GYAN ODER JNANA

(WISSEN – ERLEUCHTUNG)

 

Der Begriff “Gyan“ oder „Jnana“ ist von der Sanskritwurzel „Gna“ abgeleitet, was gleichbedeutend ist mit dem Wort Wissen. In der Umgangssprache wird Gyan oder Wissen als sinnverwandt mit Denken auf intellektueller Ebene gebraucht, und somit umfasst es das ganze Buchwissen oder Wissen, das in den Büchern niedergelegt ist oder aus Büchern abgeleitet wurde, seien es alte oder moderne, solche spirituellen oder weltlichen Inhalts. Ohne Zweifel ist auch das eine Art von Gyan oder Wissen, aber es ist, obgleich sehr umfassend und variierend im Charakter und soweit sehr bedeutsam, eines von einfacher Art. Dennoch benötigen wir es. Einer seiner Teile, Heilige Schrift genannt, bildet die Theorie der Wissenschaft der Spiritualität. So sind alle Schriften wie die Veden, Upanishaden, Gita, Smritis, Shastras, die Sechs Schulen der Philosophie und die Puranas, das große Epos Mahabharata und Ramayana, die Bibel, der Koran, die Adi Granth Sahib und alle anderen Schriften dieser Art, ein Teil dieses Wissensgebietes; sie fallen in den Bereich von Apara Vidya oder das Wissen; das durch die Sinne aufgenommen wird. Sie stellen eine wundervolle Zusammenfassung der spirituellen Erlebnisse der alten Rishis dar und entfachen in uns das Verlangen, selbst ähnliche Erfahrungen zu machen. Zudem enthalten sie ethnische Wahrheiten von hohem Wert, die den Weg für ein ethisches Leben bahnen; und wenn man sie gewissenhaft befolgt, dienen sie als eine solide Grundlage für den spirituellen Oberbau. So weit ist es gut; aber darüber hinaus geht der Nutzen nicht.

Abgesehen von obigem – Apara Vidya – gibt es eine höhere Art von Wissen, das subtiler ist und dass man auf der supramentalen Ebene erlangt. Es ist ganz unabhängig von dem Wissen, das durch die gewöhnlichen Sinne erworben wird, denn es ist intuitiv und eine innere Erfahrung der Seele. Es wird daher Para Vidya genannt oder das Wissen vom Jenseits. Von ihm wird in allen Religionen gesprochen, und es wird als wirkliches Gyan oder Wissen der rechten Art betrachtet. Es wird durch den Geist oder die Seele erworben, wenn sie sich selbst widerstrahlt. Es ist ein Ergebnis der Selbstanalyse durch einen regelrechten Prozess der Umkehrung oder des Schauens im Innern. Dies ist eine Sache tatsächlicher Erfahrung und Erkenntnis innerhalb des eigenen Selbst, die allmählich zur Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis leitet. Sobald das Licht der Selbsterkenntnis aufdämmert, verlieren sich alle Zweifel und Unterschiede im nichts. Man betrachtet dann die Welt aus einer ganz anderen Perspektive, welche der eines Menschen gleicht, der auf dem Gipfel eines Berges steht, die Landschaft um sich und unter sich ansieht, die sich in wellenförmiger, endloser Reihe ausdehnt, und sich selbst als Beschauer dieses großen Panoramas des Lebens in seinen bunt gestalteten Formen wahrnimmt, ein Zentrum und Mittelpunkt der Schöpfung selbst. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft rollen vor ihm ab gleich einem offenen Buch, und es gibt nichts, das er nicht weiß oder an dessen Wissen es ihm ermangelt. Nun dämmert ihm die Wahrheit über die große Frage: was ist es, dessen Kenntnis alles erkennen lässt? – eine Frage, welche die Menschheit verwirrte, seit die Welt besteht. Wahres Gyan oder Wissen liegt im Erkennen und Erfahren der Letzten Wirklichkeit, in deren Licht und Leben wir blindlings dahinleben, uns bewegen und in dem unser wahres Sein verankert ist; aber dennoch wissen wir es nicht. Es ist eine große Ironie des Schicksals, dass wir soviel über die Welt und die weltlichen Dinge wissen und mit ihnen überladen sind, dass wir aber nahezu nichts über die lebenswichtige Antriebskraft wissen, über unser wirkliches Selbst, den Lebendigen Geist, den Lebensfunken der Bewusstheit, der uns belebt und unser wahres Leben ist – die Seele.

Wiederum besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen Apara Vidya und Para Vidya. Das erste dehnt sich immer weiter aus, indem wir fortschreiten, bietet aber keinen Ausweg. Von ihm sagt Lord Tennyson:

Doch alles Erleben ist wie ein Gewölbebogen, durch den die unbekannte Welt hindurch scheint, deren Konturen immer wieder schwinden, wenn ich mich bewege.

Es ist eine Art Wildnis, aus der es keinen Ausweg gibt und daher auch kein Entfliehen. Trotz all seinem Verstand ist der Mensch in diesem verworrenen Labyrinth mit Sicherheit verloren. Wie ein geschlagener Gaul kann er sich selbst aus purer Erschöpfung zu Tode bringen, kann aber ohne Schaden unmöglich entkommen. Dieser Art ist der gewundene Pfad, auf dem sich der müde Wanderer mit bleiernen Füßen dahinschleppt, mit Unkraut und Dornen übersät, ohne eine Zwischenstation, wo er seine ermüdeten Glieder ausruhen könnte, immer auf dem Marsch, den Sand durchpflügend oder die Meere durchsegelnd, wie es heißt.

Auf der anderen Seite hat Para Vidya grenzenlose Möglichkeiten. Immer neue Bereiche himmlischer Pracht enthüllen sich, während die Pilgerseele auf dem Pfad fortschreitet. Zudem ist es eine sehr angenehme Reise, denn der Wanderer hat einen sicheren Begleiter bei sich, einen unfehlbaren Führer, der den Pfad und seine gefährlichen Krümmungen und Windungen kennt. Es bringt ihn sicher vorwärts, verkürzt ihm unterwegs die Langeweile, zeigt ihm erfreuliche Plätze und macht ihn mit allem, was ihm auf dem Weg begegnet, bekannt. Sein Begleiter hat ein sanftes, lächelndes Gesicht, eine strahlende Gestalt, ist voll göttlicher Würde und verleiht ihm unmittelbares Wissen vom Jenseits aus erster Hand, von dem der Pilger vielleicht schon eine Menge in Büchern gelesen hat. Trotz all seinen heimlichen Fallen, hinterhältigen Windungen und verborgenen Gleitstellen, bewegt sich der Pfad durch ein Gebiet von ungewöhnlicher Pracht und gewährt einen sicheren Ausweg zum Hafen der Rast und Ruhe, und das Ende der Reise ist nichts anderes als das Reich Gottes, wo Friede und Stille regieren, ein Paradies auf Erden, das Jerusalem oder die Heilige Stadt. Somit befasst sich wirkliches Gyan oder Wissen mit den Verwirklichten Wahrheiten durch einen regelrechten Prozess des Einwärtswendens und der Selbstanalyse.

In der Bhagavad Gita begegnen wir zwei Begriffen: Gyan und Vigyan. Das Wissen dieses einen Lebensprinzips, Paramatman oder Gott genannt, das tatsächlich in allen lebenden Geschöpfen, die wie ein Wellengekräusel erscheinen und wieder verschwinden, wirksam ist, wird Gyan genannt; und die Erkenntnis, dass das besagte Lebensprinzip die wesentliche und wirksame Ursache von allem ist, was existiert, ist als Vigyan bekannt. Ein Mensch, der im Besitz von Gyan und Vigyan ist, sieht tatsächlich nichts außer Gott in Seiner Schöpfung und die Schöpfung als in Gott errichtet, das heißt, beide als identisch und nicht voneinander getrennt: Gott im Menschen und der Mensch in Gott, was der pantheistischen Religionsauffassung gleicht (die Identität Gottes mit dem Universum).
Gurbani oder das Schriftgut der Meister hat nirgendwo Buchgelehrsamkeit mit Gyan gleichgesetzt. Demgegenüber wird der Begriff Gyan gebraucht, um das Tonprinzip zu bezeichnen (wie aus den verwandten Begriffen Shabd, Naam, Sach, Kirtan, Dhun etc. offenbar wird), das allezeit in seiner Fülle in jedem Menschen ertönt.

Das Wort des Meisters ist immer voller Süße; es ist wahres Wissen und wahre Meditation. Selten ist die Seele, die seine Lieblichkeit kostet, denn die Gnade des Meisters lässt es süß sein.

Gauri M. 3

Erkennet wahres Wissen und wahre Meditation als göttliches Dhun (Ton); gesegnet ist der immergrüne Baum mit einem unermesslichen Schatten.

Sri Rag M. 1

Es ist nötig, sehr nötig, dass wir auch auf der intellektuellen Ebene Wissen erwerben; dieses erlangen wir aus den heiligen Schriften und den Reden der Meisterseelen. Aber wir können nicht spirituell tätig sein, solange wir nicht in erster Linie die Theorie kennen: was Spiritualität ist, welches ihre Technik ist und wie sie in die Praxis umgesetzt werden kann, welchen Hindernissen wir auf dem Weg begegnen und vieles andere mehr. Wir können darum den theoretischen Aspekt des Para Vidya oder der Wissenschaft vom Jenseits nicht außer acht lassen, denn die Theorie geht auf allen Wissensgebieten der Praxis voraus. Doch nachdem man der Theorie kundig ist, muss man dieses theoretische Wissen in die Praxis umsetzen, um es sich wirklich zu eigen zu machen. Die Theorie an sich kann das angeborene Wissen des Geistes oder der Seele nicht befriedigen, die mit dem Manna oder der himmlischen Speise – Brot des Lebens – versorgt werden muss, um ihrem Hunger gerecht zu werden, und die das Wasser des Lebens braucht, damit ihr Durst gestillt werden kann. Theorie und Praxis gehen darum dicht nebeneinander und sind voneinander abhängig. Aber um das Ziel zu erreichen, muss man arbeiten und das erfordert, das Gemüt und den Verstand von allem anderen zu beruhigen. Wenn man dieses Wissen vollständig erfasst hat, bleibt nur noch, dass man die praktische Erfahrung desselben auf der Ebene des Geistes erwirbt, die weit über der Ebene der Sinne und den Sinnesorganen liegt. Somit müssen wir diese beiden durch einen Prozess der Selbstanalyse scheiden, indem wir das Körperbewusstsein übersteigen, wovon der Meister bei der Initiation im Laboratorium des Körpers eine praktische Erfahrung gibt.

Jnana oder wahres Wissen durch den Meister ist das Wort, und es kommt durch die Praxis des Wortes. Nur der erlangt es, der die Weisung en des Meisters annimmt und ihnen mit Herz und Seele folgt.

Suhi M. 4

Jnana und Meditation über Sach (Wahrheit) haben eine sehr tiefe Bedeutung. Keiner kennt ihr innerstes Geheimnis und ihre Größe.

Maru M. 1

Jnana, Meditation, der göttliche Gesang (Dhun) und der Ton (Bani) sind alle eins. Sie alle wiederholen dieselbe Geschichte von dem wunderbaren, unaussprechlichen Einen.

Basant M. 1

Willst du eintauchen in die heilige Quelle, die Quelle von Naam ist wahrlich in dir. Die wahre Pilgerfahrt für die Seele ist Shabd, voll von Jnana (Gyan).

Dhanasri M. 5

Der Meister hat auf meine Augen den Balsam von Jnana (Gyan) gelegt; das Licht im Innern begann zu leuchten und das Dunkel schwand.

Majh M. 3

Das Jnana des Meisters ist Naam, und er macht einen stetig darin. Dem es bestimmt ist, erlangt es durch Hingabe an die Lotosfüße des Meisters.

Suhi M. 4

Übe Jnana, Meditation und Harmonie durch Versenkung in den Ton (Shabd). Sei eins mit Ihm, der jenseits aller Schranken unvergleichlich und ohne Furcht ist.

Parbhati M. 1

Durch die Offenbarung des Lichts wird man erleuchtet; das Licht von Jnana ist durch den Meister in mich eingepflanzt. Wenn ich den Nektar des Wortes (Naam) trinke, ist der Geist ganz still und ohne Furcht. 

Gauri M. 5

Durch das Aufdämmern von Jnana wird es licht auf allen Seiten. In seiner grenzenlosen Gnade nahm er einen schmutzigen Wurm wie mich an.

Gond Ravidas

Dieses Wissen ist selbstleuchtend. Mit ihm dämmert das ewige Licht in der Seele des Menschen auf. Dann wandelt er immer in Gottes gütigem Licht, das ihn überall, wo er ist, begleitet, im brennenden Wüstensand, auf schneebedeckten Bergeshöhen, in den großen Tiefen der gewaltigen Meere oder im Innern der Erde. Dies ist die wahre Hingabe, die einen vor allem Übel vollkommen beschützt.
Die Schriften sagen, dass Jnana durch das „Lichtprinzip“ gekennzeichnet ist. Indem Guru Amar Das von Jnana spricht, das durch die Meister gelehrt wird, beschreibt er es als „Ewiges Inneres Licht“, das als Altar für die unaufhörliche Hingabe dient und die volle Frucht von Naam verleiht.

Des Meisters Jnana bringt im Innern das ewige Licht hervor; es hält einen in unablässige Hingabe vertieft – das größte Geschenk des alles durchdringenden Wortes. 

Sorath M. 3

Der dem Meister Ergebene kennt den Ton (Shabd) und ruht im Nektar seines Wortes (Naam). Des Meisters Jnana ist voller Glanz und vertreibt das Dunkel der Unwissenheit.

Sri Rag M. 3

In der Gemeinschaft eines Shabd kommt man in Gemeinschaft mit der Wahrheit, und die Gemeinde singt zu Seinem Ruhm; das funkelnde Jnana verbreitet Licht im Innern, und zerstreut alles Dunkel, das aus der Unwissenheit stammt.

Asa M. 4

Durch die Praxis von Naam (Wort) wird man aller Leiden und Sorgen ledig, denn es bringt höchste Wonne mit sich. Das Jnana des Meisters lodert auf und erfüllt mit Licht bis in die tiefsten Tiefen der Seele.

Asa M. 4

Jene mit dem Zeichen des Herrn auf der Stirne finden einen Meister-Heiligen; sie haben Zweifel und Misstrauen durch das Auflodern von Jnana vertrieben.

Asa M. 4

Guru Arjan sagt uns, dass mit dem Aufdämmern von des Meisters Jnana im Innern innen und außen himmlisches Licht einströmt und alles umfängt; dadurch wird das Gemüt gesättigt und frei von allem Wahn und aller Täuschung. So wird man zur unerschöpflichen Quelle des Wassers der Unsterblichkeit geleitet, an der man, so man von ihr trinkt, wunschlos wird, jede Todesfurcht verliert und Ewiges Leben erlangt.

Durch des Himmels Licht werden alle Dinge wahrlich erleuchtet; die Ursache ist des Meisters Jnana. Trinkt man vom Wasser des Lebens, wird das Gemüt ruhig und furchtlos.

Gauri M. 5

Beim Erklimmen spiritueller Höhen auf seiner Reise zu Gott muss der Wanderer wirklich durch das Licht der Sterne, des Mondes und der Sonne hindurch. Dieses Wissen oder diese Erkenntnis erlangt man nur, wenn der Geist seinen Weg in Sukhman oder Shrag aufnimmt, dem mittleren, engen Kanal zwischen den beiden Augenbrauen. 

Das Begrüßen des Mondes- und Sonnenlichts im Innern, wenn sich die Seele in die Astralwelt erhebt, ist in den Schriften als der Pfad des Jnana oder des Wahren Wissen beschrieben:

Wie bezaubernd und reizvoll zeigt sich die Vegetation trotz des Feuers im Innern, und auch die ungestümen Wasser der großen Meere, die auf ihre Grenzen beschränkt sind. Die wirkliche Sonne und der wirkliche Mond sind beide im menschlichen Körper. Dennoch erkennt man selten das wahre Jnana, die Seele von allem, was existiert.

Basant M. 1

Im Jap Ji, Vers XXXV und XXXVI, fasst Guru Nanak, während er ausführlich vom Bereich des göttlichen Wissens (Gyan Khand) mit seinen zahllosen Göttern und Göttinnen spricht, die Beschreibung davon sehr schön zusammen:

Göttliches Wissen erleuchtet alles im Bereich der Erkenntnis, während himmlische Symphonien unendliche Musik ertönen lassen, und Freude und Wonne alles überragt.

Das himmlische Licht dient immer als unfehlbarer Freund in Augenblicken großer Not und Bedrängnis, sowohl innerlich wie äußerlich, und man bewegt sich ständig darin, in diesem Leben wie auch danach. Im Sukhmani hat Guru Arjan in diesem Zusammenhang ein ganzes Ashtpadi, eine Hymne in Oktaven oder acht Versen, zusammengestellt, und er beschreibt, wie das Licht die Seele führt und leitet, wenn sie den Körper verlässt. Das ewige Licht brennt im umgestellten Quellpunkt des Kopfes, wie es Paltu Sahib ausdrückt:

Im umgestellten Quellpunkt des Kopfes brennt eine Lampe. Diese Lampe brennt immerzu, ohne Docht und Öl, durch alle Jahreszeiten hindurch; keiner sieht ihr Licht, es sei denn durch einen göttlichen Weisen.

Im Sukhman ist ein strahlendes Licht, aber man kann sich ihm nicht nähern, ohne eine Meisterseele:

Das Licht von Jnana ist eine machtvolle Hilfe, sowohl innen als auch außen. Verbinde dich mit ihm, o Geist, denn es vernichtet alle Betrübnis und alle Sorgen.

Asa M. 5

Das Licht von des Meisters Jnana ist ein unvergleichliches Juwel, das Erlösung gewährt. O Nanak! Der erreicht es, dem Er die Ehre Seines Reiches verleihen will.

Wadhans War M. 3

Das Licht von Jnana ward im Innern offenbart; ich habe die Gabe des Wortes leicht gewonnen.

Maru M. 4

Mache einen Wein von Jnana und lasse ihn gären durch Meditation auf dem Feuer Seiner Liebe und Verehrung. Der Sukhman läuft über vom Wasser des Lebens, so trinke es in Fülle.

Ramkali Kabir

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.

Psalm 119, 105

Der Meister ist das Wissen in Person, und dieses Wissen gibt er an einen ungewöhnlichen Gurmukh weiter, d.h. an einen, der zu seinen Füßen sitzt. Ein Satguru kann dieses Licht offenbaren, welches ihm Nirban oder Nirvan bringt. Es ist eine innere Wissenschaft, und man muss dafür unter der Anleitung eines vollendeten Meisters arbeiten, ohne den es noch keiner erlangte oder jemals erlangen kann.

Frage Brahma, Narada, Ved Vyas und andere; sie alle bezeugen: keiner kann es erlangen ohne einen Meister.

Sri Rag M. 1

Wasser ist im Krug, und ein Krug ohne Wasser ist nicht von Bedeutung. Der Geist ist Jnana, dem Wissen vermählt; doch wahres Jnana (der Erleuchtete Ton) kommt niemals ohne einen Meister-Heiligen.

Asa War M. 1

O Mutter! Ohne einen Meister kann man nicht das Licht von Jnana erlangen; mag einer alles versuchen, aber man kann nicht den Herrn erreichen.

Dev Gandhari M. 5

Ohne den Meister kann man sich nicht mit dem Wort verbinden und den Pfad nicht finden. Das Licht von Jnana ist das wahre Wesen, denn es leitet gottwärts.“ 

Maru War M. 3

Ohne den Meister kann man das Licht von Jnana nicht erhalten wie auch nicht inneren Frieden. O Nanak! Ohne das Wort verwirkt der Weltkluge die menschliche Geburt für nichts.

Sorath War M. 3

Ich biete mich dem Meister selbst als Opfer dar, der mich mit dem Herrn verbunden hat. Er gab meinen Augen den Balsam von Jnana durch sein Wort, und mit diesen Augen sehe ich nun die Welt in ihren wahren Farben.

Asa War M. 1

Der Meister allein kann den Balsam von Jnana geben; dies zeigt die alles durchdringende Kraft Gottes.

Gauri M. 3

Der Meister gab mir den Balsam des Jnana, der alles Dunkel vertrieb. Durch Gottes Gnade wird ein Heiliger gefunden; o Nanak, man wird im Innern Zeuge des Lichts.

Gauri Sukhmani M. 5

Das Licht Wahren Wissens ist die größte Gabe einer Meisterseele:

Der Meister gab mir das größte Geschenk des Jnana, indem er das Verlangen nach dem Wort in mir entfachte. Er hat mich mit der Wahrheit (der Gotteskraft) verbunden, einem Schatzhaus übernatürlicher Kräfte, das immer größer wird.

Sawaie M. 5

Wenn das Gemüt durch die spirituelle Schulung (Simran und Dhyan – ständige Wiederholung und Konzentration) still und zur Ruhe gekommen ist, erfolgt die Erleuchtung. Wahrhaft selten sind solche Seelen in der Welt; denn alle, die, wie es bei den meisten von uns der Fall ist, voller Leidenschaften, Zorn und Selbstsucht sind, können sie nicht erlangen. und mit der Erleuchtung stellen sich völlige Zufriedenheit und Sättigung ein. Das Gemüt ist unter Kontrolle, und die Seele erwacht aus ihrem langen lethargischen Schlaf. Alle Wünsche schwinden, man taucht in sein eigenes Selbst ein und ist begabt mit der alles durchdringenden Vorausschau, der Überschau, und erhebt sich ins Kosmische Bewusstsein. Alles Karma ist dann vernichtet. Der Tod, der letzte Feind der Menschheit, verliert seinen Stachel, und die Günstlinge des Todes können einem Jivan-Mukat oder einem befreiten Wesen, nicht nahekommen. Diese Vorteile kann man nicht durch äußeres intellektuelles Ringen erlangen.

Geschmückt mit dem entfachten Licht Gottes, wird die Seele würdig, des Herrn Gemahlin zu sein.

Der wandernde Verstand lernt, unter Kontrolle zu leben und sich der Wahrheit zu erfreuen; er trinkt den Juana Ras (den ergötzlichen Wein von Naam) und hat keine weiteren Wünsche.

Sri Rag M. 1

Trotz allem Waschen des Körpers können wir ihn nicht sauber bekommen; aber das Elixier von Jnana (dem Wort) reinigt Körper wie Gemüt durch und durch.

Sorath M. 1

Der Balsam von Jnana macht aller furcht ein Ende und lässt sich die Wirklichkeit schauen; dann erwirbst du Allwissenheit durch den beruhigten Geist.

Sri Rag M. 1

Hingabe an den Meister erzeugt wahre und ewige Liebe, und die Gabe von Jnana bringt Wissen von den drei Welten ein.

Sri Rag M. 1

Zum Licht des Jnana erwacht, ist Kabir in die Farbe des Herrn gefärbt. Die ganze Welt lebt in der Täuschung. Mein Geist ist nun verwandelt durch die alles durchdringende Kraft (Ram).

Sri Rag Kabir

Wie kann man die umherstreifenden Gedanken halten? Der Geist wird still durch die Gnade des Meisters und kehrt mit Jnana in seine Heimat zurück.

Asa M. 3

Blumen erblühen zu Früchten und welken dann dahin; alle Taten geschehen um Jnana und vergehen.

Bhairon: Bani Ram Das

Nanak sagt: Nur der erwacht zur Wirklichkeit, der den Balsam von Jnana auf seine Augen legt.

Bhairon M. 3

Jnana ist die höchste Zierde für die Braut (Seele); gesegnet ist die Braut, die ihren Herrn liebt.

Asa M. 3

Der wilde Elefant des Gemüts wird vom Mahout eines Meisters gezähmt und durch die Rute der Erleuchtung unter Kontrolle gebracht. Das Licht des Meisters, verschiedentlich als Shabd, Naam oder Dhun beschrieben, bildet das Band zwischen der Seele und der Überseele, und wenn diese „Rettende Lebensschnur“ einmal fest ergriffen ist, kann man leicht zur Wohnstatt Gottes gelangen.

Ziehet den alten Menschen mit seinen Werken aus, und ziehet den neuen an, der da erneuert wird zu der Erkenntnis nach dem Ebenbilde des, der ihn geschaffen hat.

Kolosser 3, 9 – 10

Der Mittler, der unser Wesen erneuert und umformt, ist der Heilige Geist. Die Erfahrung, die er uns bringen muss, wird die Neue Geburt genannt – die Auferstehung oder das Zweite Kommen.

Darum, ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.

2. Kor. 5, 17

Jnana oder die Erleuchtung kommt als ein Geschenk Gottes:

Dein Gnadenblick bringt das rechte Verstehen und leitet einen zum Kleinod von Jnana (Erleuchtung).

Asa M. 1

Suche Jnana nicht in der Welt, denn wahrlich, dort wirst du es nicht finden. Durch Gottes Willen erlangt man es, nicht durch eigene Bemühung.

Asa War M. 1

Im Innern des Körpers ist das Jnana des Meisters ein Kleinod, das Erlösung gewährt. O Nanak! Mit seinem Gnadenblick kann er es jedem geben und ihn würdig machen.

Wadhans War M. 3

Die dem Satguru Ergebenen sind geehrt und genehm in Seinem Reich. Das Licht von Jnana dämmert in jenen, welchen Er es verleiht.

Sri Rag M. 5

Wenn man einmal mit Erleuchtung (oder Jnana, göttliches Wissen und Erfahrung) begabt wurde, muss man sie von Tag zu Tag weiter entwickeln, um das heilige Licht des Himmels nicht aus reiner Nachlässigkeit in dem gewaltigen Wirrsal der Welt zu verlieren. Der Evangelist Lukas warnt uns mit unzweideutigen Worten vor der Gefahr, dieses unvergleichliche Geschenk Gottes und Seines Auserwählten, des Gottmenschen, zu verlieren:

So schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei. 

Lukas 11, 35

 

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