Der Pfad der Meister und seine drei Grundbegriffe

Der spirituelle Erfolg hängt von drei Faktoren ab:

1. Satsang (spirituelle Zusammenkunft) 
2. Satguru (eine lebende Meisterseele) 
3. Sat Naam oder Shabd (das Wort). 

1. Satsang. Dieser Begriff besteht aus zwei Wörtern: Sat bedeutet Gott, die unwandelbare Beständigkeit, und Sang heißt Vereinigung. Es bedeutet Verbindung mit Gott. Diese Verbindung kann nur durch die Seele erlangt werden, wenn sie all den physischen, astralen und kausalen Zierat abschüttelt Gleichzeitig meint es die Verbindung mit einem lebenden Meister, der eine Verkörperung des erwachten Lebensprinzips in sich ist. Sat oder das Leben in seiner Fülle ist in ihm offenbar. Er lehrt nur Spiritualität, die der Ursprung allen Lebens ist, und ohne sie führen die Menschen nur ein verstümmeltes und kümmerliches Dasein auf dieser Sinnesebene. Er sagt uns, dass es außer den Sinnen, dem Gemüt und dem Verstand noch eine andere Kraft gibt, die zudem größer ist als sie alle, denn sie ist es, die alle mit Leben versorgt, nämlich der Geist oder die Seele. Er ist in der Tat die einzige Antriebskraft im Körper. Doch das Traurige dabei ist, dass wir überhaupt nichts über ihn wissen und ihm nie auch nur einen einzigen Gedanken gewidmet haben. Es ist das Problem aller Probleme, das Wichtigste und Wesentlichste, das jedoch am wenigsten beachtet wird. Eine Verbindung mit dem Heiligen, einem Weisen oder einer Meisterseele färbt den Aspiranten unmittelbar in der Farbe der Spiritualität, so wie die Nähe des Feuers Wärme gibt und die Nähe von Eis Kälte. Tatsache ist:

Gott lebt nicht in den höchsten Himmeln, noch in den Tiefen der Erde; denn kein Raum reicht aus, Ihn zu fassen. Doch wahrlich wohnt Er im Herzen eines Gottmenschen.

Maulana Rumi

Mein Geist flog himmelwärts, wie ein Vogel, aber das Paradies war ganz verlassen, da der Herr bei Seinen Heiligen wohnt.

Kabir

Man kann sagen, dass solch ein Mensch ein Pol ist, durch welchen Gott wirkt, genau wie beispielsweise ein elektrischer Schalter, der den Strom des Kraftwerks vermittelt, oder ein Badestrand am Meer, der ein gesicherter Platz ist, von dem aus man bequem im Meer tauchen kann. Der wahre Prüfstein eines solchen Satsangs ist, dass sich die Ansprachen dort immer nur auf den Geist beschränken, sein Wesen, seinen Platz und Wert im menschlichen Leben, seinen ewigen Quellgrund und wie dieser zu erreichen ist. Es wird gezeigt, wie man Leiden, Verfall und Tod, die in der Welt um sich greifen und denen alle lebenden Geschöpfe unterworfen sind, entgehen kann.

Es gibt zwei Arten von Satsang: den äußeren und den inneren.

Äußerer Satsang: Dies ist der Satsang in der äußeren Welt. Die Verbindung mit einem Meister, der Vorträge und Ansprachen über Spiritualität hält, in denen er die spirituellen Übungen (Atma Sadhan) beschreibt und in der ihm eigenen unnachahmlich liebevollen Weise die Aspiranten ermahnt, eine bestimmte Zeit für die Selbstverwirklichung (Atma Sidhi) aufzuwenden. Es ist die erste und letzte Notwendigkeit für die Gottverwirklichung. Dieser Teil der Arbeit kann als die Theorie der spirituellen Wissenschaft bezeichnet werden.

In einer Versammlung wie dieser erhält man fürwahr einen Schlüssel zu Gott; denn wirklich, dort leuchtet Gott durch den Gottmenschen.

Majh M. 4

Bei einer spirituellen Zusammenkunft hört man nur von Naam, und allein Naam wird darin in all seinen verschiedenen Aspekten erörtert.

Sri Rag M. 1

Keine Zusammenkunft kann Satsang genannt werden, in der nicht eine Meisterseele den Vorsitz führt.

Maru M. 3

Innerer Satsang: Dies ist der Satsang inwendig. Er besteht darin, dass man das Laboratorium des menschlichen Körpers - den Instruktionen des Meisters gemäß - betritt, und mittels Simran und Dhyan (Wiederholung und Konzentration) die Sinnesströme vom Körper zurückzieht. Als nächstes, indem man die Seele mit Dhun, dem immerwährenden Tonstrom im Körper durch Bhajan (Abstimmen), das Band zwischen der individuellen Seele und der Überseele, verbindet. Auf diese Weise erreicht die Seele allmählich Moksha oder Befreiung von den größten Feinden aller Sterblichen: Leiden, Verfall und Tod. Dieser Teil seiner Mission wird Surat Shabd Yoga genannt; er bildet die Praxis der spirituellen Wissenschaft.

2. Satguru: Ein Sant oder Satguru ist die lebende Verkörperung Gottes; denn Leben, Licht und Liebe - die drei Attribute der Gottheit - sind in ihm voll gegenwärtig. Er ist durch und durch mit Sat oder wahrem Leben, wahrem Licht und wahrer Liebe geladen. Er ist der Urquell der Gottheit und der Liebe und kompetent, alle Aspiranten zu Gott zu leiten. Er ist ein wahrer Führer auf dem Pfad der Spiritualität. Er ist ein Gottmensch. Nur durch seine Gnade kann die Verbindung mit Gott hergestellt werden, und kein anderer kann dies tun. Die Schriften können uns eine Menge über Spiritualität berichten, denn sie bilden ein wunderbares Lagerhaus der aufgezeichneten spirituellen Erlebnisse der alten Weisen und Seher. Sie können uns aber nicht einen lebendigen Kontakt und eine tatsächliche Erfahrung der Spiritualität geben. Diese kann man nur, wie eine Ansteckung, von den liebegeladenen Augen eines Menschen, der selbst mit Spiritualität durchtränkt ist, auffangen. Genau wie eine brennende Kerze den nicht brennenden Kerzen Licht geben kann, so kann auch der spirituelle Lebensimpuls nur von einem spirituellen, lebenden Menschen übertragen werden.

Der allein lebt, der mit Gott im Innern Verbindung hat. 0 Nanak! Alle übrigen sind wahrlich tot.

Majh War M. 1

Ein Gottmensch ist tatsächlich das Sprachrohr Gottes. Gott spricht durch Heilige und Seher und offenbart sich durch Seine Propheten. Die Nähe eines lebenden Meisters ist der größte Segen, den man haben kann. Ein liebevoller Blick, ein gütiges Wort von ihm reichen aus, um einen Schauer göttlicher Wonne in eines Menschen Seele auszulösen. Er kann in jedem Augenblick die Schleusentore der Spiritualität auftun und die eingeschrumpfte Seele mit den Wassern des Lebens überfluten. Er ist das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens, und wer immer daran Teil hat, erfreut sich ewigen Lebens und wandelt danach ständig im Licht Gottes.
Christus sagt:

Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.

Joh. 4, 14

Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Joh. 8, 12

Es liegt viel an der Einfachheit und Aufrichtigkeit des Suchers, an seiner liebenden Hingabe, seinem Glauben und vor allem an seiner Aufnahmefähigkeit; denn wer bereits übervoll ist von anderem, kann unmöglich noch etwas Weiteres aufnehmen.

Der Meister oder der Gottmensch ist das Ideal. Sein Körper ist ein Pol, von dem aus sich die radioaktiven Wellen der Gottheit selbst in dieser Welt manifestieren und die von allen empfunden werden, die diesem Pol nahekommen.

3. Sat Naam: Das ist der ursprüngliche Name der Wirkenden Gotteskraft, der großen und erhabenen Antriebskraft, die hinter der ganzen Schöpfung steht.
Johannes sagt darüber:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen.

Die Moslem gaben ihm den Namen Kalma und erklären, dass die 14 Tabaqs oder Aufteilungen (in welche sie das Universum eingeteilt glauben) durch dieses Wort geschaffen wurden. Die Hindus nennen es Naad und schreiben ihm die Manifestation von 14 Bhavans oder Regionen zu. Die Sikh-Schriften sprechen von Shabd oder Bani*; die Upanishaden nennen es Udgit, und die Veden geben ihm die Bezeichnung Sruti oder Akash Bani. Die Heiligen sagen dazu Naam oder Shabd; es gibt keinen Ort, der ohne diese Vibration ist. Dieses Naam oder Sat Naam ist folglich die das Universum beherrschende Macht. Es ist die große verbindende Kraft, durch welche die verschiedenartigen Elemente, die ihrer Natur nach so sehr von einander abweichen, in dem wundervollen Mosaik des vielfarbigen Domes des Universums zusammengehalten werden. Es ist das Band des Lebens, das die ganze Schöpfung durchdringt und so das verbindende Glied zwischen Gott und Seiner Schöpfung darstellt.

* mehr darüber in dem Buch über Naam

Kabir Sahib sagt:

Ram Naam ist die einzige Wirklichkeit, alles andere ist Verfall und Zerstörung unterworfen. Meditiere und konzentriere dich immer auf diese Wirklichkeit, denn der Tod kennt keinen Kalender und kann sich jeden Augenblick, sei es zu Hause oder außerhalb, mit seinem mörderischen Griff auf dich stürzen.

Er allein kennt Naam so, wie ich es wollte, ich halte ihn und führe ihn hindurch. Die natürliche, innere Musik klingt unaufhörlich aus sich selbst, doch nur eine vortreffliche Seele kennt diese Verbindung; der alles durchdringende Geist durchwogt jede Pore des Körpers.

Wahrer Simran besteht im dauernden Gleichklang der Seele mit der inneren Musik, ohne jede äußere Hilfe (der Lippen, Zunge, Kehle oder dem Herzen). Wer sich mit dem verborgenen Kleinod verbindet, ist unser wahrer Freund.
Der alles durchdringende Geist Gottes befreit uns von Geburt und Tod; eine Verbindung mit dem Wort bringt uns sicher über das Meer des Lebens.

Gond M. 5

Das ist die »Stimme der Stille«, wie sie die Theosophen beschreiben, denn sie kann nur in der Stille der Seele gehört werden. Die dem Menschen innewohnende Lebensenergie (élan vital) oder die Lebensströme, können in den innersten Tiefen des Geistes empfunden werden. Es ist etwas Subjektives; und es kann nur durch die Gnade einer Meisterseele im Innern gespürt und erfahren werden.

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