DIE SEGNUNG VON SHABD

 

Shabd bringt unzählige Segnungen mit sich. Er ist das Kraftwerk aller Energie und Stärke, in welcher Form es sich auch immer zeigt, von den pranas angefangen bis zu Elektrizität und Magnetismus. Alle Formen des Lebens sind eine Offenbarung von Shabd. Alles, was besteht, kommt aus Shabd, und es gibt nichts, das nicht aus Shabd herrührt – dem Lebensstrom, der innerhalb und außerhalb des Raumes pulsiert. Jene, welche sich mit Shabd verbinden und durch Shabd leben, sind wahrhaft die Kinder des Höchsten, vom Leben des Lebens und vom Licht allen Lichts. Shabd ist das „Brot des Lebens“, das vom Himmel herunterkommt für all jene, die nach Rechtschaffenheit hungern, und es ist das „Wasser des Lebens“ für die, welche nach Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis dürsten. Wahre Liebe, Weisheit und Kraft sind die größten Gaben, die man erlangt, wenn man sich in der Sonne des himmlischen Lichtes wärmt.

1. Das Gemüt wird gefügig und von den Lüsten des Fleisches gereinigt: Es gibt kein anderes Mittel, durch das man den Schwingungen des immer rastlosen Gemüts Einhalt gebieten könnte. Man mag zu all den bekannten Methoden Zuflucht nehmen, nämlich zu Härten und Bußen, Riten und Ritualen, Fasten und Nachtwachen, Wallfahrten und Umherwandern, reinigenden Bädern in heiligen Flüssen, Werken der Mildtätigkeit und Nächstenliebe... aber man kann dadurch nicht zu innerem Frieden gelangen. Sie tragen dagegen alle zur Entfaltung selbstsüchtiger Neigung bei, welche die Wurzeln allen Übels sind. Der Weise Vashishta sagte zu Rama, als er ihn belehrte, dass er eher daran glauben könnte, einer habe die gewaltigen Himalayas hochgehoben oder das Wasser des Meeres bis zum Grunde ausgetrunken, als dass er je glaubte, so es ihm einer sagte, dass er sich das Gemüt unterworfen habe. Wenn man dem Tonstrom lauscht, wird man von allen früheren karmischen Eindrücken befreit. Die Verbindung mit Shabd wirkt wie der Funke eines Feuers, der alle Unreinheiten des Gemüts wie einen Haufen Heu in einem Augenblick zu Asche macht. Das Vorratslager der karmischen Auswirkungen, die noch nicht Frucht tragen, wird aufgelöst wie ein Pulvermagazin; und wenn Gemüt und Seele von dieser ungeheuren Last befreit sind, stimmen sie sich auf die himmlische Musik ab und sind für die Welt um sich herum verloren, wie eine Motte, wenn sie Licht sieht.

Das Gemüt ist hinter den Sinnesfreuden her, von denen die meisten in zwei Gruppen eingeordnet werden können; Formen und Muster auf der Seite und liebliche Symphonien auf der anderen. Auch Shabd hat diese beiden Grundzüge: die himmlische Musik und das göttliche Licht; und wenn dieses Ton- und Lichtprinzip einmal offenbar wird und das Gemüt unwirksam geworden ist, verliert es allen Glauben in die vergänglichen Reize der Welt, die allmählich ihres Zaubers verlustig gehen und stumpf, schal und leblos werden.
Durch einen Schluck vom Wasser des Lebens wird das Gemüt besänftigt, denn es gibt sonst kein Mittel, es zu beruhigen, als das der Verbindung mit dem Tonstrom.

Ohne das Wort des Meisters bleibt das Gemüt rastlos.

Asa M. 1

Unser ruheloses Gemüt wird stetig, wenn es in Shabd vertieft ist; dies ist die höchste Verehrung und die größte Tugend.

Ramkali M. 1

Durch die Praxis von Shabd stellt das Wellengeriesel auf dem See des Gemüts alle Bewegung ein.

Alle Schwingungen des Gemüts hören auf durch die Praxis von Shabd; so wird es von selbst still und ruhig.

Sarang M. 3

Das Gemüt läuft überall im Raum umher, solange es nicht mit Shabd in Verbindung kommt.

Parbhati M. 1

Shabd ist schärfer als eine zweischneidige Klinge und schneidet alle Bindungen der Welt auseinander, besiegt die fünf Leidenschaften und löst den Menschen von der Gebundenheit an all das, was ihm lieb und teuer ist. Sobald der Geist dann frei ist, erhebt er sich ungehindert in seine himmlisch Heimat.

Befreit von den fünf tödlichen Sünden bleibt man in den Herrn vertieft.

Shalok Kabir

2. Shabd ist das Hilfsmittel gegen Selbstsucht, an der die ganze Welt krankt:

Selbstsucht ist das größte Übel, das alle niederdrückt; ohne Shabd gibt es kein Freiwerden von dieser Krankheit.

Bhairon M. 3

Der Egoismus ist eine uralte Krankheit, aber durch die Praxis mit dem Wort des Meisters kann ihr begegnet werden. 

Egoismus ist eine uralte Krankheit, und ihr Heilmittel liegt nur im Innern; sollte es dem Herrn gefallen, so übt man die Praxis des Wortes aus.

Asa War M. 1

Das Gift der Selbstsucht wird unwirksam durch des Meisters Shabd.

Bhairon M. 3

O Nanak! Shabd brennt die Selbstsucht nieder!

Basant M. 1

Shamas Tabrez verschreibt die Medizin von Shabd, damit man von der Selbstsucht geheilt wird.

Hörst du den Trompetenschall, wirst du erlöst von Stolz und Leidenschaft; sobald der wohlklingende Ton dein Ohr trifft, bist du befreit vom Leben der Sinne.

3. Shabd gibt inneren Frieden und Sättigung. Jeder einzelne befindet sich auf verzweifelter 
Suche nach friedvoller Ruhe, doch bislang ohne Erfolg. Alle körperlichen Bequemlichkeiten schwinden ebenso schnell dahin wie die Wolken am Himmel. Die angenehmen Empfindungen, deren wir uns für eine kurze Weile erfreuen, so wie es den Schein hat, sind die Folge unseres eigenen Festhaltens an ihnen, haben aber getrennt davon keine wirkliche und davon unabhängige Existenz. Unser Fall ist der eines Hundes, der, indem er einen mageren Knochen zerbeißt, sich das Maul verletzt, und da sein eigenes Blut seine Zunge und seinen Gaumen benetzt, glaubt er, dass es von dem dürren Knochen stammt.

Der Geist oder die Seele ist eine bewusste Wesenheit. Sie können unmöglich von stumpfen, stofflichen und leblosen Dingen Glück ableiten, d. h. von Dingen, in denen das Lebensprinzip in einem schlummernden oder latenten Zustand ruht. Es ist die Quelle des höheren Bewusstseins, die dem Geist Nahrung und Kraft verleiht. Der Tonstrom, den der Meister hörbar macht, ist ein aktives Lebensprinzip (der Lebensstrom), und eine Verbindung und Vereinigung mit ihm gibt der Seele wirkliches Glück und wahre Wonne.

Durch die Praxis mit des Meisters Wort bleibt man von allen Plagen frei, und der Schüler des Meisters kennt kein Leiden.

Asa M. 3

Shabd hat einen erheiternden und erhebenden Einfluss, der Körper und Gemüt bezaubert, und so erlangen beide unaussprechliche Freude.

Die Flammen der Lüste rufen im Menschen Verwüstung hervor, aber der Meister löscht sie mit einem Strom erfrischender Musik; Körper und Gemüt sind durch sie gesegnet, und von allen Gebrechen befreit.

Kalyam M. 4

Des Meisters Wort ist ein Meer der Heiterkeit; es ist der Pfad der Erlösung, der alle Selbstsucht zerstreut.

Malar M. 1

Wenn sich eine Seele mit Shabd verbindet, wird sie durch Gottes Kraft gesättigt und ist wahrhaft gesegnet.

Die Verbindung von Shabd mit der Seele ruft höchste Freude hervor; das Eintauchen in die Kraft Gottes führt zu wahrem Glücklichsein.

Sri Rag M. 1

Die Praxis von Shabd leitet zu immerwährender Wonne, die sich zunehmend verstärkt.

Tag und Nacht kommt unaufhörlich Wonne herab, wenn man dem Großen Wort ergeben bleibt.

Malar M. 4

Das Wort des Meisters ist eine Quelle großen Glücks, und wahrlich gesegnet ist die Braut (die Seele), die durch die Liebe des Geliebten gesättigt ist.

Asa M. 5

In den Sikh-Schriften liest man von unzählbaren Wohltaten, die einem durch Shabd erwachsen.

Shabd tötet alle Wünsche und Sehnsüchte, alle mentalen Schwingungen und subtilen Bindungen mit Stumpf und Stiel.

Shabd erstickt das Feuer der Wünsche und vertreibt ganz still alle Täuschungen.

Gauri M. 1

Shabd verbrennt alles Sehnen und Verlangen, und man bleibt in Einklang mit dem Herrn.

Asa M. 1

Shabd brennt alle körperlichen Wünsche und Bindungen nieder. Körper und Geist leben in ewigem Frieden in der Liebe des Meisters.

Basant M. 3

Sobald der Lebensstrom einmal hörbar wird, fühlt man sich nie mehr allein, denn man hört sein Klingen, wo immer man ist, sei es zuhause oder draußen. Die Stimme Gottes hält ihn im Gedanken an die wahre Heimat des Vaters. Die Praxis des Tonstromes befreit von allen Sorgen und Qualen, den fünf tödlichen Leidenschaften, den Lüsten des Fleisches und des Gemüts und gibt der Seele ihre vormalige Transzendenz wieder, gelöst von allem, was der Welt ist und ihr angehört. Shabd ist die Stütze bei der irdischen Reise und im Jenseits. Durch die Erfahrung des Überschreitens der körperlichen Grenzen wird man dem Tod gegenüber furchtlos, und wenn die zugemessene Spanne des irdischen Daseins zu Ende geht, streift man das sterbliche Kleid des Fleisches ein für allemal ab, und dies leicht und glücklich, wie man seine alten abgetragenen Kleider ablegt, und ist befreit vom Zyklus der Geburten und Tode, um offen und ehrenvoll in seine himmlische Heimat einzugehen.

Die Praxis und Verbindung mit dem Wort bringt das Licht des Himmels mit sich, und man fühlt sich von Gott gesegnet. Es trägt intuitives Wissen vom Selbst und von Gott ein, und man erfährt in sich die ganze Verwirklichung der Seele als das eine, allgemeine Lebensprinzip, das sich auf alles erstreckt, in sich und um sich, ohne Schranken und Begrenzungen von Zeit und Raum; denn alles Leben ist von Ewigkeit zu Ewigkeit nur eines, ungeachtet der vielen Formen und Muster durch die es sich offenbart. In dem Augenblick, in dem man sich ins Zeitlose erhebt, wird man selbst zeitlos. Dies ist in der Tat wirkliche Meditation und wirkliche Ergebenheit, die zur wahren Liebe zu Gott und Seiner Schöpfung führt, indem man sein eigenes Selbst ausdehnt und mit Seinem Schöpfer eins wird. Das ist Jivan-Mukti oder Erlösung während des Lebens in der Welt, genau wie eine Lotosblume, die über dem schlammigen Teich steht, in dem sie sich befindet und vom Schmutz des Wassers unten unberührt bleibt. Wehe denen, die nicht in Verbindung mit Shabd kommen, denn die bleiben zwischen den Mühlsteinen von Gottes negativer Kraft und gehen im gewaltigen Rad der Schöpfung endlos auf und nieder, gemäß dem Wert und Unwert ihrer Karmas. Im Kreislauf geboren, kommen und gehen sie im Kreislauf, ohne einen Weg, über den sie entkommen könnten, bis sie mit einem Meister des Wortes in Verbindung kommen, der sie auf den „Pfad des Wortes“, den Ausweg, stellt und ihre Erlösung bewirkt.

Das Wasser des Lebens (Hauz-i-Kausor oder Prag Raj) liegt in den tiefsten Tiefen der Seele verborgen, und der Weg dahin liegt im äußersten Schweigen und führt durch das Wort. Da wir im Gedränge und Getöse der Welt leben, suchen wir ihn, wenn überhaupt, wie alle anderen Dinge im Äußeren und gehen so gänzlich fehl in unserem Bemühen. Aber diejenigen, welche auf die rechte Weise danach suchen und durch das kompetente, fleischgewordene Wort auf den Pfad gestellt sind, dürfen von diesem Elixier trinken und dieses Manna kosten, um danach Unsterblichkeit zu erlangen.

Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten... Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit...

Joh. 6, 35 und 51

Wer aber des Wassers trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillet.

Joh. 4, 14

Um dies alles mit wenigen Worten zusammenzufassen, können wir sagen:

Das Wort ist das Heilmittel gegen alles Leiden.

Gauri M. 5

 

Weiter