Die rechte Lebensweise

Ein Meisterheiliger empfiehlt immer:

  1. Liebe und Verehrung für die ganze Schöpfung von der höchsten bis zur niedrigsten Stufe.

  2. Gewaltlosigkeit zu beachten, sogar in den tiefsten Tiefen des Herzens.

  3. Wahrhaftigkeit

  4. Nicht-Verletzen der Gefühle anderer, in Gedanken, Worten, Andeutungen und Taten.

  5. Freundlicher Umgang mit allen.

  6. Heiteres Wesen

  7. Glaube an das dem Menschen eingeborene Gute.

  8. Andere nicht zu beschimpfen.

  9. Sich nicht in verleumderischen und sinnliche Gespräche sowie nutzlose Zerstreuung hineinziehen zu lassen.

  10. Beschuldigungen zu vermeiden, denn diese fallen mit größerer Heftigkeit auf den Urheber zurück.

Wenn man nach Gottverwirklichung strebt, darf man niemandes Gefühle verletzen, denn das Herz ist der Sitz Gottes. Habt ihr euch schon einmal klar gemacht, daß ein in der Erde gelegter Mangosamen alle Süße aus dem Boden zieht, während ein Pfeffersame alle Schärfe anzieht? “Wie der Mensch denkt, so wird er.“ Nichts ist gut oder schlecht in der Welt, erst unser Denken macht es dazu. Wie der eine oder der andere Samen fangen wir Impulse aus der Atmosphäre auf, die unseren eigenen mentalen Zustand entsprechen. Im Mahabharata, dem großen Epos des alten Indien, lesen wir, die äußeren Zeichen eines keuschen und reinen Lebens seien gute Taten. „Wie man den Baum an seine Früchten erkennt, so erkennt man den Menschen an seine Taten.“ Dies ist eine bedeutende Lehre von hohem Wert. Sie hilft dem Menschen, sich zu entfalten und er wird sowohl hier als auch im Jenseits angesehen sein. Er wird ein Freund aller Geschöpfe sein, da er sich entschieden hat, keines von ihnen zu verletzen oder zu töten, nicht einmal eine bescheidene Biene oder Ameise. Solch ein Mensch wird sicherlich eines Tages die Wahrheit erkennen.

Prinz Dhritrashtra, der Sohn des Kuru, des mächtigen Königs von Bharat, lästerte einst über den berühmten Bogen (Gandiva) des Pandava Prinzen Arjuna. Arjuna wurde zornig und legte auf Höchste erregt den Pfeil auf seinen Bogen. Lord Krishna, der gerade in der Nähe war, fragt Arjuna, was er denn tue. Arjuna antwortete, er sei ein Prinz der Kriegerkaste und habe folgendes Gelübde abgelegt: „Jeder, der nur ein einziges Wort gegen meinen mächtigen Bogen sagt, wird von mir nicht verschont.“ Lord Krishna sagte: „Oh Arjuna, kannst du mir sagen, was die Frucht von Dharma oder Rechtschaffenheit ist? Ist sie Schmerz oder Freude?“ Arjuna antwortete. Dharma oder Rechtschaffenheit bestehen nur aus der daraus hervorgehenden Liebe und Harmonie.

So muß man zuerst an das Ergebnis denken, bevor man irgend etwas tut oder auch nur darüber nachsinnt. Dies wird mit Sicherheit die Lebensspanne verlängern. Ein Mensch, der ein tugendhaftes Leben führt, wird niemals irgendeinen bösen Gedanken gegen jemanden hegen und nie seine Gemütsruhe verlieren und aufgeregt werden. Er wird lange leben.

Die Lebensspanne wird nach Atemzüge berechnet. Normalerweise ist der Atemvorgang sehr rhythmisch - etwa 10 bis 12 Atemzüge in der Minute. Doch wenn jemand in Wut gerät oder sehr erregt ist, dann braucht er 20 bis 30 Atemzüge in einer Minute. So liegt also eine tiefe Wahrheit in der Redensart verborgen, die besagt, daß gute taten oder Tugenden das Leben verlängern, während schlechte Taten oder Laster die Lebensspanne eines Menschen verkürzen.

Denkt daran: Selbst wenn ihr euch Verdienste erwerbt, aber kein gutes ethisches leben führt, habt ihr nichts erreicht. Versucht, nach dem Gebot des Meisters zu leben, dann allein können eure Worte bei euren Freunden Gewicht haben. Ihr könnt nicht Keuschheit predigen mit Begierde im Herzen und Lüsternheit in eurem Blick. Auf die Dauer könnt ihr die Menschen nicht täuschen, denn früher oder später kommt die Wahrheit an den Tag.

Die, die euch hören, werden euch nicht lange blind vertrauen und eure Worte als bare Münze nehmen. Entschuldigt, wenn ich frage, warum Gemeinschaften und Prediger sehr oft in schlechten Ruf geraten. Es kommt daher, weil sie nicht selbst nach dem leben, was sie anderen predigen. Ein göttlicher Mensch hat ein rechtschaffenes Gemüt und ein rechtschaffenes Herz.

Er ist innen und außen eine vollkommene Quelle des Friedens. Seine Handlungen sind fair, offen und einwandfrei. Die Wahrheit kommt aus der tiefe seines Herzens. Die Zuhörer lauschen ihm gebannt und fühlen sich beim Anhören getröstet, denn was er sagt, ist von der beruhigenden Wirkung liebevoller und reiner Gedanken durchdrungen, so daß es jeder fühlen kann. Wegen der Reinheit seines Herzens steht er auch allein unter vielen wie ein mächtiger Turm.

Lord Tennyson, ein großer Dichter, legte Sir Galahad, einem Ritter der Tafelrunde, folgende Worte in den Mund: “Meine Stärke gleicht der Stärke von zehn, denn mein Herz ist rein“.

Es heißt, daß ein Mensch aus der Überfülle seines Herzens spricht. Ist einer dagegen selbstsüchtig und boshaft, so fällt er mit der Axt seinen eigenen Lebensbaum, auf dem er voll Selbstgefälligkeit sitzt. Jeder wird ihn fürchten und er ist allen ein Schrecken. Die Leute scheuen seinen bloßen Anblick und betrachten ihn als einen Unglückseligen. Ein rechtschaffener Mensch dagegen achtet auf seine Schwächen und beseitigt eine nach der anderen durch Selbstprüfung. Soami Shiv Dayal Singh Ji rät, seine Fehler einen nach dem anderen herauszufinden uns sie dann zu beseitigen.

Alle anderen Heiligen haben mit gleichen Nachdruck dasselbe gesagt:

  1. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

  2. Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.

Die ganze Religionsphilosophie basiert auf diesen zwei Hauptgrundsätzen. Wenn man sich diese beiden goldenen Regeln zu eigen macht, wird sich das Leben mit Gewißheit wandeln. Der Mensch, der kein Fünkchen Mitgefühl noch einen Hauch von Menschlichkeit in sich hat, ist nicht wert, Mensch genannt zu werden und kann Gott nicht erkennen. Wer aber Feinde liebevoll behandelt, wird sie im Handumdrehen entwaffnen. Wo ihr nur könnt, versucht, niemanden zu verletzen. Seid gut zu allen und ihr werdet in Frieden mit euch selbst sein - ein Zentrum der Liebe und Wärme, die von euch ausstrahlt. Die Gebete anderer, denen ihr Gutes getan habt, werden euch helfen. Die guten Gedanken anderer werden euch wie eine Segnung umgeben. Schon der Gedanke, Gutes zu tun, wird zuerst euch beeinflussen und dann alle guten Schwingungen aus der Atmosphäre anziehen.

  1. Nicht-Verletzen in Gedanken, Worten und Taten.

  2. Wahrhaftigkeit

  3. Reinheit

  4. Liebe für alle Haß gegen niemanden, unabhängig von Stellung, Reichtum und Bildung.

  5. Selbstloser Dienst körperlich und finanziell und bereitwilliges Anteilnehmen an den Freuden und Sorgen anderer.

Der lebende Meister durchschlägt den gordischen Knoten eines Initiierten. Der Schüler des Meisters hört zu sündigen auf. Jene, die dem oben Gesagten folgen, werden ihr Leben hier und im Jenseits bereichern.

Sie werden das Gemüt und die nach außen gerichteten Sinne kontrollieren, indem sie mit dem lebenden Wort Gottes durch einen Meisterheiligen in Verbindung kommen.

Die ganze Schöpfung ist der Tempel Gottes.
Es gibt keinen Ort, wo Er nicht ist.
In den Mineralien schläft das Leben,
in den Pflanzen träumt das Leben,
in den Vögeln und jeglichem Getier erwacht das Leben, 
und im Menschen ist das Leben bereits wach.
Somit sind wir Brüder aller Geschöpfe,
der Pflanzen, Vögeln und andern Tiere.
Die Blumen und Bäume, Sperlinge und Tauben
sind wie Mitglieder unser eigenen Art.
Wie einfach, rein, liebevoll und schön sie sind!
Wir sollten von ihnen lernen, ein Leben der Reinheit,
heiliger Einfachheit und göttlicher Liebe zu führen.
 
                                                                                                             
Kirpal Singh

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