verankert sich diese Liebe in eurem Herzen. Es
gibt eine Geschichte, die von Moses berichtet, daß er sagte, er liebe Gott am
meisten; und er bat Gott, ihm jemanden zu zeigen, der ihn, Gott, ebensosehr
liebe. Es heißt, daß ihn Gott zu einem Vogel schickte, der auf einem Baum saß.
Moses ging zu diesem Vogel und sagte: „Geht es dir gut?“ Der Vogel bejahte.
„Hast du irgendeinen Kummer?“ fragte ihn Moses. „Da gibt es etwas, das mir
großen Kummer bereitet“, erwiderte der Vogel. „Und was ist das?“ fragte Moses.
Der Vogel entgegnete: „unter diesem Baum fließt eine Quelle, und die Zeit, die
ich brauche, um zum Wasser hinabzufliegen und meinen Durst zu stillen, bringt
mich in große Not, denn ich vergesse dabei den Namen Gottes.“ Moses war
beschämt. Er dachte: „Selbst ein Vogel liebt Gott mehr als ich.“ Dieses
Beispiel zeigt uns, ob wir Gott lieben. Um euch noch ein Beispiel zu geben:
Gott gebot einst Abraham, das zu opfern, was ihm am teuersten sei. Abraham
opferte zuerst ein Lamm, dann ein Kamel – aber Gott sagte, das sei nicht genug.
So nahm er seinen Sohn, um ihn im Namen Gottes zu opfern. Erst dann zeigte sich
Gott befriedigt und ließ dieses Opfer nicht zu. Gott verlangt und Liebe fordert
jedes Opfer von uns. Wer ist ein Gottliebender? Wer im Namen Gottes alles
opfern kann. Können wir das? Können wir sagen, daß wir Gott lieben? Belanglose
Dinge lassen uns sagen, wir hätten keine Zeit, an Gott zu denken. Liebe
fordert, daß ihr alles opfert, selbst euer Leben – von äußeren Dingen ganz zu
schweigen. Liebe
ist Gott und Gott ist Liebe. Wen sollen wir lieben? Wir sollten Gott lieben.
Wir sind bewußte Wesen und wir sollten Gott lieben, weil er alle Bewußtheit
ist. Neben Gott sollten wir den menschlichen Körper lieben, in dem sich Gott offenbart.
Wir lieben ihn nicht um des menschlichen Körpers, sondern um Gottes willen, der
sich in ihm offenbart. Dieser Körper ist gesegnet, weil Er sich in ihm
offenbart. Zum Erfolg sind also zwei Dinge äußerst notwendig: das eine ist die
Liebe zu Gott und das andere die Liebe zum menschlichen Körper, in dem Er
offenbart ist. Wir lieben diesen Körper, weil er uns eine Verbindung mit Gott
in uns gibt; und wir lieben Gott, weil wir durch die Verbindung mit ihm unsere
wahre Heimat erreichen, um nie wieder zurückzukehren. wenn wir den Gott im
Menschen lieben, werden wir dahin gehen, wo er hingeht. Er kommt vom Hause
unseres Vaters. Gott sandte ihn in die Welt. Wenn ihr den Gott im Menschen
liebt, wird Gott euch lieben. Christus sagte: „Wer mich liebt, den liebt mein
Vater, und wenn er vom Vater geliebt wird, offenbare ich mich ihm.“ Diese Worte
gebrauchten fast alle früheren Meister. Die
Liebe ist unserer Seele eingeboren und sie muß sich mit jemanden verbinden.
Leider hat sie sich an die äußere, materielle Welt gehängt. Deshalb müssen wir
immer wieder in die Welt zurückkehren. Wo unsere Liebe ist, dorthin müssen wir
gehen. Wir lieben den Gott im Menschen, in dem Gott sich offenbart, denn er
öffnet unser inneres Auge, damit wir die Kraft sehen, durch die Gott sich zum
Ausdruck bringt. Dafür müssen wir alles opfern. Nun können wir prüfen, wo wir
stehen. Das höchste ziel im menschlichen Körper ist, wie ich euch sagte, Gott
zu erkennen, zu Gott zu gelangen, in unseres Vaters Haus zurückzukehren. Wir
werden dorthin gehen, wo wir gebunden sind. Ihr seid begünstigt, den
menschlichen Körper zu haben, der die höchste Stufe der Schöpfung ist. Wenn wir
durch die Gnade des Gott- im- Menschen Liebe zu Gott zu entwickeln, dann werden
wir zum Haus unseres Vaters gehen. dazu müssen wir Liebe zum Gott im Menschen
entwickeln. Der Mensch ist Lehrer des Menschen. Er spricht von unserer Ebene
aus, entwickelt Liebe in uns, gibt uns eine innere Verbindung und öffnet das
innere Auge, damit wir das Licht Gottes sehen und die Musik aller Sphären
hören. Bleibt in der Religion, die euch zusagt. Ihr wahrer Sinn ist die
Rückkehr zum Haus unseres Vaters – aber auch auf Erden sollten wir in Frieden
leben. Und das können wir nur, wenn wir Liebe zu allen – zu Gott in ihnen –
entwickeln. Warum? Weil wir alle Brüder und Schwestern in Gott sind. Wir sind
bewußte Wesen, Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Die Liebe gibt uns
Frieden hier auf Erden und im Jenseits, wenn sie auf ihren wahren Ursprung
gerichtet wird. Das ist mit den Worten gemeint: „Dein Reich komme auf Erden.“ Wen
sollen wir lieben? Wir sollten Gott lieben. Wie können wir Gott lieben? Indem
wir den Gott im Menschen lieben, der uns eine Verbindung mit Gott gibt. Die
Liebe zu dem Gott im Menschen ist die Liebe zu Gott. er fließt über vor Gottes
Liebe und Trunkenheit. Er ist nicht an die Erde gebunden, sondern hierher
gesandt, um die Menschenkinder zu leiten und danach wieder in seine Heimat
zurückzukehren. Wohin geht ihr, wenn ihr ihn liebt? Ihr geht dahin, wo er
hingeht. Wenn er nicht zur Erde zurückkommen muß, warum solltet ihr es dann –
wie könnt ihr es dann! Diese beiden Dinge sind also sehr wesentlich. – Die
Sikhs sprechen immer ein Gebet, das besagt: „O Gott, gib uns die Liebe und
Gemeinschaft derer, die das Sprachrohr des Gottes im Menschen sind. Du
offenbarst Dich im Gottmenschen; und er ist beides – Gott im Menschen und Gott.
In seiner Gemeinschaft wird sich meine Liebe immer Dir zuwenden.“ Ich halte
dies für das höchste Gebet, das wir sprechen können. „O Gott, laß uns bei den
Menschen sein, in denen Du Dich offenbarst und die von Liebe zu Dir
überfließen. Wir bitten Gott um ihre Gemeinschaft.“ Wir
sollten bis zum ende der Welt in der Gemeinschaft solcher Menschen sein. Jeder
Liebende möchte ich den Armen des Geliebten sterben, nicht wahr? Er möchte sein
ganzes Leben bei ihm sein – bis zum letzten Atemzug. Warum? Weil uns die Liebe
zu solchen Menschen zur Gottesliebe führen wird. Liebe zu dem Gott im Menschen
– zu Gott in ihm – ist wahrlich Liebe zu Gott. Die Orte, die jene Menschen betraten,
wurden zu Wallfahrtsorten. Christus wurde in Jerusalem geboren und neben ihm
noch Tausende von anderen Menschen. Aber Jerusalem wurde allen Christen der
Welt zum Wallfahrtsort, weil Christus dort geboren wurde – und nicht wegen
jener Tausende von anderen Menschen, die dort geboren sind. Dieser Ort wurde
durch die Geburt eines Meisters geheiligt. Mekka wurde durch den Propheten
Mohammed geheiligt und ist ein Wallfahrtsort für alle Mohammedaner der Welt.
Ihr könnt sehen, daß auch andere Wallfahrtsorte entstanden sind, weil ein
Heiliger, ein Gott im Menschen, dort gelebt hat. Warum? Weil sich unsere Seele
mit dem Körper und den äußeren Bindungen identifiziert hat und nur er unsere
Aufmerksamkeit von außen zurückziehen, sie erheben, von der Sinnesebene nach
oben ziehen und unser inneres Auge öffnen kann, damit wir das Licht Gottes
sehen. Wenn
ihr zum bewußten Mitarbeiter am göttlichen Plan werdet – wer will euch dann zur
Erde zurückbringen? Ihr mögt Jahrtausende Gott fern gewesen sein, aber einmal
begegnet ihr einem Gott im Menschen, und dann gibt er euch eine Verbindung mit
Gott. Wenn ihr sie entwickelt, dann wird euer Kommen und Gehen natürlich
beendet und ihr kehrt in eure Heimat zurück. Gott zu lieben bedeutet, Ihm
unbedingt zu gehorchen. Die Worte des Gott- im- Menschen zu lieben, heißt, ihn
wahrhaft zu lieben – nicht nur äußerlich zu verehren. Wir sollten seine Worte
achten. Er erwartet von euch, daß ihr danach lebt. Der Gott im Menschen wohnt
bereits im verkörperten Wort in uns. Wenn er also schon in euch wohnt, solltet
ihr eure Begrenzungen nicht überschreiten. Ihr solltet an dem, was er sagt,
festhalten und seine Gebote nicht überschreiten. Wenn wir so einen Meister
haben, brauchen wir niemanden auf der ganzen Welt zu fürchten. Er ist der
Geliebte Gottes; und wen der Meister liebt, den liebt der Vater, Gott in ihm.
Und wen Gott liebt, für den gelten Christus Worte: „Ich offenbare mich ihm.“
Gott erscheint in der Gestalt des Gott- im- Menschen. Durch Gottes Gnade wird
uns dieses Vorrecht zuteil. Wenn er sich einmal in uns offenbart hat, spricht
er zu uns, wie er es auch äußerlich tun würde. Er ist unser kostenloser
Ratgeber in all äußeren und inneren Angelegenheiten. Dieses
Gespräch dreht sich also darum, wen wir lieben sollten und warum. Wir sollten
Gott lieben; und um diese Liebe willen sollten wir den menschlichen Körper
lieben, in dem sich Gott offenbart. Er kann uns lehren und uns mit Gott
verbinden. Liebt also zuerst Gott und dann den Gott im Menschen. Wir sollten
auch alle anderen lieben, denn alle Seelen sind bewußte Wesenhaften, Tropfen
aus dem Meer aller Bewußtheit. Alle Körper werden von Gott gelenkt – er ist die
Kraft, die sie beherrscht. Wer Gott liebt, liebt natürlich auch die ganze
Schöpfung – ob beseelt oder unbeseelt. Diese Liebe können wir nur im
menschlichen Körper entwickeln, den wir glücklicherweise erhalten haben. Zu
diesem Zweck kommen wir zu den Füßen eines Meisters, eines Gott- im- Menschen.
Das vermag kein Menschensohn. Alles ist die Gnade Gottes, und wenn diese Gnade
herabkommt, werden wir mit dem menschlichen Körper in Verbindung gebracht, in
dem er sich offenbart. Gesegnet sind jene, die in solcher Gemeinschaft, in
solcher Gesellschaft leben. Das ist ein Merkmal, ein Vorzeichen dafür, daß sie
in ihre Heimat zurückkehren. Alle
früheren Meister lehrten dasselbe; und wir sollten es nicht einfach nur lesen
oder anhören, sondern vor allem in unserem Leben verwirklichen – danach leben.
Je näher wir Gott sind, desto größeres Gewinn gibt uns unser menschlicher
Körper. Die Meister sehen diese Dinge richtig, die auch in den Büchern stehen.
Manchen Menschen geht es zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus.
Andere Menschen hören etwas und müssen gleich lautstark verkünden, was sie
alles wissen. Beides gibt euch keinen wirklichen Gewinn, wenn es nicht Teil
eures Lebens wird. Nur verdaute Nahrung gibt euch Kraft. Sonst bringt sie nur
Krankheiten wie Eitelkeit und anderes hervor. 36 Liebe im Gegensatz zu Lust –
I Liebe
– viele Leute sagen, daß sie wissen, was Liebe ist. Auch wir sagen dann und
wann immer wieder, daß Gott Liebe und unsere Seele vom gleichen Wesen wie Gott
ist, daß die Liebe unserer Seele eingeboren ist und sie uns auch den Weg zurück
zu Gott weist. Die Liebe ist unserer Seele eingeboren und sie braucht jemanden,
den sie lieben kann und von dem sie geliebt wird. Das ist das natürliche
Bedürfnis jedes Menschen. Unsere Seele ist eine bewußte Wesenheit und sie
sollte die Allbewußtheit oder lieben. Statt dessen hat sie sich an weltliche
oder materielle Dinge gehängt. Und deshalb werdet ihr dorthin gehen, wo eure
Liebe gebunden ist. Die Seele sollte Gott lieben, der die kontrollierende Kraft
im Tempel des menschlichen Körpers ist. Sie hängt aber am Körper und seiner
Umwelt, an den nach außen fließenden Energien und den Freuden äußerer Lust.
Deshalb wurden wir zu Sklaven. Wir kehren immer wieder dorthin zurück, wo wir
gebunden sind. Wenn unsere Seele an Gott gebunden ist, der die kontrollierende
Kraft in diesem menschlichen Körper ist – der ewig ist und selbst jenerseits
der Ewigkeit besteht – dann wird die frei und jeder Bindung ledig. Der
Unterschied zwischen wahrer Liebe und Lust ist daher, daß wahre Liebe nicht
endet – auch nicht nach dem Verlassen des Körpers. Diese Liebe entwickelt sich
zwar im Körper, aber sie geht ganz in der Seele auf, nicht im Körper und seiner
Umgebung. Das also nennt man wahre Liebe und Nächstenliebe. Die andere heißt
Lust oder Verhaftetsein, und es besteht ein großer Unterschied zwischen den
beiden. Die Liebe zu Gott macht uns frei und gibt uns alle Freude, Glück und
Seligkeit. Während uns Lust oder Verhaftetsein versklavt und sehr engherzig
macht. Wenn ihr jemand Auf weltliche Weise liebt, seid ihr voll Neid, sobald
ein anderer an dieser Liebe teilhat – aber jene, die Gott lieben, werdet ihr
auch lieben – eben, weil sie Gott lieben. So läßt euch die Liebe zu Gott die
ganze Welt lieben. Die Liebe zu äußeren Dingen macht euch nur engherzig und
geizig; und daher lebt der eine für Gott, der andere für die Welt. Seit wir das
Haus unseres Vaters verließen, haben wir uns an äußere Dinge gehängt, weil sich
unsere Liebe fälschlicherweise auf weltliche Dinge, den physischen Körper und
die äußere Umgebung gerichtet hat. Woran also erkennt man wahre Liebe oder
Nächstenliebe? Sie fängt im Körper an, läßt aber dann die Aufmerksamkeit in
unserer Seele und im höheren Selbst aufgehen. Lust dagegen hält euch am
physischen Körper und der äußeren Umgebung fest. Den eigenen Wünschen zu
folgen, ist keine Liebe im wahren Sinne des Wortes. Diese Liebe bindet und
versklavt euch. Seit
wir das Haus unseres Vaters verließen, sind wir immer wieder im Kreis gegangen
und haben unseren Weg zurück noch nicht gefunden. Da ist die Geschichte von
Majnu, der in Laila verliebt war. Laila war eine Prinzessin und sie bedeutete
ihm alles. Unter den Mohammedaner gibt es einen Ehrentitel, der dem
Gottergebensten verliehen wird. Einmal fragte man auch Majnu, wem dieser Titel
gebühre. Er sagte, daß seine geliebte Laila die Würdigste sei. Er war ihr so
ergeben, daß er einmal dabei beobachtet wurde, wie er die Pfoten eines Hundes
küßte, der in der Straße herumlief, wo seine Laila wohnte. Daraus können wir
die Lehre ziehen, daß wir einander lieben müssen, wenn wir Gott oder dem Gott
im Menschen ergeben sind. Das ist nur natürlich. Aber jede Liebe, die von
persönlichen Interessen oder selbstischen Motiven bestimmt wird, macht euch
engherzig. Ihr wollt dann, daß der Mensch, den ihr liebt, nur von euch und von
niemand sonst geliebt wird. Wenn ihr aber Gott wirklich liebt, dann liebt ihr
natürlich alle, die Ihn lieben. Das ist der große Unterschied zwischen den
beiden Arten von Liebe. Als Majnu erfuhr, daß Laila gestorben war, sagte er:
„Nein, sie kann nicht sterben – wie kann sie sterben?“ Als man ihm sagte, daß
sie wirklich tot sei, sagte er: „Ist es also wahr? das ist das Schicksal eines
jedes lebenden Menschen. Aber warum soll ich etwas lieben, das vergänglich
ist?“ Seht ihr, so schlug er den richtigen Weg ein. Liebe
ist also Liebe, wenn sie Gott, der Allbewußtheit, gehört. Auch wenn ihr den
Körper verlaßt, wird euch diese Liebe nicht verlassen. Liebe zur Welt, äußere
Bindungen und den eigenen Wünschen und Zielen zu folgen, ist Lust oder
Verhaftetsein, nicht Liebe. Ein Prophet hat gesagt, daß die Liebe wie eine
Brücke ist, auf der ihr den Fluß darunter überqueren könnt. Das ist ihr
eigentlicher Sinn – sie dient nicht als Aufenthaltsort. So dient eure Liebe zum
Gott im Menschen dem Überschreiten der Brücke, damit ihr durch seine
Gemeinschaft, in der die Liebe zu Gott natürlich ausstrahlt, auf diese
eingestimmt werdet. Wenn ihr dafür empfänglich seid, ist eure Liebe echt. Wenn
ihr am Körper und den äußeren Bindungen hängt, dann ist das keine Liebe. Die
Liebe ist gesegnet, die auf Gott, die Allbewußtheit, gerichtet ist. Ist sie auf
den physischen Körper und seine Bindungen gerichtet, ist sie eine Fessel,
Sklaverei und Verhaftetsein. Ihr kommt immer wieder in die Welt, wo ihr
gebunden seid. Das ist der Unterschied zwischen den beiden Arten von Liebe.
Guru Amar Das sagte: „Laßt uns den Gott im Menschen lieben, denn er fließt über
von Gottes Liebe und Berauschung.“ In der Gemeinschaft mit ihm nehmt ihr die
Ausstrahlung von Gottes Liebe auf. Sie wird eurer Seele Auftrieb geben und sie
zu Gott hinwenden. Das ist der wahre Prüfstein, der euch herausfinden läßt, ob
ihr den Körper des Gott- im- Menschen wirklich nur um Gottes willen liebt, der
in ihm ist. Wenn ihr Gott in ihm liebt (sein Körper ist natürlich gesegnet),
dann ist das die Brücke, auf der ihr das Meer der Welt überschreiten und zu
unserem Geliebten gelangen könnt. Die
Liebe ist also unserer Seele eingeboren; und wir sind bewußte Wesen. Wenn sie
auf die Allbewußtheit gerichtet wird, ist es wahre Liebe. Sie schenkt euch
Freiheit, vollkommene Glückseligkeit und Freude. Hängt sie an weltliche Dingen,
am physischen Körper, an seiner Umgebung und an Sinnesfreuden, dann ist sie
Bindung und ein sicherer Weg, immer wieder in die Welt zu kommen, an die ihr
gebunden seid. Liebe ist also gut Selbst Gift ist seht gut, wenn man es als
Hilfe in kleinen Dosen nimmt. Wenn man es aber mißbraucht, dann stirbt man. Die
wahre Liebe, die euch hilft, sollte auf Gott oder den Gott im Menschen
gerichtet sein, weil Gott in ihm ist – und nicht um seines physischen Körpers
willen. Dann seid ihr gerettet, andernfalls seid ihr verdammt, würde ich sagen.
Das ist ein sehr schwieriges Thema. Wir sollten sehen, wo wir stehen und wohin
wir gehen. Das steht zwar auch in Büchern, aber nicht sehr klar. Doch euch
sollte nun klar sein, was Liebe ist. Die
Liebe ist unserem Selbst eingeboren, aber weil sie fehlgeleitet wurde, sind wir
trotzdem an die Welt gebunden. Statt sie an Gott zu binden, der alle Bewußtheit
ist, haben wir sie an den physischen Körper und die Welt gehängt. Die Liebe ist
eine Brücke, um das Meer des Lebens zu überqueren – von dieser physischen Welt
zur Allbewußtheit. Wenn sich diese Liebe auf weltliche Dinge richtet, werdet
ihr an der Welt hängen. Sie sollte auf Gott oder den Gott im Menschen gerichtet
sein, auf den menschlichen Pol, in dem sich Gott offenbart. Er fließt über von
Liebe zu Gott und der Trunkenheit dieser Liebe. Wenn ihr bei ihm seid, nehmt
ihr die Ausstrahlung dieser Liebe auf und beginnt natürlich Gott zu lieben.
Wenn ihr zu einem geht, der Parfüm verkauft, und er euch nichts gibt, werdet
ihr dennoch ganz umsonst den Duft des Parfüms erhalten. Und wenn er euch ein
Fläschchen davon gibt, dann...? So wird euch durch die Gemeinschaft mit Gott im
Menschen durch seine Ausstrahlung der Wohlgeruch der Liebe Gottes zuteil. Er
gibt euch eine Verbindung in eurem Innern, indem er eure Aufmerksamkeit von
außen abwendet und auf Gott in euch richtet. Er gibt euch eine Verbindung und
was braucht ihr mehr? Liebe zum Gott im Menschen, wegen Gott in ihm, ist Liebe
zu Gott. Wenn ihr den Gottmenschen wegen seines physischen Körpers liebt, so ist
das noch Verhaftetsein. Die Liebe zum Gottmenschen ist eine Brücke, um ins
Jenseits zu gelangen, bedenkt das! das ist ein schwieriges Thema – wie ich
schon sagte. Wir müssen prüfen, wie wir fortschreiten. Wenn unsere Liebe zu
Gott jeden Tag stärker wird und uns mehr als alles andere auf der Welt
bedeutet, dann ist sie wirklich Liebe zu Gott. Selbst wenn ihr Gott liebt, eure
weltlichen Dingen euch aber mit Gott verglichen teurer sind, dann ist das noch
keine Liebe zu Gott. Das eine ist Verhaftetsein, Bindung, Sklaverei – das
andere Freiheit, alle Freude und alle Glückseligkeit. Es
ist besser, in der Gesellschaft von einem zu sein, der von Liebe zu Gott
erfüllt ist, als mit denen zusammen zu sein, die von Liebe zu weltlichen Dingen
erfüllt sind. Wenn ihr so eine Gemeinschaft nicht haben könnt, dann sucht die
Gesellschaft jener, die nach Liebe zu Gott verlangen und nicht nach Liebe zu
weltlichen Dingen. Wenn ihr auch das nicht haben könnt, dann lebt mit eurem
meister, der durch Bücher zu euch spricht – das ist alles. Lebt für euch
allein, in der Gemeinschaft mit den früheren Meisters, die durch Bücher zu euch
sprechen. Das wird euch helfen, in eure wahre Heimat zurückzukehren. Doch ich
würde sagen, so wie Gott unbeschreiblich ist, kann man auch die Liebe nicht in
Worte kleiden. Je mehr ihr euch in sie vertieft, desto weiter wird sie – wie
Gott, der grenzenlos ist. Ein Dichter hat gesagt: „Die Liebe ist ein Meer, ein
grenzenloses Meer ohne Ufer.“ Ihm – seiner Gnade – könnt ihr euer Leben widmen.
Die Initiation, das Wort Gottes, Shabd oder die Naam- Kraft, ist in euch und
das ist die wahre Gemeinschaft mit den Heiligen. Ein Heiliger ist das
fleischgewordenes Wort. Ihr liebt ihn um des Wortes willen. Wen ihr euch auf
diese Weise im Menschlichen Körper entwickelt habt, seid ihr begünstigt – ihr
habt dann den vollen Nutzen aus eurem menschlichen Körper gezogen. Andernfalls
habt ihr alles vorbereitet, um immer wieder zurückzukehren. 37 Liebe im Gegensatz zu Lust –
II Die
Lust ist außen und die wahre Liebe innen. Gott ist Liebe. Die Liebe ist auch
unserer Seele eingeboren und möchte sich an etwas binden. Eine bewußte
Wesenheit sollte an die Allbewußtheit gebunden sein. jetzt hängt sie an der
Welt und den äußeren Bindungen. das ist der Grund, warum wir immer wieder in
die Welt kommen – weil wir an sie gebunden sind. Die Frage ist nun: Wie können
wir unterscheiden und verstehen, was wahre Liebe und was äußere Liebe ist? Ich
habe gerade erklärt, daß wir den Unterschied zwischen beiden erst dann wirklich
verstehen, wenn wir uns selbst erforschen. Wir sind bewußte Wesen. Wir sind
Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos. Im
Makrokosmos gibt es drei Ebenen: die physische, die astrale und die kausale.
Wir haben einen physischen Körper, einen Astralkörper und einen Kausalkörper,
die es uns ermöglichen, auf diesen Ebenen zu handeln. Jetzt wirken wir auf der
physischen Ebene; aber wir haben auch noch unseren astralen und kausalen
Körper. Während wir auf der physischen Ebene handeln, gebrauchen wir die Sinne,
die an den physischen Körper gebunden sind und sich nach außen öffnen, um die
Eindrücke der Außenwelt aufzunehmen – ganz gleich, ob sie gut oder schlecht
sind. Jene, die die äußeren Freuden lieben oder an sie gebunden sind, nehmen
diese Eindrücke durch die äußeren Sinne auf und prägen sie in ihren
Astralkörper ein. Die wahre Färbung unseres Selbst zeigt sich nicht durch den
physischen Körper, der sehr rein und schön sein kann, sondern sie ist in
unseren Astralkörper eingeprägt. Das können wir mit unseren äußeren Augen nicht
sehen. Unser Meister sagte oft: „Wenn ein Mensch zu mir kommt, sehe ich in ihn
wie ein Einmachglas hinein – ob Süßes oder Saures darin ist.“ Sein Auge war so
verfeinert, daß er die Menschen in ihren wirklichen Farben sehen konnte. Wenn
wir diesen physischen Körper verlassen, erscheinen wir in unserer wahren
Färbung. Der Mensch, dessen Astralkörper ganz frei von äußeren Eindrücken, ohne
Lust, Verhaftetsein oder Haß, aber von Liebe zu Gott erfüllt ist, wird diese
Eigenschaften von euch ausstrahlen, wenn ihr in seine Gemeinschaft kommt. Im
Kausalkörper sind die Eindrücke der früheren Körper. Wenn auch diese rein sind,
wird dieser mensch ein Heiliger im wahren Sinne des Wortes genannt. Die Meister
lehnen immer die Liebe zum physischen Körper und den äußeren Bindungen ab. Wenn
ihr an jemanden denkt oder in der Gemeinschaft von einem seid, dessen
Astralkörper nicht rein und nicht von Liebe zu Gott erfüllt oder voller äußeren
Bindungen, Zuneigung und Haß ist, werdet ihr von ihm eine entsprechende
Ausstrahlung aufnehmen. Wenn ihr an jemanden denkt, dessen Kausalkörper rein
ist von allen früheren Leben, wird seine Gestalt immer mit euch sein, euch
schützen und helfen, selbst wenn ihr nicht merkt, daß euch geholfen wird.
Solche Menschen erscheinen in der Gestalt von Heiligen und Meistern. Wer an den
Me4ister denkt, wird erhört und ihm erscheint seine Form. Deshalb sagte Kabir:
"„ein Gemüt ist so geläutert, daß es die Klarheit des Gangeswassers bei
Hardwar besitzt. Wenn ihr dort badet, scheinen selbst die kleinen Kiesel ganz
sauber zu sein. Mein Gemüt ist so rein geworden, daß auch mein Astral- und mein
Kausalkörper vollkommen gereinigt sind und selbst Gott hinter mit her ist.“
Gott ist hinter solch einem Menschen her, dessen Astral- und Kausalkörper ganz
rein sind, der von Seiner Liebe und nicht von weltlichen Bindungen erfüllt ist.
Es ist ein großer Unterschied zwischen der Liebe zum Äußeren und der Liebe zum
Inneren. Die Meister lehnen die Liebe zum physischen Körper ab. Einer, dessen
Astralkörper beschmutzt ist, man kann sagen, vom Unrat der äußeren Bindungen
und durch andere Dinge, kann äußerlich sehr rein aussehen. Wenn man bei ihm
ist, nimmt man die Ausstrahlung seines Astralkörpers auf. Wenn ihr bei jemandem
seid, dessen Astralkörper rein ist, werdet ihr eine Ausstrahlung von Reinheit
empfangen. Er ist von Liebe zu Gott erfüllt; und ihr empfindet natürlich, wie
diese Liebe von ihm ausgeht. Wenn ihr an einen denkt, dessen Kausalkörper ganz
rein ist, wird er erscheinen – selbst wenn ihr ihn noch nie gesehen, sondern
nur von ihm gehört habt. Das ist der Unterschied zwischen wahrer und falscher
Liebe. Wen sollen wir lieben? Wir sollten Gott lieben. Und wen noch? Den,
dessen Gemüt so rein ist, daß sich Gott in ihm widerspiegelt. Gott ist Licht
und das Tonprinzip; und wenn so ein Mensch zu euch spricht, erhaltet ihr das
Licht und den Ton. Einer, dessen Astral- und Kausalkörper nicht rein sind, mag
euch sagen, daß ihr dieses und jenes tun sollt; und wenn ihr dafür auch vier
oder sechs Stunden täglich aufwendet, werdet ihr doch nichts erlangen. Seht ihr
nun den Unterschied zwischen wahrer Liebe und physischer oder äußerer Liebe?
Alle sogenannten Meister werden euch anweisen, über die Gestalt des Meisters zu
meditieren. Gott behüte! Wenn er innerlich nicht rein ist, dann werdet ihr zu
dem, was er ist. Aber Gott kommt von sich aus zu uns. Ich verlange nie von
jemandem, über die Gestalt des Meisters zu meditieren. Ihr solltet also einen
lieben, dessen Astral- und Kausalkörper ganz rein sind. Er mag aus bestimmten
Gründen äußerlich sehr streng sein, aber sein Gemüt ist ganz rein und er liebt
Gott und jedermann. Er liebt auch seine Feinde. Der Meister ist solch ein
mensch, und ihr solltet Gott um seinetwillen lieben, denn in ihm spiegelt sich
Gott völlig wider und die Schau seines Gemüts ist ganz klar. Wenn ihr einen
solchen Menschen liebt, dann glaube ich, wird Gottes Liebe in euch einkehren,
und ihr werdet euch über den physischen, astralen und kausalen Körper erheben
und dorthin gehen, von wo Gottes Offenbarung ausgeht. Das ist der Unterschied
zwischen wahrer und unreiner Liebe. Liebt also Gott und jeden anderen, dessen
Astral- und Kausalkörper ganz rein sind. Wenn ihr bei ihm seid, werdet ihr eine
entsprechende Ausstrahlung empfangen. Wenn er euch initiiert, werdet ihr Licht
erhalten, denn das Licht spiegelt sich in ihm. Wie kann einer, in dem kein
Licht widerstrahlt, euch Licht geben? Ihr könnt hundertmal initiiert werden und
stundenlang meditieren, aber ihr werdet kein Licht erhalten. Das ist der große
Unterschied zwischen der physischen äußeren und der inneren Liebe. Ich
habe schon früher ganz deutlich erklärt, damit keine Mißverständnisse
aufkommen, daß wir Gott lieben sollten und die, in denen er sich widerspiegelt.
Das Kennzeichen dafür ist, daß ihr bei der Initiation Licht erhaltet. Wie
Christus sagte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht
wandeln in der Finsternis.“ Diese
Dinge stehen zwar in Büchern, aber selbst dann braucht man die Führung eines
praktischen erfahrenen Menschen, der die Dinge genau kennt. Er wird sie ganz
klar und mit wenigen Worten erklären. Wir sollten Gott lieben, weil wir bewußte
Wesen sind und weil wir natürlich alle zu unserem wirklichen Sein finden wollt.
Warum sollten wir einen Gottmenschen lieben und nicht andere? Woran erkennt man
einen Gottmenschen? Ein Gottmensch ist einer, dessen Astral- und Kausalkörper
ganz rein und klar sind und in dem sich Gottes Licht widerspiegelt. Wer mit
einem solchen Gottmenschen in
Verbindung kommt und nur ein wenig seiner Aufmerksamkeit auf sich zieht, in dem
wird sich sein Licht widerspiegeln. Heutzutage geben viele Hunderte von
Menschen die Initiation. Es gibt so viele Gurus und meister, daß es kaum genug
Anhänger oder Schüler gibt. Der einzige Kennzeichen eines wahren Meisters ist,
daß er euch bei der Initiation eine Erfahrung gibt, mit der ihr beginnen könnt
– ihr seht das Licht. Das bedeutet, daß der Gebende rein ist. Gottes Licht
spiegelt sich in ihm wider und strahlt aus. Andere lassen euch nur ein paar
Worte wiederholen und einige Kleinigkeiten tun. Und wenn die Leute dann zu
ihnen kommen, sagt man ihnen, so sollten mehr Zeit einsetzen. Sie nehmen sich
täglich vier Stunden, sechs Stunden Zeit und selbst dann sehen sie kein Licht.
Der Grund dafür ist jetzt ganz klar. Wenn
ihr einen findet, der kompetent ist, euch Licht zu geben, heißt das, daß sein
inneres Leben rein ist. Einfach dazusitzen und irgend etwas mehrere hundert
Male zu wiederholen, mag eine gute Tat sein, aber es ist kein reines Leben. Das
Licht wird nur sichtbar (es ist schon da), wird sich nur offenbaren, wenn es
einer lenkt, in dem es sich widerspiegelt. Wenn ein Kind in einer Höhle geboren
wird, ist es in vollkommener Dunkelheit. Wenn man einen Spiegel hineinstellt,
der das Sonnenlicht in die Höhle wirft, wird das Kind das Licht sehen. Jedes
Herz, in dem das Licht Gottes ist, wird es widerspiegeln – und dieses Licht
wird sich wiederum in denen widerspiegeln, auf die es gerichtet ist. Das ist
der Unterschied zwischen wahrer Liebe und physischer Liebe. Ihr könnt diese
Gabe nicht von einem Menschen erhalten, in dem sich das Licht Gottes nicht
widerspiegelt. Es gibt so viele Meister in Indien und anderswo. Sie werben
geschickt. Werbung kann man für Geld kaufen, und das kann jeder. Aber was ist
das entscheidende? Er kann euch etwas geben. Ein wahrer Meister kann eure
Aufmerksamkeit von außen zurückziehen, über die Sinne erheben und euch dann
einen Widerschein des Lichts geben. Das ist eine Art Geschenk; und man kann
daran das Wahre vom Falschen unterscheiden. Das steht auch in Büchern, aber
ihre Worte können das nicht so lebendig beschreiben, wie ich es jetzt tue.
Liebt also Gott und jene, in denen er sich widerspiegelt. Woran läßt sich das
erkennen? Wenn er euch initiiert, wenn ihr an ihn denkt, wird das Licht in euch
aufleuchten. Er ist kompetent, euch schon am Tage der Initiation eine Erfahrung
aus erster Hand zu geben. Ich
stehe mit den Oberhäuptern der Religionsgemeinschaften in Verbindung, weil ich
Präsident der ‚Weltgemeinschaft der Religionen‘ bin. Sie alle beschreiben diese
Dinge. Das hilft eine Weile, wenn man sich konzentriert – aber das Licht kann
nicht kommen. Eine von weltlicher Lust erfüllter Mensch mag äußerlich rein
aussehen und sehr für sich werben – aber dennoch könnt ihr kein Licht von ihm bekommen.
Nur der kann euch Licht geben, dessen Astral und Kausalkörper vollkommen rein
und makellos klar sind und in dem sich das Licht Gottes widerspiegelt. Solche
Meister kommen wirklich. Die Welt ist nie ohne sie und je mehr es sind, desto
besser. Solche Menschen kommen, um der Welt zu geben – nicht, um etwas zu
nehmen. Liebe also einen, der von Liebe zu Gott erfüllt ist, dessen Astral- und
Kausalkörper ganz rein sind und in denen sich die Kraft Gottes als Licht und
Ton offenbart. Wenn er euch initiiert, werdet ihr eine Erfahrung dieser Kraft
erhalten. Es ist unwichtig, ob er Augen im Kopf hat oder nicht. Liebt also Gott
und den, der kompetent ist, euch etwas zu geben. Das ist ein wirklicher Beweis
dafür, daß er einen reinen Astral- und Kausalkörper hat. Das ist der
Unterschied zwischen der Liebe zum physischen Körper und der Liebe zu Gott oder
dem Gott im Menschen. Das ist ein sehr großer Unterschied. Auch die Bücher
weisen darauf mit vielen Beispielen hin, aber nicht so lebendig und klar
verständlich, wie ich es euch jetzt erkläre. Wenn euch Gott begegnet und
initiiert, euch ein Anfangskapital gibt, schützt er euch davor, in äußeren
Freuden zu schwelgen, von niedrigen Regungen wie Lust, Ärger und ihren Folgen.
Diese Eindrücke nehmen wir durch die Sinne auf, die sich nach außen öffnen; und
sie prägen sich dem Astralkörper ein. Um euch ein Beispiel zu geben: wenn ihr
ein Glas nehmt, es mit Wachs überzieht und dann etwas in das Wachs einritzt und
Säure darübergießt, dann ätzen sich all diese Ritze oder Eindrücke ins Glas
hinein. Ähnlich prägen sich alle äußeren Eindrücke durch den physischen Körper
und die Sinne in unseren Astralkörper ein. Daher erscheinen wir nach dem
Verlassen des Körpers in unserer wirklichen Färbung. Das äußere Kennzeichen ist
also, daß er euch bei der Initiation etwas gibt, mit dem ihr beginnen könnt,
denn Gott widerspiegelt sich in ihm. Einer, in dem sich Gott nicht spiegelt,
wird euch anweisen, dies oder jenes stundenlang zu wiederholen – aber auch dann
werdet ihr nichts erhalten. Wenn sich als Rückwirkung der Vergangenheit doch
etwas zeigt, weiß er nicht, was er dann tun soll. Seid also sehr vorsichtig,
würde ich sagen, wenn ihr mit Menschen zu tun habt, die von Liebe zur
physischen Welt erfüllt sind. Die
Sikhs haben ein Gebet, das lautet: „O Gott, gib mir die Gemeinschaft eines
Menschen, der das Sprachrohr des Meisters ist. Weil der meister das Sprachrohr
Gottes ist, wird auch er zum Sprachrohr Gottes.“ Das ist ein tägliches Gebet
der Sikhs. Abends beten sie: „O Gott, gib uns die Gemeinschaft eines Heiligen.“
Die Gemeinschaft eines Heiligen.“ Die Gemeinschaft eines Heiligen ist die
Gemeinschaft mit Gott in ihm, nicht wahr? Das ist also der ganz feine
Unterschied, warum wir Gott lieben sollten, warum wir den Gott im Menschen
lieben sollten und warum wir andere lieben sollten. Liebt den Gott im Menschen,
dessen Merkmale ich euch genannt habe, nur wegen Gott in ihm. Ich wiederhole,
achte darauf, daß er eins mit Gott ist, damit auch ihr mit Ihm eins seid, wenn
ihr mit dem Meister eins werdet. Deshalb haben alle früheren Meister oder jene,
die zu den Füßen eines Meister saßen, wie Paulus gesagt: „Ich lebe, doch nun
nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Alle anderen Menschen sollten das
auch sagen können. Gott selbst kann sich im unterbewußten Speicher des Gemüts
offenbaren. Er wird von selbst kommen. Deshalb rate ich niemanden, über die
Form des Meisters zu meditieren. Ich glaube, das ist ein sehr triftiger Grund. In
meiner Jugend habe ich immer gebetet: „O Gott, ich möchte Dich finden, aber ich
habe Angst, daß ich zu einem kommen könnte, in dem Du Dich nicht
widerspiegelst. Dann wäre mein Leben vertan. Es heißt, daß Du Dich in alten
Zeiten jenen zeigest, die Dich liebten – warum kannst Du Dich dann jetzt nicht
offenbaren?“ Das war mein Gebet. Ein sehr kraftvolles Gebet. Mein Meister
erschien mir schon lange vorher, aber ich hielt ihn für Guru Nanak. Ich traf
ihn physisch erst sieben Jahre später im Jahre 1924, aber er war schon seit
1917 bei mir. Ich reiste damals im Bergland und besuchte verschiedene Orte –
aber von Anfang an habe ich Flüsse sehr geliebt. Und als ich nach Lahore kam
und weil Beas in der Nähe liegt, kam ich der Gedanke, an den Beas- Fluß zu
gehen. Ich kam mit dem Zug dort an und fragte den Stationsvorsteher nach dem
Weg zum Fluß. „Oh, Sie sind gekommen, um den Meister zu besuchen“, sagte er.
„Gibt es hier einen Meister?“ entgegnete ich „Ja, er lebt am Ufer des Flusses.“
Ich wollte also den Fluß sehen und sah den meister, den gleichen Meister, der
mich schon sieben Jahre vorher erschienen war. Versteht ihr mich jetzt? Ein
wahrer Meister erscheint von selbst, aber das Herz muß rein sein. Gott ist in
euch, und wenn ihr zu ihm betet, dann bringt er euch mit einem in Verbindung,
in dem sich sein Licht widerspiegelt: und das allein ist ein wirklicher
Meister. Liebt also Gott und einen, der euch zeigen kann, daß sich Gott in ihm
widerspiegelt. Das ist der Unterschied zwischen denen, die erfüllt sind von
körperlicher Lust und jenen, die von Liebe zu Gott sind und deren Astral- und
Kausalkörper ganz rein sind. Menschen
mit lüsternen Gedanken strömen rotschwarz gemischte Farben aus. Zornige
Menschen strahlen ein düsteres Rot aus. Wer Gott liebt, erstrahlt in einer
bläuliche Farbe, Menschen wahrer Spiritualität in goldener Farbe. Das sind die
Unterschiede. Die Bücher geben uns Hinweise auf diese Dinge. Immer wenn ein
Meister abgebildet wird, dann hat er einen Heiligenschein in Gold oder Weiß um
den Kopf. Jene,
die begünstigt sind, werden zu einem Meister geführt und erhalten etwas
Anfangskapital – sei es wenig oder mehr. Ihr seid auf den rechten Weg gestellt:
und wenn ihr fortschreitet, wird sich Gott euch von selbst offenbaren. Liebe
zum physischen Körper ist Liebe zu einem toten Körper. Sie ist von den Gedanken
gefärbt, die sich in euren Astralkörper eingeprägt haben. Zur rechten Zeit
werdet ihr dann wie ein Heiliger sein. Das braucht natürlich seine Zeit. Wir
können nicht mehr sein als der Meister, aber wir können zu dem werden, was er
ist: denn er ist Gott in ihm – und wer kann mehr sein als Gott? Schaut
nur auf den wahren Stand der Dinge und haltet euch daran. Die Menschen werden
durch Propaganda irregeführt. Sie hören irgend etwas, und nach dem zehnten Mal
ist es so gut wie wahr. Heilige machen nie Gegenpropaganda – niemals. Die Zeit
bringt die Wahrheit ans Licht. Wer also das rechte Verständnis hat, sollte
daran festhalten. Er kann die Dinge jenen, mit denen er in Berührung kommt, auf
freundliche Weise erklären. Wenn jemand schlecht darüber denkt, dann denkt
nicht auch schlecht von ihm, weil ihr sonst eurem eigenen inneren Gemütszustand
schadet. Setzt also mit wahrer Liebe zu Gott – für Gott in ihm – so viel Zeit
wie nur möglich für eure Meditation ein und liebt die ganze Welt, denn wir sind
alle Brüder und Schwestern in Gott, und Gott ist in ihnen. Dies ist der
wichtigste Teil unseres Lebens. Als Mensch sollten wir spirituelle Nahrung zu
uns nehmen, eine Verbindung mit dem Geistigen, mit Gott in uns erlangen. Von
der geistigen Gesundheit hängt das Leben von Gemüt und Körper ab. Lernen ist Nahrung
für das Gehirn, für den Verstand, aber die Verbindung mit Gott ist das Brot des
Lebens. Wenn ihr dem mehr Wichtigkeit beimeßt, wird sich alles andere von
selbst ergeben. 38 Wie man die Eigenschaften
des Meisters entwickelt Wir
sollten Gott lieben, aber wie entwickelt man diese Liebe? Wie können wir Liebe
zu Gott entwickeln, ohne ihn zu sehen, ohne mit ihm in Verbindung zu kommen,
ohne uns seiner Gemeinschaft zu erfreuen? Dafür müssen wir einen menschlichen
Pol lieben, in dem sich Gott offenbart, weil Gott in ihm ist. Wie können wir
Liebe zu ihm entwickeln? Das ist die Frage. Wir sollten genau die gleichen
Eigenschaften oder Wesenszüge entwickeln, wie sie jener menschliche Körper,
durch den Gott wirkt, besitzt. Angenommen, er ist ein guter Maler, er malt
gern. Dann solltet ihr die Fähigkeit des Malers entwickeln, denn währenddessen
werdet ihr immer an den denken, für den ihr das tut. Auf diese Weise werdet ihr
beginnen, ständig an ihn zu denken. Wenn ihr ein guter Maler werdet, zieht ihr
natürlich seine Aufmerksamkeit auf euch, weil er diese Eigenschaft auch in sich
hat. Angenommen, er ist ein guter Sänger. Er liebt Gesang, Dichtung und Verse.
Dann solltet ihr das gleiche Talent in euch entwickeln. Ich sage euch, Dichter
sind halbe Heilige. Wenn ihr dieses Talent entwickelt, wird er es empfinden und
sich zu euch hingezogen fühlen. Während ihr euch bemüht, ein Maler, Sänger oder
Dichter zu werden, denkt ihr die ganze Zeit an ihn. Wenn ihr ständig an
jemanden denkt, ruft ihr in seinen Gedanken eine Wirkung hervor. Wenn der
Schüler an den Meister denkt – an Gott in ihm – wird der Meister an den Schüler
denken. Jede Handlung hat ihre Wirkung. Als erstes sollten wir also die
Eigenschaften des Meisters entwickeln. Wenn zum Beispiel Arbeitsplätze frei
werden und der zuständige Beamte, der selbst eine gute Handschrift hat,
schriftliche Bewerbungen verlangt – wer wird dann man ehesten eine Stelle
bekommen? Es mögen Hunderte von Bewerbungen für ein paar offene Stellen
eingehen. Der Beamte wird alle Bewerbungen durchgehen und nur die mit guter
Handschrift berücksichtigen, weil er selbst diese Fähigkeit besitzt. Wenn
ihr also Liebe zu jemandem entwickeln wollt, dann entwickelt einfach seine
Eigenschaft oder Wesenzüge. Dabei werdet ihr an genau die gleichen Eigenschaften
denken, die in ihm seid. Das hat zweierlei Wirkung. Wenn ihr jemanden in eurem
Herzen tragt, werdet ihr auch in seinem Herzen wohnen. Und während ihr seine
Eigenschaften oder Wesenszüge entwickelt, denkt ihr gleichzeitig an ihn und das
wird ihn anziehen. Das ist eine grundlegende Notwendigkeit. Dabei spielt es
keine Rolle, ob ihr bei ihm oder fern von ihm seid. Ihr braucht nur diese
Eigenschaft zu entwickeln. Ich habe euch so viele Beispiele gegeben. Eines war
von Bulleh Shah, einem Schüler von Inayat Khan. Bulleh Shah gehörte einer hohen
mohammedanischen Kaste an, und er fürchtete das Gerede der Leute, wenn sie
sähen, daß ein Mann einer hohen Kaste zu einem geht, der einer niederen Kaste
angehört. Da sandte Inayat Khan ein paar seiner Schüler zu Bulleh Shah und bat
sie, ihm zu sagen, daß er nun ihr Bruder sei. Als sie zu der Straße kamen, in
der Bulleh Shah wohnte, riefen sie: „Wo ist Bulleh Shah? Er ist unser
Glaubensbruder.“ Und die Leute sagten Bulleh Shah, daß seine Brüder gekommen
seien. Bulleh Shah fürchten ihr Gerede, weil er als Angehöriger einer höheren
Kaste zu einem Mann niederer Kaste gegangen war, und so sagte er: „Nein, das
sind nicht meine Brüder.“ Als die Schüler zurückkehren und Inayat Khan
berichten, was geschehen war, sagte er: „In Ordnung, wir werden sein Feld nicht
mehr bewässern.“ Nur wenn der Schüler die Aufmerksamkeit des Meisters oder sein
Wasser des Lebens erhält, geht es ihm gut. Auch nur ein kleiner Gedanke des
Meisters bewässert das Feld des Schülers. Und das wurde ihm entzogen. Er hatte
ihn zuvor gehabt und war nun dieses Segens beraubt. Wie konnte sich Bulleh Shah
nun noch dem Meister nähern? Wie hatte er die Stirn haben können, zum Meister
zu gehen und zu sagen, daß er kein Schüler sei! Bulleh Shah wußte, daß sein
Meister sehr gerne Gedichte, Verse und liebevolle Lieder hörte. Nun hatte er
zwar keinen Sinn dafür, aber er mußte ihn entwickeln, um die Aufmerksamkeit des
Meisters auf sich zu ziehen. So ging er zu einigen Tanzmädchen, deren Beruf
diese Kenntnisse erfordert, blieb ein paar Monate bei ihnen und lernte singen.
Er diente ihnen Tag und Nacht umsonst, bis er in sich die Fähigkeit zu singen
entwickelt hatte. Ungefähr eine Woche später sollten die Tänzerinnen ihre
Lieder Inayat Khan vorsingen. Bulleh Sah sagte zu ihnen: „Hört her, ihr hebt
doch Frauenkleider, gebt mir welche, ich gehe heute hin und singe vor dem
Meister.“ Er zog also die Kleider an und ging hin, um seinem Meister
vorzusingen. Er sang aus der Tiefe seines Herzens; und das strahlte natürlich
aus, und der Meister sagte: „Oh, das ist Bulleh.“ Und er stand auf und umarmte
ihn. Die Leute sehen gewöhnlich alles durch ihre eigene, rauchgeschwärzte
Brille. Und sie fingen an zu reden: „Seht nur, wie der Meister gesunken ist –
er hat eine Frau umarmt! Jetzt ist die Katze aus dem Sack.“ Inyat Khan sagte:
„Bulleh, zieh diese Kleider aus, damit die Leute wissen, wer du bist.“ Bulleh
Shah sagte: „Nein, ich bin unwürdig, ich bin nur ein Narr, der dich verlassen
hat. Ich habe ein schändliches Verbrechen begangen, weil ich mich nicht als
dein Schüler bekannte.“ Warum war er erfolgreich? Weil er sich die
Eigenschaften oder Wesenszüge seines Meisters aneignete, der den Gesang liebte.
Er hatte singen gelernt, um ihn zu erfreuen. Das
war ein Beispiel, aber es gibt noch andere. Lord Rama war vierzehn Jahre in
eine Wildnis verbannt worden. Eine Frau namens Shivri, die dort lebte, erfuhr,
daß er kommen würde. Sie sagte sich, daß er barfuß kommen und die Dornen seine
Füße zerstechen würden. So begann sie, den Weg von allen Dornen zu säubern. Die
Liebe entwickelt sich nicht unbedingt durch Sehen, sondern auch durch Hören.
Sie überlegte sich auch, was sie ihm zu essen anbieten könne. In der Wildnis
gab es nicht sehr viel, nur Beeren. So begann sie Beeren zu sammeln, kostete
jede einzelne und behielt nur die süßen. In dieser Wildnis lebten auch einige
große Yogis, aber Lord Rama ging nicht etwa zuerst zu ihnen. Er ging zu Shivri,
die den Weg für ihn gesäubert hatte, damit die Dornen seine Füße nicht
verletzten, und die die Beeren für ihn sammelte, die sie zuvor angebissen
hatte, um festzuhalten, welche süß und welche sauer waren. Liebe kein Gesetz.
Nachdem Rama bei Shivri war, besuchte er die Yogis. Wo die Yogis wohnten, war
ein Weiher, der von Insekten wimmelte. Die Yogis baten Lord Rama, seine Füße
darin zu waschen, um den Teich von den Insekten zu befreien. Lord Rama lehnte
ab und sagte: „Nein, ihr seid große Yogis; und es ist besser, wenn ihr eure
Füße in dem Weiher wascht – dann wird er sauber.“ Alle Yogis schütteten ihr
Waschwasser in den Teich, aber die Insekten blieben. Da sagten die Yogis: „Du
bist Lord Rama. Wenn du deine Füße in dem Teich wäschst, dann wird er sicher
sauber.“ „Gut“, sagte Lord Rama, „wir wollen es versuchen.“ Er wusch seine Füße
in dem Tümpel, aber er wurde dennoch nicht sauber. Lord Rama hieß die Yogis
dann, die Füße von Shivri (die sie nicht leiden konnten) zu waschen; und als
sie ihre Füße wuschen und das Wasser in den Weiher schütteten, wurde er sauber. Jene,
die Gott lieben, lieben den Meister – Gott in ihm natürlich. Das ist keine
Sache des Zurschaustellens. Diese Kraft ist in euch und weiß um all euer Tun,
was ihr macht und warum. Sie kennt auch die kleinste Neigung eurer Gedanken.
Liebe macht kein Aufhebens. Liebe kennt nur Dienen und Opfern. Das äußerliche Zeichen
der Liebe sind freundliche Worte voll Demut. Wenn ihr diese Liebe entwickelt
habt, was müßt ihr dann tun? Ihr müßt Geduld und Ausdauer entwickeln und damit
fortfahren. Wie eine Motte, die sich selbst in der Flamme einer Kerze verbrennt
und keinen Laut von sich gibt. Wer Gott lieben will, sollte sich daher nicht um
seinen Ruf und sein Aussehen, seine Ehre, um dies oder jenes kümmern. Er sollte
alles, was er in der physischen Welt erreicht hat, hinter sich lassen und es zu
seinen Füßen niederlegen. Selbst wenn er sein Leben opferte, würde er nicht
darüber sprechen. Das ist eine seht schwierige Frage, würde ich sagen. Wenn ihr
Gott oder den Gott im Menschen liebt, so ist das eine Beziehung zwischen euch
und Gott in ihm und zu sonst keinem. Ihr müßt sie entwickeln. Dazu braucht ihr
Ausdauer. Und es braucht Zeit. Die einzige Aufgabe des Dieners ist es, seine
Arbeit zu verrichten. Es ist die Aufgabe des Meisters, sich darum zu kümmern,
was er ihm geben muß. Einmal
erhielt Guru Har Govind, der sechste Guru der Sikhs, ein sehr schönes
Araberpferd geschenkt. Guru Har Govind sagte, wer ihm aus dem Jap Ji vortrüge
und während dieser Zeit an nichts anderes dächte, dem würde sein Herzenswunsch
erfüllt. ein Mann trat vor und sagte, daß er vortragen wolle. Er begann damit
und als er zum ende kam, dachte er sich: „Ich möchte wissen, was mir der Guru
geben wird.“ Er erinnerte sich an das Araberpferd, das man dem Guru geschenkt
hatte und meinte, daß er es bekommen müsse. Als er mit dem Vortrag fertig war,
ließ der Guru ihm das Pferd geben. Dann wandte er sich an den Mann und sagte:
„Du Armer, du wußtest nicht, was ich dir geben wollte. Ich wollte dir meinen
eigenen Platz geben.“ Es ist nicht eure Sache, die Dinge zu bewerten und zu
verlangen, was ihr gerne möchtet, sondern es ist seine Sache, sich darum zu
kümmern, was wirklich zu eurem Besten ist. Wie
könnt ihr Liebe entwickeln? Entwickelt zuerst einfach die Eigenschaften des
Meisters. Wenn er ein guter Maler ist, lernt malen. Wenn er ein guter Sänger
ist, dann lernt singen. Unser Meister ließ zum Wohle der Allgemeinheit Brunnen
graben. So begannen die Menschen, für ihn Brunnen zu graben, und er war
erfreut. Er wollte selbstlose Diener, die ihm gegenüber nie ein Wort darüber
verloren, was sie für den Meister taten. Er war ein Mensch, der ganz offen
seine Meinung sagte. Zu denen, die zu ihm kamen und gestanden: „Meister, ich
habe diese oder jene Sünde begangen“ sagte er: „In Ordnung“ und vergab ihnen.
Wer aber seine Fehler vor ihm verbarg, der zog den Kürzeren. Wenn wir zum Meister
gehen, denken wir immer, daß er nichts weiß. Aber tief im Herzen weiß er, was
wir denken. Wie ich euch gestern schon sagte, sieht er wie in einem Glasgefäß,
was in uns ist. Auch wenn ihr versucht, es zu verbergen – er sieht es dennoch.
Wir sollten daher mit ganz reinem Herzen zum Meister gehen, ihn lieben und
verehren. Dann wird er euch natürlich sein eigenes Selbst geben. So können wir
die Liebe zum Meister entwickeln – zu Gott in ihm. Ihr solltet versuchen, die
Eigenschaften, die er in sich entwickelt hat, in euch zu entfalten. Welche
Eigenschaften sind das? Er will Liebe – keine Schau – und unbedingten Gehorsam
gegenüber seinen Worten. Wenn er einmal etwas sagt, dann gehorcht ihm. Gehorcht
ihm wortwörtlich. Während ihr diese Eigenschaften entwickelt, werdet ihr
immerzu liebevoll an den Meister denken – innen und auch außen. Es ist des
Meisters Aufgabe, sich um das zu kümmern, was er euch zu geben hat. Er ist nur
gekommen, um Leben zu geben. Das ist seine einzige Aufgabe. Er ist Leben, Licht
und Liebe. Diese Werte kann er euch nur geben, wenn ihr dafür empfänglich seid
und nichts mehr zwischen euch und ihm steht. Die Eigenschaften Gottes spiegeln
sich in ihm wider. Wenn ihr sie einfach auf euer eigenes Leben übertragt, wird
euch der Meister und Gott in ihm lieben. Wie Christus sagte: „Wer mich liebt,
den liebt der Vater, und wen der Vater liebt, dem offenbare ich mich.“ Alle
meister haben dasselbe gesagt. 39 Wahres Gebet Ich
habe gerade erklärt, was ein Gebet ist und wie man beten soll. Erstens beten
wir immer zu einem, dem wir vertrauen, daß er uns geben kann, wonach wir
verlangen. Zweitens vertrauen wir auch darauf, daß er dazu kompetent ist. Als
erstes sollten wir ganz davon überzeugt sein, daß es Gott oder einen Guru gibt
oder daß einer da ist, der auf unsere Gebete hört. Welche
Art Gebet wird erfüllt? Als erstes solltet ihr euer Herz fragen, was es will.
Euer Herz umfaßt nicht nur das, was ihr sagt oder denkt. Manchmal wollt ihr etwas und denkt, es sei gut für
euch, aber euer Herz will etwas anderes, stimmt nicht überein. Herz, Zunge und
Gedanken sollten in Einklang sein. Nur das Gebet wird erhört, das aus dem
Herzens kommt, das unser Mund spricht und das unsere Gedanken nicht anzweifeln.
Christus sagte, wenn ihr zu Gott betet, könnt ihr eine Antwort bekommen – aber
ganz sicher ist es nicht. Wenn ihr Gott in meinem Namen bittet, sind die
Chancen schon größer, daß er euch erhört – bittet ihr mich aber selbst, bekommt
ihr, was ihr wollt. Was bedeutet das? Wenn ihr zu Gott betet und nicht darauf
vertraut, daß er existiert oder wirklich kompetent ist, eure Bitte zu erfüllen,
wie kann euer Gebet dann erhört werden? Zudem sollte euer Gebet aus dem Herzen
kommen und Zunge und Verstand sollten dasselbe sagen. Sie sollten nicht
voneinander abweichen – ein solches Gebet wird erhört. Wenn Christus also
sagte, daß Gott euch vielleicht gibt, was ihr wollt, wenn ihr zu ihm betet, daß
eure Chancen aber größer sind, wenn ihr Gott in seinem Namen bittet, so wollte
er damit betonen, daß ein an ihn gerichtetes Gebet sicher erfüllt wird. Einer,
der zu Christus betete, als er auf Erden war, war davon überzeugt, daß Christus
existierte, weil er ihn sah. Aus dem gleichen Grund hatte er auch volles
Vertrauen in seine Kompetenz. Wenn
wir also ganz an den Meister glauben und von seiner Kompetenz überzeugt sind
und von Herzen zu ihm beten, muß unser Gebet erhört werden. Die früheren
Meister sagten, wenn ihr so betet, wird euch Gott bei der Hand nehmen und
sagen: „Nun, mein Kind, sag‘ mir, was du willst!“ Versteht ihr, was ich meine?
Gott wird einem solchen Gebet Gehör schenken, denn er sieht, daß Herz, Mund und
Verstand in Einklang sind und ihr ganz darauf vertraut, daß er euch erhören
wird. Manchmal
will ein Kind unbedingt etwas haben, das zwar verzuckert, aber dennoch giftig ist.
Was wird da seine Mutter tun? Trotz all seines Flehens wird sie sagen: „Gut,
mein Kind, ich werde es dir bestimmt geben“, und dennoch gibt sie es ihm nicht.
Manchmal ist das, worum ihr bittet, nicht in eurem wirklichen Interesse, und
der Vater wird es euch nicht geben. Worum sollen wir also beten? Manchmal
bitten wir um etwas Bestimmtes und wenn wir es bekommen, dann empfinden wir
Reue und bitten Gott, es weder von uns zu nehmen. Aber wenn ihr betet (und das
beste Gebet ist immer das an den Meister): „O Gott, gib uns das, was wirklich
zu unserem Besten ist“, so ist dies das ideales Gebet, und er wird es erfüllen.
Er weiß, was wirklich in eurem Interesse ist – aber denkt daran, er wird euch
kein Gift geben! Manche
Menschen sind reich, andere arm. Manche leben nur kurz, andere leben lang.
Manche sind glücklich, andere in Not. All dies ist die Folge früherer Karmas
und daher unvermeidbar. Wir bitten Gott immer um Dinge dieser Welt – warum aber
beten wir nicht zu ihm: „O Gott, wir möchten Dich finden, komm zu uns oder zieh
uns zu Dir“ - ? Der Meister ist der Mittler. Gott spricht durch ihn. Wenn ihr
zum Meister betet, bekommt ihr das, was wirklich zu eurem Besten ist. Ein
Gebet, das von Herzen kommt und sich durch Gedanken und Worte ausdrückt, wird
erhört. Wenn ihr beten wollt, dann geht in euer Zimmer und betet ganz allein.
Wenn ihr voller Zuversicht betet und dessen gewiß seid, daß der Eine, zu dem
ihr betet, existiert und kompetent ist, und dieses Gebet von Herzen kommt, wird
es natürlich erhört. da
gibt es zum Beispiel eine Erzählung über vier verschiedenen Arten von Hingabe,
die Frauen ihren Männern entgegenbringen. Die erste Art wendet sich anderen
Männern zu, obwohl sie nach außen ihrem Mann ergeben scheint. Ehrlich gesagt,
Mann und Frau sollten wie eine Seele in zwei Körpern sein. wir sind wie eine
Frau, die äußerlich ihrem Mann ergeben ist, aber immer an andere denkt. Wir
sind nicht überzeugt, wir sind Gott oder dem Meister nicht voll und ganz
ergeben. Manche Frauen sind zwar ergeben, aber sie möchten etwas dafür. Diese
Art von Hingabe ist zweitrangig. Wenn sie nicht bekommt, was sie will, wird sie
sich ärgern. Die dritte Art von Frau bittet ihren Mann, wenn sie etwas möchte
und bleibt ihm ergeben, ob sie es nun bekommt oder nicht. Aber die vierte und höchste
Art von Hingabe besitzt die Frau, die denkt: „Mein Mann weiß, wie es mit geht,
er sieht mich täglich und wird sich um meine Bedürfnisse kümmern. Wenn ich ihm
in diesen alten Kleidern gefalle, was will ich dann mehr?“ Das ist die höchste
Art einer hingebungsvollen Seel. Ob wir arm oder reich, glücklich oder in Not –
er sieht unser Schicksal. Wir sind doch alle seine Kinder, nicht wahr? das ist
also die höchste Form von Hingabe. Ihr mögt ihm euer Anliegen vorbringen – doch
seid nicht gekränkt, wenn er euer Gebet nicht erhört. Alles hängt von der
Hingabe ab, und davon gibt es viele Arten, wie ich es euch an den Beispielen
erklärt habe. Das sind die Dinge, die ihr praktizieren und nach denen ihr leben
müßt. Das sagen auch die Bücher, aber nicht so klar und einfach, wie ich es
euch nun erkläre. es gibt auch verschiedene Grade von Heiligen. Die höchste Art
ist wie die einer Frau, die ihren Mann um nichts bittet und völlig darauf
vertraut, daß er sich um ihre Bedürfnisse kümmert. Nun solltet ihr prüfen, wo
ihr steht. Eines
abends saß ich bei meinem Meister, und Dr. Julian Johnson war auch da. Es war
ungefähr zehn Uhr an einem Winterabend. Johnson stellte dem Meister eine Frage.
Er fragte: „Ist es notwendig, zu beten?“ Der Meister antwortete auf unserer
Ebene. Er sagte: „Die Arbeit des Schülers ist es, zu beten – aber um etwas
Höheres, nicht um weltliche Dinge.“ Wenn ein Schüler nicht vollkommen ist, so
fordert er, will er etwas vom meister. wenn wir beten, sitzen wir einfach da
wie ein Ringer oder Turner und denken, wir müssen uns durch eigene Kraft
erheben. So geht es nicht. Ihr solltet euch demütig hinsetzen und beten: „O
Gott, hilf mir, O Meister, hilf mit – ich stehe vor Deiner Tür, bitte erhebe
mich!“ Vor seiner Tür zu sitzen, zu warten und alle Hoffnung in ihn zu setzen –
diese Art von Gebet wird euch helfen. Ihr werdet einen Auftrieb erfahren.
Stellt euch vor, ihr steht in der Tür und sagt: „Komm bitte herein“, aber ihr
tretet nicht zur Seite. Wie kann er da eintreten? Diese
Dinge müssen wir richtig verstehen und danach leben. Vielleicht verstehen es
die meisten von euch – aber lebt ihr auch danach? Das ist der springende Punkt.
Diese Art von Gebet wird euch also helfen. Er ist euer Vater, und ihr seid
seine Kinder. Gott im Meister ist auch euer Vater. Ihr solltet geradewegs zu
ihm gehen, ohne Vorbehalte, wie ein Kind. Christus sagte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht,
denn ihrer ist das Himmelreich.“ Wenn
ihr euch zum Gebet niedersetzt, dann zieht euch von außen zurück und vertraut
seiner Befugnis ganz und voller Zuversicht. Betet einfach und wartet. Wenn ihr
zu ihm betet und sagt: „Komm bitte herein“, aber ihr geht nicht aus der Tür,
welchen Sinn hat solch ein Gebet? Es spielt keine Rolle, welcher Religion ihr
angehört. Das hat nichts mit Religionen zu tun. Es ist etwas, das ihr
verwirklichen müßt. Wenn ihr an seiner Tür empfangen werden wollt, dann betet
mit derart ungeteilter Aufmerksamkeit, daß ihr die Welt vergeßt und so, wie ich
es euch eben erklärt habe. Wenn ihr danach lebt, wird euer Gebet erhört. 40 Der Zustand von einem, der
Gott oder den Meister liebt In
welchem Zustand ist einer, der Gott oder den Meister liebt? Seine
Aufmerksamkeit ist immer auf den Meister gerichtet – auf Gott in ihm – selbst
wenn er ißt, trinkt oder schläft. Manchmal ist man so sehr in den Meister
vertieft, daß man sich nicht mehr erinnert, ob man vergessen hat oder nicht,
wer man ist oder was man getan hat, wer gekommen oder gegangen ist. Das ist das
höchste Ziel. Ein solcher Mensch ist für den Meister im Innern erwacht und sich
der Außenwelt nicht mehr bewußt. In unserem jetzigen Zustand sind wir uns der
äußeren Welt bewußt, doch nicht des Meisters, des Gottes in ihm. Ich sehe euch
zum Beispiel vor mir, aber ich nehme die Außenwelt ansonsten nicht wahr. Das
bedeutet, daß ich mir dessen, was in der äußeren Welt geschieht, nicht bewußt
bin. Ähnlich ist es, wenn ich auf das achte, was direkt vor mir ist. Dann bin
ich hier wach, schlafe aber innen. Wenn ich innen wach bin, für Gott in mir und
Gott im Meister erwacht bin, dann schlafe ich in bezug auf die Außenwelt.
Versteht ihr, was ich meine? Wer Gott liebt, ist also für ihn erwacht und
schläft für die Außenwelt. dazu aber braucht ihr die Welt nicht wirklich zu
entfliehen. Ein
Heiliger im Westen sagte: „Wo gehe ich hin, wenn ich ganz allein sein will? Ich
gehe in ein Gasthaus, wo die Leute kommen und gehen – doch ich habe nichts
damit zu tun, denn ich bin ganz allein.“ Leider sind wir nicht allein, viele
Gedanken kommen aus uns heraus und wir kümmern uns um sie. Dieser
Heilige sagte also, daß er, wenn er ganz allein sein wolle, in ein Gasthaus
ziehe, wo die Leute kommen und gehen, er aber nichts mit ihnen zu tun habe. Das
ist eine Art inneren Erwachens für die Liebe zu Gott im Meister. Nun, wenn ihr
in ihr aufgeht, werdet ihr eins mit dem Meister. Shamaz-i-Tabrez hat gesagt:
„Ich werde du, und du wirst ich. Du wirst so sehr meine Seele, daß die Leute
nicht mehr unterscheiden können, ob du es bist oder ich es bin.“ Paulus sagte:
„Ich bin es, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Alle, die nach
innen gegangen sind, haben dasselbe gesagt – natürlich in ihrer eigenen
Sprache. Wenn
ihr eure Aufmerksamkeit, die der äußere Ausdruck eurer Seele ist, voll und ganz
auf Gott oder den Gott im Menschen richtet, dann werdet ihr nicht sein Gesicht
sehen, sondern das Licht, das von ihm ausgeht. Das ist der Prüfstein. Ein
solcher Mensch schläft in bezug auf die Außenwelt und ist innen erwacht. Wir
sind also Aufmerksamkeit oder ‚surat‘. Unsere Aufmerksamkeit ist die Ursache
für alles, was im Körper vorgeht. Der ‚Premi‘ oder Liebende ist innen wirklich
erwacht und nicht der äußeren Wert nicht bewußt. Er lebt in der Welt und ist
doch nicht von ihr. das ist das Höchste, was Liebe, Nächstenliebe vermag. Es
ist nicht Lust, sondern Liebe oder Nächstenliebe, die uns angeboren ist. Gott
ist Liebe und die Liebe ist Gott und ein untrennbarer Teil von uns selbst. Wenn
sie durch Konzentration der Aufmerksamkeit von außen zurückgezogen wird, dann
seid ihr voll und ganz dort, wo ihr sie hinlenkt. Lenkt ihr sie auf den
Meister, werdet ihr, was er ist. Was immer in ihm ist, wird auf euch übertragen
und sich in euch widerspiegeln. Ein Meister hat gesagt, daß jeder Meister, der
zum Meister wurde, einst ein ‚Sikh‘ oder Schüler war. Wenn ein ‚Sikh‘ oder
Schüler völlig im Meister aufgeht, wird er zum Meister; aber zuerst muß er ein
wahrer ‚Sikh‘, ein wahrer Schüler, werden. Wenn er in ihm aufgeht, wird er zum
Meister. Wenn er spricht, spricht der Meister in ihm. Diese
Dinge stehen auch in den Büchern, die sie euch aber nicht so erklären können,
wie ich das jetzt tue. Das sind praktische Hinweise von einem Menschen mit
praktischer Erfahrung. Sein Wort ist das Gesetz, der Koran, die Bibel oder der
Guru Granth Sahib. Was steht im Koran, in der Bibel oder im Guru Granth Sahib?
Die Worte der Meister, des Gottes in ihnen. Die früheren Meister sprechen durch
diese Bücher zu uns. Jene Meister waren einst auch Schüler – aber als sie voll
und ganz in ihrem Meister aufgingen, wurden auch sie zum Meister. Das Unglück
ist, daß wir Meister werden wollen und nicht Schüler. wenn ihr wahre Schüler
werdet und völlig in ihm aufgeht, mit Gemüt, Körper und Seele, dann...? Dann
werden die Leute sagen, daß ihr ein Meister seid, aber ihr braucht es nicht zu
sagen. Ich glaube, hier begehen viele einen schweren und sehr ernsten Fehler.
Sie wollen Meister und nicht Schüler werden. Die Folge ist, daß sie auf dem Weg
nicht vorankommen. Versucht also, ein wahrer ‚Sikh‘, ein wahrer Schüler zu sein
– geht völlig im Meister auf, und ihr werdet zum Meister. Ihr braucht nicht
darum zu bitten – Gott wird euch erwählen, der Meister wird euch erwählen. Er
achtet auf jeden einzelnen, obwohl er nichts sagt. Wir sind alle im Werden. Wer
‚dazu‘ wurde, erhält es. versteht ihr jetzt, was Liebe ist? Wer
ist ein Liebender? Der Liebende wird zum Geliebten und der geliebte zum
Liebenden. Alle Unterschiede zwischen Gemüt, Körper und Seele verschwinden. Das
sagt uns mit wenig Worten, wer der Guru ist und wer der Schüler. Versucht also,
ganz und gar ein Schüler zu sein. Ich glaube, dann werdet ihr das bekommen, wonach ihr verlangt, ohne
darum zu bitten. Das ist das Thema, über das wir heute sprechen. Wir
sollten für Gott oder Gott im Menschen im Innern erwachen und uns der Außenwelt
nicht mehr bewußt sein. das wird nur kommen oder sich ergeben, wenn sich eure
ganze Aufmerksamkeit in ihn vertieft. Der äußere Ausdruck der Seele ist
Aufmerksamkeit, und wir sind Aufmerksamkeit, nicht wahr? Durch einen Akt der
Aufmerksamkeit Gottes trat die ganze Schöpfung ins Sein. Gott sagte: „Ich bin
einer und möchte viel werden“, und siehe da, die Welt nahm Gestalt an. Wenn wir
uns von der äußeren Welt zurückziehen und in ihm aufgehen, sind wir
‚Mikrogötter‘. Das können euch die Bücher nicht so lebendig vermitteln, denn es
ist eine Frage der Praxis. Versucht
also, wahre Schüler zu sein, voll und ganz mit Gemüt, Körper und Seele. Ihr
werdet Meister werden. Eines Tages werdet ihr sehen, daß ihr nicht mehr das
seid, was ihr vorher wart. Auch jetzt schon erkennt ihr, wenn ihr zurückblickt,
daß ihr besser seid als vorher. Jetzt seid ihr noch nicht hundertprozentig das,
was ihr werden wollt. Aber ihr seid es zu zehn Prozent, zwanzig Prozent, und
ihr werdet es immer mehr. Bemüht euch also weiter, wahre Schüler des Meisters zu
sein, bis ihr ganz in ihm aufgeht. Dann werdet ihr nicht mehr wissen, wer in
euch ist, ob ihr es seid oder er. Dann könnt ihr sagen: „Ich bin es, doch nun
nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Der Schüler sollte, wie es heißt, in
der Gruft seines Gurus sein, er sollte darin eingehen und darin versinken. Das
(der Meister deutet auf seine Brust) ist die Gruft. Der lebende Meister lebt
hier und auch ihr seid dort. Ihr solltet also euren Körper verlassen und in
sein Grab eingehen. Das ist das höchste Ziel der Liebe, und ihr müßt sehen, wo
ihr steht. Es ist ein ganz besonderes Glück, einen lebenden Meister zu haben,
einen wahren Meister. Es gibt viele Meister, hundertundeinen, tausendundeinen,
aber sie tun nur so, als ob oder sind noch auf dem Weg. Wer ihnen folgt, wird
in die Irre geführt; und jene, die ihnen helfen, gehen auch in die Irre und
erlangen zudem nicht den ganzen Segen, den man von einem wahren Meister erhält.
Deshalb sage ich immer: Wenn ihr den Meister liebt, müßt ihr seine Gebote
halten. Damit fängt es an. Wenn ihr werdet wie er, ist er immer bei euch,
spricht mit euch und ist um euch. Kabir sagt: „Ich habe jetzt ein so reines
Herz, daß Gott nach mir sucht und meinen Namen ruft: ‚O Kabir, O Kabir!‘ –
Kabir geht voraus und Gott läuft ihm nach.“ Gott sucht jemanden, der für ihn
erwacht ist und für die Außenwelt schläft, das ist alles. Chronologischer Überblick Diese
Morgengespräche wurden an den folgenden Tagen geführt:
Seine mit hoher Spiritualität geladenen Worte sinken tief in die Herzen der Zuhörer hinein und sind niemals umsonst gesprochen.
|