Rundschreiben Nr. 59 

Liebe Kinder des Lichts

gesegnet sind, die um der Rechtschaffenheit willen ihre Arbeit im Weingarten des Meisters anbieten und noch mehr die, welche tatsächlich in diesem Werk tätig sind. Es ist wirklich ein seltenes Vorrecht das einem als Gnadenakt zukommt, nicht" weil etwas Besonderes in uns wäre; und darum brauchen wir ans nicht stolz und erhaben zu fühlen. Im Gegenteil, wir sollten unseren Sternen danken, daß wir eine solche Gelegenheit bekommen haben. und versuchen, der edlen Sache, zerknirscht und bescheiden 'zu dienen. Es sollte immer unser ernstes Bemühen sein, uns des Vertrauens und der Verantwortung würdig zu machen, mit der wir trotz unserer Schwächen und Unzulänglichkeiten betraut worden sind.

Es lohnt sich immer für uns, gelegentlich innezuhalten, um uns darüber klar zu werden, was wir sind; denn manchmal werden wir in unserem Eifer zu Grenzen getragen,. die über den Grenzen der Vernunft liegen. Das menschliche Gemüt ist sehr listig und heimtückisch. Ganz unmerklich fängt es auf verschiedene Weise an, Possen zu treiben. Zuzeiten empfinden wir, Gottes Auserwählte zu sein, wir kennen den göttlichen Plan genau und wissen, daß die Kraft Gottes nur durch uns wirksam sein kann. Wir sollten wissen, daß wir noch auf dem Weg zur Vollendung sind und keineswegs nahe davor. Die Vollendung ist das Ziel, das erreicht werden muß. "Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist", lehrte Christus vor 2000 Jahren, und seine Lehren sind heute noch genau so wahr wie damals.

"Ein Schüler steht nicht Über dem noch ein Diener über dem Herrn. ist genug für den Schüler, wie sein Meister zu sein und der Diener wie sein Herr." Darum haben wir in uns die Tugenden des Meisters und des Herrn zu entwickeln. Die nächste Frage ist, was dies für Tugenden sind. Bescheidenheit ist die größte Zierde. Demut als erstes und Demut als letztes wurde immer durch sie gepredigt. "Selig sind die Armen im Geiste., denn ihrer ist das Himmelreich." So liegt hier die Betonung mehr auf der 'Armut des Geistes' als auf etwas anderem. Die ist der Grundton für alle, die für die heilige Sache arbeiten.

Als nächstes kommt die 'Liebe' - Liebe für jeden und Liebe für alle. "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst und liebe deine Feinde“; sind die beiden Hauptgrundsätze , an denen das ganze Gefüge des Christentums oder irgend einer anderen Religion hängt. In diesen wenigen Worten ist die Weisheit der Zeiten zusammengefaßt. 'Liebe fügt dem Nächsten nichts Übles zu, denn sie ist die Erfüllung von Gottes Gesetz. "Wer nicht liebet, kennet Gott nicht, denn Gott ist Liebe." Ein Sauerteig aus Liebe durchsetzt die ganze Menge, und alle, die um euch sind, werden davon berührt. Wiederum, vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Wenn auch immer die geringste Furcht da ist, seid gewiß, daß dann die Liebe im Herzen noch nicht vollkommen ist.

Natürlicherweise kommt aus der Liebe die Vorstellung des Dienens und Opferns. Die Liebe glaubt an das Geben - das Beste das man hat, wegzugeben und nichts als Gegengabe zu nehmen, denn dies würde ein Tauschhandel und nicht Liebe sein. "Dienen vor dem Selbst" ist es, was die Liebe predigt. "Durch Liebe dienet einander", predigte der Apostel Paulus den Galatern und durch sie der ganzen Menschheit. Wenn wir die Dinge kritisch betrachten, werden wir rasch erkennen, daß aller Dienst, den wir anderen zu erweisen glauben, für keinen anderen ist als für EIN und DASSELBE SELBST, das alles durchdringt, unser scheinbares individuelles Selbst eingeschlossen, das in das Kleid des Fleisches und der Knochen gehüllt ist. Da sich dies so verhält, gibt es keinen Grund, sich auf ein Guthaben zu berufen. Liebevoller Dienst muß darum freimütig, voll und natürlich, als eine selbstverständliche Sache geleistet werden, die alle Herzen erfrischt, denn er wird die sonst traurige und trostlose Erde in einen wahren Garten Eden verwandeln, um den wir tagtäglich so ernstlich beten, jedoch finden, daß er sich, je mehr wir danach verlangen, von uns entfernt.

Wenn liebevoller Dienst freimütig aus den inneren Tiefen eines Herzens zu fließen beginnt, wird dieses Herz ganz natürlich durch die Milch menschlicher Güte durchsättigt und sanft wie ein Lamm.

Befreit von den Disteln und Dornen der Überheblichkeit und des Stolzes wird einer ‚sanft wie eine Taube'. Er kann dann nicht die Gefühle anderer durch Gedanken, Worte und Taten verletzten. Er würde immer fürchten, andere zu beurteilen und ungeeignete Bemerkungen und Erklärungen von sich zu geben. "Urteilt nicht über andere, damit nicht über euch geurteilt und durch den Großen Richter Mangel befunden wird." Dieser Gedanke wird ihn wachsam halten. Das menschliche Herz ist der Sitz Gottes und man sollte ihm auf keine Weise Schaden zufügen. Ein Moslem-Heiliger geht soweit, zu sagen: "Verbrenne den heiligen Koran, wenn du willst, und mache die Kaaba zu Staub, aber verletze kein menschliches Herz, denn es ist der Sitz Gottes.“

Höflichkeit, werdet ihr erkennen, kostet nichts aber trägt reiche Anteile. Aus der Überfülle des Herzens spricht die Zunge. Wenn ihr beflissentlich Reinheit des Herzens entwickelt, wird eure Rode automatisch honigsüß sein. Eine Wunde, durch die Zunge verursacht, geht immer tiefer als eine Wunde durch das Schwert, sie bleibt immer frisch und brandig. ‚Wir sollten alle müßige Rede vermeiden, denn für jedes müßige Wort, das die Menschen sprechen, haben sie am Tage des Gerichts Rechenschaft abzulegen', bestimmt ist. Somit sind die Dinge nicht in jedem Falle vom menschlichen Standpunkt aus zu beurteilen.

Mit aller Liebe und wohlwollenden Gedanken für alle,
Herzlich Euer 
gez. Kirpal Singh