Sektierertum

Die weltlichen Menschen glauben im allgemeinen, dass ethische Regeln für individuelle und gemeinschaftliche Lebensweise, wie sie in allen Religionen eingeschärft werden, das allerwichtigste seien. Sie setzen ihren Glauben entweder in die eine oder andere der Schriften oder hängen blindlings an den alten religiösen Führern der vergangenen Zeit. Dies ist nicht Spiritualität, sondern enges Sektierertum, das wie schmarotzende Pflanzen, an dem Wort Religion üppig wächst und gedeiht. Dadurch wird wahrlich der Geist der Religion erstickt und zu bloßen Riten, Ritualen und Zeremonien degradiert. Die arme Psyche, die von leerem Blendwerk und Flitterkram besessen ist, wird durch die engen Vorurteile so erdrückt, dass sie in einen Teufelstanz von Massenmord und Zerstörung einwilligt.
Das Traurige dabei ist, dass dies alles im Namen der Religion geschieht. Auf diese Weise geht die Religion, die einzig mit der Absicht ins Leben gerufen wurde, eine Vereinigung des individuellen Geistes mit Gott zustande zu bringen, zugrunde. Die spirituelle Unverletzlichkeit, welche ihr Kern und Lebensprinzip ist, schwindet allmählich unter dem Staub der Zeiten und der Masse an Wortmacherei. Die sogenannten Exponenten der Religionen, die nicht Menschen der Verwirklichung sind, befassen sich mit intellektuellem Gezänk und beschränken sich auf den philosophischen und polemischen Teil der Religionen. In der Begeisterung, ihr Wissen hervorzuheben, stellen sie eine Theorie um die andere auf, die auch nicht ein Jota praktischer Weisheit in sich haben. Religion, ursprünglich als Betätigungsfeld für das Spiel des Geistes gedacht, ist zu einer Plattform für politische, soziale und philosophische Streitgespräche herabgewürdigt worden.
Wenn die Religionsgemeinschaften wachsen, entwickelt das hydraköpfige Sektierertum Theorien mit unzähligen Formen und Ritualen. Jede Gemeinschaft erhebt Anspruch darauf, der einzige Hüter der Religion zu sein, Treuhänder rechten religiösen Glaubens und Denkens und weiß nicht, dass Religion nicht aus einem Bündel Theorien besteht, sondern ein praktischer Gegenstand ist, der sich mit der Befreiung der Seele von der Knechtschaft des Gemüts und der Materie befasst. In ihrem Enthusiasmus vergessen sie die Wirklichkeit und predigen die Reinhaltung der äußeren Riten und ihre Durchführung. In heutiger Zeit sind die Religionen nur noch soziale Gemeinschaften, die sich hauptsächlich damit befassen, die Gesellschaft in einem korruptionsfreien Zustand zu halten. Religion, im wahren Sinne des Wortes, als »Weg zurück zu Gott«, gibt es nur eine - es ist ein innerer Prozess; aber leider haben wir so viele Kanäle gegraben, dass wir sie uns anders nicht mehr vorstellen können, abgesehen von dem Durcheinander, das wir aus dieser heiligen Sache gemacht haben. Die Führer jeder Gemeinschaft predigen Ehrerbietung gegenüber eines bestimmten Menschen oder eines speziellen Buches, das sie in Ehren halten, und nicht für alle Schriften und alle früheren und jetzigen Weisen und Heiligen. So laufen wir, statt das allumfassende Licht, das der ganzen Menschheit gemein ist, zu sehen, da und dort einem Strahl nach, und schließen die Sonne der Spiritualität aus, die im Innersten aller Religionen ist. Auf diese Weise engen wir unsere Sicht und den geistigen Horizont ein und können nicht sehen, was jenseits davon liegt; dadurch verlieren wir allmählich die Wahrheit, die ewige und unveränderliche Beständigkeit aus den Augen und können nicht gelten lassen, was andere uns zu sagen haben. Mit einer rauchgeschwärzten Brille schauen wir auf alles finster und voller Zweifel, Misstrauen und Argwohn. Wir sind es selbst, die enge Grenzen ziehen und dornige Hecken errichten, um unsere kleinlichen Ansichten zu schützen unter Ausschluss dessen, was die Meisterseelen seit dem Schöpfungsbeginn lehrten. Dadurch haben sich die Religionen zu starren, isolierten Sektionen entwickelt mit einem Schutzgehege für das menschliche Wild, nicht in der Lage, sich auszudehnen und die Gesamtheit des Daseins zu erfassen, das ganze Universum, welches die Offenbarung des lebendigen Gottesprinzips ist. Die kirchlichen Lehrsätze haben aus den erwählten und anpassungsfähigen Lehren der Meister Institutionen errichtet, und statt ihres lebendigen und beruhigenden Einflusses und Wirkens stehen wir starren Formen und Formalitäten gegenüber, die jene geschaffen haben, welche den Gründern der großen Religionen folgten; und sie bringen so viele Fesseln mit sich, die uns angekettet und verstrickt halten. Wer frei denkt und ihren Griffen zu entkommen sucht, wird ein Ketzer und Abtrünniger genannt, verfolgt, exkommuniziert und wie ein böser Geist geächtet. Solche Führer aber sind weit entfernt von der universalen Religion der Liebe. Die menschliche Geburt ist die höchste in der Schöpfung, und der größte Vorteil, der daraus erwächst, ist die Möglichkeit, während des menschlichen Lebens Gott zu erreichen und Liebe für Seine Geschöpfe zu erlangen, ganz gleich in welcher Form sie sich befinden. Doch leider ist der Mensch mit seinen von der Wirklichkeit abgeschnittenen Verankerungen zum Feind des Menschen geworden, und statt Gott und die Ihm Ergebenen zu lieben, haben sich die Menschen selbst zu Hütern und Führern der Menschen erhoben.

Weltlich zu sein heißt, Gott den Rücken zuzuwenden und Verlangen zu haben, andere Geschichten zu hören als die von Gott.

Ein mohammedanischer Heiliger

Ihr könnt den Vorteil von allen Lehren und Predigten haben, wenn ihr euch - von der Welt abwendet und mit der Wahrheit verbindet.

Ein mohammedanischer Heiliger

Anstatt wahrhaftig ein Himmel zu sein, nach dem wir so sehr verlangen und täglich darum bitten, hat sich die Erde in eine richtiggehende Hölle gegenseitigen Misstrauens, Standeseifersucht, allgemeinen Hasses, nationaler Gegnerschaft und internationaler Disharmonie verwandelt. Selbsterhöhung auf Kosten anderer ist zur Lebensregel geworden. Während wir von Frieden sprechen, predigen wir Unruhe, Disharmonie und Unzufriedenheit. All das ist nur der natürliche Begleitumstand engstirnigen Sektierertums, der aus der tiefen Unwissenheit kommt, die bis ins Innerste von uns Besitz ergriffen hat. Statt es dahinzubringen, Gott und die ganze Menschheit zu lieben, sind wir wie nur irgend etwas an die Gemeinschaft gefesselt und betrachten es als großes Verbrechen, uns anderen Gruppen zuzuwenden.

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