SHABD IST NICHT EINE SACHE DES LEBENS, DES RITUALS ODER 
DES VORTRAGS

Das innere Tonprinzip ist allbewusst und zu subtil für alles, was aus dem Fleisch ist – nämlich Ohren und Zunge oder die Feder. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz und eine ungesprochene Sprache. Es existiert in sich selbst, stützt sich selbst, und ist dennoch das Leben von allem, das in der beseelten wie in der unbeseelten Schöpfung existiert. Es kann jedoch in den tiefsten Tiefen der Seele erkannt werden, denn sie beide sind wesenseins, da die Seele ein Tropfen vom Meer der Allbewusstheit ist. In den Sikh-Schriften wird es auch „Sacha Shabd“ oder das Wahre Wort genannt:

Durch das Wahre Wort erkennt man die Wahrheit; mit dem Wahren Wort besingt man den Ruhm des Herrn.

Parbhati M. 1

 

Meditiere zu den Füßen des Meisters und lass‘ all deine Klugheit beiseite. Vertiefe dich in das wahre Wort

Sri Rag M. 5

 

Gedenke des Herrn, mein lieber Freund, und liebe allezeit das Wahre Wort.

Basant M. 5

Shabd kann durch die Sinne nicht erfasst werden, denn:

Es kann gesehen werden ohne Augen, und es kann gehört werden, ohne Ohren.

Majh War M. 1

Lao Tse sagt davon:

Wer weiß, spricht nicht; wer spricht, weiß nicht.

Und Ben Jonson:

Wahres Erkennen ist die Tätigkeit der Seele und ohne die Sinne vollkommen.

Maulana Rumi erklärt:

Die Türken, Kurden, Parsen, Goaner und Araber, sie alle haben es erkannt und dies ohne Hilfe der Lippen und Ohren.

Die Weisen der Upanishaden beschrieben es als Pranav oder das, was durch die pranischen Vibrationen gehört werden kann, und zwar ohne Hilfe der Zunge, der Lippen und des Gaumens; denn es erklingt aus sich selbst innerhalb und außerhalb des Raumes.

Sant Kabir nannte es Videh, denn es liegt über dem Bereich des physischen Seins und kann durch die Seele erfasst werden, wenn sie vom körperlichen Kleid nicht behindert wird.

Alle rühmen Shabd, ohne zu erkennen, dass es Videh oder nicht körperlich ist; keine Zunge vermag es zu beschreiben, aber die Seele kann es im Innern berühren.

Hazrat Bahu in diesem Zusammenhang:

Jeder wiederholt ‚Kalma‘ mit den Worten des Mundes; doch eine hervorragende Seele wiederholt es mit der Zunge des Gedankens. Wer immer es im Innern mit liebevoller Hingabe wiederholt, kann es schwerlich in vielen Worten schildern.

Der Meister gab mir eine Lektion, eine Lektion, die sich von selbst wiederholt; sie wird in den Ohren gehört und ohne die Hilfe eines Stopfen.

Und Maulana Rumi schildert es so schön:

O Gott, führe meine Seele zu dem heiligen Ort, an dem man Symphonien mit melodienreichen Klängen vernimmt.

 

Weiter