Die Notwendigkeit der Spiritualität Wohin man sich auch wendet, begegnet man äußerster Spannung und Angst, und überall herrscht Ungewissheit vor. Ursache dieses allgemeinen Chaos ist die Ruhelosigkeit im menschlichen Gemüt. Der Mensch hat auf verschiedenen Gebieten des Lebens einen kolossalen Fortschritt gemacht, hat sich aber leider nicht darum gekümmert, etwas über den Geist im Innern zu erfahren und ist so in dieser Hinsicht gänzlich unwissend. Er hat die Geheimnisse des gestirnten Himmels enträtselt, die Tiefen der Meere ergründet, das Erdinnere umfassend erforscht, ist tapfer den blendenden Schneestürmen und Lawinen beim Ersteigen der schwindelnden Höhen des Mount Everest begegnet und ist nun darauf aus, den Raum zu erkunden, um interplanetarische Beziehungen herzustellen; doch es ist traurig, sagen zu müssen, dass er das Mysterium der menschlichen Seele in seinem Innern nicht herausgefunden hat. Die Frage aller Fragen hat er immer übergangen und ist den Kernfragen des Lebens, die sich auf die Selbsterkenntnis oder das Wissen von der Seele beziehen, geflissentlich ausgewichen, so als ob sie ohne Bedeutung seien. Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Ein Teil bleibt immer nur ein Teil, bis er mit dem Ganzen verschmilzt und seine Individualität in seiner Quelle oder dem Ursprung aufgeht. Ein Bergstrom gurgelt, tost und sprüht in seinem Abwärtslauf, bis er sich ins Meer ergießt. So ist es auch der Fall mit dem individuellen Geist. Er weiß nichts über seine wesentliche Natur, kennt nicht einmal seinen Ursprung, und so plätschert und schäumt er wie der Strom des Lebens sein steiniges Bett entlang, das durchsetzt ist mit großem Geröll und unter Wasser befindlichen Felsblöcken. Die eigene Ruhelosigkeit wird durch die Rastlosigkeit, die wir bei den Völkern der Erde finden, widergespiegelt. Der Mensch hat die große grundlegende Wahrheit der Vaterschaft Gottes und der Bruderschaft des Menschen vergessen. Daher kommt all der Kampf zwischen Menschen, Klassen, Gemeinschaften und Ländern. O ihr Sucher nach Gott! Ihr habt Gott verloren; im Strudel der Sinne habt ihr Ihn verloren. In einer solch traurigen Lage kommen von Zeit zu Zeit Meisterseelen in die Welt, um die irrende Menschheit zu leiten. Ihre Botschaft ist eine der Hoffnung und nicht der Verzweiflung. Sie kommen nicht, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen - das Gesetz der Erlösung durch Gnade. Sie haben grenzenlose Liebe für alle Religionen und sagen kein Wort gegen sie. Andererseits suchen sie alle gleichermaßen neu zu orientieren, um frisches Blut in ihre blutarmen Teile zu übertragen und die verfallenden Nerven und Zellen wiederzubeleben; ihnen die Glut des Lebensimpulses einzuflößen und sie wieder auf das hohe Postament zu stellen, von dem sie heruntergefallen sind. Sie geben lediglich die rechte Führung und weisen auf den rechten Pfad, der innen liegt und nicht außen. Es ist der älteste Pfad - Sanatan -, genau so alt wie die Schöpfung selbst, und der natürlichste (Sahaj). Es ist der Pfad, welcher durch den Schöpfer selbst vorgezeichnet wurde und nicht vom Menschen. Diese Meisterseelen sagen uns, dass es Gott gibt und dass alle Religionen, die durch den Menschen geschaffen wurden, nur ein Ziel haben: die Annäherung an Gott. Die beiden halten sich in enger Gemeinschaft in der gleichen Wohnung auf, doch so seltsam es auch erscheinen mag, sie haben nie miteinander gesprochen.
Mit anderen Worten gesagt, die Braut (die Seele) und der Bräutigam (Gott) liegen in demselben Brautbett, doch durch alle Zeitalter hindurch haben sie ihr Gesicht nicht gesehen. Der Geliebte liegt in ein und demselben Bett, aber leider schnarcht die Gattin tief, während der Gemahl die ganze Zeit über ihr wacht. Suhi M. 5 Unglücklicherweise haben im Laufe der Zeit alle Religionen die ursprüngliche Idee aus den Augen verloren und bilden nur noch einen Sittenkodex für die rechte Lebensführung oder höchstens ein Kompendium ethischer und moralischer Prinzipien. Die Heiligen mischen sich darum nicht in die verhärteten Überreste der Religionen ein, denn der Mensch muss sich notwendigerweise der einen oder anderen Gesellschaftsordnung anpassen und darin leben. Sie weisen auf das ursprünglich allgemeine Ideal aller Religionen, den inneren Pfad, der zu Gott führt, und sagen uns, wie Gott zu erreichen ist. |