WARUM HÖREN WIR DAS TONPRINZIP NICHT?

 

Obgleich Shabd in jedem von uns ohne Unterlass erklingt, hören wir es nicht. Der Grund dafür ist nicht schwer zu finden. Solange sich der Gemütsstoff in einem andauernden Zustand von Sturm und Stress befindet, sich, aufgewühlt von zahllosen Leidenschaften und Wünschen, fett füttert durch die Nahrung des Egoismus und hin und her gerissen ist, durch die endlosen Wogen des weltlichen Lebens, kann er unmöglich die langsamen und erhabenen rhythmischen Vibrationen des subtilen Tones erfassen oder gar Liebe für diese entwickeln.

Solange der Geist in beständiger Bewegung und voller Unrast ist 
und dieser durch Gedanken der Ich-Heit gefüllt ist, 
kann Shabd nicht seinen lieblichen Duft verbreiten, 
und Naam nicht zu dessen Liebe und Attraktivität inspirieren.
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Guru Ram Das

Ebenso sagt Maulana Rumi:

Deine Ohren können der göttlichen Musik nicht lauschen; verdreht, wie du bist, hast du den Gehörsinn verloren.

Im Matthäus-Evangelium heißt es:

Denn dieses Volkes Herz ist verstockt, und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, auf dass sie nicht dermaleinst mit den Augen sehen, und mit den Ohren hören, und mit dem Herzen verstehen, und sich bekehren, dass ich ihnen hülfe.

13, 15

Shabd ist die Stimme Gottes und Seine erste Offenbarung. Er durchdringt alles innerhalb und außerhalb des Raumes:

Das Wort des Meisters zeigt den Weg zur Gottverwirklichung.

Basant M. 1

Dieses Tonprinzip wurde häufig auch Bani genannt:

Bani erklingt durch die vier Zeitalter; von der Wahrheit ausgehend, singt es von der Wahrheit.

Sri Rag M. 3

Bani durchdringt alles; es ist als Shabd und auch als Naam bekannt und ist voller Süße.

In jedem Zeitalter ist Bani als Shabd bekannt; süß ist Naam und der Geist verlangt nach ihm.

Sorath M. 3

Wie bedauerlich ist es für die Seele (Jiva), dass sie von Gemüt und Materie belastet und von allen Seiten gehemmt ist. Sie hat den Engel in sich verloren und kann darum nicht auf den subtilen und erhabenen Ton des Geliebten hören.

O weh! Du bist gefangen hinter den Mauern der Endlichkeit (Körper und alles, was zu ihm gehört) und hörst nicht den erhabenen Ton des Barmherzigen.

Maulana Rumi

Dieser Ton ist ein immerwährender Ruf zur Heimkehr.

Es dringt ein immerwährender Ruf von weit her; er fordert dich auf, in die Heimat zurückzukehren.

Tulsi Sahib

Dieser erhabene Ton kann natürlich durch die physischen Ohren gehört werden. Es gibt einen Weg, um der göttlichen Musik lauschen zu können, die durch die innere Fähigkeit des transzendenten Gehörs wahrgenommen werden kann. Dieses wiederum kann durch die Gnade einer Meisterseele geschult und entwickelt und in unseren Dienst gezwungen werden; denn kein Maß an weltlichem Wissen, an Klugheit und Scharfsinn kann in dieser Sache nützen. Obgleich die Wissenschaft noch nicht in der Lage war, dieses Geheimnis zu untersuchen, kann es jedoch durch wirkliches Experimentieren im Laboratorium des Selbst durch die Anweisung und Führung der Heiligen gelöst und erfahren werden. Die Ergebnisse der modernen wissenschaftlichen Forschungen haben nur sogar das Vorhandensein einer rhythmischen Bewegung in den Atomen aufgezeigt und die wissenschaftlichen Entdeckungen kommen der Wirklichkeit Tag für Tag näher.

 

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