Übersetzung aus den englischen Vorlagen durch Schüler Param
Sant Kirpal Singhs Der Schmerz der Trennung (Tai Ji singt ein Gedicht, das Sant Kirpal Singh für Seinen Meister Baba Sawan Singh schrieb. Das Gedicht beschreibt, was Er durch die Trennung von Seinem Meister empfindet.) Diese Hymne, die gerade gesungen wurde, ist ein Gebet des Schülers an seinen Meister. Er sagt: „Du hast mein Herz verwundet, Nun gibt es kein anderes Heilmittel mehr als Dich selbst! Das Heilmittel für die Wunden dieses Herzens liegt allein in Deiner Hand. Kein anderer Arzt kann sie heilen. Du gehst fort, aber vergiß uns nicht!“ So lautet dieses Gebet. Meister vergißt uns nie, das ist richtig. Doch aus dem schmerzerfüllten Herzen des Schülers kommen diese Worte: „Um Gottes willen, bitte vergiß uns nicht! Wir können Dich nicht vergessen, vergiß auch Du uns nicht! Schließlich sind wir Dein. Wenn Du uns vergißt, wer wird dann die Wunden unseres Herzens heilen? Welches Heilmittel bleibt uns dann? Welche Linderung kann es für das Herz geben, das sich voller Qual nach dem Anblick des Meisters sehnt?“ - Gar nichts - es gibt keine Worte, keinen Trost, der helfen könnte. In Wirklichkeit vergißt der Meister den Schüler niemals. Doch der Schüler weint: „Ich habe nur ein Herz, und Du hast jetzt Besitz davon ergriffen, was soll ich tun? Ich kann an niemand anderen denken, als an Dich allein.“ Ihr habt ein Herz, nicht zehn oder zwanzig. Ihr könnt nicht ein Herz
hier hingeben und ein anderes dort. Ihr habt nur ein Herz und es ist der Thron
Gottes. Laßt niemand anderen auf diesem Thron sitzen außer Gott. Aber was
tun wir? Wir überlassen diesen Platz allen weltlichen Dingen und entthronen
dadurch Gott. Guru Arjan sagt: „Der Meister liebt Seine Schüler und erinnert
sich an sie mit jedem Atemzug.“ Kann eine Mutter ihr kleines Kind vergessen?
Auch wenn sie woanders arbeitet; vielleicht gerade etwas in der Küche macht
während ihr Kind in seinem Zimmer liegt, ist die Verbindung zwischen den beiden
doch immer vorhanden! Wenn sich das Kind bewegt, beginnt die Milch in ihrer
Brust zu fließen und wenn das kleine Kind weint, läßt sie sofort alles andere -
und sei es das wertvollste - und läuft zu ihrem Kind. Genauso sind wir alle
Kinder Gottes, die Kinder des „Gott im Menschen.“ Er vergißt uns nicht. Aber durch
die Sehnsucht des Herzens betet der Schüler auf diese Art: „Vergiß uns nicht.
Denn schließlich gehören wir Dir, selbst wenn Du fortgehest.“ Aber ich
sage euch, zuerst liebt die Mutter das Kind. Die Liebe des Kindes ist nur die
Erwiderung. Die Liebe, die ein Meister für Seine Kinder, für Seine Schüler hat,
ist größer als die Liebe von hundert Müttern zusammen. Sie kommt von Gott in
Ihm. Er liebt die Seele, Er möchte die Entwicklung der Seele, ohne jedes Motiv
und ohne einen Ausgleich zu erwarten - nichts dergleichen. Eine Mutter liebt
ihre Kinder vielleicht mit der Hoffnung, daß sie in ihren alten Tagen für sie
sorgen, wenn sie erwachsen geworden sind. Aber Meister braucht so etwas nicht.
Er sieht einfach, daß wir alle Seelen sind. Gott in Ihm sieht: „Das ist mein
Kind.“ Je größer die Sehnsucht (nach ihm) in uns wird,
desto mehr wird unser Gemüt von allem Schmutz der Welt gereinigt - er wird von
den Tränen, die aus den Augen fließen, fortgewaschen. Nur dieses Wasser kann
den Schmutz, der sich während vieler vergangener Leben angesammelt hat,
wegwaschen. Es gibt
zwei Wege, wie man von Indien nach Mekka gelangen kann: Einen über das Meer,
und den anderen über das Land. Aber der Weg über das Land ist sehr sandig; es
gibt dort kaum Wasser. Durch die arabischen Wüsten gibt es keine Verbindungen.
So ist es schwer, den Pilgerort zu Fuß zu erreichen; selbst mit Pferden ist es
schwierig und ein Wagen kann die Sanddünen nicht durchqueren. Der andere Weg
jedoch, der Weg über das Meer, ist schnell: er bringt euch in drei Tagen nach
Mekka. So sagte Maulana Rumi an einer Stelle: „Wenn ihr eine Pilgerreise zu
Gott machen wollt, dann nehmt den Weg durch das Meer der Tränen, Ihr werdet
schneller sein, als auf dem Weg über das Land und die Wüste.“ Was ist
damit gemeint? Wenn man Gebete spricht, Riten und Rituale vollzieht oder
Schriften mechanisch liest, und das Herz dabei gleichgültig ist, kann es nicht
helfen, Gott zu erreichen, es ist wie Gymnastik. Euer Herz sollte übervoll sein
- so sehr, daß es durch die Augen überströmt. Einmal trug ein Pandit aus den
Schriften die Geschichte von Rama in Sanskrit vor. Ein einfacher Mann (der kein
Sanskrit verstand) saß bei ihm, hörte ihm zu und weinte ununterbrochen. Der
Pandit dachte: „Ich glaube, dieser Mann hat meinen Vortrag wirklich
verstanden.“ Als die Rede zu Ende war, rief der Pandit ihn zu sich: „Nicht
wahr, du hast verstanden, was ich vorgetragen habe?“ Er antwortet: „Nicht ein
einziges Wor.“ „Warum hast du dann so sehr dabei geweint?“ - Ich sah vor meinen
Augen Lord Rama; mein Herz war erfüllt, und so weinte ich. Während ich in
diesen Anblick vertieft war, hörte ich kein Wort von deiner Rede.“ Solche Liebe
ist die Ankündigung von Dingen, die kommen werden. Bevor der Regen kommt, ziehen sich am Himmel die
Wolken zusammen, und wenn der Obstbaum Blüten trägt, ist Hoffnung auf Früchte.
So kann ein Herz, das so voll von Sehnsucht und vom Leid der Trennung ist, daß
die Tränen aud den Augen fleißen, Gott am schnellsten erreichen. Wir aber
haben manchmal nicht einen einzigen Gedanken für Gott. Tage um Tage vergehen
ohne daß wir einmal an Ihn denken. Vielleicht haben wir noch nicht alle Aspekte
des spirituellen Tagebuchs erkannt. Eines ist dabei sehr wichtig: Ihr erinnert
euch währrend des Tages an Gott im Menschen, sonst würdet ihr nicht an Ihn
denken. Zumindest am Abend werdet ihr zurückdenken: „Was habe ich den ganzen
Tag gedacht?“ Denn ihr müßt es im Tagebuch eintragen. Ist es nicht ein großer
Segen? Wir erkennen die Wahrheit nicht, die den Dingen zugrunde liegt, die uns
gegeben wurden. (Wenn ihr das Tagebuch führt) sagt ihr immer zu euch selbst:
„Oh mein Herr, das sollte ich nicht tun, jenes sollte ich nicht machen.“ So
denkt ihr immer an Meister oder Gott in Ihm. Ein solches Herz wird bereit, Ihn
schnell zu erlangen. Das war
also ein Gebet - so voller Hingabe, voller Sehnsucht: „Oh Meister, Du gehst,
aber bitte, vergiß uns nicht. Wir können nicht an Dich denken, wenn Du nicht
vorher an uns denkst.“ Unsere Liebe ist die Erwiderung, wie ich voher schon
sagte. Wenn zwei Schüler eines Meisters zusammensitzen, kommt die liebevolle
Erinnerung an Meister ganz von allein. Ist es nicht so? Das ist das erste,
warum ihr aufgefordert werdet, die Gruppentreffen nicht zu versäumen. Wennn ihr
zusammensitzt, denkt ihr an Meister. Der eine oder andere sagt von selbst: „Das
ist so, jenes so“, und auf diese Weise wird die Erinnerung wiederbelebt. Und
wie Christus sagte: „Wenn mehr als einer in meinem Namen beisammen sind, bin
ich da.“ So werdet ihr Empfänglichkeit entwickeln. Wenn
Meister jemanden initiiert, dann wohnt Er von diesem Augenblick an in ihm und
verläßt ihn nie mehr, bis Er ihn in den Schoß des Vaters gebracht hat. Diesse
Kraft wird Gotteskraft, Gurukraft odr Christuskraft genannt. Eine solche
Haltung, und die Zeit, die auf diese Weise genutzt wird, macht uns fähig (Ihn
zu erlangen). Sitzt einfach in süßer Erinnerung, ihr werdet Antwort erhalten. Mein
geliebter Herr! Nun
werde ich Dich nicht mehr gehen lassen. Was
immer Du willst, werde ich tun. Ich
bitte Dich, werde mein, bleibe bei mir. Nach
endlosen Tagen der Trennung, geliebter Herr, habe
ich Dich endlich getroffen. Ich
bin wirklich glücklich, da Du Deine Zustimmung gegeben
hast und in mein Haus gekommen bist. Mein
geliebter Herr! Ich
lasse Dich nicht mehr gehen. Ich
werde mich an Deine Füße klammern und
darauf bestehen, daß Du bleibst. Mit
aller Kunst, die meiner Liebe zu Gebote steht, will
ich Dich betören. Bitte
bleibe mit Freude im Tempel meines Herzens. Herr,
mein geliebter Herr! Ich
werde Dich nicht mehr gehen lassen. Oh
Herr, Kabir erbittet von Dir: Laß
Dich nicht verlocken, woanders hinzugehen. Werde
mein, bleibe bei mir. Kabir Das ist
eines der Gedichte, das ich schrieb, als ich von meinem Meister getrennt war.
Aber Worte können diesen Zustand nicht beschreiben. Worte haben keine Macht,
die Gefühle des Herzens, die Sehnsucht des Herzens auszudrücken. Eine solche
Haltung strahlt aus in die Atmosphäre und vertreibt in diesem Augenblick alle
fremden äußerlichen Gedanken. Wo ein Adler ist, sind niemals Spatzen, und wenn
irgendwo der Adler der Liebe erscheint, erheben sich keine Gedanken. So sagten
alle Meister: „Das Herz wurde euch als heiliges Gut anvertraut.
Mißbraucht es nicht. Es ist für Gott bestimmt. Laßt nur Gott und nichts
Weltliches auf diesem Thron Platz haben.“ Solche
Gebete helfen euch. Solche Worte kommen direkt aus dem Herzen. Manchmal
gebrauchen wir vorgefaßte Gebete früherer Meister. Aber das sind Worte, die sie
sprachen. Die Worte sollten frisch aus unserem eigenem Herzen strömen. Etwas
nur mechanisch zu wiederholen kann keine Wirkung haben. Wenn ihr Ihn liebt,
seid ihr in Seinem Herzen. „Laßt Meine Worte in euch sein und ihr in Mir:“ Wie
könnt ihr in ihm wohnen? Indem ihr an Ihn denkt. Je mehr Sehnsucht ihr habt,
desto stärker erwidert Er sie. Kostet euch das etwas? - Die Zeit vergeht im
Flug! Während der
Zeit der Trennung von Meister (einmal waren es acht Monate), kamen diese Dinge
aus meinem Herzen. Wir haben nur ein Herz, nicht zwei oder drei. Oder wieviele
habt ihr? Eines? Er möchte euer Herz. Wenn ihr euer Herz gebt, was
bleibt dann? Wo das Herz ist, geht alles hin - der Körper und die Seele. Das ist mit
Hingabe, Ergebenheit gemeint. Den Dingen nur intellektuell zu folgen oder sie
philosophisch durchzudenken wird euch nicht weiterhelfen. Würden die Gelehrten
nur ein Gramm der Berauschung erfahren, und Sehnsucht nach dem Herrn haben, sie
würden alles vergessen und anfangen zu tanzen. Seht ihr? In solch einem Herzen
wohnt der Herr. Wir jedoch denken wenn wir beten, an Weltliches, an unsere
Kinder, an dies und jenes. Tulsi Das sagte: „Reinigt
euer Herz, damit Gott, euer Geliebter sich darin manifestieren kann.“ Dann
beschreibt er genauer, was es bedeutet, das Herz zu reinigen. Er sagt: „Das Herz, in dem sich kein anderer Gedanke als der
an Gott erhebt, ist rein.“ Das Herz,
in dem die Liebe für Gott, die Sehnsucht nach Gott ist, ist ein geeignetes
Gefäß; Gott manifestiert sich darin. Deshalb heißt es: „Gesegnet sind,die
reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ Das ist mit Reinheit
gemeint. |