Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Param Sant Kirpal Singhs

Der spirituelle Aspekt der vegetarischen Ernährung

 

Jeder sucht Ruhe und Frieden, aber sie bleiben unerreichbar wie eh und je. All unsere Anstrengungen in dieser Richtung werden zunichte und erweisen sich als fruchtlos. Warum? Weil wir nach falschen Richtlinien vorgehen. Der Mensch lebt auf zwei Ebenen - der äußeren und der inneren. Wir müssen erst die Dinge im Äußeren ordnen, um Frieden auf der äußeren Ebene zu schaffen, bevor wir nach innen gehen können.

Drei Punkte sind in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung:

  1. Rechte Tätigkeit

  2. Rechte Lebensweise

  3. Rechte Ernährung

Der höchste Zweck des menschlichen Lebens ist sich selbst und Gott zu erkennen. Alles übrige ist nichts als Zerstreuung.

„Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ ist ein wohlbekanntes Sprichwort! Deshalb muß man zuallererst (nach einem gesunden Geist) streben. Wir müssen Körper und Geist gesund erhalten, bevor wir sie als Werkzeug für den spirituellen Fortschritt gebrauchen können. Wir müssen notwendigerweise auch Nahrung zu uns nehmen, denn ohne Nahrung können wir Leib und Seele nicht zusammenhalten. Unser erstes und wichtigstes Problem ist daher die Nahrung, denn von ihr hängt das Wohlergehen von Körper und Geist ab. Die rechte Art der Nahrung, auf rechte Weise verdient und auf rechte Weise zu sich genommen, hilft viel in dieser Richtung. Man muß deshalb sein Brot im Schweiße seines Angesichtes verdienen, wie man sagt, und nicht auf Kosten anderer leben. Für unseren Lebensunterhalt müssen wir einer ehrenhaften und nützlichen Tätigkeit, sei sie körperlich oder geistig, nachgehen, die aber frei sein muß von Betrug, Heuchelei, Übelwollen und Feindseligkeit, denn das karmische Gesetz wirkt unerbittlich. Jede Handlung führt zu einer Reaktion, und so geht es in endlosem Kreislauf unaufhörlich weiter. Daher ist es notwendig, ein ehrenhaftes Leben zu führen, mag es auch noch so dürftig sein. Durch einen ehrlichen Beruf könnt ihr keine Reichtümer anhäufen. Reichtümer wachsen unter den Seufzern der Armen und Unterdrückten, der Holzfäller und Wasserträger und gedeihen durch das Herzblut unserer Mitmenschen. Wir sollten daher nicht nach reichen Speisen und erlesenen Delikatessen verlangen, denn sie ziehen Ausbeutung nach sich und sind mit dem unsäglichen Leiden der Armen befleckt und machen uns am Ende genauso elend.

Die Nahrung ist, wie ihr wißt, für den Menschen geschaffen und nicht der Mensch für die Nahrung. Wir müssen den besten Gebrauch von ihr machen - wie von allen anderen Dingen des Lebens auch. Wer ein Sklave des Gaumens ist, kann nichts Nützliches vollbringen. Wenn wir uns wirklich bemühen, unseren Gaumen zu beherrschen, können wir unser ganzes physisches und mentales System unter Kontrolle bringen.

Eine einfache Kost ist nahrhafter und bekömmlicher und für die spirituelle Entwicklung förderlicher als alle sogenannten Delikatessen, die die moderne kulinarische Kunst anbietet. Einfache Nahrung wird euch immer ein Gefühl des Wohlbefindens und der Heiterkeit des Gemütes geben und euch helfen, im Rahmen eurer Möglichkeiten zu leben, wie bescheiden diese auch immer sein mögen, ohne daß ihr eure Hand vor anderen auszustrecken braucht. Als ich nach meinem langen Dienst in der Regierung in den Ruhestand treten wollte, wurde ich von meinem Vorgesetzten gefragt, ob ich nicht länger bleiben wolle. Aber ich lehnte das Angebot höflich ab und sagte: “Ich will keine Verlängerung, da ich mein Leben dem begrenzten Betrag meiner Pension anpassen kann.“

Es gibt drei Arten von Nahrung:

  1. SATVIK - Reine Nahrungsmittel
    Milch, Butter, Käse, Reis, Hülsenfrüchte, Getreide, Gemüse, Früchte und Nüsse.

  2. RAJSIK - Stimulierende Nahrungsmittel
    Pfefferschoten, Gewürze, Pikantes, saure und bittere Dinge.

  3. TAMSIK - Schwächende Nahrungsmittel
    Verdorbene Speisen, Eier, Fleisch, Wurst, Fisch, Geflügel, Wein, usw.

Von diesen Nahrungsmitteln sollten wir immer „Satvik“ oder reine Nahrung vorziehen. Sie bewirkt viel Gutes. Aber auch davon sollten wir etwas weniger essen, als zur vollen Befriedigung des Appetits erforderlich ist. Wenn uns delikate Speisen vorgesetzt werden, kommen wir in Versuchung, mehr zu essen, als tatsächlich notwendig ist. Statt uns aber zusätzlich Gesundheit und Kraft zu geben, erweist sich das Übermaß an Nahrung als schädlich. Nahrung, die nicht richtig verdaut und in den Organismus aufgenommen wird, bewirkt kolikartige Schmerzen, in manchen Fällen sogar Cholera, und manchmal muß man sogar mit dem Leben bezahlen. „Überlade die Kraftquelle des Magens nicht, sonst fällst du der Übelkeit leicht zum Opfer.“ Selbst am Guten sollte man sich nicht übersättigen, da es sich dann oft als schädlich erweist. Mäßigung beim Essen hilft dem Wachstum der Lebenskräfte im Menschen. In den Puranas, den alten Hinduschriften, gibt es ein Gleichnis vom Gott der Nahrung, der sich bei Lord Vishnu, dem Erhalter des Universums, beklagt, die Menschen würden ihn sehr mißbrauchen.

Lord Vishnu erwiderte darauf humorvoll:

„Wer von dir zuviel ißt, den mußt du verzehren, das ist das einzige Heilmittel!“

Frische Luft ist der wichtigste teil unserer Nahrung. Man muß tief Atem holen, den Atem eine Weile innehalten und ihn dann wieder voll ausstoßen, um so alle Unreinheiten aus dem Körper zu vertreiben, Außerdem muß man viel reines Wasser und Fruchtsäfte trinken, um den Organismus durchzuspülen, damit man gereinigt wird. Meidet aber alle Arten erregender oder dämpfender Getränke, alkoholische Getränke und Rauschmittel, denn sie machen das Gemüt und den Intelekt krank. Getreide und Früchte sollten unsere Grundnahrungsmittel bilden.

Wie schon gesagt, muß der Mensch also seinen Lebensunterhalt auf anständige und

ehrliche Weise verdienen. Ebenso ist es die moralische Pflicht der Hausfrau, diese Satvik Nahrung in liebevoller Erinnerung an Gott zuzubereiten. Ein Essen, das mit Gedanken, die die ständig beim Geliebten verweilen, zubereitet wird, wird zu Manna, das vom Himmel kommt, und erweist sich als Segen für alle, die es zu sich nehmen. Der große Meister Hazur Baba Sawan Singh Ji gab uns oft das Beispiel vom indischen Bauern, der mit seinen Händen den Pflug führt, und dabei zauberhafte Lieder singt für das Mädchen, das er liebt. So sollte auch unsere Haltung sein.

Im Jahre 1921 arbeitet ich als Rechnungsführer in der 36. Sikh Einheit. Im Feld erhielt ich einen Koch zugeteilt. Ich sagte ihm, daß mich seine Vergangenheit nicht kümmerte, wenn er nur während der Zubereitung des Essens die heiligen Namen Gottes wiederhole und niemandem erlaube, die Küche zu betreten, um unnützes Reden zu vermeiden. Der Koch versprach es. Zwei oder drei Tage ging alles gut, aber als ich am vierten Tag meditierte, fühlte ich, daß mein Gemüt nicht ruhig war. Mitten in der Nacht rief ich den Koch und fragte ihm, ob jemand mit ihm in der Küche gewesen sei, während er das Essen zubereitete. Zunächst leugnete er, aber schließlich gab er zu, daß jemand gekommen sei, ihn in ein Gespräch verwickelt und so von dem liebevollen Denken an Gott abgelenkt habe. Ich ermahnte ihn deshalb, und von da an folgte er meinen Anweisungen ganz gewissenhaft. Dies ist also der beste Prüfstein für den spirituellen Fortschritt und für die Reinheit der Nahrung, die man zu sich nimmt; Reinheit in der Hinsicht, wie das Essen erworben und wie es zubereitet wird.

Sheikh Saadi, ein großer mystischer Dichter aus Shiraz in Persien, lehrte immer, den Magen in vier Teile zu unterteilen: Zwei für eine begrenzte Menge einfacher Nahrung, einen für reines und klares Wasser, während einer für das Licht Gottes vorbehalten sein sollte. Es gibt einen Vorfall im Leben von Hazrat Mohammed, dem Propheten des Islam. Eines Tages kam ein Arzt zu ihm und bot ihm seine Dienste an für die Kranken und Leidenden im Umat, der Gefolgschaft des Propheten. Er blieb ungefähr sechs Monate dort, ohne Arbeit zu haben, da keiner der Schüler des Propheten krank wurde. So ging er zum Propheten und bat um die Erlaubnis, gehen zu dürfen, da keiner hier seiner Dienste bedürfe. Hazrat Mohammed verabschiedete den Arzt mit einem freundlichen Lächeln und sagte, solange die Leute die Anweisungen befolgen, wäre es unmöglich, daß einer von ihnen erkrankte, denn alle lebten nach einer gesunden Grundlage: „Immer etwas weniger essen, als man gerne möchte, um seinen Hunger zu stillen. Ein reines Leben mit ehrenhaften Einkommen führen.“

Baba Jaimal Singh Ji, ein großer Meister seiner Zeit, kaufte gewöhnlich einige Brote oder Chapatis (indische Fladenbrote), wickelte sie in ein Tuch und hängte sie am Ast eines Baumes auf. Er saß den ganzen Tag in Meditation, und wenn er sich dann aus seiner Versenkung erhob, nahm er ein Stück Brot, tauchte es in Wasser und aß davon, bevor er von neuem meditierte. Brot aus vollem Korn ist ein vollkommenes Nahrungsmittel in sich. Wir aber berauben es seiner Vitalstoffe, indem wir die Schale des Korns entfernen und es in maschinell angetriebenen Mühlen zu weißem Mehl mahlen. So zerstören wir das Phosphor und das Öl in den Körnern und machen eine degenerierte Speise daraus. Ich konnte mit eigenen Augen sehen, das Hazur Baba Sawan Singhs Nahrung immer sehr einfach war und nur aus wenigen bekömmlichen Dingen in sehr geringen Mengen bestand. Alle Heiligen leben von sehr einfacher Nahrung. So war es z.B. bei Shamaz-i-Tabrez, einen Moslem-Heiligen und Soami Shiv Dayal Singh Ji, die beide nach dem Grundsatz lebten: „Iß weniger und bleibe glücklich.“ Bei einem Leben mit einfacher Nahrung und edler Denkweise, verbunden mit hoher Moral und reiner Lebensweise, braucht man keines der Stärkungsmittel, die heutzutage den Markt überschwemmen. Üppiges Essen bringt nicht nur die Funktion des Magens in Unordnung, sondern führt zu ernsten Folgen, die sich manchmal als sehr gefährlich erweisen. Sehr häufig beklagen sich Menschen, daß sie anscheinend auf dem Pfad nicht vorankommen, merken aber selten, daß dies einer fehlerhaften Ernährung und falschen Lebensweise zuzuschreiben ist. Auch Prophet Mohammed lebte hauptsächlich von Gerstenbrot. Die Satvik-Nahrung hält Kopf und Herz von allen Unreinheiten frei. Jeden Tag lesen wir, daß Verbrechen und Korruption zunehmen, und die Polizei Spezialeinheiten bildet, um dieser wachsenden Bedrohung zu begegnen. „Eßt, trinkt und seid fröhlich“, lautet die Parole des Tages. Jeder möchte sich bei Reisen und Besuchen von Vergnügungsstätten, Filmen usw. gut unterhalten - und all dies geht über seine knappen Mittel hinaus. Aber wie kann man zu mehr Geld kommen? Außer Aladins Wunderlampe kann euch nichts dazu verhelfen. Ein ehrlicher Mensch kann kaum Körper und Seele zusammenhalten. Aber nur sehr wenige können den Verlockungen und Versuchungen dieser glitzernden Welt entkommen. Die meisten von uns leben ein lustbetontes Leben: Einige leiden unter der Lust der Augen, andere unter der Lust der Ohren und wieder andere unter den verschiedenen Begierden des Fleisches. Wir haben keine Achtung vor Frauen, Töchtern und Schwestern anderer und laufen ihnen blindlings nach. Die Welt befindet sich in einer schnell fortschreitenden Rückentwicklung. „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“ Wollt ihr wissen wie euer Kinder heranwachsen, dann achtet auf ihre Freunde; von ihnen könnt ihr leicht auf eure Kinder schließen. Wir alle sind von Gott erschaffen. Wir sind verkörperte Seelen. Die Seele ist vom selben Wesen wie Gott, und Gott ist in uns allen. Deshalb sollten wir einander lieben. Das ist es, was Paulus sein ganzes Leben lehrte. Im Koran heißt es: „Oh, ihr Menschen, tut Gutes, seid gut zu euren Eltern und Verwandten, zu Waisen, Bedürftigen und Armen, zu euren Nächsten und euren Mitgeschöpfen. Solch ein leben ist Allah wohlgefällig. Allah ist in jedem von uns. Um den Hochmütigen, der selbstsüchtig ist, kümmert Gott sich nicht.“

Ein Meisterheiliger empfiehlt immer:

  1. Liebe und Verehrung für die ganze Schöpfung von der höchsten bis zur niedrigsten Stufe.

  2. Gewaltlosigkeit zu beachten, sogar in den tiefsten Tiefen des Herzens.

  3. Wahrhaftigkeit

  4. Nicht-Verletzen der Gefühle anderer, in Gedanken, Worten, Andeutungen und Taten.

  5. Freundlicher Umgang mit allen.

  6. Heiteres Wesen

  7. Glaube an das dem Menschen eingeborene Gute.

  8. Andere nicht zu beschimpfen.

  9. Sich nicht in verleumderischen und sinnliche Gespräche sowie nutzlose Zerstreuung hineinziehen zu lassen.

  10. Beschuldigungen zu vermeiden, denn diese fallen mit größerer Heftigkeit auf den Urheber zurück.

Wenn man nach Gottverwirklichung strebt, darf man niemandes Gefühle verletzen, denn das Herz ist der Sitz Gottes. Habt ihr euch schon einmal klar gemacht, daß ein in der Erde gelegter Mangosamen alle Süße aus dem Boden zieht, während ein Pfeffersame alle Schärfe anzieht? “Wie der Mensch denkt, so wird er.“ Nichts ist gut oder schlecht in der Welt, erst unser Denken macht es dazu. Wie der eine oder der andere Samen fangen wir Impulse aus der Atmosphäre auf, die unseren eigenen mentalen Zustand entsprechen. Im Mahabharata, dem großen Epos des alten Indien, lesen wir, die äußeren Zeichen eines keuschen und reinen Lebens seien gute Taten. „Wie man den Baum an seine Früchten erkennt, so erkennt man den Menschen an seine Taten.“ Dies ist eine bedeutende Lehre von hohem Wert. Sie hilft dem Menschen, sich zu entfalten und er wird sowohl hier als auch im Jenseits angesehen sein. Er wird ein Freund aller Geschöpfe sein, da er sich entschieden hat, keines von ihnen zu verletzen oder zu töten, nicht einmal eine bescheidene Biene oder Ameise. Solch ein Mensch wird sicherlich eines Tages die Wahrheit erkennen.

Prinz Dhritrashtra, der Sohn des Kuru, des mächtigen Königs von Bharat, lästerte einst über den berühmten Bogen (Gandiva) des Pandava Prinzen Arjuna. Arjuna wurde zornig und legte auf Höchste erregt den Pfeil auf seinen Bogen. Lord Krishna, der gerade in der Nähe war, fragt Arjuna, was er denn tue. Arjuna antwortete, er sei ein Prinz der Kriegerkaste und habe folgendes Gelübde abgelegt: „Jeder, der nur ein einziges Wort gegen meinen mächtigen Bogen sagt, wird von mir nicht verschont.“ Lord Krishna sagte: „Oh Arjuna, kannst du mir sagen, was die Frucht von Dharma oder Rechtschaffenheit ist? Ist sie Schmerz oder Freude?“ Arjuna antwortete. Dharma oder Rechtschaffenheit bestehen nur aus der daraus hervorgehenden Liebe und Harmonie.

So muß man zuerst an das Ergebnis denken, bevor man irgend etwas tut oder auch nur darüber nachsinnt. Dies wird mit Sicherheit die Lebensspanne verlängern. Ein Mensch, der ein tugendhaftes Leben führt, wird niemals irgendeinen bösen Gedanken gegen jemanden hegen und nie seine Gemütsruhe verlieren und aufgeregt werden. Er wird lange leben.

Die Lebensspanne wird nach Atemzüge berechnet. Normalerweise ist der Atemvorgang sehr rhythmisch - etwa 10 bis 12 Atemzüge in der Minute. Doch wenn jemand in Wut gerät oder sehr erregt ist, dann braucht er 20 bis 30 Atemzüge in einer Minute. So liegt also eine tiefe Wahrheit in der Redensart verborgen, die besagt, daß gute taten oder Tugenden das Leben verlängern, während schlechte Taten oder Laster die Lebensspanne eines Menschen verkürzen.

Denkt daran: Selbst wenn ihr euch Verdienste erwerbt, aber kein gutes ethisches leben führt, habt ihr nichts erreicht. Versucht, nach dem Gebot des Meisters zu leben, dann allein können eure Worte bei euren Freunden Gewicht haben. Ihr könnt nicht Keuschheit predigen mit Begierde im Herzen und Lüsternheit in eurem Blick. Auf die Dauer könnt ihr die Menschen nicht täuschen, denn früher oder später kommt die Wahrheit an den Tag.

Die, die euch hören, werden euch nicht lange blind vertrauen und eure Worte als bare Münze nehmen. Entschuldigt, wenn ich frage, warum Gemeinschaften und Prediger sehr oft in schlechten Ruf geraten. Es kommt daher, weil sie nicht selbst nach dem leben, was sie anderen predigen. Ein göttlicher Mensch hat ein rechtschaffenes Gemüt und ein rechtschaffenes Herz.

Er ist innen und außen eine vollkommene Quelle des Friedens. Seine Handlungen sind fair, offen und einwandfrei. Die Wahrheit kommt aus der tiefe seines Herzens. Die Zuhörer lauschen ihm gebannt und fühlen sich beim Anhören getröstet, denn was er sagt, ist von der beruhigenden Wirkung liebevoller und reiner Gedanken durchdrungen, so daß es jeder fühlen kann. Wegen der Reinheit seines Herzens steht er auch allein unter vielen wie ein mächtiger Turm.

Lord Tennyson, ein großer Dichter, legte Sir Galahad, einem Ritter der Tafelrunde, folgende Worte in den Mund: “Meine Stärke gleicht der Stärke von zehn, denn mein Herz ist rein“.

Es heißt, daß ein Mensch aus der Überfülle seines Herzens spricht. Ist einer dagegen selbstsüchtig und boshaft, so fällt er mit der Axt seinen eigenen Lebensbaum, auf dem er voll Selbstgefälligkeit sitzt. Jeder wird ihn fürchten und er ist allen ein Schrecken. Die Leute scheuen seinen bloßen Anblick und betrachten ihn als einen Unglückseligen. Ein rechtschaffener Mensch dagegen achtet auf seine Schwächen und beseitigt eine nach der anderen durch Selbstprüfung. Soami Shiv Dayal Singh Ji rät, seine Fehler einen nach dem anderen herauszufinden uns sie dann zu beseitigen.

Alle anderen Heiligen haben mit gleichen Nachdruck dasselbe gesagt:

  1. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

  2. Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.

Die ganze Religionsphilosophie basiert auf diesen zwei Hauptgrundsätzen. Wenn man sich diese beiden goldenen Regeln zu eigen macht, wird sich das Leben mit Gewißheit wandeln. Der Mensch, der kein Fünkchen Mitgefühl noch einen Hauch von Menschlichkeit in sich hat, ist nicht wert, Mensch genannt zu werden und kann Gott nicht erkennen. Wer aber Feinde liebevoll behandelt, wird sie im Handumdrehen entwaffnen. Wo ihr nur könnt, versucht, niemanden zu verletzen. Seid gut zu allen und ihr werdet in Frieden mit euch selbst sein - ein Zentrum der Liebe und Wärme, die von euch ausstrahlt. Die Gebete anderer, denen ihr Gutes getan habt, werden euch helfen. Die guten Gedanken anderer werden euch wie eine Segnung umgeben. Schon der Gedanke, Gutes zu tun, wird zuerst euch beeinflussen und dann alle guten Schwingungen aus der Atmosphäre anziehen.

  1. Nicht-Verletzen in Gedanken, Worten und Taten.

  2. Wahrhaftigkeit

  3. Reinheit

  4. Liebe für alle Haß gegen niemanden, unabhängig von Stellung, Reichtum und Bildung.

  5. Selbstloser Dienst körperlich und finanziell und bereitwilliges Anteilnehmen an den Freuden und Sorgen anderer.

Der lebende Meister durchschlägt den gordischen Knoten eines Initiierten. Der Schüler des Meisters hört zu sündigen auf. Jene, die dem oben Gesagten folgen, werden ihr Leben hier und im Jenseits bereichern.

Sie werden das Gemüt und die nach außen gerichteten Sinne kontrollieren, indem sie mit dem lebenden Wort Gottes durch einen Meisterheiligen in Verbindung kommen.

Die ganze Schöpfung ist der Tempel Gottes.
Es gibt keinen Ort, wo Er nicht ist.
In den Mineralien schläft das Leben,
in den Pflanzen träumt das Leben,
in den Vögeln und jeglichem Getier erwacht das Leben, 
und im Menschen ist das Leben bereits wach.
Somit sind wir Brüder aller Geschöpfe,
der Pflanzen, Vögeln und andern Tiere.
Die Blumen und Bäume, Sperlinge und Tauben
sind wie Mitglieder unser eigenen Art.
Wie einfach, rein, liebevoll und schön sie sind!
Wir sollten von ihnen lernen, ein Leben der Reinheit,
heiliger Einfachheit und göttlicher Liebe zu führen.
 
                                                                                                             
Kirpal Singh