Rundschreiben Nr. 19

Weisungen zur Unterhaltung von Zentren (Ashrams)

Die sich rasch ausdehnende Tätigkeit des RUHANI SATSANG hat dazu geführt, daß sowohl in Indien wie auch außerhalb viele Zentren (Ashrams) entstanden sind. So ist es wohl angebracht, zwecks Aufrechterhaltung des Zieles und des glatten Arbeitsablaufs an diesen Stätten, die durch die göttliche Vorsehung entstanden sind, einige ausführliche Weisungen zu geben. Folgende Grundsätze werden allen, die es betrifft, zur Führung und Hilfe zur Kenntnis gebracht und es sollte strikt daran festgehalten werden:

  1. Das Wort “Ashram” bedeutet Zufluchtsort - ein spirituelles Heiligtum, das die gnädige Meisterkraft erwählt, um von hier ihre liebevollen Lebensimpulse zum Nutzen der spirituellen Aspiranten auszustrahlen. Es ist ein Ort, an dem sich die hungrigen Seelen versammeln können, um innerhalb des geheiligten Bereiches, der mit der rechten, dem spirituellen Wachstum dienlichen Atmosphäre geladen ist, spirituelle Förderung zu erhalten. Es ist darum notwendig, daß alle, die solche Zentren besuchen, all ihre häuslichen Sorgen und Leiden, alle Gedanken an die Welt und weltliches Verlangen hinter sich lassen, um den größtmöglichen Vorteil aus den heiligen Vibrationen von oben zu ziehen, und während sie sich dort aufhalten, nichts in Gedanken,_Worten und Taten tun, was, die Heiligkeit des Ortes stören könnte und ihren Fortschritt behindert.
  2. Es ist eine unumstößliche Wahrheit, daß jeder Ort heilig ist, wo man in Andacht kniet. Die geheiligten Orte, die für diesen Zweck erwählt werden, sollten nicht als Mittelpunkte für gesellschaftliche oder kulturelle Zusammenkünfte betrachtet werden, wo sich die Menschen zu müßigem Geschwätz zusammenfinden und sich unziemliches Betragen erlauben. Es sollte das Bestreben aller sein, die Heiligkeit des erwählten Ortes zu wahren und aufrechtzuerhalten, da er für die heilige Sache des Meisters bestimmt ist. Es ist deswegen von äußerster Wichtigkeit, daß alle Initiierten und andete, einschließlich der Besucher, einen höchstmöglichen Grad von Redlichkeit, Frömmigkeit und Ernsthaftigkeit beachten und versuchen, einander in ehrerbietiger Bescheidenheit und liebevoller Dankbarkeit zu dienen, um geeignete und aufnahmefähige Kanäle zu werden.
  3. Ähnlich der religiösen Schulung ist die spirituelle ein weiterer Schritt für das glatte Wirken der Zentren und verlangt von allen eine besondere Beachtung dessen, was der Anstand erfordert. Hier gibt es keine Geistlichen, die euch begrüßen oder euch helfen, irgendwelche Riten oder Rituale auszuführen, denn solche gibt es dort nicht, und sie haben auf dem Gebiet der Spiritualität wenig zu besagen. Da ist nur die ausgestreckte, lenkende Hand der gnädigen Meisterkraft, voll des Mitleids und Erbarmens, die immer bereit ist, auf dem inneren Pfad jede mögliche Hilfe und Führung zu gewähren. Alles was man braucht, ist Stille, Heiterkeit und Zurückgezogenheit. Es wird daher von allen erwartet, daß sie still, offenherzig und ruhig und für die immer gegenwärtige Gnade des Meisters empfangsbereit sind. In dem gedämpften Schweigen und dem dichten Grün frischen Laubwerks werdet ihr mit der weißen Strahlüng der Meisterkraft gesegnet sein. Die reich duftende Brise wird euch die himmlischen Melodien des hörbaren Lebensstromes offenbaren, die in der geladenen Atmosphäre erklingen. Jede solche Pilgerfahrt wird euch mit seelenbewegenden Erfahrungen der göttlichen Vibration segnen.
  4. Die Atmosphäre innerhalb dieses Bereichts sollte, wie bereits gesagt, von allem müßigen Geschwätz und Diskussionen über Themen, die nichts mit Spiritualität zu tun haben, wie Politik, Wirtschaft, Philosophie und dergleichen, freigehalten werden. Dieser Ort sollte einzig der Kontemplation über die heiligen Lehren des gütigen Meisters, sowie die Schriften der früheren Weisen und Seher des Surat-Shabd-Yoga dienen und dazu, Gespräche über Spiritualität zu führen und morgens wie abends eine regelmäßige Zeit der Meditation zu widmen; denn durch solche Zusammenkünfte wird die Meisterkraft in ihren tiefsten Tiefen bewegt, und man kann ungeheuren spirituellen Nutzen daraus erhalten.
  5. Die göttliche Gabe des Heiligen Naam wird, wie ihr alle wißt, frei und in Fülle gegeben, so wie alle anderen Gaben der Natur – Luft, Wasser, Sonnenschein etc. Es ist nicht Brauch, irgendwelche Gaben vonBesuchern, gelegentlich anwesenden neugierigen Seelen und anderen anzunehmen, die zu diesen Zentren kommen. Die Ausgaben sollten durch freiwillige Zuwendungen von nur solchen Initiierten bestritten werden, die sie gern geben. Es liegt im Interesse der Sache, über die Einnahmen und Ausgaben dieser Geldmittel, die auch in Übereinstimmung und mit Billigung der Leitung am jeweiligen Ort für die Verbreitung der heiligen Lehren benutzt werden sollten, ordnungsgemäß Buch zu führen und Auszüge daraus von Zeitzu Zeit zur Orientierüng und Registrierung an das Hauptbüro des RUHANI SATSANG im Sawan Ashram zu senden.
  6. “Selbstloses Dienen” ist ein großer und reinigender Faktor und eine mächtige Hilfe beim spirituellen Vorwärtskommen. Alle, die das Vorrecht haben, mit der gesegneten Aufgabe, der Betreuung dieser Zentren betraut zu sein, ‚sollten ein ei~piel vollkommener Selbsthingabe in Körper, Herz und Geist sein. Wer am meisten im Geiste der Selbstaufgabe und Selbstverleugnung dient, wird geachtet und erwirbt des Meisters Wohlgefallen. Jeder, der die heiligen Zusammenkünfte besucht, sollte sich im selbstlosen Dienen und ehrerbietiger Bescheidenheit, in liebevoller Zusammenarbeit und gegenseitiger Duldsamkeit üben, aufdas alle Menschen, die diese Orte, die durch die göttliche Vorsehung ausersehen wurden, besuchen, selbst sehen, daß ihr unter der beschützenden und kompetenten Führung des lebenden Meisters steht. Das Gebiet des selbstlosen Dienens sollte sich über das Zentrum hinaus auf die wirklich Bedürftigen, Kranken und Hilflosen erstrecken. “Dienen” sollte vor dem “Selbst” kommen, was wiederum das Selbst zu großen Höhen erhebt. Es sollte frei, freiwillig und im Geiste liebevoller Hingabe an den Herrn getan werden, der in jedem Herzen wohnt. Das “Selbst” sollte sich so ausdehnen, daß es das Gesamte umfaßt, von dem es ein wesentlicher Teil ist, denn im Wohlergehen aller liegt das Wohlergehen des Einzelnen.
  7. Den diese Zentren leitenden und mit ihrer Aufrechterhaltung betrauten Personen obliegt die heilige Aufgabe, ihren Brüdern zu helfen. Seinen Lebensunterhalt im Schweiße seines Angesichts zu verdienen, ist eine grundsätzliche Verpflichtung. So ist erwünscht, daß sich alle selbst zu unterhalten suchen, indem sie einer ehrenhaften Beschäftigung nachgehen, die mit ebenso ehrenhaften Mitteln betrieben wird. Es schadet jedoch nichts, wenn die Geldmittel des Zentrums dazu benutzt werden, denen, die von auswärts kommen, eine einfache, streng vegetarische und nahrhafte Kost zu bieten, worüber natürlich besondere Eintragungen gemacht werden müssen.
  8. Es sollte dort eine kleine Bibliothek mit der Literatur geben, die von Zeit zu Zeit ausgegeben, oder vom Meister empfohlen wird. Alle diese Schriften und Bücher tragen seinen Lebensimpuls in sich, sie sind damit geladen und befähigen die Lieben, die wahre Bedeutung der Spiritualität zu verstehen.
  9. Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit sind die Ecksteine der Spiritualität. Alle, die die gesegneten Orte betreten, sollten ihren weltlichen Stand vergessen und im Sinne der Bruderschaft der Menschen und der Vaterschaft Gottes zusammenwirken. Es sollte keinen Unterschied geben zwischen Reichen und Ungebildeten, denn alle sind Kinder des einen Vaters und berechtigt, an der göttlichen Gnade gleichermaßen teilzuhaben. Das Reich Gottes ist das Erbe aller, und jeder hat das Recht, das verlorene Gebiet wiederzugewinnen.
  10. Meinungsverschiedenheiten, die durch gewisse Probleme entstehen mögen, sollten durch freundschaftliche und höfliche private Erörterungen ausgeglichen werden; doch wenn es ein besonders. verwickeltes Problem gibt, sollte man sich um Klärung an den Meister wenden. Liebevolle Duldsamkeit und Toleranz sollte jedoch das Leitprinzip sein, denn wo gibt es jemanden, der sich nicht irren kann?
  11. Alle sollten dessen sicher sein und es in ihre Herzen schreiben, daß das unsichtbare Auge des Meisters beständig über den spirituellen Interessen seiner Kinder wacht; und alle Bemühungen, die Heiligkeit dieser Stätten aufrechtzuerhalten, werden euch mit immer mehr Gnade segnen. Verfehlungen, die außerhalb dieser Stätten begangen oder Taten, die unterlassen werden, kann man vergeben; aber Fehltritte im persönlichen Verhalten oder sonstige, die an diesen heiligen Stätten begangen werden, müssen als zu ruchlos betrachtet werden und können kaum Vergebung finden, da sie den Ort seiner Heiligkeit berauben.

Wenn ihr die vorstehenden Grundsätze beachtet, indem ihr euch ihren Sinn zu eigen macht, wird euch der Herr bestimmt behüten und beschützen.

Mit aller Liebe -

KIRPAL SINGH